363 Andere soziale Probleme und Sozialdienste
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Eine ganz alltägliche Straßenszene ist scheinbar auf dem Eingangsbild zu sehen. In das Zentrum des anonymen Holzschnitts ist eine Musik-Gruppe platziert, bestehend aus vier bewaffneten Spielmännern und zwei singenden Kindern. Seitlich davon lugt eine Frau parterre aus dem Fenster: Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht wirft sie Unrat auf die Straße. Hier schreit sie uns förmlich an, die Unachtsamkeit und Unsauberkeit des mittelalterlichen Menschen - so hat man sich den 'verwahrlosten' Alltag der mittelalterlichen Stadt vorzustellen! Doch wie alltäglich war das auf dem Holzschnitt Gezeigte wirklich? Dieser Beitrag prüft, ob das heute vorherrschende Bild der „schmutzstarrenden“ Stadt des Mittelalters berechtigt
ist. Oder ob dieser Vorwurf ein Stereotyp bedient, das zumindest in wissenschaftlicher Perspektive differenziert gesehen werden kann. Der Ansicht von der im Mittelalter angeblich geradezu charakteristischen Nachlässigkeit der Städte in der öffentlichen Reinlichkeitspflege sind Belege gegenüberzustellen, die zeigen, dass zumindest offiziell Schmutz unerwünscht und Sauberkeit sehr geschätzt waren. Mit den Untersuchungen von Ulf Dirlmeier, Klaus Grewe und Ernst Schubert sollten Gegenpositionen zu den bekannten Vorurteilen über die hygienisch heruntergekommene Mittelalterstadt dargestellt werden, die es ermöglichen, zu differenzierten Urteilen über die damaligen Verhältnisse zu kommen. Um aber den Themenkomplex „Stadt - Mensch - Abfall“ besser zu verstehen, beginne ich zunächst mit einem Überblick zur Institution der „Mittelalterlichen Stadt“. Kennt man die Verhältnisse und Aufgaben dieses Gemeinwesens, fällt es leichter, sich ein angemessenes Bild über den damaligen Umgang mit Dingen, die als Müll, Abfall oder 'Unlust' galten, zu machen. Anschließend soll die methodische Frage beantwortet werden, welche Quellenmaterialien überhaupt noch zur Verfügung stehen, um den Untersuchungsgegenstand „Entsorgung in der Stadt“ wissenschaftlich aufzuarbeiten. Der Hauptteil befasst sich mit Themen der „Wasserver- und -entsorgung“, „Straßenpflasterung“, „Fäkalienentsorgung“ und „öffentliche Straßenreinigung“. Die
Ergebnisse sollen am Ende die durch das Titelbild aufgeworfene Frage „Wie schmutzig war das Mittelalter?“ klären helfen. Auch wäre zu fragen, ob die gewonnen Erkenntnisse in den Kontexthistorischer Alltagsforschung zu stellen sind, bzw. ob ein 'erweiterter', auf die Entsorgungsproblematik sensibilisierter Ansatz ausreichend Auskunft über das alltägliche Leben mittelalterlicher Städte geben kann.
Die als „Heidelberger Schlossstreit“ in die Literatur eingegangene Auseinandersetzung im letzten Drittel des 19. bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts fokussierte sich bekanntlich auf die Frage, wie mit den renaissancistischen Palästen der Schlossanlage zu verfahren sei: Konservierende Restaurierungskonzepte standen gegen das vom Finanzministerium und dem Architekten Carl Schäfer vertretene Konzept einer historisierenden Wiederherstellung. Die Bedeutung dieser Debatte liegt darin, dass sie die Entwicklung derjenigen Leitsätze der Denkmalpflegetheorie und -praxis voranbrachte, die die Grundlegung der modernen Denkmalpflege bilden. Insofern reicht die Wirkungsgeschichte dieses Streits bis in unsere Gegenwart. Sie führte zu richtungsweisenden methodischen Innovationen im Umgang mit dem Denkmal. Auch die Forschung zur Bau- und Ausstattungsgeschichte des Schlosses bekam einen mächtigen Schub: Quellensammlungen und eine Fülle von Publikationen zur politischen Geschichte, zur Bau- und Kunstgeschichte entstanden in diesem Kontext. Sogar ein Periodikum hatte der 1866 gegründete Schlossverein herausgegeben, das sich ausschließlich den Schlossfragen widmete, die „Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses“.
Neben der inneren und äußeren Friedenssicherung war die Versorgung der Bürger mit den Grundgegebenheiten des täglichen Lebens die Hauptaufgabe der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Kommunen. Wasser spielte dabei eine besondere Rolle. Man konnte es aus tief gegrabenen Brunnen gewinnen, aus Flüßen oder Bächen schöpfen, seit dem Spätmittelalter auch durch komplizierte Hebewerke in die Städte leiten. Mit welchem System auch immer eine mittelalterliche Stadt sich mit dem notwendigen Wasser versorgte, die Stadt war ein genossenschaftlicher Personenverband und auf die
aktive und verantwortliche Beteiligung der Bürger am Gemeinwesen angewiesen. In entsprechender Weise waren alle kommunalen Aufgaben geregelt, wobei dem Stadtregiment eine organisatorische und planerische Leitung zukam. Dieses ist in Heidelberg deutlich zu erkennen.
Diese Veröffentlichung ist dem Gedenken an Dr. Manfred von Schickfus gewidmet, der bis zum Beginn seiner Erkrankung am Kirchhoff-Institut für Physik der Universität Heidelberg arbeitete. Ende Januar vergangenen Jahres nahm er Kontakt zu mir auf, angeregt durch meinen Vortrag über den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss im Königssaal am 25. Januar 2012. Er berichtete, dass sein Urgroßvater, Adolf von Oechelhäuser, Notizen hinterlassen habe und fügte einen von ihm transkribierten Auszug bei, der sich auf den Denkmalstreit um das Heidelberger Schloss bezieht. Wir sprachen darüber, die Notizen zu veröffentlichen. Zur geplanten Sichtung des gesamten Dokuments mit ihm zusammen kam es indessen nicht mehr: Dr. von Schickfus verstarb am 8. Dezember desselben Jahres, an seinem 72. Geburtstag. Seine Witwe Antje von Schickfus war so freundlich, den Abdruck des Auszugs zu genehmigen.
Obwohl biografisch-kunsthistorisch gut dokumentiert, birgt der Heidelberger Bergfriedhof versteckte Details, die sich erst nach vielfachem Hinschauen offenbaren und nach einigen Recherchen ihre Geschichte erzählen. Im Gräberfeld O steht ein Grabstein, ringsum mit Ornamenten des Historismus verziert, der aber eine erst 1939 angelegte Grabstelle markiert. Die Rückseite führt dann in ein anderes Jahrhundert. Zu sehen ist das Porträt eines Verbindungsstudenten, darunter die Inschrift: „August Stöpel / cand. rer. nat. / 1858−1881 / Gest. in Göttingen“.
Viele Funktionen hatte das Friesenheimer Rathaus in seiner langen Baugeschichte zu erfüllen. Das Gebäude wird in das frühe 16. Jahrhundert datiert, die Jahreszahl 1548 auf dem vor dem Rathaus stehenden Stockbrunnen dürfte auch das Baujahr des Rathauses sein. Das Gebäude wurde als Gasthaus errichtet und diente mit seiner Gaststube dem Rat der Gemeinde als Versammlungsort. Auf dem Gebäude lag, bei der Veräußerung an die Gemeinde Friesenheim im Jahr 1853 eine Realwirtschaftsgerechtigkeit und es führte den Namen „Zum weißen Rössle“. Im Kaufvertrag wurde es als zweistöckiges Steinhaus mit Stallungen beschrieben, es sollte künftig nur noch Rathaus sein. Es war über eine außenliegende Holztreppe zum ersten Obergeschoss erschlossen, hier befanden sich die Räume für Bürgermeister, Ratschreiber, Rechner und Gemeinderat. Im Dachgeschoss wohnte der Lehrer. Die Räume des Erdgeschosses wurden über zwei große Hoftore erschlossen. Untergebracht war hier die Feuerwehr mit ihrem Gerät. Die Wache für die beschäftigten Polizeidiener und die zur Nachtwache eingeteilten Bürger befand sich auf der Südwestseite des Rathauses. Sie hatte einen getrennten Eingang. Zur Polizeiwache im Erdgeschoss gehörte auch eine Arrestzelle zur Unterbringung von festgenommenen Personen. Die Festnahmen erfolgten durch die Gendarmerie in Lahr, jedoch auch durch die Polizeidiener der Ortspolizeibehörde Friesenheim.
Als im November 2013 die Denkmaltopographie für den Stadtkreis Heidelberg (im Folgenden DT) mit ihren über 1200 Seiten in zwei Bänden herauskam, waren die ersten Reaktionen in der Presse, bei den öffentlichen Persönlichkeiten und im Bekanntenkreis sehr euphorisch: Soviel Neues an Geschichte, Beschreibungen und Deutungen des Wohnumfelds waren zu entdecken. Im privaten Kreis schlugen nach ein paar Wochen die Reaktionen um: Alle hatten nun einen oder mehrere Fehler gefunden, Widersprüche oder Lücken entdeckt. Viele Fragen erreichten uns. Der Geschichtsverein lud daraufhin zu einer Fachkonferenz Denkmaltopographie ein, die am 26. September 2014 in der Volkshochschule Heidelberg stattfand. Die Teilnahme war lebhaft, fast alle Stadtteile waren vertreten. In der Einladung waren Stellungnahmen zur Bewertung der Denkmaltopographie erbeten. Die Konferenz hatte einen ergiebigen Verlauf. Es gibt ein knappes Protokoll, ein paar Statements, E-Mails und den Auftrag an mich, einen Bericht zu schreiben. Der Tenor war sehr einhellig: Die DT wurde als wichtiges Hilfsmittel für die Stadtforschung begrüßt, im Detail fehlte es dann nicht an Kritik, Korrekturen und Fragen. Im Folgenden will ich meinem Auftrag gerecht werden, indem ich mich weitgehend auf solche Themen und Beispiele beschränke, mit denen ich selbst mich befasst habe. Darüber hinaus gilt mein Dank allen, die mit ihren Anregungen zur Diskussion beigetragen haben. Besonders hervorheben will ich die Beiträge von Georg Machauer zum Pfaffengrund, von Walter Petschan zu Wieblingen und von Tobias Städtler zu Ziegelhausen.
Vineta am Oberrhein
(2017)
Für die größten Naturkatastrophen in der zwischen Schwarzwald und Vogesen liegenden Tiefebene war abgesehen von einzelnen starken Erdbeben stets der Rhein verantwortlich. Er war der prägende Gestalter dieser Landschaft, bevor Tulla ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein festes Bett zwang. Wenn er auch meist friedlich dahin mäanderte, so konnte er sich bei Hochwasser mit brachialer Gewalt über die mehrere Kilometer breiten Flussauen hinaus ausdehnen und der Niederterrasse hie und da nicht nur fruchtbaren Ackerboden entreißen sondern auch auf dem Hochufer liegende Ortschaften oder Teile davon hinwegspülen. Und war das Hochwasser wieder zurückgegangen, blieb meist ein neues Labyrinth an Gießen und Inseln zurück, während der Hauptstrom mit seinem Talweg als tiefster Stelle in einem immer neuen Bett dahinfloss. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, dass der Rhein Jahrhunderte lang auf der Ostseite des Breisacher Burgbergs geflossen ist. Der schon für die Römer bedeutsame Ort wird noch im zehnten Jahrhundert ein „oppidum Alsatiae“ genannt und befand sich auch lange Zeit in einer Insellage. Erst bei einem schweren Hochwasser im Jahre 1295 verlagerte sich der Rhein westwärts, sodass sich die Stadt seither vollständig an seinem rechten Flussufer befindet. Viel stärker noch als für Breisach bedeutete der Rhein für das weniger geschützt liegende Neuenburg Wohl, aber auch Wehe. Die vor allem durch den Rheinhandel aufgeblühte Zähringergründung Neuenburg wurde vom sogenannten Magdalenen-Hochwasser im Jahre 1480 zur Hälfte weggerissen.
Durch die Gemeindereform der Jahre 1972-1975 wurden mit den Ortschaften auch die Gemeindewaldungen von Friesenheim, Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern zu einem Waldverband vereinigt. Die Waldbewirtschaftung erfolgte nunmehr aus einer Hand unter dem Namen: Revier Friesenheim. Der Friesenheimer Gemeindewald ist, unter Beibehaltung der vorhandenen historischen Grenzen, in insgesamt fünf Distrikte aufgeteilt: Distrikt I Oberschopfheimer Wald mit 20 Abteilungen, Distrikt II Friesenheimer Wald mit 28 Abteilungen, Distrikt III Oberweierer Wald mit 16 Abteilungen, Distrikt IV Schutterner Wald mit 17 Abteilungen und Distrikt V Heiligenzeller Wald mit 14 Abteilungen. Alle Abteilungen haben neben Nummern auch Namen, die sich meistens nach der Lage, Überlieferungen oder Ereignissen richten. Auch die Wege im Wald haben alle Namen, die sich meistens auf die Abteilungsnamen beziehen. Im Friesenheimer Wald gibt es sogar einen „Katastrophenweg“. Der Name stammt aus der Zeit nach 1945 und wurde als Ersatznamen für den „Adolf-Hitler-Weg“ genommen. Von der Gesamtwaldfläche mit 1.637,7 ha werden von der Gesamtgemeinde Friesenheim 1.424,7 ha als Eigentümerin selbst bewirtschaftet. Die Restfläche ist Staatswald.
Zu Ehren der bevorstehenden Vermählung der Erzherzogin Marie Louise von Österreich, Tochter des österreichischen Kaisers, mit Napoleon Bonaparte, Kaiser der Franzosen, gab Fürst Karl von Schwarzenberg am 1. Juli 1810 in seinem Pariser Palais einen Ball. Der Botschafter des österreichischen Kaisers, apostolischen Königs von Ungarn und gefürsteten Grafen von Tirol wusste, was er dem Ruhme der Tochter seines Herrn, dem Ruhme des Habsburgerreiches und seinem Verhältnis zu Frankreich, dem durch Napoleon wieder aufsteigenden Stern am Himmel der europäischen Großmächte, schuldig war. Weil man die vorhandenen Räumlichkeiten als nicht ausreichend erachtete, wurde im Park des Palais ein üppig ausgestatteter Festpavillon geschaffen. Zu diesem Zweck hatte Fürst Schwarzenberg von einem Mechaniker einen mobilen, zeltartigen Festsaal gemietet, der im Garten aufgebaut worden war. Der berühmte Architekt Bernard, damals bekannt für seine großartigen Dekorationen, schmückte diesen Festsaal aus. Die provisorische Konstruktion war aus äußerst leicht entflammbaren Materialien gebaut: Holzplanken, verkleidet mit Zeltstoff und bemalten Zelthimmeln, diese wiederum gedeckt mit geteerten Zeltplanen.