393 Sterbe- und Bestattungsriten
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Der Anfang und das Ende des Lebens sowie die Hoffnung auf ein Weiterleben nach dem Tode bestimmen die kultischen Handlungen in allen Religionen. Nicht umsonst werden Verstorbene von den Anfängen der Menschheit bis zur heutigen hochtechnisierten Gesellschaft unter rituellen Handlungen an ganz besonderen Orten bestattet. Die Bezeichnung der Begräbnisstätten variiert nach Zeit und Ort: „Gottesacker“, „Kirchhof“, „Totenhof“ oder „Friedhof“. In fast allen Religionen sind die Grabstätten die Wohnungen der Toten. Sie sind Erinnerungsstätten, sie verknüpfen nicht nur das Schicksal der lebenden und der verstorbenen Familienangehörigen, sondern auch die gegenwärtige mit der vergangenen Kultur. Die Wissenschaft, die sich mit der Entwicklungsgeschichte des Menschen beschäftigt, hat bei ihren Forschungen herausgefunden, dass überall dort, wo Tote nicht achtlos liegen gelassen, sondern bestattet werden, menschliche Kultur beginnt. Deshalb lässt die Art und Weise der Bestattung für die Altertumsforschung wichtige Rückschlüsse auf die jeweilige Gesellschaftsform und die Geschichte menschlichen Zusammenlebens insgesamt zu. Nicht nur, dass Gräber Zeichen gelebten Lebens sind, die Geschichte eines Friedhofes ist auch immer eng mit der Geschichte der jeweiligen Stadt oder des jeweiligen Dorfes verbunden. Nirgendwo sonst stehen auf engstem Raum Vergangenheit und Gegenwart so intensiv nebeneinander. Nirgendwo sonst wird Geschichte so facettenreich und lebendig aufgeblättert wie auf einem Friedhof. Hinzu kommt, dass bei den Begräbnisstätten alte Bäume und dichte Hecken zur inneren Einkehr und auch zum Philosophieren einladen. Deshalb sind Friedhöfe auch Orte des Gedenkens, der Pietät und der Geschichte. Bis ins 19. Jahrhundert wurden die Toten neben den Kirchen bestattet. Das Wort „Kirchhof“ für den Friedhof deutet noch darauf hin. Durch Gesetzgebung wurde seinerzeit bestimmt, dass die Toten außerhalb der bewohnten Umgebung bestattet werden. So wurden dann „Friedhöfe“ angelegt. Damit war zwar der Ort der Bestattung „ausgegrenzt“, nicht aber das Gedenken an die Verstorbenen. Denn, es mag zwar seltsam klingen, ein Friedhof ist heute durchaus auch ein Ort des Lebens. Viele Begegnungen finden hier statt. Angehörige besuchen die Gräber ihrer Verstorbenen und schätzen die Ruhe und Beschaulichkeit des Ortes. Natürlich wird hier auch gearbeitet; Gräber werden gepflegt; die Anlagen werden instand gehalten; neue Gräber werden vorbereitet. Leben und Tod begegnen sich hier unmittelbar.
In verschiedenem Grün leuchten die Blätter der Buchen, Eichen und Linden. Vögel zwitschern und ein Specht klopft mit seinem schnellen „Tock-tock“ an einem Baumstamm. Vom Waldrand aus kann man den Blick schweifen lassen über - jetzt im Spätsommer - abgeerntete Getreidefelder und blühende Wiesen. Der Ort strahlt Ruhe aus. Wer weiß, dass dieser Wald beim Ottenweier Hof schon vor Jahrhunderten ein spiritueller Ort war, spürt diese Ruhe umso mehr. Die Geschichte des Täuferwaldes war mit ein Grund, warum sich die Gemeinde Neuried dafür entschied, hier einen Bestattungswald einzurichten. Seinen Namen hat er von den Täufern, einer evangelischen Religionsgemeinschaft, die im Zuge der Reformation entstanden ist. Schon vor über 250 Jahren nutzten sie den Wald für Gottesdienste und Taufen. Zwei runde Sandsteintische sind heute noch Zeugnisse dieser Vergangenheit. Einer der Tische steht neben einer Senke im Boden, die sich bei Regen mit Wasser füllt. Sie könnte in jenen Zeiten den Täufern als Taufbecken gedient haben. Die Gemeinde Neuried führt den Bestattungswald innerhalb des Eigenbetriebs Forst. Revierförster Gunter Hepfer erhält beim Betrieb des Bestattungswaldes Unterstützung von der Friedhofsverwaltung der Gemeinde und von Tom Jacob, ebenfalls gelernter Förster, der derzeit eine Zusatzausbildung zum Seelsorger und Trauerredner im evangelischen Kirchenbezirk Emmendingen absolviert. Jacob hilft dem Revierförster auch bei den angebotenen monatlichen Führungen durch den Bestattungswald. Bei einer dieser Führungen erwähnte Jacob, dass er früher einmal das Glück gehabt habe, für zwei Jahre im Ottenweier Hof zu wohnen. So sei er mit der Geschichte der Täufer in Berührung gekommen und habe begonnen, nachzuforschen.
Die Kontroverse um Fortschritt und Tradition, Vernunft und Glaube, Kirche und Welt im 19. und frühen 20. Jahrhundert manifestierte sich in vielerlei Bereichen. Ein besonders sensibles und emotionsbefrachtetes Thema stellte in diesem Zusammenhang die Bestattungsfrage dar. Nachdem jahrhundertelang das Erdbegräbnis die ausnahmslos übliche Art der Bestattung im christlichen Abendland gewesen war, plädierten verschiedene Kreise im Laufe des 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Gründen für eine Wiederaufnahme der antiken Sitte der Leichenverbrennung. Auch in Freiburg gaben nach der Wende zum 20. Jahrhundert Pläne zu einem Krematoriumsbau Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen, welche vor allem mittels der zahlreichen damals hier erscheinenden Tageszeitungen in durchaus polemischer Art und Weise ausgetragen wurden. Im Folgenden soll zunächst die allgemeine Wiedererweckung des Brauchs der Feuerbestattung in Deutschland seit der Zeit der Aufklärung dargestellt werden. Daran schließt die spezielle Auseinandersetzung in dieser Frage in Freiburg an. Nach einer kurzen Beschreibung des zuvor heftig umstrittenen Krematoriums wird schließlich das Ergebnis zusammengefasst.
Den Geist der Heimat kann niemand erfassen, der sich nicht auch einmal in die Betrachtung des Ruheortes der Verstorbenen versenkt hat. Bruchsal hat einen der schönsten und gepflegtesten Friedhöfe in unserer Gegend. Ein ganz eigenartiger Zauber liegt über der alten Begräbnisstätte hinter der St. Peterskirche. Von alten Bäumen überschattet, stehen noch manche altehrwürdige, teils aus bodenständigem Gestein geschaffene Grabmäler, und verkörpern noch Geschichten alter vergangener Bruchsaler Geschlechter. Leider sind die Inschriften der ältesten Grabdenkmäler stark verwittert. Es wäre deshalb eine verdienstvolle Aufgabe, sie zu sammeln und der Nachwelt zu erhalten.
Im Gegensatz zu manch großem städtischen Gottesacker ist den Dorf- und Kleinstadtfriedhöfen oft nicht viel mehr als eine Randnotiz der Ortschronik gewidmet. Dabei bietet das Friedhofs- und Bestattungswesen auch für kleinere Kommunen unter ortstopographischen, denkmalpflegerischen und personengeschichtlichen Aspekte durchaus bemerkenswerte Forschungsansätze. Für die Stadt Ditzingen gibt der vorliegende Aufsatz eine erste Bestandsaufnahme, mit einer knappen Rückschau auf die vor- und frühgeschichtliche Fundsituation und einer ausführlicheren Einführung in die neuzeitliche Friedhofsgeschichte der Ortsteile.