622 Bergbau und verwandte Tätigkeiten
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Seit dem 19. Jh. wurden zahlreiche geologisch-lagerstättenkundliche und historische Abhandlungen zum Kinzigtaler Bergbau verfasst, die auch die Grube Segen Gottes und ihre Geschichte berücksichtigen. Einige Bergwerke im Kinzigtal wurden detailliert vermessen, jedoch fanden kaum archäologische Untersuchungen statt mit Ausnahme der Grabungen in der ehemaligen Bergstadt Prinzbach in einem Seitental der Kinzig. Montanarchäologische Forschungen in einem Bergwerk des Kinzigtales sind bisher nur in der Grube Segen Gottes bei Haslach-Schnellingen durchgeführt worden.
Anlässlich des Jubiläums wurde im September 2007 im Pfarrhaus Prinzbach eine Ausstellung veranstaltet. Die Ausstellungstexte sind im folgenden als bleibende Erinnerung an die Geschichte und Archäologie der Bergbaustadt Prinzbach wiedergegeben, nachdem die Fundstücke wieder in ihren Kisten verschwunden sind. Prinzbach feiert in diesem Jahr die 750. Wiederkehr seiner Ersterwähnung (1257). Warum entstand an dieser Stelle im Mittelalter überhaupt eine Stadt? Prinzbach liegt im Mittleren Schwarzwald, in einem Seitental des unteren Kinzigtals, abseits der großen Verkehrsströme. Eigentlich keine typische Lage für eine Stadt: kein großer Verkehrsweg läuft direkt hindurch, das Tal bietet kaum Erweiterungsmöglichkeiten, mit den landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Tal hätte man Schwierigkeiten, eine größere Bevölkerung über längere Zeit hinweg zu ernähren, das Stadtgebiet liegt am Hang; es ist außerdem oben stark überhöht, weil der Berghang weiter ansteigt. Für eine Stadt wäre das ein strategischer Nachteil; der Innenraum wäre von oben her einzusehen und leicht zu beschießen. Man könnte ohne Schwierigkeiten Gebäude in Brand setzen oder zerstören. Die Lösung für diese Merkwürdigkeiten liegt in der Geologie: Das anstehende Gestein (Gneis und auch Granit) enthält Erzgänge.
Um Gold wurden Kriege geführt, Reiche zerstört, ganze Völker ausgerottet. Gold regierte über Jahrhunderte und über Generationen die Welt. Seit Menschengedenken geht von diesem Edelmetall eine Faszination aus. Aber nicht nur in den einstigen Goldgräberhochburgen entlang der nordamerikanischen Flüsse „Klondike“ und „Yukon“ ließen sich die Menschen vom Goldfieber anstecken. Auch am Oberrhein versuchten die Menschen bis ins 19. Jahrhundert hinein dem Strom seine raren Schätze zu entreißen. Wenn auch die Goldwäscherei auf den steten Wandel von Hoch- und Niedrigwasser angewiesen war und deshalb oftmals nicht betrieben werden konnte, so spielte sie im Leben der Menschen entlang des Rheins bis zur Rheinkorrektion durch Johann Gottfried Tulla eine wichtige Rolle. Nicht umsonst weisen in zahlreichen Dörfern entlang des Rheins verschiedene Straßen-, Gewann- wie auch Familiennamen auf das einstige Goldwaschen hin. Auch das 1425 als „Goldschure“ erstmals erwähnte heutige Goldscheuer bei Kehl erinnert noch an jene glanzvolle Vergangenheit.
Mit „Lost Places“ bezeichnen wir „vergessene“ oder „aufgelassene Orte“. Gemeint sind damit überwiegend Bauwerke der jüngeren Vergangenheit, die in der Regel noch nicht in einen historischen Zusammenhang gestellt worden sind, da sie aufgrund ihrer genscheinlich minderen Bedeutung kein Interesse in der Öffentlichkeit finden und als nicht besonders schutzwürdig gelten. Ein wesentliches Merkmal von „Lost Places“ ist ihre belassene Ursprünglichkeit und der Umstand, dass die Blicke neugieriger Spaziergänger durch keinerlei erklärende Hinweisschilder gelenkt werden. Das Wissen zur Geschichte haben nur noch wenige Personen, die im Regelfall schon sehr alt sind und nach und nach versterben und ihr Wissen, wenn es nicht aufgeschrieben wurde, mit ins Grab nehmen. Für die Weißtongrube am Haselberg in Brigachtal-Überauchen treffen all die Merkmale eines „Lost Place“ zu.
In vielen Tälern des Schwarzwaldes wurde im Laufe einer über 7.000 Jahre alten Bergbaugeschichte mal mehr, mal weniger Bergbau betrieben. Noch heute zeugen viele Gewannnamen wie „Auf der Halde“, „Grubenweg“ oder „Silberhalde“ von dieser Tradition. In Kappel und Schabenhausen (Teilorte der Gemeinde Niedereschach zwischen Villingen und Rottweil) wurde in den Jahren 1511 bis 1781 nachweislich Bergbau betrieben.
Nur wenige Kilometer südlich von Freiburg tritt nahe Bollschweil das Tal der Möhlin aus dem Schwarzwald. Am Ende dieses Tales, wo sich die Wässer zahlreicher Quellen zwischen Hohbühl, Kaltwasser und Gießhübel an der Westseite des Schauinslandes zur Möhlin zusammenfinden, liegt St. Ulrich, ein kleines Schwarzwalddörfchen, vorwiegend geprägt
durch Wald- und Weidewirtschaft.
Der Albbrucker Ortsteil Hechwihl oder „Hächel" wie die Einheimischen ihren Weiler im Steinbachtal zwischen Tiefenstein und Unteralpfen auch nennen, wurde schon sehr früh besiedelt. Hier auf der Anhöhe, einem markanten Bergsporn aus Buntsandstein, fanden die ersten Ansiedler den gesuchten Schutz vor allerhand Feinden. Als in der Rißeiszeit vor rund 200 000 Jahren weite Teile des Südschwarzwaldes mit Eis bedeckt waren, hat die Zunge des mächtigen Albtalgletschers neben
dem Steinbachtal besonders die tiefe Schlucht des Albtales herausgehobelt. Dabei betrug die Eisdecke über dem heutigen Hechwihl mehr als 150 Meter. Der Muschelkalkrücken (First und Hübler) zwischen Hechwihl und Etzwihl wirkte dabei wie ein Prellbock gegen die wandernden Eismassen und brachte sie hier zum Stillstand. Genauso prallte der Rhein-Aare-Gletscher aus den Alpen von Süden her gegen den Berg. Als das Klima sich mit der Zeit wieder erwärmte, begann die Eisdecke abzuschmelzen. Die Erosion durch das Eis und die abfließenden Schmelzwässer vermochten nicht den Sporn von Hechwihl abzutragen. Dafür haben sie ihn aber mit einer bis zu vier Meter dicken Sanddecke überschüttet. In den letzten Jahrtausenden wurde schlußendlich der Sand mit Fließerde aus dem Verwitterungslehm vom weiter oben anstehenden Muschelkalk zugedeckt.
Zwischen dem Alb- und Wutachtal gab es einmal eine bemerkenswerte Sandsteinindustrie. Dabei fand die Gewinnung von Mühlsteinen sogar weit über Mitteleuropa regen Absatz. Aber nirgendwo in der Umgebung von Waldshut liegt das ehemals abbauwürdige Sandsteinvorkommen so weit frei, wie das bei Unteralpfen. Denn der flachgewölbte Bergrücken zwischen Unteralpfen und dem Albtal ist von dem einst darüberliegenden Ablagerungsgestein des Erdmittelalters, durch die Erosionskräfte der Eiszeiten, bis tief in den Buntsandstein abgetragen worden. Nur noch wenige Meter Sediment blieben über der brauchbaren Sandsteinschicht liegen. Deswegen konnte man sie, im Gegensatz zu anderen Vorkommen, auch verhältnismäßig leicht abbauen. Diese sogenannte Mühlsteinbank, die schon immer von den Steinhauern so bezeichnet wurde, ist stark verkieselt und daher äußerst wetterbeständig. Mit seinem harten Korn und etwas weicherem Bindemittel war der Sandstein für viele Arten von Mahl-, Schleif- und Werksteine bestens geeignet. Das ausgebleichte Material mit einer gleichmäßigen Körnung wurde besonders für die Mühlsteinherstellung verwendet. Grobkörniger Sandstein hingegen, der vom Eisengehalt leicht braun gefärbt ist, hatte man zu Werksteinen verarbeitet.
Es ist eine weithin recht wenig bekannte und daher auch wenig beachtete Tatsache, daß gerade im Mittleren Schwarzwald, und ganz besonders im Kinzigtal und dessen Nebentälern, auch heute noch eine ungeheuer große Zahl an Bergbauspuren vorhanden sind. Leider werden es von Jahr zu Jahr immer weniger. Viele dieser Spuren werden oft gar nicht als solche erkannt und fallen daher der Zerstörung anheim, sei es durch land- oder forstwirtschaftlichen Betrieb, sei es durch den Straßenbau oder auch durch die Siedlungstätigkeit allgemein. Im folgenden möchte ich in geraffter Form auf dieses Problem näher eingehen. Zunächst müssen wir uns fragen, welche Bedeutung diese Spuren für uns haben. In erster Linie sind sie Zeugen vergangener menschlicher Tätigkeiten, die manchmal nicht einmal durch schriftliche Quellen belegt werden können. Sie sind daher im besten Sinne als Urkunden, sog. Bodenurkunden, zu bezeichnen. Je mehr von ihnen verschwinden, desto ärmer wird unsere Kenntnis über frühere Erwerbstätigkeiten unserer Vorfahren. In zweiter Linie vervollständigen sie unser Wissen über geschichtliche Vorgänger und um unsere Heimat. Und schließlich hilft unsere Kenntnis von diesen teils uralten Spuren dazu mit, etwas sorgsamer mit Bodenurkunden insgesamt umzugehen.