710 Städtebau, Raumplanung, Landschaftsgestaltung
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Ein Platz für Menschen
(2011)
Im vergangenen Jahr (2010) fanden, in Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe „Kunst Heidelberg“, der Architektenkammer und dem Stadtplanungsamt, verschiedene Veranstaltungen zum Thema „Kunst im Öffentlichen Raum“ statt, die fortgesetzt werden und über die theoretische Erörterung hinaus möglichst auch zu konkreten, sinnvollen und durchdachten Ergebnissen führen sollen - zweifellos eine begrüßenswerte Initiative. Manche Diskussionsbeiträge konnten freilich so verstanden werden, als hätte Heidelberg auf diesem Gebiet bislang nichts Bemerkenswertes vorzuweisen. Dass dem nicht so ist, zeigen im Bereich der Altstadt etwa Beiträge wie der - im Volksmund so benannte - „Spaghettibrunnen“ des Berliner Künstlerpaares Matschinsky-Denninghoff am Bismarckplatz oder der Sebastian-Münster-Brunnen von Michael Schoenholtz auf dem Karlsplatz. Beides Arbeiten, die durchaus Anspruch auf überregionale Beachtung erheben können, und dies gilt erst recht für die künstlerischen Beiträge im Neuklinikum und im Universitätscampus des Neuenheimer Feldes.
Der folgende „kleine Beitrag“ fiel mir bei der Vorbereitung zur Ausstellung „Mit Spaten und Feder, Johann Metzger 1789-1852“, die 2008 im Universitätsmuseum in Heidelberg stattfand, in die Hände. Er ist 1852 in der Zeitschrift „Die Natur“ in Halle erschienen und möchte dem Leser einen Ausschnitt aus der wechselvollen Geschichte des heutigen Friedrich-Ebert-Platzes vor Augen führen, den Sachzwänge und Gleichgültigkeit, gepaart mit Ignoranz und Unwissenheit immer weiter zerstört haben: Ein prächtiger Garten ist verschwunden, der mit seinem alten und seltenen Baumbestand einst zu den touristischen Attraktionen Heidelbergs zählte.
Die Grundstücksakten im Heidelberger Stadtarchiv sind gelegentlich dann von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse, wenn es um die Lokalisierungen von Institutionen oder Wohnungen geht. In diesem Bestand jedoch auf Originalbriefe von Else Jaffé (1874-1973) und Alfred Weber (1868-1958) zu stoßen, ist nur ein Verdienst des Zufalls. Bevor zwei der Briefe im Wortlaut mitgeteilt werden, soll auf die Heidelberger Bauleitplanung der 1920er Jahre, auf die Biografien der handelnden Personen und auf das eigentliche Grundstücksgeschäft näher eingegangen werden.
Ach Heidelberg
(2004)
Dieses Rundfunkfeature wurde im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks, Abt. Kultur und Wissenschaft, Redaktion Gerhard Reitschert mit dem SDR und dem SFB aufgenommen und am 23.4.1981 in WDR 3 von 21 bis 22 Uhr gesendet. Der Wiedergabe liegt das Manuskript der Autorin zu Grunde. Bei der Bearbeitung sind die Wechsel der Stimmen gekennzeichnet [Spr.], die Verweise auf Musik, Überblendungen und redaktionelle Hinweise jedoch entfallen, Quellenangaben zu den Zitaten und Originaltoneinblendungen ergänzt. Die Namenskürzel sind wie folgt aufzulösen: MD (Maria Damolin), HB (Helmut P. Brendgens), RPS (Rolf Peter Sieferle), AH (Adolf Holzhüter), AS (Anneliese Seeliger-Zeiß), LM (Ludwig Merz), MB (Michael Buselmeier), HS (Hans-Peter Stichs), KB (Karin Bruns), HL (Hermann Lehmann), CS (Claus Schmidt), CW (Claudia Schmitt).
Der Hortus Palatinus, der „Pfälzische Garten“ des Kurfürsten Friedrich V., wird in der kunstwissenschaftlichen Forschung als bedeutende und richtungweisende manieristische Gartenanlage gewürdigt. In der Fachliteratur findet er als „Hauptbeispiel eines manieristischen Terrassengartens in Deutschland“ und sogar als „bedeutendste Gartenschöpfung des frühen 17. Jahrhunderts in Deutschland“ Erwähnung. Betritt man den heutigen Schlossgarten in Heidelberg, ahnt man von der kunstwissenschaftlichen und garten künstlerischen Bedeutung der Anlage wenig. Lediglich die
imposante Terrassenanlage und Reste der Architekturen sind erhalten geblieben. Zum einen ist diese Situation in der historischen Entwicklung begründet, die in den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges mündete und die Vollendung des ehrgeizigen Projekts Friedrichs V. und seines Architekten Salomon de Caus verhinderte. Zum anderen ist dieser Eindruck zurückzuführen auf die nachfolgende Umgestaltung des Gartens
in einen agrarwissenschaftlichen und botanischen Nutz- und Landschaftsgarten, der schließlich durch einen immer dichter werdenden Baumbestand mehr und mehr verwilderte.
Tore, Türme, Tiere, Tafeln
(2007)
1460 war das einzige Exemplar der Zunftordnung der pfälzischen Holzschuhbruderschaft bei der Belagerung von Mainz verloren gegangen. In der 1478 erneuerten Fassung steht neben anderen die Bestimmung: „ltem die bruderschafft solle alle jare zu Heydelberg uff Montag nach sant Michelstag begangen werden mit messen für die dotten und lebendigen.“ Die Zunft der Holzschuhmacher war nicht örtlich verfasst, sondern territorial. Die jährlichen Versammlungen hatten außer der Abhaltung von Gottesdiensten die Aufgabe, die Zunftordnung vorlesen zu lassen. Der Montag nach St. Michael ( 29. September) bot im übrigen Gelegenheit zu Beratungen und Geselligkeit. Ein Quellenbefund wie dieser eignet sich in höchst unterschiedlicher Weise als Gegenstand von Deutungen. Organisationsgeschichtlich wäre zu fragen nach dem Verhältnis der städtischen zu den territorialen Zunftverfassungen; die Tarifbestimmung, „ein knecht der knechtlone nympt, solle sinem meister hauwen siebenhundert par
holtzschue für ein Gulden“, wäre sozialgeschichtlich auszuwerten; mediengeschichtlich wäre der Zwang zur persönlichen Anwesenheit bei der Tradierung von Gesetzestexten zu betonen; ritualgeschichtlich ließe sich die Bedeutung solcher Zunfttage für das Leben im späten Mittelalter herausarbeiten. Mir ist diese Quelle wieder eingefallen, als ich im Zusammenhang eines rezenten ,Event-Marketings' immer wieder auf den Terminus ,Ereignisse schaffen‘ gestoßen bin, zumal der Montag nach St. Michael sehr nahe am heutigen Heidelberger Herbst liegt.
Seit der jüngeren Steinzeit regiert der rechte Winkel das Bild der menschlichen Siedlungen. Das gilt für die Grundrisse der Gebäude, für die dörfliche Feldflur und für viele Stadtanlagen von der Antike bis nach Nordamerika. Die Stadtgrundrisse des Mittelalters, gekennzeichnet durch mannigfaltige Formen, sind in der Regel von vielen Winkeln, selten aber von rechten geprägt. Heidelberg scheint mit der auf Parallelität und Rippenstruktur fußenden Regelmäßigkeit seiner planmäßig angelegten Kernaltstadt eine Ausnahme zu sein. Meinrad Schaab formuliert in seinem letzten Aufsatz zu den Anfängen Heidelbergs in einer Bildunterschrift ausdrücklich: „Heidelberg, rechtwinklig von der Hauptstraße abzweigende Quergasse in der Altstadt“. Das Geodreieck auf dem Lageplan zeigt jedoch bei der abgebildeten Mittelbadgasse Winkel von 95 ° an der West- und 85 ° an der Ostecke zur Hauptstraße. Wer mit geschärftem Blick durch die Gassen der Stadt geht, wird solche schiefwinkligen Situationen in großer Zahl bemerken. Erstaunlich ist, dass die Unregelmäßigkeiten in der Geometrie des Straßen- und Grundstücksnetzes weder für Heidelberg noch in der allgemeinen Literatur beachtet und erörtert werden. Diese Untersuchung setzt sich zum Ziel, einige dieser schiefwinkligen Situationen zu beobachten und ihre Genese zu deuten. Der Grund, warum sie von Westen nach Osten und gegen die zeitliche Bebauungsfolge vorgeht, erschließt sich in ihrem Fortgang von selbst: Ihr liegt die Vermutung zugrunde, dass in dicht bebauten Arealen von der Rechtwinkligkeit abweichende Wegenetze und Grundstücksgrenzen auf ältere Strukturen verweisen, sofern die Abweichung gehäuft auftritt und eine eigene Systematik erkennen lässt.
Die Rohrbacher Villenkolonie
(2013)
Wer die Heidelberger Adressbücher aufschlägt, wird dort ab 1909 (S.144) einen Anhang „Gemeinde Rohrbach“ finden, der aber nicht den ganzen Ort, sondern nur einen Teil der damals noch selbständigen Gemeinde Rohrbach verzeichnet: das sog. „Villenviertel“. Es erstreckt sich von der St. Peter-Straße nordwärts den Hang entlang bis zur Heidelberger Ortsgrenze (heute: Markscheide) und umfasst sieben Straßen mit 57 Häusern.
„Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg' einen Garten an!“ Nach dieser alten chinesischen Weisheit handelte wohl auch der kurpfälzische Revisionsrat und Universitätsrektor Johann Philipp Morass, als er sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts an Stelle der 1693 im Großen Brand zerstörten „Elenden Herberge“ ein barockes Palais mit dazugehöriger Parkanlage mitten in der Stadt errichten ließ. Seit mehr als hundert Jahren befinden sich in dem nach dem Bauherrn genannten Palais Morass und den in späterer Zeit hinzugekommenen Anbauten die Sammlungen des Kurpfälzischen Museums. Der ehemals barocke Garten hat heute eher Züge eines botanischen Gartens. Im Herzen der Altstadt gelegen, macht er den Wandel in der Geschichte Heidelbergs auf subtile Art und Weise spürbar.
Der Universitätsplatz
(2013)
Am Ort selbst sind es zwei Gedenktafeln, die Hinweise zur Geschichte dieses Platzes liefern. Die eine - 1983 im Boden verankert - erinnert an Martin Luther und „seinen Aufenthalt im Kloster der Augustiner und an seine Heidelberger Disputation am 26. April 1518“. Auf der anderen - eingeweiht im Jahr 2011 - findet sich das Lessing-Zitat „Was einmal gedruckt ist, gehört der ganzen Welt. Niemand hat das Recht, es zu vertilgen“. Gedacht wird damit an die auf dem Universitätsplatz durch den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund im Mai 1933 organisierte und ausgeführte Bücherverbrennung.