720 Architektur
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In einem Schrank der Sakristei in der Stiftskirche von Lahr werden neben anderem silbernem Abendmahlsgerät zwei Kelche des 17. Jahrhunderts aufbewahrt. Einen davon stiftete 1646 Joachim Dendele aus dem Regiment Kanoffsky, den anderen 1650 Maria Salome Kanoffsky von Langendorf (geb. Wetzel von Marsilien). Sie war die zweite Frau und Witwe des Obristen Friedrich Ludwig Kanoffsky von Langendorf (15 92-1645), der im Dreißigjährigen Krieg auf Seiten der Schweden und Bernhards von Weimar kämpfte und sich zumindest eine Zeit lang auch in Lahr aufgehalten hatte.
Contra paradisum
(2009)
Von der romanischen Kirche St. Arbogast in Haslach im Kinzigtal ist ein Tympanon erhalten, das nicht mehr als oberer Abschluss eines Portales dient, sondern dem Kircheneingang gegenüber an der inneren Wand des spätgotischen Westturmes vermauert ist (Abb. 1). Das monolithe Bogenfeld, dessen Ecken ausgebrochen und begradigt sind, ist aus rotem Sandstein, ca. 178 cm breit und 95 cm hoch. In flach hervortretendem Relief, das durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen ist, zeigt es Adam und Eva vor Gottvater nach der Überlieferung der Genesis.
Als sich das „Atelier für kirchliche Kunst Franz Jas. Simmler's Nachf. Gebr. Moroder Offenburg (Baden)“ im Herbst 1907 um die Innenausstattung der neuen St.-Antonius-Kirche in Schuttertal - neun große und vier kleinere Aufträge im Gesamtwert von 20.660 Goldmark - bewarb, konnte es eine große Anzahl von Altären, Kanzeln, Kommunionbänken und ein Orgelgehäuse für Kirchenbauten im südlichen Bereich der Erzdiözese Freiburg vorweisen. Diese waren in nur vier Jahren seit der Übernahme des renommierten Offenburger Unternehmens zur Zufriedenheit der Erzbischöflichen Bauämter in Freiburg und Karlsruhe sowie der auftraggebenden Kirchengemeinden und ihrer Pfarrer geschaffen worden: Bad Rothenfels, Kenzingen, Bermersbach (Murgtal), Bad Griesbach, Oberachern, Kuppenheim, Ottenau, Kappelrodeck, Offenburg (Dreifaltigkeitskirche), Muggensturm sowie die im südlichen Elsaß in der Nähe von Mulhouse gelegene Trappistenabtei Oelenberg hatten neue Altäre in den unterschiedlichsten der damals beliebten Stilrichtungen in Auftrag gegeben. Das von der Auftragssumme wertvollste Stück ist der noch heute in der Pfarrkirche St. Ulrich zu bewundernde neugotische Hochaltar in Nordrach. Aus dem Bereich der Diözese Mainz ist die Marienkirche in Offenbach zu nennen, ein neobarockes Gesamtkunstwerk mit reicher Ausstattung der Gebrüder Maroder, die noch vollständig erhalten und erst vor wenigen Jahren hervorragend renoviert wurde.
In der Zeit des 15. Jahrhunderts, sehr wahrscheinlich schon zuvor, muss Schuttertal ein bekannter Wallfahrtsort gewesen sein; die bäuerliche Bevölkerung verehrte hier den Hl. Antonius den Eremiten. In einem Visitationsprotokoll von 1666 ist zu lesen: „Schutterthal war vor der Reformation ein sehr berühmter Wallfahrtsort, der aber zur Zeit des Abfalls aufhörte.“ Im Bewusstsein dieser ehemals frommen Verehrung des Hl. Antonius mag das Antoniusbild von 1670, einstmals Hochaltarbild in der alten Kirche, in Auftrag gegeben worden sein, zumal in demselben Protokoll vorgeschlagen wurde: „Man soll darüber nachdenken, wie in Schutterthal die Wallfahrt zum HI. Antonius wieder aufgenommen werden könnte.“
Auf der niederen Anhöhe, wo heute die neuromanische Kirche St. Antonius das Dorfbild von Schuttertal dominiert, stand wohl schon im 11./ 12. Jahrhundert eine Kirche. Das erste Gotteshaus war vermutlich nur ein kleines, turmloses Rechteckgebäude mit einem nach Osten ausgerichteten Altarraum. Diese frühe Kleinkirche dürfte in ihren Ausmaßen vergleichbar gewesen sein mit der romanischen Kapelle in Dörlinbach, die 1132 eingeweiht wurde und bis zum Abriss im Jahr 1922 die Jahrhunderte baulich unverändert überstanden hatte. Im 13. Jahrhundert wurde dann die dem Hl. Antonius dem Einsiedler geweihte Kirche vergrößert. Bemerkenswerterweise erhielt die neue Kirche jedoch keinen Chorturm wie das romanische Dorfkirchlein im benachbarten Wittelbach. Der Glockenturm wurde vielmehr vor das Langhaus gestellt als West-Portal-Turm, eine Lösung, die in der Ortenau, wo im 13. Jahrhundert vor allem Chorturmkirchen errichtet wurden, ungewöhnlich ist.
An der prächtigen Außentreppe des „Alten Rathauses“ in Lahr findet sich zweimal die Jahreszahl „1608“ (Abb. 1 und 2). Diese Inschriften wurden vielfach als Baudatum des gesamten Rathauses angesehen. Schriftliche Nachrichten über den Bau des Rathauses fehlen ebenso wie weiterführende Untersuchungen des Gebäudes. Lediglich das Dachwerk konnte in die Zeit nach dem Stadtbrand von 1677 datiert werden. Das Mauerwerk könnte aber wie das der nahe gelegen Stiftsschaffnei aus älterer Zeit stammen. Die Sanierung des Rathauses in den Jahren 2007 und 2008 gab die Chance, diese Fragen durch eine bauhistorische Untersuchung zu klären. Tatsächlich konnten wir dabei neue Erkenntnisse zur Geschichte des Gebäudes gewinnen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen.
In der im Jahr 2006 von mir veröffentlichten Geschichte des Ettenheimer Freihofs des Klosters Ettenheimmünster schrieb ich, dass das barocke Hauptgebäude entsprechend der Jahreszahl 1722 im Torbogen im Jahr 1722 oder kurz zuvor errichtet worden sein muss. Ich vermutete außerdem, dass der vorherige Freihof, ebenfalls auf diesem Platz, im Dreißigjährigen Krieg wie fast die ganze Stadt verbrannte. Eine neu aufgefundene Akte im Generallandesarchiv Karlsruhe (Bestand 404 Nr. 54) schafft nun Klarheit. Wie schon früher berichtet, führte vor allem die Anbringung des Steins mit dem Wort „Freyhof“ beim Wiederaufbau zu einem großen Streit zwischen dem Kloster Ettenheimmünster und der fürstbischöflichen Regierung in Elsass-Zabern.
„Auf diesem Weg fiel mir das schöne Mahlberg mit seinem Schloss auf wegen seiner schönen Lage“ schrieb der Maler Anselm von Feuerbach in sein Tagebuch anlässlich einer Wagenfahrt, die er als Jüngling, von Freiburg kommend, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unternommen hat. Auch wenn sich seither von der Bebauung her gravierende Veränderungen ergeben haben, die das Landschaftsbild nachhaltig prägen, ist das Mahlberger Schloss wie es auf einem aus der Rheinebene herausragenden Basaltkegel thront, nach wie vor ein reizvolles Malmotiv für Künstler.
Das Ichtratzheimsche Haus in Ettenheim, Rohanstraße 21, wurde durch die Entführung des Prinzen Louis-Antoine-Henri de Bourbon-Cancle, Duc d Enghien, im Jahr 1804 europaweit bekannt. Er wohnte von 1801 bis 1804 als Mieter im oberen Stockwerk beim Eigentümer des Hauses dem Freiherrn Franz Reinhard Hannibal Albertini von Ichtratzheim, der das Erdgeschoss bewohnte. Der Duc d'Enghien zahlte für seine Wohnung mtl. nur 33 livres Miete. In der Nacht vom 14. zum 15.03.1804 wurde das Haus von französischen Dragonern und Gendarmen umstellt. Der Herzog von Enghien wurde auf Befehl Napoleons gefangen genommen und über den Rhein nach Vincennes/Paris entführt, wo er nach kurzer Gerichtsverhandlung am 21.03.1804 erschossen wurde. Über diesen Vorfall wurde vieles geschrieben, wobei sich die Berichte in Einzelheiten unterscheiden. Es erscheint mir schon aufgrund dieses berühmten Ereignisses oder - wie viele meinen - politischen Verbrechens berechtigt, über das Ichtratzheimsche Haus und dessen Eigentümer von Baubeginn an bis heute zu berichten. Außerdem ist das Wohngebäude in seiner einfachen und schönen Form eine besondere Sehenswürdigkeit in der Ettenheimer Altstadt. Das barocke Anwesen liegt in der Pfarrgasse in einem Umfeld von alten Mauern und Häusern. Es ist das einzige in der Ettenheimer Kernstadt noch erhaltene alte „Herrenhaus“.
Fast versteckt blinzelt das einstige Dammmeister- oder auch Rheinwärterhaus mit seinen malerischen Giebeln und Dachgauben hinter dem Rheindamm bei Ottenheim hervor. Es scheint, als ob hier die Zeit inmitten der Natur einfach stehen geblieben ist. Obwohl es direkt am Rheindamm steht, gehört es zu den Häusern in Ottenheim, die die beiden letzten Kriege unbeschadet überstanden haben und bis heute sowohl innen als auch außen weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten sind. Das 1878 in regionaltypischer Fachwerkbauweise errichtete Gebäude ist jedoch nicht nur ein zauberhaftes bauliches Kleinod, das aus bauhistorischer Sicht sicherlich auch ein richtiges Filetstück darstellt, sondern es ist auch ein Stück Alt-Ottenheim. Denn dort draußen am Rhein atmet noch ein kleines bisschen die sogenannte "gute alte Zeit". Selbst die nüchtern rechnenden und kalkulierenden, sich ganz an gesetzliche Vorgaben und trockene Verwaltungsvorschriften orientierenden Fachbeamten der Offenburger Projektgruppe für das integrierte Rheinprogramm erkennen in dem Gebäudeensemble ein Schmuckstück und ein wirkliches Idyll. Aber das stattliche Haus, das sich mit seiner schmucken Form so trefflich in die Landschaft einfügt, hat auch einen historischen Wert.