720 Architektur
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Seit Jahren leiden die großen christlichen Kirchen unter einem starken Rückgang ihrer Mitgliederzahlen. Die Daten hierzu sind beachtlich. Im Jahre 2021 verließen in Deutschland etwa 360.000 Katholiken und etwa 280.000 Protestanten ihre Kirche. Die Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland berichtete am 22. Juni 2022 und nannte es eine historische Zäsur, dass erstmals in der Geschichte der Kirche in Deutschland die Mehrheit der Bevölkerung kein Kirchenmitglied mehr sei. In einer Umfrage von YouGov vom 22. bis 24. März 2021 benannten die Befragten als Hauptgründe für ihren Austritt Kirchensteuer, Missbrauchsvorwürfe, kirchliche Moralvorstellungen und Entfremdung von der Kirche. Diese Entwicklung und ihre Auswirkungen sind bis in die einzelnen Seelsorgeeinheiten und Kirchengemeinden und auch gerade dort zu spüren. Kirchengebäude werden zu groß oder überhaupt nicht mehr gebraucht und aufgegeben. Ihre Unterhaltung wird zur drückenden Belastung der Kirchengemeinde, und notwendige größere Sanierungsmaßnahmen können kaum mehr getragen werden. So scheint es auch in den Kirchengemeinden in Ichenheim zu liegen. Seit einiger Zeit wurden und werden zwischen der Katholischen und der Evangelischen Kirchengemeinde Gespräche geführt. Ihr Hauptziel: die katholische Kirche St. Nikolaus künftig - wieder - als Simultankirche durch beide Konfessionen zu nutzen. Aus dem Gebäude der evangelischen Kirche soll im Gegenzug ein gemeinsames Gemeindezentrum entstehen.
Öffentliche Bäder sind im Gespräch. In den letzten Jahren gerieten Bäder immer wieder in unterschiedlichem Kontext in die Schlagzeilen. Mal waren es Ausschreitungen wie in Kehl im Jahre 2019 oder die Debatte, ob Frauen auf die Oberteile ihres Bikinis verzichten dürfen, wie in Freiburg. In Lahr wurde darüber diskutiert, ob bei den Verlustgeschäften der Bäder sie nicht besser privatisiert oder gar ganz geschlossen werden sollen. Bäder bieten also Räume für soziale Auseinandersetzungen und sind Ausgangspunkt vieler Debatten. Dennoch, der Gedanke an ein Bad löst andere Assoziationen aus: Die einen denken an Körperhygiene, Planschen, so manch andere ans Schwimmen, um sich fit zu halten bis zum erbitterten Wettkampf der Olympioniken. Als die Lahrer Zeitung im Sommer 1952 Ein Bad! Ein Königreich für ein Bad! mit den Worten Richards III, die ihm einst William Shakespeare in den Mund legte, stöhnte, dachte sie wohl an das Abkühlen im Badewasser an einem Sommertag. Lahr hatte zu diesem Zeitpunkt kein modernes Freibad, im Gegensatz zu Ettenheim, Offenburg, Emmendingen oder Freiburg. Die Lahrer Bevölkerung - oder wenigstens ein Teil - sehnte sich danach, wie der Artikel der Lahrer Zeitung 1952 nahelegte. Lahr hatte also auch in den 50er-Jahren eine öffentliche Baddebatte, ihr Produkt war das 1957 eröffnete Terrassenbad.
Seit 1972, also seit fünfzig Jahren, erklingt in der Kuhbacher Pfarrkirche eine Orgel, die mehr als hundert Jahre älter ist als die 1908 erbaute Kirche. Erbaut 1794 vom Rastatter Orgelbauer Ferdinand Stieffell für die evangelische Kirche in Liedolsheim (heute Teilort von Dettenheim, Kreis Karlsruhe), wurde sie dort Mitte der 1960er Jahre abgebaut, weil sie nicht mehr instandgesetzt werden konnte, heißt es in der Festschrift zum 250-jährigen Bestehen der Kirche 1987. Warum konnten die Kuhbacher die Orgel restaurieren und die Liedolsheimer nicht? Und wie kam die Orgel überhaupt nach Kuhbach, noch dazu in eine katholische Kirche? Das versucht dieser Beitrag nachzuvollziehen, dessen Informationen vor allem auf Zeitzeugenerzählungen, Zeitungsberichte und Unterlagen der Kirchengemeinde zurückgehen.
Hofmühlen im Schuttertal
(2006)
Hofmühlen sind im Schuttertal selten geworden. Von den ehemals zahlreichen Bauernmühlen entlang der Schutter und entlang der Bachläufe in den Seitentälern stehen nur noch wenige. Die Landwirtschaft hat durch Rationalisierung, Technisierung und Umstrukturierung neue agrarstrukturelle Formen angenommen und die Wassermühlen überflüssig gemacht. Oft versteckt zwischen Sträuchern, Erlen, Weiden und Eschen stehen bzw. standen die Mühlen abseits vom Hofgebäude, unterhalb des Spannweihers oder am Bach im Talgrund. Die gebündelte Kraft des im gestelzten Kähner lautlos dahinströmenden Wassers, das eigenartige Knarren des sich rasch drehenden Wasserrades oder das geräuschvolle, gleichmäßige Plätschern des ungenutzten Wassers im Radkasten hatte etwas Faszinierendes an sich. Nicht umsonst waren die Wassermühlen für die Menschen schon immer von guten und bösen Geistern bewohnt, von Sagen umwoben und in Liedern besungen. Selbst für die Maler und Dichter waren die Mühlen stets ein romantischer, märchenhafter, ja mystischer Ort, dessen Zauber sie in vielen Bilder, Gedichten und Balladen festgehalten haben.
Ilvesheim
(2024)
Der Ort Ilvesheim stand im frühen Mittelalter in enger Beziehung mit der Gründerfamilie des Klosters Lorsch. Er ging im 12. Jahrhundert an die Pfalzgrafschaft über, wird Sitz der Erligheim, die hier ein erstes Schloss errichten. Quellenstudien erlauben einen detaillierten Blick in die Verhältnisse im 17. Jahrhundert. Mit dem Übergang der Pfälzischen Kurwürde an das Haus Pfalz-Neuburg kommen die Herren von Hundheim in den Besitz des Orts und erweitern das Schloss.
Wer die Hindenburgstrasse in Seelbach entlanggeht, dem fällt auf, dass die dicht an dicht stehenden kleinen Häuser Nummer 10 bis 29 alle gleich aussehen. Vor allem in der unteren Häuserreihe sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich, mit stets gleichen Hausmaßen, einem markanten Sandsteinsockel, einer Hausfront mit zwei Fenstern und der Eingangstüre rechts sowie einer Hofeinfahrt links von jedem Haus. Was nur noch wenige wissen: Die kleinen Häuser wurden erbaut als Arbeitersiedlung für Zigarrenarbeiter, die in der nahen Zigarrenfabrik Christian Himmelsbach beschäftigt waren, in dem großen Gebäude an der Hauptstraße schräg unterhalb der Siedlung. Eine Ausstellung der „Kommission Bahnhöfle“ zur Baugeschichte Seelbachs widmete sich 2003 unter der Überschrift „Bürgerhäuser - Arbeitersiedlung - Gaststätten“ erstmals dem Thema, zeigte Fotos und Dokumente zur Entstehungsgeschichte. Wie kam es zum Bau dieser Arbeitersiedlung, eigentlich ein Phänomen der großen Industriereviere, in einem Dorf? Wer waren die treibenden Kräfte? Wie waren die Arbeiterhäuser konzipiert? Wie wurden sie finanziert? Was zeichnete die heute noch gerne bewohnten Häuschen aus?
Bei den Ausgrabungen, die 1953-1955 in der Burgheimer Kirche St. Peter durchgeführt wurden, kam aus dem Fundament der gotischen Chorschranke ein Fragment aus rotem Sandstein mit einem reliefierten Vogel zu Tage, das - bald darauf verschollen - nur durch zwei fotografische Aufnahmen sowie eine Umzeichnung überliefert ist. Bei einer Größe von 35 cm in der Breite und 33 cm in der Höhe zeigte das annähernd dreieckige Fragment in einer runden Vertiefung einen nach links gerichteten Vogel in Seitenansicht, von dem nur noch die vordere Körperhälfte erhalten war (Abb. 1). Der in sehr flachem Relief gearbeitete, lediglich in seinen Umrissen gezeichnete Vogel war zudem durch mehrere Abstoßungen beschädigt. Dennoch blieben wesentliche Merkmale zu erkennen: ein im Verhältnis zum Körper auffallend kleiner Kopf und ein langer Hals. Der gebogene Schnabel und die beiden kräftigen, neben- bzw. übereinander nach vorne gestreckten Fänge kennzeichnen den Vogel als Adler. Von seiner Rückenlinie erhebt sich ein stilisierter, durch parallele Schraffuren angedeuteter Flügel.
Die Trinkhalle in Baden-Baden gehört zu den meistbeachteten Sehenswürdigkeiten der Region. Als Architekt hat Heinrich Hübsch mit ihr 1839-42 ein Stück Stilgeschichte geschaffen, das sich bis heute erhalten hat; als Kurgebäude und „Ausstattungsträger“ steht sie für ein außergewöhnliches Beispiel gesellschaftlich-kulturellen Lebens des 19. Jahrhunderts. Über die Entstehung der Trinkhalle ist bislang nur wenig detailliert geforscht worden, und bis heute sind es zumeist die Sagen bzw. großformatigen Bilder an der Rückwand der Säulenhalle, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Daher widmet sich diese Abhandlung etwas ausführlicher der Entstehungsgeschichte der Trinkhalle und ihrer Ausgestaltung. Grundlage dafür sind die im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrten Akten, insbesondere die der Karlsruher Baudirektion. Die verschiedenen, hier enthaltenen Dokumente – vor allem aber die Berichte des Architekten und obersten Baubeamten im badischen Großherzogtum, Oberbaurat Heinrich Hübsch – geben wertvolle Auskünfte: Sie waren Bestandteil der bei Auftragsvergabe eingeforderten Geschäftsbehandlung, wonach das damalige Ministerium des Innern alle zur Realisierung der Trinkhalle beabsichtigten Schritte von Hübsch zur Genehmigung vorgelegt zu bekommen wünschte. Dementsprechend dokumentieren diese Schreiben ausführlich den Baufortschritt der Trinkhalle, aber auch – und das ist das eigentlich Spannende – die vielen damit verbundenen, uns heute unbekannten Probleme und ihre oft langwierige und nervenaufreibende Lösung. Zugleich sind die Berichte des Oberbaurats beredte Zeugnisse seiner Ansichten als Architekt und Künstler und geben Einblick in den Alltag des Bauwesens um 1840. Ergänzend wurden – für den entsprechenden Zeitraum – Meldungen aus der allgemeinen Tagespresse ausgewertet; oftmals vervollständigen oder bestätigen sie das aus Hübschs Berichten erlangte Bild. In Bezug auf die später erfolgte künstlerische Ausgestaltung der Trinkhalle mit Bildern sind die Meldungen vornehmlich aus der Karlsruher Zeitung von besonderem Interesse, da sie kontinuierlich vom Fortgang der Arbeiten in Baden-Baden berichten und so die zeitliche Entstehung der Bilder rekonstruierbar machen. Um möglichst oft die Quellen für sich sprechen zu lassen, sind in den Textverlauf viele Zitate eingeflossen. Jene Dokumente, die als verloren galten oder von weitergehendem Interesse sein könnten, sind transkribiert im Anhang zusammengefasst.
In einem Schrank der Sakristei in der Stiftskirche von Lahr werden neben anderem silbernem Abendmahlsgerät zwei Kelche des 17. Jahrhunderts aufbewahrt. Einen davon stiftete 1646 Joachim Dendele aus dem Regiment Kanoffsky, den anderen 1650 Maria Salome Kanoffsky von Langendorf (geb. Wetzel von Marsilien). Sie war die zweite Frau und Witwe des Obristen Friedrich Ludwig Kanoffsky von Langendorf (15 92-1645), der im Dreißigjährigen Krieg auf Seiten der Schweden und Bernhards von Weimar kämpfte und sich zumindest eine Zeit lang auch in Lahr aufgehalten hatte.
Contra paradisum
(2009)
Von der romanischen Kirche St. Arbogast in Haslach im Kinzigtal ist ein Tympanon erhalten, das nicht mehr als oberer Abschluss eines Portales dient, sondern dem Kircheneingang gegenüber an der inneren Wand des spätgotischen Westturmes vermauert ist (Abb. 1). Das monolithe Bogenfeld, dessen Ecken ausgebrochen und begradigt sind, ist aus rotem Sandstein, ca. 178 cm breit und 95 cm hoch. In flach hervortretendem Relief, das durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen ist, zeigt es Adam und Eva vor Gottvater nach der Überlieferung der Genesis.