720 Architektur
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Die Gründungsgeschichte der lutherischen Gemeinde in Heidelberg nach dem Dreißigjährigen Krieg und der Bau der Providenzkirche sind untrennbar mit der Person Kurfürst Karl Ludwigs von der Pfalz verknüpft. Obwohl er selbst der reformierten Konfessionsrichtung angehörte, gestattete er die Etablierung einer lutherischen Gemeinschaft in seiner Residenzstadt und förderte sie durch die Bauerlaubnis zu einer eigenen Kirche, zu der er persönlich den Grundstein legte. Diese großzügige und tolerante Geste eines Herrschers des siebzehnten Jahrhunderts gegenüber einer konfessionellen Minderheit war dabei keineswegs die Regel und Zeitgenossen rühmten die für die Epoche ungewöhnliche Einstellung des pfälzischen Kurfürsten. Vor allem die ältere Forschung erklärte die Bauerlaubnis fast ausschließlich aus seinem aufgeschlossenen Charakter und daraus folgend aus seinem Toleranzverständnis. Gerade im Fall der Heidelberger Providenzkirche spielte aber noch eine Reihe von weiteren innenpolitischen und privaten Beweggründen eine wichtige Rolle.
Kirchennamen sind weit mehr als Orts- und Flurnamen von programmatischer Bedeutung. In ihnen spiegeln sich neben theologischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Aspekten stets auch die Kraftlinien territorialer Herrschaft, kultureller Einflüsse und sozialer Schichtung. Da die Kirchenpatrozinien mit der Siedlungsgeschichte eng verzahnt sind und daher weit in Zeiten zurückreichen, für die es nur wenige Quellen
gibt, kann ihre Erforschung wichtige Ergänzungen zur schriftlichen und zur archäologischen Überlieferung beitragen.
In diesem Beitrag soll kurz auf die Vorgeschichte des Kirchengebäudes eingegangen werden. Dann werden der erste Entwurf von 1905 und das heute noch bestehende, 1910 eingeweihte Kirchengebäude beschrieben. Schließlich folgt ein kurzer Blick auf Leben und Werk des Architekten Hermann Behaghel (1839-1921). Die Geschichte der Schlierbacher evangelischen Gemeinde und die nach der Errichtung des Gebäudes erfolgten baulichen Veränderungen wurden bereits durch Karl Günther und Bernhard Drüssel ausführlich dargestellt, so dass hier auf eine erneute Darstellung verzichtet wird.
An die fünftausendmal bin ich an der Sakristei der Heiliggeistkirche am Fischmarkt vorbeigekommen, bis mir zum ersten Mal eine kleine, vorspringende Ausgusstülle auffiel. Es handelt sich um ein bauliches Detail, das in den Zusammenhang des mittelalterlichen Messritus gehört und sich an vielen alten Kirchen erhalten hat, oft aber auch nicht mehr vorhanden ist. In der einschlägigen Geschichte der Heiliggeistkirche findet sich kein Hinweis auf dieses Detail, kaum auch zur Sakristei insgesamt.
Baugestalt und Baugeschichte der Heidelberger Heiliggeistkirche geben bis heute Rätsel auf. Weder kennt man das genau Datum des Baubeginns noch das der endgültigen Fertigstellung. Sicher scheint nur zu sein, dass der Chor der Vorgängerkirche vor 1399 abgebrochen wurde und man mit dem Bau des neuen, größeren, des heutigen Chores begann. Es handelt sich um einen sogenannten Hallenumgangschor oder Hallenchor. Nur wenige nicht kathedrale spätmittelalterliche Kirchen weisen eine derartige Baugestalt auf, so z.B. St. Sebald und St. Lorenz in Nürnberg oder das Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd, dessen Bauidee Vorbild für weitere Anlagen dieser Art wurde. In einer Kathedrale machte sich ein solcher Chor durch den Ritus der Amtseinsetzung des Bischofs notwendig. Ein frühes Beispiel einer nicht kathedralen Kirche mit einem angenäherten Hallenchor findet sich in der Marienkirche in Lübeck. Hier allerdings hatten die kathedralen Bauelemente eine eindeutig politische Motivation in der Auseinandersetzung mit dem Bischof von Lübeck, der Ansprüche auf die Herrschaft über die Stadt erhob.
Der Name „Pfaffengasse“, schrieb Gerhard Ritter 1936, erinnere daran „daß dieses alte Gewinkel, heute ein besonders verwahrlostes und unscheinbares Stadtrevier, ehemals stolzere Zeiten gesehen hat“. Heute ist die Pfaffengasse nicht mehr verwahrlost, aber weiterhin unscheinbar. Trotz Sanierung und Neubauten ist ihr noch anzusehen, dass auf der Ostseite die Rückseite der Markthalle und später des Barockpalais Haspelgasse 12 und auf der Westseite die Rückseite des Seppichschen Fuhrunternehmens eine Geschlossenheit der Bauzeilen
nicht hat aufkommen lassen.
„Dieses Haus wurde von einem Glaubensflüchtling aus Frankreich erbaut." „Am rechten Erker unten sehen Sie das Doppelrelief der Kinder des Bauherrn Charles Belier.“ „Das Haus wurde 1693 verschont, weil es der Sitz des französischen Kommandanten war.“ „Hier übernachtete 1838 Victor Hugo.“ Wer sich täglich am Haus zum Ritter, Hauptstraße 178, durch die Besucherpulks zwängt, stört sich nicht mehr an derlei Gästeführungsmythen und ist eher belustigt über den Sach- und Sprachschnitzer vom häuserarmen Heidelberg, mit dem aktuell die Fußballweltmeisterschaft 2006 beworben wird: „Der Ritter ... überlebte als eines der wenigen Häuser Heidelbergs die Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg.“ Ganz anders ist das bei einer eigenen Führung: 2004 waren sich Michael Buselmeier und ich bei der Position vor dem ,Ritter‘ über viele Details nicht einig, insbesondere über die Deutung der beiden unteren Reliefs am rechten Erker. Aus der Nacharbeit dazu
ist der folgende Beitrag entstanden.
Die als „Heidelberger Schlossstreit“ in die Literatur eingegangene Auseinandersetzung im letzten Drittel des 19. bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts fokussierte sich bekanntlich auf die Frage, wie mit den renaissancistischen Palästen der Schlossanlage zu verfahren sei: Konservierende Restaurierungskonzepte standen gegen das vom Finanzministerium und dem Architekten Carl Schäfer vertretene Konzept einer historisierenden Wiederherstellung. Die Bedeutung dieser Debatte liegt darin, dass sie die Entwicklung derjenigen Leitsätze der Denkmalpflegetheorie und -praxis voranbrachte, die die Grundlegung der modernen Denkmalpflege bilden. Insofern reicht die Wirkungsgeschichte dieses Streits bis in unsere Gegenwart. Sie führte zu richtungsweisenden methodischen Innovationen im Umgang mit dem Denkmal. Auch die Forschung zur Bau- und Ausstattungsgeschichte des Schlosses bekam einen mächtigen Schub: Quellensammlungen und eine Fülle von Publikationen zur politischen Geschichte, zur Bau- und Kunstgeschichte entstanden in diesem Kontext. Sogar ein Periodikum hatte der 1866 gegründete Schlossverein herausgegeben, das sich ausschließlich den Schlossfragen widmete, die „Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses“.
Es war in der Sorge um kirchliche Kunstwerke in Heidelberg, ab 1978 die Verwirklichung eines Museums für Sakrale Kunst anzustreben. Kein leichter Weg, wie sich bald herausstellte. Am 2. und 3. September 1978 zeigte aber das große Interesse an einer kurzzeitigen Ausstellung der wichtigsten sakralen Kunstschätze im Besitz Heidelberger Kirchen die Sinnhaftigkeit einer solchen Institution. Das noch erhaltene Kunstgut in Heidelberg musste gesichert, inventarisiert, zum Teil restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Gerade die Veränderungen in der Liturgie in der Folge des zweiten vatikanischen Konzils führten dazu, dass viele Theologen ohne kunsthistorischen Sachverstand Kunstwerke achtlos zur Seite legten und dem Zerfall preisgaben. Und Heidelberg und die Kurpfalz hatten im Verlaufe der Jahrhunderte eh schon immense Verluste an sakraler Kunst zu verzeichnen.
Im Jahre 1911 wurde das Haus Bergstrasse 106 von dem angesehenen Architekten Prof. Dr. Ing. h. c. Friedrich Ostendorf für den berühmten Heidelberger Arzt Prof. Dr. Ludol von Krehl und dessen Frau erbaut. Am Anfang stand jedoch erstmal Angst. Bauarbeiter hatten begonnen, in der Bergstrasse und am Hainsbachweg mächtige, bis zu 13 m hohe und 5 m dicke Mauern aufzuführen. Diese Arbeiten erregten, wie die Heidelberger Stadtchronik berichtet, das „lebhafteste Interesse“ der in dieser Gegend der Stadt ansässigen Rentner, „die hier ein leibhaftiges Zwing-Uri entstehen sahen“. Schließlich war seit 1904 für die Ostseite der Bergstraße „Villenbauweise“ vorgeschrieben. Bald hatten sich jedoch alle Befürchtungen zerstreut, und die Anwohner waren schließlich überzeugt, „daß feiner Stilgeschmack die ganze Masse der Gebäude und Gärten und Terrassen zusammenfaßte“. Wem war dieser „feine Stilgeschmack“ zu verdanken?