900 Geschichte und Geografie
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Zur Geschichte des Instituts für Geographie und Geoökologie am Karlsruher Institut für Technologie
(2024)
Die Geschichte der Geographie wird wissenschaftlich auf verschiedene Arten geschrieben. Zum einen erzählen Geschichten von Institutionen wie Hochschulen und Berufsverbänden von verschiedenen Organisationsformen der Wissensproduktion. Zum anderen zeichnen biographische und autobiographische Beschreibungen Orte und Wege von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach. Eine andere Form erzählt Geschichte entlang zentraler geographischer Ideen und Konzepte. Diese Formen von Chronologien und Disziplingeschichten werden in den vergangenen Jahren um Betrachtungsweisen erweitert, die auf den sozialen und relationalen Charakter von Wissensproduktion hinweisen. Dazu zählen Arbeiten, die sich wissenschaftlichen Netzwerken von Forschenden widmen, um zu verstehen „wie in der Geographie zusammengearbeitet wird“. Einen Schritt weiter gehen durch die Science and Technology Studies inspirierte Arbeiten, welche die soziale Konstitution von Wissen durch empirische Untersuchungen zu Praktiken seiner Produktion untersuchen. Hier wird deutlich, wie die Genealogie von Geographie von fachinternen und -externen Ideen, technologischen Entwicklungen und Apparaten, Mobilität und Austausch, Materialien und Institutionen, von Macht und Menschen beeinflusst wird. Ein besonderes Anliegen der Geschichtsschreibung der Geographie ist die Rolle von Orten und räumlichen Bezügen verschiedener Maßstabsebenen für wissenschaftliche Praktiken. Nach der herausragenden Arbeit zur Geographiehistorie in Deutschland von D. Schultz finden sich seit etwa 2000 wieder vermehrt Arbeiten zur Disziplingeschichte. Insbesondere U. Wardenga, Koordinatorin des Forschungsbereichs Historische Geographie am Institut für Länderkunde in Leipzig, und die Arbeitsgruppe um B. Michel in Halle treten mit historiographisch geschulten und politisch-kritischen Analysen hervor. „Institutsgeschichten“ stellen eine besondere Textform der Wissenschaftsgeschichte dar. Fokussiert auf die Zeitläufte einer einzelnen wissenschaftlichen Institution hat diese Form der historischen Beschreibung weniger die Aufgabe, zum wissenschaftlichen Diskurs beizutragen, als vielmehr eine kontextbezogene Darstellung lokaler Spezifika zu liefern, die zuerst der öffentlichen Außendarstellung dienen und
nebenbei Wirkungen in die beschriebene Institution entfalten können soll. Es braucht dazu unter anderem interessierte Adressatinnen und Adressaten, konkrete Anlässe, eine Plattform zur Veröffentlichung sowie Autorinnen und Autoren, die bereit sind, archivarisch zu arbeiten, verschiedenen Hinweisen nachzuspüren und wissenschaftsökonomisch weitgehend zweckfrei zu schreiben. Entsprechend bleiben historische Darstellungen einzelner geographischer Institute die Ausnahme. Ende 2022 stellen von den 63 auf der Seite des Verbands für Geographie an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen geführten Instituten in Deutschland nur neun eine Geschichte auf ihren Webseiten dar. In meist wenigen Absätzen werden dabei in der Regel Daten zentraler Ereignisse wie die Gründung oder die Änderung von Organisationsstrukturen, Informationen zu mehr oder weniger herausragenden Personen und die inhaltlichen Schwerpunkte des Instituts referiert. Auch die vorliegende Darstellung versteht sich als eine „Institutsgeschichte“, die gleichwohl eine ausgedehntere, faktendichte Kontextualisierung geographischer Praktiken zum Ziel hat, die sich sensibel gegenüber den Ansätzen und Erkenntnissen der disziplinären Geschichtsschreibung zeigt.
Ein recht altes Dokument, das einige Informationen über die Stadt Ettenheim birgt, liegt in den Archives Departementales du Bas-Rhin in Straßburg und stammt aus dem Jahr 1312. Es wird im Findbuch unter „Kaufbrief des Amtmannes Burkhardt zu Ettenheim“ aufgeführt. Dieser Kaufbrief ist auf Pergament geschrieben und hat eine Größe von 37 cm auf 52,5 cm. Die Siegel sind leider abgerissen und fehlen. Zu diesem Original liegt eine Übersetzung „Fidimirte Copey. Kauffbrieffs Burckhardten Fustungs deß Amptmanns zue Ettenheim, Gegen Herren Rudolphes von Dellmeßingen Thumbherren der Kirchen zue Straßburg. Über Güetter, Äcker, Jaucharten, Matten, Zinß unnd Gartten“ vor, die „Georg Meyer vonn Hagennauw Straßburger Bistumbs, auß Römischer Keiserlicher Mayestat authoritet und gewaltsam, Offner geschworner Notarius, mit disser manier Eignen Hand“ erstellt hat. Diese Übersetzung wurde der Schrift nach im 16. oder 17. Jahrhundert angefertigt. Auch die Verwendung des Wortes „wydembs“ statt der in früheren Jahrhunderten üblichen Form „widern“ weist in diesen Zeitraum.
Seit einigen Jahren trifft sich im Lahrer Stadtarchiv regelmäßig ein Arbeitskreis „18. Jahrhundert in Lahr“, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Lahrer Geschichte jener Zeit methodisch zu untersuchen. Ein Ergebnis jenes Arbeitskreises, die Bevölkerungsgeschichte Lahrs in der Zeit des sog. Absolutismus, wird hier in einem Werkstattbericht vorgestellt. In frühen Zeiten hatten die Lahrer und ihre Stadt wohl ganz besondere Beziehungen nach oben. Sonst wären sie nicht - entgegen der für die ganze übrige Schöpfung geltenden Ordnung - in drei Geschlechtern, nämlich als Männli, Wibli und Lohrer, geschaffen worden. Und der Herrgott persönlich hätte sich wohl kaum um das Bürgerrecht in der Stadt beworben. Denn, so steht es im Bürgerbuch der Stadt Lahr von 1356: „Dis sint die Burgere in der stat zuo Lare: // Unser here Got ist burger an der stat zuo Lare.“
Anlässlich des Jubiläums wurde im September 2007 im Pfarrhaus Prinzbach eine Ausstellung veranstaltet. Die Ausstellungstexte sind im folgenden als bleibende Erinnerung an die Geschichte und Archäologie der Bergbaustadt Prinzbach wiedergegeben, nachdem die Fundstücke wieder in ihren Kisten verschwunden sind. Prinzbach feiert in diesem Jahr die 750. Wiederkehr seiner Ersterwähnung (1257). Warum entstand an dieser Stelle im Mittelalter überhaupt eine Stadt? Prinzbach liegt im Mittleren Schwarzwald, in einem Seitental des unteren Kinzigtals, abseits der großen Verkehrsströme. Eigentlich keine typische Lage für eine Stadt: kein großer Verkehrsweg läuft direkt hindurch, das Tal bietet kaum Erweiterungsmöglichkeiten, mit den landwirtschaftlich nutzbaren Flächen im Tal hätte man Schwierigkeiten, eine größere Bevölkerung über längere Zeit hinweg zu ernähren, das Stadtgebiet liegt am Hang; es ist außerdem oben stark überhöht, weil der Berghang weiter ansteigt. Für eine Stadt wäre das ein strategischer Nachteil; der Innenraum wäre von oben her einzusehen und leicht zu beschießen. Man könnte ohne Schwierigkeiten Gebäude in Brand setzen oder zerstören. Die Lösung für diese Merkwürdigkeiten liegt in der Geologie: Das anstehende Gestein (Gneis und auch Granit) enthält Erzgänge.
Im Rohan-Schloss in Sychrov/Böhmen wird im dortigen Museum eine Brieftasche (Portefeuille) des Prinzen Louis Antoine Henri de Bourbon-Conde, Duc d'Enghien, gezeigt. Aufgrund ihrer Größe wäre sie heute eher als Schriftentasche oder als Aktenmappe zu bezeichnen. Zu dieser sogenannten Brieftasche gibt es im Familienarchiv der Rohan in Decin/Tschechien ein Dokument mit einer genauen Beschreibung und einer Beglaubigung (Authentik) durch mehrere Personen, dass es sich wirklich um die Brieftasche des Herzogs von Enghien handelt. Wegen der Wichtigkeit der Sache für die Ettenheimer Stadtgeschichte wird der Text des Dokuments nachfolgend vollständig wiedergegeben.
Kürzlich wurden in einem Antiquariatskatalog etwa achtzig Napoleon-Karikaturen angeboten, die zwischen 1813 und 1815, also zwischen der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 und seiner Verbannung auf die Insel St. Helena im Oktober 1815 entstanden sind. In der Völkerschlacht wurde Napoleon von den verbündeten Mächten Russland, Preußen und Österreich vernichtend geschlagen. Die im vorliegendem Beitrag veröffentlichten Karikaturen sind alle nach Beendigung der Napoleonischen Herrschaft, die sich über fast ganz Europa erstreckte, veröffentlicht worden. Eine Lockerung der Zensur begünstigte die Herstellung und den Vertrieb dieser Karikaturen, die voll beißenden Spotts auf Napoleon als Zielscheibe gerichtet waren. Erst nach der Schlacht bei Leipzig entsland eine Massenproduktion antinapoleonischer Spottbilder, deren organisierter Vertrieb in großem Maße zunahm. Jetzt erst konnte sich in Deutschland der lang zurückgehaltene Groll gegen die Fremdherrschaft austoben.
Auch ein Lahrer Prozess
(2011)
Wer heute auf halber Höhe der Lahrer Marktstraße Halt macht und vor dem „Wolkenkratzer“ sich ein Bierchen, einen Kaffee oder sonst was gönnt, ahnt nicht, dass an eben dieser Stelle vor guten 200 Jahren aus einem Schweinestall friedliches Gegrunze tönte und dem zugehörigen „Dungplätzle“ strenge Gerüche entströmten. Schweineställe innerhalb der Mauern von Lahr gehörten damals durchaus zur Ausstattung eines Anwesens. Kleinstadtidylle, gute alte Zeit - könnte man meinen, doch genau an dieser Stelle entstand im Jahre 1808 ein Streit, und da die Parteien sich nicht einigen konnten, kam es zu einem Prozess. Schweinestall und Dungplätzle hatten sich in einen Zankapfel verwandelt, und wo man jahrzehntelang mit Handschlag und gutnachbarlichen Gefühlen Gemeinschaftsrechte am Hofareal praktizierte, waren Zank und Hader eingekehrt.
Gernsbach im Murgtal
(2006)
Gernsbach gehörte zu den im Alten Reich gar nicht so seltenen, aber bislang nur wenig erforschten kleineren Städten mit mehr als einem Stadtherrn. Die vorliegende Untersuchung liefert eine in die Territorial- und Herrschaftsgeschichte des oberen Murgtals eingebettete umfassende Stadtgeschichte Gernsbachs und untersucht alle wichtigen Bereiche städtischen Lebens – von der Gemarkung und dem städtischen Wald- und Weidebesitz, über Stadtbild, Bevölkerungsentwicklung, Stadtverfassung, Wirtschaft und Sozialstruktur bis hin zu den kirchlichen und religiösen Verhältnissen. Der Anhang mit Stammtafel, Listen der Gernsbacher Amtsträger und der dortigen Maße und Gewichte sowie ein Glossar und Register runden den Band ab.
Die Ausbildung des europäischen Mächtesystems der Neuzeit stand im Zusammenhang mit den großen politisch-religiös motivierten Auseinandersetzungen des konfessionellen Zeitalters. Am Beispiel der englisch-kurpfälzischen Beziehungen werden die Möglichkeiten einer gemeinsamen protestantischen antihabsburgischen Politik herausgearbeitet, die in der Heirat Kurfürst Friedrichs V. mit der Princess Elizabeth 1613 gipfelte, aber schließlich mit der „pfälzischen Katastrophe“ im 30jährigen Krieg endete. Neben den klassischen politik- und diplomatiegeschichtlichen Aspekten dieser dramatischen Vorgänge, die hier unter den leitenden Analysekategorien Dynastie und Konfession untersucht werden, legt diese Studie den Akzent auf die kulturellen Ausdrucksformen, die dieses Ringen in höfischer, außerhöfischer und gelehrter Öffentlichkeit in verschiedenen Medien gefunden hat: in Traktaten, Propagandaschriften, Theaterstücken, Lyrik wie auch in Musik, Festinventionen und Bildern. So werden Deutungs- und Handlungsräume der politischen Akteure wie auch die symbolischen Repräsentationen frühneuzeitlicher Außenpolitik sichtbar.
Die lange wenig beachtete Chronica von Johannes Carion von 1532, an deren Abfassung und Überarbeitung der Reformator Philipp Melanchthon nicht unmaßgeblich beteiligt war, zählte im 16. Jahrhundert zu den ›Bestsellern‹ der volkssprachlichen Historiographie. Das im Kontext von Reformation, Türkenkriegen und Endzeiterwartungen entstandene Werk nahm eine Mittlerfunktion zwischen dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit ein, wie aufgrund der Analyse der zugrunde liegenden Quellen und der Rezeption der Chronik durch die protestantische Geschichtsschreibung gezeigt werden kann. Die Popularität der Carionschronik, mit der die Autoren auch auf die reichspolitische Situation des Jahres 1532 einwirken wollten, erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass ihre Verfasser dem Leser eine Orientierung für seine aus den Fugen geratene Gegenwart an die Hand zu geben versuchten und dazu auf ihm vertraute Geschichts- und Weltdeutungskonzeptionen des Mittelalters zurückgriffen.