910 Geografie, Reisen
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (72)
Gehört zur Bibliographie
- nein (72)
Schlagworte
- Heidelberg (14)
- Reisebericht (6)
- Biografie (5)
- Elsass (5)
- Namenkunde (5)
- Oberrheinisches Tiefland (5)
- Bodensee-Gebiet (4)
- Flurname (4)
- Ortsname (4)
- Schwarzwald (4)
Die persönlichen Beziehungen Friedrich Schillers (1759-1805) zu Heidelberg waren marginaler Natur: Nur wenige Male kam er während seiner Mannheimer Jahre zu einem kurzen Besuch herübergereist, ein nennenswerter literarischer Austausch mit hier ansässigen Persönlichkeiten ist über die Quellen nicht dokumentiert. Dennoch ergaben sich wichtige Berührungspunkte, etwa bezüglich Schillers Kontakten zu den Heidelberger Mitgliedern des Illuminaten-Ordens oder einzelnen Vertretern der Studentenschaft. Eine Erweiterung des Betrachtungshorizonts über seine Person hinweg offenbart zudem für die Jahre nach seinem Tod ein durchaus dichtes Beziehungsgefüge zwischen Weimar und Heidelberg, in dessen Mittelpunkt die Familien Schiller und Voss stehen; auch weilten beide Schiller-Söhne in den Jahren um 1810/13 als Studenten an hiesiger Universität. Darüber hinaus hatte mit dem Ableben des Dichters am Neckar und andernorts jene Bewegung an Dynamik gewonnen, die sich bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts nachgerade zu einem Taumel nationaler Selbstidentifizierung steigern sollte und auf deren imaginärem ideengeschichtlichem Banner Schillers Bildnis als Nationaldichter und Identifikationsfigur wie ein Fanal der Hoffnung prangte. So erscheint es lohnenswert, den Hauptaspekten dieses komplexen literatur- und kulturgeschichtlichen Phänomens in seinen wichtigsten Handlungssträngen erstmals mit monographischem Blick auf das geistesgeschichtliche Milieu der Universitätsstadt und seiner Bewohner nachzugehen, nicht zuletzt um die Beiträge einzelner Protagonisten einer kritischen Revision zu unterziehen: Denn viele Namen seiner einstigen hier lebenden Bezugspersonen sind heute der Vergessenheit anheim gefallen, so dass sich eine Neubewertung auf Grundlage der Primärliteratur und unbekannter Quellen anbietet. Dies ist auch insofern überfällig, als die Schillerrezeption für Mannheim und den Oberrhein als hinreichend dokumentiert zu gelten hat, Heidelberg dort jedoch
nur ganz am Rande berührt wird. Keineswegs soll im Folgenden eine literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem gut erforschten und spannungsreichen System der Heidelberger Romantik und ihrer Rezeption der Schillerschen Dichtung angestrengt werden. Dieser Komplex wird gleichwohl gestreift und auf seine maßgeblichen Tendenzen hin überprüft. Die nachfolgenden Ausführungen bilden den ersten Teil einer längeren Untersuchung, die sich auf die Jahre bis um 1810 konzentriert. Dem Heidelberg-Besuch der Dichter-Witwe Charlotte v. Schiller (1766-1826) vom August/September 1810 und den Studentenjahren der beiden Schiller-Söhne ist ein zweiter Teil gewidmet, der im nächsten Jahrbuch erscheinen wird. Ein dritter Teil beschließt das Panorama mit einer Betrachtung der Vereinnahmung Schillers durch die liberale Bewegung, dies mit Fokus
auf den Heidelberger Gelehrten Gervinus und die beiden großen Schiller-Feiern der Jahre 1859 und 1905.
Goebbels in Heidelberg
(2006)
Es gab eine Reihe an Verbindungen des obersten NS-Propagandisten zu Heidelberg, verschiedentlich wird die Stadt in seinen Aufzeichnungen, den „Tagebüchern“ Joseph Goebbels', erwähnt. Einige Vorbehalte gegenüber dieser Publikation sind jedoch angebracht - so formulierte der Berliner Historiker Bernd Sösemann in einer Zwischenbilanz zur Dokumentation der Niederschriften und Diktate von Joseph Goebbels Kritik an der vorliegenden Edition der täglichen Aufzeichnungen. Er stellt fest, dass sie trotz Einführung einiger editionswissenschaftlicher Standards immer noch Mängel zeige, so - im Hinblick auf den textkritischen Apparat - der Text selbst erscheint geglättet, - bezogen auf die Nichtkenntlichmachung der Heterogenität des verwendeten Textmaterials, - die Aufzeichnungen seien von Goebbels „für seine Schriftstellerei, Reden und für Zeitungsbeiträge“, für Denkschriften etc., geschrieben bzw. diktiert worden, das aus Kopien, Hand- und Maschinenschriften, von Goebbels veranlassten Abschriften, Transkriptionen bestehe und Streichungen, Abänderungen etc. von verschiedener Hand enthalte, - schließlich gebe es Kollationierungsversäumnisse.
Ein französischer Romantiker - was ist das? Einer gängigen Definition zufolge ist das im Bereich der Literatur und des Geisteslebens ein Schriftsteller oder Denker der Zeit seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, der das „sentiment“, das Gefühl, über die „raison“, die Vernunft, stellt und die „imagination“, d. h. die Phantasie, die Einbildungskraft, über die „analyse critique“, das kritisch-analytische Denken. Dieser weitgefassten Definition steht seit einigen Jahrzehnten bei einer Reihe von französischen Literaturhistorikern eine engere gegenüber, die als die eigentliche Romantik nur solche Autoren in Betracht zieht, die sich an der Elle der deutschen Romantik messen lassen können.
In dem folgenden Textauszug geht es um eine Kutschfahrt von Mannheim über Heidelberg nach Neckargemünd, danach wird auf ein Schiff umgestiegen. Der Ich-Erzähler benutzt eine
Dienstreise, um das Neckartal bis Neckarelz und den Odenwald zwischen Erbach und Eberbach zu beschreiben. Es dürfte sich um eine der frühesten Reisebeschreibungen des oberen
Neckars und des südlichen Odenwalds handeln. Der Abschnitt ist folgender Veröffentlichung entnommen: J. G. Rieger: Vaterländische Wanderungen. Einige Kapitelchen für meinen Freund. Didaskalia oder Blätter für Geist, Gemüth und Publicität, Januar 1824, Nr. 6 und 7. Du wirst Dich noch erinnern, daß Kutscher Schmitts kleiner Josephel wie der Sonnengott mit uns aus der Stadt flog. O, was das für ein bescheidener sanfter Mensch ist! Du magst ihn fragen, was, so oft und so viel Du immer willst, er - spricht nichts. Warum mußte ich doch bei der letzten Stadtdeputirtenwahl gerade den Schnupfen haben!
Wenn ich - weder als Musiker noch als Wissenschaftler - einen spät entdeckten und erkannten Komponisten wachrufe, tue ich dies in erster Linie für meine persönliche Begeisterung vieler seiner Werke; aber auch deswegen, weil sein verhältnismäßig kurzes Leben und seine Zeit nur noch wenigen geläufig ist. Jene, die Max Reger erlebt oder gar gekannt haben, leben nicht mehr. Und so könnte es durchaus aktuell erscheinen, sein Wirken - und gerade in Heidelberg - neu zu beleben und das damalige Musikleben hervorzuheben.
"Gegessen und gefaulenzt"
(2004)
2005 ist ein Wunderhornjahr, jedenfalls wenn wir die gedruckte Angabe „1806“ im 1. Band von Des Knaben Wunderhorn ignorieren und von der tatsächlichen Ausgabe zur Michaelismesse 1805 ausgehen. 2005 wird auch ein Andersenjahr sein wird, wie dem Kalender zu entnehmen ist. Dass der dänische Dichter und Autor weltbekannter Kunstmärchen aber in Beziehung zu Heidelberg steht, wäre hier niemand aufgefallen, wenn sich nicht der Kopenhagener Fernsehproduzent Chris Kraft-Christensen mit der Bitte um Erläuterungen, weitere Unterlagen und Abbildungen ans Kulturamt gewandt hätte. Das Ergebnis der Recherche stützt sich hauptsächlich auf die Tagebücher, die mir ohne die Übersetzungen von Kirsten Kalow unverständlich geblieben wären, ergänzt um die Angaben in den „Fremdenlisten“ im Heidelberger Journal. Andere Quellen (wie den Briefwechsel) habe ich nicht ausgewertet, sodass wichtige Fragen offen bleiben, insbesondere die nach Heidelbergbezügen in Andersens Werk.
Im "Waldgebirgschoss"
(2008)
Während der 1840er Jahre ließ sich die Schriftstellerin Helmina von Chezy, Enkelin der Dichterin Anna Louisa Karsch und Tochter einer ebenfalls schreibenden Mutter, für fünf Jahre in Heidelberg nieder. Das war eine der längsten Ruhephasen ihres mobilen Lebens. Diese Heidelberger Zeit ist nicht leicht zu beschreiben, denn die beiden letzten Lebensjahrzehnte der Autorin sind wenig dokumentiert. In ihren letzten Genfer Lebensjahren hat die schon kranke Autorin ihrer Großnichte die Schlussfassung der Memoiren „Unvergessenes“ diktiert. Sie enden ungefähr 1832 und streifen die Heidelberger Zeit nur in zwei oder drei Vorblicken. So bleiben als Quellen die recht parteiische Autobiografie ihres Sohnes Wilhelm und Briefe. Für den vorliegenden Aufsatz konnte allerdings der in Krakau liegende Teil des Briefwechsels, der im Varnhagen-Nachlass überliefert ist, nicht benutzt werden.
Wenn heute noch etwas über Helmina von Chezy ( 1783 -1856) zu lesen ist, dann ist das oft geschrieben aus der Sicht eines eher mitleidig Urteilenden: Sie gilt als eine in ihrer Zeit überschätzte, zu Recht vergessene Autorin, der oft auch noch persönliche Mängel wie Gefühlsüberschwang oder chaotisches Wesen, - typische Weiblichkeitsattribute - nachgesagt werden. Bei einer genaueren Betrachtung verliert sich jedoch vieles davon. In der folgenden Recherche sollen nicht die literarischen Fähigkeiten Helminas von Chezy im Mittelpunkt stehen, sondern ihre damalige Lebensführung in Heidelberg. Möglicherweise lässt sich einiges von dem, was ihr nachgesagt wird, auf (männliches) Ressentiment zurückführen.
Wichtigstes Hilfsmittel des Geographen und Landeskundlers ist die Karte . In
ihren verschiedenen Formen als Atlaskarte, als topographische oder thematische
Karte dient sie zur Information, zur Orientierung und Darstellung. Gilt
das auch für die 'Wanderkarte' , die man lange Zeit zu den thematischen Karten
gerechnet hat (so noch : abc der Kartenkunde, 1983, S.608), heute aber mit Straßenkarten,
Seekarten u.a. den 'angewandten Karten' zurechnet (WILHELMY
1981, S.III ,1 )? Ist die 'Wanderkarte' überhaupt ein wissenschaftliches Thema,
geeignet, dem verdienten Landeskundler, dessen schöner Kartenvortrag (SICK
1988) jedem Zuhörer in bester Erinnerung ist, zum 65 . Geburtstag Verehrung
und Dank zu erweisen?
Zur elsässischen Toponymie
(1956)
Über die Entstehung unserer Ortsnamen und über die Bevölkerungsverhältnisse
und Siedlungsvorgänge, die zu ihrer Bildung wesentlich beigetragen
haben, berichtet kaum je eine Geschichtsquelle unmittelbar. Nur mühsam
können deshalb auf diesem Gebiet allmählich einigermaßen gesicherte Erkenntnisse
durch Interpretation eben der Ortsnamen selbst, durch sprachliche
Analysen, durch Vergleiche mit den Ergebnissen der Flurnamen-, der Bodenforschung,
der Volkskunde, der politischen, der Rechts-, Wirtschafts- und
Kirchengeschichte u. a. gewonnen werden. Das führt zunächst zur Aufstellung
von Hypothesen, und wie viele, oft direkt entgegengesetzte Theorien sich
abgelöst haben oder noch nebeneinander herlaufen, ist zur Genüge bekannt. [...]
So ist weiterführende Aussprache
und Kritik, das ständige Ringen entgegengesetzter Arbeitshypothesen gerade
das Lebenselement unseres Forschungsgebietes, das sie vor der unfruchtbaren
Erstarrung in unbewegliche Lehrmeinungen und Dogmen bewahrt.