929 Genealogie, Namenkunde, Insignien
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Das Jahr 1806 findet zur Zeit eine außergewöhnliche Beachtung in der Öffentlichkeit: bundesweit, aber auch im deutschen Südwesten erinnern zahlreiche Gedenkartikel in den Medien und weithin beachtete Ausstellungen (Berlin, Magdeburg, Karlsruhe, Rastatt, Sigmaringen usw.) sowohl an das Ende des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ als auch an die Gründung des Rheinbundes am 12. Juli 1806, eines Zusammenschlusses von meist süddeutschen Klein- und Mittelstaaten unter dem Schutz von Napoleon Bonaparte. Die Rheinbundstaaten waren wenige Wochen zuvor aus dem Staatsverband des Reiches ausgetreten und hatten sich von Kaiser und Reich losgesagt. Zu den 16 Gründungsmitgliedern zählten im deutschen Südwesten neben den Häusern Baden, Württemberg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen und Hessen-Darmstadt auch das Haus von der Leyen. Der Graf von der Leyen stand nun dem kleinsten Rheinbundstaat vor, einem Miniterritorium von ca. 4.000 Einwohnern in sieben Dörfern und trug von nun an den Titel: „Wir von Gottes Gnaden Fürst von der Leyen, Graf von Hohengeroldseck, Herr zu Ahrenfeld usw.“. Seelbach wurde somit Residenz, das Schloss Dautenstein gleichsam Residenzschloss.
Grundlage für die Untersuchung heutiger ortstypischer Familiennamen in Lahr ist das Bürgerbuch von 2007. Es werden vor allem diejenigen Namen untersucht, die etwa mindestens 60- bis 70-mal im Bürgerbuch verzeichnet sind. Die relative Namendichte ist der Prozentanteil eines Namens an der Gesamtzahl innerhalb eines bestimmten Bereichs. In der "Kleinregion Stadt Lahr" wird jeweils auf die ortsteil-bezogene Häufigkeit innerhalb der Gesamtbevölkerung der acht Gemarkungen von Lahr eingegangen. Hierdurch lassen sich ortstypische Namenfelder erkennen. Dazu werden die in dem Familiennamen-Atlas von Baden-Württemberg niedergelegten Ergebnisse mit herangezogen. Die Stadt Lahr hat über 43.000 Einwohner, zwei Drittel davon leben in der alten Stadtgemarkung Lahr (einschließlich Dinglingen). Von den weiteren sieben Stadtteilen, die bis 1971 selbständige Gemeinden waren, ist Sulz mit 8 % die bevölkerungsreichste Ortschaft. Ein Sonderfall ist die seit 1969 neu entstandene Gemarkung Langenwinkel, die sich nach der Umsiedlung von etwa 200 Einwohnern aus "Alt"-Langenwinkel an einem andern Standort entwickelt hat. Die jetzige verzehnfachte Einwohnerzahl von Langenwinkel lässt keine Schlüsse auf ortstypische Namen zu.
In meinem Werkstattbericht "Lahrs Bevölkerung im 18. Jahrhundert" habe ich die Rekonstruktion der bislang nicht bekannten Einwohnerzahl der Stadt in der Zeit von 1684 bis 1804 dargelegt. Danach hatte Lahr zu Beginn des 18. Jahrhunderts etwa 1.500 bis 2.000 Einwohner, an dessen Ende waren es zwischen 4.400 und 4.800. Durch die Einträge in den Kirchenbüchern sind die meisten von ihnen namentlich bekannt. Ihr Wirken wird in der Geschichtsschreibung als recht beachtlich dargestellt. Lahr hatte in diesem Jahrhundert "seine große Zeit". Schauen wir die zahlreichen Namen näher an, fällt uns bald deutlich ein Aspekt des Lebens im 18. Jahrhundert auf, im Unterschied zu unserem 21. Jahrhundert: In sich geschlossen war dieses evangelisch geprägte System der Stadt Lahr mit seinen Familien, deren Namengebung und Berufstradition. Diese Geschlossenheit wurde auch nicht aufgebrochen durch die vielfältigen wirtschaftlichen Beziehungen - besonders stark nach Straßburg - und durch die Zuwanderungen, vor allem aus den evangelischen Nachbarregionen. Die Beamten der badischen und der nassauischen Herrschaft und der Kirche erscheinen zwar ebenfalls in den Kirchenbüchern, sie waren aber nicht in die Bürgerschaft integriert.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden auch „himmlische“ und „höllische“ Flurnamen als Gewann-Namen bei der amtlichen Vermessung der Liegenschaften festgeschrieben. Sie beziehen sich zum weitaus größten Teil auf „Himmel“ und auf „Hölle“, zum Teil auch in einem zusammengesetzten Wort wie „Himmelreich“. Namen mit Paradies, Engel oder Teufel erscheinen nur vereinzelt. Die Verteilung von Himmel bzw. Himmelreich und Hölle ist zwar im ganzen Ortenaukreis breit gestreut, es besteht aber ein deutliches Übergewicht der Höllen-Namen in der Mitte und im Norden. Himmel und Hölle als benachbartes Namenpaar ist in der Flur die Ausnahme. In der südlichen Ortenau, die dem ehemaligen Landkreis Lahr (Neuried-Altenheim eingeschlossen) entspricht, kommen die Gewann-Namen „Himmel/-reich“ und „Hölle“ in den 43 Gemarkungen nur viermal bzw. fünfmal vor.
Kirchennamen sind weit mehr als Orts- und Flurnamen von programmatischer Bedeutung. In ihnen spiegeln sich neben theologischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Aspekten stets auch die Kraftlinien territorialer Herrschaft, kultureller Einflüsse und sozialer Schichtung. Da die Kirchenpatrozinien mit der Siedlungsgeschichte eng verzahnt sind und daher weit in Zeiten zurückreichen, für die es nur wenige Quellen
gibt, kann ihre Erforschung wichtige Ergänzungen zur schriftlichen und zur archäologischen Überlieferung beitragen.
Als ich im Frühjahr 2006 in Baden-Baden mein neues Hüftgelenk von der Reha-Klinik in die Innenstadt bewegte, führte der Weg entlang des dortigen „Friesenberg". Auf Krücken wurde mir klar, dass Herbert Derweins Herleitung des Heidelberger „Friesenberg" von einem Familiennamen „Fries" revisionsbedürftig ist. Denn wenn Straßennamen an mehreren Orten vorkommen, scheiden lokale Deutungen aus und ist nach topografisch-funktionalen Gegebenheiten zu suchen, die es im Grundsatz überall gab oder gibt. Für unsere Gegenwart wäre es entsprechend absurd, Post- oder Bahnhofstraßen von Familiennamen ableiten zu wollen, auch dann, wenn - wie in Heidelberg - die jeweiligen Einrichtungen nicht mehr an den nach ihnen einst benannten Straßen liegen. (Immerhin ist das Stadttheater an der Theaterstraße geblieben.)
Der Name der Lauerstraße
(2020)
Die Lauerstraße in der Heidelberger Altstadt verläuft parallel zum Neckar. Sie beginnt an der Heuscheuer und endet kurz vor der Alten Brücke. Das Wort, von dem sie ihren Namen hat, ist vieldeutig; „Lauer“ kann vor allem Hinterhalt, aber auch minderwertigen Wein bedeuten. Diese Varianten kommen in topografischen Zusammenhängen nicht in Betracht. Die Heidelberger Lauerstraße hat ohne Zweifel Ihren Namen von dem Uferstreifen, auf dem Güter gelagert wurden und an dem Schiffe anlegen konnten und können. Das bestätigt auch ein Blick in das Badische Wörterbuch: Die Ortsbezeichnung „Lauer“ wird dort definiert als erstens „Schiffsanlegestelle, Kaimauer als Schiffslände“ und zweitens als „gepflasterter Platz im Neckarvorland“.
Unter Flurnamen versteht man alle heute oder früher gebräuchlichen Eigennamen für nicht bewohnte Örtlichkeiten (außerhalb von Siedlungen) wie Äcker, Berge, Wälder, Gewässer und was mit ihnen zusammenhängt, Wege Stege und Straßen, Natur- und Kulturdenkmäler und auch unbewohnte Anlagen von Wirtschaft und Industrie. Flurnamen, Landschafts- und Gewässernamen sind oft jahrhundert alte Zeugen menschlicher Beschäftigung mit der Natur. Nach einem Vorschlag von Theodor Imme (1908) teilt man die Flurnamen in Natur- und Kulturnamen ein. Die Naturnamen bezeichnen geographische Objekte nach ihren naturgegebenen Verhältnissen, nämlich nach der Lage, Form und der Bodenbeschaffenheit und nach ihrer Beziehung zur Pflanzen- und Tierwelt.
Familiennamen am Bodensee
(2000)
1. Unsere Familiennamen sind vor etwa 700-800 Jahren entstanden, unter anderem deswegen, weil die Menschen, die bisher nur einen Namen trugen, vor allem in den damals stark anwachsenden Städten begannen, sich durch zusätzliche Benennungen genauer zu unterscheiden, um Verwechslungen zu vermeiden. Man nutzte dazu fünf Möglichkeiten, aus
denen all unsere Familiennamen hervorgegangen sind: (1) Unterscheidung nach dem Vater, sog. Patronymika: Hans [der Sohn des] Hartmann; (2) nach der Herkunft, sog. Herkunftsnamen: Hans [der] Allgaier „aus dem Allgäu“; (3) nach der Wohnstätte, sog. Wohnstättennamen: Hans [am] Löhle „am Wäldchen“; (4) nach dem Beruf, sog. Berufsnamen: Hans [der]
Riester(er) „der (Flick-)Schuster“; (5) nach körperlichen, charakterlichen oder biographischen Merkmalen, sog. Übernamen: Hans [der] Sterk „der Starke“, Hans [der] Thumb „der Unerfahrene, Junge“, Hans [der am] Sonntag [geboren ist]. Durch die elektronische Speicherung von Telefonanschlüssen ist nun in jüngster Zeit eine äußerst ergiebige Grundlage auch zur Erforschung der Familiennamen gelegt worden. Entsprechende Untersuchungen wurden erstmals von Konrad Kunze für Gesamtdeutschland vorgelegt. Im Folgenden soll am Beispiel des Bodenseeraums gezeigt werden, welche Möglichkeiten sich auch für die regionale Namenkunde bieten. Leider sind die schweizerischen und die österreichischen Telefonanschlüsse
noch nicht in meine Datenbank eingearbeitet, so daß sich die Beispiele auf die deutsche Seeseite beschränken müssen.
Das heutige Stadtgebiet von Lörrach umfasst außer der Gemarkung des Kernortes die von sechs angrenzenden ehemals selbstständigen Dörfern. Stetten wurde 1908 eingemeindet, Tüllingen und Turnringen 1935; Haagen schloss sich im Zug der Gemeindereform 1974 an die Stadt an, und Brombach und Hauingen wurden 1975 eingemeindet. Verwaltungszentrum war bis in die frühe Neuzeit das Röttler Schloss, dessen Vogt die Dörfer Turnringen, Haagen und Hauingen direkt unterstellt waren, ebenso wie die kleinen Siedlungen Rötteln, wo seit Urzeiten eine Kirche steht, und Röttelnweiler.