930 Geschichte des Altertums bis ca. 499, Archäologie
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2007 jährt sich die Auffindung des weltweit bekannten Unterkiefers des Frühmenschen von Mauer zum 100-sten mal. Anthropologen gaben ihm den Namen Homo erectus heidelbergensis. Dieser Homo habilis, der „befähigte Mensch“ durchstreifte als Jäger und Sammler seinen Lebensraum, sah sich den starken Klimaschwankungen des Eiszeitalters ausgesetzt, lernte mit ihnen zu leben und verbesserte in steter Auseinandersetzung mit der Natur seine handwerklichen und sozialen Fähigkeiten. So lernte er die Beherrschung des Feuers, erfand immer bessere Jagdwaffen und Werkzeuge und entwickelte eine differenzierte Sprache.
,Imperium Romanum' war der Titel der erfolgreichen Ausstellung, die der römischen Epoche unserer südwestdeutschen Landesgeschichte gewidmet war. Die Landesausstellung wurde an zwei verschiedenen Orten präsentiert: Während sich das Archäologische Landesmuseum in Stuttgart dem Zeitraum vom Beginn der militärischen Okkupation bis zum Fall des obergermanisch-rätischen Limes widmete, beleuchtete die Schau des Badischen Landesmuseums in Karlsruhe die wechselhaften Ereignisse während der Spätantike.
Bei Aushubarbeiten zum Bau eines neuen Bürogebäudes wurden die letzten Reste einer jungsteinzeitlichen Grube angeschnitten. Der noch 1,60 m unter heutiger Oberfläche liegende Befund enthielt etwas Keramik und gehörte zu einer größeren Siedlung am südlichen Neckarufer, von der in näherer Umgebung der neuen Fund stelle bereits weitere Gruben entdeckt worden sind.
"Mons Piri"
(2003)
Eine der noch nicht identifizierten, aber unstrittig historischen Örtlichkeiten aus der Zeit der spätrömischen Aktivitäten am Oberrhein trägt den Namen Mons Piri. Allgemein wird angenommen, dass Mons Piri im unteren Neckarraum zu suchen sei. Dort, aber auch anderswo wurden schon viele, aber wenig überzeugende Versuche unternommen, eine Lokalisierung vorzunehmen. Auch die Benennung gibt Rätsel auf: ob das Wort Piri der Genetiv eines Personennamens ist oder eine lokale Benennung anderer Herkunft, blieb bisher ebenso offen, wie die geografische Lage. In jüngerer Zeit hat Ludwig. H. Hildebrandt eine sehr gründliche, die vorangegangenen Veröffentlichungen zusammenfassende Arbeit vorgelegt.
Mit der Einrichtung der Provinz Germania Superior durch Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) wurde auch das Mündungsgebiet von Rhein und Neckar in das Imperium Romanum einverleibt. Im Gebiet des Stadtteils Neuenheim hatte sich zu dieser Zeit bereits ein Garnisonsstandort für Hilfstruppeneinheiten etabliert. Damals wurde das in leichter Holzbauweise errichtete westliche Kohortenkastell durch einen soliden Steinbau ersetzt. Entlang der aus den Lagertoren führenden Straßen entwickelte sich ein Vicus, eine stadtähnliche Siedlung, in der nicht nur Wohnhäuser standen, sondern auch Werkstätten, Läden und Gasthäuser betrieben wurden. Zu jeder Siedlung gehörten Tempel, in denen die Götter verehrt und Opfer dargebracht wurden: In Neuenheim sind zwei Heiligtümer einer religiösen Lehre bekannt, die am Ende des ersten Jahrhunderts erstmals in Erscheinung trat und sehr schnell im gesamten römischen Reich Anhänger fand. Mithras, eine uralte Gottheit persischen Ursprungs, stand im Mittelpunkt dieses Kultes, der von kleinen, hierarchisch organisierten Gemeinschaften betrieben wurde. Nur Männer konnten aufgenommen und der Inhalte dieser Geheimlehre teilhaftig werden. Der Eingeweihte, ,Myste‘, erwarb allmählich und schrittweise sieben verschiedene Weihegrade, d. h. Erkenntnisstufen, die erst nach Ablegen bestimmter Prüfungen erklommen werden konnten. Dies geschah in Kultstätten, die eine ganz eigentümliche Architektur besaßen: Über einen Vorraum betrat man ein Gebäude von langrechteckigem Grundriss, das kellerartig vertieft im Boden angelegt worden war. Beiderseits eines in der Mitte verlaufenden Gangs waren entlang der Längswände Liegebänke errichtet, auf denen sich die Anhänger bei der Feier des Kultmahls niederließen.
Neues vom Neolithikum
(2003)
Der Gymnasialprofessor und Archäologe Karl Pfaff, der erstmalig mit städtischen Mitteln Ausgrabungen durchführte, berichtete 1904 über seine „Ausgrabungen in und um Heidelberg in den Jahren 1901 bis 1904 vorläufig folgendes: Im Vordergrund des Interesses stehen die neolithischen Funde. Bis heute, Oktober 1904, ist festgestellt, dass das linksseitige Hochgestade des Neckars von Heidelberg (von der Neuen Brücke an abwärts) bis Wieblingen, das rechtsseitige von Heidelberg-Neuenheim bis Ladenburg von Neolithikern besiedelt gewesen, wohl in ununterbrochener Reihe, und gleichartige Besiedelung ist auch für die Uferstrecken unterhalb Wieblingens und Ladenburgs bis gen Mannheim zur Wahrscheinlichkeit erhoben. Sodann lassen die bei den Nachbarorten Rohrbach, Kirchheim, Wiesloch, Roth und Reilingen gemachten Funde auch für die pfälzische Ebene rechts und links des Neckars dichte steinzeitliche Besiedelung erschliessen. Dasselbe ergibt sich für das die Rheinebene im Osten begrenzende Gebirge, wenigstens für die sonnigen Abhänge und die lößbedeckten Höhen, wie man aus Funden an den Abhängen des Gaisbergs, sowie auf der Höhe des Königstuhls bzw. der Drei Eichen bei Heidelberg folgern darf“. Im wesentlichen hat sich an der Richtigkeit dieser Feststellungen nichts geändert, da Funde und Entdeckungen der folgenden Jahrzehnte die Pfaffschen Ergebnisse bestätigen oder ergänzen. Was den Heiligenberg betrifft, so waren neolithische Funde von dort damals noch unbekannt; allerdings sollte Pfaff mit seiner Vermutung Recht behalten, dass der Heiligenberg schon in der Steinzeit besiedelt gewesen sei.
Die „Molkenkur“ bezeichnet heute einen Ausläufer des Königstuhls, der vor allem wegen seiner Gaststätte und Aussichtsterrasse mit weitem Panorama über das Neckartal und die Rheinebene bekannt ist. Der merkwürdig anmutende Name entspringt der hier 1852 in einem durch den Porzellanmaler Albrecht Wagner neuerbauten „Schweizerhaus“ angebotenen Kur für Ziegen molken (Abb. 1). Die damals populären Molkenkuren folgten einer medizinischen Mode, die sich der gesundheitlichen Wirkung von Bergwanderungen in Verbindung mit den Produkten alpiner Almwirtschaft verschrieben hatte. Wagners Eröffnungsanzeige sprach damals selbstverständlich noch von der „Molkenkuranstalt auf dem alten Schlosse“ und bezog sich damit auf die altangestammte Bezeichnung des Platzes, der einstmals die zweite, obere Heidelberger Burg getragen hatte (Abb. 2). Diese 1537 durch Blitzeinschlag und anschließenden Abbruch zerstörte Anlage galt der lokalen Tradition als mythisch verklärter Ausgangspunkt der Geschichte von Stadt und Schloss Heidelberg. Zu sehen war davon freilich schon zur Mitte des 19. Jahrhunderts so gut wie nichts. Abgesehen von der schönen Aussicht auf die weltbekannte Schlossruine empfahlen die einschlägigen Fremdenführer die verlassene, von undurchdringlichem Schutt und Sträuchern bedeckte Einöde ihren Lesern mit vagen Andeutungen als romantischen Ort einer längst verschütteten Vergangenheit.
In der Frühzeit der pfalzgräflichen Residenz war die Kanzlei ein Teil des Hofes und deshalb zunächst im Schloss untergebracht. Erst 1457 erwarb Kurfürst Friedrich I. von der Artistenfakultät der Universität ein Haus zwischen Augustinergasse und Heugasse, das als Kanzlei diente. Dieses Gebäude brannte 1462 ab. Nun ließ Friedrich I. zu Füßen des Schlosses am Burgweg ein neues Kanzleigebäude errichten; bis dahin war das Grundstück Kanzleigasse 1 unbebaut gewesen. Das neue Gebäude war Dienstsitz der kurfürstlichen Kanzlei; es beherbergte unter anderem eine Ratsstube, eine Hochgerichtsstube und die Rechenkammer. Später hatten hier auch die Verwaltung der geistlichen Gefälle und seit 1568 der Kirchenrat ihren
Sitz. Berühmt ist der Ausspruch Friedrichs IV. ( 1574-1610 ), der, wenn er die Kanzlei aufsuchte, in seinem Tagebuch vermerkte : „Hab ich geschwitzet“ oder „habe mir die Zeit verdorben.“