930 Geschichte des Altertums bis ca. 499, Archäologie
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Spuren der Vergangenheit
(2019)
Von Spuren aus früher Vorzeit kennen wir die teilweise noch gut erkennbare römische Heerstraße von Rottweil nach Hochmössingen. Sie berührt unter der Benennung "Hochstraße" den nordöstlichsten Teil der Gemarkung Lackendorf. Etwas versteckter, im Händelbrunner Harzwald befinden sich zwei altgermanische Grabhügel. Beide wurden im 19. Jahrhundert geöffnet und in einem wurden Überreste eines menschlichen Skeletts gefunden nebst Schädel und Bruchstücken von tönernen Gefäßen, im anderen ebenfalls menschliche Gebeine, zwei Bronzeringe, Gefäßfragmente etc
Fremde kommen ins Land
(2005)
Als die Römer im Jahr 15 v. Chr. über die Alpen nach Süddeutschland vorstießen, trafen sie eine nur sehr dünn, weitgehend sogar gänzlich unbesiedelte Landschaft an. Von der einst hier blühenden keltischen Zivilisation, die mit großen befestigten Städten (lat. oppida) sowie mit ländlichen Einzelgehöften das Siedlungsbild geprägt hatte, fanden die römischen Soldaten nur noch geringe Überreste vor. Auch das Gebiet der heutigen Ortenau war damals, wie archäologische Forschungen zeigen, nahezu menschenleer. Warum es im Verlauf des 1. Jhs. v. Chr. zu einer massiven Siedlungsausdünnung, ja sogar zur Verödung ganzer Landstriche gekommen war, ist vorläufig noch unbekannt. Mit der Ankunft der römischen Truppen änderte sich jedenfalls das Siedlungsbild im gesamten südwestdeutschen Raum grundlegend: Im Umfeld der Militäranlagen entstanden rasch die ersten zivilen Ansiedlungen und schon bald prägten Städte, Dörfer - und vor allem Tausende von römischen Gutshöfen (lat. villae rusticae) - das landschaftliche Erscheinungsbild. Die schnelle Erschließung und Aufsiedlung des Landes war nur durch eine gewaltige Einwanderungswelle fremder Siedler möglich, von denen offenbar eine größere Anzahl aus Gallien, dem heutigen Frankreich, stammte. Dies überliefert zumindest der römische Geschichtsschreiber Tacitus in seinem berühmten Werk "Germania", wobei er zugleich anmerkt, dass die Neuankömmlinge damals nicht den allerbesten Ruf besassen: die gallischen Einwanderer seien nämlich, so Tacitus, äußerst abenteuerlustige Menschen gewesen, die, von wirtschaftlicher Not angetrieben, den Boden unter recht zweifelhaften Umständen in Besitz genommen hätten. Doch welche Zeugnisse besitzen wir tatsächlich über die geographische Herkunft der ersten römischen Siedler in der Ortenau?
Vor- und frühgeschichtliche Siedlungsspuren im oberen Schuttertal - und eine rätselhafte Skulptur
(2006)
Lange Zeit waren die Lokal- und Regionalhistoriker der Meinung, dass das Schuttertal erst im 11. Jahrhundert erschlossen und besiedelt wurde. Sowohl kelto-romanische Flurnamen im oberen Schuttertal als auch die jüngsten Entdeckungen von möglicherweise vor- und frühgeschichtlichen Megalithanlagen und Kultstätten legen jedoch die Vermutung nahe, dass die Höhen des Schuttertals bereits lange vor der Zeitenwende besiedelt gewesen sein dürften. So werden die Ringanlagen auf dem Heubühl (534,6 m ü.d.M.), Gemarkung Dörlinbach, und die Viereckschanze auf dem Ringheidenbühl beim Streitberg (430 m ü.d.M.), Gemarkung Schweighausen, von den Forschern der regionalen Archäologie der spätkeltischen Zeit zugeordnet. Welche Bedeutung einem Mauerwerk mit den ungewöhnlichen Ausmaßen von 48 x 96 m und einer Mauerstärke von 80 cm im Dörlinbacher Wald, Gewann Schwiebing, beigemessen werden muss, ist noch offen. Die im Grundriss rechteckige Anlage mit sorgfältig gesetzten Steinen liegt ungewöhnlicherweise am Hang. Inmitten der ummauerten Fläche entspringt eine Quelle. Diese Quelle ist in dem quellarmen Sandsteinhang des Heubühls die einzige, die auch in trockenen Jahreszeiten Wasser führt.
Bauern, Handwerker, Händler
(2007)
Im Jahre 73 n. Chr. wurde das Gebiet der heutigen Ortenau Bestandteil des Imperium Romanum. Damals erschlossen römische Truppen das Kinzigtal mit einer Fernstraße, die von Straßburg über Rottweil an die obere Donau führte. Schon bald folgten den Soldaten zivile Einwanderer ins Land, das zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend siedlungsleer war, nun aber für fast zwei Jahrhunderte eine wirtschaftliche Blütezeit erleben sollte. Zu den wichtigsten Grundlagen des hoch entwickelten römischen Wirtschaftssystems zählten vor allem das staatliche Münzwesen, die reichsweit gut ausgebaute Infrastruktur und besonders die Schrift; kulturelle Errungenschaften, die erstmalig mit den Römern in die Ortenau kamen. Mit den Neuankömmlingen kamen aber nicht nur neue Wertvorstellungen, sondern auch eine Vielzahl neuer Berufe ins Land. Wir kennen heute über 540 verschiedene römische Berufsbezeichnungen - eine beeindruckende Zahl von Tätigkeiten, die bereits die Vielfalt und Komplexität des römischen Wirtschaftslebens erahnen lässt. Sicherlich wurden nicht alle dieser Berufe in der Region unmittelbar um Lahr herum ausgeübt, zumal sich unter den Angaben auch einige durchaus exotische Tätigkeiten wie z.B. der murilegulus (Purpurschneckenfischer) finden. Die Ausübung der meisten römischen Handwerke - wie z.B. der putearius (Brunnenbauer), der cuparius (Küfer) oder der acutiator (Schleifsteinhersteller) -, um hier nur einige Beispiele zu nennen, sind jedoch im Oberrheintal gut vorstellbar, auch wenn die archäologischen Nachweismöglichkeiten für solche Tätigkeiten oft sehr schwierig sind.
Die Schmuck- und Kleidungsbestandteile aus dem sogenannten „Grab der reichen Dame“ (Grab 10), welche bereits vor mehr als fünfzig Jahren bei Ausgrabungen in der evangelischen Peterskirche im Lahrer Stadtteil Burgheim entdeckt wurden, zählen zu den kostbarsten und bemerkenswertesten Objekten der späten Merowingerzeit. Mit Ausnahme eines „typisch alamannischen“ Gürtelgehänges aus Eisen handelt es sich um Gegenstände, die ehemals zu einer kostbaren, von mediterran byzantinischen Modeenflüssen geprägten Bekleidung gehörten. Moderne mikroskopische und goldschmiedetechnische Untersuchungen, welche vor wenigen Jahren im Zuge der Dissertation des Verfassers durchgeführt werden konnten, belegen in ganz besonders deutlicher Weise, welch qualitativ hohes Niveau das frühmittelalterliche Goldschmiedehandwerk auch in der Region des späteren „Geroldsecker Landes“ in der Zeit um 700 n. Chr. besaß. Stellvertretend für das gesamte Inventar aus dem Grab der „reichen Dame“ von Lahr-Burgheim soll dies im Folgenden anhand ausgewählter Objekte verdeutlicht werden.
Betrachtet man das sich breit öffnende, freundliche Schuttertal, so verwundert es, dass es niemals Ziel einer systematischen archäologischen Forschung war. Von gelegentlichen Zufallsfunden und Einzeluntersuchungen abgesehen, ist der Forschungsstand unbefriedigend - und das, obwohl davon auszugehen ist, dass vom römischen Vicus in Lahr-Dinglingen aus eine Straße über den Schönbergpass hinüber ins Kinzigtal verlief. Die langjährigen Geländebegehungen des Verfassers im Dreisamtal (Zartener Becken) und neuerdings im Elztal hatten reichlich vorgeschichtliche und vor allem römische Fundstellen erbracht. Daher wurde beschlossen, auch das Schuttertal einem Survey zu unterziehen. Dabei werden möglichst alle beackerten Felder einer Region begangen und nach ausgepflügten Oberflächenfunden abgesucht. Auch fundleere Flächen, die begangen wurden, werden mitkartiert. Auf diese Weise erhält man einen Überblick darüber, wo überhaupt begehbare Flächen zur Verfügung stehen, wo Funde fehlen und wie repräsentativ die Stichprobe ist. Generell ist zu sagen, dass überall im Schwarzwald der Wald und die Nutzung als Wiese und Weide die Ackernutzung deutlich überwiegen. Inzwischen wurden in vielen Gegenden die Felder ganz aufgegeben. Dadurch wird die archäologische Forschung nicht gerade erleichtert (allerdings ist die Substanz unter dem Boden geschützt, nur kennt man sie eben nicht).
Der vorliegende Aufsatz schließt an den Beitrag "Archäologischer Survey im Schuttertal - Ein Beitrag zur Besiedlungsgeschichte des Schwarzwalds" im Geroldsecker Land 52, 2010, S. 72-82 an. Die umfangreichen Feldbegehungen wurden seither bis zum 21. Mai 2010 fortgesetzt. Inzwischen sind 190 Felder, das sind 83 % des Gesamtbestandes, begangen. Davon entfallen 98 Felder auf das Stadtgebiet Lahr, 50 Felder auf die Gemeinde Seelbach und 42 Felder auf die Gemeinde Schuttertal. Nur auf etwa 35 Feldern wurden wichtige, aussagekräftige Funde gemacht. Gegenüber dem ersten Bericht hat sich der Anteil der "fündigen" Felder auf unter ein Fünftel verringert. Das bedeutet, dass über vier Fünftel der Äcker im Schuttertal mehr oder weniger fundleer oder fundarm sind. Es ist also im Schwarzwald ein deutlich erhöhter Arbeitsaufwand notwendig, um zu guten Ergebnissen zu gelangen. Im Schnitt müssen hier beispielsweise knapp SO Felder begangen werden, um eine römische Fundstelle zu ermitteln.
Die Auseinandersetzung mit Verkehrsfragen ist für die Gemeinde Friesenheim auf Grund der besonderen geographischen Lage zwischen Rhein und der Vorbergzone an der Tagesordnung. Wie keine andere Gemeinde im Ortenaukreis ist Friesenheim von Verkehrsadern durchzogen. In Nord-Südrichtung zerschneiden die Bundesautobahn A 5, die Bundesstraße 3 und die beiden Schienenstränge der Rheintalbahn auf der Strecke Basel - Hamburg die Gemarkung. Wen nimmt es da Wunder, dass auch die östliche römische Rheintalstraße auf der Friesenheimer Gemarkung zu finden ist. Die ehemalige Römerstraße liegt direkt westlich der Bahntrasse und ist teilweise identisch mit dem Verlauf der heutigen Bundesstraße 3. Diese Straße dürfte bis zum Bau der modernen Verkehrswege weit über das Mittelalter hinaus für unsere Gegend bestimmend gewesen sein.
Um 90 n. Chr. besetzte Rom den Mittleren Neckarraum und schob seine Grenze bis ans Ostufer des Flusses vor. Von den um diese Zeit zur Grenzsicherung und Erschließung des Hinterlandes errichteten Kohortenkastellen sind für den Bietigheimer Raum die Kastelle Walheim und Benningen die nächstgelegenen. Eroberungskämpfe sind im Zusammenhang mit dieser Expansion vom Rhein zum Neckar weder in schriftlichen Quellen erwähnt noch durch die Archäologie greifbar. Zum einen war die vorrömisch-keltische Bevölkerung in jener Region sehr gering und zum anderen erkannte diese wohl auch rasch die Vorteile, welche die Zugehörigkeit zum Imperium Romanum mit sich brachte. Vor allem der Schutz durch die an der Grenze stationierten Soldaten, die gleichzeitig Abnehmer der landwirtschaftlichen Überschüsse waren, sowie der nun erleichterte Kauf von Waren aus dem Mittelmeerraum, wie etwa Olivenöl oder Wein, dürften die Menschen schnell Rom gegenüber gewogen gemacht haben.
2007 jährt sich die Auffindung des weltweit bekannten Unterkiefers des Frühmenschen von Mauer zum 100-sten mal. Anthropologen gaben ihm den Namen Homo erectus heidelbergensis. Dieser Homo habilis, der „befähigte Mensch“ durchstreifte als Jäger und Sammler seinen Lebensraum, sah sich den starken Klimaschwankungen des Eiszeitalters ausgesetzt, lernte mit ihnen zu leben und verbesserte in steter Auseinandersetzung mit der Natur seine handwerklichen und sozialen Fähigkeiten. So lernte er die Beherrschung des Feuers, erfand immer bessere Jagdwaffen und Werkzeuge und entwickelte eine differenzierte Sprache.