943 Geschichte Deutschlands
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (860)
- Ausgabe (Heft) zu einer Zeitschrift (805)
- Buch (Monographie) (22)
- Bericht (2)
- Konferenzveröffentlichung (1)
Sprache
- Deutsch (1690)
Gehört zur Bibliographie
- nein (1690)
Schlagworte
- Zeitschrift (804)
- Geschichte (774)
- Baden (209)
- Freiburg im Breisgau (159)
- Bodensee-Gebiet (139)
- Bodensee (136)
- Nationalsozialismus (131)
- Breisgau (128)
- Landeskunde (110)
- Ortenau (107)
Von Ostpreußen ins Ried
(2005)
Die gewaltsame Vertreibung von Menschen aus einer vertrauten Lebenswelt, die ihnen Identität gibt und die sie über Generationen hinweg als Heimat betrachten, ist ein Verbrechen und wird stets ein Verbrechen bleiben - egal wie die Gründe und Beweggründe dafür auch immer sein mögen. Die Massenvertreibung als systematisch angewandtes Instrument zur Durchsetzung kriegerischer und politischer Ziele ist jedoch eine Erfindung des 20. Jahrhunderts. Hierbei hatte Hitlerdeutschland einen großen Anteil. Denn als mit dem Einbruch sowjetischer Armeen in die deutschen Ostgebiete die Geißel des Zweiten Weltkrieges auf Deutschland zurückschwang, traf sie das Volk, in dessen Namen der Krieg entfesselt worden war. 14 Millionen Frauen, Kinder und alte Mensehen wurden Opfer von Flucht, Verschleppung und Vertreibung. Für sie ging es im Winter 1944/45 ums nackte überleben. Wer in Ostpreußen und Pommern brennende Heimat hinter sich ließ, hoffte, die Hafenstädte Swinemünde, Danzig oder Pillau lebend zu erreichen. Wer das Glück hatte, auf eines der übervollen Schiffe zu gelangen, glaubte sich gerettet. Doch der Leidensweg war damit noch lange nicht zu Ende.
Die Böcklin waren rund fünf Jahrhunderte Ortsherren in Rust, ursprünglich Bürger der Stadt Straßburg und höchst wahrscheinlich nicht-adeliger Herkunft. Ihr Aufstieg in den gesellschaftlich höheren Stand bahnte sich im 14. Jahrhundert mit der Übernahme von adeligen Lehen und mit der Anerkennung als Edelknechte an und vollendete sich im 15. Jahrhundert mit der Erlangung des Ritterschlags sowie der Anerkennung der Turnierfähigkeit der Familie 1485. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte sie zur Reichsritterschaft. Wesentlich gefördert wurde der Aufstieg der Böcklin in der ständisch gegliederten Gesellschaft durch ihre Eheverbindungen mit dem adeligen Patriziat der Reichsstadt Straßburg und dem elsässischen Adel. Seit 1266 sind sie als Hausgenossen, das heißt als Mitglieder der mit dem Münz- und Wechselmonopol der Bischöfe von Straßburg betrauten Genossenschaft belegt und gehörten damit zur wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Oberschicht der Reichsstadt Straßburg. Sie hatten hier nicht nur - ungeachtet ihrer anderen Residenzen beiderseits des Rheins - bis zum Ende des 18 . Jahrhunderts einen ihrer Hauptwohnsitze, sondern übernahmen auch seit 1450 insgesamt 109 mal das Amt des Stettmeisters, dem als Vertreter des Straßburger Stadtadels im Mittelalter die vornehmste Rolle zukam, seit dem 16. Jahrhundert aber fast nur noch Repräsentationspflichten oblagen und Ehrenrechte zustanden.
Ilvesheim
(2024)
Der Ort Ilvesheim stand im frühen Mittelalter in enger Beziehung mit der Gründerfamilie des Klosters Lorsch. Er ging im 12. Jahrhundert an die Pfalzgrafschaft über, wird Sitz der Erligheim, die hier ein erstes Schloss errichten. Quellenstudien erlauben einen detaillierten Blick in die Verhältnisse im 17. Jahrhundert. Mit dem Übergang der Pfälzischen Kurwürde an das Haus Pfalz-Neuburg kommen die Herren von Hundheim in den Besitz des Orts und erweitern das Schloss.
Das Jahr 1806 findet zur Zeit eine außergewöhnliche Beachtung in der Öffentlichkeit: bundesweit, aber auch im deutschen Südwesten erinnern zahlreiche Gedenkartikel in den Medien und weithin beachtete Ausstellungen (Berlin, Magdeburg, Karlsruhe, Rastatt, Sigmaringen usw.) sowohl an das Ende des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ als auch an die Gründung des Rheinbundes am 12. Juli 1806, eines Zusammenschlusses von meist süddeutschen Klein- und Mittelstaaten unter dem Schutz von Napoleon Bonaparte. Die Rheinbundstaaten waren wenige Wochen zuvor aus dem Staatsverband des Reiches ausgetreten und hatten sich von Kaiser und Reich losgesagt. Zu den 16 Gründungsmitgliedern zählten im deutschen Südwesten neben den Häusern Baden, Württemberg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen und Hessen-Darmstadt auch das Haus von der Leyen. Der Graf von der Leyen stand nun dem kleinsten Rheinbundstaat vor, einem Miniterritorium von ca. 4.000 Einwohnern in sieben Dörfern und trug von nun an den Titel: „Wir von Gottes Gnaden Fürst von der Leyen, Graf von Hohengeroldseck, Herr zu Ahrenfeld usw.“. Seelbach wurde somit Residenz, das Schloss Dautenstein gleichsam Residenzschloss.
Die Geschichte Badens ist über Jahrhunderte gut dokumentiert. Die Archive sind gefüllt, Personen und Ereignisse sind teilweise bis ins Kleinste erforscht. Eine Gestalt aus der badischen Geschichte aber gibt der historischen Forschung bis heute Rätsel auf. Es ist der tollpatschige junge Mann, der an Pfingsten 1828 in Nürnberg auftauchte, nur schwerfällig sprechen, aber flüssig seinen Namen aufschreiben konnte: Kaspar Hauser. Wer sich näher mit Kaspar Hauser beschäftigt, wird auf zwei Schwierigkeiten stoßen: auf ungewöhnliche Lücken in den Beständen der Historiker und auf die Weigerung, verfügbare Daten zugänglich zu machen. Einer Antwort auf die seit über eineinhalb Jahrhunderten ungeklärte Frage, wer Kaspar Hauser war - ein Betrüger oder der badische Erbprinz - kann man daher nur näherkommen, wenn man die zugänglichen Indizien und Daten genau untersucht und sie neu auswertet.
Die Deportation von 5.617 jüdischen Kindern, Frauen und Männern in Baden am 22. und 23.10.1940 war von langer Hand vorbereitet gewesen. Die jüdische Bevölkerung in Baden wurde von der Gestapo und SS-Einheiten mit Fahrzeugen der Wehrmacht zu Sammelplätzen gebracht und von dort aus über Belfort in das unbesetzte Frankreich abgeschoben. Der Chef der Sicherheitspolizei, Heydrich, Berlin, meldet am 29.10.1940 dem Auswärtigen Amt in Berlin: „Der Führer ordnete die Abschiebung der Juden aus Baden über das Elsass und der Juden aus der Pfalz über Lothringen an. Nach Durchführung der Aktion kann ich Ihnen mitteilen, dass aus Baden am 22. und 23.10.1940 mit 7 Transportzügen und aus der Pfalz am 22.10.1940 mit 2 Transportzügen 6.540 Juden im Einvernehmen mit den örtlichen Dienststellen der Wehrmacht, ohne vorherige Kenntnisgabe an die französischen Behörden, in den unbesetzten Teil Frankreichs über Chalon-sur-Saone gefahren wurden. Die Abschiebung der Juden ist in allen Orten Badens und der Pfalz reibungslos und ohne Zwischenfälle abgewickelt worden. Der Vorgang wurde von der Bevölkerung kaum wahrgenommen.“
Feierabend - Fernsehabend, Sportverein oder Disco, an heißen Tagen Terrassenbad? Von solchen heute selbstverständlichen Freizeitvergnügungen konnten unsere Vorfahren vor 200 Jahren nicht einmal träumen, denn es gab sie nicht, weder die Wörter noch die Sachen, auch nicht das Wort Freizeit. Das sucht man vergeblich in den Wörterbüchern der Zeit - die Freizeit wurde wohl erst 1823 von Friedrich Fröbel (1782-1852), dem Vater des Kindergartens, „erfunden“ und gleichbedeutend mit Mußestunden verwendet. Auch das Wort Sport hatte noch nicht seinen Weg von England nach Deutschland gefunden. Knapp genug waren sie, die Mußestunden, die arbeitsfreie Zeit der Männer - und Frauen - um 1800, ob sie nun als Bändelwirker, Strumpfstricker, Knopfmacher, Zinngießer, Weiß- oder Rotgerber, als Taglöhner oder Handelsgehilfe arbeiteten. Arbeitszeiten bis zu elf Stunden waren damals üblich - und das an sechs Tagen in der Woche, was eine 66 Stundenwoche bedeutete. Zieht man von der verbleibenden Zeit noch die Arbeit im eigenen Garten, auf dem Acker oder im Weinberg ab, dann reduziert sich die freie Zeit noch einmal um etliche Stunden.