Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg / Reihe B, Forschungen
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227.2020
Die nationalsozialistische Reichsuniversität Straßburg existierte nur drei Jahre von 1941 bis 1944. Sie besitzt aber trotzdem eine herausragende Bedeutung innerhalb der deutschen Universitätsgeschichte des 20. Jahrhunderts: Zum einen ist sie die einzige Neugründung einer Volluniversität in der NS-Zeit, bei der keinerlei Rücksicht auf Traditionen und personelle Kontinuitäten genommen werden musste und mit der nationalsozialistische Hochschulpolitiker ihre „Musteruniversität“ mit fachlich ausgewiesenen und politisch zuverlässigen Professoren und Dozenten verwirklichen konnten. Zum anderen ist sie wegen der „wissenschaftlichen“ Mordtaten ihrer Mediziner Bickenbach, Haagen und Hirt ein universales Symbol für die potentiell verbrecherische Dimension einer von ethischen Werten losgelösten Wissenschaft. Die Reichsuniversität Straßburg sollte mithelfen, das eroberte „deutsche Elsass“ in das nationalsozialistische Großdeutsche Reich zu integrieren; zugleich wurde die ins Zentralmassiv evakuierte französische Université de Strasbourg vehement bekämpft. Die meisten nach Straßburg berufenen Professoren konnten ihre akademischen Karrieren in der Bundesrepublik fortsetzen, während die Geschichte der Reichsuniversität Straßburg und ihrer Opfer nach 1945 nahezu in Vergessenheit geriet.
222.2019
Existenz, Freiheit und Rang
(2019)
Diese Studie befasst sich mit der spätmittelalterlichen Geschichte des Niederadels in einer bislang kaum beachteten Region in Mittelbaden: der Ortenau. Es werden neue Deutungen für die Gruppenbildung des Niederadels entwickelt und Korrekturen am Bild der Niederadelsforschung als Ganzes vorgenommen. Schwerpunkt der Untersuchung sind die Verhaltensweisen und Handlungsmuster dieser Gruppe in der Zeit von der Ortenauer Einung von 1474 bis zum Augsburger Religionsfrieden 1555, um sich Existenz, Freiheit und Rang zu sichern und auszubauen. Wo nötig, geht der Autor über die Ortenau hinaus und bezieht Straßburg und die Markgrafschaft Baden mit ein. Es werden Korrekturen an Generalisierungen der Reformationsforschung ebenso vorgenommen wie an Interpretationen mittelalterlicher Einungen und Bünde.
221.2018
Die nach den napoleonischen Kriegen und dem „Jahr ohne Sommer“ 1816 ausbrechende Hungersnot machte die Defizite in der Landwirtschaft im jungen Königreich Württemberg offenbar. Um die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung sicher zu stellen, bedurfte es der Entwicklung neuer Anbaumethoden, der Einführung neuer Feldfrüchte etc. Zur Förderung derartiger Innovationen wurde unter König Wilhelm I. der Landwirtschaftliche Verein mit seinem administrativen Zentrum, der Centralstelle, gegründet. Er sollte neue landwirtschaftliche Kenntnisse sammeln, selbst entwickeln und für deren Verbreitung sorgen. Trotz einiger Erfolge blieb Verein und Centralstelle eine durchschlagende Wirkung der eigenen Bemühungen jedoch versagt. Dies lag nicht zuletzt an der starken Konzentration des Vereins auf ein akademisch gebildetes Publikum, während man die einfachen Bauern mit ihrem Fachwissen, aber auch mit ihren Problemen lange Zeit ignorierte. Der vorliegende Band veranschaulicht die breit gefächerten Initiativen dieses vom monarchischen Obrigkeitsstaat gelenkten Vereins, geht aber auch auf „demokratische“ landwirtschaftliche Gegenbewegungen ein.
215.2017
Vom Wissen zur Wissenschaft
(2017)
Die Studie verfolgt am Beispiel württembergischer Volkskunde zwischen 1820 und 1950, ob und wie aus Wissen Wissenschaft werden kann. Dem Konzept der historischen Wissensforschung folgend untersucht sie mit kulturwissenschaftlichen Methoden, was als ethnografisches Wissen gilt, wer es mit welchen Mitteln herstellt und wie es medial aufbereitet wird. In den Blick genommen wird dabei ein breites Feld an (historisch-)landeskundlich tätigen Akteuren und Institutionen mit ihren jeweiligen Wissenspraktiken und Austauschbeziehungen. Neben zahlreichen Persönlichkeiten und Vereinen tritt vor allem der württembergische Staat mit seiner Ressortforschung als wichtiger Impuls- und Auftraggeber hervor. Das Buch beginnt im Statistisch-topographischen Bureau mit der Vor-Geschichte ethnografischen Wissens um 1820, untersucht „Volk“ als Konzept und Objekt, folgt den Sammlungs- und Publikationsunternehmungen und ihrer gesellschaftlichen und organisatorischen Verankerung, beobachtet die Formierung neuer landeskundlicher Institutionen und ihre Förderung und klärt so die Gelegenheitsstrukturen regionaler Ethnografie. Der lange Untersuchungszeitraum ermöglicht mit fünf Themenblöcken und Zeitschnitten eine bisher so nicht erfolgte Analyse von spezifischen Ressourcen und Strategien zur Etablierung einer neuen Wissenschaftsdisziplin. PD Dr. Lioba Keller-Drescher habilitierte sich 2015 mit der hier vorliegenden Studie im Fach Empirische Kulturwissenschaft an der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen.
214.2018
Sterben, Tod, Begräbnis und Grabstätten wurden zu Beginn der Frühen Neuzeit auch in den oberschwäbischen Reichsstädten neu wahrgenommen: Platzmangel und erste hygienische Überlegungen führten zu einer Verlegung vieler Friedhöfe an Orte außerhalb der Stadtmauer. Die Reformation wiederum bewirkte mit ihrer Ablehnung des Ablasswesens, der Totenfürbitten und -messen grundlegende Veränderungen des städtischen Toten- und Begräbniskultes. In seiner interdisziplinär angelegten und mit reichhaltigem Bildmaterial illustrierten Arbeit zeigt der Autor auf, wie sich aus dieser Konstellation heraus neue, konfessionsabhängige Sepulkralkulturen in den Reichsstädten entwickelten und mehr und mehr etablierten. Entgegen bisheriger Forschungsmeinung griffen diese jedoch auf ein im Wesentlichen gleiches architektonisches Konzept bei der Ausgestaltung der Friedhöfe zurück.
213.2017
Mit dem Westfälischen Frieden trat die Reichsstadt Biberach, um deren Religion lange gerungen worden war, in ein neues Stadium ihrer Konfessionalisierung. Die Parität zeitigte konträre Sichtweisen, war sie doch für die Protestanten Hort des Friedens und der Gewissensfreiheit, für die Katholiken Inbegriff ihres verlorenen Kampfes um politische Vormacht und religiöse Homogenität – eines Kampfes, der zuletzt mit allen Mitteln, auch dem der Hexenverfolgung, geführt wurde. Die Stadt als Ganzes war sich ihrer Sonderrolle jederzeit bewußt, ebenso die Konfessionen, die ihre Identitäten innerhalb sich verfestigender Bezugsrahmen wie Pfarrgemeinden und Schulen in einem Prozess gegenseitiger Abgrenzung ausbildeten, in dem Tabus wie Konversionen und Mischehen essenziell waren. Die Studie, deren Rückgrat die Verfassungskämpfe seit 1649 sind, zeigt, dass kaum ein Lebensbereich von konfessioneller Durchdringung verschont blieb, wenngleich es unvermutete politische Koalitionen, überraschende Interaktionen im Alltagsleben sowie eine elitäre Gegenbewegung in der Spätaufklärung gab. „Diese so oft beseufzte Parität“, ein Diktum des Biberacher Zeitzeugen und Aufklärers Christoph Martin Wieland, endete 1825 mit ihrer Aufhebung durch das Königreich Württemberg, das politische Parallelgemeinden nicht länger duldete.
211.2017
Nicht Reform, sondern Revolte. Im Dunstkreis von Julirevolution und Hambacher Fest war dies das Motto württembergischer Demokraten, die Anfang der 1830er Jahre einen Zivil- und Militärputsch planten. Ziel war es, den König mit Hilfe regulärer Truppen zu stürzen und eine demokratische Ordnung in Württemberg zu errichten. Flankiert werden sollte das waghalsige Unternehmen von zivilen Aufständen und unterstützt werden sollte es durch auswärtige Mächte wie Frankreich oder die polnische Exilarmee. Die Pläne wurden jedoch noch vor ihrer Ausführung aufgedeckt, die Revolte verhindert und zahlreiche Verschwörer verhaftet und vor Gericht gestellt. Dennoch verdeutlichen gerade die von den Verschwörern entworfenen Zielvorstellungen zukunftsweisende gesellschaftliche und politische Konzepte. Die Arbeit von Gad Arnsberg bettet die württembergischen Ereignisse gekonnt in einen gesamteuropäischen Zusammenhang ein.
210.2017
Die drei Straßburger Bischöfe Werner II., Thiepald und Otto waren im Investiturstreit Parteigänger des Kaisers Heinrich IV. Die Autoren der über sie berichtenden Hauptquellen hingegen, allen voran Berthold von Reichenau und Bernold von St. Blasien, waren allesamt dezidierte Anhänger des päpstlichen Reformprogramms und der Gegenkönige Rudolf von Rheinfelden und Hermann von Salm. In ihren Schriften zeichneten sie ein polemisches Zerrbild der Straßburger Bischöfe mit erheblicher Wirkung auf deren Bewertung in der modernen Geschichtswissenschaft. Eine detaillierte Untersuchung der Schriften und der causae scribendi fördert jedoch genauere und breiter gefächerte Motivationen für die Darstellungen zu Tage und ermöglicht ein differenzierteres Bild nicht nur der Bischöfe selbst, sondern auch der Parteien des Investiturstreits. Neben den ideologischen Gegensätzen zwischen Heinrizianern und Gregorianern können auch Eigeninteressen der beteiligten Personen und ihrer Familien identifiziert werden, die den Konflikt entweder verschärften oder im weiteren Verlauf den Weg zur Rekonziliation ebneten.
209.2016
Männer von Welt
(2016)
Um 1600 wurde es an den Universitäten und Ritterakademien in ganz Europa üblich, neben den Vorlesungen auch den Unterricht von Exerzitien- und Sprachmeistern zu besuchen: Beim Reiten, Fechten und Tanzen, beim Ballspiel und im Unterricht des Italienischen und Französischen erlernten zunächst adlige, bald aber auch bürgerliche Studenten Körperbeherrschung, Umgangsformen, Konversation und Weltgewandtheit. Die Exerzitien- und Sprachmeister waren hochqualifizierte Fachkräfte mit einem ganz eigenen Standesbewusstsein. Von den Professoren unterschieden sie sich durch die große Bandbreite ihrer regionalen wie sozialen Herkunft, ihre konfessionelle Vielfalt sowie durch ihre nichtakademische Sozialisation und praktische Vorbildung. Mit ihrer fachlichen und persönlichen Affinität zum romanischen Kulturkreis verkörperten sie nicht nur die Weltläufigkeit, die sie lehrten, sie standen auch für kulturellen Austausch und Wissenstransfer: Sie waren Männer von Welt. Die Studie untersucht die zwischen 1594 und 1819 am Studienstandort Tübingen wirkenden Maîtres und beleuchtet damit ein spannendes und noch weitgehend unbekanntes Kapitel der Sozial- und Kulturgeschichte der Bildung in der Frühen Neuzeit.
207.2016
Ursprung und Gegenwart
(2016)
Beatus Widmer arbeitete als Notar am Konstanzer Bischofshof. Parallel zu seiner dortigen Tätigkeit verfasste er eine bislang kaum beachtete Chronik, die nicht allein die Geschichte des Bistums bzw. seiner Bischöfe behandelt, sondern auch die der Stadt Konstanz und des Reichs. Daher war Widmers Werk weder eindeutig der städtischen Chronistik noch der Bistumsgeschichtsschreibung zuzuordnen und wurde in älteren Studien, die entweder der einen oder anderen dieser beiden Gattungen galten, außer Acht gelassen. Die Chronik war als Zeitgeschichte für den Druck vorgesehen und sollte die Regierungszeiten der Kaiser Maximilian I. und Karl V. bis in die frühe Phase der Reformation darstellen, wobei der Chronist altgläubige und konservative Positionen bezog. Als zu Beginn der Reformation das seit jeher spannungsreiche Verhältnis zwischen Stadt und Bischof durch die Glaubensfragen eine zusätzliche Komponente erhielt – der Bischofshof blieb altgläubig, die Stadt neigte der Reformation zu –, gewann die Frage nach den Ursprüngen von Stadt und Bistum eine neue Brisanz. Dies schlug sich auch in Widmers Chronik nieder, der aus einer reichen Texttradition heraus ein eigenes Geschichtsbild der Konstanzer Ursprünge entwickelte. Die Studie untersucht auf Grundlage textgenetischer und -geschichtlicher Analysen die vielschichtigen Prozesse des Geschichte Schreibens in einer spätmittelalterlichen Bischofsstadt.