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Seit dem Jahre 1998 habe ich die Ehre und gleichermaßen auch die Freude,
Mitglied in der Jury der Stadt a. H. und des Ritter-von-Buß-Bildungszentrums in Zell a. H. zu sein, die über die Preise innerhalb des Josef-Bildstein-Aufsatz-Wettbewerbs entscheidet.
In dieser Zeit und schon früher als Gast habe ich die nunmehrige 25-
jährige Tradition der Bildstein-Aufsätze in Zell a. H. kennen und schätzen
gelernt. Eine positive Folge davon ist u. a., dass im Jahresband 2001 der
,,Ortenau" erstmals einer der preisgekrönten Aufsätze erschienen ist.
Eine weitere Folge meines Mitwirkens in dieser Jury war ein wachsendes persönliches Interesse an der Person Josef Bildsteins, der ich im ersten
Teil dieser Untersuchung nachgehen möchte. Dabei wurde ich selbst zu
einem „Bildstein-Schüler".
Mit dem 1470 in Untergrombach (heute ein Stadtteil von Bruchsal) geborenen Joß Fritz begann vor 500 Jahren die Bundschuh-Bewegung, die sich steigerte zum Bauernkrieg von 1524/25. Joß Fritz war Leibeigener des Fürstbischofs von Speyer - und was er verlangte, war revolutionär, war Aufruhr: ,,natürlich" sollten die Leibeigenschaft abgeschafft und die kirchlichen Güter verteilt werden, sollte die bestehende Gesellschaftsordnung radikal geändert und durch „göttliche Gerechtigkeit" mehr soziale Gleichheit und Freiheit erkämpft werden. Um die Person Joß Fritz und um die Entwicklungen, die er im ganzen Südwesten seit dem Jahr 1502 in Bewegung gebracht hat, geht es nun 2002, ein halbes Jahrtausend später: Bruchsal gedenkt seines großen Sohnes in einer sehr angemessenen Weise - mit wissenschaftlichem Gedankenaustausch, der die gesamteuropäischen Dimensionen dieser revolutionären Zeitspanne deutlich macht, mit einer Ausstellung, die bäuerliches Leben vor 500 Jahren lebendig werden lässt, und mit einer Publikation, die diesem historisch bedeutsamen Gedenken in beispielhafter Weise entspricht: Thomas Adam, der Leiter des Stadtarchivs, schrieb ein imponierendes kluges Buch über Joß Fritz, über die Bundschuhbewegung und den Bauernkrieg am Oberrhein.
Wann sich die ersten Juden im Kraichgau angesiedelt haben, ist nicht mehr feststellbar. Vermutlich haben jedoch bereits in der Zeit der Römer jüdische Händler unser Gebiet durchzogen. Die Fernstraße, welche die römischen Provinzhauptstädte Mainz und Augsburg verband, durchquerte den Kraichgau, und auch unsere unmittelbare Heimat war durch Straßen erschlossen. Die römischen Bauernhöfe zwischen Steinsfurt und Sinsheim, bei Wiesenbach oder Bad Rappenau-Zimmerhof und nicht zuletzt die villa rustica auf Neidensteiner und der vicus nediensis auf Spechbacher Gemarkung sind Zeugen einer römischen Besiedelung in unserem Raum.
Beweiskommissare sind Produkte des römisch-kanonischen Prozesses, dessen Kern bekanntlich im Artikelverfahren bestand. Dabei wurden Klagevortrag und Einwendungen in einzelne, numerierte Sätze zerlegt, die in Form von Wahrheitsbehauptungen eingeleitet wurden (»wahr, daß«). Dieses artikulierte Klagevorbringen war die Grundlage für das Beweisverfahren. Die Klagartikel, und entsprechend die gleichfalls artikulierte Klageerwiderung (»Defensionales«), wurden als Beweisartikel (»Probatoriales«) an einen von den Parteien vorgeschlagenen und bewilligten, danach vom Richter beauftragten Kommissar übersandt. Er hatte die Zeugen zu verhören, gegebenenfalls auch einen Augenschein vorzunehmen oder Urkunden zu transkribieren. Beweisakten und Protokolle mussten in Bandform zusammengefasst (»inrotuliert«) werden. Die verschlossen an das Gericht übersandten Rotuli (»Attestationes«) waren die faktische und, soweit es auf örtliche Gewohnheitsrechte ankam, auch rechtliche Grundlage für die Urteilsfindung. Dieses Verfahren wurde bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein auch am Reichskammergericht praktiziert.
„In der Tat kann nur eine gewissenhaft durchgeführte echte Parität [...] auf die Dauer die Zusammenfassung in einem Land sichern. [...] Es darf nicht der preußische Fehler einer Überzentralisation in kleinem Maßstab in Stuttgart wiederholt werden." Dies ist nicht etwa ein Zitat aus der in unseren Tagen geführten Auseinandersetzung über die Behördenverlagerung in die Landeshauptstadt. Die Feststellung stammt aus einem Schreiben vom 15. Juli 1946 an den Ministerpräsidenten in Stuttgart. Der dies schrieb, war der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und spätere langjährige Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Hermann Veit. Damals ging es um die Verteilung der Behörden in dem von der US-Militärregierung im September 1945 geschaffenen Land (Nord)Württemberg-(Nord)Baden. Konkreter Anlass für Veits Demarche an den
Ministerpräsidenten war die Ansiedlung des Landesrechnungshofes. Veit war äußerst besorgt darüber, dass durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und dem damit verbundenen Abzug der zentralen Landesbehörden, Karlsruhe „auf eine dritte oder vierte Städtestufe heruntergedrückt werde." Die Landesregierung gab in Falle des Rechnungshofes nach und machte Karlsruhe zu dessen Sitz, beließ jedoch eine Außenstelle in Stuttgart.
Seit vielen Jahren hat es das nicht mehr gegeben: im Jahr 2001 wurde vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe kein neues Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen. In der Vergangenheit war eine durchschnittliche Zahl von über 10 neuen Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk pro Jahr die Regel. Das bedeutet nicht, dass bei etwas über 200 bestehenden Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk Karlsruhe nun keine schutzwürdigen Flächen mehr vorhanden wären. Von
BNL und RP gemeinsam sind ungefähr 20 Naturschutzgebiete in Planung und Bearbeitung, viele weitere befinden sich im Entwurfsstadium bei den Fachleuten der BNL.
In Folge 12/ 1991 Kraichgau, Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung, S. 107 ff., hat der Verfasser über die mittelalterlichen Urkunden zur Rauenberger Geschichte berichtet, die er bis dahin für das Stadtarchiv Rauenberg gesammelt und aufbereitet hatte. In der Zwischenzeit konnte durch freundliche persönliche Hinweise, literarische Erwähnungen und eigenes Suchen eine Reihe weiterer einschlägiger Archivalien ausfindig gemacht werden, in denen die Rauenberger Stadtteile in unterschiedlichsten Zusammenhängen erwähnt werden. Hier sei der jüngste Fund vorgestellt, der sich in den Akten des Generallandesarchivs Karlsruhe (GLA) über den Nachbarort Frauenweiler, heute Stadtteil von Wiesloch, befindet. Darin ist für
Rauenberg bedeutsam die Erwähnung eines Weinbergs „zu Ruhenberg an dem Freudenberg" und die der Ortsbezeichnung „Widerßwilre"; auch wird hier erstmals Besitz der Landschade in Rauenberg nachgewiesen. Allgemein historisch interessant
ist der in der Urkunde aus dem Jahre 1414 geschilderte Sachverhalt, nämlich die Stiftung einer Pfründe über die Grenze zwischen zwei Bistümern hinweg.
Auf viele Jahrzehnte hinaus trübte, ja vergiftete ein 1925 geschriebenes
Lebensbild die Erinnerung an das Verhältnis Regine Jolbergs [2] zu Leutesheim, dem Ort ihres ersten Wirkens. ,,Sie hatte clie Kinder des Dorfes neun
Jahre lang in reinster Liebe gepflegt. Den Eltern hatte das nicht das Geringste gekostet. Die selbstlose Frau hatte das, ohne ein Wort darüber zu
verlieren, alles freiwillig und umsonst getan. Sie hatte alle Kinder in jeder
Weise beschenkt und erfreut und ihre ganze Lebenskraft sowie die ihrer
Kinder der Gemeinde gewidmet. In jeder Not war das Haus der Mutter Jolberg eine Zufluchtsstätte für jedermann in der Gemeinde, und nun hinausgejagt!"[3] Die Beziehung zwischen Regiine Jolberg und Leutesheim lässt
sich auf diesen einfachen Nenner jedoch nicht bringen. Das Studium der
Quellen ergibt ein anderes, ein sehr eigenartiges und komplexes Bild.
Ludwig Christof Meffle
(2002)
Vor der Kapelle auf dem Adelberg in Bretten-Neibsheim steht ein Hochkreuz aus dem Jahre 1885. Auf beiden Seitenfronten des Sockels hat sich der Handwerker verewigt: ,,Ludwig Meffle, Stein- und Bildhauer in Bretten". Das war der Anlass, nach
weiteren Arbeiten dieses Steinbearbeiters zu suchen. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Baden im Jahre 1862 wurden die Zünfte aufgelöst. Für die Gründung eines Gewerbebetriebes war keine Meisterprüfung mehr nötig und wohl auch nicht möglich, da die privatrechtlichen Innungen in Großstädten erst um 1885 gegründet wurden. Ludwig Meffle hat sich in Rechnungen und Zeitungsanzeigen nie als Meister bezeichnet.