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An der ehemaligen badisch-württembergischen Landesgrenze im oberen Kinzig- und Schiltachtal rumort noch immer eine
vor mehr als anderthalb Jahrhunderten getroffene verkehrspolitische Entscheidung, sowohl in den Köpfen wie in der lokalen Presse und Geschichtsschreibung. Es ging und geht um die günstigste Linienführung der vom Großherzogtum Baden in den 1860er Jahren geplanten Schwarzwaldbahn, genauer: wie sie aus dem Kinzigtal über das wie ein Sperrriegel ansteigende
Gebirge nach Villingen geführt werden sollte.
Frauen der Illenau
(2018)
Die Acherner kennen die Geschichte ihrer Illenau, schließlich galt sie lange Zeit als eine der fortschrittlichsten Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands. Sie wurde 1842 bei Achern als Zufluchtsort geistig kranker und nervlich angeschlagener Menschen eröffnet. Im Kapitel „Die Lage der Geisteskranken“ wird aufgezeigt, wie mit Menschen vor dem 19. Jahrhundert umgegangen wurde, die eine Geisteskrankheit aufwiesen, beziehungsweise wie sie behandelt wurden, wenn sie nicht ganz dicht waren. In der Illenau wurden diese Menschen als Menschen behandelt und nicht wie Tiere weggesperrt. Dies war einer der Gründe, warum die Illenau zu einer international anerkannten Einrichtung wurde.
Vorkriegszeit und Erster Weltkrieg im Spiegel der Briefe und Postkarten von Zivilisten und Soldaten
(2018)
An diese Geschichtsquellen – aufbewahrte Feldpostkarten und mitunter kurze Briefe aus den Jahren 1900 bis 1918 – dürfen wir nicht zu hohe Erwartungen richten. Briefe und Karten sind kein Tagebuch und keine Autobiographie. Hinzu kommt: Die Schrift ist auf mancher Karte nicht leicht, auf einigen gar nicht mehr zu entziffern. Das Schreibmaterial war meist der Bleistift, gewöhnlich mit schwacher Färbung, die Schrift jeweils winzig, das Papier vergilbt. Erstaunlich ist dabei, dass drei Generationen auf dem „Schafberg“ in Gremmelsbach die Karten und Briefe als Dokumente der Familiengeschichte aufbewahrt haben, das sind annährend 120 Jahre. Schreiber oder Empfänger ist in der Hauptsache mein Großvater Anton Läufer (1883–1960), Bauer und Holzhauer, nach der damaligen Einteilung Besitzer eines Gewerbegutes, zwar des an Fläche größten im Dorf, aber es bedeutete, dass der Eigentümer sich nach einem zusätzlichen Gewerbe umsehen musste, um seine Familie ernähren zu können. Dem heutigen Betrachter springt in die Augen, wie akkurat fast ohne Ausnahme das Schriftbild ist und wie fehlerfrei die Rechtschreibung, was belegt, welchen Wert die damalige „Volksschule“ auf eine exakte Schreiberziehung legte. Mit Bedauern muss der spätere Forscher allerdings auch feststellen, dass der Absender nicht immer mit seinem Namen, geschweige denn mit seinem Vornamen unterschrieb, der Empfänger freilich wusste ja, wer schrieb.
Die Gemeinde hat ungefähr 2000 Einwohner, 3 prot. Familien, 4 Schulhäuser, 7 Lehrer, 370 Kinder, 10 Wirtshäuser, 308 Wohnhäuser […] im Rathaus 1 Bürgermeister, 1 Ratschreiber, 1 Hilfsratschreiber, 1 Rechner, 1 Ratsdiener. So nüchtern beschreibt Pfarrer Johann Busse nach dem Ersten Weltkrieg seine Pfarrgemeinde, die er von 1911 bis 1927 betreute. Diese Gemeinde versuchte nun nach über vier Kriegsjahren zum Alltag in Friedenszeiten zurückzukehren. Not und Entbehrungen hatten die letzten Monate und Jahre bestimmt, dazu kam die dauernde, quälende Ungewissheit um das Schicksal des Ehemannes, des Vaters, des Bruders.
Siebzehn Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung über die Erforschung des Kanzlerkellers in der ORTENAU 2001 vergangen, nachdem bereits 1997 eine erste Bestandsaufnahme erfolgt war. Im „Kanzlerkellerbericht I“ hieß 1997 der Untertitel: „Stadtarchäologische Aktivitäten einer Schüler-AG in einem Offenburger Gewölbekeller“, wobei der erlebnispädagogische Einsatz einer engagierten stadtarchäologischen Arbeitsgemeinschaft von Jugendlichen im Vordergrund stand. Der Kanzlerkellerbericht II aus dem Jahre 2001 trug die Untertitel: „Stadtarchäologische Arbeiten 1997–2000: Fluchtstollen – Tiefbohrung – Stadtkataster – Ausstellungen – Neue Vermessungen – Ein Kellermuseum.“ Darin war bereits das ganze Programm dieses Zwischenberichts enthalten, bei dem die Öffnung eines über zehn Meter langen, bisher unbekannten Geheimganges zur Stadtmauer mit seinen überraschenden Funden für genau soviel Aufregung bei allen Beteiligten sorgte wie die aufwändige Tiefbohrung zum Grundwasser im Brunnenschacht. Beides konnte neben neuen Vermessungsplänen und Veränderungen im tiefsten Keller in der Ausstellung „Stadtarchäologie Offenburg 1998“ einem größeren Publikum in der Hauptstelle der Volksbank Offenburg mit deren finanzieller Unterstützung in einer archäologischen Vernissage und anschließenden Ausstellung präsentiert werden.
Dr. Franz Lipp (1855–1937): Außenminister der Münchner Räterepublik 1919 mit Gengenbacher Wurzeln
(2018)
Gengenbach, das friedliche Idyll im Schwarzwald, bot einst der Witwe von Kurt Eisner, dem ermordeten Ministerpräsidenten
der Münchner Republik, Asyl im „Haus an der Stirn“. Rohtraud Weckerle-Geck, die Tochter des Offenburger Publizisten und früheren SPD-Reichstagsabgeordneten Adolf Geck, hat über die Geschichte dieser solidarischen Flüchtlingshilfe geschrieben: „Im Jahr 1919 hatte mein Vater der Witwe von Kurt Eisner in Gengenbach ein Wohngrundstück besorgt. Er tat dies als Freund des Vaters von Frau Eisner, Herrn Josef Belli, mit dem er die Sozialistengesetz-Zeit durchgekämpft hatte. Das Haus in Gengenbach ging im Dritten Reich wie üblich an einen Nazi über, der trotz aller Bemühungen der Erbengemeinschaft Eisner, insbesondere der in einer Ecke darin hausenden Tochter Freya, nach vielen Prozeßgängen erst Ende Oktober 1960 das Haus verließ unter Hinterlassung von über 1000 DM Mietrückstand […]“
Im mittelbadischen Raum sowie im angrenzenden Elsass, vor allem in Straßburg, und im angrenzenden Württemberg, hier
sei vor allem Freudenstadt genannt, bestanden bzw. bestehen zahlreiche, traditionsreiche Freimaurerlogen. Sie sind sich meist seit Jahrzehnten über Landesgrenzen hinweg treu verbunden. So pflegt zum Beispiel die Lahrer Freimaurerloge „Allvater zum freien Gedanken“, welche in diesem Jahr ihr 150-jähriges Stiftungsfest feiert, (seit einigen Jahren wieder) regelmäßigen Austausch mit den Logenbrüdern von Zürich. Traditionell sind im badischen Raum die Logen in Baden-Baden, Freiburg, Karlsruhe und Lahr, aber auch Freudenstadt, stets in lebhaftem Austausch.
Der rätselhafte Name der Hornisgrinde ermuntert immer wieder aufs Neue zu Spekulationen, was nicht zuletzt seinem ungewöhnlichen Grundwort Grind(e) geschuldet sein dürfte. Es soll das feuchte und nahezu baumfreie Milieu des Bergkammes mit einem von nässenden Ausschlägen (= Grinden) befallenen und deshalb verkahlten Schädel vergleichen.
Vom Mosaik in der Klosterkirche Schuttern ist vor allem die Szene auf dem rechten Rand bekannt: Kain erschlägt seinen
Bruder Abel. Die wütend vorgeschobene Unterlippe Kains – „er verzog sein Gesicht“, heißt es in Genesis 4,5 –, die stille Ergebung des zusammengesunkenen Abel, die Einpassung der Figuren in einen nur rund 50 cm breiten Streifen zeigen, dass hier Meister ihres Faches am Werk waren.Leider ist nicht mehr von ihrer Kunstfertigkeit zu bewundern, denn das Mosaik war weitgehend zerstört, als Karl List es bei einer Sondierungsgrabung im Auftrag des Landesdenkmalamtes 1972 entdeckte. Nur die linke und die rechte Randzone der kreisförmigen Darstellung mit dem Durchmesser 338 cm waren noch am ursprünglichen Ort erhalten. Wie Abbildung 1 zeigt, zieht sich ein breiter Störungsstreifen durch das Medaillon. Einzelne Trümmerteile und Steinchen konnten in der Schuttschicht zwischen Mosaikebene und dem ca. 120 cm darüber liegenden Bodenniveau der ausgegrabenen romanischen Kirche von Schuttern noch aufgefunden werden; der größte Teil aber ist verschwunden.
Das Hambacher Fest, das am 27. Mai 1832 auf dem Hambacher Schlossberg bei Neustadt stattfand und bei dem sich 20 000 Teilnehmer versammelten, galt lange als die größte politische Kundgebung des Vormärz. Weniger bekannt ist das „badische Hambach“, die Feiern zum 25-jährigen Bestehen der badischen Verfassung am 22. August 1843. An der „Centralfeier“ in Bad Griesbach und an den zahlreichen in fast allen badischen Städten und Amtsbezirken abgehaltenen Festen beteiligten sich weit über 100 000 Menschen. Allein bei der Feier des Bezirks Ettenheim in Kappel am Rhein waren über 10 000 Personen anwesend. In Schwetzingen folgten 3000 Personen der Rede des liberalen Abgeordneten und Publizisten Karl Mathy. Diese
Zahl der Festteilnehmer wurde in Mannheim um ein Mehrfaches übertroffen. In Bad Griesbach fanden sich trotz der Entlegenheit des Badeortes „mehrere tausend Menschen“ ein, um den Worten des liberalen Führers in der zweiten Kammer, Johann Adam von Itzstein, zu folgen.