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Kirchlicherseits war die „Neue Ära“ (1860-1871) von zwei Dynamiken gekennzeichnet: 1) dem Willen des Staates, das Staatskirchentum abzubauen – dem entsprach das Kirchengesetz vom 9. Oktober 1860; 2) dem Willen der Kirche, den neu gewonnenen Spielraum mittels der badischen Kirchenverfassung (KV) vom 5. September 1861 zu nutzen und zu gestalten. Die Rechte der Gemeinde wurden gestärkt, eine engere Verbindung zum gesamtdeutschen Protestantismus gesucht; das landesherrliche Kirchenregiment blieb gleichwohl erhalten. Gemischte Angelegenheiten (res mixtae) blieben die Vermögensverhältnisse der Kirchen und die Schule. Gerade die Schulfrage hatte sich in den 50er-Jahren in Auseinandersetzungen mit der Erzdiözese Freiburg als außerordentlich konfliktträchtig erwiesen. Schon um diesen Konfliktherd (aus liberaler Sicht und Staatsraison) einzudämmen zielte die staatliche Kirchenpolitik der „Neuen Ära“ auf eine relative Entflechtung von Staat und Kirche, die in der Schulpolitik auf die Emanzipation der staatlichen Schule (als Simultanschule) von der Konfessionsschule hinauslief. Die Frage aber der politischen und pädagogischen Verantwortung des Schulwesens durch den Staat musste auch den Katechismusunterricht betreffen, der sich ja primär im RU und nicht im KU vollzog. Der Katechismus wurde zum Politikum.
In der kleinen Stadt Zabern, französisch Saverne, im Elsaß mit ihren rund 9000 Einwohnern lagen vor dem ersten Weltkrieg zwei
Bataillone des Infanterieregiments Nr. 99 der reichsdeutsch-preußischen Armee. Zahlreiche Zaberner Einwohner lebten von dem
hier stationierten Militär; dementsprechend deutschfreundlich war auch die öffentliche Meinung am Ort. Zabern war der einzige
Wahlkreis des Reichslandes Elsaß-Lothringen, von dem ein Vertreter einer reichsdeutschen Partei in den Berliner Reichstag entsandt
wurde. Im übrigen wählte das Volk in den ehemals französischen Gebieten, die vom neu gegründeten Deutschen Kaiserreich 1871
annektiert wurden, durchweg eigene Parteien, die der Unzufriedenheit mit der staatsrechtlichen Situation des Landes Ausdruck gaben.
Wirtschaftlich ging es der Region nicht schlecht, sie nahm an der Konjunktur der "Gründerzeit" teil. Viele Bauten aus der damaligen
Zeit zeigen das heute noch, besonders in Straßburg.
Die Aldinger Biblia latina
(2013)
Die Aldinger Kirchengeschichte ist noch zu schreiben. Neben den veralteten Angaben der Oberamtsbeschreibung Ludwigsburg bietet der Blick in die politische Ortsgeschichte wertvolle Hinweise. Zur spezifischen Geschichte der Aldinger Kirche
St. Margareta jedoch gibt es bisher ausschließlich bau- und kunsthistorische Veröffentlichungen. Nähere Angaben zur Kirchengeschichte bzw. weitergehend zur
Aldinger Kulturgeschichte liegen nicht vor bzw. sind mir nicht bekannt.
Im Zuge der wissenschaftlichen Katalogisierung der biblischen Handschriften in
Folio (Großformat) der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart im Rahmen
des Handschriftenkatalogisierungsprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist nun eine Handschrift aufgetaucht, die Aldingen direkt betrifft und die für
die Kirchengeschichte Aldingens von größtem Interesse sein dürfte. Dieser Codex,
eine lateinische Bibelhandschrift (Cod. bibl. 2o9), beinhaltet die Schriften des Alten
und Neues Testaments inklusive der Apokryphen nach der Vulgata samt den Vorreden
des Hieronymus – also alles in allem eine von zahlreichen überlieferten mittelalterlichen Handschriften mit der lateinischen Vulgata-Textfassung. Daran schließt
sich das »Summarium biblicum«, also die Inhaltsübersicht über die biblischen
Bücher, des Alexander de Villa Dei (Alexander Gallus, *1170) an, die aber hier fälschlicherweise Albertus Magnus (um 1200–1280) zugeschrieben wird (fol. 456 r: »Explicit
glosarium Magistri Alberchti Ratisbonensis Episcopi«).
Der hundertfünfzigste Todestag der Konstanzer Künstlerin Marie Ellenrieder (1791-1863) jährt sich in diesem Jahr. Zur
Ortenau hatte sie mannigfache Beziehungen: In verschiedenen Kirchen der Ortenau - in Ichenheim, Diersburg sowie in Ortenberg - finden wir Altarbilder dieser Künstlerin und im Museum im Ritterhaus in Offenburg wird eine wertvolle Sammlung ihrer Zeichnungen aufbewahrt. Außerdem pflegte sie eine lebenslange, freundschaftliche Beziehung zu dem Freiherrn Carl
Christoph von Röder (1789-1871) aus Diersburg, was zu einem umfangreichen Schriftverkehr geführt hat, der uns im Rosgartenmuseum in Konstanz überliefert ist.
Am 22. Juni 1950 wurde im Redtenbacher-Hörsaal im Maschinengebäude der Technischen Hochschule Karlsruhe die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe ins Leben gerufen. Die Gründung der Karlsruher Gesellschaft ist eingebunden in die Reihe der seit 1948 stattfindenden Gründungen solcher Gesellschaften in ganz Deutschland.
Bezeichnender Weise war die Initiative zur Gründung einer Karlsruher Gesellschaft gar nicht von Karlsruhe selbst ausgegangen, sondern die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Stuttgart hatte zu der Versammlung eingeladen, die das erklärte Ziel hatte, auch in Karlsruhe eine solche Gesellschaft ins Leben zu rufen. Obgleich die Einladung erst wenige Tage vorher, am 17. Juni 1950, versandt worden war, kamen 58 Personen zur Gründungsversammlung. Das legt zumindest nahe, dass man in Karlsruhe von der Stuttgarter Initiative nicht überrascht wurde. So gab es bereits Kontakte interessierter Karlsruher zur Stuttgarter Gesellschaft und deren Aktivitäten. Die Zündung verursacht hatte der Besuch des Präsidenten des 1928 gegründeten (Inter)National Council of Christian and Jews, Dr. Everett R. Clinchy (1897-1986) am 17. Mai 1950 in Karlsruhe, wo er vor geladenen Gästen über die Ziele und Aufgaben einer christlich-jüdischen Wiederannäherung sprach.
Die beiden villae von Habsheim-Landsererweg und Rixheim-ZAC Le Petit Prince (Gewerbegebiet) wurden in jüngerer Zeit ausgegraben. Bis heute sind sie die einzigen bekannten Axialhofvillen im Elsass.
Die Gemeinden Habsheim und Rixheim liegen am Ostrand des Sundgaus auf der Schotterebene der Ill, an der Grenze zweier sehr unterschiedlicher Landschaftsräume: im Westen die
lössbedeckten Ausläufer des östlichen Unteren Sundgaus und im Osten die Rote Hardt mit
Kiesböden. Die Hügel des unteren Sundgaus dienten wahrscheinlich zur Gewinnung von Kalkstein (oligozäne Molasse) unterschiedlicher und oft mittelmäßiger Qualität, der als Baumaterial
und Werkstein Verwendung fand. Auch Gipsvorkommen wurden ausgebeutet und zum Bau
verwendet. Die zwei villae liegen auf Kolluvien aus Seitentälern. Die hellbraunen verlehmten
Schichten sind oft sehr ausgedehnt und erschweren somit die Interpretation der Bodenspuren.
Die beiden villae wurden am Verlauf der römischen Straßenverbindung von Argentorate
(Straßburg) nach Augusta Raurica (Augst) errichtet. Unweit der 160 m westlich dieser
Hauptstraße liegenden villa von Habsheim kreuzen Nebenstraßen (Verbindung Eschentzwiller-Ottmarsheim und evtl. auch Habsheim-Kembs) die römische Hauptstraße. Der Fundplatz von
Rixheim zeigt ein ähnliches Bild: Die villa liegt ebenfalls am Kreuzungspunkt zweier antiker
Straßen, nämlich der Hauptstraße von Augst nach Straßburg und einer Abzweigung in östlicher
Richtung, die zur pars rustica führte. Hier bleibt allerdings eine Unsicherheit: der Platz der pars
urbana in diesem System und die Möglichkeit eines durch die Umfassung oder entlang der pars
urbana führenden Weges.
In Kappel-Grafenhausen (Ortenaukreis) entstand eine bilinguale Grundschule, eine Einrichtung französischen Rechts, in der nach französischen Lehrplänen auf deutschem Boden unterrichtet wird – und zwar paritätisch-bilingual, d. h. in der einen Hälfte der Schulstunden wird der Unterricht in französischer Sprache abgehalten und in der anderen Hälft e auf deutsch. Als "Schulbus" für die französischen Schüler steht die Rheinfähre Kappel zur Verfügung.
Die Brücke. – 28 (2013)
(2013)
Die Chance Oberrhein
(2013)
Die deutsch-französische Geschichte hat den Rhein zur scharfen Grenze mitten durch die Oberrheinregion werden lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es deshalb vielfältige Bemühungen auf kommunaler und regionaler Ebene, diese scharfe Grenzziehung im Zeichen der Aussöhnung und Freundschaft beider Nationen auch in der Nachbarschaft am Oberrhein zu überwinden – mit großem Erfolg. Auf dieser Basis hat sich das neue Selbstverständnis des Oberrheins entwickelt, der nun als trinationale Metropolregion seinen Platz in Europa zu behaupten versucht. Für eine Stadt wie Freiburg bietet dieser Rahmen neue Chancen zur wirtschaftlichen und strategischen Entwicklung im Rahmen des Städtenetzes, das Konkurrenz und Kongruenz vereint. Doch Freiburg, von dem früher wesentliche Impulse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgingen, droht diese Chancen zu versäumen.
Das historische Museum in Straßburg bewahrt das Gießerei-Verzeichnis der in Straßburg von 1717 bis 1892 durch die Firma
Edel gegossenen und verkauften Glocken. In dem Register befinden sich einige lose Blätter, auf welchen Johann Peter Edel
eine Liste der zwischen 1670 und 1715 verkauften Glocken aufgestellt hat; es bleibt jedoch offen, ob es sich um die Gesamtproduktion dieser Jahre handelt. Unter den 417 verzeichneten Glocken (hauptsächlich für das Elsass, auch einige für Lothringen) waren mindestens 120 für den deutschen Raum (Baden, Pfalz, Saarland, Schwaben) bestimmt. Ein Teil Badens gehörte damals zum Bistum Straßburg.
Die Getreidespeicherkapazitäten der bereits in tiberischer Zeit gegründeten, im fruchtbaren
Lössgebiet des Markgräfler Hügellands gelegenen Axialhofvilla Heitersheim erfuhren mit dem
Ausbau zur vierten Bauperiode eine enorme Erweiterung (Abb. 1): Das spätestens in der um
100 n. Chr. datierten, dritten Bauperiode errichtete Speichergebäude C, das eine Grundfläche
von ca. 18 x 10 m besaß, wurde durch den Speicher C 2 ersetzt, der mit seinen Ausmaßen von
24 x 15 m die doppelte Grundfläche des älteren Speichers einnahm (Abb. 2, Nr. 1). In der pars
rustica wurde anstelle des Wohngebäudes F das Gebäude F 2 erbaut, das aus einem 24 x 15 m
großen, massiv fundamentierten Kernbau bestand, dessen westlicher Schmalseite eine ca. 5,5 m
breite ungegliederte Raumzeile vorgelagert war (Abb. 2, Nr. 2). Zwar ist die Funktion von Gebäude F 2 bislang noch nicht abschließend zu beurteilen, doch sprechen Indizien dafür, dass der
Bau als Speicher genutzt wurde: So fällt auf, dass der Kernbau von Gebäude F 2 nicht nur eine
massive Fundamentierung, sondern auch identische Ausmaße wie der periodengleich errichtete
Speicher C 2 aufwies.
Die Wirtschaftsregion Freiburg ist eine besondere Wirtschaftsregion. Sie umfasst die Großstadt Freiburg sowie die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen. DAX-Unternehmen sucht man hier vergebens. Zu den Besonderheiten gehört zweifellos die Rolle der
Universität und des dazu gehörigen Universitätsklinikums. Sie strahlen auch in die Wirtschaft ab – zahlreiche Start-Up-Unternehmen sind im Umfeld der Uni entstanden, zum Beispiel im Bereich der Biotechnologie. Auch der Tourismus und der Weinbau sind kennzeichnend für diese Region. Und viele Mittelständler, die von Freiburg und der Region aus international agieren. 644 000 Menschen leben hier heute, 24 Prozent mehr als 1987. Die Zahl der Erwerbstätigen hat sogar in diesem Zeitraum um 41 Prozent auf 325 000 zugenommen. Oder anders: Die Wirtschaftsregion Freiburg ist eine Wachstumsregion.
Die nachstehenden Ausführungen befassen sich in erster Linie mit den Verhältnissen, wie sie auf den im Titel genannten Gewässern herrschten. Manchmal wird aber auch
ein Seitenblick auf die schweizerischen Zuflüsse geworfen.
Im Gebiet dieser Gewässer waren die Flösse wohl die ersten Wasserfahrzeuge.
Denkt man dabei nicht an solche aus Schilf oder Reisigbündeln sondern an solche aus
zusammengebundenen Baumstämmen, so brauchte es zu ihrer Herstellung Bäume und
Äxte. Vielleicht darf man ihren Ursprung deshalb in die Steinzeit legen, als sich die Wälder nach dem Rückzug der Gletscher regenerierten. Allerdings fand man bis jetzt keine
Spuren von steinzeitlichen Flössen. Zum Vorschein kamen bloss Relikte von Einbäumen – als ältestes Beispiel ein mit Steinäxten aus Lindenholz gehauenes Boot im Neuenburger See von etwa 3800 v.Chr. [1].
Seit über 800 Jahren existiert in Freiburg ein Steinmetzbetrieb, der zunächst für den Bau des Münsters verantwortlich war und der bis heute für dessen Instandhaltung zuständig ist: die Münsterbauhütte. Sie zählt zu den traditionsreichsten mittelalterlichen Bauhütten und blieb – im Gegensatz zu den anderen bekannten Hütten wie Köln, Ulm und Basel – ohne Unterbrechung durchgehend bestehen. Nach dem Bau des Freiburger Münsters von circa 1200 bis circa 1536 war es die Hauptaufgabe der Bauhütte, die steinerne Substanz und den filigranen Bauschmuck zu erhalten und zu ergänzen. Über die vielen Jahrhunderte hinweg änderte sich mehrfach die Trägerschaft der Münsterbauhütte. Zu Beginn wurde die Hütte von der Stadt Freiburg verwaltet bis schließlich 1890 der eigens dafür gegründete Freiburger Münsterbauverein deren Leitung übernahm.
Bevor man detaillierter über den aristokratischen Wohnsitz von Batilly-en-Gâtinais, „Les Pierrières“ spricht, sollte man auf die Definition von Wohnsitzen der gallischen Aristokratie eingehen. Herkömmlicherweise werden diese Anwesen als Landsitze der Oberschicht in der gallischen Gesellschaft bezeichnet, die Caesar im „Gallischen Krieg“ equites nannte.
Diese unterscheiden sich von der Mehrheit der ländlichen Wohnsitze aus der Eisenzeit – wir
kennen heute mehrere Hundert – durch die reichhaltigen Befunde und die Größe der architektonischen Strukturen. So wurden auf der Ausgrabung „La Croix du Buis“ in Arnac-la-Poste
(Haute-Vienne)3 mehr als 800 Amphoren gefunden. Das Hauptgebäude war in mediterraner
Technik gebaut, in Lehmfachwerk und mit ziegelgedecktem Dach. In Natteries bei Puy-Saint-Bonne, nicht weit von Cholet (Maine-et-Loire), oder in Grands Champs in Coulon (Deux-Sèvres) ist die Größe der Umfassungsgräben mit einer Breite von 7 und 8 m, bei einer Tiefe
von mehr als 3 m, beachtlich. Erwähnenswert ist auch das Beispiel von Camp de Saint Symphorien in Paule (Côtes d’Armor). Der bescheidene Bauernhof aus dem 5. Jahrhundert v. Chr.
entwickelte sich zu einer regelrechten Festung im 3. Jahrhundert und zuletzt, zu Beginn des
1. Jahrhunderts v. Chr., zu einer befestigten Siedlung mit nahezu 30 ha Grundfläche.
Der heutige Bodensee ist im Zusammenhang mit dem Abschmelzen der Eiszeitgletscher entstanden. Vor 24 000 Jahren, im Maximum der letzten Eiszeit, erfüllte der bis
1200 m mächtige Rhein-Vorlandgletscher den gesamten Bodenseeraum zwischen Isny
und Schaffhausen. Im Bodenseegebiet und im Rheintal schürfte der Gletscher den Felsboden bis unter den Meeresspiegel aus, fortsetzend, was die Eisströme früherer Eiszeiten begonnen hatten.
Während dem ersten bedeutenden Rückschmelz-Stadial von Stein am Rhein vor
19000 Jahren entstand in einem eisfrei gewordenen Zungenbecken bei Hemishofen als
kleiner Zungenbeckensee der Ur-Bodensee. Dem weiter zurückweichenden Rheingletscher folgte in direktem Kontakt der laufend ausgedehnter werdende See. Ein weiterer
bedeutender Rückschmelzhalt stellte sich vor 18000 Jahren bei Konstanz ein. Hier sind
die Frontmoränen und ihr Vorfeld für die Seeteilung in Obersee und Untersee verantwortlich.
Im Obersee und anschliessend im Rheintal erfolgte das Abschmelzen sehr rasch.
Um 16 500 v.h. war das Alpenrheintal bis Reichenau westlich Chur eisfrei und wurde vom
Bodensee eingenommen. Dieser erreichte damit seine grösste Ausdehnung mit mehr als
der doppelten Fläche gegenüber heute.
Von den abtauenden Gletschern hinterlassener Schutt wurde von den Fliessgewässern
in gewaltigen Mengen in den Riesensee verfrachtet, insbesondere weil damals eine
vor Erosion schützende Vegetationsdecke noch weitgehend fehlte. Bereits um 16 000
trennte der Ill-Schuttfächer einen Rheintalsee vom Bodensee ab. Ähnliches vollbrachten
Landquart und Seez kurz danach, sodass sich um 15 000 eine Phase mit vier Seen im
Rheintal-Seezgebiet einstellte: Bodensee, Rheintalsee, Churer See, Walensee. Die Rheintalseen
wurden bis 8000 v.h. vollständig zugeschüttet. Einzig der Walensee überdauerte
dank grosser Tiefe bis heute sowie, nicht zu vergessen, der Bodensee.
Bis zur Römerzeit hatte sich die Rheintalebene bis Rheineck (Ad Rhenum) –
Höchst – Bregenz (Brigantium) vorgeschoben. Seither entstanden zuerst das Rohrspitz-Delta, ab 900 n.Chr. dasjenige des Rheinspitz bei Altenrhein. Der im Jahr 1900 mit dem
Fussacher Durchstich direkt in den Bodensee geleitete Rhein begann umgehend in der
untiefen Bucht ein neues Delta zu bilden. Um die Verlandung zu verhindern, wurden
die Rheindämme um die jüngste Jahrhundertwende bis zum Abfall in das tiefe, zentrale
Seebecken vorgebaut.
Trotzdem geht die Zuschüttung des Bodensees unaufhaltsam weiter. Gemäss
groben Berechnungen dauert es mindestens 40 000 Jahre bis der Obersee bis Konstanz
verfüllt sein wird. Zudem muss parallel zur Aufschüttung das gesamte Rheintal um rund
70 m aufgelandet werden, damit der Rhein bis Konstanz fliessen kann.
Die Schlussgedanken zur Zukunft des Bodensees betreffen zwei gegensätzliche
Visionen:
1. Es geht gemäss der Periodizität der Eiszeiten einer nächsten Grossvergletscherung
entgegen. In diesem Fall wird der Bodensee durch den Rhein-Vorlandgletscher ausgelöscht.
2. Umgekehrt wird bei weiterer Klimaerwärmung um prognostizierte 4 °C keine
Eiszeit mehr eintreten, was dann zur vollständigen Verfüllung des Bodensees führen
wird.
Der am 30. August 1838 in Böblingen geborene Schreiner Karl Friedrich Bock gründete im Jahr 1863 in Steinheim an der Murr eine Schreinerei in Verbindung mit einer
Holzdreherei. Zunächst wurde nur in kleinem lokalem Ausmaß produziert, was sich
mit dem Firmenbeitritt seines Sohnes Friedrich Bock, der am 23. Mai 1863 in Steinheim an der Murr geboren wurde, im Jahr 1884 grundlegend ändern sollte. Von da
an trug das Geschäft den Namen »Karl Bock & Sohn, Sesselfabrik«. Ab diesem Zeitpunkt nahm durch den fachtüchtigen Schreiner Friedrich Bock der Arbeitsumfang
besonders in der Schreinerei erheblich zu. Die Holzdreherei trat dabei in den Hintergrund. Schon zu damaliger Zeit sollen nur handwerklich einwandfreie Modelle
produziert worden sein, welche einen guten Ruf genossen haben.
Um sich gegen die große Konkurrenz in dieser Branche im Raum Steinheim-Marbach behaupten zu können, kam am 1. Januar 1891 für ein Jahr der Fabrikant
Schachenmeyer hinzu; das Unternehmen firmierte nun als »Bock & Schachenmeyer,
Sesselfabrik«. Kurz nach dem Austritt des Anteilseigners Schachenmeyer trat an dessen
Stelle der Gerber Friedrich Fischer in die Firma ein, so dass ab 1. Februar 1892 der
neue Firmenname »Bock & Fischer, Sesselfabrik« lautete. Die weitere günstige Geschäftsentwicklung trug dazu bei, dass die in Steinheim zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten.
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
Vor 26Jahren verneinte Hermann Fautz in diesem Jahrbuch die Frage, ob „das Kloster Wittichen eine Grablege der von Hohengeroldseck" gewesen sei. Lediglich drei von ihnen, darunter zwei Klosterfrauen, wären dort bestattet. Nach ihm fanden die „meisten Herren und Frauen von Hohengeroldseck [ ... ] ihre letzte Ruhestätte beim Kloster Schuttern". Dort hätte die Familie das erbliche Vogtei- und Schirmrecht besessen. Wittichen war damit ausgeschieden. An Hermann Fautz konnte nicht gezweifelt werden, war er doch die Autorität für die Geschichte des hinteren Kinzigtales. Im Übrigen wurde in den vielen Darstellungen über die Geroldsecker allenfalls beiläufig und meist nur für einzelne Angehörige der Familie erörtert, wo sie bestattet worden waren. Zuletzt hielt Bühler die Frage, wo ihre Grablege sei, für ein „weiterhin ungelöstes Rätsel der Geschichte" . Vor dem 13. Jahrhundert wurde ihr Name nur drei Mal erwähnt, weshalb ihr Aufstieg nicht nachvollzogen werden kann. Sie waren schon mächtig, als sie in die Geschichte eintraten, und sie gehörten dem Hochadel an. Sie waren nicht verwandt mit der Familie gleichen Namens aus dem Elsass, die meistens als „von Geroldseck am Wasichen" bezeichnet wird, und deren Burgen als Ruinen bei Zabern stehen.
Bei der Planung der beiden neuen Freiburger Stadtteile "Rieselfeld" und "Vauban" wurden Prinzipien einer ökologischen und sozialen Stadtplanung angewandt, die modellhaft auch für Stadterweiterungen in Staaten angewandt werden können, deren Bevölkerung sehr rasch wächst und wo großer Bedarf an neuen Wohngebieten vorhanden ist. Interdisziplinär besetzte Projektgruppen planten beim Rieselfeld auf 70 Hektar Wohnraum für 12 000 und im Vauban-Viertel auf 40 Hektar für 5000 Menschen. Ökologie, Nachhaltigkeit, Familienfreundlichkeit, ortsnahe Infrastruktur, Anbindung an die Stadtbahn, Niedrigenergiebauweise und Bürgerbeteiligung waren von Anfang wichtige Kriterien bei der städtischen Planung. Beide Stadtteile können heute als Erfolgsmodell bezeichnet werden.
Der Bestand Abt. 064. enthält die Handakten der langjährigen Vorsitzenden der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden, Frieder Schulz und Heinrich Riehm. Frieder Schulz, geboren am 19. Juli 1912 in Bruchsal und verstorben am 25. Dez. 2005 in Heidelberg, war 23 Jahre lang, von 1955 bis 1978, Direktor des Peterstifts, des Predigerseminars der badischen Landeskirche in Heidelberg und seit 1956 Mitglied der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die „Handakten Frieder Schulz“ kamen im Februar 1999 als dienstliche
Akten aus der Tätigkeit als Landeskirchlicher Beauftragter für liturgische Ausbildung, Forschung und Praxis sowie seiner Mitarbeit im Rahmen der Liturgischen Kommission der Landeskirche in das Archiv. Heinrich Riehm, geboren am 22. Aug.
1927 in Haßmersheim und im Ruhestand seit 1. Sept. 1992, war 1965 zur Übernahme einer Professur an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz für ein Jahr beurlaubt. Bis Ende 1995 hatte er den Vorsitz der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Der vorliegende Bestand „Liturgische Kommission“ dokumentiert durch Protokolle und dazugehörige Unterlagen die umfangreiche und gründliche Arbeit, welche in der badischen Landeskirche und darüber hinaus von Heinrich Riehm und Frieder Schulz vor allem in liturgischer, aber auch in kirchenmusikalischer Hinsicht geleistet worden ist. Unter ihrer Regie entstanden Gottesdienstordnungen, Agenden und Gesangbücher in Zusammenarbeit mit der EKD, weiteren protestantischen Kirchen in Europa und der Ökumene. Im Petersstift waren sie im Fach Liturgik für die liturgische Ausbildung badischer Theologen verantwortlich.
Zwischen der Durchsetzung der Reformation unter Ottheinrich 1556 und der Veröffentlichung des Heidelberger Katechismus 1563 liegt für die Kurpfalz ein etwa siebenjähriges Ringen um die konfessionelle Identität des neuen evangelischen Kirchwesens. Das Land wandelt sich in dieser Zeit von einer Schaubühne der großen innerreformatorischen Lehrstreitigkeiten zu einem eigenständigen Akteur im konfessionspolitischen Kräftespiel der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Besonders
fassbar wird diese Wandlung anhand einer Momentaufnahme aus dem Sommer 1560. Zeitzeugenberichte verschaffen zuerst einen Eindruck von den Protagonisten und Frontstellungen dieser Zeit. Das entstandene Bild soll dann zweitens in den Kontext
der politischen und der kirchlichen Entwicklungen in der Kurpfalz seit 1556 eingebunden werden. Drittens wird nach der Bedeutung der Momentaufnahme für den Weg zum Heidelberger Katechismus zu Fragen sein.
Im Literaturband der Ortenau 2013 darf ein berühmter und prächtiger Vergil aus der Historischen Bibliothek der Stadt Offenburg nicht fehlen. Seit 1000 Jahren wird der große römische Dichter in der Klosterlandschaft der Ortenau mit ihren bedeutenden Benediktinerklöstern abgeschrieben, mit bunten Initialen ausgemalt, studiert und somit der Nachwelt überliefert und, später nach den Handschriften gedruckt, der Nachwelt bewahrt. Und auch in der heutigen Schullandschaft des Ortenaukreises mit ihren zahlreichen lateinsprachigen Gymnasien wird Vergil in der Oberstufe als Sternchenthema der Leistungskurse immer noch gelesen, übersetzt, interpretiert und im Abitur geprüft. Die nahen Universitäten bieten immer wieder Vorlesungen zur augusteischen Literatur und namentlich zu Vergil an. Aus den Klosterbibliotheken des ehemaligen Franziskanerklosters in der Langen Straße, heute Klostergymnasium „Unserer Lieben Frau", und des alten Kapuzinerklosters in der Gymnasiumstraße, heute Grimmelshausen-Gymnasium, sind eine Reihe wertvoller Vergilausgaben zu uns gekommen, die
jetzt wohlgehütet und wohlklimatisiert Bestandteile der Historischen Bibliothek der Offenburger Stadtbücherei sind.
Die Konstanzer Gruppe der Zeugen Jehovas, damals Ernste Bibelforscher genannt,
bildete sich 1921 mit etwa 15 Personen. In den unruhigen Zeiten der Weimarer Republik
hatten die Zeugen Jehovas zeitweise großen Zuspruch. Bei Werbeveranstaltungen in Konstanz ab 1920 waren die Säle des Konzilsgebäudes gut gefüllt. Eine Veranstaltung hieß:
Die Welt ist am Ende – Millionen jetzt Lebender werden nie sterben! Eine andere hieß: Die Zeit ist
herbeigekommen! [1] Reisende Bibelforscher betreuten die ersten Anhänger in der Region. Ihr
Auftreten war fromm erscheinend, würdevoll und ernst. Ihren Bartschnitt ahmten sie Christus nach.
Sie trugen einen schwarzen Rock, versehen mit einer Anstecknadel, die Kreuz und Krone darstellte. Die
einheimischen Anhänger missionierten wiederum sonntags mit dem Fahrrad bis in den
Hegau und in den Linzgau hinein, und sie hielten Kontakt zu Schweizer Zeugen Jehovas.
Die Versammlungen der 20er Jahre wurden von einem Erntewerkvorsteher und gewählten Ältesten geleitet. Ab 1932 sprach man von Dienstleitern und Brüdern, ab 1936 von
Gruppendienern, die nicht mehr gewählt, sondern ernannt wurden. Außer öffentlichen
Vorträgen wurden regelmäßige wöchentliche Zusammenkünfte abgehalten, sei es Gruppen-Wachtturm-Studium oder Lobpreisungs- und Gebetsversammlungen.
Anna Sophie Blanca Marie Aschoff, genannt Anni, wurde am 10. August 1896 in Göttingen
geboren. Thr Vater, Dr. med. Karl Albert Ludwig Aschoff (heute meist nur unter dem Namen
Ludwig Aschoff bekannt), war zu diesem Zeitpunkt Privatdozent. Thre Mutter war die Hausfrau
Clara Marie Aschoff, geb. Dietrichs. Nachdem sie in Göttingen und Marburg gelebt hatten,
zog die Familie 1906 nach Freiburg, wo Ludwig Aschoff an der Albert-Ludwigs-Universität
tätig war.
In einer Notiz zu Annis elftem Geburtstag hält ihre Mutter am 10. August 1907 ein paar Gedanken
zu ihrem Wesen fest:
Über die Entwicklung ihres Charakters ist es nicht ganz leicht zu schreiben, zeigt [sie]
einem auch am wenigsten ihr Inneres [ ... ]. Ihr Hauptfehler ist eine große Flüchtigkeit,
die sie sowohl zu Hause, als auch in der Schule kund gibt[ ... ]. In der Schule fällt
ihr das lernen nicht leicht[ .. . ].
Beim Durchsehen von Werkverzeichnissen fällt immer wieder ins Auge, dass bestimmte dort
aufgeführte Quellen beispielsweise als „Kriegsverlust“ oder als „verbrannt 1944“, als „seit 1945
verschollen“ oder etwa als „heute in Krakau“ gekennzeichnet sind. Es kommt auch vor, dass man in der
Neuauflage der Musik in Geschichte und Gegenwart oder im New Grove dictionary of music and musicians in den
Werkübersichten zum Schaffen einzelner Komponisten von Quellen erfährt, die sich dann, fragt man bei
der genannten Bibliothek an, als Kriegsverluste herausstellen. Je mehr Werk- und Quellenverzeichnisse
man durcharbeitet, um so mehr verdichtet sich der Eindruck, dass angesichts der hohen Zahl solcher
Einträge doch vielleicht auch der entgegengesetzte Ansatz, und zwar eine Aufarbeitung der
Kriegsverluste selbst, zu beschreiten wäre. Für die deutschen Musiksammlungen wurde bisher kein
Versuch unternommen, deren Kriegsverluste systematisch und auf breiter Basis zu untersuchen, zu sehr
hat sich die Musikwissenschaft seit 1945 mit der Sichtung und Erforschung des Erhaltenen beschäftigt,
als dass sie sich – mit Ausnahme gewisser Spitzenstücke – des Verlorenen angenommen hätte, wie dies
in der Kunstgeschichte schon seit langem der Fall ist. Die vorliegende Arbeit ist der erste Teil einer
grossflächig angelegten Studie, welche die Geschichte der musikalischen Quellensammlungen deutscher
Bibliotheken im Zweiten Weltkrieg anhand bisher unveröffentlichter Akten beschreibt, die Ursachen für
die Quellenverluste darstellt und später einen Gesamtkatalog der feststellbaren Kriegsverluste an
handschriftlichen und gedruckten Noten bis zum frühen 19. Jahrhundert auf der Grundlage historischer
Inventare liefern wird.
Kennzeichnend für die Markgrafen von Baden erscheint während des gesamten
Mittelalters eine prekäre Zwischenposition am unteren Rand des Fürstenranges.
Diese Problematik bestimmte maßgeblich die Herrschaft sbildung und die Handlungsspielräume
der im Grenzbereich zwischen fürstlichem und nichtfürstlichem
Hochadel angesiedelten Familie. Überblickt man ihre Geschichte von der Formierung
des Geschlechts im 12. Jahrhundert über die Phase der Erbteilungen des
14. Jahrhunderts bis ins 15. Jahrhundert einschließlich der Herrschaft Markgraf
Christophs I., so erreichten die Badener gegen Ende des Beobachtungszeitraums
– im engen Anschluss an das Königtum – zwar schließlich einen Höhepunkt ihrer
Macht, doch blieb ihre fürstliche Rangstellung letztlich stets prekär. Es ergibt
sich somit ein ausgesprochen dynamisches Bild des Auf und Ab einer Familie im
beständigen Kampf um die Wahrung ihrer fürstlichen Rangstellung.
Die Offenburger Stadtbefestigung wurde im Jahre 1689 im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs von französischen Truppen
zerstört und nach zeitgenössischen Berichten bis auf die Fundamente niedergerissen. Überreste dieser Fundamente wurden
in der Vergangenheit schon mehrfach bei Tiefbauarbeiten gefunden.
Über die Grundlinien der Entwicklung der deutschen Tagespresse zwischen
1933 und 1945 besteht seit langem Klarheit: Das breit entfaltete, pluralistische Zeitungswesen der Weimarer Republik wurde von den Nationalsozialisten in mehreren Wellen drastisch beschnitten und inhaltlich in ein enges Korsett gezwängt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs existierte nur noch ein Bruchteil der Blätter, die es 1932 gegeben hatte – und fast alle davon waren in der Hand der NSDAP. Von „Zeitungen“ war dabei eigentlich kaum noch zu reden. Es handelte
sich nur noch um eine Art Flugblätter mit Durchhaltepropaganda.
Die Ortenau. - 93 (2013)
(2013)
Die Pfarrkirche St. Michael in Friesenheim-Oberweier feiert im Jahr 2013 ihr 135-jähriges Bestehen. Sie hatte zumindest zwei belegbare Vorgängerkirchen, auf die wir zunächst einen Blick werfen wollen. Was von der Vorgängerkirche übrig geblieben ist, sind die unteren drei Geschosse des Turms. Das Baujahr ist über dem Turmportal mit 1514 eingemeißelt. Das dabei befindliche Steinmetz-Zeichen und die Form des Türengewänds ist, bis auf das größere Ausmaß des Ober- weierer Portals, identisch mit dem rechten Seitenportal der Stiftskirche in Lahr. Pfarrer Friedrich Schleicher (*24.10.1893 Freiburg ✝1982 Oberweier, Pfarrer in Oberweier 1928-1969), der nicht nur Pfarrer, sondern auch ein begeisterter und begnadeter Heimatforscher war, hat sich um die Erforschung der gesamten Oberweierer Heimatgeschichte sehr verdient gemacht. Er hat in unterschiedlichen Archiven viele Akten studiert und Grundlagenforschung betrieben, von denen man in Oberweier bis heute profitiert. Nicht zuletzt wurde auf seine Veranlassung der Förderkreis der Oberweierer Heimatgeschichte gegründet, der heute das Museum in Oberweier betreut. Pfarrer Schleicher geht davon aus, dass der Kirchenbau von 1514 vom damaligen Patronatsherrn Egenolf Friedrich Freiherr Roeder von Diersburg (*1484, ✝1550), der auch Stättemeister von Straßburg war, ausging. Der Patronatsherr war für den Bau und den Unterhalt des Chores und des Altars zuständig.
In den Protokollen der Großherzoglichen Ständeversammlung bzw. des Badischen Landtags spiegelt sich die erfolgreiche parlamentarische Tradition des Landes seit Verkündung der Verfassung 1818 und dem Zusammentritt der ersten Volksvertretung 1819. Die Badische Landesbibliothek hat deshalb diese zentrale historische Quelle digitalisiert und 2012 als ihren Beitrag zum Landesjubiläum ins Internet gestellt. Das über 600 Bände umfassende Werk, das in vollständiger Form nur in wenigen großen wissenschaftlichen Bibliotheken einsehbar ist, steht nun unabhängig von Ort und Zeit allen Fachleuten und geschichtsinteressierten Laien zur Verfügung. Die Sitzungsprotokolle dokumentieren zum einen die Geschichte des Badischen Landtags, die 1933 mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten zu Ende ging; zum anderen sind sie für zahlreiche Einzelfragen der Geschichte Badens eine ergiebige historische Quelle.
Vor knapp 325 Jahren wurde der gotische Chor der Stadtkirche in Bruchsal durch
Kanonenbeschuss völlig zerstört. Dies ist Anlass, an den Wiederaufbau der katholischen
Stadtkirche„ Unserer lieben Frau" nach dem 2. Weltkrieg mit den nachfolgenden
Ausführungen zu erinnern.
Die in gotischem Baustil erbaute katholische Stadtpfarrkirche „ Unserer Lieben
Frau" in Bruchsals Stadtmitte wurde bei dem verheerenden Bombenangriff am
1.3.1945 bis auf die Grundmauern zerstört. Bei den Überlegungen, wie nun die
wiederaufzubauende Stadtkirche aussehen sollte, entschloss man sich, das Langhaus
völlig abzutragen und in einem der Zeit entsprechendem Stil wieder aufzubauen.
Im Frühjahr 2013 konnte die Landeskirchliche Bibliothek die Gesangbuchsammlung von Udo Eisenbeiß (1936-2013) aus Offenburg übernehmen. Der gebürtige Straßburger Eisenbeiß war Verwaltungsleiter und stellvertretender Direktor des Paul-Gerhardt-Werkes in Offenburg und leidenschaftlicher Kirchenmusiker. Zugleich war er auch ein passionierter Sammler u.a. von Gesangbüchern, deren Bestand er noch kurz vor seinem Tode der Gesangbuchsammlung der Landeskirchlichen Bibliothek
antrug. Die Gesangbücher wurden als „Sammlung Eisenbeiß“ in die Gesangbuchsammlung integriert. Das Zugangsbuch verzeichnet, nachdem Dubletten ausgeschieden worden waren, 310 Einträge.
Die „Sonne" galt nach Franz Disch (Chronik der Stadt Wolfach, 1920) lange Zeit als das bedeutendste und wahrscheinlich älteste Wirtshaus der Stadt Wolfach. Sie lag gegenüber dem Rathaus am Markt und war verbunden mit der Ladstatt (dem Einstellmonopol für den Lastenfernverkehr), dem Weinumschlag und mit einer Gastherberge. Die „Stube" (Trink- und Ratsstube) auf dem Rathaus war vielleicht als Einrichtung älter, sie war aber keine „offene Gastherberge".
Rauenbergs Nachbarort Dielheim wurde 767 und die Orte Malsch und Mühlhausen
wurden 783 im Lorscher Codex zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der
Umstand, dass der Ort Rauenberg im Lorscher Codex nicht erwähnt wird, erklärt
sich damit, dass Rauenberg damals noch kein eigenständiger Ort war. Es war eine
im 8./9. Jahrhundert entstandene kleine Siedlung, ein Weiler, auf der Urgemarkung
von Mühlhausen, welche die späteren Gemarkungen von Mühlhausen, Rotenberg
und Rauenberg umfasste. Im 10. Jahrhundert waren Mühlhausen, Malsch und 21
weitere Orte im Besitz der zwischen 730 und 740 auf Reichsboden gegründeten
Benediktinerabtei Mosbach. Am 15. November 976 gab Kaiser Otto II. die Benediktinerabtei
Mosbach mit ihrem gesamten Besitz dem Bischof Anno von Worms
auf ewige Zeiten zu eigen. Mit der Muttergemeinde Mühlhausen kam auch der auf
ihrer Gemarkung liegende Weiler in den Besitz des Bischofs von Worms.
Im Großherzogtum Baden wurde im 19. Jh. in der im mittleren Schwarzwald gelegenen Stadt Oppenau (Abb. 1) eine Krugfabrik zur Herstellung von Geschirrkeramik, Mineralwasserflaschen sowie technischer Keramik aus Steinzeug gegründet. Die Existenz dieser Krugfabrik im Zeitraum zwischen 1824 und 1878/80, und ihre Geschichte sind mittlerweile weitestgehend in Vergessenheit geraten. Erst durch die Einsichtnahme in Akten in den Archiven Freiburg, Oppenau und Karlsruhe sowie die Auswertung von Beschreibungen der Krugfabrik in zeitgenössischen schriftlichen Quellen konnten punktuell Einblicke in die Historie dieses Unternehmens gewonnen werden. Seinerzeit war dieses Unternehmen das einzige seiner Art im Großherzogtum Baden. Auch die Produktpalette der Krugfabrik ist weitestgehend nicht mehr bekannt. Einstmals vorhandene Warenverzeichnisse mit Darstellungen von keramischen Produkten haben sich nicht überliefert. Daher geben die Werkstattabfälle der Fabrik und die mit einer Oppenauer Marke versehenen Gefäße erste gesicherte Hinweise auf das in Oppenau hergestellte keramische Sortiment. Der künftigen Forschung wird es vorbehalten sein,
durch weitere Fakten die Geschichte der Oppenauer Steinkrugfabrik zu ergänzen und weitere Erzeugnisse der Fabrik ausfindig zu machen.
Auf der Bühne ist es noch ruhig, aber um die
Kulissen herum geht es bereits hoch her. Denn
diese Fragmente einer Bühnengestaltung sind ein
ganz besonderer Fund aus der Zeit des klösterlichen
Schultheaters in Villingen. Bereits vor der
Jahr tausendwende wurden die in 167 Einzelbretter
zersägten, beidseitig bemalten Bretter einer Bühnendekoration im Zuge von Umbaumaßnahmen
im Dachgeschoss des Hauses Kanzleigasse 3 in der
Villinger Altstadt entdeckt. Die Eigentümer er -
kannten die Besonderheit der Bretter mit Bemalung und übergaben die Sammlung 2004 den städtischen
Museen Villingen-Schwenningen. Diese
übernahmen dafür die Aufgabe, sich um den Erhalt
der Malerei zu kümmern, die sich in einem dramatisch
schlechten Zustand befand, da sie fast sämtlich
von den Holzbrettern abzufallen drohte.
Die Villa von Heitersheim
(2013)
Die Villa von Heitersheim folgt einer axialen Ausrichtung, der eine charakterisierende Grundstruktur innewohnt (Abb. 1). Die Herkunft dieses unverwechselbaren Anlagentyps suchte man
lange in Italien; mittlerweile ist es aber unverkennbar, dass er auf einheimische, d. h. keltische
Wurzeln zurückgeht. Dies ist von besonderer Bedeutung, denn die Teilung in eine pars urbana
und eine pars rustica, die literarisch vor allem aus Italien überliefert wird, ist in den keltischen
Vorbildern ebenfalls deutlich erkennbar. Konkrete Architekturelemente wie charakteristische
Raumanordnungen und deren verschiedenartige Funktionsbereiche, Bäder oder Zierwasserbecken können ihre mediterrane Herkunft nicht verleugnen, ganz abgesehen von der technischen
Ausführung ihrer Bauweise oder gar die künstlerische Gestaltung und hochwertige Ausstattung
speziell der mehrgeschossigen Villenhauptgebäude.
Die Villinger Stadtmauer
(2013)
Die Reste der Befestigungsanlage Villingens stellen
noch heute das beeindruckendste profane
Bauwerk des Mittelalters in der Stadt dar. Neben
dem Schutz, den sie den Bewohnern Villingens
gewährte, hatte sie im Mittelalter vor allem eine
rechtliche Bedeutung. Die Stadtmauer ist für
Historiker eines der eindeutigen Kriterien der
Stadt, die sie von einer ländlichen Siedlung unterscheidet. Sie schied den bevorrechteten Siedlungsraum und Marktort im Brigachbogen vom
Umland ab.
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde im Kloster St. Blasien, fern der Aktualität, die gefälschte „Gründungsurkunde“ (Nr.*6), in St. Blasien selbst „Stift(s)- oder Stiftung(s)brief“ genannt, als ehrwürdigstes Zeugnis der eigenen Vergangenheit wertgehalten, immer wieder in Kopialbücher abgeschrieben, gelegentlich in Rechtsfragen und natürlich in der klösterlichen Geschichtsschreibung herangezogen, übrigens oft auch zusammen mit der ebenfalls gefälschten Baseler Konradsurkunde (Nr. *9), zu der man keinen Gegensatz sah, weil man die Verlautbarungen des Reichhofsgerichts - im Gegensatz zur Urkundenkritik neuerer Zeit - nicht dahingehend verstand, dass es sie zur Fälschung erklärt habe. Nachdem der Prozess des Klosters St. Blasien gegen das Bistum Basel 1141 seinen Abschluss gefunden hatte (Nr. 179), wurde die „Gründungsurkunde“ schon zwei Jahre später im letzten Eintrag der Annalen von St. Blasien von 1143 zu ihrem „180 jährigen Jubiläum“, also zum Ausstellungsjahr 963, zitiert. Auch im so genannten „Liber constructionis“, der wichtigsten - wenn auch nur in einer Redaktion nach Mitte des 15. Jahrhunderts erhaltenen - Quelle für die Frühzeit des Klosters und insbesondere seinen legendären Gründer Reginbert, ist die Urkunde indirekt genannt und dies an einer Stelle, auf die eine sehr auffällige, bisher nicht lesbar zu machende Tilgung mehrerer Zeilen folgt. Vielleicht hatte sie, wie Marquard Herrgott vermutete, ihren Grund darin, die Umdatierung von 983 auf 963, also von Kaiser Otto II. auf Otto I. zu verdecken. Ob die „Gründungsurkunde“ im „Rotulus Sanblasianus“ des 14./15. Jahrhunderts ebenfalls erwähnt war und zu welchem Jahr, ist bislang nicht feststellbar, da diese Pergamentrolle gerade am Anfang abgeschabt und kaum lesbar ist - ob man sie mit modernen Methoden lesbar machen könnte, wäre die Frage - jedenfalls sind die bisherigen Editionen unzulänglich. Die Verfälschung von 983 auf 963 war sehr früh erfolgt, bereits im Verlauf des Prozesses mit Basel, denn sie findet sich in St. Blasiens „Handakten“ dazu. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Urkunde in dieser Form schon dem Hofgericht vorgelegt wurde. Unbestritten galt der „Stiftsbrief“ das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hinein als Urkunde Kaiser Ottos I.
Man sollte annehmen, dass die Quellen zur Geschichte der Welfen vollständig publiziert und wissenschaftlich untersucht sind. Das gilt gerade auch für die in Weingarten, dem ältesten nachweisbaren Welfensitz und welfischen Hauskloster, aufgezeichneten Quellen. Sie wurden zusammengestellt vor allem in einer Handschrift aus der Zeit um 1200, die heute als Hs. D 11 in der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. D 11) verwahrt wird, allgemein bekannt durch die Darstellung des Welfenstammbaums und durch die Abbildung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa mit seinen Söhnen. Kaum beachtet und zum größten Teil seit 300 Jahren unpubliziert ist aber ein Werk, das an die Welfen-Texte der genannten Handschrift anschließt: »De Romanis imper[ator] ibus«, die »Weingartner Kaiserchronik«. Sie ist außerdem in einer zweiten, ebenfalls aus
Weingarten stammenden Handschrift aus derselben Zeit überliefert, heute Hs. B 3 der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda (= Hs. B 3). Die »Weingartner Kaiserchronik« aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stellt sich dar als eine chronologisch angeordnete Liste der »römischen« Kaiser von Julius Cäsar bis zu Heinrich VI. († 1197). Als Grundlage hatte die Weltchronik des Honorius Augustodunensis »De imagine mundi« gedient. Bereits dort waren in die Kaiserliste einige herausragende Ereignisse oder Personen eingefügt worden. Die »Weingartner Kaiserchronik« erweiterte dieses Konzept durch die Aufnahme der Ahnen des Welfenhauses.
Im vergangenen Jahr hatte Walter Caroli mit Beispielen zur Politik im Lahr des frühen 18. Jahrhunderts erstmals das Lahrer Gemeinderatsprotokoll der Jahre 1701 bis 1704 vorgestellt. In diesem Jahr sollen das Wirtschafts- und Finanzleben näher betrachtet werden, um einen weiteren Eindruck von der Vielfältigkeit und Faszination dieser Quelle zu vermitteln. Eine kleine Einleitung sei den Beispielen vorangeschickt.
Das Wort Euthanasie kommt aus dem Griechischen: „eu“ bedeutet gut, „thanatos“
heißt der Tod, also bedeutet Euthanasie: „der gute Tod“. Zu den wesentlichen Forderungen des ethischen Selbstverständnisses der Medizin zur Frage der Euthanasie
zählt die bis heute gültige Zusicherung aus dem hippokratischen Eid, der im Übergang vom 5. zum 4. vorchristlichen Jahrhundert abgefasst wurde: „Nie werde ich
irgend jemanden auch auf Verlangen ein tödliches Mittel verabreichen oder auch
nur einen Rat dazu erteilen.“
In der sprachlichen Praxis wird der Begriff Euthanasie für verschiedene Handlungsweisen gebraucht, weswegen eine exakte Definition notwendig ist:
Das bewusste Unterlassen möglicher medizinischer Hilfe bei Schwerstkranken, unheilbar Kranken und Sterbenden heißt Euthanasie, genauer passive Sterbehilfe, und
ist in Deutschland erlaubt. Das schmerzfreie Sterben solcher Kranken, das durch
Menschenhand herbeigeführt wird z. B. durch die Gabe von Überdosen von
Schmerz- oder Schlafmitteln, heißt auch Euthanasie oder besser aktive Sterbehilfe
und ist in Deutschland verboten. Euthanasie bezeichnete früher das schmerzfreie
Sterben mit hohen Dosen von starken Schmerzmitteln wie Opiaten bei Schwerstkranken, wobei versucht wird, die schädlichen Nebenwirkungen der Opiate möglichst gering zu halten, aber gleichzeitig eine Verkürzung des Lebens in Kauf
genommen wird. Heute spricht man von Palliativmedizin, die erlaubt ist.
„Euthanasie“ in Anführungsstrichen, so auch bewusst im Titel dieses Beitrags
geschrieben, bezeichnet jene nationalsozialistischen Verbrechen in der Zeit des
2. Weltkrieges, bei denen in erster Linie geistig behinderte Kranke, aber auch nicht
angepasste und unproduktive Menschen („Asoziale“) ermordet wurden.
Die „Stuben stecz gehaiczt"
(2013)
Wenn die „Stuben stecz gehaiczt" sind, bedeutet dies bis zum heutigen Tag Sicherheit
und auch Geborgenheit während der kalten Jahreszeit. Die Weiterentwicklung
und Optimierung von Wärmequellen für den häuslichen Bereich war und ist ein
technischer Aufgabenbereich von höchstem Stellenwert. Über Jahrtausende
behalfen sich die Menschen mit der Anlage offener Feuerstellen, zunächst unter
Felsdächern, in Höhlen und in Zelten, seit dem 6. vorchristlichen Jahrtausend dann
innerhalb fester Häuser in Holz- und noch später in Steinbauweise. Die Feuerstellen
wurden universell zum Heizen, Kochen und für handwerkliche Zwecke
genutzt. Mit der Seßhaftwerdung traten erstmals auch Öfen in Erscheinung.
Zunächst dienten sie jedoch nur zur Produktion und Konservierung von Nahrungsmitteln.
Schließlich folgten Anlagen zur Gewinnung und Veredlung von
Rohstoffen oder zur Herstellung von Gebrauchs- und Baukeramik.
In Freiburg hatten sich etliche Hochmögende schwer daran getan, dem Andenken an den Reichskanzler gerecht zu werden. Das verdankte sich der Nachkriegszeit mit den Problemen des Kalten Krieges und der totalen Differenzen in der West-Ost-Politik. 1979 sollte der 100. Geburtstag möglichst still vorübergehen. »Die unterlassene Ehrung des Reichskanzlers Josef Wirth. Blüten eines provinziellen Antikommunismus. Ein dokumentarisches Lesebuch. Hrsg. von Gernot Erler und Karl-Otto Sattler 1980« – dieses Buch rüttelte auf. Längst ist diese Haltung überwunden, und Dr. Joseph Wirth hat den ihm gebührenden Rang erhalten. Die Joseph- Wirth-Stiftung e. V. ist beim Kulturbürgermeister der Stadt Freiburg in guten Händen und
arbeitet erfolgreich in der Friedens- und Verständigungspolitik.
Dr. Robert Bantle †
(2013)
Der Tuttlinger Arzt und
Naturkundige Dr. med.
Robert Bantle ist am
Abend des 7. Juli 2013
im Kreis seiner Familie
verstorben. Er war über
viele Jahre als Mitarbeiter der Entomologischen
Arbeitsgemeinschaft im
Naturwissenschaftlichen
Verein Karlsruhe e.V. und
Melder für das Grundlagenwerk „Die Schmetterlinge Baden-Württembergs“ ehrenamtlich mit
dem Staatlichen Museum
für Naturkunde Karlsruhe verbunden. Ab 2010
hatte er nach und nach
Teile seiner naturkundlichen Sammlungen, die
im wesentlichen Schmetterlinge, Käfer und andere
Insekten, aber auch präparierte einheimische und
exotische Vögel umfassen,
dem Naturkundemuseum
Karlsruhe überlassen.
Edmund Husserl (1859–1938)
(2013)
Der Beitrag von Hans-Helmuth Gander zu Edmund Husserl skizziert die Lebensstationen des berühmten Philosophen. Sein weitreichender und bis heute nicht absehbarer Einfluss auf die zeitgenössische Philosophie und der Bruch in der Wirkungsgeschichte – verursacht durch den Nationalsozialismus – bewirken, dass den Husserl-Archiven in Freiburg, Köln und Leuven (Belgien) die wichtige Funktion zukommt, die Geschichte und Weiterentwicklung des phänomenologischen Denkens zu dokumentieren. Husserls Lebens- und Wirkungsgeschichte ist vielfach verflochten mit der Stadt Freiburg. In diesem Jahr wurden für Edmund Husserl und seine Frau Malvine zum Gedenken zwei Stolpersteine vor der Universität in Freiburg und an seinem letzten Wohnort an der Lorettostrasse verlegt.
Für eine rundum gelungene Restaurierung eines Kulturdenkmals – die Jury des Denkmalschutzpreises macht diese Erfahrung immer wieder – müssen glückliche Umstände eine ganze Reihe von Beteiligten zusammenführen, die in gemeinsamer Anstrengung zu einer dem jeweiligen Objekt angemessenen Lösung finden: Architekten, die sich nicht nur im Neubau verwirklichen wollen, sondern auch eine Beziehung zu alter Bausubstanz haben, fähige Handwerker, die ihr Handwerk noch beherrschen und nicht nur als Monteure industriell gelieferter Ware auftreten, Restauratoren mit der Kenntnis von Techniken und mit Fingerspitzengefühl sowie Denkmalpfleger, die ihr Wissen von gebauter Geschichte und dem Umgang damit vermitteln können. Die zentrale Figur aber ist meist der Bauherr, der mit seinen persönlichen Vorstellungen, was mit seinem Eigentum geschehen soll, und seiner Wahl der Beteiligten die entscheidenden Weichen auf dem Weg zu einem wie auch immer gearteten Ergebnis stellt. Natürlich spielen finanzielle Möglichkeiten dabei immer eine Rolle, wichtig sind aber für ein positives Sanierungsergebnis vor allem Begeisterung für die Sache, Ideenreichtum beim Finden von unkonventionellen Lösungen und Leidenschaft , etwas zur Baukultur beitragen zu wollen.
Es handelt sich hier um das heute als „Winterschule" bezeichnete Anwesen. Es ist mehr oder weniger gut bekannt, dass das
alte Haus eine reiche und interessante Vergangenheit aufweist. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut und diente früher
verschiedenen Familien und Zwecken. Das obere Stockwerk wurde erst im Jahr 1858 „aufgesetzt", sodass man es sich eigentlich „hinwegdenken" muss, um sich das frühere Aussehen des Gebäudes wenigstens ungefähr vorstellen zu können.
Viele evangelische Kirchen Badens wirken in ihrer kargen Ausstattung ernüchternd
- anders dagegen das stattliche, von Friedrich Theodor Fischer entworfene und
1842 vollendete Gotteshaus in Hoffenheim: Vor allem durch die Farbfassung von
1992 und die dezenten Farbfenster aus der Werkstatt von Friedrich Künzler (1934)
strahlt der weitläufige Innenraum nun fast barocke Festlichkeit aus. (Abb. 1)
Die Einweihung der Kirche fand am 22. Oktober 1842 statt: ,,Eine feierliche Musik
mit Blechinstrumenten, welche die noch mangelnde Orgel ersetzen musste, empfing
den Zug bei seinem Eintritt. Als alle Räume der Kirche angefüllt waren, wurde
das ,Ja, Herr' ... angestimmt, was aber leider aus Schuld der Musik, die zu hoch intonierte,
nicht ganz gut ging." 1845 konnte die Gemeinde ein um so bedeutenderes
Instrument in Empfang nehmen: Die Orgel von Eberhard Friedrich Walcker war
technisch, äußerlich und vor allem musikalisch das Fortschrittlichste, was damals
zu haben war. Das überaus solide gebaute und klangschöne Werk lässt sich als
erfolgreicher Prototyp bezeichnen.
Tagebücher weisen eine jahrhundertealte Tradition in der europäischen Kultur auf. Eine ihrer Wurzeln liegt in der Gattung der Chroniken, die zu den ältesten literarischen Formen zählen. Wie diese bestehen Tagebücher aus einer Vielzahl von Einträgen, die nummerisch sortiert sind und zeitlich aufeinander folgen. Tagebücher ermöglichen so dem Lesenden, eine zeitliche Entwicklung nachzuvollziehen und sind damit Teil eines spezifischen linearen Zeit- und Geschichtsverständnisses. Doch dies allein macht ein Tagebuch noch nicht zum Tagebuch. Vielmehr besitzen Tagebücher eine weitere Dimension. Sie dienen der Selbstreflexion und sind damit aufs Engste mit der allmählichen Herausbildung eines modernen Verständnisses menschlicher Individualität verbunden, die sich in den europäischen Kulturen seit dem Spätmittelalter vollzog. Dabei entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte und abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld des bzw. der Schreibenden sehr unterschiedliche Formen des Tagebuchs. Neben Formen, die noch stark der Gattung Chronik verhaftet blieben wie manche Kriegstagebücher des Ersten Weltkrieges, die als Vorwegnahme späterer Regimentsgeschichten geschrieben wurden, fanden während der Aufklärung entstandene Tagebücher der gesellschaftlichen Eliten ihren Bezugspunkt in einem beständigen Nachdenken über Moral und moralisch richtiges Handeln. Eine besondere religiöse Bedeutung besaßen Tagebücher für viele pietistisch geprägte Protestanten, für die das Verfassen eines Tagebuches ein wichtiger Bestandteil ihres religiösen Lebens war und eine Möglichkeit bot, sich täglich religiös Rechenschaft abzulegen.
Im Rahmen eines durch das Regierungspräsidium
Karlsruhe fnanzierten Kooperationsprojekts zwischen
der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen
Verein Karlsruhe e.V., dem Staatlichen Museum für
Naturkunde Karlsruhe, dem Naturschutzzentrum Ruhestein und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
wird eine Inventarisierung der Pilzarten des Bannwalds
„Wilder See“ im NSG „Wilder See – Hornisgrinde“ (Baiersbronn, Nordschwarzwald) vorgenommen. Es ist
der älteste, bereits 1911 ausgewiesene Bannwald in
Baden-Württemberg; er umfasst 75 ha. Aus mykologischer Sicht sind vor allem die alten Abies alba-Bestände bedeutend. Am Beispiel dreier im Gebiet bereits
nachgewiesener und sehr seltener Pilzarten (der parasitische Rostpilz Thekopsora goeppertiana und die
Altholzzersetzer Hymenochaete fuliginosa und Cystostereum murrayi) wird dies veranschaulicht. Das Gebiet
ist Bestandteil der Gebietskulisse für den geplanten
Nationalpark Schwarzwald. An dem zunächst auf drei
Jahre angelegten Projekt sind zahlreiche Pilzexperten
aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern
beteiligt. In dieser Anfangsphase werden vorzugsweise
die in den einzelnen Vegetationstypen vorkommenden
Arten erfasst und eine Referenzsammlung im Pilzherbarium des Staatlichen Museums für Naturkunde
Karlsruhe angelegt. Besonders berücksichtigt werden
Pilzarten, die mit Weiß-Tanne (A. alba) als Parasiten,
Saprobionten oder Symbionten assoziiert sind. Längerfristig könnte das Gebiet als Referenzfäche für
mykologische Studien im Bereich der Taxonomie, „Versteckten Diversität“ und Populationsgenetik unter Einsatz moderner Techniken genutzt werden.
Erlebnis Oberrhein
(2013)
Im Herzen Europas, wo der Rhein Frankreich, Deutschland und die Schweiz verbindet, liegt der Oberrhein. Die Region ist mit über 21 000 qkm fast so groß wie die Toskana. Wie diese lockt sie seit Jahrhunderten Touristen an, die Kunst, Kultur und gutes Essen lieben. Der Oberrhein ist eine kompakte, landschaftlich und kulturell enorm vielfältige Region mit zahlreichen Städten und Dörfern auf beiden Seiten des Rheintals. Die wirtschaftlich prosperierende Region mit rund 6 Mio. Einwohnern bietet von allem viel und ist leicht erreichbar. Länger als zehn Minuten ist man von einem Highlight zum anderen nie unterwegs. Mit ihren Märkten, Weinbergen und Feinschmeckerlokalen ist die Region ein El Dorado für Feinschmecker; mit gotischen Kathedralen, mittelalterlichen Burgen, unzähligen Museen ein MUST für Kunstkenner; mit ihrer einmaligen Landschaft ein Paradies für Outdoor-Fans.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Landkreises Sinsheim verlief viel ungünstiger als die anderer Kreise des Landes. Was immer die Ursachen dafür in der entfernteren Vergangenheit gewesen sein mögen, es ist unzweifelhaft, dass die Konzentration alles industriellen und gewerblichen Lebens in den wenigen Großstädten der nordbadischen Rheinebene einen Zustand wirtschaftlicher Leere im Landkreis Sinsheim und in dem sogenannten Badischen „Hinterland" zur Folge hatte. Die grosse Chance gewerblicher Verlagerung und Durchdringung unentwickelter Gebiete im Zusammenhang mit den weitläufigen Planungen der Vorkriegsrüstung und des Krieges selber ging an dem Landkreis vorbei. Das Gebiet sank in seiner
wirtschaftlichen Bedeutung noch weiter durch eine starke Vernachlässigung des Strassennetzes zugunsten der grossen, die Zentren verbindenden Autobahnen und Durchgangsstrassen. Während in Württemberg trotz ungünstiger Verkehrs- und
Transportmöglichkeiten in vielen Teilen des Landes sich kleingewerbliche Mittelpunkte neu herausbildeten und selbst noch während der Kriegszeit erst heranwuchsen, blieb diesem Kreis die entscheidende Wendung zur gewerblichen Durchdringung auch jetzt versagt.
Ettenheimmünster
(2013)
Obwohl die Benediktiner-Abtei Ettenheimmünster in der Säkularisation 1803 aufgehoben und die Klostergebäude im Laufe des 19. Jahrhunderts dem Erdboden gleichgemacht wurden, sind noch heute von den Mönchen des hl. Benedikt für Ettenheimmünster geschaffene Kunstwerke erhalten. Auch das von ihnen unweit der Wallfahrtskirche zur Betreuung kranker Pilger erbaute Gast- und Badhaus wurde sogar noch im 20. Jahrhundert zeitweise für schulische und soziale Einrichtungen verwendet: Von 1920 bis 1967 für das Progymnasium der Lehrbrüder der christlichen Lehre und danach für die Psychosoziale Klinik der Caritas. Das Wirken der Benediktiner in vielen Bereichen wurde zwar durch die vom neuen badischen Staate angeordnete Aufhebung des Klosters abrupt unterbrochen, doch sind mehr als zweihundert Jahre danach noch immer Spuren ihres Schaffens wahrnehmbar. Dies gilt ganz besonders für die Wallfahrtskirche des hl. Landelin, eine der schönsten Barockkirchen der Ortenau. Sie wurde 1688 von Abt Maurus Geiger erbaut und von Abt Augustinus Dornblüth 1764 erneuert und verschönert. Nach der Auflösung des Klosters wurde die von Johann Andreas Silbermann 1769 für die Klosterkirche erbaute Orgel in die Wallfahrtskirche umgesetzt und so bis in unsere Zeit für Gottesdienste und auch für Orgelkonzerte gerettet. Zwar geht es in dieser Abhandlung vor allem um den eindrucksvollen, leider nicht mehr existierenden barocken Klosterbau, den Abt Johannes Eck (1710-1740) errichten ließ und dessen Ausführung er dem aus Bezau in Vorarlberg stammenden Baumeiser Peter Thumb (1681-1766) anvertraute, doch soll der über tausendjährigen Geschichte des Klosters wenigstens in einem kurzen Rückblick gedacht werden.
Fehlplaziert!
(2013)
„Schokolate“ im Handschriftenbestand? Unzweifelhaft war das für die Verfasserin dieses
Beitrags von höchstem persönlichem Interesse. Schon beim ersten Hinsehen erwies sich
allerdings ein zweiter Umstand als gravierend: Da wo sie ist, gehört die Handschrift unter
dem Aspekt der Regionalität überhaupt nicht hin.
Detlev Hellfaier hat sich wiederholt mit Literaturarchiven, literarischen Nachlässen
und Autographen als Landesbibliotheksaufgabe befasst und dabei die „Region“ als ausschlaggebendes Kriterium für den Erwerb von Handschriften beschrieben.
Seit dem
19. Jahrhundert werden Autographen und Nachlässe als Zeugnisse des geistigen und
kulturellen Profils einer Region in den Landesbibliotheken gesammelt. Die Pflege, Ergänzung, Erschließung und Präsentation solcher Bestände ist genuin Aufgabe einer modernen Regionalbibliothek – so ist es nicht nur in Strukturempfehlungen festgehalten, so ist
es gängige Praxis. Dabei bemühen sich die Landesbibliotheken partnerschaftlich um das
Bilden zusammenhängender Bestandskomplexe hinsichtlich personaler, institutioneller
und thematischer Überlieferung. Ein solchermaßen systematischer Bestandsaufbau und
eine regionale Schwerpunktbildung liegen ja ganz grundsätzlich auch im Interesse der
Forschung.
Historisches Erbe in der Region? Bei der „Schokolate“ haben wir es mit einer Versprengten zu tun. Darum war sogar die Urheberschaft der Handschrift zeitweilig nicht
mehr bekannt. In Karlsruhe befindet sie sich ganz außerhalb ihres Entstehungskontextes,
sie blieb unzulänglich erschlossen und von der Forschung bisher unbemerkt.
Was Pfarrer Kurt Müller und der Geschichts- und Heimatverein Villingen (GHV) 1994 anregten, ist zu einer echten und lebendigen Tradition
geworden: Die Fußwallfahrt auf den Dreifaltigkeitsberg bei Spaichingen, die jeweils am Montag
nach dem Dreifaltigkeitssonntag stattfindet.
Die Villinger pilgern bereits seit 1764, als eine
schwere Viehseuche im Land herrschte, zum
Heiligtum auf dem 983 Meter hohen Spaichinger Hausberg. In den letzen Jahrzehnten wohl hauptsächlich per Auto, Bus oder Fahrrad. Nur Einzelne
machten sich zu Fuß auf den über 30 Kilometer
langen Gewaltmarsch, den die Vorfahren vor 248 Jahren zum ersten Mal auf sich nahmen, um aus
Dankbarkeit für die Hilfe während der Viehseuche
ein Votivbild zu stiften. Sie legten das Gelübde ab,
jedes Jahr hierher zu kommen.
„ Der Kraichgau ist ein Land der Bäche, nach einem seiner charakteristischen ist er
genannt, große Wasserläufe dagegen sind ihm fremd. Auch der größte Wasserlauf,
die Elsenz ist mehr ein Bach denn ein Fluß zu nennen. Da die Bäche längst ihre
Gleichgewichtskurve erreicht haben, fließen sie ruhig in vielfach gewundenem Lauf
auf ebenen, breiten Talauen dahin" (Metz 1922, S. 13 ).
Das einleitende Zitat des Nestors der geographischen Kraichgau-Forschung Dr.
Friedrich Metz lässt vermuten, dass es wenig ergiebig ist, Untersuchungen an den
Fließgewässern des Kraichgaus anzustrengen. Doch schon Fritz Fezer (1997 u.
1999) hat in seinen Beiträgen zur Flussgeschichte der beiden Kraichgauflüsse
Elsenz und Schwarzbach sehr wohl nachgewiesen, wie fruchtbar und spannend die
Erforschung der Fließgewässer des Kraichgaus sein kann.
Seit 1946 gibt es die "Badische Zeitung" in Freiburg. Der Auftrag der französischen Militärregierung, daraus ein national vorzeigbares Blatt zu machen, war Auszeichnung und Last zugleich, zumal es auch massive Erwartungen von katholischer und christdemokratischer Seite gab. Doch die anfangs hauptsächlich von ehemaligen Redakteuren der "Frankfurter Zeitung" geprägte Redaktion der "Badischen Zeitung" hielt ihren eigenständigen "entschiedendemokratischen" Kurs. Dazu gelang es den beiden Druckhäusern Rombach und Poppen & Ortmann endgültig 1998, alte und neuere Gräben zu überwinden und mit dem Badischen Druckhaus ein Unternehmen zu schaff en, das sich getrost der schwierigen Zukunft der Medienlandschaft stellen kann – auch weil die »Badische Zeitung« jetzt vor allem eine gute Heimatzeitung sein will.
Anlässlich des Sonderheft es »Freiburg« wird an die historische Bedeutung Freiburgs als "Stadt der Badischen Heimat" erinnert. Ort, Personen und Heimatpolitik in der Zeit von der Gründung der Badischen Heimat bis zur Wiedergründung des Vereins werden als "freiburgbezogen" beurteilt. Der Stadt Freiburg und den in ihr für den Verein agierenden Personen wird ein prägender Einfluss auf den Landesverein zugeschrieben. Freiburg ist doppelter Gründungsort der Badischen Heimat und mit den Haus der Badischen Heimat in der Hansjakobstraße bis heute Sitz der Geschäftsleitung. Die europäische Perspektive Badens, die Rolf Böhme 1999 im Jubiläumsheft für Freiburg und die Region entwickelt hat, wird als erneuter Impuls Freiburgs für den Landesverein interpretiert. Auch in der Zukunft ist der Landesverein auf einen Ort angewiesen, von dem aus er agieren kann.
Zwanzig Jahre lang (1982–2002) hat Dr. Rolf Böhme als Oberbürgermeister die Entwicklung von Freiburg geprägt, im Einvernehmen mit den Dezernenten und mit wechselnden Mehrheiten im Stadtrat. Zusammen mit dem 1. Bürgermeister Dr. von Ungern-Sternberg sorgte er für ein starkes städtebauliches Wachstum, besonders nach Westen (mit den neuen Stadtteilen Rieselfeld und Vauban). Mit dem Neubau des Hauptbahnhofes und des Konzerthauses entstanden herausragende Highlights im Stadtbild. Große Verkehrsprojekte wie der Bau der neuen B 31 und neuer Straßenbahnlinien sowie der Ausbau von Industriezonen förderten die Wirtschaftskraft der Stadt. In Böhmes Amtszeit wurde das Stadttheater saniert, das Museum für Stadtgeschichte (Wentzingerhaus) eingerichtet, die dreibändige "Geschichte der Stadt Freiburg" geschaffen, die 15. Fakultät der Universität entwickelt. Freiburg gewann in der "Ära Böhme" ein modernes, kraft volles Profil.
Nach dem Herrschaftswechsel von 1368 blieb Freiburg (mit kleinen Unterbrechungen) rund 450 Jahre bis 1803 unter der Herrschaft der Habsburger. In dieser langen Periode wurde u. a. die Universität gegründet (1457), der Münsterbau vollendet (1513), das "Alte Rathaus" und das "Historische Kaufhaus" errichtet. Die Stadt wurde aber auch in viele Kriege Habsburgs mit Frankreich verwickelt, zur Festung umgebaut und z. T. schwer geschädigt. Besonders reich ist Freiburg an Bauwerken (bes. Kirchen und Kapellen) aus dem 18. Jahrhundert. Die Reformen von Maria Theresia und Joseph II. brachten Impulse der Aufklärung hierher, u. a. durch die Einführung der Schulpflicht. 1806 wurden Freiburg und der Breisgau von Napoleon dem neuen badischen Staat übertragen. Die Stadt beteiligte sich an der politischen Modernisierung des badischen Großherzogtums u. a. als Zentrum des Frühliberalismus (mit Rotteck und Welcker) und Mitwirkung an der badischen Revolution von 1848/49. Durch die Hochindustrialisierung erlebte die Stadt ein kräftiges Wachstum, ohne zu einem Industrieort zu werden. Besondere Bedeutung als badische Stadt erlangte Freiburg in den Jahren nach 1945 als Hauptstadt und Regierungssitz des Landes (Süd-)Baden. Nach der Neugliederung im deutschen Südwesten schuf das Land Baden-
Württemberg den Regierungsbezirk Freiburg mit dem Regierungspräsidium in der Stadt.
Mit der am 7. Oktober 1813 beurkundeten Aufnahme des Heidelberger Buchhändlers Gottlieb Braun als Bürger von Karlsruhe und mit der "Erlaubniß zur Anlegung eines Sortiments-Buchhandels" begann die Geschichte des Medienunternehmens Braun in der badischen Residenz. Anlässlich des in diesem Jahr zu feiernden 200. Jubiläums soll im Folgenden ein kurzer Blick auf die Entwicklung des für die Stadt Karlsruhe wie für das Land Baden so wichtigen Buchhandelsbetriebs geworfen werden.
Die vom Stadtmuseum Karlsruhe 1999 veröffentlichte Publikation "Zwischen Autor und Leser. Karlsruher Verlage von der Stadtgründung bis heute" nahm zwar Bezug auf den G. Braun Verlag, seine medizinische Fachliteratur (S. 38) und auf den bedeutenden Schulbuchverlag (S. 27), verzichtete aber auf eine Darstellung der bedeutenden Zeitschrift en-Produktion von 1949 bis 2002 mit den Zeitschrift en BADEN (1949–1960), Welt am Oberrhein (1961–1971), "Baden-Württemberg" (1971–1991) und "In Baden-Württemberg" (1991–2002). Zur Einschätzung der Zeitschrift en schrieb deren Redakteur Georg Richter im Rückblick 1984: Die Periodika präsentierten "spiegelbildartig die landschaftlichen, historischen, kulturgeschichtlichen und schöpferischen Merkmale des Südwestens mit grenzüberschreitenden Beiträgen, wobei auch wirtschaftliche und ökologische Probleme und Gegebenheiten zur Darstellung gelangten." In der Ausstellung "Fortschritt und Tradition – 200 Jahre Verlag G. Braun in Karlsruhe" (2013) werden die Kulturzeitschriften des Verlags ebenfalls nicht gewürdigt. Gezeigt werden lediglich vier Exemplare der Zeitschrift "Welt am Oberrhein". Die Herausgabe von Kulturzeitschrift en über Jahrzehnte hinweg ist eine besondere verlegerische Leistung Eberhard Knittels. Die Kulturzeitschrift en im G. Braun Verlag in der Zeit von 1949–2002 können auch als Zeugnis der deutschen Mentalitätsgeschichte in der Nachkriegszeit gelesen werden.
Vor genau 100 Jahren war jene Zeit, in welcher auch die Lahrer ganz besonders stolz waren auf „ihre Garnison“. Als nicht nur in den Kasernen mit „Kaisers Rock“ geglänzt wurde, sondern sich auch mancher junge Leutnant vorkam wie ein glänzend schimmernder Pfau - und vor der Dienstvilla des kommandierenden Generals, auch bei uns in Lahr, der Posten noch „unters Gewehr“ trat, wenn der Hausherr eintraf. Doch die Zeit der „schimmernden Wehr“ hatte auch ihre, heute oft vergessenen, Schattenseiten.
Georg Jakob Schneider
(2013)
Die Synagoge war als Gebets-, Lern- und Versammlungshaus das Zentrum des rituellen Lebens der sogenannten "Judendörfer". Alle Synagogen in Südbaden, die zwischen 1852 und 1870 eingeweiht wurden, sind nach Plänen von Georg Jakob Schneider (1809-1883) erbaut worden. Das Leben und Werk Schneiders ist nur wenig erforscht. Dies ist erstaunlich, immerhin wirkte er an der Erbauung des Ortenberger Schlosses bei Offenburg mit und entwarf das bekannte Freiburger „Colombi-Schlösschen“. Möglicherweise hängt die Nichtbeachtung Schneiders mit der langanhaltenden Missachtung der Kunstgeschichte an dem von ihm praktizierten Historismus zusammen, vielleicht auch mit dem geringen Interesse, die der Baugattung Synagogenbau lange entgegengebracht worden ist, auf die Schneider sich spezialisiert hatte.
Im Rahmen der Heimattage präsentierte die Stadt Bräunlingen im Frühjahr 2012
in ihrem Kelnhof-Museum eine Ausstellung mit Werken von Guido Schreiber. Schon
im Jahr 1994 wurden in Donaueschingen in der Donauhalle Bilder von Guido
Schreiber ausgestellt. Auch in Villingen und Bad Dürrheim, einmal abgesehen von
anderen, weiter entfernten Orten der Baar, liefen damals Ausstellungen über das
Werk von Guido Schreiber. Schaut man etwas weiter zurück in die Vergangenheit
und blättert in jenem legendären Sonderband der Kulturzeitschrift Badische
Heimat mit dem Titel Die Baar aus dem Jahre 1938, so begegnet man im letzten
Kapitel einer Reihe von Federzeichnungen von diesem Guido Schreiber. Im Aufsatz
Stadt- und Dorfschaften der Baar von EMIL BAADER illustrieren die Zeichnungen
die Schilderung einer Reihe von Spaziergängen durch die vielen unterschiedlich
strukturierten Bereiche der Baar. Wer ist nun dieser Guido Schreiber und was hat
er mit unserer Baarlandschaft zu tun?
Die Liste bedeutender, überregional bekannter Baumeister, Architekten und Ingenieure, die in
Emmendingen heute noch Spuren hinterlassen haben, ist kurz. Mitte der 1980er-Jahre kam
vielleicht ein weiterer hinzu: Hans Niesenberger von Graz, der Werkmeister, der von 1471 bis
1491 mit Freiburg vertraglich verbunden war und in dieser Zeit die Arbeiten am Hochchor des
Münsters geleitet hat. Er soll auch der Baumeister des Chores, wenn nicht gar der ganzen heutigen
evangelischen Stadtkirche Emmendingens sein (Abb. 1). So behauptete jedenfalls Wilhelm
Schneebeli es in der Festschrift zum Abschluss ihrer Renovierung von 1988: ,,Es erstaunt
nicht wenig, dass ein so berühmter Architekt wie Hans Niesenberger [ .. . ] 1492 mit der Planung
und Oberleitung des Kirchbaus in Emmendingen betraut wurde und dass er diese Aufgabe
im hohen Alter von über 80 Jahren angenommen und ausgeführt hat."
Nicht zuletzt aufgrund dieser Aussage beging die Gemeinde 1993 eine Woche lang das 500-
jährige Chorjubiläum. Aber ebenfalls Anfang der l 990er-J ahre erklärte die Kunsthistorikerin
Karin Groll in einem nicht veröffentlichten Text, die Annahme der „Entstehung [des Chores
1492/93 sei] eine unhaltbare These".
Harald Bender
(2013)
Am 10. November 2012 verstarb Harald Bender, erst 61 Jahre alt, nach langer Krankheit. Langjährige Mitglieder des Heimatvereins Kraichgau können sich noch gut an ihn erinnern, wie er bis 1992 auf den Mitgliederversammlungen prägnant und immer mit Blick auf die Zukunft des Vereins seinen jährlichen Kassenbericht vortrug. Stets darauf achtend, das Vereinsvermögen möglichst Gewinn bringend anzulegen, war er für Vorstands- und Beiratsmitglieder ein ständiger Mahner,
sich nicht mit zu vielen Projekten finanziell zu übernehmen. Dann übernahm er auf ausdrücklichen Wunsch von Alt-Landrat Dr. Herrmann in dessen Nachfolge den Vorsitz der Kraichgaustiftung und ermöglichte in dieser Funktion die Herausgabe nicht nur von 10 Jahrbüchern sondern auch einer Reihe von Sonderveröffentlichungen, deren Druck uns ohne Zuschüsse der Stiftung unmöglich gewesen wäre.
Health Region Freiburg
(2013)
Hochwertige Angebote und Leistungen rund um Gesundheit und Wohlbefinden haben Zukunft . Der wachsende Markt für Gesundheits- und Medizintourismus bietet insbesondere für Freiburg und die Region ein erhebliches Potenzial, das unter Einbindung qualifizierter Akteure und mit einer neuen Qualität in der Zusammenarbeit systematisch erschlossen und entwickelt werden soll. Die neue Clusterinitiative zielt deshalb auf die Schaffung eines leistungsfähigen Netzwerks ab, das sich durch die Weiterentwicklung vorhandener Stärken zweier komplementärer Wirtschaftsbereiche auszeichnet und neben führenden Kliniken und Krankenhäusern auch Unternehmen und Dienstleister aus dem medizinischen und nicht-medizinischen Bereich miteinander vereint und voranbringt. Unter der Marke "Health Region Freiburg" werden branchenübergreifende Aktivitäten und Maßnahmen im In- und Ausland gemeinsam gebündelt und durchgeführt.
Heimat mit Obertönen
(2013)
Heimat wird gewöhnlich als etwas kleinkariert Rückwärtsgewandtes behandelt, eigentlich aber ist sie Schlüsselbegriff für Gegenwartsbezug und Daseinsgefühl. Heimat verschenkt ungefragt an jeden ein Stück kollektiver Identität, doch individuelle Personalität verschafft sich jeder erst selbst durch das Verhältnis, das er aufbaut zur Heimat – sein Weltverhältnis.
Heimatverein Kraichgau
(2013)
Das Jahr 2011 brachte der Kraichgaubibliothek nicht nur eine Feier zum 25-jährigen Bestehen sondern auch einen
einschneidenden „Personalwechsel". Herr Walter Schmid, der 17 Jahre lang an den Offnungstagen nicht nur die Aufsicht führte, sondern auch als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stand, gab das Amt gesundheitsbedingt auf. Wie er bei einer kleinen Feier zu seinem Abschied im Kraichtaler Rathaus sagte, konnte er dies beruhigt tun, da er mit Frau Frieda
Jarosch eine ebenso kompetente Nachfolgerin gefunden hatte. Frau Jarosch ist seit vielen Jahren als lebhafte und fachkundige Führerin durch die Gochsheimer Museen bekannt und ist auch bestens mit der Kraichgaubibliothek vertraut, da sie seit 2006 bei der Revision des Buchbestands und der Einarbeitung der neu angeschafften Bücher hilft. Und schon jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken!
Zu den am meisten gelesenen Schriftstellern in Baden gehört Heinrich Hansjakob, der am 19. August 1837 in Haslach im
Kinzigtal geboren wurde und am 23. Juni 1916 auch dort starb. Die 79 Jahre seines Lebens waren ausgefüllt mit vielen Auseinandersetzungen und Kämpfen, aber auch mit großen Erfolgen als Schriftsteller und Publizist. Hansjakob war einer der produktivsten Schriftsteller deutscher Sprache. Sein Werk umfasst 74 Bücher sowie zahlreiche Aufsätze in allen möglichen Publikationen. Ab seinem 28. Lebensjahr hat er jedes Jahr ein Buch veröffentlicht, oft gab er in einem Jahr sogar mehrere heraus. Die Auflagen seiner Bücher erzielten schon zu seinen Lebzeiten über eine Million Exemplare, was zu seiner Zeit nur von wenigen Schriftstellern erreicht wurde.
In den Jahren 1896/97, Heinrich Hansjakob war ungefähr sechzig Jahre alt, entstanden die drei Erzählungen „Der Fürst vom
Teufelstein", ,,Theodor der Seifensieder und „Afra", die im Spätjahr 1897 in dem Sammelband „Waldleute" im Verlag Adolf Bonz, Stuttgart, mit Illustrationen des Gutacher Schwarzwaldmalers Prof. Wilhelm Hasemann erschienen. Wie Manfred Hildebrand in der Einleitung zu der Neuauflage im Verlag der Stadt Haslach 1984 schreibt, sind die beschriebenen Personen keineswegs der dichterischen Phantasie Hansjakobs entsprungen, sondern lebten alle um die Mitte und gegen Ende des 19. Jahrhunderts im oberen Kinzigtal, über deren Bewohner er, Hansjakob, bisher so gut wie nichts geschrieben hatte.
Im Frühjahr 2013 ist sie nun immerhin schon
wieder drei Jahre in der Neckarstadt: die Hellmut-Kienzle-Sammlung, eine der wertvollsten Uhrensammlungen, die es in Deutschland gibt. Anfänglich war eine große Begeisterung zu spüren und viele
einheimische und auswärtige Besucher drängten
sich in das Schwenninger Heimat- und Uhrenmuseum (Abb. 1), um die vielen zum Teil spektakulären
Zeitmesser aus fast fünf Jahrhunderten zu
sehen. Immerhin war lange unklar, ob die
Sammlung in Landesbesitz überhaupt jemals wieder
nach Schwenningen kommen würde. Inzwischen sind die Besucherströme merklich zurückgegangen.
Konstant blieb hingegen die Qualität der
Exponate.
Die Zeit bleibt nicht stehen, so gerne man das
auch gelegentlich möchte. Auch hinter Klostermauern nicht. Doch schließt man im Kloster St.
Ursula in Villingen die Pforte hinter sich und geht
die breiten, stillen Flure entlang, die bestückt sind
mit historischen Bildern, Schnitzereien, Malereien,
christlichen Statuen und antiken dunklen Möbeln,
so ist man fast versucht zu glauben, dass hier die
Zeit wahrhaft stillgestanden ist. Und es beschleicht
den Besucher immer wieder eine intensive
Ehrfurcht vor der fast 800-jährigen Klostergeschichte Villingens.
Das Ius patronatus in Händen evangelischer Reichsritter, auf welches sie nach dem Augsburger Religionsfrieden ihre Kirchenherrschaft gründeten, ist eine altbekannte Erscheinung. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist aber die Tatsache, dass gelegentlich vom Ius episcopale oder den Iura episcopalia gesprochen wird. Damit stellt sich die Frage nach dem Inhalt dieses Begriffs. Wird er als Synonym für Patronat gebraucht? Drückt sich darin der Stolz auf die erlangte Kirchenhoheit aus? Oder ist er tatsächlich als Rechtsterminus zu verstehen? Am Beispiel eines Mikrokosmos, der Ganerbschaft Schüpf, wird eine Antwort auf diese Fragen versucht.
1837 erscheint das Handwörterbuch der praktischen Apothekerkunst von Wilhelm Ludwig Bachmann. Es ist „den ausgezeichneten Chemikern Herrn Hofrath und Professor Dr. Andreas Buchner sen. in München und Herrn Apotheker Jakob
Bernhard Trautwein in Nürnberg aus reiner Liebe, Freundschaft und Verehrung gewidmet".
,,En Alsace/Im Elsass ... ": Mit diesen Worten beginnt die Autobiographie Les mots (1964) von Sartre (1905-1980), jenes „Erz-Parisers", der den einen Teil seines Lebens an der Seine verbrachte und im anderen sich dorthin zurücksehnte. Kann
man sich Sartre am Oberrhein vorstellen, durch ein elsässisches Fachwerkdorf schlendernd, womöglich am Tresen einer
„Winstub" sitzend? In das gängige Bild, das viele sich von dem französischen Dichter-Philosophen machen, passt dies zumindest nicht. Doch die Familie von Sartres Mutter stammt aus dem Elsass, er selbst verbrachte hier entscheidende Wochen
und Monate seines Lebens: als Knabe vor und nach dem Ersten Weltkrieg, als Romancier und Soldat im Kriegsjahr 1939/40 und als weltberühmter Denker und diskreter Besucher in der Nachkriegszeit. Vor allem aber spielt das Elsass eine nicht zu unterschätzende Rolle in seinem Werk: als realer Produktionsort literarischer und philosophischer Schriften (z.B. L'age de raison, L'etre et le neant) sowie als fiktionaler Schauplatz seiner Romane und Erzählungen (z.B. La mort dans l'ame, Les mots).
Actum Donnerstags, den 20. Januar Anno 1701, so eröffnet Stadtschreiber Rudolf Wagenseil seine Protokolle des Ehrsamen Rates der Stadt Lahr, die bis zum 30. Dezember 1704 reichen. Lahr besitzt damit eine lebendige Quelle seiner Stadtgeschichte für die ersten Jahre des 18. Jahrhunderts. Annelore Hey hat die teilweise schwer lesbaren 727 Seiten für den Historischen Arbeitskreis Lahr transscribiert. Dankenswerterweise kann ich für die Daten und wörtlichen Zitate dieses Aufsatzes auf Frau Heys Arbeit zurückgreifen.
Johann Peter Hebel
(2013)
„Er ist so sehr als Verfasser der Alemannischen Gedichte und des Rheinländischen Hausfreundes, als Schulmann und Volksschriftsteller bekannt, dass man fast Mühe hat, sich zu erinnern, dass er auch Theologe, Geistlicher gewesen ist“, schreibt der schweizerische reformierte Theologe und Religionspädagoge Johann Müller, ein Schüler von Karl Rudolf Hagenbach in Basel. Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) sah sich selbst kaum oder nur gelegentlich als Schriftsteller, sondern in erster Linie als Mann der Kirche. „Das literarische Werk Hebels ist von seinem geistlichen Amt nicht ganz zu trennen. Die alemannischen
Gedichte kann man sich zwar auch ohne dieses vorstellen, schwerlich aber die Kalendergeschichten des Rheinländischen Hausfreundes. Nicht nur, dass die Redaktion des Kalenders auf einen kirchenamtlichen Auftrag zurückgeht, Hebel bekennt sich bei seinen Lesern auch offen dazu, dass er den „lutherischen Kalender“ schreibt“, konstatiert Georg Hirtsiefer.
Wo der Rheinländische Hausfreund ist, ist sein Gehilfe, der Adjunkt, nicht weit. Der Adjunkt ist bekanntlich Christoph
Friedrich Kölle (1781-1848), der 1809 Hebels Freund und Vertrauter wurde, ein etwa dreißigjähriger Diplomat. Er hatte,
als er 1809 Hebel begegnete, schon eine gewisse juristische und diplomatische Karriere hinter sich und war Legationssekretär der württembergischen Gesandtschaft am Hof in Karlsruhe und in gleicher Eigenschaft schon in Den Haag, an den Höfen in München und - vor allem - in Paris gewesen. In Pariser Bibliotheken hatte er Gelegenheit gehabt, mittelhochdeutsche und frühe französische Literatur kennenzulernen. Auch als Schriftsteller war er schon hervorgetreten, unter anderem durch Beiträge in Friedrich Cottas „Morgenblatt für gebildete Stände" und Gedichte in Taschenbüchern und Almanachen. Auch einen „Versuch im alemannischen Dialekt" hatte er schon unternommen. Doch blieben diese Dialektgedichte anonym (womöglich durch die „Alemannischen Gedichte" Hebels angeregt, die 1803 erschienen waren). Er war schon in briefliche Verbindung zu maßgeblichen Literaten gekommen, zu Ludwig Uhland vor allem und zu Berliner Romantikern. Als Literat mit ähnlichen Interessen musste er Hebel willkommen sein. Mindestens ebenso bestimmend war die Übereinstimmung in gesellschaftlichen Neigungen. Beide schätzten die muntere Atmosphäre in den Karlsruher Gasthöfen „Erbprinz" und „Bären" und im „Museum", dem Treffpunkt der etwas anspruchsvolleren Bürger, der Beamtenschaft und der Akademiker.
Johann Peter Hebel besuchte von April 1774 an das Gymnasium illustre in der Residenzstadt Karlsruhe und wohnte mietfrei im Hause seines Förderers August Gottlieb Preuschen, der Hofdiakon war. Da Hebels schulische Leistungen den Erwartungen in besonderem Maße entsprachen, verließ er die Institution nicht, wie sonst üblich, nach der sechsten Gymnasialklasse, sondern erhielt die Gelegenheit, im hierfür (seit 1767) vorgesehenen Triennium als sog. Exemter bzw. Studiosus am Gymnasium illustre neben der fortgesetzten Beschäftigung mit den alten Sprachen und artes-Fächern sein Theologiestudium, den Cursus theologicus, zu beginnen und sich auf dessen Weiterführung an einer Universität vorzubereiten. Dass Hebel als Exemter den Status eines Studenten
der Theologie hatte, zeigt unter anderem der Fragebogen, den er zwecks Meldung zum ersten Examen auszufüllen hatte. Zur Frage, welche Collegia er am Gymnasium illustre gehört habe, notierte Hebel: Alle, die nach dem Schematismus von einem Studioso Theologiä erfordert werden. Gründliche Kenntnisse in allen drei alten Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) hatte Hebel schon vor Beginn des Trienniums erworben.
Die Menhardt-Steinhauer-Tradition in Lahr begründete Johann Georg Menhardt, der 1707 aus dem Hessischen nach Lahr gekommen war. Sein Enkel Johannes Menhardt, späterer bedeutender Baumeister, wurde am 9. April 1744 als viertes Kind des Maurers und Steinhauers Johannes Menhardt und dessen Ehefrau Anna Barbara Joos in Lahr geboren. Er hatte fünf Geschwister. Höchstwahrscheinlich in Straßburg erlernte Johannes Menhardt den Beruf des Vaters und heiratete 1769 die Lahrer Metzgerstoch ter Margaretha Elisabetha Dorner. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor: Johannes (geb. 1769), Johann Georg (1771-1790), Maria Magdalena (1773 -1803), Margaretha Elisabetha (1776-1831) und Sophia (1780-1842).
Joseph Gottlieb Koelreuter (1733 – 1806), ein bedeutender Karlsruher Botaniker des 18. Jahrhunderts
(2013)
Vor 250 Jahren begann Joseph Gottlieb Koelreuter
seine Tätigkeit als Direktor des Botanischen Gartens in
Karlsruhe, führte hier seine in Sankt Petersburg begonnenen, zukunftsweisenden Versuche zur Vererbung bei
Pflanzen und Untersuchungen zu ihrer Sexualität fort.
Die Lebensgeschichte und Bedeutung dieses ersten
botanischen Wissenschaftlers am markgräfsichen Hof
werden in Erinnerung gerufen.
Wer sich mit dem „Bundschuh" befasste, galt lange Zeit als gut beraten, sich den Arbeiten von
Albert Rosenkranz und Günther Franz anzuvertrauen.[1] Albert Rosenkranz hatte 1927 die vorhandenen Quellen zu den Bundschuh-Verschwörungen von 1493, 1502, 1513 sowie 1517
veröffentlicht und zugleich eine eingehende Schilderung jener vier „Erhebungen des südwestdeutschen Bauernstandes" gegeben. Sechs Jahre später ordnete Günther Franz den Bundschuh
- sich inhaltlich auf das „grundlegende" Werk von Rosenkranz stützend - in den Gang der
bäuerlichen Erhebungen vor dem Bauernkrieg von 1525 ein.
Die wissenschaftliche Tagung in Bruchsal 2002 (Anlass war die 500-jährige Wiederkehr des
Bundschuhs zu Untergrombach) machte erstmals Abstriche am gültigen Bild des Bundschuhs.
Rolf Köhn urteilte über die Arbeit von Rosenkranz: ,,Während seine Quellenausgabe bis heute
maßgeblich blieb, genügt seine Darstellung nicht mehr den Anforderungen der Geschichtswissenschaft."[2] Claudia Ulbrich leitete ihren Beitrag über den Untergrombacher Bundschuh sogar
mit dem Satz ein: "[ ... ] die Quellen lassen eine Rekonstruktion dessen, was sich 1502 in Untergrombach abgespielt hat, nicht zu."[3] Ich selbst habe eine Darstellung des Lehener Bundschuhs
von 1513 gegeben und dabei einige ältere Aussagen infrage gestellt.[4] Im Folgenden
greife ich die Ansätze von 2002 erneut auf und unterziehe den Lehener Bundschuh einer
nochmaligen kritischen Betrachtung. Ich glaube, dass ich die ältere Interpretation in zentralen
Punkten und mit größerer Bestimmtheit als 2002 revidieren kann.
Das rätselhafte Schicksal Kaspar Hausers bewegt die Menschen seit seinem Erscheinen 1828 in Nürnberg bis heute. Er soll ein badischer Erbprinz gewesen sein, der durch eine Hofintrige beiseite geschafft wurde. Dafür wurden mehrfach vermeintliche Beweise angeführt. Tatsächlich handelt es sich um eine Legende, deren Entstehung sich recht genau datieren lässt. Auch können alle bisher vorgelegten "Beweise" für eine Abstammung Hausers aus dem Haus Baden entkräftet werden.
Bei dem Landgut handelt es sich um die kurpfälzische Domäne Kirschgartshausen, unweit nördlich von Mannheim-Sandhofen am Rhein gelegen. Adlige, kirchliche und stadtbürgerliche Eigengüter sind im Südwesten Deutschlands bei der Auflösung der alten Fronhofsverfassung der Karolingerzeit nur in wenigen Residuen erhalten geblieben. Denn die südwestdeutsche Grundherrschaft war
als einer der fünf regionalen Haupttypen der Agrarverfassungen in „den Altsiedellandschaften im Westen und Süden Deutschlands“ vom „Zins- und Rentensystem“ dominiert. Und wie die im Vergleich zur norddeutschen Gutsherrschaft verhältnismäßig wenigen Forschungen zur südwestdeutschen Domänenwirtschaft der letzten Jahre zeigen, entsprach die organisatorische, soziale und wirtschaftliche Struktur jener Güter auch der regionalen Agrarverfassung – freilich nur im Allgemeinen.
Kleiner Mann ganz groß
(2013)
Klein war seine Statur, groß sein Wissen: Julius Euting (1839-1913), mit einer auffällig geringen Körpergröße von nur 1,54 m versehen, gehörte zu den größten Universalgelehrten seiner Zeit. Als Entdecker und Erforscher zahlreicher vorislamischer Denkmäler und Inschriften ist der bereits zu Lebzeiten aufgrund seiner linguistischen Begabungen als „Sechzehnsprachenmännle“ titulierte Orientalist allerdings nur noch eingeweihten Fachkreisen ein Begriff. In Lahr, wo er sich einst zu Besuchen bei seinem Bruder aufhielt, ja selbst in Straßburg, wo er seit 1871 die meiste Zeit seines Lebens als Bibliothekar und Direktor der Universitäts- und Landesbibliothek sowie als Honorarprofessor der Kaiser-Wilhelm-Universität verbrachte, kennt man den gebürtigen Schwaben inzwischen gar nicht mehr. In der wilhelminischen Ära jedoch sprach man nicht nur im Elsass und in Baden sondern überall in Deutschland von diesem seltsamen Kauz, dem Inschriften und Altertümer aller Art ebenso wie Kakteen sammelnden Verfasser eines in über 16 Auflagen erschienenen „Führers durch die Stadt Straßburg“, der dem „brodelnd dunklen Türkentrank“ in seiner komplizierten Zubereitung als arabischer Mokka zugeneigt war und sich auf ausgedehnten Wanderungen für die Schönheit der Natur und den kulturellen und historischen Reichtum der Landschaft zwischen Schwarzwald und Vogesen begeistern konnte.
Konzentrierte Sachlichkeit
(2013)
Der Künstler Otto Tillkes (1884–1949) ist heute weithin vergessen. Viele seiner
Arbeiten sind – vor allem bedingt durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts –
verloren gegangen oder verbrannt. Das verbliebene Oeuvre ist im Privatbesitz und im
Kunsthandel verstreut. Soweit bekannt, hat bisher nur ein Museum [2] eine Sammlung seiner Werke begonnen. Einzelausstellungen seiner Arbeiten gab es bisher ebenso wenig
wie Monografien über ihn. Auch über seine Biographie sind bisher nur – teilweise in
falscher Reihenfolge wiedergegebene – Bruchstücke bekannt. [3]
Doch das Werk dieses Künstlers zeigt Qualitäten, wegen derer sich eine nähere
Beschäftigung lohnt. Der stets gegenständlich malende Otto Tillkes vermochte es, eine
konzentrierte Lebendigkeit in der Wirkung zu erzielen, die sich bei wiederholter Betrachtung noch zu steigern scheint.
Insbesondere in Lindau, wo Tillkes von 1923 bis 1930 lebte und wo er auch noch
bis Mitte der dreißiger Jahre gelegentlich ausstellte, war er ein viel beschäftigter Maler
und Zeichner. Hier schuf er viele seiner Werke, insbesondere Porträts, aber auch Landschaften,
Stillleben, Akte und weitere Arbeiten. Otto Tillkes, der ein Mitglied der 1925 am
Bodensee etablierten Künstlervereinigung »Der Kreis« war, hat später die Lebensspanne
in Lindau als seine produktivste bezeichnet.4 Auch deswegen lohnt es sich, auf Spurensuche
zu gehen und diesen Künstler gerade in seinem Wirkungskreis in Lindau wieder
zu entdecken.
Vom 20. Juni bis zum 19. Juli 2013 zeigte die Sparkasse Kraichgau in ihren Brettener
Kundenräumen die Ausstellung ,,' ... war gar kunstlich gemachet', Spuren der
Kunst um 1500". Bemerkenswert aus der Sicht der Heimatforschung im Kraichgau
war die Tatsache, dass die kunsthistorischen Aussagen dieser Schau sich fast durchgängig
auf konkrete Beispiele aus der Region bezogen und damit in gelungener
Weise eine Brücke zwischen Kunst- und Regionalgeschichte schlugen. So gingen
einzelne Aufsätze des umfangreichen und vielfach bebilderten Ausstellungskatalogs
unter anderem auf kunst- und baugeschichtliche Aspekte des Heidelberger
Schlosses, des Firstständerhauses in Zeutern, des Brettener Simmelturms sowie verschiedener
Kraichgauer Klöster und Pfarrkirchen ein.
Wenige Monate bevor Schwester Eva Maria die
Leitung des Klosters St. Ursula in Villingen an die
neue Superiorin Schwester Roswitha abgeben hat (siehe
auch den Bericht „Im Kloster ist auch Gegenwart
Geschichte“ in diesem Heft) verfasste sie zusammen
mit Heinrich Schidelko einen Bericht, in dem sie ihre
Lebenserinnerungen aufzeichnete. Anmerkung der
Redaktion: Wir sind dankbar, diesen Bericht im vorliegenden
Jahresheft „Villingen im Wandel der Zeit“
veröffentlichen zu dürfen.
Da ich nun ein fortgeschrittenes Lebensalter
erreicht habe, möchte ich aus meinem Leben und
dem des Klosters St. Ursula erzählen. Meine
Lebenserinnerungen sind im Jahr 2011 von Herrn
Schidelko bei mehreren Treffen im Kloster aufgezeichnet
und von mir anschließend gegengelesen
worden. Sie geben meine persönlichen Erinnerungen und mein Wissen über die Geschichte des
Klosters wieder.