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Hans-Thoma-Preis 2023
(2023)
Alle zwei Jahre wird in Baden-Württemberg der Hans-Thoma-Preis an Bildende Künstler*innen verliehen, womit eine Ausstellung in Bernau, dem Geburtsort des Malers Hans Thoma (1839-1924), verbunden ist. Den Preis erhielt am 13.8.2023 der Künstler Marcel van Eeden. Das zuständige Ministerium erklärte: „Erstmals sprach die Jury den Hans-Thoma-Preis einem Künstler zu, der sich der Künstlerischen Forschung verschrieben hat.“ Seine Ausstellung „1898“, erhob den Anspruch, anhand einer Reise von Thoma in die Niederlande „erstmals den problematischen Einfluss des völkisch gesinnten Kulturtheoretikers Julius Langbehn auf Thoma in den Blick“ zu nehmen. Die Kuratorin der Kunsthalle Karlsruhe Leonie Beiersdorf führte die Recherchen durch und schrieb einen Katalogtext. Marcel van Eeden behauptet, dass die Ergebnisse seiner Forschung belegen, dass Hans Thoma Antisemit sei. Er und Leonie Beiersdorf leiteten daraus die Forderung nach Umbenennung des Hans-Thoma-Preises ab. Falls die Forderung nach Umbenennung des Hans-Thoma-Preises Erfolg hätte, würde dies eine Ächtung des Malers bedeuten, die weitgehende Folgerungen in ganz Deutschland hätte. Seine Präsenz in Museen, die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihm, die Benennung von Schulen, Straßen, Apotheken etc. nach ihm würden ebenfalls skandalisiert. Das zuständige Ministerium sagte erst eine Einbeziehung der Zivilgesellschaft und anderer Akteure in die Diskussion zu. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass es die Umbenennung ohne vorherige Diskussion durchführen möchte. Dieser Artikel vertritt die Meinung, dass die Thesen von Eeden/Beiersdorf falsch sind, dass trotz einzelner problematischer Aussagen von Hans Thoma seine Charakterisierung als Antisemit unbegründet ist und dass der Aktivismus von Eeden/Beiersdorf über den konkreten Fall hinaus problematisch ist. Die kritischen Punkte werden detailliert dargestellt, um Interessierten zu ermöglichen, mit geringerem eigenem Recherche Aufwand in die Diskussion einzusteigen. Da van Eeden von „künstlerischer Forschung“ spricht, und Leonie Beiersdorf in der Praxis ihrer Beiträge gravierend von den Standards kunsthistorischer Forschung abweicht, wird ihre gemeinsame praktizierte Methodik als „Künstlerische Forschung“ bezeichnet und als Fallbeispiel untersucht. Nach heutigem Forschungsstand müssen sich weder Kunstbetrachter*innen noch das Land Baden-Württemberg oder vergangene und zukünftige Preisträger*innen für Hans Thoma und den nach ihm benannten Preis schämen. Eine Umbenennung des Hans-Thoma-Preises ist deshalb nicht erforderlich. Für das dringend notwendige Zurückdrängen des Antisemitismus gibt es heutzutage ganz andere virulente Betätigungsfelder.
Der Schiener Berg liegt auf der Halbinsel Höri. Während der (kleinere) Westteil bis zum Ramsener Quertal hin politisch zum Kanton Schaffhausen und damit zur Schweiz gehört, ist der mit Abstand größere Ostteil ein Teil des Landkreises Konstanz. Im Auftrag der Landeshydrologie und -geologie in Bern wurde zwischen 1998 und 1999 zur Erstellung des nördlich des Rheins gelegenen Anteils des Schweizer Kartenblattes 1:25 000 1033/1034 Steckborn-Kreuzlingen (Zaugg & Geyer, in. Vorb.) auch eine geologische Kartierung auf der Halbinsel Höri durchgeführt. Die nördliche Bearbeitungsgrenze verläuft in etwa parallel zur Schiener Berg-Nordrandverwerfung. Die Westgrenze des hierbei bearbeiteten Gebietes fällt ziemlich genau mit der deutschschweizer Grenze zusammen. Eine Darstellung der geologischen Verhältnisse des westlichen Schiener Berges findet sich auf dem Schweizer Kartenblatt 1:25 000 1032 Diessenhofen (Hübscher, 1961). Im Osten und Süden ist eine natürliche Begrenzung durch die Uferlinie des Bodensees gegeben.
Aus der Bohlinger Schlucht (BS) am Nordrand des Schiener Berges (westlicher Bodensee, Baden-Württemberg) werden 5 neue Fossil-Fundstellen innerhalb der Steinbalmensande (Obere Süßwassermolasse, Miozän) vorgestellt. Diese Fundstellen lieferten bei einer Grabung im Herbst 2003 etwa 100 Kleinsäuger- und 70 Großsäugerreste, sowie zahlreichen Fossilien von Pflanzen, Wirbellosen und Reptilien, darunter auch 40 Reste von Krokodiliern. Der größte Teil der Funde stammt aus den Fundstellen BS 3 und BS 6. Die Lithologie der Fundstellen wird beschrieben; Floren- und Faunenlisten werden zusammengestellt. Die Wirbeltierreste wurden bestimmt, beschrieben und biostratigraphisch, sowie paläoökologisch ausgewertet. Das Alter der Fundstellen BS 3 und BS 6 wird auf den mittleren Bereich der Säugerzone MN6 (unteres Astaracium, 14,5 Ma - 14,2 Ma) eingeengt. Aufgrund des Fauneninhalts und der Höhenlage im Profil ist für die anderen Fundstellen eine Zugehörigkeit zum mittleren bis oberen Teil von MN6 wahrscheinlich. Die im Hangenden der Steinbalmensande in der Bohlinger Schlucht anstehenden Mergel der Oberen Öhniger Schichten sind der
Säugetierzone MN7 zuzuordnen. Sedimentologische, taphonomische und paläobiologische Daten deuten darauf hin, dass die Taphozönosen der einzelnen Fundstellen in einem langsam fließenden, mäandrierenden Flusssystem gebildet wurden. Die nähere Umgebung dieses Flusses war von Galerie- und Auwäldern bestanden. Einige Faunenelemente deuten darauf hin, dass neben feuchten Auwäldern auch trockenere Areale mit vermutlich offener Vegetationsstruktur existierten.
Die Paläoklimate der einzelnen Fundstellen werden diskutiert. Der Fossilbericht deutet darauf hin, dass das Krokodil
Diplocynodon am Schiener Berg innerhalb MN6 ausstarb. Dies wird als Anzeichen für ein Absinken der Jahresmitteltemperaturen angesehen. Ergänzt durch Temperaturwerte, die aus paläobotanischen Daten abgeleitet wurden, wird damit eine Klimaänderung in der Oberen Süßwassermolasse am Schiener Berg innerhalb des Zeitraumes zwischen 14,5 Ma und 13,5 Ma rekonstruiert. Diese Klimaänderung ist durch ein Absinken der mittleren Jahrestemperatur auf etwa 16 °C und eine Abkühlung der mittleren Temperatur des kältesten Monats auf etwa 7 °C gekennzeichnet. Da Diplocynodon bei diesen Temperaturwerten ausstirbt, wird vermutet, dass die Minimaltemperaturen, unter denen diese Gattung existieren konnte, etwas höher lagen, als sie für den rezenten Alligator gemessen werden.
Aus dem Schwarzwald wurde ein zuletzt im 19. Jh. erwähntes Vorkommen von Hepatica nobilis bei Seelbach (Lahr) erneut nachgewiesen. Zudem wird hier ein neu entdecktes Vorkommen des Leberblümchens im mittleren Schwarzwald bei Schiltach beschrieben. Die Ursprünglichkeit des Vorkommens und die ökologischen Bedingungen des Standortes werden diskutiert.
The Middle Miocene (Upper Badenian, MN6) locality Bohlinger Schlucht (Hegau District, South-West Germany) has yielded a diverse assemblage of land mammals and lower vertebrates. After discovery in 2003, the ongoing excavations increased the number of taxa and here we report on the first equid remains of Anchitherium aurelianense from the locality. The best
taxonomic referral of this specimen is to the subspecies A. aurelianense hippoides. A comparison of the Bohlinger Schlucht locality to contemporaneous Western Europe localities is further discussed herein.
"Los von Karlsruhe!"
(2014)
Ende 1949 ließ die Bürger-Kommission des Karlsruher Stadtteils Knielingen ein Flugblatt drucken und verbreiten, in dem sie die Ausgemeindung Knielingens von Karlsruhe forderte. Mit Argumenten, die sich bei näherer Betrachtung nahezu allesamt als unzutreffend herausstellten, versuchte sie die Knielinger Bevölkerung davon zu überzeugen, dass eine Loslösung Knielingens von Karlsruhe ihnen mehr Vorteile einbringen würde als ein Verbleib in der Fächerstadt. Der Aufsatz gibt zum einen den Inhalt des Flugblattes bzw. die Argumente der Knielinger Bürger-Kommission für die Ausgemeindung wieder und zeigt zum anderen die Antwort bzw. Reaktion der Karlsruher Stadtverwaltung, die die Vorwürfe sachlich entkräften konnte, sodass der Ausgemeindungsversuch über ein Strohfeuer nicht hinauskam.
Dreimal in sieben Jahren
(2015)
Am 1. Juli 1959 wurde Heinrich Lübke zum zweiten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Als Nachfolger von Theodor Heuss trat er sein Amt am 13. September desselben Jahres an. Damit erreichte das bewegte
Leben eines Mannes seinen Höhepunkt, der als Offizier am Ersten Weltkrieg teilgenommen, das Scheitern der ersten deutschen Demokratie miterlebt, als Reserveoffizier Dienst in der Wehrmacht geleistet, und in der Bundesrepublik im zweiten und dritten Kabinett Adenauer das Amt des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten innegehabt hatte. In seiner fast zehnjährigen Amtszeit als Bundespräsident besuchte Lübke die Fächerstadt Karlsruhe dreimal. Im Folgenden sollen Anlass und Ablauf dieser Besuche näher beschrieben und bewertet werden.
Der Bundesgerichtshof ist nach Artikel 95 Abs.1 des Grundgesetzes der oberste Gerichtshof der Bundesrepublik Deutschland auf dem Gebiet der ordentlichen Gerichtsbarkeit und damit letzte Instanz bei Zivil- und Strafverfahren. Als er am 1. Oktober 1950 im Erbgroßherzoglichen Palais in der Karlsruher Innenstadt seine Arbeit aufnahm, war er das erste von fünf Bundesgerichten, das in der jungen Bundesrepublik Recht auf höchster Ebene sprach. Im Folgenden soll der Frage nachgegangen werden, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass der Bundesgerichtshof seinen Sitz in der Fächerstadt fand. Hierfür wurde zum einen auf bekannte Dokumente der Karlsruher Stadtverwaltung, die auch bereits in früheren Beiträgen genutzt wurden, zurückgegriffen. Zum anderen
konnten aber auch bisher nicht ausgewertete Unterlagen herangezogen werden, die sowohl hinsichtlich der Thematik als auch der Provenienz eigentlich zusammengehören, aus unbekannten Gründen freilich in zwei verschiedenen Faszikeln mit unterschiedlichem Betreff abgelegt wurden, sodass mit diesem Aufsatz nun eine vollständigere und aussagekräftigere Rekonstruktion der damaligen Vorgänge aus Karlsruher Sicht vorliegt. Um einen möglichst authentischen Eindruck der Interaktion aller Beteiligten zu erhalten und um besser nachvollziehen zu können, welche Person welche Position in der Standortfrage einnahm, wurden entsprechend viele Zitate direkt in den Text übernommen.
In der Weimarer Republik, insbesondere in deren Endphase, wurde die politische Auseinandersetzung in Karlsruhe wie in vielen deutschen Großstädten durch den Gegensatz von Nationalsozialisten und den Vertretern der anderen politischen Parteien beherrscht. Dabei unterschied sich die von beiden Seiten offen gezeigte
gegenseitige tiefe Abneigung qualitativ kaum.
In der Weimarer Republik, insbesondere in deren Endphase, wurde die politische Auseinandersetzung in Karlsruhe, wie in anderen deutschen Großstädten auch, durch den Gegensatz von Nationalsozialisten und den Vertretern der anderen
politischen Parteien beherrscht. Neben dem verbalen parlamentarischen Schlagabtausch war es dabei ab 1929 vermehrt auch im öffentlichen Raum zu Handgreiflichkeiten bzw. körperlichen Attacken zwischen beiden Seiten gekommen. Als erster Vorfall dieser „Politik der Straße“ (Ernst Otto Bräunche) ist die sogenannte Hoelz-Schlacht vom 23. April 1929 zu nennen. An diesem Tag sprach Max Hoelz, ein aus Sachsen stammender und 1921 führend an kommunistischen Aufständen in Mitteldeutschland beteiligter Kommunist, in der Karlsruher Festhalle, wobei es am Ende der Veranstaltung zu einer tätlichen Auseinandersetzung
zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten gekommen war, bei der Hoelz selbst verletzt wurde und erheblicher Sachschaden entstand. Ein weiterer Vorfall, der bisher nur wenig bekannt war, stellt die Prügelei zwischen Nationalsozialisten und einer Gruppe internationaler Konferenzteilnehmer im Gasthaus „Darmstädter Hof“ vom 19. Dezember 1929 dar.
Urkunden und Akten, Karten und Pläne, Plakate und Bilder - die Bandbreite der in staatlichen, kommunalen und sonstigen Archiven aufbewahrten Materialien ist heute größer denn je. Dank digitaler Verfahren werden sie inzwischen auf neuen Überlieferungsträgern dauerhaft gesichert, der Zugang zu ihnen dadurch erleichtert und ihre Nutzungsfrequenz erhöht. Dies gilt insbesondere für das Kulturgut Film, dem in unserer multimedial ausgerichteten Gesellschaft ein zentraler Platz unter den archivischen Sammlungsbeständen zukommt.
Wagnerverehrung in Mannheim
(2015)
Die Empfangsabende bei Wagner waren immer sehr schön & glanzvoll, aber
der letzte Abend vor meiner Abreise, wo ich ganz allein mit meiner Frau bei ihm war, war der schönste. [Er] wollte nicht, daß ich schon jetzt Bayreuth verlasse, schenkte mir zum Abschied eine große Photographie von sich, auf welche er schrieb: O Freund Heckel! Es war doch gut1 Mit diesen fast wehmütigen Worten kommentierte Emil Heckel seinen Abschied von Bayreuth im Jahr 1876. Fast zwei Monate hatte er in der oberfränkischen Kleinstadt zugebracht. Es war das Jahr der ersten Bayreuther Festspiele. Und selbstverständlich hatte Emil Heckel als Vorsitzender des Mannheimer Wagnervereins und Verwaltungsrat
der Bayreuther Festspiele die Premieren von Richard Wagners „Ring
des Nibelungen“ verfolgt. Zwischen dem Mannheimer Musikalienhändler und dem Komponisten hatte sich ein persönliches Band entwickelt. Von welcher Beschaffenheit dieses war, wo es in dem breiten Spektrum zwischen blind-emotionaler Verehrung und Freundschaft auf Augenhöhe anzusiedeln ist, bleibt zu klären.
„Der lange Weg zum Kirchhof“
(2008)
„Der lange Weg zum Kirchhof“, so hat es B. Theune-Großkopf treffend in ihrem Artikel über den Bestattungswandel bei den Alemannen formuliert und dabei den Prozess beschrieben, wie sich im Zuge der Ausbreitung des Christentums die Bestattungstradition von den Gräberfeldern abseits der Siedlungen hin zur Bestattung auf dem Friedhof bei der Kirche änderte, so wie es dann für Jahrhunderte bleiben sollte. Chlodwig als Begründer des fränkischen Großreiches gelobte vor der Schlacht gegen die Alemannen 496/7, sollte sie siegreich verlaufen, zum Christentum überzutreten. Mit seinem ranghohen Kriegergefolge ließ er sich daraufhin taufen. Diese Eliten ließen sich von nun an mit Waffen und je nach Vermögen mit sonstigen Grabbeigaben, z.B. kostbarem Schmuck, bestatten. Das bedeutete sicher nicht das sofortige Verdrängen des Heidentums, doch gibt es vielfältige Zeichen in den Gräbern, dass die Toten dem Christentum verbunden waren.
Der Artikel skizziert das Profil der Kulturstadt Schwetzingen, die ein reiches Angebot von Hochkultur bis hin zu lokal geprägter Vereinstätigkeit aufweist. Er leitet den Bezug zu Schwetzingens
Hoch-Zeit her, der Regierungszeit von Kurfürst Carl Theodor, in der die Schwetzinger Sommerresidenz die Bedeutung eines Musenhofes einnahm. Daneben erfolgt ein Ausblick auf die moderne Tourismusstadt und die damit verbundene Bedeutung als Wirtschaftsfaktor für
viele Akteure und Dienstleister.
Seit seiner Gründung im Jahre 1926 hat der Röttelnbund e. V. eine beträchtliche Leistung für den Erhalt des Kulturgutes „Röttler Schloss" erbracht. Basierend auf der Satzung, welche den Erhalt der Burgruine in den Vordergrund stellt, ist neben dem Vorstand die freiwillige Arbeitsgruppe das tragende Element der Vereinsarbeit. Bei Beginn der Vereinstätigkeit war das
Ziel, die zum Teil desolate Burgruine zu erhalten. Dies geschah zum Teil gegen den Widerstand der Bevölkerung, welche die romantische Kulisse, das „Märchenschloss", gefährdet sah. Zugegebenerweise ist eine zugewachsene, mit Efeu berankte Burgruine sicherlich ein schöner, gerade von Dichtern gepriesener Anblick, doch die Schäden darunter sind zum Teil unermesslich und müssen angegangen werden. So war dies die primäre Aufgabe und blieb es eigentlich auch bis heute.
CityCult-Projekt
(2015)
Kann man mit 13 bis 16-jährigen Jugendlichen in einer knappen Woche wesentliche Einsichten und Erfahrungen zu einem viele Generationen entfernten historischen Geschehen, dem Ersten Weltkrieg, entstehen lassen? Vom 27. bis 31. Oktober 2014 (in den Herbstferien) versuchten dies ca. 25 Jugendliche aus Heidelberger Gymnasien, zusammen mit einem Team aus Referendaren, Studierenden, Wissenschaftlern, Lokalhistorikern und jungen FSJlern – eingeladen vom Jugendtreff CityCult (einer Kooperation der Evangelischen Altstadtgemeinde Heidelberg- Providenz mit der Stadt Heidelberg). Der thematische Fokus lag auf „Heidelberg im Ersten Weltkrieg“, was möglich machen sollte, den lokalen Bezug, Orte, Namen, Geschehen zu nutzen und zugleich in Institutionen vor Ort zu forschen. Projektarbeit braucht Nähe, sie versucht, Wirklichkeiten plastisch und begrifflich zu erfassen, sich über die noch verfügbare Erinnerung von Menschen, die Teilhaber und Zeitgenossen waren, ein Bild zu machen. Sie ist keine didaktische Spezialmethode, sondern von Anspruch und eigener Geschichte aus betrachtet der Versuch, durch erfahrungsgeleitetes, aktives und selbstständiges Lernen Bildungsprozesse tief zu verankern. Vage Begriffe wie „Erlebnis, Tun, Begegnung“ versuchen die aktivierende und prägende Wirkung von Erfahrung in sozialen und kulturellen Umwelten zu erfassen. Die klassische Projektidee verbindet anspruchsvolle, realistische und relevante Aufgaben, ein hohes Maß an Mitwirkung und Eigenaktivität von SchülerInnen, gemeinsame Planungsprozesse, die Einbeziehung der Sinne und die von Kognitionsstrukturen sowie eine unverkennbare interdisziplinäre Produktionsorientierung.
Wer aufmerksam die Gräberreihen auf dem „Ehrenfriedhof“ der Stadt Heidelberg entlang geht, wird linkerhand in den ersten Reihen auf 18 Grabkreuze mit russischen Namen stoßen. Soldatengräber aus dem Ersten Weltkrieg. Offenbar in Heidelberg verstorbene, russische Kriegsgefangene. Diese Beobachtung wirft Fragen auf. Wie ist die Anwesenheit dieser russischen Soldaten in Heidelberg fernab der Ostfront zu erklären? Was wissen wir über sie, ihre Herkunft und ihren Aufenthalt, vermutlich als Kriegsgefangene (KGF) in Heidelberg? In Lagern und Lazaretten? Und warum überhaupt befinden sich Gräber mit russischen Soldaten auf einem Soldatenfriedhof, der 1933/1934 von der Stadt Heidelberg als monumentale Gedenkstätte für die deutschen Kriegsgefallenen errichtet und in einer schauerlich-pathetischen Zeremonie am 28. Oktober 1934 „eingeweiht“ wurde? Darüber hinaus wollen wir zusammentragen, was zu den Kriegsgefangenenlagern in Heidelberg inzwischen zu ermitteln war.
Ein Jahrzehnt reloaded
(2014)
Die Ausstellung, die dem Kurpfälzischen Museum 2014 einen enormen Besucherstrom verschaffte, trug unverkennbar die Handschrift von Manfred Metzner, dem Verleger, Kulturhaus- und Literaturtageaktivisten. Aus seinen privaten Beständen stammten auch zahlreiche Exponate, weitere Objekte aus der grafischen Sammlung des Museums. Metzners Blick in die 70er Jahre empfinden viele der kritischen Kommentatoren als überdominant. Kaum eine Stehparty in den letzten Monaten, in denen die Ausstellung nicht süffisant als Ausdruck eines wilden Egotrips gebrandmarkt und auf ihre Auslassungen, Lücken und Lokozentrismen (Karl Markus Michel, 1978) kritisiert sowie auf die Vernachlässigung der wirklichen und politisch bedeutsamen Aspekte hin zerpflückt wurde. In Ausgabe 177 des taz-Journals Kontext verdichtete der Journalist und Filmemacher Mario Damolin diese Kritik mit schwerem rhetorischen Säbel (Der Sponti-Kurator von Heidelberg in: Kontext vom 20. August 2014).
Er war beleidigt. „Normalerweise“, hielt er mir entgegen, „schreiben die Linken ihre Zulassungsarbeiten bei mir.“ Ich erinnere mich noch, dass er sich eher geringschätzig über den mit Ernst Bloch aus der DDR geflohenen Dozenten G. äußerte, bei dem ich meine Abschlussarbeit angemeldet hatte. „Schreiben Sie doch über Lenin, das interessiert mich“, empfahl er mir zum Abschied. Ich war 1970 nach Heidelberg gekommen, um das Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule zu beenden. Natürlich nicht nur deswegen. Heidelberg sei ja eine „Zitadelle des Aufstands“ gewesen, poetisierte die FAZ. An der Hochschule in Neuenheim schloss ich mich der linken Basisgruppe an. Die Genossen legten mir nahe, zu Löffler zu gehen. Tatsächlich waren die meisten der Genossen eifrige Besucher in Löfflers Vorlesungen und schrieben bei ihm die sogenannte Zulassungsarbeit. Er ist unangenehm, aber wahrscheinlich ein Linker, so versuchten sie mich einzustimmen. Ein Dozent, der mit ihnen, und wenn ich gewollt hätte, auch mit mir auf politisch gleichrangiger Ebene kommunizierte. Schon reizvoll!
Am 20. Juni 1939 erhielt die 81-jährige Professorenwitwe Anna Samuely eine Mitteilung der Heidelberger Stadtverwaltung, in der sie aufgefordert wurde, unverzüglich alle Gegenstände aus Gold und Silber sowie Brillantschmuck, Uhren, Bestecke, Vasen und Münzen von erkennbarem Wert beim städtischen Leihamt abzuliefern. Ihre Wertsachen würden dort amtlich geschätzt werden. Sie erhalte den Taxpreis abzüglich einer Bearbeitungsgebühr. Frau Samuely wusste, was das bedeutete. Die Aktion hatte im Februar begonnen, ein Großteil ihrer jüdischen Bekannten war schon zur Ablieferung vorgeladen worden. Sie wusste auch, dass mittlerweile die taxierten Beträge nicht mehr ausgezahlt, sondern auf ein Sperrkonto gelegt wurden. Sie hatte erfahren, dass Heidelberger Schmuck- und Uhrenhändler, zu deren Kundschaft sie auch gehört hatte, sich im Rathaus zu Auktionen versammelten, um die abgelieferten Wertsachen günstig zu ersteigern. Frau Samuely wurde Opfer einer dreisten staatlichen Raubaktion.
Wir dokumentieren und kommentieren vier Briefe des Heidelberger Volksschullehrers Hermann Durlacher und seiner Frau Mart(h)a aus den Jahren 1939, 1941 und 1942, also aus den Jahren der Verfolgung und Deportation der jüdischen Einwohner. Das Ehepaar Durlacher hatte 1923 in Heidelberg geheiratet, wo Hermann Durlacher seit 1920 als Lehrer an der städtischen Volksschule Ecke Plöck/Sandgasse unterrichtete. Martha Durlacher, in Radovesnice geboren, stammte aus einer tschechischen Familie. Dies erklärt die Hinweise in den Briefen auf Verwandte in Jihlava (Iglau) an der böhmisch-mährischen Grenze und Kuthna Hora in Böhmen. Durlachers hatten zwei Söhne, Walter (geb. 1924) und Lutz (geb. 1927), die sie
am 26. Juli 1939 mit einem Kindertransport nach England schicken konnten. Familie Durlacher wohnte, wie zeitweilig auch Marthas Schwester Anni Arnold und ihr nichtjüdischer Mann Friedrich (Fritz) in der Hauptstraße 121. Fritz Arnold hatte 1939 seine Frau Anni davon überzeugt, dass sie sich in England in Sicherheit bringen müsse. Nicht zuletzt fürchtete er, keine Anstellung als Bankangestellter mehr zu erhalten. In den Kriegsjahren ließ er sich von seiner Frau scheiden, ohne diese darüber zu informieren, und gründete eine neue Familie. Vor vollendete Tatsachen gestellt, verließ Anni Arnold Deutschland, nach einem ersten und einzigen Besuch 1945, erneut und kehrte nach Großbritannien zurück, wo sie Kontakt zu Ludwig (Lutz), dem jüngeren Sohn der Durlachers hatte.
Auf den ersten Blick ist es ein kleiner, bescheidener Briefwechsel. Eine Mutter bedankt sich bei einer ihr unbekannten Familie, dass diese den Sohn aufgenommen hat. Sie freut sich über jede positive Nachricht. Ihre Wünsche und Hoffnungen sind größer als das wirkliche Wissen, das sie aus den kindlichen Erzählungen ihres nicht sonderlich schreibfreudigen Sohnes erfährt. Sie „promotet“ ihren Sohn und seine Schwester, in der inständigen Hoffnung, dass ihre Kinder gut aufgehoben sind. Betrachten wir die Umstände, gewinnen die scheinbar harmlosen Zeilen an dramatischem Gewicht.
Es ist der stillste Ort, unscheinbar, übersehbar, wie damals, 1701, als in dem oft kalten und schattigen Tal hinter dem Klingentor den Heidelberger Juden ein aufgelassenes Grundstück als Friedhof überlassen wurde. Ein Platz, der wie die kurfürstliche Regierung befand, „von der Stadt aus wenig und von der Kaserne aus gar nicht gesehen werden kann, an keiner Straße gelegen und sonst niemand hinderlich oder verdrießlich ist.“ (Löwenstein, 1895, S. 135) 1988 habe ich - aus Anlass einer Stadtführung zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 - diesen alten jüdischen Friedhof am Klingenteich erstmals wahrgenommen. Der Frankfurter Kantor und Lehrer Benno Szklanowski führte uns leise und kundig zu den damals schon beträchtlich verwitterten Gräbern, deren hebräische Inschriften er übersetzt, zum Teil rekonstruiert und nach ihren biblischen Quellen dokumentiert hatte. Viele Führungen im Rahmen des Geschichtsvereins folgten, zu jeder Jahreszeit, für immer staunende Besucher, die das hinter einer Mauer versteckte, auch vom Graimbergweg herab nur schwer erkennbare Gelände nie zuvor betreten hatten.
Mit großer Freude und auch Stolz eröffnen wir heute das Haus der Natur am Feldberg. Es ist ein Weihnachtsgeschenk für die ganze Region und ein Meilenstein für den Naturschutz und den Tourismus in unserer Raumschaft und weit darüber hinaus.
Manchmal ist der Weg lang und dornenreich, bis aus einem zukunftsfähigen Gedanken konkrete Gegenwart wird. In diesem besonderen Fall reicht die Idee bis in die 80er Jahre zurück und so lange zurück reicht auch meine ganz persönliche Faszination und Beschäftigung mit dem Thema.
500 Jahre Pfarrei Daisbach
(2002)
In frühester Zeit war Daisbach eine Filiale der Pfarrei Neidenstein, die zum Landkapitel Waibstadt des Bistums Worms gehörte. 1375 stimmten die Neidensteiner Grundherren von Venningen dem Wunsch der Gemeinde Daisbach nach einem eigenen
Kaplan zu mit der Maßgabe, dass diese Kaplanei weiterhin eine Filiale von Neidenstein bleiben müsse. Der Kaplan las zwar an einigen Tagen in Daisbach die Messe, doch fanden die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen, Taufen und Beerdigungen
weiterhin in Neidenstein statt. Die Toten wurden dort bestattet.
In den Jahren vor dem Bauernkrieg 1525 lag die Gemeinde Menzingen in einem erbitterten
Streit mit ihrem Ortsherrn, dem Kraichgauer Ritter Philipp von Mentzingen. Dieser Konflikt um das »alte Herkommen«, also die überlieferten Rechte der Bauern, eskalierte 1524/25.
Nähere Einblicke verdanken wir einem Prozess, den die Gemeinde vor dem hessischen Lehenshof
in Marburg angestrengt hatte und dessen umfangreiche Akten, trotz einer Teilpublikation
durch Günther Franz, bis heute nicht vollständig ausgewertet sind. Auch dieser Beitrag kann
nur wenige Aspekte näher beleuchten, so die Offenheit der Gemeinde Menzingen gegenüber
der lutherischen Lehre – noch bevor Philipps Söhne Erasmus und Peter von Mentzingen die
Reformation 1525 eingeführt haben.
Zur 1200-Jahr-Feier 1970 und kurz vor Bildung der Stadt Kraichtal brachte die Gemeinde Menzingen das Buch „Menzingen – Ein Gang durch 1200 Jahre Geschichte“ heraus. Der Autor Günter Bienwald, langjähriger Lehrer und Gemeinderat, hat darin einen Überblick zur Ortsgeschichte gegeben, ist aber auch auf das dörfliche Leben in der Nachkriegszeit eingegangen. Im geschichtlichen Teil seines Buches hat Bienwald verschiedene heimatkundliche Veröffentlichungen des langjährigen Pfarrers von Menzingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Dr. Otto Becher, erwähnt. Was 1970 jedoch kaum bekannt war: Otto Becher hat ein 400-seitiges Manuskript zur Ortsgeschichte von Menzingen hinterlassen, das nach seinem Tod im Jahr 1930 viele Jahrzehnte im Familienbesitz schlummerte. Auf Initiative des Heimat- und Museumsvereins Kraichtal, insbesondere von Dr. Karl Sommer, ist dieses Manuskript 2002 unter dem Titel „Bilder aus Menzingens Vergangenheit“ übertragen und gedruckt worden. Aus dieser reichen Quelle, Ergebnis einer unermüdlichen Archivarbeit des Pfarrers, wollen wir im Folgenden zitieren, wobei es sich nur um wenige Schlaglichter handeln kann. Dr. Bechers Buch selbst war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Wer auch immer sich einmal an eine neue Ortsgeschichte von Menzingen wagen sollte, wird darin viele Anregungen und Hinweise finden
Es begann 1995 im Rathaus Kraichtal-Münzesheim. Im Gespräch mit Bürgermeister
Horst Kochendörfer und dem Verfasser als damaligem Kulturreferenten entwickelte
Kurt Andermann eine kühne Idee: Eine Historikertagung in Kraichtal, die
sich im zweijährigen Turnus verschiedenen Aspekten der Landesgeschichte widmen
soll. Der Name war mit „Kraichtaler Kolloquium" rasch gefunden, ebenso
wie Gochsheim als Tagungsort mit seinem besonderen Flair. Aber wird es wirklich
möglich sein, renommierte Historiker und Teilnehmer aus ganz Deutschland in die
,,Provinz" nach Gochsheim zu locken? So fragten sich zunächst noch der Bürgermeister
und sein Mitarbeiter.
Das erste Kolloquium stand 1996 unter dem Thema „Geistliches Leben und
standesgemäßes Auskommen. Adlige Damenstifte in Vergangenheit und Gegenwart."
Referenten wie Kurt Andermann, Hermann Ehmer, Franz Staab oder Bernhard
Theil zeichneten ein lebendiges Bild der „Frauenfrömmigkeit" sowie der
notwendigen "adligen Versorgung" und stellten einzelne Stifte wie das Kraichgauer
Adelige Damenstift exemplarisch vor. Am Ende der drei Vortragstage verabschiedeten
sich die begeisterten Teilnehmer in der Gewissheit, sich in zwei Jahren
wiederzusehen. Die besondere Atmosphäre Gochsheims, der Empfang im Rittersaal
des Schlosses und selbstredend das hohe wissenschaftliche Niveau mit anregenden
Diskussionsbeiträgen verbreiteten auch bei den Verantwortlichen der
Stadtverwaltung Zuversicht und der umsichtige Tagungsleiter Kurt Andermann
konnte sich in seiner Idee mehr als bestätigt sehen.
,,Kraichtal hat einen Verlust erlitten, dessen Tragweite wir kaum erahnen können." Dieser Satz aus dem Nachruf von Bürgermeister-Stellvertreter Bernward Hemberger zum überraschenden Tod des überaus beliebten Kraichtaler Bürgermeisters
Horst Kochendörfer Ende November 2004 hat auch heute, über ein Jahr nach diesem für die Stadt und die gesamte Region schockierenden Ereignis, nichts von seiner Gültigkeit verloren. Horst Kochendörfer hinterlässt eine Lücke in vielen Bereichen - die heimatgeschichtliche und museale Arbeit nicht ausgenommen.
Den Leserinnen und Lesern des Kraichgau-Jahrbuches dürfte Baudirektor a.D. Hajo Rheinstädter in erster Linie als beruflich wie ehrenamtlich stark engagierter Denkmalpfleger bekannt sein. Nach seinem Ingenieur- und Architekturstudium in
Mainz bzw. Karlsruhe war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent und von 1960 bis 1970 als freier Architekt tätig. Anschließend trat er in den Staatsdienst und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1995 maßgeblich am Wiederaufbau des
Bruchsaler Schlosses und an der Erneuerung des Schlossgartens, ab 1988 als Leiter der Außenstelle Bruchsal des Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe.
,,Hajo Rheinstädter ist ein Glücksfall für Kraichtal, aber auch für das Land Baden-
Württemberg", betonte Innenminister Heribert Rech bei der Aushändigung des
Bundesverdienstkreuzes am Bande, das der Bundespräsident für das herausragende
denkmalschützerische Engagement Rheinstädters verliehen hat. Dieser Aufgabe
habe er im Ehrenamt sein ganzes Leben gewidmet, so Rech.
,,Ein besonderer Glücksfall für den Kraichgau ist sein Umzug nach Gochsheim gewesen",
so Rech. Sozusagen vor der Haustür habe Rheinstädter ein ideales Tätigkeitsfeld
für sein Lebensthema gefunden: die Erhaltung und den Wiederaufbau
historischer Architektur, von Denkmälern und Gebäuden. Als Baudirektor des
Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe hatte er sich in besonderer Weise um den
Wiederaufbau des Bruchsaler Barockschlosses verdient gemacht.
Der »Hohe Odenwald«
(2019)
Der folgende Beitrag befasst sich mit der Gegenwart und Vergangenheit einer Landschaft des
Odenwaldes, die heute »Hoher Odenwald« heißt, früher den etwas frostigen Namen »Winterhauch« trug. Das Gebiet umfasst die Gesamtgemeinde Waldbrunn im Neckar-Odenwald-Kreis. Auf dem Gemeindegebiet erhebt sich der Katzenbuckel, mit 626 m ü. NN die höchste Erhebung des gesamten Odenwaldes. Trotz der einstigen Abgelegenheit kann die Region mit
einer reichhaltigen Geschichte aufwarten. Davon soll nachfolgend die Rede sein.
Prälatenturm in Gengenbach
(2002)
Bei der Erweiterung der Stadtbefestigung 1384 (Mauerinschrift neben dem
Turm) wurde ein Verteidigungsrondell eingebaut. Im 30-jährigen Krieg
zerstörten die Schweden 1643 diese Anlage. Der Reichsabt Benedikt
Rischer (1743-1763) hat dieses Rondell von seinem Vater Johann Jakob
Rischer, der Zimmermann und Baumeister war und unter dem bekannten
Baumeister Franz Beer den barocken Wiederaufbau des Klosters und der
Kirche mitgestaltet hat, wieder errichten Jassen. Es sollte ein Sommersitz
werden, wobei die Anlage mit einem 4. Stockwerk etwa um 1750 als Turm
gestaltet wurde.
Der kunstinteressierte Abt hatte die Innengestaltung im damaligen
Barock ausmalen lassen. Die Fresken sind in dem beliebten italienischen
Stil gestaltet worden, doch haben wir über den Maler keinerlei Anhaltspunkte.
,,Der badische Silcher", so wurde der Komponist des bekannten Volksliedes „0 Schwarzwald o Heimat", der in Gengenbach am 29. April 1837 geboren wurde, schon zu Lebzeiten genannt. Das alte alemannische Geschlecht der Isenmanns wurde schon 1588 in den Kirchenbücher von Gengenbach urkundlich erwähnt. Sie haben sich in der ganzen Ortenau niedergelassen. Die Urgroßeltern des Komponisten waren Bürger in Nordrach, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben. Christoph Isenmann, der in Zell geboren wurde, kaufte sich mit seiner Frau Verena geb. Herrmann aus Nordrach einen Hof um 1753, der lange als Isenmannhof bekannt war. Der Großvater Josef, der 1768 in Nordrach geboren wurde, erlernte das Bäckerhandwerk. Er zog nach Gengenbach und gründete mit seiner Frau Karotine geb. Vetter, eine Bäckerei. Er ist bei der Geburt seiner Kinder als Klosterbeck im Taufregister eingetragen. Von seinen neun Kindern sollte Sohn Josef Bäcker lernen und das Geschäft weiterführen. Er war der Vater des Komponisten Carl Isenmann. Verheiratet war er mit Magdalena Kopp aus Friesenheim.
Eine einheitliche Zeit ist für uns Mitteleuropäer heute selbstverständlich im Alltagsleben - es sei denn, wir begeben uns auf eine Fernreise, führen ein Ferngespräch oder nutzen die Möglichkeit des weltumspannenden Internet-Chats. Dann stellen wir fest, dass es beispielsweise zwischen Mannheim und London einen einstündigen Zeitunterschied gibt, während die Uhrzeit der amerikanischen Ostküste gegenüber unserer Zeit sechs Stunden zurückliegt. Innerhalb Deutschlands gilt seit 1893 die Mitteleuropäische Zeit und seit 1980 in den Sommermonaten die Mitteleuropäische Sommerzeit. Kaum vorstellbar ist es jedoch für uns heute, dass noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zeit mit Sonnenuhren nach dem jeweiligen Sonnenstand vor Ort bestimmt wurde. Das hatte zur Folge, dass z. B. in Südwestdeutschland nicht nur die Uhren Stuttgarts, Mannheims, Karlsruhes oder Kaiserslauterns, sondern auch benachbarter Dörfer je nach Längengrad unterschiedlich gingen. Im Alltag spielte das kaum eine Rolle. Viele Menschen lebten, wohnten und arbeiteten an einem Ort. Und wer verreiste, tat dies zu Fuß oder war tage- und wochenlang mit der Postkutsche unterwegs.
Dem Augenmerk kenntlich, glaubhaft im Tatbeweis als Garant und Bürge für die anhaltende Fortdauer der Bildüberlieferung eines alten Gemeinwesens, so erscheint uns Richard Ackermanns geistige Gestalt. Unbeugsam, knorrig, selbstsicher, eigengeprägt, versehen mit der Überzeugungskraft einer unnachahmlichen Stilgebärde steht er vor uns, aufragend wie ein Schutzpatron im Scheitelpunkt eines Brückenbogens, der aus vergangenen Jahrhunderten in unsere Jetztzeit herüberschwingt. Dieser Mittlerrolle wegen wird sich das Gedenken an ihn im Bewusstsein jener Villinger erhalten, die in kundiger Zuneigung wissentlich und nicht bloß von ungefähr hier leben. Ist dieser Maler doch der späte Spross einer kunstreichen Sippe, die im großen Schemenschnitzer Dominikus Ackermann, dem legendären Ölmüller, ihr historisches Oberhaupt hatte. Der ererbte Kunstfleiß, die lautere Werkgesinnung bewähren sich noch im Urenkel als gleichsam angeborene Tugenden. Doch der würdige Nachfahre ist kein Nachahmer. Er schafft das originäre Werk, nicht die Stilkopie.
Im zweiten Band von Marcel Prousts
epochalem Roman „Auf der Suche nach der
verlorenen Zeit“ wird der junge Marcel der
Prinzessin Mathilde vorgestellt, einer Tochter
von Jérome Bonaparte, dem jüngsten Bruder
Napoleons, der von 1807 bis 1814 König von
Westfalen war, und einer Tochter des Königs
von Württemberg: „Ah! Da ist jemand, der Sie
interessieren wird, sagte Swann zu mir. Die
alte Dame war jetzt nur noch drei Schritte von
uns entfernt und lächelte uns mit erwärmender
Freundlichkeit an. Swann nahm den
Hut ab, Madame Swann versank in einen Hofknicks
und wollte die Hand der Dame küssen,
die einem Porträt von Winterhalter glich …“
Laudatio auf Jo Niemeyer
(2003)
Bernau ist nicht nur ein kleines, idyllisch gelegenes Dorf inmitten einer der schönsten europäischen Mittelgebirgslandschaften, aus Bernau stammt bekanntermaßen auch einer der größten deutschen Künstler. Und als Folge
dieser Verbindung zwischen jenem kleinen Dorf und einem großen Maler wurden andere Künstler wie Karl Hubbuch beispielsweise, wie Anselm Kiefer und K. R. H. Sonderborg, deren Namen überall in der Welt einen guten Klang haben, hier mit dem Hans-Thoma-Staatspreis des Landes Baden-Württemberg geehrt und ausgezeichnet.
Die Ramsar-Konvention ist ein inzwischen von 158 Staaten unterzeichnetes Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung. Unter Ramsar-Gebieten versteht man weltweit besonders schützenswerte Feuchtgebiete wie zum Beispiel Küstenlandschaften, Sümpfe, Flüsse, Seen und Auen, die naturgemäß ein reiches Vogelleben aufweisen.
Der Verein "Rhin Vivant"
(2013)
Die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Oberrheinregion wird auf den verschiedensten Arbeitsebenen seit Jahren durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) über das Interreg-Programm (aktuell Interreg IVa Oberrhein) unterstützt. So zum Beispiel auch im Bereich des Naturschutzes. Das Motto lautet: Der Oberrhein wächst zusammen mit jedem Projekt. Der in Strasbourg ansässige Verein "Rhin Vivant – Lebendiger Rhein" (www.rhinvivant-lebendigerrhein.eu) engagiert sich seit 2005 für den Naturschutz und entwickelt Konzepte und Projekte für einen nachhaltigen Tourismus in den Rheinauen und im Ramsargebiet unter Erhalt der Naturgüter des Ökosystems. Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch die Naturschutzverwaltung des Regierungspräsidiums Freiburg, begleitet, unterstützt und fördert diese Entwicklung. Karlheinz Harter
Dies ist ein Nachtrag zu den fünf Bänden „Die Großpilze Baden-Württembergs“. 76 Arten und 10 Gattungen von
Großpilzen werden als neu für Baden-Württemberg gemeldet. 28 Arten sind auch Erstnachweise für ganz Deutschland. Angaben zur Morphologie (einschließlich Bestimmungsschlüsseln), Ökologie und Verbreitung werden ergänzt. Eine Neukombination wird vorgeschlagen: Hemimycena mauretanica var. megaspora (Kühner) Saar & Gminder comb. nov. Die Gesamtzahl der Agaricomycotina in Baden-Württemberg beläuft sich auf 3.150 Arten (3.112 Agaricomycetes, 18 Dacrymycetes, 20 Tremellomycetes).
Wir gedenken der Gründung des staatlichen Forstamts Ottenhöfen, das 1843 als Großherzogliche Bezirksforstei in Offenhöfen eingerichtet wurde. Es war eine von rund 90 Bezirksforsteien, den späteren Forstämtern. Sie hießen so, weil sie für den Bereich eines großherzoglichen badischen Amtsbezirks geschaffen wurden, also hier für den Bereich des damaligen
Amtsbezirks Achern, der bis 1935 bestand und dann im Amtsbezirk Bühl aufging. Heute gibt es keine Bezirksforstbehörden mehr, das Forstamt Ottenhöfen ist eines von mehreren Forstämtern im Ortenaukreis und untersteht der Forstdirektion Freiburg. Wie kam es, dass eine Bezirksforstei, die in der Regel am Sitz eines badischen Bezirksamtes saß, ausgerechnet in der kleinen Gemeinde Ottenhöfen gegründet wurde, in der damals Armut und zeitweise Hungersnot herrschten, in einer Gemeinde, bestehend aus Bauernhöfen und einem winzigen Ortszentrum, erst vor wenigen Jahren gegründet, ohne gemeindliche Tradition, in einem für damalige Verhältnisse abgelegenen Schwarzwaldtal? Die Geschichte des Forstamtes, eine für Nichtforstleute etwas trockene Materie, beginnt natürlich früher als 1843, sie nimmt ihren Anfang eigentlich mit der Geschichte des Waldes, der schon vorher da war, eigentlich mit der bekannten Erzählung vom Esel, dem Eselsbrunnen und der Stiftung des Klosters Allerheiligen. Dieses hatte den Allerheiligenwald von der Herzogin Uta von Schauenburg geschenkt bekommen, der im 19. Jahrhundert den Grundstock des heutigen Staatswaldes bildete, der im Übrigen heute gar nicht mehr zum Forstamt Ottenhöfen gehört.
Heidelberg im Jahr 1891
(2016)
Hochzuverehrender Herr Bürgermeister Erichson, Allerhöchst verehrliche Frau Vorsitzende, Frau Dr. Werner-Jensen, Hochansehnliche Festgemeinde, Höchstgeneigte Mitglieder des Vereins Alt-Heidelberg. So etwa hätte der Chronist des Jahres 1891 diese Festversammlung begrüßt, ich schließe mich dem an. Im Mai des Jahres 1891 schlossen sich sieben Heidelberger Bürger zusammen und teilten dem „Verehrlichen Stadtrat der Stadt Heidelberg“ folgendes mit: „Wohldemselben beehren wir uns ergebenst anzuzeigen, daß sich vor Kurzem zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt ein Verein unter dem Namen ‚Alt-Heidelbergʻ gebildet hat. … zur Wahrung der Interessen der in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile hiesiger Stadt …“ Unmittelbar hat man das Bild des heutigen Heidelberg vor Augen, wenn man
diesen Satz hört, aber das Heidelberg von 1891 war eine Kleinstadt, in der 26 928 Einwohner in 5 574 Haushalten lebten. Und die in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen Stadtteile waren die Kernaltstadt, die Voraltstadt, Schlierbach und die gerade entstehende Weststadt, für die im Jahre 1891 gerade der Bebauungsplan fertiggestellt wurde. Diese heutigen Stadtteile bildeten die gesamte Stadt Heidelberg. Warum aber nun „Alt-Heidelberg“? Heute versteht sich unter dem Namen „Alt-Heidelberg“ der renommierte Stadtteilverein, dessen 125-jähriges Jubiläum wir feiern, und stadtgeografisch die Kernaltstadt zwischen Karlstor und Universitätsplatz und die Voraltstadt zwischen der Grabengasse und dem Bismarckplatz. Alt-Heidelberg klingt programmatisch nach Gegensatz zu Neu-Heidelberg, das es freilich noch nicht gab. Es hatte sich etwas Anderes ereignet, das viele Heidelberger befürchten ließ, die heutige Altstadt werde hinter der allgemeinen Entwicklung zurück bleiben: Zum 1. Januar 1891 war die bis dahin selbständige bäuerliche Gemeinde Neuenheim nach Heidelberg eingemeindet worden.
Mittelalterliche Städte weisen in der Regel eine klar definierte räumliche Differenzierung nach berufs- oder gewerbeorientierten Kriterien auf, häufig schon gibt der Name einer Straße oder Gasse Auskunft darüber. In der Reeperbahn saßen die Reeper, Seilschläger oder Seiler, die wegen des enormen Platzbedarfes ein für ihr Handwerk reserviertes Terrain benötigten; die Gerber oder Loher – in Heidelberg die Leyer – konzentrierten sich wegen ihres großen Bedarfs an Wasser an einer für sie günstigen Stelle einer Stadt. In Heidelberg sind wegen der besonderen Bedingungen einer sich im 14. Jahrhundert herausbildenden Residenzstadt die Verhältnisse etwas anders. Zwar ist für das Mittelalter auch hier eine grobe funktionale Stadtgliederung festzustellen, doch bereits im 16. Jahrhundert, als die Residenz und ihre Funktionen voll ausgebildet waren, zerfließen sie. Die Schiffer und Fischer wohnen nicht mehr in unmittelbarer Nähe zum Neckar, auch südlich der Hauptstraße sind sie jetzt anzutreffen, die Bierbrauer und Gerber sind trotz ihres großen Wasserverbrauchs bereits über die ganze Stadt verteilt. Eine genuin soziale Differenzierung der Wohnquartiere ist in der mittelalterlichen Stadt nicht festzustellen, wenngleich die berufliche Betätigung in besonderen Fällen zur Ausbildung bestimmter Quartiere führen konnte; freilich war sie in der Regel an besondere, für die Gewerbe spezifische topographische Besonderheiten gebunden. Anders verhält es sich mit den seit dem Mittelalter in den Städten des Reiches siedelnden Juden. Auch sie versuchten, eigene Quartiere zu bilden. Die Gründe waren
jedoch anderer Art: die Errichtung und der Unterhalt einer Synagoge in einem vollkommen christlichen, sozialen und urbanen Umfeld führte notwendigerweise zum Versuch, eine eigene Gemeinde mit jüdischer Autonomie zu bilden. Von wenigen Ausnahmen wie Speyer und Worms abgesehen, kam es allerdings nicht zur Ausbildung eines Ghettos – dies ist eine Erscheinung, deren Anfänge zwar im 15. Jahrhundert liegen, die jedoch erst im 16. Jahrhundert allgemein wirksam wurden und zu den bekannten Erscheinungsbildern führten.
Neben der inneren und äußeren Friedenssicherung war die Versorgung der Bürger mit den Grundgegebenheiten des täglichen Lebens die Hauptaufgabe der mittelalterlichen und der neuzeitlichen Kommunen. Wasser spielte dabei eine besondere Rolle. Man konnte es aus tief gegrabenen Brunnen gewinnen, aus Flüßen oder Bächen schöpfen, seit dem Spätmittelalter auch durch komplizierte Hebewerke in die Städte leiten. Mit welchem System auch immer eine mittelalterliche Stadt sich mit dem notwendigen Wasser versorgte, die Stadt war ein genossenschaftlicher Personenverband und auf die
aktive und verantwortliche Beteiligung der Bürger am Gemeinwesen angewiesen. In entsprechender Weise waren alle kommunalen Aufgaben geregelt, wobei dem Stadtregiment eine organisatorische und planerische Leitung zukam. Dieses ist in Heidelberg deutlich zu erkennen.
Das Kriegerdenkmal wurde für die Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges
(1870/71) im Jahre 1886 errichtet. Die Ursachen dieser Auseinandersetzung
waren Spannungen zwischen Preußen und Frankreich. Otto von Bismarck überzeugte
die süddeutschen Staaten, darunter das Großherzogtum Baden, an diesem
Krieg teilzunehmen. Am 2. September 1870 schlugen die deutschen Truppen die
französische Armee bei Sedan. Eine Folge dieses Krieges war die Gründung des
deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 in Versailles und am 10. Mai 1871 folgte
der Friedensschluss.
An diesem Krieg nahmen 44 Eschelbronner Bürger teil. Ihre Namen stehen auf
dem Denkmal. Bei einigen Soldaten ist der Dienstgrad angegeben. Der Kanonier
Adam Arnold trat schon früher in das Großherzoglich Badische Festungs-Artillerie
Bataillon in Rastatt ein. Am 27. Juni 1866 legte er dort eine Schwimmprobe ab
für die er eine Auszeichnung erhielt. Weitere Personen, bei denen der Dienstgrad
bekannt ist, waren: der Feldwebel Adam Laule, Unteroffizier Adam Braun, Dragoner
Wilhelm Edler und der Gefreite Johann Heiser. Der Grenadier Heinrich
Böhm wurde am 18. Dezember 1870 bei Nuits verwundet und einen Tag später fiel
der erst 25-jährige Küfer Adam Heilmann bei Dijon. Er war an den Folgen einer
Schussfraktur des Unterschenkels verstorben. Während seiner Dienstzeit war er
Füsilier und sein Name ist auf dem Denkmal besonders hervorgehoben.
Als am 4. Juni 2009 Barack Obama in der Universität Kairo seine mit Spannung erwartete, historische Rede an die islamische Welt gehalten hatte, flog er
direkt im Anschluss nach Deutschland. Er besuchte neben Dresden auch das
KZ Buchenwald, weil die Einheit seines Großonkels Charlie Payne bei der
Befreiung des Außenlagers Ohrdruf dabei war. Zum Ende einer Berichterstattung des Fernsehens meldete der Moderator: Übrigens, Barack Obama hat
auch deutsche Vorfahren: Sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater kam aus Württemberg.
Die Vergangenheit ist für uns Nachfahren der Familie Gomer, der Auswanderer
von einst, die aus Adelshofen, dem neippergischen Reichsritterschaftsort im
Kraichgau, stammen, besonders wichtig.
Die Geschichte der deutschen Auswanderung nach Russland reicht viele Jahrhunderte
zurück.
In der Geschichte der russischen Zaren wird schon im 17. Jahrhundert die sog.
Deutsche Vorstadt als Stadtteil von Moskau erwähnt. In ihr wohnten deutsche
Fachkräfte. Diese geschlossene Ausländersiedlung hatte später für die russische
Geschichte eine weit größere Bedeutung als die der übrigen Ausländer. In ihr fand
der zukünftige Zar Peter der Große auch seine große Liebe Anna Mons, die Tochter
eines deutschen Goldschmiedemeisters.
Wenn der Kreistag des Ortenaukreises im Herbst 2015 wieder zu einer Sitzung zusammenkommen wird, kann er sein Jubiläum feiern: Vor 150 Jahren trat in Offenburg zum ersten Mal eine Kreisversammlung mit gewählten Vertretern aus den mittelbadischen Gemeinden zusammen. Es war zugleich die Geburtsstunde der heutigen Kreisselbstverwaltung, die sich aus
bescheidenen Anfängen heraus zu einem wichtigen Träger übergemeindlicher Aufgaben entwickelte. Das Jubiläum ist ein
willkommener Anlass, die Entstehung und wechselvolle Geschichte der Offenburger Kreisversammlung Revue passieren zu lassen.
Es gibt heute wohl kaum eine Stadt oder Ortschaft, in der sich kein Denkmal, Gedenkstein oder sonstiges Mahnmal befindet,
das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert. Solche Denkmäler gehören heute vielerorts zum prägenden Stadt- und Ortsbild und sind wichtige Zeugnisse der Ortsgeschichte. Da diemeisten Gefallenen fern der Heimat beigesetzt waren, fanden
die Angehörigen hier einen Ort der Trauer und Erinnerung an einen lieben Verwandten.
Nach vier harten und unter großen Verlusten durchgestandenen Kriegsjahren war das Deutsche Reich im August 1918 am
Ende. Das Volk war erschöpft und kriegsmüde. Die militärische Lage wurde immer aussichtsloser. Als dann auch noch
Ende September die Verbündeten zusammenbrachen und um Frieden baten, beschloss die deutsche Heeresleitung, die Alliierten ebenfalls um einen Waffenstillstand zu ersuchen. Die militärische Führung hatte damit eingeräumt, dass der Krieg
nicht mehr zu gewinnen war. Die Reichsregierung unter Prinz Max von Baden richtete am 4. Oktober ein entsprechendes
Waffenstillstandsgesuch an den amerikanischen Präsidenten Wilson. Am 5. November waren die Alliierten schließlich zu
Waffenstillstandsverhandlungen bereit.
Als der Historische Verein für Mittelbaden am 8. Mai 1910 in Offenburg gegründet wurde, traten ihm noch am gleichen Abend 24 Personen bei. Diesen 24 „Gründungsvätern" folgten in rascher Folge weitere Beitritte. Bereits zwei Jahre später war der junge Verein auf 631 Mitglieder in mehreren Ortsgruppen angewachsen. Darunter befanden sich auch Persönlichkeiten wie Adolf Geck, Heinrich Hansjakob oder Georg Monsch. In der ersten gedruckten Vereinssatzung vom 13. Juli 1910 wurde festgelegt, daß unbescholtene volljährige Personen, sowie Anstalten und Körperschaften Mitglieder werden konnten. Es sollten damit nicht nur natürliche, sondern auch juristische Personen dem Verein beitreten können. Gerade öffentliche Körperschaften traten häufig gemeinnützigen Vereinen bei, um deren Arbeit zu unterstützen.
Kurt Spitzmüller
(2009)
Kurt Spitzmüller wurde am 13. Mai 1921 in Freiburg im Breisgau als Sohn des Land- und Gastwirts Ludwig Spitzmüller und dessen Ehefrau Hilda, geb. Roth, geboren. Der Großvater war „Lindenwirt" und hatte später seine Gaststätte zu einem Kurhaus für lungenkranke Patienten ausgebaut. Nach dem Besuch der Volks- und der Oberrealschule absolvierte Kurt
Spitzmüller eine Lehre als Hotelkaufmann in Freiburg und besuchte die höhere Hotelfachschule. 1941 übernahm er als 20-Jähriger nach dem Tod der Mutter die Leitung der elterlichen Lungenheilanstalt „Kurhaus Nordrach". Von 1941 bis 1943 nahm Kurt Spitzmüller als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und war anschließend als Arbeiter in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtet. Kurz vor Kriegsende wurde er noch zum Volkssturm eingezogen und geriet für einige Wochen in Gefangenschaft (,,Ich hatte es geschafft, nach zwei Tagen aus dem Kriegsgefangenenlager in Offenburg in das Gefängnis verbracht zu werden, da ich glaubhaft erklären konnte, dass ich kein Soldat sei").
Seit dem frühen Mittelalter war Wolfach Herrschaftssitz. Erstmals ist 1084 in einer Urkunde von den „Herren von Wolfach" die Rede, die ihren Stammsitz ursprünglich auf der Burg „Alt-Wolfach" hatten, von der heute nur noch Mauerreste vorhanden sind. Neben dieser Burg Wolfach entstand am Zusammenfluss von Kinzig und Wolf das gleichnamige Dorf, wo die Adelsfamilie die Grundherrschaft ausübte. Der Schwerpunkt des Ortes lag zunächst im Gebiet der heutigen Vorstadt. Im 13. Jahrhundert erfolgte dann auch die planmäßige Besiedlung des jenseitigen Kinzigbogens, wo heute die Altstadt liegt. Am südlichen Stadteingang hatten die Herren von Wolfach bereits um 1180 ein steinerndes Haus gebaut. Wahrscheinlich handelte es sich damals nur um eine kleine Tiefburg mit Bergfried und Palas, die zwischen dem Stadttor und dem Hungerturm in die spätere Stadtbefestigung eingebaut war. Der Platz war strategisch gut gewählt. Hier an der engsten Stelle im mittleren Kinzigtal am Zusammenfluss von Kinzig und Wolf waren sowohl der Land- wie auch der Wasserweg leicht zu kontrollieren. Hier konnten der Wasser- und der Brückenzoll erhoben und die durchreisenden Kaufleute zum Aufenthalt veranlasst werden. Das Schloss diente auch der Erhebung und Verwaltung der herrschaftlichen Abgaben und Steuern. Außerdem sollte das Schloss die Stadt vor Angriffen von der südlichen Landseite schützen. Darüber hinaus nutzten die Wolfacher Grafen die Stadtburg mehr und mehr als Zweitwohnsitz.
Die Anfänge des Ortenberger Schlosses dürften im 12. Jahrhundert zu suchen sein. Der Schloßberg gehörte ursprünglich zum Besitz der Zähringer und gelangte nach deren Aussterben 1218 zunächst an die Staufer, später an den Straßburger Bischof. Im Jahre 1233 ist von einem „castrum Ortenberg" urkundlich die Rede. Aus der anfänglichen Sicherungsanlage am
Eingang zum Kinzigtal entwickelte sich allmählich eine starke Festung, die zum Herrschaftsmittelpunkt und Verwaltungssitz der Ortenau „zwischen Bleich und Oos" werden sollte. Die Burg wurde Sitz des Landvogtes, der auf dem „Stein von Ortenberg" residierte und dort auch Gericht hielt. Nach einigen Herrscherwechseln wurde Schloß Ortenberg 1554 endgültig habsburgerisch und zugleich Hauptsitz der Landvogtei Ortenau. Der Landvogt von Ortenberg übernahm nicht nur Aufgaben der Polizei und der Gerichtsbarkeit, sondern erfüllte als habsburgerische Zollbehörde eine weitere wichtige Funktion. Neben dem Ortenauer Landvogt hatte hier auch das Hofgericht seinen Sitz bis zur Zerstörung des Schlosses im Jahre 1697. Danach verlegte der Landvogt seinen Sitz nach Offenburg und residierte dort im späteren Bezirksamt (heute Polizeirevier). Die Ruine Ortenberg diente danach nur noch als Steinbruch.
Turnfeste haben wie das Salz in der Suppe schon immer zur Turnbewegung gehört. Die Mitglieder von Turnvereinen trafen sich immer wieder zum sportlichen Wettkampf und pflegten die Kameradschaft und Geselligkeit. Anfangs gab es nur die örtlichen Feste der Vereine und die regionalen Feste der Turngaue. Nach Bildung von Landesturnverbänden gab es dann auch in regelmäßigen Abständen Turnfeste auf Landesebene. Die Geschichte der badischen Landesturnfeste reicht fast 150 Jahre zurück und beginnt mit dem 1. ,,Oberrheinischen Turnfest" am 17. Juli 1861 in Karlsruhe. Veranstalter war der (am 18. Dezember 1860 gegründete) ,,Oberrheinische Turnerbund" als Vorgänger des heutigen Badischen Turner-Bundes (BTB). Zu diesem Zeitpunkt bestanden in Baden erst 26 Turnvereine mit 2.250 Aktiven. Die ersten Turnfeste waren insofern noch überschaubare Sportveranstaltungen, die in der Regel von Turnerbund und örtlichem Turnverein organisiert wurden.
Dort wo heute der Burda-Medien-Park steht, befand sich einmal Offenburgs größte Sportstätte: Das frühere Kinzigstadion. Den meisten Offenburgern ist diese Sportarena bis heute als Trainings- und Wettkampfstätte in Erinnerung geblieben. Die einen haben es im Schulsport schätzen (oder fürchten) gelernt. Andere haben in diesem Stadion sportliche Großereignisse erlebt, an die sie sich gerne erinnern. Die Stadiongeschichte begann allerdings bereits vor dem eigentlichen Stadionbau.
Im Jahre 1921 ging für die Turngemeinde Offenburg endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Der Verein erhielt von der Stadt auf den ,,Oberen Eiswiesen" an der Kinzig bei der Eisenbahnbrücke ein ausreichend großes Gelände für einen Turnplatz zur Verfügung gestellt. Nach jahrzehntelanger Odyssee von einem gepachteten Turnplatz zum nächsten hatte man endlich eine „sportliche Heimat" gefunden. Die Mitglieder errichteten danach auf dem Gelände einen Turn- und Spielplatz mit Aschenbahn sowie einem Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges. Außerdem konnten sie von der Militärverwaltung zwei große Stallbaracken erwerben und zu einer geräumigen Turnhütte mit Umkleide- und Geräteräumen umbauen. Am 9. Juli 1922 wurde der Sportplatz unter zahlreicher Beteiligung der Offenburger Bevölkerung feierlich eingeweiht. Kurz darauf erlebte der Platz mit dem 13. Gauturnfest des Ortenauer Turngaus (1900 Teilnehmer) auch seine erste größere Sportveranstaltung.
An anderer Stelle dieses Jahrbuches war bereits von den Waldgenossenschaften die Rede. Der Wald war seit dem Mittelalter ein wichtiger Bestandteil der Allmende und stand den Bewohnern der umliegenden Dörfer zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Gleichwohl konnte aber niemand im Allmendwald beliebig schalten und walten. Denn eine unbeschränkte Rodung, Bejagung oder Beweidung der Waldflächen konnte dem Forst schweren Schaden zufügen, der letztlich alle Waldgenossen treffen würde. Deshalb hatte man schon früh in den entsprechenden Forstordnungen und Waldbriefen die Rechte und Pflichten der Waldgenossen festgelegt. Dabei benötigte man aber auch Personen, die über die Einhaltung der
Waldgesetze wachten und Verstöße vor das Waldgericht brachten. Oberste Exekutivorgane des Waldgerichts waren die sogenannten ,,Waldvögte" (auch „Schultheißen" oder „Waldmeister" bezeichnet). Diesen standen einer oder mehrere Unterbeamte zur Seite, welche die eigentliche Waldaufsicht besorgten und Waldfrevlern das Handwerk legten. Diese
Waldaufseher wurden in den ältesten historischen Quellen unter anderem als „Forstknechte", ,,Weidgesellen", ,,Waldmeier", ,,Bannwarte" oder ,,Waldschützen" bezeichnet. Später nannte man sie einheitlich „Gemeindewaldhüter". Ihnen soll dieser Aufsatz gewidmet sein.
Landesturnfeste in Lahr
(2016)
Feste haben wie das Salz in der Suppe schon immer zur Turnbewegung gehört. Jeder Turnverein und Turngau veranstaltete jährlich ein Turnfest, bei dem sowohl der Sport als auch die Geselligkeit nicht zu kurz kamen. Daneben veranstaltete auch der Landesturnerbund regelmäßig seine Landesturnfeste zur Förderung des Turngedankens und des sportlichen Wettkampfes. In Baden waren die bürgerlichen Turnvereine im 1861 gegründeten „Oberrheinischen Turnerbund“ organisiert, während die Arbeiterturnvereine dem 1893 gegründeten Arbeiterturnerbund angehörten. Bei den Landesturnfesten wurde und wird allerdings nicht nur „geturnt“. Turnfeste waren und sind bis heute vielmehr Sportfeste, bei denen alle Sportarten bestritten werden, die innerhalb des Deutschen Turnerbundes angesiedelt sind bzw. waren. Dazu gehören: Geräteturnen, Leichtathletik („Volksturnen“), Sportgymnastik, Fechten, Schwimmen und die „Sommerspiele“ (beispielsweise Faustball, Handball, Korbball, Prellball und Ringtennis). Jedes Turnfest sollte zugleich eine Demonstration der ganzen Breite und Weite der Turnbewegung sein. Die Landesturnfeste gehörten insofern zu den wichtigsten Veranstaltungen der Turner. Es war daher für alle badischen Turnvereine selbstverständlich, an einem Landesturnfest teilzunehmen und beim Festumzug „Flagge“ zu zeigen.
Das Archiv des Ortenaukreises ist – verglichen mit anderen kommunalen Archiven – noch ein junges Archiv. Bis Anfang der 80er Jahre verfügte der Ortenaukreis weder über einen eigenen Archivar, noch über eigene Archivräume. Die Verwaltung der Altakten des Ortenaukreises und seiner Vorgänger erfolgte durch die Zentralregistratur des Hauses. Eine Aufarbeitung und Benutzung der Altakten war kaum möglich. Erst mit der Schaffung der Stelle eines Kreisarchivars wurde die Grundlage zur Schaffung eines Kreisarchivs gelegt. Am 1. April 1983 trat Kreisarchivar Dr. Dieter Kauß seinen Dienst in Offenburg an. Er übernahm dabei mit der Leitung des Kreisarchivs auch die Leitung des Schwarzwälder Freilichtmuseums in Gutach, welches 1964 vom Landkreis Wolfach aufgebaut und 1973 vom Ortenaukreis übernommen worden war.
Öffentliche Archive verwahren vor allem Unterlagen, die sie von der Verwaltung ihres Trägers bei Aktenaussonderungen
erhalten haben. Neben der schriftlichen Überlieferung ihres Trägers übernehmen die Archive aber auch weitere Unterlagen
von bleibendem Wert, soweit sie in das Sammlungsprofil passen. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Gemeindearchiv nur
ortsgeschichtlich interessante Dokumente übernimmt, während eine überörtliche Überlieferung eher für die Kreis- oder
Landesarchive interessant wird. Durch die Übernahme solcher „hausfremden“ Archivalien sollen vor allem Überlieferungslücken geschlossen und vorhandene Archivbestände ergänzt werden. So können Akten von privaten Personen oder Vereinen weitere interessante Informationen zur Orts- und Kreisgeschichte enthalten, die man in Behördenakten nicht ohne weiteres finden würde.
Im Rahmen eines Redynamisierungsprojektes wurden die Wanzengemeinschaften im Donau-Auwald zwischen Neuburg an der Donau und Ingolstadt von 2007 bis 2012 mit verschiedenen Fallensystemen vom Boden bis in die Baumkrone erfasst. Die Studie erbrachte den Nachweis von drei bisher selten nachgewiesenen Arten, die gleichzeitig Neufunde für Bayern darstellen; die Rindenwanze Aradus bimaculatus Reuter, 1873 (Aradidae), und die Blumenwanzen Temnostethus longirostris (Horváth,1907) und Xyloecocoris ovatulus Reuter, 1879 (Anthocoridae). Alle drei Arten wurden ausschließlich in Baumkronen von Eichen (Quercus robur L.) gefangen. Die drei Arten scheinen sehr versteckt unter der Rinde oder in Rindenritzen von Stamm und Ästen der Baumkrone zu leben. Wahrscheinlich bevorzugen diese Arten feuchtere Standorte wie z.B. in Auwäldern. Vor allem A. bimaculatus scheint dort jedoch xerotherme Habitate, wie die sonnenexponierten Eichenkronen auf den Brennen, zu präferieren. Weitere Baumkronenstudien sind erforderlich, um die Biologie und Ökologie dieser Arten detaillierter zu erforschen.
"Räterepublik Mannheim"
(2000)
Das politische System des Kaiserreichs war den Belastungen des 1. Weltkrieges nicht mehr gewachsen, als der Glaube des deutschen Volkes an einen Sieg ins Wanken geriet. Nach dem militärischen Offenbarungseid der Obersten Heeresleitung Ende September 1918, daß der Krieg für Deutschland verloren und ein sofortiger Abschluß eines Waffenstillstandes erforderlich sei, wurde die Reichsregierung parlamentarisiert. Die Forderungen nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. wurden trotz weiteren Verfassungsreformen Ende Oktober lauter. Als am 28. Oktober die vor Wilhelmshaven liegende Hochseeflotte erneut auslaufen sollte, verweigerten die Matrosen ihren Gehorsam, da es sich nach ihrer Ansicht hierbei um eine „Todesfahrt“ handelte. Dieser passive Widerstand griff auf die Soldaten und Arbeiter über, und die Aufstandsbewegung breitete sich von Kiel über Hamburg, Hannover, Frankfurt bis nach Berlin aus. Überall auf den Straßen bildeten sich spontan Arbeiter- und Soldatenräte. Sie waren von der Dauer und dem Verlauf des Krieges ermattet, sehnten sich nach Frieden und ihre Hauptstoßrichtung war primär gegen die militärischen Kommandobehörden, erst in zweiter Linie gegen die Bürokratie gerichtet.
Luftkrieg am Bodensee
(2011)
In Heiligenberg-Wintersulgen, im Flurstück Kiebloch, nahe Betenbrunn, erinnert
ein Bildstock an den Absturz eines amerikanischen Bombers am 18. März 1944 an diesem Ort. Eine Tafel auf dem daneben stehenden Granitstein nennt die Umstände des
Absturzes. Demnach hatte das Flugzeug an der Bombardierung Friedrichshafens teilgenommen und war dabei von der Flak abgeschossen worden. Sechs Besatzungsmitglieder
verloren ihr Leben.
Eigentlich erinnert sich kaum mehr jemand an den Maler Gustav Wolf (1887–1947). Eine Ausnahme ist Barbara Gilsdorf, Kunsthistorikerin und aktuell Kulturreferentin der Stadt Schwetzingen. Sie hat rund 6000 (!) Bilder aus dem Nachlass des Künstlers gesichtet und katalogisiert. In der Rückbesinnung auf die 1920er Jahre gewinnt das Werk von Gustav Wolf an Bedeutung. In Heidelberg gehörte er mit dem Lyriker Alfred Mombert (1872–1942) zu den Mitbegründern der „Gemeinschaft der Pforte“ und bis 1925 zu ihren künstlerischen Hauptexponenten. Sein Werdegang soll hier kurz skizziert werden.
Daten zur Ökologie, zur Verbreitung und Habitateinnischung sind für die beiden im Freiland nicht unterscheidbaren Zwillingsarten, den Leguminosen- Weißling Leptidea sinapis und den Verkannten Leguminosen-Weißling Leptidea juvernica, kaum vorhanden. Aus diesem Grund wurde eine Habitatanalyse am Spitzberg bei Tübingen durchgeführt. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 wurden insgesamt 96 Falter gefangen und mit Hilfe genitalmorphologischer Merkmale sowohl Art als auch Geschlecht bestimmt. Die Habitatwahl der beiden Arten unterschied sich am deutlichsten hinsichtlich der aufgesuchten Biotope. Im Vergleich zu L. sinapis besiedelte L. juvernica signifikant häufiger mesophile Grünländer. L. sinapis kam eher auf Magerrasen und Obstwiesen vor. Beim Faktor Sonneneinstrahlung und damit beim Wärmebedürfnis der beiden Arten wurde allerdings kein Unterschied festgestellt. Dagegen wurden Weibchen beider Arten, anders als die Männchen, signifikant häufiger an Orten mit höherer Sonneneinstrahlung und häufiger in den oberen Hangbereichen angetroffen. Dies wird mit der Suche der Weibchen nach geeigneten Eiablageplätzen in Verbindung gebracht. Insgesamt waren die ermittelten Unterschiede zwischen den bevorzugten Habitaten beider Arten am Spitzberg gering und deuten auf eine geringe bzw. noch nicht gefestigte ökologische Differenzierung der Zwillingsarten hin.
Hans Schwindt (1907–1942)
(2020)
Am 19. Juli 2019 wurde das bereits 1964 errichtete namenlose Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Rheinbischofsheim in Hans-Schwindt-Haus umbenannt (Abb. 1). Der folgende Beitrag wirft drei Schlaglichter auf die Geschichte der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus in den Jahren 1933–1934 im Allgemeinen sowie auf den ehemaligen Gemeindepfarrer Hans Schwindt im Besonderen. Dabei umrahmt die Überschau zur Geschichte der evangelischen Kirche im Nationalsozialismus (I.) die Rechercheergebnisse zum Leben Hans Schwindts aus bislang unveröffentlichten Quellen aus dem Archiv der evangelischen Gemeinde Rheinbischofsheim sowie dem Privatbesitz der Familie Schwindt (II.). Ein letztes
Schlaglicht plädiert für die Berücksichtigung von Hans Schwindt als Beispiel regionalgeschichtlichen kirchlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus im Geschichtsunterricht und versteht sich zugleich als Plädoyer für eine Lokalisierung von Geschichtspolitik (III.).
Mit der Auszeichnung zur Exzellenzuniversität
haben sich für die Universität Konstanz
vollkommen neue Horizonte eröffnet: Sie wird
zu einem der attraktivsten Zentren für junge
Spitzenforscherinnen und Spitzenforscher in
Deutschland, aber auch auf internationaler
Ebene. Von Anfang an hat sie ihre Stärken
genutzt, um sich in diesem Wettbewerb erfolgreich
zu behaupten. Jung an Jahren, lebendig
und höchst aktiv – genau diese Faktoren waren
die richtigen, um erfolgreich am Ziel anzukommen
und sich im bundesweiten Wettbewerb
der Exzellenzinitiative zu behaupten.
Seit Ende September 2002 können wir in der herrlichen Benediktinerkirche die vom elsässischen Orgelbaumeister Gaston Kern nach Originalplänen
rekonstruierte Silbermann-Orgel bewundern und
uns an der Musik erfreuen.
Der Bau der Originalorgel für die Villinger Stiftskirche (Benediktinerkirche) wurde am 14. Januar
1751 zwischen dem Reichsprälaten Hieronimus
und den Orgelbauern Johann Andreas und Johann
Daniel Silbermann aus Straßburg durch Siegel und
Unterschrift beschlossen. Sie wurde im Folgejahr
1752 fertiggestellt und von den Villinger Benediktinermönchen freudig in ihrer Kirche eingeweiht.
Als begeisterter Eisenbahner erhielt ich im Frühjahr 1974 den Auftrag bei der bereits in vollem
Gange befindlichen Elektrifizierung verantwortlich mitzuwirken.
Was konnte mir als altem Villinger schöneres
passieren, als vor der Haustüre meiner alten
Heimatstadt an der Elektrifizierung der Schwarzwaldbahn mitzuarbeiten.
Im Mai 1974 übernahm ich die Aufgabe, die Tunnel im Streckenabschnitt von Triberg bis Sommerau zu sanieren. Einige Tunnel waren bereits fertiggestellt bzw. sollten erst nach meinem geplanten
Einsatz von 4-5 Monaten begonnen werden.
Stadtfarben und Wappen
(2002)
Im Jahresheft XXIV wurde ab Seite 108 der
Gemeinschaftsbeitrag von K. Haas und S. Rösch
„Die Stadtfarben der Stadt Villingen“ abgedruckt.
Dazu bemerkt Gerhard Graf:
Die Anordnung Farben und Figuren in den Stadtfarben und Wappen setzt die Kenntnis von Regeln
voraus, ohne die eine heraldisch korrekte Darstellungsweise nicht möglich ist.
Was sind Stadtfarben?
Seit jeher wurden von Einzelpersonen und Menschengruppen Farben eingesetzt um sich bereits
von weitem durch ein unverwechselbares Unterscheidungsmerkmal als Freund oder Feind zu
erkennen zu geben. Für die Stadt sind dies die
Stadtfarben.
1520 hatte Papst Leo X. der Annahme des Titels
„Erwählter Römischer Kaiser“ durch den Habsburger Karl V. (*1500 †1558) zugestimmt. Dieser
regierte von Spanien aus, wo er 1516 als Karl I.
den Thron bestiegen hatte. Sein Bruder Ferdinand,
Erzherzog von Österreich (*1503 †1564), erhielt
von ihm vertraglich am 28. 04.1521 einen Teil
seiner Herrschaft in den österreichischen Ländern.
Im Vertrag von Brüssel am 07. 02.1522 wurde Ferdinand außerdem die Herrschaft über Oberitalien,
Tirol und die Vorlande zugeschlagen.
Die Originalzeichnung (in Schwarz-Weiß) fertigte
Jakob Kallenberg, gesicherte Tätigkeit in Bern
von 1535 bis 1565. Kallenberg war ein Holzschnittmeister, Maler und Illustrator aus Bern.
Seine Initialen (IK) vermerkte er in den Darstellungen meist auf einem Stein (siehe Villinger
Fahnenträger hinter dem rechten Fuß).
Den Vordergrund des jahrhundertealten Holzschnitts dominiert in stehender Haltung eine martialische
Gestalt. Mit der Hand ihres nach oben
gereckten rechten Armes hält sie den Schaft einer
Fahnenstange. Hinter ihrem Rücken entfaltet sich,
von der Stange wegführend, ausschnitthaft über die
ganze Bildbreite, das geblähte Tuch eines Symbols:
eine Fahne.
Deren Sinngehalt wird aus heraldischer Sicht im
Folgenden nachzugehen sein.
»Schnell wie die Rhône, breit wie die Loire, eingebettet wie die Maas, verwinkelt wie die Seine, historisch wie der Tiber, königlich wie die Donau, geheimnisvoll wie der Nil, mit Gold bestückt wie ein Fluss Amerikas, von Legenden und Fabelwesen umwoben wie ein Fluss in Asien: le Rhin, der Rhein«, schreibt Victor Hugo. Der Franzose reiste in den Jahren 1838 und 1839 von Koblenz nach Schaffhausen: »Les Français écrivent Coblentz par politesse pour les Allemands, les Allemands écrivent
Coblence par ménagement pour les Français.«
Geht man die Bergstraße in Breisach hinauf, so steht auf der halben Höhe zum Münster, auf der linken Seite, ein in rot-braun gehaltenes Haus mit der Hausnummer 11, das im Rahmen des Wiederaufbaus entstand. Rechts davon geht es die Schänzletreppe hinauf zur Oberstadt. Erbaut wurde das Haus von einem Breisacher Bauunternehmer mit dem Vornamen Gervas (Gervasius). Auf der Ostwand dieses Hauses ist ein Sgraffito angebracht. Auf dessen linken Seite ist dargestellt, wie auf einem Schiff (Weidling) der Schrein mit den Reliquien des hl. Gervasius und Protasius gebracht werden. Auf der rechten Seite davon wird der Schrein in feierlicher Prozession zum Münster getragen. Vor dieser Darstellung ist ein Bischof in vollem
Ornat zu sehen. Darunter steht der Name dieses Bischofs, Reinald von Dassel. Wer immer die Bergstraße hinauf geht, wird durch das Sgraffito an die Überbringung der Reliquien im Jahr 1164 durch Reinald erinnert. Wer war nun dieser Reinald von Dassel, der nicht nur Breisach sondern auch Remagen und Köln mit Reliquien aus Mailand beehrte. Das Leben Reinalds liegt leider nur in lückenhaften Berichten vor, so daß selbst bei aller Ausbeute an geschichtlichem Stoffe die Darstellung seines Lebens nur bruchstückhaft sein kann.
Bei Betreten des Friedhofes von Windschläg stößt der Besucher in der Mitte der Anlage, nahe dem Friedhofskreuz, auf ein bemerkenswertes, markantes Kleindenkmal: ein Bildhäuschen, dass an den im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten Andreas
Kaufmann erinnert. So mancher Betrachter, der nachdenklich die Zeilen der Grabinschrift gelesen hatte, mag sich wohl gefragt haben: wer war diese Person, die auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges ihr Leben verlor und so jung sterben musste?
Im nördlichsten Teil der Gemarkung Windschläg bestimmen Wald- und Wiesengelände das Landschaftsbild. Die Gemeindewälder „Burgerwald“ und „Hädry“ sind beliebte Ausflugsziele der einheimischen Bevölkerung für ausgedehnte Spaziergänge und Fahrradtouren. Nördlich der Bahnstrecke Kehl–Appenweier erstreckt sich ein kleines Waldstück, welches von den Dorfbewohnern als „Musikwald“ bezeichnet wird.
Die Welt im Kabinettschrank
(2015)
„Wenn je eine religiöse Korporation der Menschheit
wohltätig war, so gehört in deren erste Reihe
das Benediktinerstift zu Villingen”, urteilten
die Gründer der Städtischen Altertümersammlung
Jahrzehnte nach Aufhebung des ehemaligen
Klosters St. Georgen. Dort seien „ohne Interesse,
ohne Lohn, nur zum Wohle der Jugend Schätze
der Wissenschaft” gesammelt worden. Getreu
der Losung Initium sapientiae timor domini sei
bei aller Wissenschaftlichkeit jedoch Religiosität
„das Grundprinzip” geblieben, „darauf das ganze
Lehrsystem der Georgier gebaut war”. Schätze der
Wissenschaft gab es bei den Benediktinern nicht
nur im übertragenen, geistigen Sinn. Seit dem
18. Jahrhundert bestand im Kloster eine
wissenschaftliche Schausammlung mit zahlreichen
Exponaten, die vom zweihändigen Schwert bis zur
physikalischen Apparatur reichten. Die Einrichtung
eines Museums im geistlichen Umfeld eines
Klosters mag zunächst überraschen, doch reihen
sich die Villinger Benediktiner mit ihrer Sammelleidenschaft
in eine lange und ganz Europa umfassende
Entwicklung.
Der Komet von 1538
(2015)
versammelten sich die Menschen, aus den Türmen
und Toren richteten sich neugierige Blicke gen
Himmel: ein seltenes Naturschauspiel faszinierte
und verängstigte die Villinger Bevölkerung.
Der Zunftmeister Valentin Ringlin war Zeuge
des Ereignisses und dokumentierte die Sichtung
später in seiner Chronik. Eine von ihm angefertigte
Zeichnung hielt den Anblick eines Kometen
fest, dessen Erscheinung - über 150 Jahre vor der
wissenschaftlichen Entzauberung der Himmelskörper
- wie ein Menetekel den nächtlichen Himmel
durchzog. Es war nicht das einzige Mal, dass
ein astronomisches oder meteorologisches Phänomen
Eingang in Ringlins Chronik fand, und
so stellt sie nicht nur ein wichtiges Dokument
für die Stadtgeschichte dar, sondern erlaubt auch
Einblicke in die Gedankenwelt der Renaissance
vor Genese der modernen Naturwissenschaft.
In Villingens Wäldern hauste einst ein merkwürdiges Geschöpf: ein wilder Mann, der mit den Tieren lebte und vor den Menschen floh. So jedenfalls berichtet es der Basler Humanist Sebastian Münster in seiner Weltbeschreibung „Cosmographia”, die seit der zweiten Ausgabe von 1545 einen Abschnitt zu Villingen enthielt. Der wilde Mann vom Germanswald ist heute relativ unbekannt und hat es in kein modernes Sagenbuch geschafft, doch für Münster war er erzählenswert genug, um
einen Gutteil der knappen Ortsbeschreibung einzunehmen. Was hat es mit diesem Wesen auf sich?
Villingen hat seine wesentlichen Züge mit
dem markanten Straßenkreuz, den Tortürmen
und der Stadtmauer durch die Jahrhunderte
bewahrt. Dennoch hat sich das Antlitz der Stadt
immer wieder grundlegend gewandelt. Viele einst
wohlbekannte Orte sind längst in Vergessenheit
geraten, und wo es keine Zeitzeugen mehr gibt,
muss die Geschichte aus verstreuten Notizen
und wenigen, von der Zeit gezeichneten Relikten rekonstruiert werden. So ist es auch mit dem
Villinger Schützenhaus, das sich vor Jahrhunderten auf dem längst verschwundenen Lindenwasen
befand – und von dem noch heute einige Objekte
im Franziskanermuseum zeugen.
Als in den 1970er-Jahren der Magdalenenberg von einem Grabungsteam unter Leitung Konrad Spindlers untersucht wurde, fanden die Archäologen nicht nur jahrtausendealte Grabbeigaben der Kelten, sondern auch eine etwa 80 Jahre alte Eisenschaufel – ein heute archaisch anmutendes, von Rost zerfressenes Werkzeug, das die Erstausgräber des Jahres 1890 zurückgelassen hatten. Deren eigene Spuren waren zu archäologischem Fundgut, ihre Arbeit zu einem Teil der Geschichte geworden. Da mit dem „Keltenpfad” und der zugehörigen App jüngst Versuche unternommen wurden, den größten eisenzeitlichen Grabhügel Mitteleuropas stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, und da für die nähere Zukunft mit weiteren Vorhaben zu diesem Zweck zu rechnen ist, soll an dieser Stelle ein kurzer Blick ins vorletzte Jahrhundert geworfen werden. Dabei soll vor allem der Versuch unternommen werden, die Erstausgrabung des Magdalenenberges in ihrem geistesgeschichtlichen Kontext zu erläutern.
Südwest und Fernost
(2019)
Beim Gedanken an Berührungspunkte zwischen Villingen und dem Fernen Osten mögen einem zunächst die indischen, chinesischen und vietnamesischen Restaurants in den Sinn kommen, die heute ganz selbstverständlich zum Stadtbild gehören. Was aber hatten die Zähringerstadt und die fernen Kulturen Ostasiens historisch miteinander zu tun? Von hier brachen weder bedeutende Weltreisende wie Marco Polo auf, noch legten die Schiffe der Ostindien-Kompanie an den Ufern der Brigach an, und dennoch finden sich Spuren einer Ostasien-Begeisterung, wie sie vor allem um die Jahrhundertwende in ganz Europa zu beobachten war. Die Spurensuche führt in gutbürgerliche Gaststuben, in Kolonialwarenläden und auf Schlachtfelder am anderen Ende der Welt.
Worin liegt die Faszination von Flughäfen? Vielleicht in den Widersprüchen, zwischen denen sie existieren: Sie sind, ebenso wie Bahnhöfe, Orte des Ortswechsels. Sie stehen am Beginn oder am Ende einer Reise, in ihnen spiegelt sich das
Fernweh ebenso wie die Freude der Wiederkehr. Zwar sprechen wir bis heute von
„Gates“, von Toren, so als würden Flughäfen nur einen Übergangspunkt markieren, doch besitzen sie ihren jeweils eigenen Genius Loci und sind, gerade in
unserer Zeit, ebenso sehr Orte des Aufenthalts wie der Abwesenheit.
Dass auch Villingen einmal einen Verkehrsflugplatz besaß, ist nicht mehr
vielen bekannt. Kaum verwunderlich, denn die Glanzzeit dieses aeronautischen
Knotenpunktes währte kurz, und als letzte verbliebene Erinnerung trägt eine
Pizzeria am ehemaligen Standort bis heute den verirrt klingenden Namen „Flughafen“. Doch dort, wo heute Sportfans ihren Spielern zujubeln, erhoben sich
tatsächlich einst Flugzeuge in den Himmel, und von hier mag so manche Reise
bis ans andere Ende der Welt geführt haben.
Der Stadtbezirk Schwenningen der Stadt Villingen-Schwenningen, ehemals Schwenningen am Neckar, besitzt ein reiches archäologisches Erbe, dessen älteste
Relikte ins Paläolithikum weisen. Die ersten Heimatforscher, die sich über die schriftliche Überlieferung hinauswagten und den Boden als historische Quelle entdeckten, waren – wie überall in Deutschland – keine studierten Historiker, sondern interessierte Laien. Vor allem mit zwei Namen verbindet sich die Pionierzeit der Archäologie an der Neckarquelle: Friedrich von Alberti und Hermann Rupp. Sie stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit, mit der die Forschungsgeschichte vor dem Zweiten Weltkrieg (von etwa 1825 bis 1939) beleuchtet und
ihre Bedeutung kritisch gewürdigt werden soll.
Den Geist der Heimat kann niemand erfassen, der sich nicht auch einmal in die Betrachtung des Ruheortes der Verstorbenen versenkt hat. Bruchsal hat einen der schönsten und gepflegtesten Friedhöfe in unserer Gegend. Ein ganz eigenartiger Zauber liegt über der alten Begräbnisstätte hinter der St. Peterskirche. Von alten Bäumen überschattet, stehen noch manche altehrwürdige, teils aus bodenständigem Gestein geschaffene Grabmäler, und verkörpern noch Geschichten alter vergangener Bruchsaler Geschlechter. Leider sind die Inschriften der ältesten Grabdenkmäler stark verwittert. Es wäre deshalb eine verdienstvolle Aufgabe, sie zu sammeln und der Nachwelt zu erhalten.
1. Entwicklung ist im Rückblick ja immer "historisch". Hier soll das Wort
historisch einmal zur Abgrenzung gegen das Thema von Wolf-Dieter Siek dienen,
der sich mit der jüngeren Entwicklung und der heutigen Situation befasst.
Dieser Beitrag wird sich auf die Entwicklung etwa bis zum beginnenden 19.
Jahrhundert beschränken, das ja auch für die Siedlungsentwicklung umwälzende
Neuerungen brachte. Andererseits sollen jedoch die siedlungsarchäologischen
Befunde den archäologischen Beiträgen vorbehalten bleiben, so entscheidend
die Ergebnisse der Archäologie für die Frage der Anfänge unserer
Siedlungen auch sind in einer Zeit, aus der es fast keine schriftliche Überlieferung
gibt.
2. soll die Entwicklung der Baar-Dörfer nicht nur allgemein aufgezeigt werden.
Die Dörfer der Baar, die meisten von ihnen ja sogenannte Haufendörfer,
sind keine gestalt- und strukturlosen, ungeordneten "Haufen", sie weisen vielmehr
eine innere, jeweils individuelle Struktur auf, in der die Entwicklung der
Bewohner ihren Niederschlag gefunden hat. In diesem Sinne sollen also auch
Einzelbeispiele vorgestellt werden.
Es geht im folgenden um den Zusammenhang zwischen der differenzierten
Sozialstruktur der oberschwäbischen Siedlungen mit der Vereinödung, die den Zweck hatte, die Gemengelage der Parzellen durch größtmögliche
Arrondierung der Wirtschaftsflächen zu beseitigen, und die häufig mit dem
,,Ausbau", d .h. der Aussiedlung eines Teils der Anwesen, verbunden wurde.
Diese Innovation, die um die Mitte des 16. Jh. im Gebiet der Fürstabtei Kempten
ihren Ursprung hatte, breitete sich ja von dort in mehreren Schüben bis ins nördliche
Oberschwaben und den östlichen Hegau hinein aus, bis sie nach einem
Höhepunkt der Diffusion um die Wende vom 18. zum 19. Jh. gegen die Mitte des
19. Jh. südlich von Biberach und Saulgau sowie östlich von Meßkirch und
Stockach zum Stehen kam.
Die Verbreitung der Carex-muricata-Gruppe in Südwestdeutschland und Nachbargebieten wurde durch
Herbarrevisionen untersucht. Carex divulsa ist weitgehend auf Wälder und Ruderalstellen der Oberrheinebene beschränkt. Funde liegen vor allem aus dem
Großraum Karlsruhe vor. Carex muricata besiedelt vor
allem Wälder auf kalkreichen Böden und hat ihren Vorkommensschwerpunkt auf der Schwäbischen Alb. Carex polyphylla ist in Wäldern weit verbreitet. Kalkreiche
und sehr basenarme Böden werden aber gemieden:
So fehlt die Pflanze weitgehend der Schwäbischen Alb
sowie im Pfälzer Wald und im Odenwald. Carex pairae
wächst auf basenarmen, meist sandigen Standorten
in Wäldern; im Westen des Gebietes kommt sie regelmäßig vor und wird nach Osten deutlich seltener. Die
weiteste geographische Verbreitung und ökologische
Amplitude besitzt Carex spicata. Sie besiedelt bevorzugt auch feuchte Saumstandorte, vielfach im Umfeld
von Siedlungen. Keine der untersuchten Arten ist im
Gebiet gefährdet.
In dieser Arbeit wurde der Pollengehalt eines kleinen Fließgewässers (Steinlach) im Südwesten von Deutschland untersucht. Regelmäßig wurden ein Jahr lang (von März 2003 bis März 2004) Wasserproben aus der Steinlach entnommen, um saisonale Veränderungen der Pollenfracht darzustellen und zu überprüfen, ob ein Fließgewässer die Phänologie der Pflanzen abbildet – oder nicht. Die Auswertung zeigt, dass der Pollengehalt der Steinlach sehr stark von der Phänologie und der Umgebungsvegetation an der Entnahmestelle beeinflusst wird. Die Steinlach bildet die Blütezeiten der Pflanzen sehr gut ab, wobei im Pollenspektrum bevorzugt Pflanzen auftreten, die entweder in direkter Umgebung der Entnahmestelle oder in Ufernähe vorkommen. Somit sind fluviatil transportierte Pollen ein guter qualitativer Indikator für die umgebende Vegetation. Landwirtschaftlich genutzte Arten (z.B. Getreide) sind jedoch kaum repräsentiert. Auch kommen die Pollen vieler Arten noch lange nach Ende ihrer Blütezeit im Wasser der Steinlach vor.
Eine "Sehstadt"?
(2002)
Bruchsal geht mit seiner Geschichte als bedeutende „Gerichtsstadt" des 19. Jahrhunderts eigentlich recht stiefmütterlich um. In den stadtgeschichtlichen Annalen ist dies nur in Fragmenten vermerkt, die lediglich einzelne Hinweise enthalten. Für das Jahr 1846 ist beispielsweise festgehalten: ,,Verlegung des Hofgerichts von Rastatt nach Bruchsal". In den Beschreibungen der folgenden Jahre sind drei weitere Hinweise vorzufinden: „Am 09. Dezember 1851 trat Josef Viktor
von Scheffel beim Hofgericht Bruchsal als Sekretär ein, wo er bis 09. Mai 1852 tätig war. Hier lernte Scheffel den Kater ,Hiddigeigei' kennen, dessen Besitzer Hofgerichtsrat Preuschen war" (erstens). Unter dem Datum 23. September 1861 ist nachzulesen, dass „das im Kammerflügel des Schlosses untergebrachte Hofgericht den Leipziger Studenten Oskar Becker, der in der Lichtenthaler Allee in Baden-Baden einen Mordversuch auf König Wilhelm von Preußen unternommen hatte, zu
20 Jahren Zuchthaus verurteilte" (zweitens). Schließlich ist unter dem 6. Mai 1864 erwähnt: ,,Verlegung des Hofgerichts nach Karlsruhe." Dies wird durch die Feststellung ergänzt, dass „an seiner Stelle 1871 der neugebildete Verwaltungshof in den Kammerflügel des Schlosses" gekommen sei (drittens). Kein Wort ist darüber aufzufinden, dass in Bruchsal nach der Einverleibung des Fürstbistums Speyer nach Baden im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts das höchste Gericht des Landes residierte und die Barockstadt damals so etwas wie eine „Residenz des Rechts" war.
Die Rolle der Polizeien bei ihrer "Gleichschaltung" in den deutschen Ländern der ersten Monate 1933 wurde durch die vorausgegangene Entwicklung in Preußen, dem gewichtigsten deutschen Reichsland mit der Reichshauptstadt Berlin, geprägt. Die Verhältnisse in den anderen
Ländern unterschieden sich jedoch gegenüber Preußen zumindest in der Zeit zwischen der "Machtergreifung" der NSDAP mit Adolf Hitler am 30. Januar und den Reichstagswahlen am 5. März 1933 beträchtlich. Dies wird nachfolgend durch einen Betrag nachbereitet, der am Beispiel der Polizei in Karlsruhe die Entwicklung in Baden näher beleuchtet. Dort war der Gleichschaltungsprozess, im nationalsozialistischen Schrifttum als "Die Deutsche Erhebung in Baden" deklariert, im Zeitraum von nur einer Woche nach dem Wahltag vollzogen.
Dass er einmal in die Landesgeschichte eingeht, war dem noch im 19. Jahrhundert im nahe der Schweizer Grenze gelegenen badischen Stühlingen als Sohn eines Postbeamten geborenen Franz Konstantin Mohr nicht in die Wiege gelegt. Die Palette seiner außergewöhnlichen
Karriere in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts reicht vom Militärdienst in der Kaiserlichen Schutztruppe im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika über seine legendär gewordene Aufgabenwahrnehmung als Führer einer Hundertschaft bei den kasernierten badischen Polizeibereitschaften in der Zeit der Weimarer Republik bis zum Leiter von zwei Strafanstalten für Politisch-Inhaftierte im Dritten Reich. Beim Letzteren ist seine Funktion als »Hauptmann von Kislau« landesgeschichtlich von besonderer Bedeutung.
Das Bild des Fürsten
(2013)
Der Beitrag versucht einerseits, sich dem tatsächlichen Aussehen des sogenannten "Türkenlouis" und dem Bild, das er der Öffentlichkeit von sich selbst vermitteln wollte, anzunähern. Andererseits soll gezeigt werden, wie die Öffentlichkeit den Markgrafen wahrnahm, und welcher Eindruck von ihm über Kupferstiche und Medaillen verbreitet wurde. Als gegen Ende seines Lebens die politische und militärische Bedeutung des Markgrafen zusehends abnahm, versuchte er, durch eine forcierte Selbstdarstellung nach außen über Staatsporträts und durch den Bau seines Schlosses in der befestigten Residenz und Modellstadt Rastatt seinen Ruf als Reichsfürst, Feld- und Landesherr aufrechtzuerhalten.
Das Feldt. Diarium oder auch Milit. Diarium beginnt am 18. Mai mit dem Eintreffen des Oberbefehlshabers, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (1655–1707), bei der Armee. Es endet mit seiner Abreise am 27. November. Vom 22. September bis zum Ende der Belagerung von Landau am 26. November führte der älteste Sohn Kaiser Leopolds I. (1640–1705, seit 1658 Kaiser) und Römische König Joseph (1678–1711) den Oberbefehl. Ab dem 22. Juni bildeten die dem Markgrafen unterstehenden Truppen den rechten Flügel einer alliierten Armee, zu der als linker Flügel nun ein Armeeteil unter dem Generalkapitän der englischen und niederländischen Truppen, John Churchill 1st Duke of Marlborough (1650–1722) gehörte. Das Feldzugsjournal notiert aber weiterhin im wesentlichen nur die Ereignisse im unmittelbaren Kommandobereich Ludwig Wilhelms.