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Die Stadtbücherei Heidelberg von der NS-Zeit bis zum Heidelberger "Library Spirit" der 1960er Jahre
(2016)
Am 6. Mai 2016 hat sich zum fünfzigsten Mal die Eröffnung des Gebäudes der Stadtbücherei Heidelberg in der Poststraße gejährt. Erst dieser Neubau hat die weitere, über viele Jahre so positive Entwicklung bis hin zu einer der besten deutschen Stadtbibliotheken möglich gemacht. Bis zur Bestimmungsübergabe des Hauses war es ein langer, oft schwieriger Weg. Dieser führte von der bibliothekarischen „Stunde Null“ im Jahr 1945 über eine solide Entwicklung Ende der 1940er und anfangs der 1950er Jahre sowie nach jahrelangen Bemühungen und Kämpfen zu dem neuen Büchereigebäude. Nach skandinavischen und anglo-amerikanischen Vorbildern konzipiert, wurde es zu der räumlichen Voraussetzung für die weitere Arbeit der Stadtbücherei; Mitte der 1960er Jahre galt es als eines der beispielhaften Büchereigebäude Deutschlands. Den Weg dorthin schildert der folgende Aufsatz. Er setzt die Ausführungen im Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Jg. 11, 2006/07 über „Georg Zink und die Heidelberger Volksbibliothek und Volkslesehalle“ fort.
Mal ehrlich, kennen Sie die Farben der Stadt Villingen? „Blau – weiß” oder „weiß – blau”?
So kleinlich und zweitrangig die Frage für den geschichtlich Desinteressierten sein mag, was gerade
während der Tausendjahrfeierlichkeiten bei einigen „Offiziellen” der Stadt festzustellen war, um so mehr
dürfte sie für den von Interesse sein, der Geschichte ernst nimmt und die Symbole achtet. Vorab: Vom
Prinzip her ist „blau – weiß” ebenso richtig wie „weiß – blau”.
Spricht man aber von den heutigen Stadtfarben Villingens, so ist „weiß – blau” richtig. Folgende Ausführungen sollen diesen Umstand näher erläutern, da er in der bisherigen Geschichtsschreibung weder
eine besondere Erwähnung, noch eine Erklärung erfährt.
Die Stadthalle
(2013)
Nennt man, beispielsweise einem Taxichauffeur, das Ziel Stadthalle, so stößt man nicht selten auf Unkenntnis. Die Stadthalle, einst Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusstseins in einer aufstrebenden Stadt an der Wende zum 20. Jahrhundert, und noch immer ein Zentrum kulturellen Lebens, sei es als glanzvoller Rahmen für Tanzstundenabschlussbälle und Abiturfeiern, sei es als Konzerthaus, sollte nicht bekannt sein? Obschon sich harmonisch in das Stadtbild einfügend, wird die Stadthalle durchaus als ein markanter Baukörper wahrgenommen. Kein Grund zur Marginalisierung also. Des Rätsels Lösung: Seit den 8oer Jahren lautet die offizielle Bezeichnung Kongresshaus-Stadthalle Heidelberg. Der Namensbestandteil Stadthalle, der in kapitalen Lettern über dem die Westfront akzentuierenden Haupteingang prangt, wird von der zugehörigen Tiefgarage sowie der benachbarten Bushaltestelle gar unterschlagen. Dies bedeutet eine Akzentverschiebung im Nutzungskonzept der Stadthalle zugunsten des Kongresswesens.
Die Stadtmauer
(2011)
Die hochaufragende steinerne Mauer gehört
zum Bild einer jeden mittelalterlichen Stadt wie
deren Wehr- und Tortürme, den Kirchtürmen, den
Klöstern und Bürgerhäusern.
Sie stellt als Bauwerk äußerlich die Vollendung
der Entwicklung vom Marktort zur Stadt dar. Mit
ihrer statischen Festigkeit ist sie ein Wehrbau mit
militärischer Funktion zum Schutz der Einwohner,
d.h. der Bürger, Hintersassen und der vielen anderen. Sie ermöglicht es so, über die Wehrgänge der
Innenseite, gewissermaßen „von oben herab“, sich
aus eigener Kraft gegen Übergriffe von außen zu
schützen. Gleichzeitig wird sie auch für Leute des
Umlandes, die in die wirtschaftspolitischen
Beziehungen der Stadt eingeschlossen sind, zum
Sicherheitsraum bei feindlicher Bedrohung.
Immer wieder wird von Freiburgern und von auswärtigen Besuchern danach gefragt, wer denn
der Stadtpatron von Freiburg sei: der Ritter Georg der Bischof Larnbert oder der Martyrer
Alexander? Zuweilen schließen sich die Fragen an, we1cher Alexander unter den vielen Heiligen dieses Namens gemeint sei oder ob „Unsere Liebe Frau" auch als offizielle Schutzpatronin der Stadt angesehen werden müsse und nicht lediglich als Patronin des Freiburger Münsters. Außerdem möchte man gern wissen, wann und auf welche Weise diese Heiligen zu
Schutzpatronen der Stadt erhoben worden sind, ob es in Freiburg Reliquien von ihnen gibt und
wo heute noch Darstellungen der Stadtpatrone zu sehen sind.
Auf diese Fragen überzeugende Antworten zu geben, fällt nicht leicht, weil seit der Erhebung der Freiburger Stadtpatrone einige Jahrhunderte vergangen sind und es nur wenige zuverlässige Quellen gibt, aber auch weil bisher lediglich Teilaspekte dieses komplexen Themenkreises untersucht worden sind. Der Freiburger Mediävist Klaus Graf warnt als Kenner
der Materie: ,,Wer sich mit solchen Stadt- und Ortspatronen befa[ss]t, betritt eine terra incognita."
In diesem Sinn äußert sich auch Hans-Jürgen Becker, Ordinarius für Europäische Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Regensburg; er stellt fest, dass die Bedeutung des Stadtpatrons
für die deutschen Städte bisher nur unzureichend erforscht ist und dass es sich bei diesem
Thema „um einen Grenzbereich zwischen Philologie, Lokalhistorie, Kunstgeschichte, Religionsgeschichte und nicht zuletzt Rechtsgeschichte handelt".
Die beiden Stadtteile Haslach
und Wöschhalde sind im Norden des Stadtbezirks Villingen in etwa 3 km Entfernung von der
Stadtmitte in drei Phasen („Haslach“ ab Ende
der 50er Jahre, „Wöschhalde-Nord“ ab Anfang
der 70er Jahre und „Wöschhalde-Süd“ ab Ende
der 80er Jahre) als reine Wohngebiete realisiert
worden.
Die beiden, durch einen Grüngürtel getrennten
Stadtteile, wurden eher als „Wohn- und Schlafstadtteile“ konzipiert.
Die Bebauung ist gemischt. Neben Einfamilienhäusern, Bungalows und Reihenhäusern prägen große Mehrfamilienhäuser insbesondere das
Bild der „Wöschhalde-Nord“, die ausschließlich
als Flachdachbauten gebaut wurden. Im „Haslach“ und der „Wöschhalde-Süd“ befinden sich
jeweils mit einem Satteldach bebaute Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser und geringgeschossige Mehrfamilienhäuser. In der Folge siedelte sich in den Stadtteilen nur
wenig Infrastruktur, wie Läden, Gaststätten, Firmen
und Services an.
Im Großherzogtum Baden wurde im 19. Jh. in der im mittleren Schwarzwald gelegenen Stadt Oppenau (Abb. 1) eine Krugfabrik zur Herstellung von Geschirrkeramik, Mineralwasserflaschen sowie technischer Keramik aus Steinzeug gegründet. Die Existenz dieser Krugfabrik im Zeitraum zwischen 1824 und 1878/80, und ihre Geschichte sind mittlerweile weitestgehend in Vergessenheit geraten. Erst durch die Einsichtnahme in Akten in den Archiven Freiburg, Oppenau und Karlsruhe sowie die Auswertung von Beschreibungen der Krugfabrik in zeitgenössischen schriftlichen Quellen konnten punktuell Einblicke in die Historie dieses Unternehmens gewonnen werden. Seinerzeit war dieses Unternehmen das einzige seiner Art im Großherzogtum Baden. Auch die Produktpalette der Krugfabrik ist weitestgehend nicht mehr bekannt. Einstmals vorhandene Warenverzeichnisse mit Darstellungen von keramischen Produkten haben sich nicht überliefert. Daher geben die Werkstattabfälle der Fabrik und die mit einer Oppenauer Marke versehenen Gefäße erste gesicherte Hinweise auf das in Oppenau hergestellte keramische Sortiment. Der künftigen Forschung wird es vorbehalten sein,
durch weitere Fakten die Geschichte der Oppenauer Steinkrugfabrik zu ergänzen und weitere Erzeugnisse der Fabrik ausfindig zu machen.
Die steinreiche Erbtante
(2014)
Welcher Wissenschaftler träumt nicht insgeheim davon, Abenteuer zu erleben wie
die Filmfigur »Dr. Henry Walton Jones, Jr.« – besser bekannt als »Indiana Jones« –
oder auf Spurensuche zu gehen, wie in Gisela Graichens Archäologiereihen »C 14«
und »Schliemanns Erben«? Auch ich verfiel diesem narzisstischen Traum, stellte mir
vor, die Grabstätte einer Frau zu finden, von der es kein gesichertes Portrait gibt, die
sterblichen Überreste zu heben, eine Gesichtsrekonstruktion zu veranlassen – und
den Kameras wird präsentiert: das wahre Antlitz der »Landesverderberin«. Kurzum:
Ich habe zwar den Begräbnisort der Gräfin von Würben gefunden, aber von der
Grabstätte oder gar den sterblichen Überresten ist nichts geblieben. Auch ein
gesichertes Portrait ist bisher nicht aufgetaucht. Dann stellte sich im September
dieses Jahres noch einmal dieses Expeditions-Gefühl ein, als in Schilde die Familiengruft derer von Grävenitz geöffnet wurde.
Die Spur unserer Geschichte führt ins Berlin des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I.
von Preußen. Dort verstarb am 21. Oktober 1744 eine der ungewöhnlichsten Frauen
des 18. Jahrhunderts: Christina Wilhelmina Gräfin von Würben, geb. von Grävenitz
(1685–1744), die als Mätresse Herzog Eberhard Ludwigs von Württemberg in die
Geschichte einging.
In der Frühneuzeitforschung, zumal der sozialwissenschaftlich orientierten, werden Ereignisse, Institutionen und Vorgänge der Vergangenheit gerne darauf hin untersucht, welchen Beitrag sie zur »Modernisierung« der abendländischen Welt leisteten. Nun sind die sozialwissenschaftlichen Modernisierungskonzepte nicht ohne weiteres auch für die geschichtswissenschaftliche Analyse geeignet. Augenfällig ist dies bei der Definition R. Bendix’, wonach »Modernisierung« überhaupt erst im 18. Jahrhundert eingesetzt habe; andere sozialwissenschaftliche Ansätze redefinieren den fraglichen Begriff mittels so fragwürdiger Kategorien wie der des »Fortschrittes«. Dabei wird häufig ein Bezugspunkt der gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Entwicklung konstruiert, auf welchen der Modernisierungsvorgang hinauslaufe. Unausgesprochen - oder auch ausgesprochen - sind es recht häufig die sozialen Zustände der Vereinigten Staaten von Amerika, die als vorbildlich »modern« angesehen werden und nun als Ziel einer gelungenen »Modernisierung« gelten. Problematisch hieran ist die unterschwellig positive Bewertung der Modernisierung, die zu einer Blindheit gegenüber dem Eigenwert und der geschichtlichen Relevanz vermeintlich »unmoderner« Phänomene führen kann.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden in Württemberg zahlreiche
Kirchen neu erbaut und viele renoviert, die aus romanischer und gotischer Zeit
stammen. Architekt Christian Friedrich Leins (1814-1892) war an Neu-, Um- und
Anbauten von weit über hundert evangelischen Kirchen in Württemberg entscheidend beteiligt oder nahm mit Ratschlägen und Gutachten Einfluss auf die Gestaltung. Zu seinen Neubauten gehörten unter anderem die Kirchen in Vaihingen auf
den Fildern, Gschwend, Nattheim, Eschental bei Öhringen, Saulgau, Ohmenhausen bei Reutlingen, Schönenberg bei Maulbronn und die Johanneskirche in
Stuttgart. Zwischen 1866 und 1889 war Leins maßgeblich beteiligt an der Restaurierung der historischen Martinskirche Sindelfingen, der Stiftskirchen Tübingen
und Herrenberg, der Michaelskirche Waiblingen sowie der Stadtkirchen Metzingen und Ludwigsburg. Die Renovierungswelle erreichte auch die Klosterbauten in
Maulbronn, Alpirsbach, Lorch, Murrhardt und Bebenhausen, wo überall heute
noch die Spuren jener Erneuerungen zu sehen sind.
Die Straßburger Fischerzunft
(2015)
Die Straßburger Fischerzunft – mit zeitweise bis über 200 Mitgliedern – war eine der mächtigsten Zünfte am Rhein, deren Einfluss im Süden bis Basel und im Norden bis in die Pfalz reichte. Ihre Entstehung geht vermutlich bis ins 12./13. Jahrhundert zurück, die erste erhaltene Zunftordnung, der vischer recht zu Straszburg, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Dennoch gibt es bis heute keine zusammenfassende Darstellung dieser Berufsorganisation. Die Darstellung der badischen Fischerzünfte von Stromeyer (1910) für die rechte Rheinseite hat bisher kein Pendant im Elsass gefunden.
Die Straßburger Neustadt
(2019)
Am 9. Juli 2017 verlieh die UNESCO dem Straßburger Viertel »Neustadt« den begehrten Status
eines Weltkulturerbes. Nach ausführlichen lokalen Diskussionen hatte die Stadt eine Erweiterung
des zum schon seit 1988 als Weltkulturerbe ausgewiesenen Altstadtbereichs auf das
nach 1871 im Nordosten Straßburgs gebaute Stadtgebiet beantragt. Das nunmehr vergrößerte
Areal des Weltkulturerbes trägt den Namen »Von der grande Île zur Neustadt« (»De la grande
Île à la Neustadt«). Worin liegt das Besondere und Schützenswerte dieser lange geschmähten
Hinterlassenschaft der Reichslandzeit? Worauf gründet die neue Sichtweise auf dieses Viertel?
Hätten Sie gedacht, dass Sie bei der Fahrt durch das altbadische
Oberrheintal von Karlsruhe nach Basel mindestens drei große
Mundartlandschaften durchqueren und Dutzende von Mundartlinien überschreiten? Statt der schnellen Autofahrt von
2 Stunden 13 Minuten können Sie aber auch das langsamere
Fahrrad für die von Google maps auf 197 km berechnete Strecke vom Karlsruher Schlossplatz bis zum Basler Barfüßerplatz
benutzen – und ganz nebenbei die Mundartsprecher in den
Dorfwirtschaften beim Bier oder Wein belauschen. Natürlich
können hier nicht alle typischen mundartlichen Lautungen
und Wörter aufgelistet werden, sondern einige besonders wichtige, die einen kleinen Einblick in den lautlichen, grammatischen und lexikalischen Reichtum der Mundarten am Oberrhein geben sollen.
Ebersweier, eine kleine Ortschaft im Herzen der Ortenau,
wurde im Jahr 1215 erstmals urkundlich erwähnt als Ebirswilre. Der Ort liegt in der Vorbergzone, am Eingang in das
Durbachtal. Noch vor 200 Jahren war Ebersweier ein reines
Straßendorf, das sich auf beiden Seiten des „Durbachs“ entlangzog. Seit 1973 ist die ehemals selbstständige Gemeinde
Ebersweier ein Ortsteil der Gesamtgemeinde Durbach.
Jahrhundertelang war der Weg über Ebersweier für die Bewohner des hinteren Durbachtals die einzige größere Verbindung ins Land. Spätestens mit dem Bau der Eisenbahnlinie,
dem Bahnhof Offenburg und dem Bahnhalt in Windschläg
gewann die Straße über Ebersweier zu den Bahnstationen zunehmend an Bedeutung. Andererseits gelangten aber auch
Fremde und „Schaulustige“ nur über Ebersweier zum Wahrzeichen des Durbachtales, dem Schloss Staufenberg.
Im Geschichts- und Heimatverein Villingen gibt
es einen Arbeitskreis Innenstadt, der sich schon
seit vielen Jahren besonders für den Bereich der
historischen Innenstadt intensiv mit Fragen der
Stadtbild- und Denkmalpflege, des Ensembleschutzes aber auch mit Problemen zeitbedingter
Funktionen und Bedürfnisse und deren behutsamer Einbindung in die gewachsene Substanz
befasst und dazu Vorschläge und Initiativen er -
arbeitet. Dem Arbeitskreis gehören vorwiegend
Architekten an, da gerade das Arbeitsfeld des
Architekten immer wieder mit diesen Fragen und
Problemen zu tun hat.
„Wenn Sie in Rente gehen, dann schließen ‘sie‘
die Städtische Galerie”, höre ich in letzter Zeit
immer häufiger. Aber tapfer und zugleich mit
oberschwäbischer Sturheit halte ich dagegen: das
will und darf ich gar nicht glauben! Die Städtische
Galerie aufgeben? Diesen Ort der Kunst zerstören
und damit eine nicht unbedeutende Linie der Freiheit
künstlerischen Denkens kappen? Die ‘Schule
des Sehens‘, diese wichtige Bildungseinrichtung für
alle Kunstinteressierten, die seit 67 Jahren durch
die Präsenz von Positionen aktuellen Kunstschaffens
den gesellschaftlichen Diskurs in dieser Stadt
und der gesamten Region mit vorangebracht hat,
schließen? Das wäre bloße Barbarei!
Im April 1460 nahm in Freiburg die Universität den Lehrbetrieb auf. Damit veränderte sich die Bildungssituation in der Stadt und in der Folge auch die Stellung der Lateinschule - der Schulrektoren wie der Schüler. Beiden bot sich nunmehr am Ort
eine Möglichkeit zu weiteren Studien in einer sich selbst verwaltenden Korporation an. Die Schüler konnten in der Burse eines Magisters Aufnahme finden und vermochten mit ihren in der Schule erworbenen Lateinkenntnissen den Lehrveranstaltungen der Artistenfakultät zu folgen, und den Schulrektoren bot sich die Chance, als Magister an der Universität zu lehren und in einer höheren Fakultät weiter zu studieren. Der seit 1457 amtierende Schulrektor Johannes Kerer zählte bereits bei der Eröffnung des Lehrbetriebs der Universität zu den Lehrern der Artistenfakultät, und auch seine vier bekannten Nachfolger, darunter Ulrich Zasius, sind, nach zum Teil recht kurzer Amtszeit, aus dem städtischen Amt ausgeschieden und in die Universität übergetreten. Gervasius Sopher, der 1517 sein Amt antrat, musste schließlich unterschreiben, dass er sich nicht gleichzeitig im Dienst der Universität betätigen werde.
Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft.
Friedrich Schiller, Wilhelm Tell (II,1)
Am 15. Oktober 1958 – also vor 50 Jahren –
ist Johannes R. Becher in Berlin gestorben. Er
war Kulturminister der damaligen DDR, Präsident
der Deutschen Akademie der Künste,
Ehrenbürger, Ehrendoktor, Ehrensenator,
hatte den Leninpreis und gleich zweimal den
Nationalpreis Erster Klasse erhalten; Grund
genug, ihn und sein Werk in der damaligen
BRD zu ignorieren. Ja, sein Werk; denn vor
allem war Becher ein Dichter.
Mit schrillen, grellen Gedichten im
expressionistischen Stil hatte er früh begonnen,
und in der Lyrik zeichnete er sich weiterhin
aus, auch wenn er sich gelegentlich im
epischen und dramatischen Genre versuchte.
Sein Werk ging aus Widrigkeiten aller Art hervor
und zog ihm weitere zu: zwei Prozesse
wegen literarischen Hochverrats, schließlich
die Emigration, aus der er in eben jene DDR
zurückkehrte, deren Hymne er dann auch
dichtete: „Auferstanden aus Ruinen …“ (Sie
trug ihm, zusammen mit dem Komponisten
Hanns Eisler, den zweiten Nationalpreis ein.)
Die Synagoge Bruchsal
(2002)
Wer sich zur Aufgabe macht, über ein jüdisches Bauwerk zu recherchieren, das durch nationalsozialistischen Terror zerstört worden war, kann sich nicht nur auf architektonische Beschreibungen des Gebäudes beschränken. Letztlich sind nicht die toten Steine wichtig, sondern die damit verbundenen menschlichen Schicksale. Sucht man Spuren jüdischen Lebens in der lokalen Vergangenheit, steht man vor einer Reihe von Fragen. Gibt es bereits fundierte Publikationen zum Thema? Existieren
noch bisher unveröffentlichte schriftliche Quellen - sei es in Privatbesitz oder in Archiven? Welche noch lebenden Zeitzeugen könnten befragt werden? Wie groß ist die Offenheit und Aufgeschlossenheit für eine Recherche vor Ort? Lokale Geschichtsschreibung sollte nicht die Aufgabe Einzelner sein, sondern als vorrangiges Anliegen jeder Gemeinde aktiv und zielstrebig vorangetrieben werden. Eine systematische Erschließung aller möglichen Quellen steht bislang noch aus. Historische Recherche darf dabei keine Tabus kennen, muss aber gleichzeitig sachlich und umfassend dokumentieren.
Am Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es in Heidelberg drei Synagogen: in Rohrbach (seit 1845), in der Großen Mantelgasse (seit 1878) und in der Plöck (seit 1932). Sowohl in der Goßen Mantelgasse wie am Rohrbacher Rathausplatz erinnern Gedenksteine an diese, bald nach dem Novemberpogrom 1938 abgebrochenen, Gebäude. Keinerlei Hinweis oder Gedenken gibt es für die Synagoge in der Plöck. Es ist auch schwierig, sich dort einen Gedenkort vorzustellen, denn auf dem Gelände, wo die Synagoge sich befand, steht der massive Gebäudekomplex des Kaufhofs.
Die acht szenischen Bilder der Südwand (S) teilen sich in eine obere (Sl-S4) und in eine untere Reihe (S5-S8). Nur eine Darstellung auf den acht Bildern war bisher immer unbestritten, nämlich die Abbildung Daniels in der Löwengrube (rechts der
Mitte, S7). Bei der ersten Beschreibung der Lobenfelder Wandmalereien nach ihrer Entdeckung ist außerdem das Bild ganz rechts unten (S8) sehr plausibel auf ein Martyrium gedeutet worden, das aus der Verweigerung einer Götzenanbetung resultiert. Und inzwischen ist noch ein Bild der unteren Reihe identifiziert: Aus Buchstabenresten ergibt sich, dass die Darstellung unmittelbar links neben Daniel aus dem alttestamentlichen Buch Hiob stammt (S6). Es handelt sich um eine im Mittelalter unzählige Male abgebildete Szene, in der Hiob in seinem Elend von seiner Frau und seinen Freunden verspottet wird.
Die badische Markgrafschaft war einer der großen Gewinner, begünstigt von der politischen Konstellation vor 200 Jahren, der mit der Ausbeute aus Säkularisation und Mediatisierung in der Folge der Französischen Revolution zu einem 900 000 Einwohner zählenden Territorium (also verfünffacht) von 14 000 qkm (bislang knapp 4000) anwuchs und sich als Kurfürstentum feiern lassen durfte, ab 1806 gar als Großherzogtum anerkannt wurde. Die mit der „großen Revolution" und mit dem „Phänomen Napoleon" verbundenen Auseinandersetzungen führten in ganz Europa zu dramatischen Umwälzungen, Einschnitten, Neuordnungen - alles in der Regie Frankreichs und auf Kosten des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation", dessen Oberhaupt letztlich, auf ein Ultimatum Napoleons, des neuen Kaisers, hin, am 6. August 1806 die römisch-deutsche Kaiserwürde niederlegte und damit das Ende des ,,Reichs" dokumentierte.
Am 25. Februar 1803 verabschiedete ein Ausschuß des Reichstags zu Regensburg, eine sogenannte Reichsdeputation, einen Beschluß, der die Auflagen von vorangegangenen internationalen Friedensverträgen in Reichsrecht umsetzen sollte. Die Folge war eine völlige Umgestaltung des Alten Reiches. Obwohl auch weltliche Reichsstände betroffen waren, nämlich die rechtsrheinische Kurpfalz und die allermeisten Reichsstädte, ist mit dem Reichsdeputationshauptschluß in der historischen
Erinnerung vor allem der Begriff der Säkularisation verbunden. In der Tat stellte die große Säkularisation von 1802/03 für den Süden Deutschlands gewiß das einschneidendste und folgenreichste Ereignis des allgemeinen Umbruchs jener Jahre dar. Man könnte sogar sagen, sie habe das, was am Alten Reich nach den Erschütterungen der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges noch mittelalterlich geblieben war, endgültig und noch dazu radikal beseitigt. Obwohl sie beileibe kein Einzelfall in der europäischen Geschichte war, blieb es ihr vorbehalten, als die Säkularisation schlechthin ins öffentliche Bewußtsein einzugehen. Dabei ist das Urteil über sie je nach weltanschaulicher Orientierung oder konfessioneller Gebundenheit durchaus gespalten; denn der Horizont an historischen Erklärungsmöglichkeiten der jetzt Lebenden reicht noch in jene Zeit zurück. Um die gravierenden Wirkungen verstehen und besser in den Gesamtzusammenhang einordnen zu
können, fragt man am besten nach den Ursachen der Verläufe, die zur Säkularisation geführt haben, wobei aber auch die individuelle Verantwortung der damals politisch Handelnden nicht ausgeblendet werden sollte.
»Die Universitätsbibliothek Freiburg hat sich angesichts ihres Alleinbesitzes an
den über 150 Jahrgängen der Freiburger Zeitung aufgerufen gesehen, der
Geschichtswissenschaft den Zugang zu dieser elementaren und ergiebigen
Quelle, die zudem auf das Engste mit Stadt und Region, aber auch Universität
verbunden ist, zu erleichtern und durch die Digitalisierung der Freiburger Zeitung den weltweiten Zugriff über das Internet zu ermöglichen. So soll nicht nur
der entfernt wohnende Historiker, sondern auch der hier ansässige Lokalforscher, über das Internet in den Artikeln, amtlichen Bekanntmachungen,
Annoncen und sonstigen Beiträgen der Freiburger Zeitung recherchieren.« [1]
Im Badischen, zwischen lmmendingen und Möhringen, also kurz vor Erreichen der württembergischen Grenze, versinkt das Wasser der Donau. Deshalb hieß es anno 1950/51 - im Rahmen der Diskussion um die Gründung des Landes Baden-Württemberg - , ja selbst die Donau wehre sich gegen den Zusammenschluss von Baden und Württemberg zum Südweststaat. Eine andere gängige Version der Erklärung dieses Naturschauspiels lautet wie folgt: Vor Scham versinke die Donau, kurz bevor sie badisches Gebiet verlässt, in unterirdischen Hohlräumen, um ja nicht in württembergisches Gebiet fließen zu müssen.
Stattdessen trete sie wieder im badischen Aach, als Aachquell, zutage.
Die Streuwiesen des württembergischen Allgäus weisen eine artenreiche Tagfalter- und Widderchenfauna
auf. Im Zeitraum von 2013-2017 konnten insgesamt 70
Arten auf 219 Flächen nachgewiesen werden. Hiervon
reproduzieren 53 Arten regCarcharodus focciferus), Goldenem Scheckenfalter (Euphydryas aurinia),
Westlichem Scheckenfalter (Melitaea parthenoides),
Lungenenzian-Ameiseelmäßig in den Streuwiesen oder in deren Randbereichen. 25 Arten sind in
der aktuellen Roten Liste Baden-Württembergs mindestens als gefährdet eingestuft. Darunter befinden
sich mit Heilziest-Dickkopffalter (nbläuling (Maculinea alcon) und
Blaukernauge (Minois dryas) hochgefährdete Arten, für
die die württembergischen Streuwiesen teilweise die
einzigen Lebensräume in Baden-Württemberg darstellen. Nutzungsaufgabe mit anschließender Verschilfung
und Gehölzsukzession, Nährstoffeinträge, mangelnde
Grabenpflege und die Fixierung später Mahdtermine
sind die Hauptgefährdungsfaktoren für diese und zahlreiche weitere Insektenarten der Streuwiesen.
In einer von März bis Dezember 2008 durchgeführten freilandbiologischen Untersuchung im NSG Schaichtal (Schönbuch) konnten 56 tagaktive Schmetterlingsarten nachgewiesen werden. Besondere Beachtung verdienen die Nachweise von Zygaena trifolii, Cupido argiades, Argynnis aglaja und Melitaea c.f. athalia. Weitere gefährdete Charakterarten des Schönbuchs
konnten für das NSG Schaichtal bestätigt werden, so z.B. Adscita statices, Hamearis lucina, Maculinea nausithous, Argynnis adippe, Boloria selene, Nymphalis polychloros oder Apatura ilia. Anschließend werden spezielle Schutz- und Pflegemaßnahmen für gefährdete Arten und deren Lebensräume vorgeschlagen.
Die Tannenäckerhöhle
(2021)
Im Mai 2019 brach auf einer Wiese im Gewann Tannenäcker bei Donaueschingen unter einem fahrenden Traktor ein Schacht ein. Der Leiter der benachbarten
Technischen Dienste der Stadt Donaueschingen informierte sofort den Erst-Autor
dieses Textes, der das Donaueschinger Umweltbüro leitet. Der Schachteinbruch
mit einem Durchmesser von einem knappen Meter wurde mit einer Absperrung
und Abdeckung gesichert. Am 28. Mai 2019 untersuchte der Erst-Autor den Einbruch. Mit Hilfe eines über dem Einbruchsloch aufgestellten Dreifußes wurde ein
Seil befestigt und der 8 m tiefe Einbruch befahren. Die ersten 3 m verlaufen in gewachsenem Boden mit Anteilen von Grobkies. Nach unten steht gewachsener Fels (Oberer Muschelkalk) an, teilweise
lehmbedeckt. Auf den unteren 4 m weitet sich der Hohlraum. Am Grund befand
sich ein See, der in Falllinie des Zugangs 30 cm tief war, dessen Boden nach den
Seiten aber steil abfiel auf eine sondierte Wassertiefe von etwa 1 m.
Der Hohlraum ist an einer NW-SO-verlaufenden Kluft angelegt. In beide
Kluftrichtungen waren unter Wasser Fortsetzungen ertastbar – durch heruntergefallene Erde war das Wasser aber so getrübt, dass man nichts sehen konnte.
Ein Fließen des Wassers war nicht erkennbar. Die Dimension eventuell unter
Wasser weiterführender Gänge konnte nicht ermittelt werden.
Die Taxordnung von 1669
(2020)
1669 erließ die Stadt Marbach eine Taxordnung, die Anfang 1670, also vor 350 Jahren, der Bürgerschaft durch Verlesen kundgetan wurde. Das Schriftstück hat sich glücklicherweise trotz des Stadtbrandes 1693 bis heute erhalten. Tax ist ein anderes Wort für Gebühren oder Steuern, das heißt, in der Taxordnung wurden für Waren und Dienstleistungen sowohl Preise und Löhne als auch Abgaben festgelegt. Wie war die Situation in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts? Besonders
traumatisch war der Dreißigjährige Krieg, der Württemberg besonders stark zerstört hatte. Nach dem Friedensschluss im Jahr 1648 konnte endlich der Wiederaufbau beginnen und die Einwohnerzahl nahm langsam wieder zu. Ein Großteil der Felder und Weinberge lag brach, viele Gebäude waren zerstört und die Finanzkraft der einst blühenden Wirtschaft war für lange Zeit geschwächt. Die Kriegshandlungen, Hunger und Seuchen hatten die Bevölkerung stark dezimiert.
Auf der Bühne ist es noch ruhig, aber um die
Kulissen herum geht es bereits hoch her. Denn
diese Fragmente einer Bühnengestaltung sind ein
ganz besonderer Fund aus der Zeit des klösterlichen
Schultheaters in Villingen. Bereits vor der
Jahr tausendwende wurden die in 167 Einzelbretter
zersägten, beidseitig bemalten Bretter einer Bühnendekoration im Zuge von Umbaumaßnahmen
im Dachgeschoss des Hauses Kanzleigasse 3 in der
Villinger Altstadt entdeckt. Die Eigentümer er -
kannten die Besonderheit der Bretter mit Bemalung und übergaben die Sammlung 2004 den städtischen
Museen Villingen-Schwenningen. Diese
übernahmen dafür die Aufgabe, sich um den Erhalt
der Malerei zu kümmern, die sich in einem dramatisch
schlechten Zustand befand, da sie fast sämtlich
von den Holzbrettern abzufallen drohte.
Der blinde Seher Homer erzählt in der Odyssee, dass der gedankenkühne Odysseus zwanzig Jahre lang auf Irrfahrt gewesen sei. Am Ende dieser Zeit macht sich sein Sohn Telemach auf den Weg nach Sparta zu König Menelaos und bittet um Klarheit
über den Verbleib seines Vaters. Statt einer Antwort erzählt ihm König Menelaos, wie er selbst einstens in Pharos, einer Insel vor der Küste Ägyptens, festgesessen sei. Nach verzweifelten Versuchen die Insel zu verlassen habe sich die Göttin Eidothea
seiner erbarmt und habe ihm mitgeteilt, Proteus, genannt der Alte vom Meere, ihr Vater, erschiene immer zur Mittagszeit am Strand, um zwischen den Robben ein wenig zu schlafen. Menelaos und die Gefährten tarnen sich nun unter Robbenfellen
und als der Alte vom Meere aus dem Meere aufsteigt und sich zum Schlafe legen will, brechen Menelaos und seine Männer hervor. Unter ihren zupackenden Händen verwandelt sich Proteus in einen Löwen mit mächtigem Barte, in eine Schlange, einen Pardel, ein riesiges Wildschwein, zu fließendem Wasser und in einen hochaufsprießenden Baum. Doch wir hielten ihn ausdauernd fest mit standhaftem Mute bemerkt Menelaos. (Ein guter Tipp für alle Hebelleser!). Dieser Standfestigkeit hat Proteus nichts entgegenzusetzen. Er weist ihnen den Weg, wie sie sich aus ihrer aussichtlosen Lage befreien können.
Am Sonntag, den 31. Oktober 1909, morgens um 11 Uhr, also am Reformationstag und also fünf Jahre vor Ausbruch des Ersten und 30 Jahre vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bot sich in der Heidelberger Peterskirche ein merkwürdiges und zugleich bedrückendes Schauspiel: der akademische Trauergottesdienst für die Theologen Adolf Hausrath († 2. August), Adalbert Merx († 4. August) und Heinrich Bassermann († 29. August). Mit ihnen verabschiedete sich ein erheblicher Teil der prägenden Theologen, die nach der Krise der Fakultät in den 1870er Jahren den liberalen Ruf der Heidelberger Theologie hatten begründen helfen; liberal und fürstlich hochdekoriert, und (insbesondere Hausrath) von einer preußenkritischen zu einer propreußisch-nationalen Option sich durchringend. Vor allem Bassermann und Hausrath gehörten dabei durch Geburt oder Heirat Milieus an, die mit Kriegsbeginn zerbrachen. Die nationalliberale Bindung war das eine, die am Handel orientierte und kosmopolitische Herkunft ein anderes. Man denke nur – jetzt erneut Hausrath als Beispiel genommen
– an die Familienbeziehungen des Theologen zu den Familien Weber oder auch Baumgarten. Nun war Max Weber kein Theologe und der mit ihm verbundene Ernst Troeltsch Theologe nur bis 1915, und der dem gleichen Dunstkreis entsprungene badische Theologe Otto Baumgarten – auch er sprach 1915 vom Krieg als Erneuerung und Wiedergeburt des deutschen Volkes – wirkte in Kiel. Das vielleicht aufreizende „name dropping“ soll ein methodisches Problem spiegeln, nämlich: Auch die im Folgenden zu nennenden Heidelberger Theologen standen als Individuen in weiten und weiteren Kontexten, die keineswegs innerhalb des Vortrags erhellt werden können. Und sie standen in Kontexten, die wohl wirkmächtiger waren als das Biotop Theologische Fakultät.
Stollhofen war eine alemannische Neusiedlung die auf Ruinen an der alten Römerstraße gegründet wurde. Der Ort war Mutterpfarrei für ein großes Kirchspiel. Noch vor 1300 erfolgte neben dem alten Kirchdorf die Gründung einer neuen Stadt. Im Jahre 1302 wurde Stollhofen erstmalig als solche erwähnt. Im Jahre 1309 verkaufte Ritter von Windeck die Stadt mit der Vogtei und den beiden Dörfern Söllingen und Hügelsheim an den Markgrafen von Baden. Ab dieser Zeit war Stollhofen badische Amtsstadt, der im Jahre 1389 12 Dörfer zugehörten. Die Stadt lag an der wichtigen Handelsverbindung zwischen Straßburg und Frankfurt und diente als Relais- und Umspannstation. Nicht nur der Verkehr auf der Straße, sondern auch der Verkehr auf dem Rhein tangierte die Stadt. Am Rheinufer stand ein Posten, dem die vorbeifahrenden Schiffer und Flößer ihren Bedarf an Fuhrwerken und Übernachtungsmöglichkeiten für die Rückreise mitteilen konnten. In einer Zählung aus dem Jahre 1582 besaß Stollhofen 120 Fuhrwägen die auf einen regen Last- und Handelsverkehr hindeuteten. Auch 1595 werden in einer Urkunde „Fuhrleute" erwähnt die in der Nacht das Stadttor passieren wollten. Der Beruf „Karcher" wurde ein typischer Stollhofener Erwerbszweig.
Die Tiedemanns
(2015)
Die Lebensgeschichten mehrerer bemerkenswerter Angehöriger der Familie
Tiedemann, aus der bedeutende Wissenschaftler und Akteure der badischen
Revolution hervorgingen, sind weitgehend bekannt und beschrieben, und zwar die der Wissenschaftler Dietrich Tiedemann und seines Sohnes Friedrich, der ein renommierter Anatom in Heidelberg war und hier Ehrenbürger wurde. Ebenso ist die Biographie von dessen ältestem Sohn, Gustav Nikolaus Tiedemann, der als letzter Rastatter Festungskommandant 1849 erschossen wurde, erforscht; auch zu seinem Sohn Friedrich liegen Informationen vor. Die vorliegenden Beschreibungen des Lebenswegs des zweiten Sohnes Friedrich Tiedemanns, des an der Heidelberger Universität ausgebildeten Arztes Dr. Heinrich Tiedemann, weisen jedoch – zumal zu seinem Wirken in den USA, wohin der badische Revolutionär fliehen musste – noch so manche Lücken und Fehler auf. Er wurde zu einem bedeutenden Deutsch-Amerikaner, der das renommierte Deutsche Hospital von Philadelphia begründete und mit
Carl Schurz befreundet war. Im Jahr 2013 jährte sich sein Geburtstag zum 200. Mal. Nach einführenden Darlegungen zu seinen Verwandten sollen in diesem Beitrag insbesondere seine Person, sein Lebensweg und sein Wirken zumal in Amerika eingehender beleuchtet werden.
Das Aufkommen der verschiedenen Trachten gehe in der Regel auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Hauptsächlich wurde die Tracht in ländlichen Gegenden getragen. Sie unterscheidet sich nach Landschaften, Konfessionen und dem Familienstand
der Trägerin sowie auch in Werktags- und Sonntagstracht. Ebenfalls spiegele sich die Zugehörigkeit zur jeweiligen Herrschaft im Aussehen der Tracht wider. Die Tracht wird als Traditionsgut angesehen. Die Tracht der Altvillingerin stammt aus der Zeit, als Villingen dem Hause Habsburg unterstand und über Jahrhunderte zu den vorderösterreichischen Landen gehörte (1326-1803). Dies ist im Besonderen an den Radhauben zu erkennen, die ebenfalls in den Städten Radolfzell, Überlingen,
Markdorf, Meersburg, Bad Buchau, Konstanz, Saulgau und andere mehr, heute noch getragen werden. In früheren Zeiten war das Tragen der Tracht an Sonn- und Feiertagen, Festtagen und
bei besonderen Anlässen und Empfängen von Persönlichkeiten üblich.
1964, unmittelbar nach meinem Pädagogikstudium, bin ich mit meiner jungen Familie von Freiburg ins Schuttertal gezogen. Ziel meiner beruflichen Wünsche war es, in einer bäuerlich strukturierten Gemeinde im Schwarzwald Dorfschullehrer zu werden und mich in meiner Freizeit, sofern möglich, forschend mit den Menschen, der Landschaft und der Kulturgeschichte der Region zu beschäftigen. Das Schicksal, die Vorsehung, was auch immer zutreffend, meinte es gut mit mir. In Schuttertal fand ich nicht nur eine schöne Neubauwohnung in sonniger Lage, sondern die örtliche Volksschule, die gerade zwei Jahre zuvor ein neues Schulgebäude mit einer Turn- und Festhalle bezogen hatte, suchte eine Lehrkraft. Es herrschte damals Lehrermangel auf dem Land.
Kaum sind die Weihnachtstage vorbei und die Sternsinger durch die Ortschaften gezogen, erwacht die Fastnacht in der Gemeinde. Das Treiben der Narren ist nicht mehr aufzuhalten. Das Häs, die Masken und die Hemdglunkerutensilien werden aus der Kleiderkiste hervorgeholt. In allen fünf Ortschaften der Gemeinde gibt es Narrenzünfte. In Friesenheim treiben die Rebhexen der Fasentzunft ihr Unwesen. Die Lohbachhexen der Narrenzunft Stänglihocker, die Krutthexen der Narrenzunft
Schuttern und die Feuerhexen in Heiligenzell machen sich bereit, um den Winter auszutreiben. Mit von der Partie sind auch die Krabben (Krähen) der Narrenzunft Krabbenschenkel aus Oberweier. In Friesenheim wird am schmutzigen Donnerstag der Narrenbaum vor dem Rathaus aufgestellt, die Fastnachtshexe aus Stroh ziert den Narrenbaum. Am Fastnachtsdienstag, wenn die Fastnacht endet und beerdigt wird, wird die Strohhexe auf dem Rathausplatz verbrannt. Schaurig geht es zu, wenn die Rebhexen am Brauchtumsabend ihren Hexentanz aufführen. Im Hexenkessel brodelt das bengalische Feuer, der Winter, eine Fastnachtsfigur mit schauriger Maske, hat keine Chance, er muss weichen und wird vertrieben.
Die Rheinebene zwischen Kinzig und Oos ist von einer breiten Bruchzone
durchzogen. Daraus erklärt sich die späte und spärliche Besiedelung der Ortenau.
Es sind die Reste des alten sogenannten Kinzig-Murg-Flusses; südlich
der Kinzig gehört noch der Unterlauf ihres Nebenflusses, der Schutter mit
der Unditz, dazu. [...]Noch heute
halten zahlreiche Geländenamen diesen Zustand der Bruchlandschaft fest:
Bruch, im Bruch, Bruchwald, Bruchfeld, Bruchmatte, über- und Niederbruch,
Aarbruch, Ristenbruch, Warmers-, Lechlerbruch, Gäns-, Stöckenbrüchel;
Muhr ( = Moor), Mührle, Mührig, Muhrmatte, -feld etc. [...].
Unser Bild der Burgen des unteren Neckartals, vor allem das der geschichtsinteressierten
Touristen, ist geprägt von vielen, heute oft einsam oder romantisch wirkenden
Höhenburgen, von denen etliche noch im 16. Jahrhundert eine letzte größere
bauliche Umgestaltung erfuhren. Die vorhandenen Burgen und Burgruinen besitzen
eine funktionale Einteilung in Kern- oder Hauptburg, in der Bergfried oder
Schildmauer und ein Palas die prägenden Teile sind, sowie in die davor gesetzte
Vorburg, in der die notwendigen Wirtschaftsgebäude stehen. Die gesamte Anlage
ist von Mauerwerk und (Eck-)Türmen umgeben. Dieser (ausgebildete) Burgentyp
verstellt als „Endprodukt" des Burgenbaus fast zwangsläufig den Blick zu Vorgängerformen.
Eine bereits in optischer Hinsicht auffällige Bauform stellt die auf einer
Felsplatte stehende, aber kleine Burgruine Dauchstein (am Neckar, bei Binau) vor.
Bei ihr ist der relativ kleine Wohnturm von hohem Interesse, der gleichzeitig als
Bergfried gegen den Kamm des Berges schützte. Nicht nur sein Mauerwerk von 2,3
Meter Stärke gegen den Berg, auch die hochgelegene Eingangstür und seine
Grundfläche von nur 6 auf 6 Meter, weisen auf ältere Zusammenhänge hin. Die
wohnlich ausgebildete Form des an sich schlichten Wohnturms auf Dauchstein ist
ein weiterer, wichtiger Gesichtspunkt: Der Wohnturm besitzt Küche und Rauchfang,
Abort und Wohnraum sowie steinerne Sitzbänke an den Fenstern, die zur Innenseite
der Burg gerichtet waren. Die vorhandenen Stockwerke des Wohnturms
sind quasi über ein abgemauertes Treppenhaus, d. h. über eine schmale Steintreppe
im Innern des Gebäudes gut zu erreichen.
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Trudpert im Münstertal liegt südlich von Freiburg/Breisgau unterhalb des Belchenmassivs. Der Name Münster, ursprünglich von monasterium (Kloster) abgeleitet, wurde der Name des Tals und der untergegangenen Stadt Münster, einer Bergmannsstadt, die aufgrund des Silberabbaus große Bedeutung hatte. Auch das Kloster St. Trudpert hatte hieraus seinen Reichtum bezogen. Die Vögte des Klosters, die Herren von Staufen, mussten Mitte des 14. Jahrhunderts aus Geldnot die Stadt Münster erneut verpfänden, was zum Unmut der Freiburger Bürger führte, die hier Besitz hatten. Sie stürmten die Stadt und zerstörten die Vogtsburg. Der immer weniger rentabel werdende Silberabbau im 16. Jahrhundert, Naturkatastrophen sowie die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges sorgten für den Untergang der Stadt und die Zerstörung des Klosters.
Die Täufer in der Kurpfalz
(2001)
Nachdem man sich aus gegebenem Anlass in jüngster Zeit verstärkt mit den Geschicken der Waldenser beschäftigt hat, bietet sich ein vergleichender Blick auf die Täufer an. Die Parallelen, vor allem in der Geschichte der Verfolgung, sind nicht zu übersehen. Für unsere heutige Sicht könnte freilich ein wesentlicher Unterschied von Bedeutung sein: Die Verfolgung der
Waldenser hatte schon früh, im Mittelalter, begonnen und spielte sich in einigermaßen fernen Ländern und unter sehr dezidiert katholischen Herrschern ab. Für uns hat das alles eine gewisse beruhigende Distanz. In unserer näheren Umgebung sehen wir die Waldenser sodann als mehr oder weniger freundlich eingeladene und aufgenommene Flüchtlinge und Neubürger. Von beunruhigender Nähe ist dagegen, was wir von den Täufern erfahren: Die Verfolgung geschah unter anderem in dem Territorium, zu dem damals Bretten gehörte. Wir hören die Namen bekannter Kurfürsten wie etwa Ludwig V. oder Ottheinrich und haben es mit Luther, Melanchthon und Heidelberger Theologen zu tun.
Im Gedenkjahr der Reformation wird der Blick auf jene Außenseiter der reformatorischen Bewegung gelenkt, die in jener Zeit als Wiedertäufer verfolgt wurden. Neben der Darstellung ihrer Lehren und Hauptvertreter in Süddeutschland und der Stellungnahmen der führenden Reformatoren wie Melanchthon und Brenz zu ihnen, wird ihre Präsenz im Kraichgau und insbesondere in Bretten dargestellt. Stand am Anfang ein hartes Urteil mit seinen Folgen, so haben sich in der Gegenwart die protestantischen Kirchen und die Täufer, heute Mennoniten genannt, einander in wesentlichen Fragen angenähert.
Der Kraichgau war wie die linksrheinische Pfalz bis zum 30-jährigen Kriege fast ganz täuferfrei geworden. Die Verfolgung hatte in den Ländern des Kurfürsten und des Speyerer Bischofs nach 1529 mit Hinrichtungen begonnen und war mit Austreibungen weitergeführt worden. Ein Großteil der damaligen Kraichgauer Täufer folgte den hutterischen Missionaren und wanderte nach Mähren und in die Slowakei aus. Der dreißigjährige Krieg hatte den Kraichgau fast entvölkert und dabei auch die vielen kleinen Herrschaften nicht verschont. Nur etwa 20-30% der ursprünglichen Bevölkerung hatten überlebt.
Die UHU-Werke waren und sind ein wichtiger Faktor des konjunkturellen Lebens der Stadt Bühl und ihrer Umgebung. Wie fast
alle traditionsreichen Unternehmen erlebten die UHU-Werke
gute und schlechte Phasen im Laufe ihrer Geschichte. Diese im
Hinblick auf die UHU-Werke in der Gesamtheit darzustellen,
würde den Rahmen eines einzelnen Beitrags im diesjährigen Heft
der „Ortenau" sprengen. Aus diesem Grund wird der zeitliche
Rahmen der Darstellung auf den Zeitraum zwischen den 1950er
und 1970er Jahren beschränkt. In thematischer Hinsicht werden
neben wirtschaftsgeschichtlichen Fakten auch Aspekte der Werbung und des familiären Charakters in die Schilderung mit einbezogen. Bei der Fischer Arzneimittel OHG ist von Interesse, ob
die Mediziner mit den dort hergestellten Präparaten zufrieden
waren oder nicht.
Wären das im Walde bei Hammereisenbach stehen gelassene Schlittenhaus und ein
im karpatischen Stil verziertes Waldarbeiterhaus nicht gewesen, wäre man nicht auf
jene Volks- und Berufsgruppe gestoßen, die in der regionalen Geschichte zum Zweiten Weltkrieg bis heute keine Erwähnung gefunden hat und über deren Schicksal
nur wenig in Erfahrung zu bringen ist. Die Rede ist von den ungarischen Waldarbeitern, besser gesagt den ethnischen Ungarn aus den Karpaten des heutigen Rumänien, welche Ende 1942 und nochmals 1943 angeworben wurden und im
badischen Schwarzwald vorwiegend auf dem Gebiet des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises zum Einsatz kamen.
Jubiläen geben Anlass sich zu erinnern. Der Erinnerung und Vergewisserung dienen
Veranstaltungen wie Feiern oder Tagungen und Seminare, mehr noch aber Veröffentlichungen. Das war ebenfalls bei den zurückliegenden Unionsjubiläen der Fall, insbesondere bei dem 100-Jahre-Jubiläum der Union 1921, doch auch bei den anderen
genannten.
Im Allgemeinen handelt es sich um historische Rückblicke, wobei die Vorgeschichte meist mit einbezogen wird, leider so gut wie nie die konkrete Nachgeschichte. Oft werden Bezüge zur Reformation 1517 und zum Reichstag zu Worms 1521
hergestellt. – Im Folgenden wird eine bibliographische Übersicht geboten, keine
tiefergehende inhaltliche Analyse.
Im Juni 1945 machte sich der berühmte Freiburger Nationalökonom, Professor
Walter Eucken
,Gedanken über die Zukunft der Albert-Ludwigs-Universität.
Die Situation zwang ihn dazu. Am 27. November 1944 hatte die Stadt einen
flächendeckenden Luftangriff erleben und erleiden müssen, der die im Zentrum
gelegene Universität stark getroffen hatte: die Gesamtgebäudesubstanz war
zu 80% vernichtet, das Institutsviertel und die meisten Kliniken existierten so
gut wie nicht mehr, die Universitätskirche war ausgebrannt und viele geisteswissenschaftliche
Seminare und Institute stark beschädigt. Trotz Zweifeln am
weiteren Sinn des Universitätsstandortes Freiburg wurde der Lehrbetrieb aufrechterhalten,
teilweise in Freiburg, teilweise an anderen Orten, wie in Beuron
im abgelegenen Donautal, wo Angehörige der Philosophischen Fakultät bis
Ende Juni 1945 Lehrveranstaltungen abhielten.
Das Freiburger Münster bildete einen zentralen Pol in der öffentlich-städtischen Religiosität der
Stadt Freiburg. Religiöse Verbindungen formten vielgestaltige Beziehungsgeflechte in der städtischen
Kultur und umspannten die mittelalterliche Gesellschaft. Auch Universitäten wurden im
Mittelalter als geistliche Institutionen verstanden. Mit den zunehmend urbanen Strukturen profilierte
sich sowohl von städtischer als auch von kirchlicher Seite eine Vielzahl von Gruppierungen
mit eigenen Anspruchshaltungen. Im Brennpunkt des Freiburger Münsters trafen diese
aufeinander und kulminierten, wodurch ihm eine Schlüsselstellung in der kirchlichen Praxis
Freiburgs zukam.
„Die tiefbetrüblichen Vorgänge, die sich wie anderwärts so leider auch innerhalb unserer Stadt und Hochschule als Folge des fluchwürdigen Verbrechens, in dessen Banne wir stehen, abspielten, haben jedem, der von vaterländischer Gesinnung und staatsbürgerlichem Verantwortungsgefühl auch nur einen Hauch in sich spürt, wieder einmal auf das eindringlichste vor Augen geführt, woran wir leiden und was uns zu allererst not tut.“ Diese deutlichen Worte fand der Engere Senat der Universität Heidelberg in einer Erklärung vom 28. Juni 1922, um die Ereignisse zu beschreiben, die sich am Vortag um das Heidelberger Physikalische Institut abgespielt und innerhalb wie außerhalb der Universität einen Skandal verursacht hatten. Anlässlich der Beerdigung des Reichsaußenministers Walther Rathenau, dessen Ermordung durch die rechtsterroristische Organisation Consul am 24. Juni 1922 ein „politisches Erdbeben“ in ganz Deutschland ausgelöst hatte, verfügte im Rahmen einer staatlich angeordneten Totenehrung auch das Heidelberger Rektorat, den Universitätsbetrieb am 27. Juni ruhen zu lassen und in den Instituten die Flaggen auf halbmast zu setzen. Philipp Lenard, der Direktor des Physikalischen Instituts, einerseits als Nobelpreisträger und angesehener Experimentalphysiker, andererseits bereits in den frühen 1920er Jahren als extremer Antisemit und „Verfechter völkisch-nationaler Ideen“ bekannt, ignorierte diese Anweisung aus „antirepublikanischem und antisemitischem Ressentiment“. Dies bewegte eine Gruppe aus Arbeitern, Gewerkschaftern und Studenten unter der Beteiligung Carlo Mierendorffs – damals Vorsitzender der Sozialistischen Studentengruppe – dazu, in Lenards Institut einzudringen, um die Befolgung der staatlichen Vorschriften durchzusetzen.
Im Auftrag von Erzherzog Albrecht VI., Regent in den habsburgischen Vorlanden und Bruder des Kaiser Friedrich III., selbstherrlich und verschwenderisch auftretend, wurden in Villingen im Jahre 1456 mit dem Gelehrten Matthäus Hummel
Verhandlungen zur Gründung der ersten Universität Freiburg im österreichischen Vorlande geführt und im Jahre 1457 vollendet.
Und so war dann Matthäus Hummel Mitgründer der Universität Freiburg und erster Rektor im Jahre 1460. Er war Doktor der Fakultät der „Freien Künste“, der Vorgängerin der philosophischen Fakultät, Doktor des kanonischen Rechts sowie ernannter Rektor der Theologen, Mediziner und der Juristen. Hummel wohnte in der Bickenstraße. Zur damaligen Zeit waren die Universitäten,
auch „Hohe Schulen“ genannt, Kirchenstiftungen. Und so lag es nahe, dass zahlreiche österreichische Kirchenlehen, darunter die der Münsterkirchen der Städte Freiburg, Breisach und Villingen dazu bestimmt wurden, die notwendigen materiellen Grundlagen für den Neubau zu erbringen.
Als einer der letzten Vertreter des Alten Reiches verkörpert Carl Theodor Anton Maria von Dalberg (* 08. Februar 1744 in Mannheim – † 10. Februar 1817 in Regensburg) wie
kaum eine andere Persönlichkeit den durch die gewaltigen Umbrüche und die Neuordnung durch Napoleon ausgelösten Aufstieg und Fall. Vor der Säkularisation war Dalberg
Erzbischof von Mainz, Fürstbischof zu Worms und letzter Fürstbischof von Konstanz. Als
»Parteigänger« Napoleons versuchte er die alte Reichsverfassung und die »Einheitskirche«
Deutschlands zu bewahren. In der Gründung des Rheinbundes unter Napoleon erblickte
Dalberg die Chance, die deutsche Einheitskirche, deren Neuordnung nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 immer noch anstand, zu erhalten. Als Kurerzkanzler des
Heiligen Römischen Reiches und später Fürstprimas des deutschen Rheinbundes, Großherzog von Frankfurt und Erzbischof von Mainz, später Regensburg, wurde er einer der
mächtigsten Männer Deutschlands in kirchlichen und weltlichen Angelegenheiten. In dieser Funktion war er der einzige geistliche Fürst, der die Säkularisation zunächst überstand. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 18. Oktober 1813 mit der Niederlage
Napoleons gab er alle politischen Ämter auf, blieb letztlich aber Erzbischof von Regensburg und Bischof von Konstanz.
Die Unvergessene
(2002)
Zuerst war da der Name: Hilde Ziegler, Autorin eines Buches mit einem, wie ich fand, irritierend-albernen Titel. Eine Freundin hatte es mir zum Geburtstag geschenkt, ich begann am nächsten Abend darin zu lesen und legte es erst wieder aus den Händen, als ich es durch hatte. Und fasziniert, ja begeistert war! Diese Präzision der Beobachtung in den liebenden kurzen Rückblicken. Alemannisch immer nur dort, wo es unverzichtbar war, um Augenblicke unverfälscht aufleben zu lassen, die zum Teil fast ein halbes Jahrhundert zurück lagen. Da die Badische Zeitung eine Buchbesprechung bringen wollte, las ich immer wieder in diesen „Erinnerungen eines Kindes" und kam so der Autorin stetig näher. Dass wir uns wenig später auf einem Beisammensein der Dreiland-Kolumnisten leibhaftig trafen, erschien mir als logische Folge meiner Lese- und Schreibarbeit. An jenem Abend in der Cafeteria der Basler Zeitung begann unsere Freundschaft, die am 9. Februar vor drei Jahren keineswegs endete, als sie vormittags ihr Haus oberhalb Leymens verließ, durch den Schnee über die Wiesen hinunter ins Dorf lief, um dort ihr Leben zu beenden.
Die Adelhauser Urbare stammen aus dem Oberrheingebiet, aus dem bemerkenswert
viele Urbare erhalten sind. Anders als die Germanisten haben die Historiker
noch kaum mit der systematischen Aufarbeitung und Auswertung der umfangreichen
und vielseitigen Urbarbestände des südwestdeutschen Sprachraumes begonnen.
Die meisten mittelalterlichen Grundherrschaften hatten Grundbesitz an einer Vielzahl
von Orten. Sollte solcher Streubesitz vor Entfremdung geschützt werden, so
bot sich die Anlage von Güterverzeichnissen an. Da zahlreiche Orte in mehreren
Urbaren erwähnt werden, wäre es reizvoll, bei der Auswertung oberrheinischer
Urbare von den einzelnen Orten auszugehen: Mehrere Urbare werden danach
befragt, welche Besitztümer, welche darauf ruhenden Rechte und Pflichten an
einem Ort bestanden. Eine derartige, vom einzelnen Ort auf die Region sich aus weitende Untersuchung könnte vielleicht sogar quantitative Daten zur Bevölkerungsgeschichte
liefern. Derartige Analysen stoßen sonst für das Mittelalter infolge
der ungünstigen Quellenlage auf kaum zu überwindende Schwierigkeiten.
Trotz der angedeuteten Vorteile einer auf wenige Orte beschränkten Untersuchung
der Urbare verschiedener Grundherrschaften, sollen in diesem Beitrag zwei
Urbare als ganze in den Mittelpunkt gestellt werden.
Nachdem im Jahre 1524 erste Erhebungen am Hochrhein und im Schwarzwald ausgebrochen waren, ergriff der große Bauernkrieg im Jahre 1525 ein Gebiet, welches von Thüringen bis ins Elsass und von Mainz bis ins salzburgische Land reichte. Dabei kam es auch im Hochstift Speyer und im Gebiet des kurpfälzischen Territoriums zum Aufruhr. Der Bischof von Speyer und der pfälzische Kurfürst Ludwig V. reagierten auf diese Erhebung zuerst recht zögernd. Um Zeit zu gewinnen
und Truppen auszuheben, gingen beide zunächst auf die Forderungen ihrer Untertanen ein. Als die Haufen der Aufständischen sich zerstreut hatten, zog der Pfalzgraf mit einem gut ausgestatteten Heer zu Felde und unterwarf sich die von ihm abgefallenen Gebiete. Im Bruhrain und Kraichgau wurden die fünf speyerischen Amter Bruchsal, Rotenberg, Udenheim, Grambach und Kislau hart bestraft. Am 5. Juni 1525 stellten zudem die kurpfälzischen Städte Eppingen, Heidelsheim, Hilsbach und Sinsheim den hier zu behandelnden Revers für den Pfalzgrafen aus. Zunächst wird der Bauernkrieg im Bruhrain und im Kraichgau charakaterisiert. - Auf eine allgemeine Darstellung der Problematik wird verzichtet, da die Umstände des Bauernkriegs von 1524/25 bekannt sein dürften. Im zweiten Teil wird der Revers nach der Edition formal und inhaltlich analysiert.
Im August 1878 verfasste der ‚obrigkeitlich entlassene Bürgermeister‘
Adolf Heinrich Raußmüller ein Gutachten, dessen Grundlagen die älteste
Urkunde über die Verleihung der
Stadtrechte an Eppingen von 1303,
die Urkunden über den Erwerb von
Mühlbach von 1365 und 1372, Dokumente über die Waldteilung zwischen
Eppingen und Kleingartach sowie die
schriftlich niedergelegten Privilegien
der Stadt Eppingen gewesen sein
müssen „so derselben von Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht Herr Karl
Theodor, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Ober- und Niederbayern … unterm 10. Oktober 1781 gnädigst
ertheilet worden.“ Der Verfasser nennt
weder den Anlass noch den Adressaten
bzw. Auftraggeber des Gutachtens,
doch der Inhalt lässt keinen Zweifel
aufkommen: Das ‚Gutachten‘ beschäftigt sich mit den althergebrachten
Nutzungsrechten am Eppinger Wald
und sollte vermutlich der Klärung noch
offener Fragen dienen.
Die Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar
(2003)
In der Sonderdruck-Reihe des Heimatvereins Kraichgau ist 1990 als Band 6 das vom Autor dieser Zeilen erarbeitete Inventar der Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar erschienen. Es
erschließt den schon früher - zu unbekannter Zeit - selektierten Urkundenbestand. Inzwischen sind im Zuge der von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten und von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg betreuten Erschließung der Guttenberger Akten und Amtsbücher (1999-2001) weitere Pergamenturkunden aufgetaucht, deren Inhalt im folgenden mittels Regesten zugänglich gemacht wird. Frau Dr. Elke Strang, nunmehr Landesarchiv Schleswig-Holstein,
und Herrn Dr. Karl Murk, nunmehr Hessisches Staatsarchiv Marburg, von denen die Neuverzeichnung im einzelnen besorgt wurde, sei für ihre freundlichen Hinweise auf die beiläufig entdeckten Urkunden sehr herzlich gedankt.
Um den Zustand von Quellbiotopen im baden-württembergischen Odenwald bei Wilhelmsfeld zu untersuchen, wurden insgesamt 79 Wald- und Offenlandquellen erfasst, von denen 13 Quellen monatlich gewässerkundlich beprobt und 18 Offenlandquellen vegetationskundlich untersucht wurden. Quellen sind hier von Natur aus eher nährstoffarme Standorte,
doch die Wasseranalysen sowie die Ausbreitung von nährstoffbedürftigen Pflanzenarten an einigen Quellen
deuten an, dass über die Einzugsgebiete der Quellen teilweise erhebliche Nährstoffmengen eingetragen werden. Dies hängt vor allem mit den Intensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft zusammen. Aufgrund veränderter Wirtschaftsformen geht dies häufig zusätzlich mit einer starken Trittbelastung durch Beweidung oder mit einsetzender Verbrachung von
Quellstandorten einher. Das Brachfallen von Quellen begünstigt die Ausbildung von hochwüchsigen Dominanzbeständen, was zur Ausdunkelung kleinwüchsiger Arten führt und viele seltene Arten der Braunseggen-Sümpfe verdrängt, welche die offenen, nährstoffarmen Feuchtstandorte ursprünglich besiedelten. Zur Untersuchung des Zustandes der Offenlandquellen wurden die Bestände daher auf ihre Gesellschaftsnähe zu den Braunseggen-Sümpfen untersucht, wobei neben
Relikten der Braunseggen-Sumpf-Gesellschaften verschiedene Übergangsformen zu Sumpfdotterblumen-Wiesen, der Mädesüß-Fluren und der Großseggenriede beschrieben werden konnten, welche die Vegetation der Offenlandquellen im Untersuchungsgebiet heute prägen.
Das trennende Band zur Gemarkung Schwenningen ist zerschnitten, die erste Tafel des neuen
Geschichts- und Naturlehrpfades des Villinger
Geschichts- und Heimatvereins enthüllt.
Unter großer Anteilnahme der Mitglieder des
Vereins wurde am 21. Mai die erste Station des
Villinger Pfades in der Höhe des Hölzlekönigs mit
der Anbindung an den bereits bestehenden Schwenninger Geschichts- und Naturlehrpfad eröffnet.
Von Wildigarten aus ging es entweder zu Fuß oder
mit Kleinbussen zum Ort des Geschehens.
Die Verbreitung der Carex-muricata-Gruppe in Südwestdeutschland und Nachbargebieten wurde durch
Herbarrevisionen untersucht. Carex divulsa ist weitgehend auf Wälder und Ruderalstellen der Oberrheinebene beschränkt. Funde liegen vor allem aus dem
Großraum Karlsruhe vor. Carex muricata besiedelt vor
allem Wälder auf kalkreichen Böden und hat ihren Vorkommensschwerpunkt auf der Schwäbischen Alb. Carex polyphylla ist in Wäldern weit verbreitet. Kalkreiche
und sehr basenarme Böden werden aber gemieden:
So fehlt die Pflanze weitgehend der Schwäbischen Alb
sowie im Pfälzer Wald und im Odenwald. Carex pairae
wächst auf basenarmen, meist sandigen Standorten
in Wäldern; im Westen des Gebietes kommt sie regelmäßig vor und wird nach Osten deutlich seltener. Die
weiteste geographische Verbreitung und ökologische
Amplitude besitzt Carex spicata. Sie besiedelt bevorzugt auch feuchte Saumstandorte, vielfach im Umfeld
von Siedlungen. Keine der untersuchten Arten ist im
Gebiet gefährdet.
Am 9. Juli 2003 hat der designierte Erzbischof von Freiburg, Dr. Robert Zolltisch in der Villa Reitzenstein, dem Sitz des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg in Stuttgart den in den Vereinbarungen zwischen Staat und Kirche festgelegten Eid abgelegt. Die Voraussetzungen dazu sind im Reichskonkordat vom 20. Juli 1933, Artikel 16 gegeben, und lauten: „Bevor die Bischöfe von ihrer Diözese Besitz ergreifen, leisten sie in die Hand des Reichsstatthalters in dem zuständigen Lande bzw. des Reichspräsidenten einen Treueeid“. Die Bischofswahl für die Erzdiözese Freiburg selber ist im Badischen Konkordat vom 12. Oktober 1932 damals mit knappster Mehrheit vom Badischen Landtag verabschiedet geregelt, und wurde am 10. März 1933, wenige Stunden vor der Absetzung der Badischen Staatsregierung durch die Nationalsozialisten nach jahrelangen Verhandlungen und gleichzeitig mit dem Vertrag mit der evangelisch/protestantischen Landeskirche Badens, ratifiziert. Das Ereignis fand wenige Tage nach dem „großen“ Sieg der Nationalsozialisten in der Reichstagswahl vom 5. März 1933 statt, war die letzte Amtshandlung der legalen Badischen Staatsregierung.
Am 21. November 1808 fand in Heidelberg eine Feier zur Vereinigung zweier bis dahin bestehender Gymnasien, des reformierten und des katholischen Gymnasiums, und damit die Eröffnung eines neuen Großherzoglichen Gymnasiums statt. Aus diesem Anlass hielt als Mitglied der über ein Jahr vorher innerhalb des badischen Innenministeriums konstituierten „Generalstudienkommission zur Vereinheitlichung des konfessionell gegliederten höheren badischen Schulwesens“ der Reformierte Johann Ludwig Ewald eine Rede. In Erinnerung an das 1546 gegründete erste reformierte Gymnasium illustre in Heidelberg gab die Nachfolgeschule, das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium, 1996 zum
450jährigen Jubiläum der Gründung eine umfangreiche Festschrift heraus, in der sich allerdings nur ein Aufsatz mit der Schulgeschichte beschäftigt. Aus den ersten zwei Jahrzehnten der Schulgeschichte gibt es acht Quellenschriften, welche für das Aufsatzthema relevant sind. Überwiegend handelt es sich um Gelegenheitsschriften geringen Umfangs; von ihnen beleuchten sechs ausschließlich die Heidelberger Schulsituation und deren Bildungsziele. Die ersten vier dieser Quellen wurden bisher in der Literatur nicht berücksichtigt. Daher erscheint dieser Aufsatz gerechtfertigt.
m Jahr 2006 besichtigten Mitglieder des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar zusammen mit Kunstinteressierten aus der Region die Verena-Kapelle im Tal von Bachzimmern, 3.5 km nördlich von lmmendingen/Donau.
Die Besitzerin Stefanie Schmitz berichtete über Feuchtigkeit im Gebäude, deren
Beseitigung dringend nötig wäre. Eine größere Öffentlichkeit wäre wünschenswert.
Die veranlasste die beiden Auto rinnen, den folgenden Artikel zu schreiben. Zudem
wunderten sich die Exkursionsteilnehmer, dass die Kapelle und ihr kunst- und
kulturhistorischer Rang selbst in der näheren Umgebung unbekannt waren.
Die evangelische Markgrafschaft Baden-Durlach umfasste 1770 rechtsrheinisch eine Fläche von ca. 30 badischen Quadratmeilen, was etwa 2.400 Quadratkilometern entsprach. Zur selben Zeit kam die katholische Markgrafschaft Baden-Baden rechtsrheinisch auf knapp 22 Quadratmeilen oder 1.700 Quadratkilometern. Der größte Landkreis
Baden-Württembergs umfasst über 1.800 Quadratkilometer und der Schwarzwald-Baar-Kreis mehr als 1.000 Quadratkilometer. Oder anders ausgedrückt: Die beiden badischen Markgrafschaften waren flächenmäßig mit heutigen Landkreisen vergleichbar.
Das Prinzenschlössle oder Ichtratzheimsche Haus in Ettenheim, aus dem der Herzog von Enghien im Morgengrauen des 15. März 1804 auf Befehl von Napoleon Bonaparte entführt worden war, der Prinzengarten mit dem barocken Gartenhäuschen und die Fensterscheibe im Museum, in die der Herzog für seine Geliebte Charlotte de Rohan-Rochefort ein Gedicht eingraviert hatte - sie halten alle die Erinnerung an den französischen Prinzen wach, der am 21. März 1804 wie vorausgeplant im Schlossgraben von Vincennes bei Paris erschossen wurde. Weitgehend unbekannt und auch in der Heimatliteratur nicht beachtet ist jedoch ein monumentales Ölgemälde im Vorraum zum Bürgersaal. Thema dieses Bildes ist die Verhaftung eines jungen, adligen Mannes durch französische Soldaten. Es ist anzunehmen, dass der Künstler die Entführung des Herzogs von Enghien darstellen wollte.
Der Verein Heidelberger Lupe e.V. wandte sich im September 2019 mit einer Bewerbung für Dr. Norbert Giovannini für den German Jewish History Award an die amerikanische Obermayer Stiftung, da der Verein überzeugt war, dass er aufgrund seines außerordentlichen Engagements für die deutsch-jüdische Geschichte Heidelbergs mit diesem Award ausgezeichnet werden solle. Seine intensive Arbeit an diesem Thema folge keinen zweckbestimmten Interessen, sondern sei zu einem Lebenswerk geworden.
Die Versorgung des Hofes
(2008)
Zur Versorgung des Hofes, egal ob im 18. Jahrhundert oder zur Zeit König Friedrichs um 1810, war eine ausgeklügelte »Maschinerie« nötig. Allein der Küchenbau hat gewaltige Ausmaße. Das Gebäude liegt abseits hinter der Ordenskapelle, was mehrere Vorteile bot: Die Herrschaft wurde nicht von Rauch und Essensgerüchen belästigt, auch blieb die Arbeit des Küchenpersonals vor den herrschaftlichen Augen verborgen, und die Anlieferung der Waren konnte reibungslos erfolgen. Küchen wurden vor allem wegen der Brandgefahr abseits in den Erdgeschossräumen oder in Nebengebäuden untergebracht. So befand sich die Konditorei im Erdgeschoss des Festinbaus und im Erdgeschoss des Theaterbaus gab es die Kaffeekammer, in der täglich Kaffee frisch geröstet und gemahlen wurde. Eine stattliche Zahl an Bediensteten sorgte dafür, dass der Hof versorgt wurde. Allein für die Zubereitung der Mahlzeiten und Getränke waren unter König Friedrich 36 Personen angestellt. Das Küchenpersonal wohnte im oberen Stock des Hofküchengebäudes.
Die Verweigerung der Moderne
(2002)
Die Beschäftigung mit der Architektur Albert Speers (1905-1981) führt zwangsläufig zu einer Auseinandersetzung mit seinem Bauen im Dritten Reich. In einer Veröffentlichung der Arbeiten Speers, für die er selbst das Vorwort schrieb, werden seine Arbeiten erst ab 1933, dem Jahr der Machtergreifung Hitlers aufgeführt. Karl Arndts Aussage, daß Speers „Bauaufträge [...] so gut wie ausschließlich mit dem nationalsozialistischen Regime verbunden" seien, ist zu bestätigen. Allerdings wären da nicht wenige Indizien für ein architektonisches Schaffen vor 1933, könnte es den Eindruck erwecken, Albert Speer sei als Chefarchitekt und Handlanger Hitlers wie ein Phönix aus der Asche gestiegen. Um ein differenziertes Bild seiner architektonischen Entwicklung zu erhalten, ist es notwendig den Fokus auf seine frühen Entwürfe, die nicht im nationalsozialistischen Kontext entstanden sind, zu richten. Neben den Entwürfen eines Siedlungshauses (um 1931) und
einer evangelischen Kirche in Berlin-Zehlendorf (vor 1933), beziehen sich zwei der raren Entwürfe aus der frühen Schaffensperiode interessanterweise auf Heidelberg: Es handelt sich um ein Zweifamilienhaus, das er 1929 für seine Schwiegereltern in Heidelberg-Schlierbach realisiert und um den Entwurf eines Gärtnerhauses, das nicht ausgeführt worden ist.
Die Vettersammlung war einst eine vermögende Gemeinschaft, die durch die Gunst vieler Wohltäter einen bedeutenden Platz unter den Frauengemeinschaften einnahm. Sie stand jahrhundertelang unter der Augustinus-Regel, war bis 1730 der 3. dominikanischen Regel unterstellt und gehörte zu den Bußschwestern des hl. Dominicus. Durch kluge Verwaltung hatten sie Ländereien und Einnahmen durch Handarbeiten. Das eigentliche Postulat der Sammlung und später des Ordens war das tägliche Gebet für alle Menschen, was auch als Zeichen der Nächstenliebe gewertet werden muss. Von dem einstmals sicher reichen Material an Urkunden, Chroniken und sonstigen Aufzeichnungen existieren außer den Urkunden nur noch wenige Zeugnisse. Ihre eigentliche Aufgabe war für die Menschen zu beten, wie es sehr deutlich aus den Aufzeichnungen des Jahrzeitenbuches hervorgeht.
Im 12. und 13. Jahrhundert wollten viele Frauen
ihrem Glauben besonderen Ausdruck geben, und
versuchten in religiösen Gemeinschaften ihrem
Ideal Gott und dem Nächsten zu dienen, näher zu
kommen. Es handelte sich um laikale Gemeinschaften, die von sich aus als eine religiöse
Bewegung ohne feste Regeln entstanden. Durch
Initiative Jacob von Vitrys, Augustinerchorherr
und später Bischof von Akkon, wurde von Papst
Honorius III. im Jahr 1216 die mündliche Anerkennung dieser neuen Gemeinschaften erwirkt.
Die frühesten Beginensammlungen entstanden in
Flandern-Brabant und verbreiteten sich in Frank -
reich, Deutschland, besonders am Niederrhein und
in Bayern, und fast in ganz Europa. Die neuen
Gemeinschaften hatten vielfach ein Spital oder
Leprosorium in Obhut. Sonst lebten sie teils vom
Bettel, teils von Handarbeiten, aber auch im Lauf
der Zeit vom Ertrag ihres sich vergrößernden
Besitzes.
Die Vier ist eine halbe Acht
(2021)
Heute steht der Bildstock (347 × 47,5 × 29,5 cm) am westlichen Anfang der Kleingemünder Straße (früher: Hauptstraße). Mit großen, altertümlichen Zahlen gibt er das Jahr seiner Entstehung inschriftlich bekannt: 1478, wobei die zweite Zahl Vier in Form einer halben Acht zu lesen ist; die dritte Zahl in Form eines offenen Dreiecks ist eine damals übliche Sieben, nach links gekippt. Von den stilistischen Eigenheiten der spätgotischen Skulptur des 15. Jahrhunderts ist kaum etwas zu erahnen, was nicht nur durch die wechselhafte Geschichte des Objekts, sondern wohl auch der einfachen künstlerischen Qualität des Bildhauers geschuldet sein dürfte.
Die Villa Bosch
(2013)
Sie gilt als eines der schönsten Gebäude Heidelbergs: Die Villa Bosch am Schlosswolfsbrunnen-Weg. Hier und in ihrer näheren Umgebung befinden sich heute eine große wissenschaftsfördernde Stiftung, ein Technikmuseum, ein Tagungszentrum sowie zwei Forschungsinstitute. Wissenschaft, Wissenschaftsförderung und Wissensvermittlung haben in diesem Haus indes seit mehr als 90 Jahren Tradition.
Im Landschaftsschutzgebiet zwischen Lindau und Bregenz steht an der alten
Landstraße ein auffallendes, altertümliches Gebäude, dem eine erst kürzlich erfolgte
Verjüngungskur deutlich anzusehen ist. Es handelt sich um die Villa Leuchtenberg, eine
der bemerkenswertesten Villen am bayerischen Ufer des Bodensees. Sie verdient nicht
nur als bauhistorisches und gartenhistorisches Dokument besonderes Interesse, sondern auch als historisches Zeugnis, in dem Familiengeschichte, Industriegeschichte und
Kulturgeschichte ineinandergreifen. Sie ist der Brennpunkt eines Bezugsgeflechts, das
weit über den engeren regionalen in einen überregionalen Rahmen reicht.
Johann Remler, der in der neuesten Literatur auch fälschlich als Remmler geschrieben wird, war ein Heidelberger Architekt und Bauunternehmer, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stadtbild bis in unsere Tage prägend gestaltet hat. In Heidelberg am 1. August 1847 geboren und ebenda am 3. November 1907 verstorben, war er der Sohn des Gerbermeisters Franz Remler und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Klar. Er besuchte die Gewerbeschule in der Kettengasse 16 in Heidelberg und war anschließend in einer großen Ludwigshafener Firma tätig, bis er 1872 sein
eigenes Baugeschäft, die Firma Heusch in der Hauptstraße 86 (heute Hauptstraße 88) erwarb. Remler war bestrebt, zweckmäßige Gestaltung, solide Ausführung und architektonische Schönheit zu vereinigen. Sein Charakter wird mit Geschäftstüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit umschrieben , das zu einem „Vertrauen und Ansehen in weiten Kreisen“ führte und Staatsaufträge und Aufträge von privater Hand zur Folge hatte. Das Reichspostamt (Sofienstraße, 1884), das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (Neckarstaden, 1894), das Haus der Burschenschaft Frankonia (Neue Schlossstraße, 1892/93) errichtete er, und ebenso wirkte er am Heidelberger Rathaus und einer Kaserne mit. In Neuenheim legte er die Moltkestraße
an und errichtete Villen in der Weber- und der Werderstraße, sowie am Schloss Wolfsbrunnenweg. Private Bürgerhäuser wurden in der Altstadt realisiert. Die Stadt ehrt ihren Bürger seit 1929 mit der Remlerstraße im Stadtteil Neuenheim.
Die Villa von Heitersheim
(2013)
Die Villa von Heitersheim folgt einer axialen Ausrichtung, der eine charakterisierende Grundstruktur innewohnt (Abb. 1). Die Herkunft dieses unverwechselbaren Anlagentyps suchte man
lange in Italien; mittlerweile ist es aber unverkennbar, dass er auf einheimische, d. h. keltische
Wurzeln zurückgeht. Dies ist von besonderer Bedeutung, denn die Teilung in eine pars urbana
und eine pars rustica, die literarisch vor allem aus Italien überliefert wird, ist in den keltischen
Vorbildern ebenfalls deutlich erkennbar. Konkrete Architekturelemente wie charakteristische
Raumanordnungen und deren verschiedenartige Funktionsbereiche, Bäder oder Zierwasserbecken können ihre mediterrane Herkunft nicht verleugnen, ganz abgesehen von der technischen
Ausführung ihrer Bauweise oder gar die künstlerische Gestaltung und hochwertige Ausstattung
speziell der mehrgeschossigen Villenhauptgebäude.
Das gleichnamige Motiv ist eine Kohlezeichnung
aus der Erinnerung gesehen. Der Ruhe ausströmende Anblick wirkt wie ein verträumter Dorfwinkel, denn die Gasse ist untypisch im Vergleich
zu allen anderen Villinger Gassen.
Es fällt auf, dass hier weder Erker noch vorgesetzte Dachgaupen, das sogenannte „Obertenloch“ zu
sehen sind. Die Bebauung zeigt keine, wie sonst
im Kernbereich der Stadt übliche, geschlossene
Häuserfront. Ein Blick auf den Lageplan der Stadt
von 1695, dessen Original sich im G.L.A. Karlsruhe befindet, zeigt, dass an der rechten Straßenseite noch keine Häuser standen. Statt dessen
waren Gärten da trotz der beengten Wohnmöglichkeiten, bedingt durch die Abgrenzung des
Mauerringes.
Die Villinger Brunnen
(2010)
Zwei alte Grundrisse der Stadt von 1175 und von 1806 zeigen den Lauf der Stadtbäche und die Standorte der Brunnen in der Innenstadt. Die Stadtbäche waren zugleich Kanalisation und verbreiteten damit einen bestialischen Gestank. Die Brunnen wurden durch Quellen in der Stadt gespeist und dienten nicht nur dazu, den häuslichen Wasserbedarf zu decken, sondern waren auch Viehtränken und dienten zum Waschen der Wäsche. Eine Gesundheitsbehörde, die das Wasser und das Abwasser kontrolliert hätte, gab es damals noch nicht, was dazu führte, dass viele Krankheiten, wie zum Beispiel auch Typhus, verbreitet wurden. Die in der Stadt installierten Brunnen waren alle ähnlich. Sie bestanden in der Regel aus einem
Brunnenstock und einem hölzernen Brunnentrog, die später durch die massiven Granittröge ersetzt wurden. Ursprünglich waren die Brunnenstöcke längsseitig des Brunnentroges, heute sind sie fast alle an der schmalen Seite angebracht.
Die Villinger Stadtmauer
(2013)
Die Reste der Befestigungsanlage Villingens stellen
noch heute das beeindruckendste profane
Bauwerk des Mittelalters in der Stadt dar. Neben
dem Schutz, den sie den Bewohnern Villingens
gewährte, hatte sie im Mittelalter vor allem eine
rechtliche Bedeutung. Die Stadtmauer ist für
Historiker eines der eindeutigen Kriterien der
Stadt, die sie von einer ländlichen Siedlung unterscheidet. Sie schied den bevorrechteten Siedlungsraum und Marktort im Brigachbogen vom
Umland ab.
Die Dörfer im Ried nehmen innerhalb der zersplitterten reichsritterschaftlichen Gebiete am Oberrhein eine Sonderstellung ein. Sie waren über zweihundert Jahre lang, vom späten Mittelalter bis nach dem Dreißigjährigen Krieg, unter der Herrschaft der Freien Reichsstadt Straßburg, gehörten zum Straßburger Landgebiet als „überrheinische Dörfer" wie die Amtsbezeichnung lautete. Doch die Beziehungen zu Straßburg, diesfalls zum Bistum Straßburg, sind weit älter. Um 1300 war Nonnenweier ein Kondominat, an dem das Bistum einen Anteil hatte, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation einen anderen. Bei allem Wechsel der Besitzverhältnisse und Anrechte - die Herren von Windeck und die von Geroldseck erwarben Rechte - setzten doch die Bischöfe von Straßburg ihre Ansprüche durch, bis 1401 das Bistum seinen Anteil an Nonnenweier an die mächtiger gewordene Freie Reichsstadt Straßburg verpfändete. Von da an waren die Dörfer Teil der „Landpflegerei" unter der Herrschaft des Magistrats Straßburgs. Erst 1663 sah sich der Magistrat, durch die Verschuldung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, genötigt, die Dörfer rechts des Rheins zu verkaufen. Einer der militärischen Führer der protestantischen Partei im Dreißigjährigen Krieg, Johann Christoph von der Grün, Oberst und früher Adjudant Bernhards von Weimar, kaufte alle Rechte an Nomnenweier, Niederhausen, Allmannsweier und Wittenweier für 24.000 Reichsgulden.
Wyhl - und nicht Tschernobyl - markiert die Krise der bundesdeutschen Atompolitik, schreibt der Sozialwissenschaftler Dieter Rucht. In Darstellungen über die Ökologiebewegung in Deutschland wird die Auseinandersetzung um das Kernkraftwerk im südbadischen Wyhl als Wendepunkt und Ereignis mit Signalwirkung beschrieben. Hier begann sich der Protest zu formieren,
hier wurde massiv und medienwirksam gegen Atomenergie demonstriert, und hier wurde der KKW-Bau erfolgreich verzögert und schließlich verhindert. Wyhl, insbesondere die Bauplatzbesetzung vom Februar 1975, steht mit am Anfang jenes Phänomens, das später als Neue Soziale Bewegungen bezeichnet wurde.
Im Jahre 2010 jährt sich zum 150. Mal der Todestag von Friedrich Silcher, dem
Komponisten und Förderer des Chorgesangs, dem vor allem das Volkslied am
Herzen lag. Dieses Jubiläum lässt auch den Genealogen aufhorchen, denn bislang sind die Vorfahren von Friedrich Silcher nicht systematisch erforscht
worden. Wenn der Genealoge aus Tübingen kommt, berührt ihn das Thema
Silcher in besonderem Maße, stand der Musiker doch 43 Jahr lang an der
Spitze des Tübinger Musiklebens. Er war nicht nur, wie es sein offizieller Titel
ausweist, Musikdirektor der Universität Tübingen, sondern leitete die musikalischen Aktivitäten am Evangelischen Stift wie auch am damals noch jungen
Wilhelmsstift, er gründete den Kirchenchor an der Stiftskirche (1821), war
Initiator der Akademischen Liedertafel (1829) und Gründer des Tübinger
Oratorienvereins (1839). Zudem hatte er die Oberaufsicht über den Musikunterricht an den »Niederen Seminaren« in Blaubeuren, Maulbronn, Schöntal
und Urach, aus denen die späteren Theologiestudenten kamen.
Am 17. Juli 1998 wurde im Schloss von Gomaringen das Gustav-Schwab-Museum eingeweiht. Die Festrede hielt Hermann Bausinger, Nestor der empirischen Kulturwissenschaftler. Den Text der Rede findet man in Bausingers
Essay-Band »Ein bisschen unsterblich. Schwäbische Profile«, und zwar unter
dem zunächst etwas merkwürdig erscheinenden Titel »Kein schwäbischer
Schmollwinkel. Wie dick war Gustav Schwab?« [1]
Die Dauerausstellung im Gomaringer Schloss soll 2010 erweitert werden,
und der Verfasser übernahm es, hierzu Recherchen zu den Vorfahren und der
Familie von Gustav Schwab durchzuführen.
Marbach am Neckar ist zwar als Schillerstadt bekannt, aber auch andere Männer und Frauen, die es später zu Ruhm brachten, wurden hier geboren. Einer der wichtigsten ist der am 17. Februar 1723 geborene Mathematiker, Astronom, Geograph, Kartograph und Erfinder Tobias Mayer. Auf einer Stadtansicht des 19. Jahrhunderts wird Marbach am Neckar in der Bildunterschrift die Geburtsstadt von Friedrich Schiller und Tobias Mayer genannt! Tobias Mayer verbrachte jedoch nur wenige Monate in Marbach, dann zogen seine Eltern nach Esslingen. Da Mayer aus armer Familie stammte und seine Eltern früh starben – bereits 1737 wurde er Vollwaise –, konnte er zwar die Lateinschule, aber keine Universität besuchen. Er eignete sich trotzdem erstaunliche Kenntnisse an, unter anderem in Augsburg und Nürnberg. Seit 1751 war Tobias Mayer Professor für Ökonomie und Mathematik in Göttingen. Er machte sich durch seine geografischen und astronomischen Forschungen sowie als Kartenzeichner, insbesondere seiner Mondtafeln, einen Namen. Mayers größter Erfolg war eine Siegbeteiligung bei einem englischen Preisausschreiben zur Bestimmung des Längengrades auf hoher See, wo seine Mondtafeln Anwendung fanden. Das Preisgeld betrug 20 000 Pfund Sterling, von denen Tobias Mayers Witwe 1763 3000 Pfund erhielt. Der hochbegabte Naturwissenschaftler war bereits am 20. Februar 1762 gestorben.
Die Erforschung der alten Flußnamen hat in den letzten Jahren derartige
Fortschritte gemacht, daß es an der Zeit ist, den nicht unmittelbar an der
Flußnamenforschung Beteiligten, aber an der Landeskunde Interessierten
Ergebnisse vorzulegen, auch wenn es sich oft um nicht unbestrittene und in
der Diskussion befindliche Ergebnisse handelt. Entscheidende Impulse zur
Erforschung der Gewässernamen besonders in Deutschland gingen nach dem
2. Weltkrieg von dem Tübinger Indogermanisten Hans Krahe aus. Seine Entdeckung
der „alteuropäischen Hydronymie" stellt die Forschung auf eine
neue Grundlage. Ganz grob können die Gewässernamen einer Landschaft
nach zeitlichen Schichten unterschieden werden: einer aus dem Deutschen
erklärbaren Schicht folgt eine germanische und darunter wieder eine vorgermanische.
Die Appenzeller Freiheitskriege werden oft mit den Eidgenössischen Befreiungskriegen in Verbindung gebracht. Es werden Parallelen gezogen zwischen den von Kraft, Ehre und
Tapferkeit geprägten »Urschweizern« und den Appenzellern, die sich von den vermeintlich
bösen Vögten bzw. vom bösen Abt und den Österreichern befreit haben sollen. Der eidgenössischen Freiheitsfigur Wilhelm Teil steht auf appenzellischer Seite Ueli Rotach gegenüber, der
angeblich im heldenhaften Kampf sein Leben gelassen hat. Stellvertretend für andere sei das
folgende Zitat aus dem Buch mit dem Titel »Die Schweizerschlachten« von Hans Rudolf Kurz
zitiert: »Das heisse Streben, sich von der Macht der Fürsten zu befreien und selbst ihre Geschicke zu lenken, das im 14. Jahrhundert Sinn und Handeln der Länder und Städte der Acht Eidgenössischen Orte bestimmte und das in ihren Befreiungskriegen zur gewaltsamen Entscheidung drängte, führte auch im Ländchen Appenzell zur blutigen Auseinandersetzung mit dem
Fürstabt von St. Gallen. [...] Die im selben Geist errungenen Siege von Morgarten, Sempach
und Näfels gaben dem Freiheitsstreben der Appenzeller mächtigen Ansporn. [...] In einer erstaunlichen inneren und äusseren Gleichheit hat sich in den beiden Appenzeller Schlachten
der Freiheitskampf der Waldstätter und Glarner wiederholt. Hier wie dort steht ein vom Freiheitsstreben erfülltes Volk gegen seine Unterdrücker auf und wählt lieber den Tod in der
Schlacht als das Fortdauern der unerträglichen Herrschaft.«
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Strohgäu nur am äußersten Rand von Bahnstrecken berührt. Dabei hatte sich längst herausgestellt, dass die Eisenbahnstrecken – wie es ein Politiker damals ausdrückte – »die großen Schlagadern des
Landes sind, nach denen sich aller Verkehr richtet«. In den von Bahnstrecken erschlossenen Orten siedelten sich Gewerbe und Industrie an, hier wurden Arbeitsplätze geschaffen und allmählich konnte ein bescheidener Wohlstand entstehen. Es verwundert daher nicht, dass damals auch im Strohgäu – wie überall in Deutschland in eisenbahnfernen Gegenden – auf kommunaler Ebene Bestrebungen zum Bau von Nebenbahnen einsetzten.
Als die Vorläufige Synode von Bretten am Donnerstag, den 29. November 1945 zu Ende ging, lagen drei ereignisreiche, spannungsvolle und folgenreiche Verhandlungstage im Evangelischen Mädchenheim Bretten hinter den 39 (statt wie ursprünglich vorgesehenen 40) Synodalen und den Vertretern der Kirchenleitung. Ein bewegendes Ereignis war für die Synodalen, die die ganzen Kriegsjahre keinen Kontakt zur weltweiten Christenheit gehabt hatten, gewiss der Besuch einer ökumenischen Delegation, bestehend aus dem Präsidenten des Vereinigten Rates der christlichen Kirchen in Amerika, Bischof G. Bromley Oxnam, dem Präsidenten der Vereinigten Lutherischen Kirche in Amerika, Rev. Franklin C. Fry, und dem Bischof von Massachusetts, Rev. Shewell, sowie Rev. Stewart W. Herman, ein Beobachter im Auftrag des im Werden
begriffenen Ökumenischen Rats der Kirchen in Genf, und dem neuen französischen „Feldbischof“ Marcel Sturm. Einzelne Mitglieder der ökumenischen Delegation ergriffen am letzten Tag das Wort vor der Synode. Ebenfalls zu Besuch kam schon
am ersten Tag der Synodalsitzung der württembergische Landesbischof Theophil Wurm, der auf der Treysaer Kirchenkonferenz Ende August 1945 zum ersten Ratsvorsitzenden der neu geschaffenen Evangelischen Kirche in Deutschland (EKiD, später EKD) gewählt worden war.
Vorgelegt wird eine Liste aller zwischen 1958 und 2000 im Raum St. Georgen (Mittlerer Schwarzwald) festgestellten 183 Vogelarten. Ihr Status wird beschrieben und die wichtigsten Beobachtungsorte und -Daten werden mitgeteilt. 95 Arten wurden als Brutvögel nachgewiesen, das sind rund 80 % aller im gesamten Schwarzwald-Baar-Kreis nachgewiesenen Brutvogelarten. Ihr Anteil an Arten der "Roten Liste" Baden-Württemberg beträgt im Raum St. Georgen über 40 %.
Um die Jahreswende 1124/1125 fand in Straßburg ein Hoftag unter Kaiser Heinrich V. statt. Auf ihm wurde auch ein Streit zwischen dem Kloster St. Blasien, das der Konstanzer Diözese angehörte, und dem Hochstift Basel verhandelt. Beide Parteien legten dem Reichshofgericht gefälschte Urkunden vor. Es ist dies der einzige aus der Frühzeit deutscher Geschichte bekannte Fall über den Umgang eines Gerichts — und sogar des höchsten — mit gefälschten Urkunden. Die moderne Forschung neigte dazu, hier das früheste Beispiel für die so genannte „diplomatische Kritik" zu sehen, wie es Harry Bresslau in seinem Standardwerk „Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien" formulierte, also das, was wir heute Urkunden- oder Textkritik nennen. Das Reichshofgericht habe, so Harry Bresslau, die Urkunde St. Blasiens nicht als Fälschung erkannt, dagegen die des Baseler Bischofs „für unecht erklärt". War dem so?
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde im Kloster St. Blasien, fern der Aktualität, die gefälschte „Gründungsurkunde“ (Nr.*6), in St. Blasien selbst „Stift(s)- oder Stiftung(s)brief“ genannt, als ehrwürdigstes Zeugnis der eigenen Vergangenheit wertgehalten, immer wieder in Kopialbücher abgeschrieben, gelegentlich in Rechtsfragen und natürlich in der klösterlichen Geschichtsschreibung herangezogen, übrigens oft auch zusammen mit der ebenfalls gefälschten Baseler Konradsurkunde (Nr. *9), zu der man keinen Gegensatz sah, weil man die Verlautbarungen des Reichhofsgerichts - im Gegensatz zur Urkundenkritik neuerer Zeit - nicht dahingehend verstand, dass es sie zur Fälschung erklärt habe. Nachdem der Prozess des Klosters St. Blasien gegen das Bistum Basel 1141 seinen Abschluss gefunden hatte (Nr. 179), wurde die „Gründungsurkunde“ schon zwei Jahre später im letzten Eintrag der Annalen von St. Blasien von 1143 zu ihrem „180 jährigen Jubiläum“, also zum Ausstellungsjahr 963, zitiert. Auch im so genannten „Liber constructionis“, der wichtigsten - wenn auch nur in einer Redaktion nach Mitte des 15. Jahrhunderts erhaltenen - Quelle für die Frühzeit des Klosters und insbesondere seinen legendären Gründer Reginbert, ist die Urkunde indirekt genannt und dies an einer Stelle, auf die eine sehr auffällige, bisher nicht lesbar zu machende Tilgung mehrerer Zeilen folgt. Vielleicht hatte sie, wie Marquard Herrgott vermutete, ihren Grund darin, die Umdatierung von 983 auf 963, also von Kaiser Otto II. auf Otto I. zu verdecken. Ob die „Gründungsurkunde“ im „Rotulus Sanblasianus“ des 14./15. Jahrhunderts ebenfalls erwähnt war und zu welchem Jahr, ist bislang nicht feststellbar, da diese Pergamentrolle gerade am Anfang abgeschabt und kaum lesbar ist - ob man sie mit modernen Methoden lesbar machen könnte, wäre die Frage - jedenfalls sind die bisherigen Editionen unzulänglich. Die Verfälschung von 983 auf 963 war sehr früh erfolgt, bereits im Verlauf des Prozesses mit Basel, denn sie findet sich in St. Blasiens „Handakten“ dazu. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Urkunde in dieser Form schon dem Hofgericht vorgelegt wurde. Unbestritten galt der „Stiftsbrief“ das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hinein als Urkunde Kaiser Ottos I.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Adel und Monarchie des 19. Jahrhunderts hat im
letzten Jahrzehnt in der Forschung einen regelrechten Boom erlebt. Dabei wurden nun auch für
diese Epoche Themenbereiche erschlossen, die für die Zeit des Mittelalters und der Frühen
Neuzeit schon lange zum Repertoire der Wissenschaft gehören. Erinnert sei hier nur an die Fragen nach Mentalitäten und Verhaltensweisen dieser traditionellen Führungsschicht, an die Bedeutung der Residenzen oder der Höfe oder auch an die Frage nach den Ausprägungen monarchischer bzw. adliger Repräsentation. Zu diesem letztgenannten Aspekt sind die öffentlichen
monarchischen Feiern zu rechnen, die ein Spezifikum der monarchisch-adligen Geschichte des
langen 19. Jahrhunderts darstellen und die von mehreren Publikationen der vergangenen Jahre
ins Zentrum gestellt wurden. Verwiesen sei hier nur auf die sehr anregende Studie über Monarchiejubiläen im 19. Jahrhundert, die Simone Mergen 2005 vorgelegt hat, oder auf die zwei Jahre später publizierte Dissertation von Matthias Schwengelbeck über die Huldigungsfeiern deutscher Fürsten. Durch derartige Arbeiten wurde die Forschung zu politischen Festen, die sich
für das 19. Jahrhundert bislang meist auf bürgerlich-oppositionelle Feiern konzentriert hatte, auf
eine bedeutend breitere Grundlage gestellt.
Etwas abgelegen in einer Flussschleife der Sitter zwischen Bernhardzell und Häggenschwil liegt ein kleiner bewaldeter Hügel mit dem Flurnamen Waldburg. Ein vorbeikommender Wanderer käme nicht ohne weiteres auf die Idee, an dieser Stelle auf die
Überreste einer einstigen Burg des Klosters St. Gallens zu stossen. Für die dazugehörige
Geschichte müssen wir zurück ins Jahr 926 blicken. Die heilige Wiborada, zu jener Zeit
Reklusin in einer Zelle bei St. Mangen, sah in einer Vision einen ungarischen Angriff voraus. [1]
Auf ihren weisen Rat hin oder auch durch Meldungen aus Bayern gewarnt, suchte
die Gallusabtei nach einer Möglichkeit, sich und seine wertvollen Schätze zu retten. Dazu
gehörten neben dem liturgischen Gerät vor allem die wertvolle Klosterbibliothek und
das besitzmanifestierende Archiv. Die Abtei hatte im Jahrhundert zuvor seine grösste
kulturelle Blütezeit erlebt, auch bekannt als das Goldene Zeitalter (ca. 816–920) unter
den Äbten Gozbert, Grimald, Hartmut und Salomo.
Ratperts Casus sancti Galli wurden bis heute dreimal ediert: 1606 von Melchior Goldast, 1829 von Ildefons von Arx für die Scriptores-Reihe der Monumenta und 1872, nur dreiunddreißig Jahre später, nochmals von Gerold Meyer von Knonau in der sanktgallischen Reihe der MVG. Obwohl später keine neuen Textzeugen aufgetaucht waren, nahmen die MGH noch unter ihrem Präsidenten Friedrich Baethgen in den frühen fünfziger Jahren die St. Galler Klosterchronistik, deren Beginn Ratperts Text markiert, erneut in ihr Editionsprogramm auf. Die weniger infolge ihrer zahlreichen Verlesungen und Druckfehler, als aufgrund der Vermischung von Kommentar und Apparat als ungenügend empfundene Edition im Scriptores-Band II, die auch nach 1872 bis heute - da leichter greifbar als die MVG - von vielen Gelehrten herangezogen wurde und wird, war dabei nur ein Motiv für diesen Entscheid. Ein gewisses Unbehagen gegenüber der Sichtweise der St. Galler Frühgeschichte, wie sie in den ausgedehnten historischen Kommentaren und Exkursen Meyers von Knonau zum Ausdruck kam, hatte sich nämlich schon in den Arbeiten von Caro und Ganahl angemeldet und verdichtete sich in den Forschungen der Nachkriegszeit zur offenen Kritik. Meyer von Knonau, der seinen Text, um eine Bemerkung des früheren Stiftsbibliothekars von St. Gallen, Johannes Duft, aufzugreifen, »überkritisch kommentiert« hatte, investierte seine editorische Energie in den Nachweis, dass Ratpert in den ersten 15 Kapiteln seiner Casus überhaupt nicht zu trauen sei, dass hier vielmehr eine Tendenzschrift vorliege, deren Absicht sei, den ursprünglichen Status St. Gallens als konstanzisches Eigenkloster zu leugnen und im Sinne der sanktgallischen Hagiographie eine frühe Eigenständigkeit und die Privilegierung durch Karl Martell und Pippin zu konstruieren.
"Wanderausstellung der Badischen Heimat
gibt ereignisreichen Jahren ein Gesicht“, so
schrieb der Südkurier in seinem Artikel zur
Ausstellung. Nach Freiburg, Karlsruhe und
Mannheim war die Ausstellung vom 3. 9.–
15. 10. 09 in der Galerie der Bürger- und
Narrenzunft Tiengen im Schloss zu sehen. Am
Mittwoch, 2. 9. 09 wurde die Ausstellung im
Schlosskeller eröffnet.
Die Ausstellungseröffnung traf trotz
Ferienzeit auf großes Interesse. Alle Plätze
waren besetzt, als Bürgermeister Manfred Beck
die Gäste begrüßte. Die Eröffnungsrede hielt
Heinrich Hauß. Seit 1982 ist er Chefredakteur
der Vierteljahreszeitschrift der Badischen Heimat.
Unter seiner Leitung etablierte die
Badische Heimat ein hochwertiges Medium,
denn Hauß verlangt von seinen Autoren bei
allen historischen Themen immer auch ein
Gespür für Aktualität.
Beim Ausbau der fürstbischöflichen Wohnräume in der Beletage von Schloss Bruchsal war Ferdinand Hundt (1703–1758) maßgeblich für die Ausstattung der Türen und Wandflächen zuständig. Als Kunstschreiner und Zierratenschnitzer entwarf er von 1751 bis 1758 mit edlen Hölzern parkettierte oder farbig gefasste Wandpaneelen sowie ungezählte vergoldete Rocaille-Ornamente und Spiegelrahmen. Die Beletage durchzog eine farbige Raumabfolge von höchster Qualität mit ihrem Höhepunkt in einem privaten Kabinett. Fast alle diese Kunstwerke fielen zum Kriegsende den Brandbomben zum Opfer. Ferdinand Hundt war im 20. Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten, über erhaltene Werke und historische Fotografien kann man sich dem hoch begabten Künstler aber wieder annähern.
Wenige Städte haben sich so oft und so
grundlegend umstellen müssen wie die Murgstadt
an der alemannisch-fränkischen Volkstumsgrenze.
War das nicht wie im Märchen ein
Zauber der bösen Fee, in die Wiege der jungen
Markgrafengründung gelegt, die um die Wende
vom 17. zum 18. Jahrhundert durch das
Machtwort des Türkenlouis fast über Nacht
vom Dorf, von der bescheidenen Raststätte der
Fuhrmänner und Kaufleute zu einer fürstlichen
Residenzstadt wurde, zu einem „kleinen
Versailles“? Ihre bisherige Bedeutung verlor
dadurch Kuppenheim, die bisherige Amtsstadt
der Gegend.
Die spätromanischen Malereien auf der Nord-, Ost- und Südseite des Chores der ehemaligen Klosterkirche St. Maria stellen einen fortlaufenden Zyklus dar. Der Blick des Betrachters im Chorbogen der Vierung wird von links nach rechts, von der Nordwand über die Ostwand zur Südseite geleitet. Ihm wird die Heilsgeschichte in Szenen vor Augen gestellt, von der Schöpfung bis zur Auferstehung, mit der Person und dem Werk des Erlösers, Jesus Christus, im Mittelpunkt.
Die Wanzenfauna des Albgaus
(2000)
Zwischen 1997 und 2009 ließen sich auf dem FFH- und zukünftigen Naturschutz-Gebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“ insgesamt 150 Wanzenarten nachweisen. Unter diesen sind in der Region sonst seltene Arten wie Acetropis gimmerthalii, Alloeorhynchus favipes, Brachycarenus tigrinus, Conostethus roseus, Haploprocta sulcicornis, Lepidargyrus ancorifer, Miridius quadrivirgatus
und Trigonotylus pulchellus sowie zahlreiche für Sand- und Magerrasen typische Arten. Die fast 200jährige Geschichte des Flugplatzes als Sekundärbiotop und die Liste der Wanzenarten werden besprochen.
Die Warenburg bei Villingen
(2003)
Bisher galt die Warenburg bei Villingen als Gründung der frühen Zähringer. Unbeachtet blieb, dass der Name auf einen Personennamen zurückgehen muss und die Gründung unabhängig von ihrer späteren Funktion bereits früher erfolgt sein könnte. Tatsächlich hatte in fränkischer Zeit ein Warin in Nordstetten Besitz.
Nach den beiden Belagerungen Villingens im Jahre 1633 war es für die Bevölkerung wie auch für die Besatzung Villingens ein dringender Bedarf, Lebensmittel für Mensch und Futter für Tier zu bekommen. So wurden benachbarte Ortschaften überfallen und beraubt, erpresst, ja sogar gebrandschatzt. Die Beutezüge gingen in die Schwarzwaldtäler, bis in die Nähe von Horb und Hechingen, selbst größere Orte wie Bräunlingen, Donaueschingen, Hüfingen und Vöhrenbach waren davon betroffen. Wie groß die Verwilderung der Menschen damals in ihrem ständigen Kriegsleben geworden war, zeigt die Tatsache, dass bei einem solchen Beutezug nach Tuningen sogar Frauen und Kinder beteiligt waren, so groß war die Not.