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Dem am 9. Februar 1601 in Chur vom Domkapitel neu gewählten Churer Bischof Johann V. Flugi von Aspermont (1601-1627) stand nicht nur ein schwieriges, in persönlicher Hinsicht wiederholt leidgeprüftes Episkopat bevor, sondern der Beginn des 17. Jahrhunderts war auch eine der turbulentesten Epochen in der über 1550-jährigen Geschichte des Bistums Chur. Der Freistaat der Gemeinen Drei Bünde, welcher zum Kernterritorium des kirchlichen Sprengels zählte, lag damals im Spannungsfeld der europäischen Großmächte. Der verhängnisvolle Zankapfel „Freier Durchpass“ für französisch-venezianische oder spanisch-mailändische Truppen über die Alpen markiert den Ausgangspunkt zu einem bald offen ausbrechenden Parteienkampf in Bünden, der sich zu einem konfessionspolitischen Flächenbrand ausweiten sollte. Er stellt den Beginn der so genannten „Bündner Wirren“ dar und belastete beinahe die gesamte Regierungszeit Johanns V. Wegen der auf willkürlich zusammengerufenen Strafgerichten gefällten Schandurteile, die mitunter direkt gegen Leib und Leben des ersten tridentinischen Churer Reformbischofs gerichtet waren, musste Johann V. bis 1610 größtenteils von seinen österreichischen Bistumsteilen Vorarlberg (Stadt Feldkirch) oder Vinschgau (Schloss Fürstenburg) aus die kirchlichen Geschicke leiten. Am 4. Mai 1610 erhielt er von der Stadt Chur die Zusicherung des freien Geleits für seine Rückkehr in die Bischofsstadt, wo er — auf dem Ritt von Feldkirch her über die Luzisteig nur knapp einen Attentat entkommen — im November 1610 eintraf. In diese Zeit der Wirren fällt im Februar/März 1611 — also genau vor 400 Jahren — der Anfang der seither beinahe lückenlosen Führung der Churer „libri ordinandorum“, der Weihebücher, auch „protocolli ordinandorum“ genannt, in welchen man neben den herkömmlichen Einträgen der Kandidaten mit Zulassung zu den niederen und höheren Weihen ab dem Episkopat Johanns VI. Flugi von Aspermont (1636-1661), einem Neffen des oben Genannten, auch Einträge zu vollzogenen Kirchweihen und Investituren findet.
1783 bis 1791 war Johann Peter Hebel Präzeptoratsvikar am Pädagogium in Lörrach. In der Lateinschule wohnte er auch, vermutlich im 1. OG. Am Lörracher Pädagogium sammelte Hebel grundlegende Erfahrungen als Pädagoge und schloss Freundschaften, die ihm ein Leben lang wichtig blieben. Davon zeugen Briefe an seinen engsten und vertrautesten Freund Friedrich Wilhelm Hitzig, Hebels Nachfolger am Pädagogium und Freund im Proteuserbund, und an Gustave Fecht, die ab 1788 im Pädagogium wohnte.
Im Literaturband der Ortenau 2013 darf ein berühmter und prächtiger Vergil aus der Historischen Bibliothek der Stadt Offenburg nicht fehlen. Seit 1000 Jahren wird der große römische Dichter in der Klosterlandschaft der Ortenau mit ihren bedeutenden Benediktinerklöstern abgeschrieben, mit bunten Initialen ausgemalt, studiert und somit der Nachwelt überliefert und, später nach den Handschriften gedruckt, der Nachwelt bewahrt. Und auch in der heutigen Schullandschaft des Ortenaukreises mit ihren zahlreichen lateinsprachigen Gymnasien wird Vergil in der Oberstufe als Sternchenthema der Leistungskurse immer noch gelesen, übersetzt, interpretiert und im Abitur geprüft. Die nahen Universitäten bieten immer wieder Vorlesungen zur augusteischen Literatur und namentlich zu Vergil an. Aus den Klosterbibliotheken des ehemaligen Franziskanerklosters in der Langen Straße, heute Klostergymnasium „Unserer Lieben Frau", und des alten Kapuzinerklosters in der Gymnasiumstraße, heute Grimmelshausen-Gymnasium, sind eine Reihe wertvoller Vergilausgaben zu uns gekommen, die
jetzt wohlgehütet und wohlklimatisiert Bestandteile der Historischen Bibliothek der Offenburger Stadtbücherei sind.
Inhalt dieser Veröffentlichung sind Korrekturen und Ergänzungen zu den im Sippenbuch Hüfingen genannten Namensträgern Ruf, und zwar zu denen unter den Nummern 3521 bis 3525, für die sich eine Scharfrichterabstammung nachweisen lässt. Die dort für sie auch angeführte Berufsbezeichnung Metzger trifft in keinem Falle zu, denn den Scharfrichtern wie den Abdeckern war der Zugang zu zünftigen Gewerben verwehrt. Sie galten mehr oder weniger als „unehrlich", wurden einerseits von der Bevölkerung gemieden, andererseits aber von ihr als Heilkundige für Mensch und Vieh begehrt. Ihr Heiratskreis war eingeschränkt, da sie sich meistens nur mit ihresgleichen verehelichen konnten, was zu regelrechten Scharfrichterdynastien führte.
Ein Ereignis, das sich wie kaum ein anderes in
die Geschichte der Klosterschulen St. Ursula einprägte, geschah vor 60 Jahren. Damals versuchten die braunen Machthaber die in der Bevölkerung hoch geschätzte kirchliche Lehranstalt
durch Verbot auszulöschen. Diesen Vorgang
rückte die Schulleitung im November 2000 in
den Blickpunkt. Die Situation im Jahre 1940 beschreibt Schulleiter Dr. Josef Oswald in einem
Bericht, der im Schulbrief 1/2000 erschienen ist.
Die Sorgen und Probleme der Privatschulen, besonders die in kirchlicher Trägerschaft, im Dritten Reich, hat Dr. Oswald in einer größeren Abhandlung unter dem Titel „Ende und Neubeginn“ bereits im Katalog zur Ausstellung „Ein
Haus mit Villinger Geschichte“ beschrieben.
Mittelalterliche Städte weisen in der Regel eine klar definierte räumliche Differenzierung nach berufs- oder gewerbeorientierten Kriterien auf, häufig schon gibt der Name einer Straße oder Gasse Auskunft darüber. In der Reeperbahn saßen die Reeper, Seilschläger oder Seiler, die wegen des enormen Platzbedarfes ein für ihr Handwerk reserviertes Terrain benötigten; die Gerber oder Loher – in Heidelberg die Leyer – konzentrierten sich wegen ihres großen Bedarfs an Wasser an einer für sie günstigen Stelle einer Stadt. In Heidelberg sind wegen der besonderen Bedingungen einer sich im 14. Jahrhundert herausbildenden Residenzstadt die Verhältnisse etwas anders. Zwar ist für das Mittelalter auch hier eine grobe funktionale Stadtgliederung festzustellen, doch bereits im 16. Jahrhundert, als die Residenz und ihre Funktionen voll ausgebildet waren, zerfließen sie. Die Schiffer und Fischer wohnen nicht mehr in unmittelbarer Nähe zum Neckar, auch südlich der Hauptstraße sind sie jetzt anzutreffen, die Bierbrauer und Gerber sind trotz ihres großen Wasserverbrauchs bereits über die ganze Stadt verteilt. Eine genuin soziale Differenzierung der Wohnquartiere ist in der mittelalterlichen Stadt nicht festzustellen, wenngleich die berufliche Betätigung in besonderen Fällen zur Ausbildung bestimmter Quartiere führen konnte; freilich war sie in der Regel an besondere, für die Gewerbe spezifische topographische Besonderheiten gebunden. Anders verhält es sich mit den seit dem Mittelalter in den Städten des Reiches siedelnden Juden. Auch sie versuchten, eigene Quartiere zu bilden. Die Gründe waren
jedoch anderer Art: die Errichtung und der Unterhalt einer Synagoge in einem vollkommen christlichen, sozialen und urbanen Umfeld führte notwendigerweise zum Versuch, eine eigene Gemeinde mit jüdischer Autonomie zu bilden. Von wenigen Ausnahmen wie Speyer und Worms abgesehen, kam es allerdings nicht zur Ausbildung eines Ghettos – dies ist eine Erscheinung, deren Anfänge zwar im 15. Jahrhundert liegen, die jedoch erst im 16. Jahrhundert allgemein wirksam wurden und zu den bekannten Erscheinungsbildern führten.
Die Häfen am Oberrhein
(1996)
Die Binnenschiffahrt und mit ihr die Binnenhäfen als eines der wichtigsten
Einzelsysteme dieses Verkehrsträgers werden bei der Bewältigung des zu erwartenden
Verkehrswachstums in Europa eine zentrale Bedeutung einnehmen. Dies
gilt insbesondere für den Oberrheingraben als den unbestritten wichtigsten europäischen
Durchgangsraum im Nord-Süd-Verkehr und seit der Öffnung des Ostens
zusätzlich auch als Transitverkehrsknotenpunkt im Ost-West-Verkehr. Bereits
heute entspricht in dieser europäischen Zentralregion die vorhandene Infrastruktur
bei den konkurrierenden Verkehrsträgern Straße und Schiene immer weniger den
Erfordernissen des wachsenden Transit- und regionalen Wirtschaftsverkehrs und
droht damit zunehmend zum Engpaßfaktor für das Zusammenwachsen der Wirtschaftszentren
Europas zu werden. Da am Oberrhein ein bedarfsgerechter Ausbau
der Verkehrsinfrastruktur finanziell wie ökologisch nicht zu vertreten ist, ist eine
stärkere Einbindung der Binnenschiffahrt in die arbeitsteilige Verkehrswirtschaft
angesichts ihrer freien Kapazitätsreserven in ihren Teilsystemen Wasserstraßen,
Schiffsraum und Häfen geradezu angezeigt. Die Binnenhäfen nehmen hierbei
immer weniger die Funktion ausschließlich wasserseitiger Umschlagsanlagen als
vielmehr die multifunktionaler Wirtschaftszentren im Sinne eines vielseitigen
Gewerbe- und Industriestandortes und logistischen Knotenpunktes unter möglichst
enger Verzahnung aller Güterverkehrsträger entsprechend ihren Systemvorteilen
ein.
Die Hornmilben (Acari: Oribatida) der Alpe Einödsberg im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen
(2010)
Aus Beifängen einer sechsjährigen Untersuchung der Boden-Makroarthropoden auf der Alpe Einödsberg wurden 9.302 Hornmilben als Vertreter der Boden-Mesofauna bestimmt. Ausgewertet wurden Oribatiden aus zu Beginn der Untersuchung (2003) beim Einsetzen von Barberfallen an 21 Standorten ausgestochenen und im Berlese-Tullgren-Apparat extrahierten
Bodenkernen; aus im Juni 2004 probeweise mit einem D-Vac-Apparat an 14 Standorten erhobenen Saugproben sowie aus dem Frühjahrsfang (Juni) 2005 der Bodenfallen an 26 Standorten. Die für eine Untersuchung der Mesofauna ungewöhnliche Kombination dieser Methoden erbrachte eine hohe Individuen- und Artenausbeute und ermöglichte aufgrund des Designs auch die Auswertung der Oribatiden-Taxozönose in Hinblick auf Unterschiede zwischen Habitattypen und auf Beweidungseffekte. Vor allem die Saugproben erbrachten hohe Individuenzahlen und eine erhebliche Erweiterung des Artenspektrums. Von den für das Gebiet nachgewiesenen 85 Arten sind 10 Arten neu für Deutschland: Phthiracarus bryobius Jacot, 1930, Phthiracarus montanus Perez-Iñigo, 1969, Phthiracarus spadix Niedbala, 1983, Platynothrus capilatus (Berlese, 1914), Epidamaeus berlesei (Michael, 1898), Oppiella (Moritzoppia) incisa (Mahunka & Mahunka-Papp, 2000), Ramusella fasciata (PaolI, 1908), Ramusella elliptica (Berlese, 1908), Trichoribates biarea Gjelstrup & Solhoy, 1994, und Trichoribates monticola (Trägardh, 1902). Da bisher noch keine systematische Aufnahme von Hornmilben aus dem deutschen Alpenraum vorliegt, wird hier eine kommentierte Artenliste vorgestellt. Die Oribatidenzönosen der Borstgrasrasen (Nardeten) in steiler Hanglage sowie der durch die zurück liegende, langjährige intensive Schafbeweidung am stärksten
veränderten Gratstandorte (Lägerfluren) zeigten jeweils eine charakteristische, deutlich von Grünerlen- und Fichtenstandorten verschiedene Artenzusammensetzung (Synusien). Charakterart für die Grat-Lägerfluren ist Oromurcia sudetica, die in Bodenfallen (häufig) und Bodenproben (wenige Ind.) ausschließlich an Gratstandorten gefangen wurde. Daneben charakterisieren auch die hohe Stetigkeit und teilweise extrem hohe Individuenzahlen (v.a. in Saugproben) von Scheloribates (Hemileius) initialis, einer bisher als Waldbewohner betrachteten Art, die Lägerfluren am Grat. Dieselbe Art
wurde aber auch an fast allen Nardetenstandorten in hoher Zahl gefangen. Charakterarten für die beweideten Nardeten sind Archipteria coleoptrata und Oribatula tibialis. Der Artenreichtum war mit 54 in den (ehemals beweideten) Borstgrasrasen deutlich höher als in den Lägerfluren am Grat (29 Arten). Am artenreichsten war der niemals beweidete Referenzstandort (Aveno-Nardetum: 37 Arten). In den anderen Habitattypen im Untersuchungsgebiet Fichtenwald und Grünerlensukzession wurden überwiegend Arten nachgewiesen, die in den von grasartigen Pflanzen dominierten Offenlandflächen nicht oder weniger häufig und stetig auftraten. Der Vergleich der Oribatidenzönosen von Standorten,
die während des Untersuchungszeitraums mit Rindern beweidet wurden, mit aktuell unbeweideten Standorten zeigte nur geringe Unterschiede. Auf unbeweideten und beweideten Nardetenstandorten wurden vergleichbare Artenzahlen nachgewiesen (48 bzw. 51 Arten). Die Artenidentität lag bei 0,65 (Sörensen-Index). In aktuell unbeweideten Lägerfluren wurden 25 Arten gefangen, in beweideten 19 Arten. Die Artidentität lag bei 0,68. Allerdings fand die Beweidung mit 70 bis 130 Rindern auf ca. 120 ha an den einzelnen Standorten im gesamten Untersuchungszeitraum nur über wenige Tage statt,
war also insbesondere im Vergleich mit der früheren Beweidung mit mehr als 2000 Schafen sehr extensiv.
Der rätselhafte Name der Hornisgrinde ermuntert immer wieder aufs Neue zu Spekulationen, was nicht zuletzt seinem ungewöhnlichen Grundwort Grind(e) geschuldet sein dürfte. Es soll das feuchte und nahezu baumfreie Milieu des Bergkammes mit einem von nässenden Ausschlägen (= Grinden) befallenen und deshalb verkahlten Schädel vergleichen.
Als Adelbert von Ellerbach, der Stammvater der Herren von Hornberg, gegen Ende des 11. Jahrhunderts ins Land kam, baute er auf seinem geliehenen Grund (beim Herrschaftswechsel im Jahre 1444 noch als Lehen des Reiches bezeichnet') noch eine Burg (heute Althornburg) als Mittelpunkt seiner Herrschaft und ihr zu Füßen einen sogenannten Bauhof. Für den Ausbau seiner Herrschaft war er auf die Neugewinnung siedlungsfähigen Bodens angewiesen, was nur durch eine systematische Rodung möglich war. Es ist wahrscheinlich, daß die Herren von Hornberg - wie andernorts auch - den Landesausbau (Herrschaft) dadurch vorantrieben, indem sie bäuerliche Kolonisten zur Rodung und Siedlung ansetzten. Als wirksames Lockmittel diente den Landesherren das Zugeständnis ihrer Freiheit. Adelbert von Hornberg lenkte und leitete die Rodung, denn er wurde
bereits im Jahre 1111 urkundlich als Freiherr bezeichnet, das heißt, er war ,,Herr über gerodetes Land".
RHEIN NECKAR ZEITUNG vom 29. Mai 1947 (von F. S.)
„Die 100. Kartenperiode
Am letzten Friedenstag 1939 erschienen wie ein Blitz aus heiterem Himmel Plakatanschläge
mit der Bekanntgabe der Beschlagnahme aller Lebensmittel und der Ausgabe
von Versorgungskarten. Damit begann die erste Kartenperiode. Es gab noch
gute und reichliche Sachen. Die Kalorien waren noch unbekannt und wurden
1.urch Brot, Butter, Fett, Fleisch und Wurst reichlich aufgewogen. Die
Ubergewichtler waren zwar auf etwas bescheidenere Kost gesetzt, aber der Durchschnittsmensch
brauchte sich keine Kandare anzulegen. Noch waren alle Tabakläden
indianische Raucherparadiese, in denen die braunen Sumatra und schlanken
Virginia, die Eckstein 5 und Haus Neuerburg die Besucher anlächelten. Auf dem
Marktplatz saßen noch die Gemüsefrauen mit vollen Körben und riefen:
,,Kaafe Se Äpfel".
Der Schwarzwald ist mit 365 000 Hektar Waldfläche die waldreichste Landschaft in Baden-Württemberg. Trotz der großen Bedeutung der Holzwirtschaft für die Region, gerade auch im Hochschwarzwald, war der Rohstoff Holz in der Vergangenheit bei den Verbrauchern nicht sonderlich beliebt. Der Verein Holzkette Schwarzwald e. V. (früher »Holzkette Hochschwarzwald«) engagiert sich deshalb dafür, die Verwendung von heimischem Holz zu fördern und damit die Holzwirtschaft zu stärken. Dies soll mit der Verbesserung der Zusammenarbeit der verschiedenen Produktionsstufen im Holzsektor sowie durch öffentlichkeitswirksame Maßnahmen erreicht werden. Bei der Umsetzung dieser Ziele stützt sich der Verein auch auf sein großes Netzwerk. Der folgende Beitrag ist aus einem Interview entstanden, für das sich drei Vereinsmitglieder mit herausgehobenen Funktionen zur Verfügung gestellt haben: Dipl.-Ing. Peter Bläsi, der erste Vorsitzende des Vereins, Geschäftsstellenleiter Carl-Walter Roth und Fridolin Schwehr, Beirat für den Bereich Holzhandel. Die Fragen der Autorin sind kursiv, die Antworten der drei Interviewpartner in normalem Schriftgrad wiedergegeben.
Seit Oktober 1999 wurden die Druckwerke der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen in verschiedenen Auktionshäusern versteigert oder anderweitig auf dem Antiquariatsmarkt angeboten. Die Donaueschinger Bibliothek war seit 1855 auch Standort der umfangreichen Büchersammlung des Gelehrten Joseph Maria Christoph Freiherrn von Laßberg (1770-1855). Das Land Baden-Württemberg hat große Anstrengungen unternommen, die wichtigsten
Teile der Laßbergschen Bibliothek zu erwerben und für die Öffentlichkeit zu bewahren. Diese Bücher haben in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe eine neue Heimat gefunden, wo sich bereits ein Teil seines Nachlasses, seiner Handschriften, vor allem die deutschsprachigen Schätze des Mittelalters und deren Abschriften, und auch viele seiner Inkunabeln befinden.
Die badischen Hofprediger haben sich nicht in das Bewusstsein einer interessierten kirchengeschichtlichen Öffentlichkeit eingeprägt als Träger eines Amtes, dessen Funktion sich einem heutigen Betrachter nicht sofort erschließt. Dabei war das Amt des Hofpredigers eines der vornehmsten unter den Theologen der Markgrafschaft und des Großherzogtums Baden, das von einer Anzahl hoch bedeutender Persönlichkeiten ausgeübt wurde, die, wenn auch eher in einem anderen Zusammenhang, einen hohen Bekanntheitsgrad über die Residenz hinaus erlangt haben. Ich erinnere nur an den
Prälaten Karl Wilhelm Doll oder den Prälaten und Kirchenpräsidenten Albert Helbing. Die Beschäftigung mit den Hofpredigern erschien wohl lange Zeit nicht opportun zu sein. Doch der Boom der Residenzen- und Elitenforschung in den letzten Jahren hat selbstverständlich auch die Hofprediger wieder in den Blick der Forschung gerückt. In einer Projektbeschreibung der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel „Obrigkeitskritik und Fürstenberatung. Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568–1714“ heißt es: „Protestantische Hofprediger der Frühen Neuzeit
agierten in einem Schnittfeld zwischen höfischer Seelsorge, gelehrten theologischen Diskursen, institutioneller Herrschaftsgestaltung, Politikberatung und persönlichem Glauben. Sie bildeten zweifellos eine besonders einflussreiche Gruppe im Spektrum frühneuzeitlicher Eliten, deren nähere Erforschung das Verständnis für die politische
Kultur, die Ausbildung der modernen Staatlichkeit und die Entwicklung von Kirche und Theologie zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert vertieft.“
Die Hofkreuze von Hofstetten
(2003)
Die Hofkreuze in Hofstetten sind Hochkreuze und tragen alle einen Christus-Korpus. Geht man der Geschichte und den Inschriften der Kreuze nach, entdeckt man, dass viele Leute, meistens Bauern, Hofkreuze aus Dankbarkeit, zur Erinnerung an Menschen, als Mahnmal, als Gotteslob, zum Schutz vor Seuchen und Blitzeinschlägen oder in Verbindung mit einem
Gelübde errichtet worden sind. Heute werden keine Hofkreuze mehr gebaut, weil viele Menschen nicht mehr so religiös eingestellt wie früher sind. Allerdings entdeckt man am Straßenrand oft Kreuze, die an einen Unfall erinnern und die Vorbeifahrenden mahnen sollen.
Für die „SchUM-Stätten“, die hochmittelalterlichen Kult- und Gemeindebauten der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Worms und Speyer sowie ihre hochbedeutenden Friedhöfe in Mainz und Worms, wurde im Januar 2020 der Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste eingereicht. Die mehrteiligen Gemeindezentren, d. h. der Judenhof in Speyer und der Synagogenbezirk in Worms mit ihren Bauten, haben ebenso wie die beiden Friedhöfe mit ihren Grabsteinen und Funktionsbauten nicht nur aus Sicht der Antragsteller einen „außergewöhnlichen universellen Wert“, wie ihn die UNESCO für Welterbestätten voraussetzt. Nicht in den Antrag aufgenommen sind der ehemalige Synagogenbezirk in Mainz, der lokalisierbar, aber modern überbaut ist, sowie der ehemalige Friedhof in Speyer, der nach Einrichtung des neuen Hauptfriedhofs 1888 parzelliert und überbaut wurde.
Am 29. Januar 972 schenkte ein Diakon Wolvoald, der sehr wahrscheinlich einer reich begüterten fränkischen Adelsfamilie angehörte, eine Anzahl von Orten unserer engeren Heimat, so Marbach, Affalterbach, Erdmannhausen und Rielingshausen, dem Bischof Balderich von Speyer. Als letzter Ort wird in dieser Schenkungsurkunde »Wolvoldestete« genannt. Die Bearbeiter des Württembergischen Urkundenbuchs haben in diesem Ort unser heutiges Wolfsölden vermutet. Dies trifft indes nicht zu. Aus »Wolvoldestete«, das heute wahrscheinlich Wolwaldstetten oder ähnlich hieße und den Namen des Schenkers von 972 festhielte, hätte sprachgeschichtlich schwerlich Wolfsölden werden können. Eine Gleichsetzung mit Erbstetten, dem Stetten des Wolvald, das bereits 794 in Quellen des Klosters Lorsch an der Bergstraße nachweisbar ist, liegt näher.
1. Entwicklung ist im Rückblick ja immer "historisch". Hier soll das Wort
historisch einmal zur Abgrenzung gegen das Thema von Wolf-Dieter Siek dienen,
der sich mit der jüngeren Entwicklung und der heutigen Situation befasst.
Dieser Beitrag wird sich auf die Entwicklung etwa bis zum beginnenden 19.
Jahrhundert beschränken, das ja auch für die Siedlungsentwicklung umwälzende
Neuerungen brachte. Andererseits sollen jedoch die siedlungsarchäologischen
Befunde den archäologischen Beiträgen vorbehalten bleiben, so entscheidend
die Ergebnisse der Archäologie für die Frage der Anfänge unserer
Siedlungen auch sind in einer Zeit, aus der es fast keine schriftliche Überlieferung
gibt.
2. soll die Entwicklung der Baar-Dörfer nicht nur allgemein aufgezeigt werden.
Die Dörfer der Baar, die meisten von ihnen ja sogenannte Haufendörfer,
sind keine gestalt- und strukturlosen, ungeordneten "Haufen", sie weisen vielmehr
eine innere, jeweils individuelle Struktur auf, in der die Entwicklung der
Bewohner ihren Niederschlag gefunden hat. In diesem Sinne sollen also auch
Einzelbeispiele vorgestellt werden.
Die Lassolayes waren eine der Familien in badischen Hof- und Staatsdiensten, welche nicht nur das Land durch ihr Wirken
entscheidend mit prägten, sondern auch deutlich zur buntschillernden Palette des badischen Adels insbesondere auch in
der Ortenau mit beitrugen. Die Lassolayes, durch Leopold von Lassolaye Besitzer des Schlößchens Aubach (zwischen Lauf und Obersasbach) im Jahre 1797, waren vielfach verwurzelt und verzweigt. Leopold selbst war 1819 bis zu seinem Tode 1820 Abgeordneter der II. Kammer für Offenburg. Bei der Säkularisation und Übernahme des Klosters Allerheiligen war Franz Carl von Lassolaye 1803 als markgräflich-badischer Kommissar u. a. mit der Aufgabe betraut, Klosterwaldungen in die Verwaltung des badischen Forstamtes Mahlberg einzugliedern, bevor diese dann dem neu errichteten Oberforstamt Oberkirch mit Amtssitz in Gengenbach zugewiesen wurden. Wenig an ihrer offiziell-offiziösen Familiengeschichte scheint
wahr zu sein, und was wahr zu sein scheint, ist – mit anzuerkennenden Ausnahmen – weder besonders ehrenhaft noch besonders lobenswert. Die buntschillernden Charaktere dieses Freiherrenhauses dürfen zumindest ernsthaft hinterfragt werden. Der Ursprung seines Adels übrigens auch, der erst durch den kaiserlichen Adelsbrief 1780 zweifelsfrei geklärt ist. Doch auch danach bleiben Schatten auf der Geschichte dieser sonnigen Familie.
Am 9. Oktober 1628 begann in Steinbach der Prozess gegen die Witwe Anna Habicht aus Neuweier. Sie wurde bezichtigt,
eine Hexe zu sein. Nach anfänglichem Leugnen brach Anna Habichts Widerstand unter der Folter schnell zusammen, und
sie gestand, mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und in seinem Namen Menschen und Vieh getötet zu haben.
Die Geschichte der Hexen und ihrer Verfolger gehört zu den Themen, die zu jeder Zeit Aufmerksamkeit erregen. Mythen haben sich gebildet und schreckliche Bilder in die Vorstellungswelt der zeitgenössischen Menschen eingeprägt. Die heutige Hexenforschung bemüht sich, die tatsächlichen Geschehnisse zu analysieren und zu vermitteln. Dazu können die Oppenauer Hexenakten einen nützlichen Beitrag leisten. Haben doch diese Originalaufzeichnungen den 30-jährigen Krieg, viele politische und kriegerische Ereignisse und nicht zuletzt die beiden Weltkriege mit der nachfolgenden französischen Besatzung überstanden. Sie gewähren uns einen authentischen Einblick in die Situation im Oppenauer Tal in den Jahren 1620 bis 1632.
Die Heuschrecken in Naturschutzgebieten im Neckar-Odenwald-Kreis (Region Rhein-Neckar-Odenwald)
(2021)
In den Jahren 2018 bis 2020 erfassten die Autoren Heuschrecken in 27 Naturschutzgebieten, einem flächenhaftem Naturdenkmal sowie in vier weiteren ausgewählten Gebieten des Neckar-Odenwald-Kreises und verglichen die Ergebnisse mit älteren Erfassungen. Dabei konnten 20 Langfühlerschrecken und 21 Kurzfühlerschrecken nachgewiesen werden.
Diese insgesamt 41 Heuschrecken-Arten stellen rund 58 % der baden-württembergischen Arten dar. Neun Arten sind in der aktuellen „Roten Liste der gefährdeten Heuschrecken Baden-Württembergs“ und weitere acht in der Vorwarnliste aufgeführt (detzel et al. 2021). Davon gelten drei Arten als „stark gefährdet“, sechs Arten als „gefährdet“ und acht Arten sind landesweit merklich zurückgegangen und daher auf der „Vorwarnliste“ zu finden. Für drei Arten, Plumpschrecke (Isophya kraussii), Laubholz-Säbelschrecke (Barbitistes serricauda) und Waldgrille (Nemobius sylvestris), ist Baden-Württemberg in besonderem Maße verantwortlich, da sich hier die Hauptvorkommen von ganz Deutschland befnden und die Bestände daher von bundesweiter Bedeutung sind. Neu im Neckar-Odenwald-Kreis hinzugekommen ist die besonders geschützte Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus). Sie konnte von den Autoren in fünf verschiedenen Gebieten nachgewiesen werden. Dagegen zeigten in den letzten vier Untersuchungsjahren der Sumpfgrashüpfer (Pseudochorthippus montanus) und
die Kurzflügelige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera) deutliche Arealverluste.
Die Heteropterenfauna Kretas
(2015)
Eine Liste von 230 Wanzenarten von der griechischen
Insel Kreta wird vorgestellt. Die Tiere wurden in den
Jahren 1994, 1995, 2010, 2011 und 2012 während
Ferienaufenthalten der Autoren gesammelt.
Drei Arten sind Erstnachweise für die Fauna Europas: Brachycarenus languidus, Eurydema blanda
und Singhalesia turcica. Zusätzliche vier Arten sind
Erstnachweise für Griechenland: Dicyphus eckerleini,
Pilophorus simulans, Campylomma simillimum und
Heterocapillus perpusillus. Zusätzlich zu den schon
genannten sieben Arten wurden für Kreta weitere 27
Arten neu nachgewiesen, womit sich die Artenzahl der
Insel von bisher 491 auf 525 erhöht. Es wird eine Gesamtartenliste der Wanzen Kretas vorgestellt und die
Biogeographie der neu nachgewiesenen Arten diskutiert. Photos von 23 Arten werden abgebildet. Zur besseren Unterscheidbarkeit von Heterocapillus nitidus
und perpusillus sowie von Lepidargyrus ancorifer und
syriacus werden deren männliche Genitalien illustriert.
Die Herrenkramersche-Krippe
(2003)
Rottweil ist eine Stadt mit Krippentradition. Unter
ihren Kirchenkrippen fällt in der Kapellenkirche
die Altarkrippe des Asam-Schülers Joseph Firtmair
mit ein Meter hohen Brettfiguren von etwa 1730
ins Auge. Noch vor 100 Jahren gab es auch in
jedem alten Rottweiler Stadtviertel zwei oder drei
Krippen in Bürgerhäusern, die in der Weihnachtszeit zum Besuch einluden. Die wichtigste und
„volkskundlich interessanteste“ unter ihnen ist
sicher die „Herrenkramersche Krippe“.
Die Herren von Almshofen
(2002)
Die Herren von Almshofen zählten zu den alten bodenständigen Ministerialengeschlechtern der Baar. Nach den Herren von Blumberg und den Herren von Sehellenberg sind sie als das bedeutendste Dienstmannengeschlecht der Hochfläche anzusehen. Schon das älteste belegte Mitglied desselben, Bertholdus de Almishoven, der sich bereits im Jahr 1224
nachweisen lässt, wird als miles, Ritter, betitelt. Die von Almshofen nannten sich, wie es zu ihrer Zeit beim Adel üblich war, wahrscheinlich nach ihrem Herkunftsort, dem Donaueschinger Stadtteil Allmendshofen. Die Schreibweise ihres Namens variiert in den Quellen vorwiegend zwischen: de Almishoven (1224), von Almanshofen (1281), von Almshouen (1281), de Almeshouen (1295), von Almanshouen (1307), de Almanßhouen (1346), von Almishoven (1392), von Almshofen (1422), von Almanßhouen (1438), von Almßhouen (1473), von Almanßhoffen (1495), von Almiszhofen (1501), von Almshofen (1504) und von Almyßhoffen (1509). Am häufigsten sind die Schreibweisen von Almshofen, von Almshouen und von Almshoven verwendet.
Nahe bei Zarten, Kirchzarten, Hinterzarten - dem alten Tarodunum, der schon vom römisch-ägyptischen Geographen Ptolemaios auf seiner Weltkarte ca. 120 Jahre nach Christus genannten Fluchtburg der Kelten - liegt, wunderschön eingebettet zwischen den nahen Bergen des Dreisamtales, die kleine Kapelle der alten Buchhändler-Familie Herder. Eines der Familienmitglieder, Dr. Theophil Herder-Dorneich ließ die Gebetsstätte 1968 - nach glücklich überstandenem 2. Weltkrieg - als Grablege für sich und andere Familienmitglieder errichten. Die Kapelle ist voller Symbolik, dient mehreren Konfessionen als Raum für den Gottesdienst, - im Volksmund trägt sie den Namen „Vaterunser-Kapelle“. So steht es auch groß an der Eingangstür. Die Kapelle will den Menschen „ein Zeichen am Wege sein, wie es einst die Feldkreuze waren“.
Die Entstehung fast aller spätgotischen Predigtkanzeln fällt im deutschen Sprachgebiet in die Zeit
zwischen ca. 1460 und 1520. Dies trifft auch für
die Villinger Münsterkanzel zu, die im Hinblick
auf die Tätigkeit ihres Meisters im nahen
Mönchweiler ab 1511 [1] höchstwahrscheinlich kurz
vor 1510 errichtet wurde.
Während fast alle spätgotischen Kanzeln hinsichtlich ihrer Bauweise - dreiteiliger Aufbau des Bauwerks aus Stützzone, Kanzelkorb (auch Kanzelkorpus genannt) und Kanzeltreppe - grundlegende
Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es bei ihrer
skulpturalen Ausschmückung, welche die Kanzel in
aller Regel erst zu einem Kunstwerk erhebt, reichste Vielfalt.
Viele Jahrhunderte diente der Friedhof
bei der Pfarrkirche St. Johann (,,Totenkirche")
als Begräbnisplatz für die Verstorbenen
von Neckarbischofsheim.
Lange war er am Rand des Städtchens
gelegen. Mittlerweile aber war der Ort
gewachsen, wodurch der Friedhof seine
Randlage verloren hatte. Da eine Erweiterung
nicht mehr möglich war, begann
man am Rand der Stadt einen neuen
Friedhof anzulegen.
Am 5. Juli 1860 teilte der Gemeinderat
Neckarbischofsheim dem Großherzogliehen
Amt Neckarbischofsheim mit,
dass „die Begraebnißstaette fertig ist
und dass sie dem Gebrauch übergebenwerden
kann" 1•
Sehr geehrter Herr Landrat, Herr Bürgermeister,
meine Damen und Herren!
Als Sie, Frau Holzförster, mich vor einiger Zeit gefragt haben, ob ich bei
der Eröffnungsveranstaltung zur „Offenen Gartentür" etwas über die heimischen Holzarten in ihrer Verwendung auf dem Bauernhof sagen könnte,
dachte ich: warum denn nicht? Denn erstens bin ich hier in Gutach zwischen den Wäldern und den Obstbäumen geboren, zweitens hatte ich seit
meiner frühesten Kindheit engsten Kontakt zum Bauernhof, zur Land- und
Forstwirtschaft und drittens habe ich das Handwerk des Zimmermanns erlernt. Also dachte ich, das Thema Holz dürfte kein Problem sein. Deshalb
gab ich Ihnen, Frau Holzförster, damals spontan meine Zusage.
Je mehr ich mich aber mit diesem Thema beschäftigt habe, desto mehr
Holzarten sind mir auf gefallen, die alle auf ihre bewährte Weise von den
Menschen auf den Bauernhöfen genutzt worden sind.
Am 5. Oktober 2001 wurde in Unteralpfen, Gemeinde Albbruck (Hochrhein), die Jakob-Ebner-Stube eröffnet. In Anlehnung an den Emil Baader initiierten Heimatstuben-Gedanken wird hier an den charismatischen Sohn der Gemeinde, Dr. Jakob Ebner (1873-1960), erinnert. Heft 4/2001 berichtete über die Stubeneinweihung im Geburtshaus des Priesters. In der gleichen Ausgabe begann eine Gesamtschau der Heimatstuben im Bereich der Gemeinde Albbruck, die mit vier „intakten" Stuben aufwarten kann. Diese Kurzportraits werden nun abschließend fortgesetzt.
Die heiligen drei König mit ihrigem Stern,
die kommen gegangen, ihr Frauen und Herrn. Der Stern gab ihnen den Schein. Ein neues Reich geht uns herein. [Mit diesem oder einem ähnlich lautenden Lied zogen und ziehen Sternsinger oder Dreikönigsänger, früher ausschließlich in katholischen Gegenden, in der Zeit zwischen Neujahr und Dreikönigstag von Haus zu Haus, um ,,milde Gaben" einzusammeln. Schon die Abwandlung des vorigen Sterndreherliedes in folgenden Text bemerkt etwas süffisant, aber sicher realistisch, warum sie im 16. und 17. Jahrhundert auch „aktenkundig" geworden sind: ,,Die heiligen Drei König mit ihrigem Stern, die essen und trinken und zahlen nicht gern!" Bereits 1566 wurden die Verse gedruckt und Rüdesheimer Kinder haben den Text 1601 gesungen.
Es ist Bertolt Brechts „lesender Arbeiter“ (1935), der mit der Frage, ob Caesar, als er die Gallier schlug, nicht „wenigstens einen Koch“ dabei gehabt habe, darauf pocht, dass Geschichte nicht allein von den „Großen“ gemacht wird. Trotzdem befassen sich historische Betrachtungen immer noch gern mit herausragenden Ereignissen und mit solchen Personen, die ihre bis in die Moderne sichtbaren Spuren hinterlassen haben oder über die geschrieben worden ist und die selbst geschrieben haben – Briefe oder Tagebücher zum Beispiel. Dagegen gehen diejenigen, von denen nichts Vergleichbares blieb und die lediglich die Statisten in jener Geschichte der anderen waren, dem Blick des Betrachters leicht verloren. Deshalb ist es interessant, einmal wenigstens ansatzweise nachzuzeichnen, welchen Part die Mitglieder einer alteingesessenen Familie aus dem großen Heer der „kleinen Leute“ in der Heidelberger Stadtgeschichte spielten, zumal – anders als bei vielen Adligen oder Industriellen – über die Genealogien einfacher Handwerker oft nur wenig bekannt ist. Letzteres gilt nicht für die Familie der Heidelberger Zuckerbäcker – heute heißt es im Allgemeinen: Konditoren – Loos.
Wenn eine schwangere Frau im Mitteleuropa des 19. Jahrhunderts Wehen verspürte, rief sie im Allgemeinen die Hebamme zu Hilfe. Diese kam zu ihr nach Hause, begleitete die Frau durch die Geburt und war auch für die erste Versorgung der Mutter und des Kindes zuständig. Nicht alle Frauen hatten jedoch die Möglichkeit, in ihren eigenen vier Wänden niederzukommen: Dienstmägden und Hausmädchen geschah es nicht selten, dass ihnen verwehrt wurde, im Haus ihrer Dienstherren zu entbinden. Wenn die Eltern verstorben waren, sich weigerten ihre Tochter aufzunehmen oder schlicht zu weit entfernt lebten, standen einer schwangeren Frau nicht mehr viele Optionen offen. Eine Möglichkeit waren in einigen Gegenden Europas die Entbindungshospitäler, die ab der Mitte des 18. Jahrhunderts in verschiedenen Städten eröffnet wurden. In ihnen konnten schwangere, meist ledige Frauen in der Zeit um die Geburt Unterschlupf finden und unter medizinischer Aufsicht ihr Kind zur Welt bringen.
Im Januar 1918 sah Friedrich von Duhn, Direktor des Archäologischen Instituts an der Universität Heidelberg, seine Chance, die institutseigene Sammlung um Gipsabgüsse des seinerzeit in der Forschung heftig diskutierten gewaltigste[n]
Siegesdenkmal[s] Roms gegen den Norden zu bereichern: des sog. Tropaeum Traiani von Adamklissi in der rumänischen Dobrudscha. Der nördliche Teil der Dobrudscha unterstand zu diesem Zeitpunkt dem deutschen Oberkommando unter Generalfeldmarschall August von Mackensen. In Anbetracht der militärischen Besetzung durch das Deutsche Reich und mit Hilfe des vor Ort stationierten Hauptmanns Harald Hofmann, selbst ausgebildeter Archäologe, würden sich die Abformungen mit militärischen Hilfskräften leicht bewerkstelligen lassen, so von Duhn. Die Zeit sei günstig, solange die Deutschen noch in Rumänien und der Dobrudscha militärisch die Herren seien; die herzustellenden Abgussformen könnten außerdem für einen gewinnbringenden Verkauf von Abgüssen an andere Museen und Universitätssammlungen genutzt werden. Es wäre doch eine schöne Sache für uns, würde dem badischen Staat Ehre machen und die Wissenschaft sehr fördern, schrieb er im Januar 1918 an das Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe.
Zwischen der Durchsetzung der Reformation unter Ottheinrich 1556 und der Veröffentlichung des Heidelberger Katechismus 1563 liegt für die Kurpfalz ein etwa siebenjähriges Ringen um die konfessionelle Identität des neuen evangelischen Kirchwesens. Das Land wandelt sich in dieser Zeit von einer Schaubühne der großen innerreformatorischen Lehrstreitigkeiten zu einem eigenständigen Akteur im konfessionspolitischen Kräftespiel der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Besonders
fassbar wird diese Wandlung anhand einer Momentaufnahme aus dem Sommer 1560. Zeitzeugenberichte verschaffen zuerst einen Eindruck von den Protagonisten und Frontstellungen dieser Zeit. Das entstandene Bild soll dann zweitens in den Kontext
der politischen und der kirchlichen Entwicklungen in der Kurpfalz seit 1556 eingebunden werden. Drittens wird nach der Bedeutung der Momentaufnahme für den Weg zum Heidelberger Katechismus zu Fragen sein.
Es ist in erster Linie dem Jubiläum geschuldet, dass wir uns heute an Luthers Heidelberger Disputation erinnern lassen. Dass wir dies als badischer Verein tun, bedeutet zugleich einen Anachronismus der Betrachtung einer im Jahre 1518 gar nicht badischen Stadt – der Übergang an Baden vollzog sich erst 1802/03 –, sondern eben der kurpfälzischen Residenz Heidelberg. Aber auch hier droht eine irrige Annahme. Denn Luthers Weg nach Heidelberg ist ja gar nicht dem kurpfälzischen Hof geschuldet gewesen, sondern Angelegenheiten seines Ordens. Dennoch – die Ausstrahlung der Disputation auf den Südwesten ist ja kein Zufall – können wir als erstes zur Kenntnis nehmen: Soweit südwestlich ist Luther in seinem ganzen Leben nur noch einmal drei Jahre später zum Reichstag nach Worms nicht gekommen, wenn man so will: „badischer“ wurde er nie. Die sachliche Bedeutung der Heidelberger Disputation ist freilich eine, die uns weder badisch noch kleinräumig denken lassen kann. Blenden wir ins Jahr 1518, so blicken wir nicht nur innerhalb der Biographie Luthers auf eines der wichtigsten Jahre des frühen Reformation, und zwar auf ein Jahr mit zwei Eckpunkten, nämlich im Oktober das Augsburger Gespräch mit Thomas de Vio aus Gaeta (Cajetan, 1469–1534) – und im Frühjahr eben die Heidelberger Disputation. Und sich an sie zu erinnern liegt vor allem daran, dass Luthers Disputation eine im Vorfeld nicht zu ahnende oder gar zu erwartende Wirkungsgeschichte entfalten sollte.
Anarta myrtilli ist eine klassische und unverwechselbare tagaktive Eulenfalterart der Calluna-Heiden. Im südwestlichen Deutschland kommt sie lokal in den subatlantischen Sandginster-Heiden der Oberreinebene sowie etwas weiter verbreitet in den Bergheiden des Schwarzwalds und in zwergstrauchreichen Hochmooren des Alpenvorlands vor. In der Roten Liste Baden-Württembergs wird sie in der Vorwarnliste geführt (Ebert et al. 2005).
Die Hecker-Forschung
(2011)
Die folgende Auflistung von Büchern zeigt den Zuwachs an wissenschaftlichen
Erkenntnissen über Friedrich Hecker, wobei seit den 1990er Jahrfen eine starke
Zunahme an Publikationen zu verzeichnen ist.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts dominierten die persönlichen Erinnerungen von
Zeitzeugen der 1848er Ereignisse. Dann, zwischen 1923 und 1931, zwei
grundlegende Werke über Hecker und die Revolution von 1848/49 (von Heinrich
Scharp und Veit Valentin). 50 Jahre lang erscheinen danach keine wissenschaftlich
relevanten Veröffentlichungen mehr über Friedrich Hecker, bis Ende der 1970er
Jahre die Entwicklung einsetzte, die uns bis heute eine relativ breite Palette
substanzreicher Literatur über den badischen Volkshelden von 1848 gebracht hat.
Die Fertigstellung der neuen Suchtklinik
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
gab dem Mannheimer Stadtbild ein Stück
seines ursprünglichen Aussehens zurück. Die
im Juni 2005 eingeweihte Klinik war anstelle
eines gründerzeitlichen Wohnhauses erbaut
worden, dessen Totalabriss im Jahr 1999
bereits fest beschlossen war. Nach heftigen
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt,
dem Zentralinstitut (ZI), Stadtbildpflegern und
Denkmalschützern konnte schließlich die
neugotische Fassade erhalten und in den
Neubau integriert werden. Diese Lösung wird
inzwischen von allen Beteiligten als optimaler
Kompromiss gesehen.
Als »früheste eindeutige und ausführliche Erwähnung der besonderen Verhältnisse in der Hart« hat bereits Rudolf Kieß eine Urkunde herangezogen, die erstmals Licht auf Struktur und Organisation einer mittelalterlichen »Waldbesitzergemeinschaft« wirft, die von sieben im Umkreis der Murrmündung gelegenen Orten gebildet wurde. Die Orte, die das nordöstlich von Steinheim gelegene Waldgebiet vom Mittelalter bis zu seiner endgültigen Aufteilung im Jahre 1840 in gemeinschaftlichem Grund- und Nutzungsbesitz hatten, sind bekannt: Marbach, Erdmannhausen, Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Beihingen und Benningen. Auf die auffällige Tatsache, dass nur einer der genannten Orte, nämlich Steinheim, mit seiner Markung an die Hart angrenzt, alle anderen aber mehr oder weniger weit davon entfernt liegen, Benningen und Beihingen sogar jenseits des Neckars, hingegen unmittelbare Anrainer der Hart wie Rielingshausen oder Kleinaspach hier aber keinen Waldbesitz hatten, wurde bereits mehrfach hingewiesen.
Der Bestand Abt. 064. enthält die Handakten der langjährigen Vorsitzenden der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden, Frieder Schulz und Heinrich Riehm. Frieder Schulz, geboren am 19. Juli 1912 in Bruchsal und verstorben am 25. Dez. 2005 in Heidelberg, war 23 Jahre lang, von 1955 bis 1978, Direktor des Peterstifts, des Predigerseminars der badischen Landeskirche in Heidelberg und seit 1956 Mitglied der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die „Handakten Frieder Schulz“ kamen im Februar 1999 als dienstliche
Akten aus der Tätigkeit als Landeskirchlicher Beauftragter für liturgische Ausbildung, Forschung und Praxis sowie seiner Mitarbeit im Rahmen der Liturgischen Kommission der Landeskirche in das Archiv. Heinrich Riehm, geboren am 22. Aug.
1927 in Haßmersheim und im Ruhestand seit 1. Sept. 1992, war 1965 zur Übernahme einer Professur an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz für ein Jahr beurlaubt. Bis Ende 1995 hatte er den Vorsitz der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Der vorliegende Bestand „Liturgische Kommission“ dokumentiert durch Protokolle und dazugehörige Unterlagen die umfangreiche und gründliche Arbeit, welche in der badischen Landeskirche und darüber hinaus von Heinrich Riehm und Frieder Schulz vor allem in liturgischer, aber auch in kirchenmusikalischer Hinsicht geleistet worden ist. Unter ihrer Regie entstanden Gottesdienstordnungen, Agenden und Gesangbücher in Zusammenarbeit mit der EKD, weiteren protestantischen Kirchen in Europa und der Ökumene. Im Petersstift waren sie im Fach Liturgik für die liturgische Ausbildung badischer Theologen verantwortlich.
Die Haltung des Freiburger Pastoraltheologen Linus Bopp (1887-1971) zum und im Nationalsozialismus
(2007)
Die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, zu deren historischen Kernfächern die (Katholische) Theologie gehört, kann 2007 auf ihr 550-jähriges Bestehen zurückblicken. Ein Jubiläum dieser Art ist immer auch ein Anlass zum historischen Rückblick. Dabei hängt die Qualität eines solchen Rückblicks wesentlich von der Bereitschaft ab, sich auch kritischen Phasen und Ereignissen zu stellen, zu denen zweifelsohne die Zeit des Nationalsozialismus gehört. Dieser Aufsatz richtet den Blick auf Linus Bopp, der in diesen Jahren Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg war. Zunächst soll ein kurzer Überblick über seine Person und sein Werk gegeben werden (1). Danach wird Bopps Haltung zum Nationalsozialismus im Kontext der gegenwärtigen kirchengeschichtlichen Forschung thesenartig umschrieben (2). In einem dritten Schritt ist darauf zu schauen, in welche Richtung die Weichen in Bopps pastoraltheologischem Denken vor 1933 gestellt waren (3). Anschließend wird geschildert, wie der Freiburger Pastoraltheologe im „Dritten Reich“ zu einem „Brückenbauer“ wurde, aber auch, wie er zum nationalsozialistischen Regime zunehmend auf Distanz gegangen ist (4). Überlegungen, wie sich der Freiburger Theologieprofessor Bopp nach Ende des Zweiten Weltkriegs über den Nationalsozialismus geäußert hat und wie diese Erfahrungen sein (pastoraltheologisches) Denken beeinflusst und verändert haben, schließen diesen Beitrag ab (5).
Als ich nach meiner Wahl zum Oberbürgermeister vor 19 Jahren auf dem Villinger Münsterplatz vor dem Rathaus auf die provisorisch aufgebaute Bühne trat, spielte die Villinger Stadtmusik das Badener Lied, und nicht wenige der anwesenden Zuschauer sangen mit der Hand am Herzen inbrünstig mit. Diese kurze Episode stand eigentlich im Kontrast zu einem wesentlichen Bestandteil meines späteren Arbeitszimmers, einem wertvollen Gemälde der jungen Maria Theresia, welches den Charakter des Raumes entscheidend prägt.
Der neue Garten im Kloster Lobenfeld erinnert an Gärten, die es innerhalb des
Immunitätsbezirks einmal gegeben hat. Die Renovation von 17941 weist das
benutzte Areal ebenfalls als Gärten aus: Gemüse- und Obstgärten für die Bewohner
des ehemaligen Klosterbereichs. Die Nutzung ist geblieben.
Daß die Gemeinde Lobbach im Rahmen der Sanierung des ehemals selbständigen
„Ortsteils" Kloster einen Teil (heute Flurstück 185/4) der No 7 von 1794 von der
Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei Heidelberg erwerben konnte, rundete das
Gesamtprojekt ab.
Erinnert wird an die markantesten gärtnerischen Anlagen, die des Klosters und an
den Bürgergarten der Schaffner des 18./19. Jahrhunderts. Auch jüngere Gärten, die
hier meist Vorgänger hatten, finden ihre Würdigung.
Ein anderer Weg in die Klostergeschichte.
Die guten Schwestern
(2009)
Wir hier in Rastatt erinnern uns doch noch gut an die guten Schwestern: an Adelaria, Aldrich, Bruno, Christa, Dionysia, Ida, Johannita, Luisiana - oder etwa nicht? Sie hießen „Niederbronner Schwestern" nach ihrem Mutterhaus im Elsaß, oder „Bühler Schwestern" nach dem Mutterhaus ihrer badisch-hessischen Provinz, oder „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland", wohnten im Marienhaus in der Engelstraße und wirkten in der Nähschule und der häuslichen Krankenpflege; ihre Mitschwestern vom selben Orden führten das Waisenhaus am Leopoldring und den Kindergarten am Rohrersteg. Und es gab auch noch die „Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul" oder „Vinzentinerinnen" mit ihren großen weißen Flügelhauben, die im Konvikt, im Altersheim, im Krankenhaus und im Kindergarten in der Engelstraße tätig waren. Und es gab die „Schwestern vom Guten Hirten", die sich im Maria-Viktoria-Stift um schwererziehbare Mädchen kümmerten. Aber jetzt gibt es in Rastatt gar keine Schwestern mehr; und auch in den anderen Städten und Dörfern in der Ortenau, zu deren Bild sie einst gehörten, sieht man sie nicht mehr.
Die Guggenmühle
(2004)
Die Guggenmühle
(2003)
Bevor die Erfindung der Dampfmaschine die Industrie unabhängig von Wasserkraft machte, befanden sich 'Industriegebiete' nicht wie heute an der Peripherie der Städte, sondern entlang der Wasserläufe, die die benötigte Energie lieferten. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung zur Großindustrie führte zu einem verzweifelten, über 100 Jahre dauernden Überlebenskampf der kleinen Wassermühlen, die eine nach der anderen auf der Strecke blieben, verschwanden, oder bestenfalls als rustikale Zweitwohnung oder als Gourmettempel mit langsam drehendem Wasserrad, da kein Getriebe
mehr antreibt, die Romantik der alten Mühlen, mit ihren zahlreichen Sagen, Märchen und Liedern als Vehikel der Werbung wieder aufleben lassen sollten.
Eine der bedeutendsten Familien in
Eppingen im 17. und 18. Jahrhundert
waren die Gugenmus. Als Ratsherren,
Kirchenälteste, Kollektoren der geistlichen Güterverwaltung, Stadtschultheißen oder gar als Lehnsmann der
Grafen von Öttingen für das in Eppinger
Besitz befindliche Dorf Mühlbach hatten
sie über mehr als ein Jahrhundert
großen Einfluss auf die städtische Politik. Noch heute erinnern Inschriften an
einigen Gebäuden an sie. Zwar wurden
die Gugenmus in der bisherigen Literatur über Eppingen immer wieder einmal
in unterschiedlichen Zusammenhängen
erwähnt, aber bis heute gibt es noch
keine umfangreichere monographische
Abhandlung über dieses Geschlecht.
Lediglich ein kleiner Aufsatz mit genealogischem Schwerpunkt über sie ist
bisher in der von der Stadt Bretten herausgegebenen Festschrift zum 90.
Geburtstag des Heimatforschers und
Genealogen Otto Bickel1 erschienen,
und zwar deshalb in Bretten, weil man
sich dort heute noch an Johann
Stephan Gugenmus, den dort geborenen Reformer der pfälzischen Landwirtschaft, erinnert.
Die Universität Karlsruhe (TH)2, gegründet
1825 als Polytechnische Schule und damit die
älteste technische Universität in Deutschland,
zählt zu den leistungsstarken Hochschulen in
Deutschland. Mit rund 18 000 Studierenden zu
Beginn des neuen Jahrhunderts erreichte die
Universität Karlsruhe (TH) zwar nicht die
Masse der Hochschul-Kolosse in Berlin,
München oder Köln, sie zeichnete sich jedoch
in besonderem Maße durch ihre Forschungsorientierung
aus, insbesondere in den
Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften.
Am 1. November 1007 vollzog Heinrich II. auf der Frankfurter Synode die Gründung des Bistums Bamberg. Fast der gesamte Reichsepiskopat, acht Erzbischöfe und 27 Bischöfe, war anwesend. Der Bischof Heinrich von Würzburg war jedoch nicht erschienen und hatte als seinen Vertreter den Kaplan Berengar entsandt. Im Namen seines Herrn erhob dieser Einwände gegen die dem Bistum Würzburg zugemutete Amputation zugunsten des neuen Bistums. Zwar hatte der Herrscher sich am 25. Mai mit dem Würzburger Bischof abgesprochen. Dieser hatte seine Zustimmung signalisiert, auf den Radenzgau und einen Teil des Volkfeldes zugunsten des neuen Bistums zu verzichten, hatte aber dafür neben materiellen Kompensationen das Versprechen des Königs erhalten, Würzburg zum Erzbistum zu erhöhen. Damit wären aber die Rechte des Mainzer Metropoliten Willigis geschmälert worden, mit dessen Unterstützung sich Heinrich im Thronstreit gegen seinen Widersacher Herzog Hermann II. von Schwaben durchgesetzt hatte. Schon aus diesem Grund hatte Heinrich nicht ernsthaft daran gedacht, den Würzburger Wunsch zu erfüllen.
In den meisten Dörfern im Ried war es seit dem 20. Jahrhundert lange Zeit selbstverständlich, die wesentlichen Elemente der medizinischen Grundversorgung, nämlich Arzt und Apotheke, im Ort zu haben. Diese Selbstverständlichkeit gibt es nicht mehr. So manche Gemeinde beklagt oder fürchtet den Verlust ihres Arztsitzes oder ihrer Apotheke. Ganz konkret ist diese Entwicklung in Meißenheim geworden. Die „Apotheke im Riedhaus“ ist seit Ende Januar 2019 geschlossen. Seit Jahren ist die Zahl der Apotheken in der Bundesrepublik Deutschland rückläufig. Neben der bedeutsamen Entwicklung der Verlagerung erheblicher Umsätze in den Versandhandel per Internet gibt es dafür weitere betriebswirtschaftliche Gründe. Diese Entwicklung bietet Anlass zu einem Blick zurück. Zu einem Blick auf die Gründung einer solchen Dorfapotheke in einem Rieddorf, nämlich der „Rhein-Apotheke“ in Ichenheim. Sie ist als erste Apotheke im Ried zwischen Lahr, Offenburg und Kehl in der Mitte des 19. Jahrhunderts genehmigt und gebaut worden.
Als die zehn Männer vor 200 Jahren in Donaueschingen zusammentraten, um die „Gesellschaft der Freunde vaterländischer Geschichte und Naturgeschichte an den Quellen der Donau" zu gründen, folgten sie einem Trend, der schon von der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts an im Verlauf der Aufklärung zur Gründung mancherlei patriotischer, wissenschaftlicher, gemeinnütziger Gesellschaften geführt hatte. Insofern war die Gründung nichts Besonderes. Nähere Vorbilder sind möglicherweise die naturforschenden Gesellschaften (Sozietäten). Die Gründung in Donaueschingen war sogar eher etwas retardiert verwirklicht worden. Der Freiherr Joseph von Laßberg allerdings hatte schon um 1800 – wahrscheinlich nicht als einziger – vorgedacht. Das Besondere war die Art, wie die Gründung vonstatten ging, und die Tatsache, dass der Baarverein bis beute überleben konnte.
Dieser Aufsatz ist den Opfern des Nationalsozialismus in der Gemeinde Sulzfeld gewidmet. Der Titel ist einem Flyer der Caritas International und der Diakonie-Katastrophenhilfe (Hunger in Ostafrika, Dürre, Krieg und Flucht) aus dem Jahr 2017 entlehnt. Landauf, landab kann man erleben, dass in den Köpfen vieler Menschen wieder „braunes“ Gedankengut Einzug hält. Jeder Bürger ist aufgefordert, den Anfängen einer neuen Katastrophe zu wehren. Es lohnt sich, das Erreichte zu bewahren.
Bei der Planung der beiden neuen Freiburger Stadtteile "Rieselfeld" und "Vauban" wurden Prinzipien einer ökologischen und sozialen Stadtplanung angewandt, die modellhaft auch für Stadterweiterungen in Staaten angewandt werden können, deren Bevölkerung sehr rasch wächst und wo großer Bedarf an neuen Wohngebieten vorhanden ist. Interdisziplinär besetzte Projektgruppen planten beim Rieselfeld auf 70 Hektar Wohnraum für 12 000 und im Vauban-Viertel auf 40 Hektar für 5000 Menschen. Ökologie, Nachhaltigkeit, Familienfreundlichkeit, ortsnahe Infrastruktur, Anbindung an die Stadtbahn, Niedrigenergiebauweise und Bürgerbeteiligung waren von Anfang wichtige Kriterien bei der städtischen Planung. Beide Stadtteile können heute als Erfolgsmodell bezeichnet werden.
Ich erinnere mich aus der Kindheit noch sehr gut an jene gewaltigen Kahlhiebe der Nachkriegszeit, die „Franzosenhiebe", an die fremden Holzhauer im Land, an die anschließende Borkenkäferkatastrophe, aber auch daran, dass auf diesen Flächen später Himbeeren in riesigen Mengen wuchsen. Fast 50 Jahre danach sollte ich einen sauber geordneten Bund badischer
Akten vor mir auf dem Schreibtisch finden, der den ganzen Vorgang peinlich genau festgehalten hat. Daraus war auszugsweise zu entnehmen: ,,Zur Behebung der Kriegsschäden in Frankreich und als Ausgleich der hohen Einschläge der deutschen Verwaltung während der Besetzung Frankreichs kauft Frankreich als Ausgleich 6 Millionen Festmeter Derbholz stehend im Wald."
Das badische Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrt neun spätmittelalterliche Papierhandschriften aus der Abtei Reichenau. [1] Sie verzeichnen auf insgesamt über
5000 Seiten tausende Verleihungen von Reichenauer Gütern zu Lehen und verwandte
Geschäfte aus der Zeit von etwa 1330 bis 1519. Diese neun Reichenauer Lehenbücher bilden das größte zusammenhängende Quellenkorpus der Abtei Reichenau. Sie sind schon
mehrfach zur Erforschung der spätmittelalterlichen Reichenau herangezogen worden,
aber aufgrund der Masse der darin niedergeschriebenen Angaben nicht einmal ansatzweise systematisch ausgeschöpft. Darum lassen sich aus ihnen noch überraschende Erkenntnisse gewinnen, mitunter auch solche, die über die engere Besitz- und Herrschaftsgeschichte der Abtei Reichenau hinausweisen, wie das folgende kleine Beispiel aus der
Zeit des Abtes Eberhard von Brandis (1342–1379) beweist: [2]
Beschäftigt man sich mit der Geschichte der Gastwirtschaften im Schwarzwald, so begegnet
einem immer wieder der Begriff der „Großen Zehrung". Für alle Beteiligten war es selbstverständlich, um welche Art von Zehrungen es sich dabei handelte. Traten bestimmte Ereignisse
im Leben der Gemeindebewohner ein, so wurden diese im Regelfall mit ausgiebigem Essen
und Trinken in einem Gasthaus begleitet. Eine umfassende Definition dieser Großen Zehrungen ist in einem Pachtvertrag, den Antoni Pfefferle mit dem Gotteshaus St. Trudpert wegen der
gemeinen Stubenwirtschaft im unteren Münstertal am 29. März 1740 abschloss, enthalten.
Darin hieß es u.a.: ... soll er, stuben würth die recht- und gerechtigkeit dieser gemeinen stuben
in fleißiger obacht nehmen, und sorgen, damit nemblich alle hochzeiten, Kindts Täuffenen,
Tausch, sowohl holz als andere sachen betreffende Käuff und Verkäuff auch ... alle gemeinen
rechnungen, Monatsgelt ... freffelgerricht in Summa alle gemeinen anschläg, und Theilungen
auf der gemeinen stuben, und sonst in keinem anderen wirthshaus gehalten und tractiert werden. Zu den Anlässen für Große Zehrungen gehörten demnach: Hochzeiten, Kindstaufen,
Tauschvereinbarungen und bedeutende Käufe bzw. Verkäufe. Andere Akten ergänzen diese
Liste um weitere Anlässe: Eheabreden, Hofteilungen, Beerdigungen. Sie alle waren mit der
Abhaltung von Mahlzeiten verbunden, welche unter den Begriff der „Großen Zehrung" fallen.
Gemäß dem oben zitierten Pachtvertrag mussten in Untermünstertal alle diese Zehrungen in der
Stubenwirtschaft abgehalten werden. Andere Gasthäuser waren davon ausgeschlossen. Außerdem enthielt dieser Pachtvertrag die Bindung, dass alle mit der Gemeindeverwaltung zusammenhängenden Anlässe und Zehrungen in diesem Gasthaus abgehalten werden mussten.
Die große Restauration und Wiedereinrichtung des Villinger Münsters 1905 bis 1909 beschäftigte neben den engagierten Stiftungsräten mit Pfarrer Josef Scherer die wichtigen Kunstwerkstätten der Erzdiözese Freiburg: Marmon in Sigmaringen, Moroder in Offenburg, viele Handwerker und
Künstler und darunter besonders Martin Feuerstein, königlich-bayerischer Akademieprofessor aus München, der nach Villingen seine beiden Meisterschüler Theodor Bayerl und den Freiburger Franz Schilling (1879 – 1964) mitbrachte. Alle drei haben bis heute gültige Werke im Münster hinterlassen. Martin Feuerstein malte die vier großen Bilder der Seitenaltäre, Theodor Bayerl die Bilder im Mittelschiff zwischen den Apostelfiguren, die sieben Freuden und die sieben Schmerzen Mariens. Franz Schilling entwarf die Fenster im Hochchor (nur teilweise erhalten), er malte auf den drehbaren Hochaltarflügeln die Bilder der vier Evangelisten und der vier abendländischen Kirchenväter. Sein größtes Werk in Villingen sind die beiden Wandbilder im unteren Chor: nach Norden das Jüngste Gericht und nach Süden die Schutzmantelmadonna.
Die Große Felsenschnecke Chilostoma cingulatum (Studer) an Buntsandsteinmauern im Nordschwarzwald
(2000)
In Ettlingen (Lkr. Karlsruhe, Baden-Württemberg) wurde im Sommer 1999 eine kleine, aber vitale Population von Chilostoma cingulatum (Studer) gefunden, die vermutlich schon längere Zeit existiert. Das Besondere dabei ist, dass die als streng kalkstet geltende Große Felsenschnecke hier an einer alten Buntsandsteinmauer mitten im Stadtgebiet lebt. Der Kalkbedarf wird teils aus den Mörtelfugen, teils aus den Gehäusen selbst gedeckt. 8 weitere bis heute existierende und 6 erloschene oder fragliche Aussetzungen werden aufgelistet. Auch wird die Frage nach der Schutzwürdigkeit diskutiert.
Die Auseinandersetzungen um die Pläne, in Rastatt ein Denkmal für die 1849 erschossenen Aufständischen zu errichten, sind bekannt und ausreichend dokumentiert. Seit der standrechtlichen Erschießung von neunzehn Revolutionären in Rastatt im Zeitraum zwischen August und Oktober 1849 bemühten sich Bürger aus Rastatt, Verwandte und Freunde der Verurteilten, die Gräber der ohne Sarg und Gedenkzeichen auf dem Friedhof Rastatts Verscharrten zu erhalten und zu pflegen. Ab etwa 1873, im Kaiserreich, setzten Bestrebungen politischer Gesinnungsfreunde und Nachkommen der Erschossenen ein, eine Gedenkstätte und ein Denkmal zu errichten. Sie blieben, obgleich hartnäckig verfolgt, über fast fünfundzwanzig Jahre hinweg ohne Erfolg. Vor allem Militärbehörden, der preußische Festungskommandant von Rastatt, später das großherzogliche Innenministerium widersetzten sich den immer wieder aufgenommenen Bemühungen. Erst 1899 war es möglich, auf dem Friedhof von Rastatt, nicht allzu weit vom Ort der ursprünglichen Beerdigung, einen Gedenkstein, einen Monolithen, mit den Namen der Verurteilten zu errichten - auch im Kaiserreich nun ohne eine Feier oder auch nur eine Ansprache. Ein öffentliches Gedenken und damit eine Ehrung fand erst 1909 unter gewichtigen polizeilichen
Sicherungsmaßnahmen auf Betreiben von Sozialdemokraten statt. Die hier sehr gerafft dargestellten Vorgänge, die erst nach rund sechzig Jahren zum Erfolg führten, sind exemplarisch für alle Bemühungen, an Orten in Baden die Erinnerung an Ereignisse der Revolution von 1848-49 und an die daran Beteiligten wach zu halten. Das großherzogliche Haus, die preußische Militärverwaltung und die badische Ministerialbürokratie suchten systematisch ein Gedenken zu verhindern.
Das 25-jährige Bestehen der „Deutsch-französisch-schweizerischen Regierungsvereinbarung vom 22. Oktober 1975 über die Bildung einer Kommission zur Prüfung und Lösung nachbarschaftlicher Fragen" (sog. Bonner Abkommen), mit der die institutionelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein begann, wurde am 21. September 2000 auf dem
Rheinschiff „Christoph Merian" in Basel gefeiert. Dieses Ereignis ist Anlaß die vergangenen 25 Jahre der grenzüberschreitende Zusammenarbeit, die in den letzten Jahren erheblich an Fahrt gewann, Revue passieren zu lassen. Für uns Oberrheinbewohner sind die praktische Auswirkungen eines zusammenwachsenden Europas, die Politiken der EU zur Überwindung der Grenzen, praktische Realität. Allein ca. 80 000 Pendler fahren täglich von Frankreich nach Deutschland, von Deutschland nach Frankreich, von Deutschland und Frankreich in die Schweiz. Allein im Raum Karlsruhe sind es ca. 16 000 Grenzgänger die wochentäglich vom Nordelsaß über Lauter und Rhein zur Arbeit pendeln. Rund 5 Mio. Einwohner leben in dieser Region Oberrhein auf ca. 16 389 qkm Fläche, ein Drittel davon in Frankreich, ca. 18% in der Schweiz und knapp die Hälfte in Deutschland.
Die Grenze als Schicksal
(2020)
Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Dadurch wurde der Bündnisfall ausgelöst, d. h. das »geheime Schutz- und Trutzbündnis«, das Baden im August 1866 ebenso wie die anderen süddeutschen Staaten mit Preußen abgeschlossen hatte, trat in Kraft. Dies war auch in Kehl bekannt, und so flohen unmittelbar nach der Kriegserklärung die ersten Bewohner aus der Stadt. Ihnen steckte vor allem die Erfahrung in den Knochen, dass sie bei Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Deutschen stets die ersten Leidtragenden waren.
Bevor man sich mit Gauen, Grafschaften und Grafen beschäftigt, muss kurz auf die Bedeutung dieser Begriffe im 10. bis 12. Jahrhundert eingegangen werden. Der Gau ist ein rein naturräumliches Gebiet, dessen Grenzen meist durch natürliche Gegebenheiten gebildet werden; dies können Bäche, Wasserscheiden, geologische Abbrüche oder Gebirgszüge sein. So
entspricht zum Beispiel die Grenze zwischen Kraich- und Anglachgau dem Anstieg zwischen Rheinebene und dem Kraichgau. Die Grenze zwischen Lobdengau und Anglachgau ist teilweise mit dem Waldangelbach gleichzusetzen, die Grenze Kraichgau/Zabergau geht quer über die Höhen des Strombergs, die Grenze Gartachgau / Zabergau ist mit dem Heuchelberg identisch. Die Grenze Wingarteiba/Elsenzgau verläuft auf den Höhen südlich des Neckars, wie auch die Grenze Elsenzgau/Wormser Waldmark. Diese auf den ersten Blick erstaunliche Tatsache findet ihre logische Erklärung in der
den Grafen u.a. zugeteilten Aufgabe, der Sicherung des Neckars hinsichtlich Warenverkehr und Fährwesen. Liefe die Grenze entlang des Neckars, so wäre diese Zuständigkeiten beiden Grafschaften zugefallen - was verwaltungstechnisch zu enormen Kompetenzschwierigkeiten geführt hätte.
Unsere Geschichte ereignete sich in dem Dorfe Goldscheuer, gelegen im Ried westlich von Offenburg und Lahr. Der Ortsname zeigt an, dass hier vor Zeiten die Goldwäscherei betrieben worden ist. Nach dem letzten Kriege, es war in den Jahren 1961−64, hatte man in der Merkurstraße die Kirche Maria, Hilfe der Christen erstellt, einen nüchterner Zweckbau, neben dem sich ein freistehender Campanile erhob. Im Laufe der Jahre ging nun der Besuch seitens der Gläubigen mehr und mehr zurück, am Ende sollen nur noch drei Prozent der Katholiken regelmäßig zur Messe gekommen sein. Zudem war an dem Gebäude umfangreicher Sanierungsbedarf entstanden. Auch wurde diese Filialkirche nur während der Gottesdienste geöffnet, denn in einiger Nähe standen zwei weitere Kirchen den Katholiken offen. So drohte Schließung.
In der alten Durlacher Friedhofskapelle gab es aus der Stadtgründungszeit Karlsruhes zehn
Grabsteine für 13 »natürliche« Kinder des regierenden Markgrafen Carl Wilhelm sowie seines
Bruders Christoph. Diese Kinder waren 1718–1722 im Alter von einem Tag bis zu drei Jahren
gestorben. Solch eine Grablege für frühverstorbene uneheliche Kinder der Regenten ist unter
allen Fürstentümern des damaligen Heiligen Römischen Reichs einzigartig.
Im Chor des Konstanzer Münsters liegt das Grab des Bischofs Robert Hallum von
Salisbury. [1]
Robert Hallum war als Gesandter des englischen Königs einer der Gestalter
des Konstanzer Konzils; noch während der Kirchenversammlung verstarb er am 4. September 1417, somit vor genau 600 Jahren, auf Schloss Gottlieben. Dieses Ereignis zählt
zu den Wendemarken des Konzils. Robert Hallum hatte sich stets dafür ausgesprochen,
zuerst die Kirche zu reformieren und dann einen Papst zu wählen. Nach seinem Tod änderte die englische Delegation ihre Auffassung und schloss sich den Italienern und Franzosen an, die auf eine zügige Papstwahl drängten; sie erfolgte am 11. November. Mit
Robert Hallum war einer der prominenten Befürworter der Kirchenreform verstummt.
Zudem stand sein Tod in einer Reihe von Todesfällen; sie nährten die Sorge, eine Seuche
könne das gesamte Konzil lähmen, weshalb Eile geboten sei. [2]
Vor 26Jahren verneinte Hermann Fautz in diesem Jahrbuch die Frage, ob „das Kloster Wittichen eine Grablege der von Hohengeroldseck" gewesen sei. Lediglich drei von ihnen, darunter zwei Klosterfrauen, wären dort bestattet. Nach ihm fanden die „meisten Herren und Frauen von Hohengeroldseck [ ... ] ihre letzte Ruhestätte beim Kloster Schuttern". Dort hätte die Familie das erbliche Vogtei- und Schirmrecht besessen. Wittichen war damit ausgeschieden. An Hermann Fautz konnte nicht gezweifelt werden, war er doch die Autorität für die Geschichte des hinteren Kinzigtales. Im Übrigen wurde in den vielen Darstellungen über die Geroldsecker allenfalls beiläufig und meist nur für einzelne Angehörige der Familie erörtert, wo sie bestattet worden waren. Zuletzt hielt Bühler die Frage, wo ihre Grablege sei, für ein „weiterhin ungelöstes Rätsel der Geschichte" . Vor dem 13. Jahrhundert wurde ihr Name nur drei Mal erwähnt, weshalb ihr Aufstieg nicht nachvollzogen werden kann. Sie waren schon mächtig, als sie in die Geschichte eintraten, und sie gehörten dem Hochadel an. Sie waren nicht verwandt mit der Familie gleichen Namens aus dem Elsass, die meistens als „von Geroldseck am Wasichen" bezeichnet wird, und deren Burgen als Ruinen bei Zabern stehen.
Nicht nur die markante Form mit dem achteckigen Fachwerk-Turmaufsatz und
dem doppelten Zwiebeldach ist es, was die Gochsheimer St. Martinskirche so einzigartig
erscheinen lässt. Es ist vor allem auch die dominierende städtebauliche Situation:
egal von welcher Seite aus man sich Gochsheim nähert, die alles überragende
Kirche ist der Mittelpunkt, ist der Höhepunkt. Mir ist kein vergleichbar
prägnantes städtebauliches Ensemble bekannt.
Die Gochsheimer Brunnen
(2009)
Öffentliche Brunnen waren früher nicht nur für die Wasserversorgung der Haushalte
und Ställe von zentraler Wichtigkeit, sie waren auch Treffpunkt für Jung und
Alt und dienten zum Austausch von Neuigkeiten und Klatsch. In Gochsheim gab
es den Rathaus-, den Lamm- und den Schwanenbrunnen. Die beiden letzteren hatten
ihren Namen von den naheliegenden Gaststätten. Der Lammbrunnen stand am
Haus Wagner bei der Zusammenführung vom „Gassbuckel" (der Hauptstraße)
und der Hinteren Gasse, und der Schwanenbrunnen stand ganz unten, dort wo die
Hauptstraße in die Vorstadtstraße einmündet.
Alle drei Brunnen wurden unter der Regie von Amtsbürgermeister Friedrich
Albrecht Conrad in der Barockzeit errichtet, der dann auch stolz die Jahreszahl
und sein Namenskürzel einmeißeln ließ wie zum Beispiel beim Lammbrunnen:
1726 F.A.C. Conrad war im Hauptberuf Glasermeister, er hinterließ das wunderschöne
geschnitzte Hausschild an seinem Anwesen Hauptstraße 82 und außerdem
ließ er auf Stadtkosten die Talmühle erbauen, die er dann selbst pachtete und durch
einen Kompagnon betreiben ließ (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!). Die Brunnen
waren gespeist aus dem Überlauf des Schlossbrunnens und dieser bezog sein
Wasser aus dem Seeteich (Gemarkung „im See"), der westlich von Gochsheim gelegen
mehrere kleine Bäche aus dem Herrenwald aufstaute. Von der Straße aus nach
Heidelsheim ist dieser ehemalige See oberhalb der Forellenzucht Ernst noch gut an
seinem Damm Richtung Gochsheim nachvollziehbar. Das Wasser floss mit natürlichem
Gefälle bis zur Brunnenstube im Vorderen Schloss, in der heute die Schmiede
eingerichtet ist.
Die Glöcklehof-Kapelle in Bad Krozingen hat ihre Bekanntheit der Neugierde eines Kurgastes zu verdanken. Vor über 60 Jahren kratzte er am weißen Innenputz des Chorraumes und entdeckte darunter mittelalterliche Malereien. Von nun an erst war die bescheidene Saalkirche, auf einem Hofgelände in Oberkrozingen gelegen, für die Wissenschaft von Interesse. Für die Kapelle selbst hatte das zunächst zur Folge, dass der zu diesem Zeitpunkt barockisierte Bau mit kriegsbedingter zeitlicher
Verzögerung 1956 nach damaligem Kenntnisstand in einen mittelalterlichen „zurückverwandelt" wurde. Für die Forschung bedeutete dieser Fund einen weiteren Mosaikstein in der Kenntnis der frühmittelalterlichen Malerei der Bodenseeregion.
Die Architektur der Kapelle erfuhr dagegen in der Wissenschaft bis auf eine Ausnahme kaum Beachtung. Erst 1993 wurde durch eine sorgfältige bauarchäologische Untersuchung durch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg der Wert und die Besonderheit des Baues erkannt. Anlass dazu waren Feuchtigkeitsschäden, aufgrund derer man den gesamten Außenputz der Kapelle abschlagen ließ. Man erkannte nun an der originalen Bausubstanz unter anderem zwei ehemalige, hochgelegene Eingänge im Westen der Kapelle, die auf die Existenz einer abgegangenen Westempore mit direkten Zugängen hinweisen, sowie Indizien zum Bauprozess und zur ursprünglichen Gestaltung der Bauhaut aufgrund der Reste des originalen Fugenverputzes. Die Befunde der Putz- und Mörteluntersuchung wurden in die damals erstellte steingerechte Bauaufnahme aller Außenwandflächen eingetragen und somit zur weiteren Auswertung dokumentiert. Die originalen Bestände wurden im Herbst 1993 unter einem neuen Kalkputz gesichert.
Es ist eine Beerdigung, wie sie Unzhurst noch nie zuvor gesehen hat. In der Pfarrkirche St. Cyriak haben sich 45 Geistliche versammelt; in den harten Holzbänken sitzen nicht nur zahlreiche Gläubige aus dem Ort, Größen der Wissenschaft sind da, Professoren, Doktoren, und alle sind sie an diesem Apriltag 1949 hier, um Abschied zu nehmen von einem der Ihren. Das
gilt für den einfachen Mann aus dem Dorf wie den gelehrten Professor aus der Universitätsstadt. Denn Josef Sauer, der in der Nacht zum 13. April gestorben ist, hat Zeit seines Lebens scheinbar mühelos den Spagat zwischen bäuerlicher Herkunft und ruhmüberhäufter Laufbahn vollbracht. Der Unzhurster Bauernsohn ist zum Freiburger Universitätsrektor und Päpstlichen Hausprälat aufgestiegen, und doch zeigte seine innere Kompassnadel immer in die Heimat, der er zur Lichtgestalt wurde. 1948, am Cyriaksfest, hat die Gemeinde ihren großen Sohn zum Ehrenbürger ernannt. Wissenschaftler, Professoren, Freunde - sie fassen in Worte, was Sauer im Leben geleistet hat. Die Beerdigung selbst zelebriert Dekan Prälat Josef Fischer aus Bühl, der „dem geistig großen Sohn unserer mittelbadischen Heimat ein Wort der Pietät widmete für all seine Leistungen und besonders für die Liebe und Treue seiner Heimat gegenüber."
Die Ettenheimer Glockengeschichte erweist sich infolge der zahlreichen Kriege und den damit verbundenen Zerstörungen (auch der Archive) als ziemlich verwickelt. Auch das Zerspringen mancher Glocken machte Neubeschaffungen oder Umgüsse erforderlich. Vieles geriet in Vergessenheit, und über die älteste Zeit ist so gut wie nichts mehr bekannt. Hilfreich sind vor allem die überlieferten Schriften des Paters Arbogast Arnold (17. Jahrh.)], zu dessen Zeit die im 30-jährigen Krieg zerstörte Pfarrkirche wieder aufgebaut wurde, und des Ettenheimer Chronisten J. C. Machleid (18. Jahrh.). Ohne auf alle Einzelheiten einzugehen, soll nachfolgend ein Überblick über die Ettenheimer Glocken und ihre Gießer gegeben werden.
Im Jahr 1851 wurde dieses romantische Bild
gemalt. Wer durch das Bickentor auf dem Weg
zum Friedhof die Stadt verlassen hat, traf nach
dem Gang über die Bickenbrücke auf die Bickenkapelle.
Dieses vertraute Bild fand 1945 sein Ende.
An der Stelle der Bickenkapelle steht seit 1976
ein großes von Leonhard Eder aus Rheinfelden
geschaffenes Steinkreuz. Der Gedenkstein davor
trägt die Inschrift:
„Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle,
Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört wurde sie
zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die
Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche.
Das Nägelinkreuz – in der Kapelle hoch verehrt – ist
im Münster geborgen. Gekreuzigter Herr Jesus Christus
beschütze deine Stadt.”
Die Globale
(2015)
Das neue, polyphone, multipolare Kunstformat GLOBALE des ZKM, Labor und Akademie
zugleich, begann mit dem 300-jährigen Jubiläum der Stadt Karlsruhe im Juni 2015 und dauert
300 Tage bis zum 17. April 2016 an. Es thematisiert die kulturellen Effekte der Globalisierung
und Digitalisierung, welche das Leben auf unserem Planeten verändern. Ausstellungen, Konzerte,
Performances, Vorträge, Konferenzen und Symposien zeigen erstmals die entscheidenden
künstlerischen, sozialen und wissenschaftlichen Tendenzen des 21. Jahrhunderts.
Unweit des Stammsitzes der geroldseckischen Herrschaft wurde 1615 am Grassert eine Glashütte in Betrieb genommen. Möglicherweise ersetzte diese eine schon um 1500 bei der Hohengeroldseck betriebene Hütte. Vorüberlegungen zu ihrem Bau wurden bereits 1614 vorgenommen. Auf den 9. November 1614 datiert ein Bericht an Herrn Jacob von Geroldseck
über das Gehölz und den Wald in der Herrschaft Geroldseck. Es sei zunächst zu entscheiden, ob der ganze Wald und alles Gehölz abgeholzt und der Berg zum Zehnten gut gemacht werde, oder ob dies nur vom (selbst) gefallenen Holz erfolgen solle. Dabei spiele auch die Abschätzung eine Rolle, was man von der Glashütte als jährliche Nutzung haben werde und
wie lange man diese betreiben könne. Wenn man das Wasser der Schutter zum künftigen Bleien aufhalten möchte, so sei bei der Durchführung darauf zu achten, dass dieses für den guten Fisch- und Krebsbestand in den Bächen nicht schädlich sei. Dieser Punkt bedürfe einer künftigen Aufsicht und Kontrolle. Die eigentliche Entscheidung sei dahingehend zu treffen, ob der Wald insgesamt umgehauen und dem Aussterben überlassen werden solle. Weil das Wasser, ehe es in die Schutter fließt, durch das Dorf laufen muss und Schaden anrichten könne, bedürfe es einem Zeugenschein. Bei diesem Punkt sei auch zu bedenken, welche Beschwernis der Weiher für die Güter der Untertanen zur Folge habe. Wie auch immer man sich entscheide: Für das Waldgebiet müsse abgeschätzt werden, wie viele Klafter Buchenholz sich ergäben und wie diese
zugeteilt werden sollen. Weil man wegen des Waldes diesen vor etlichen Jahren mit großer Bereitschaft gleichmäßig neu aufgeforstet hat, sei dieser zunächst ordentlich abzumessen. Danach könne weiter beratschlagt werden.
Die Zunftordnungen aus dem Mittelalter (der größte Teil stammt wohl aus dieser Zeit) wurden seit dem 18. Jahrhundert langsam ausgehöhlt. Eine Ursache war der Beginn der Industrialisierung, die durch die Zunftverfassung behindert wurde. Die
Hofhandwerker waren dagegen keiner Zunftordnung unterworfen und konnten auch für Privatkunden arbeiten. Im deutschsprachigen Raum wurden seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts die Zünfte aufgehoben und die Wirtschaft weitgehend der freien Entfaltung überlassen. Außer den Handwerkern waren auch andere Selbstständige in Zünften organisiert, wie zum Beispiel die Krämer (Händler).
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
„Bei unseren Behandlungsmaßnahmen leiten uns Achtung und Respekt gegenüber den uns anvertrauten Menschen. Ein menschenwürdiger Umgang ist Grundlage unseres Handelns.“ So die Worte des Leitbildes für die Mitarbeiter des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Wiesloch. Dieses ist mit seinen stationären Kliniken, der ambulanten Versorgung, einem medizinischen Servicecenter und einem psychiatrischem Wohn- und Pflegeheim Anlaufstelle für alle Menschen mit psychischen Erkrankungen, Süchten und Erschöpfungszuständen, die auf die Hilfe Fremder angewiesen sind. Hier erhalten sie unter Achtung der Persönlichkeit und Würde jedes Einzelnen ein individuelles, auf ihren Bedarf abgestimmtes Hilfsangebot.
Heutzutage ist dies in unserer Gesellschaft selbstverständlich und es scheint fremd und unbegreiflich, dass vor nicht einmal 90 Jahren an demselben Ort, ungeachtet aller Menschenrechte Verfolgung, Ermordungen und Deportationen traurige Realität waren. 2000 Menschen wurden hier zwangssterilisiert, mit Bussen zu den Gaskammern Grafenecks und Hadamars deportiert und umgebracht.
Wir gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert, als die Zeller noch kein Schwimmbad besaßen. Zu dieser Zeit wurde überall, wo ein Gumpen im Bach war, gebadet. Im Uferbereich wurden die Matten (Wiesen) durch die Badegäste zertrampelt. Das führte zu viel Ärgernis bei den Bauern, denn diese waren auf das Heu angewiesen. Früher, so um das Jahr 1854/1855, gab es noch kein Schwimmbad, wie man es heute kennt. Nur eine Art Stauvorrichtung und eine so genannte Stellfalle am Gewerbekanal dienten als Bad für die Bewohner von Zell am Harmersbach. In Zell wurde ausschließlich der Papierteich von den Erwachsenen und
der Loh- und Schleifteich von den Kindern benutzt. Der Papierteich lag außerhalb von Zell, dort, wo der Gewerbekanal zur Papierfabrik aus dem Harmersbach ausgeleitet wurde. Der Loh- und Schleifteich existierte an der Stelle, wo heute der Parkplatz vor dem Schwimmbadgebäude angelegt ist.
Hockenheim war im letzten Jahrhundert für den Tabakanbau und die Tabakverarbeitung eine der bedeutendsten Städte in der Rhein-Neckar-Region. Von Boden und Klima begünstigt, fanden
sich hier beste Bedingungen für den Anbau. Es folgten die notwendigen Tabakscheunen
in den Bauernhöfen, die auch das Ortsbild prägten. Für die Bevölkerung wurde die Arbeit bei
der Herstellung von Zigarren, Zigaretten oder losem Tabak zu einer wichtigen Einkommensquelle
– sei es in Heimarbeit oder in der Zigarrenfabrik. Damit war allerdings auch eine Reihe
sozialer Probleme verbunden, die gelöst werden mussten.
Kulturförderung ist heute eine wesentliche Aufgabe des modernen Staates, der Länder und der Gemeinden. Dazu gehört unter anderem die Förderung von Museen aller Art, wie den großen Landesmuseen, den Kreismuseen oder den kleineren ortsgebundenen Heimatmuseen. Eine wesentliche Aufgabe der Museen ganz allgemein ist es, Kulturgut der Nachwelt zu
erhalten, zu inventarisieren und zu dokumentieren. Ein weiterer Teil ist das Aufbereiten von Sammlungen für den Museumsbesucher in ständige Schausammlungen oder zeitgebundenen Sonderausstellungen, sei es naturwissenschaftlicher oder kultureller Art. Dabei haben sich im Laufe der Zeit große und kleinere Museen auf ganz bestimmte Sammelgebiete
spezialisiert, andere wiederum geben sich als Universalmuseen.
Der nachfolgende Aufsatz über die Hof- und Familiengeschichte des Klosterhofs in Gundelfingen fasst die wichtigsten Ergebnisse der historischen Recherche zur Hofchronik dieses traditionellen landwirtschaftlichen Familienbetriebes im Breisgau zusammen. Im Sommer 1997 wurde hier eine historische Ausstellung zur Hofgeschichte gezeigt, die auf großes Interesse und eine überaus positive Resonanz in der Öffentlichkeit stieß. Das Ausstellungskonzept basierte neben der historischen Herleitung der Hof- und Familiengeschichte auch auf der geschichtlichen Gegenüberstellung der landwirtschaftlichen Arbeit von früher zu heute sowie auf der Entwicklung vom abgabenpflichtigen Selbstversorgungsbetrieb zum für den freien Verkauf produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb. Dabei wurde auch die aktuelle marktwirtschaftliche Situation des Hofes, der seit Beginn der 90er Jahre nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus wirtschaftet und sein Hauptgewicht auf den Gemüse- und Getreideanbau verlagert hat, thematisiert. Das Konzept mit dem Ziel, historische Fakten in Form von Texten, Fotos, Urkunden und Originalgegenständen der Öffentlichkeit möglichst anschaulich und publikumswirksam zugänglich zu machen, bewährte sich als überaus erfolgreich. Und es trug dazu bei, regionale Vergangenheit ein Stück weit lebendig zu erhalten.
Knapp zwei Monate nach dem Ausbruch der Französischen Revolution am 14. Juli 1789 wurde Anfang September 1789 in Rothweil ein Flugblatt mit folgendem Inhalt gefunden: „Wollgedachte Nachtbarschaft, es wirf Eich zu wisen gethan, dass den 9ten Herbstmonat dieses Jahrs Statt Freiburg mit den Bauren wirf belägeret werten ... wir wollen die vorige alte Rechten wieter haben sowohl geistlich als weltlichen Dingen.“ Diese Ankündigung macht deutlich, dass die Wirren der Französischen
Revolution auch über den Rhein in das vorderösterreichische Rothweil drangen. Das Flugblatt, das einer Bauernfeder entsprang und durch den Vogt zu Achkarren an die Landesherrschaft weitergeleitet wurde, empfand man in Freiburg jedoch nicht als allzu bedrohlich. Nichtsdestotrotz wurden daraufhin die Patrouillen verstärkt. Im Jahr 1790 tauchten in Gottenheim, Umkirch und Endingen weitere Flugblätter dieser Art auf. Allen war gemeinsam, dass sich in ihnen die Unzufriedenheit der Bauern artikulierte. Doch reichte dies nicht aus, um die Bevölkerung gegen die Herrschaft zu mobilisieren.
Selten dürfte ein Hotel einen derart bevorzugten Standort wie das Konstanzer Steigenberger Inselhotel haben: Es liegt tatsächlich auf einer Insel und zugleich vor der noch immer vom Mittelalter geprägten Kulisse der einstigen Bischofs- und Reichsstadt. Vielleicht sogar weltweit einmalig düfte es sein, daß sich die Geschichte des Hotels sozusagen von den Wänden ablesen läßt: Die Häberlin’schen Fresken stammen aus der Zeit zwischen 1888 und 1898 und erzählen die Geschichte dieser kleinen Bodenseeinsel, die in einem engen Bezug zur Geschichte der Stadt Konstanz, ja gar zur mittelalterlichen „Weltgeschichte“ steht.
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
In der Forschung sind die Ursprünge der Zenten und ihre originären Funktionen
bis heute umstritten. Ihre verfassungsrechtliche Ableitung von Gauen, Hundertschaften
oder Grafschaften ist nicht sicher belegbar und wird daher heute verworfen.
Die ursprünglichen Funktionen der Zenten und ihre Entstehung sind wegen
der dürftigen Quellenlage nur schemenhaft zu erkennen. Es ist das bleibende Verdienst
von Meinrad Schaab, der - ohne sich auf die älteren Forschungsrichtungen
zu stützen - die Rechtsinstitution „Zent" als alte, vorterritoriale Größe neu definiert
und auf ihre Veränderungen im Prozeß der Territorialisierung verwiesen hat1•
Seine Analyse ist schon deswegen gerechtfertigt, da die Zenten die Grundlage eines
militärischen Aufgebots bildeten. Kaiser Heinrich IV. zog die Zenten aus verschiedenen
Landschaften, darunter vom unteren Neckar, bereits im Jahr 1078 gegen
seine Gegner heran2. An hoheitlichen Gerichtsbefugnissen besaßen die Zenten
anscheinend zunächst nur die niedere Gerichtsbarkeit, erst vom 13. Jahrhundert an
wuchs ihnen vermutlich auch die Hochgerichtsbarkeit zu3.
Die Besiedlung Ochinheims bzw. Hockenheims erstreckt sich von der frühen Jungsteinzeit
bis in die Gegenwart. Die Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser und Energie bildete die
Grundlage jeglicher Entwicklung. Die Entwicklung von Techniken zur Wasser- und Energiegewinnung
verliefen dabei uneinheitlich. Erst der rasch wachsende Bedarf trieb die technische
Entwicklung voran. Die Inbetriebnahme des Kokerei-Gaswerks bildete die Grundlage für die
Gründung der Stadtwerke Hockenheim.
Stollhofen gehörte zu den Mutterpfarreien wie Steinbach, Sasbach und Scherzheim. Steine aus dem Fundament der 1632 zerstörten Pfarrkirche von Stollhofen (St. Cyriak) zeigen in die Zeit um 800. Noch in der Zeit der Gründung der Benediktinerabtei Arnulfsau bzw. Schwarzach, dürfte die Mutterpfarrei entstanden sein. Die Kirche stand im heutigen Friedhof und war mit einer Wehrmauer umgeben. Nach den Urkunden der Baupflichten war sie eine sog. Chorturmkirche. Nur eine Grabplatte aus dem Jahre 1348 ist von der Kirche erhalten geblieben. 1154 erscheint der erste schriftliche Hinweis von dem Herrenhof mit Kirche in Stollhofen. Sehr früh 1218 wurde die Michaelskapelle in Schwarzach genannt, die zur Pfarrei Stollhofen gehörte. 1250 wurde sie dem Kloster Schwarzach zugeschlagen und diente dann lange Zeit als Pfarrkirche und später als Friedhofskirche für Schwarzach.
Der »neue Geist« des Nationalsozialismus fiel in Hockenheim auf fruchtbaren Boden. Schon
früh ließen sich Männer und Frauen von den nationalsozialistischen Ideen vereinnahmen,
doch es gab auch Widerstand. Im Zuge der Gleichschaltung gaben alle demokratisch gewählten
Gemeinderäte ihre Mandate zurück. Für die Jugend baute die Stadt ein Jungvolkheim.
Große Sonnenwendfeiern fanden nach germanischer Sitte statt. Ein NS-Zensor wachte über
die Presseberichte der Zeitungen. Im Heldenkeller misshandelten die Ortsnazis Andersdenkende.
Jüdische Familien wurden aufgefordert, Hockenheim zu verlassen. Die bereits publizierten
Werke über das Dritte Reich verharmlosen das Ausmaß der Gräueltaten, welche
Hockenheimer ihren Mitmenschen angetan haben.
Am 18. August 1845 erschien die erste Probenummer des Postillon, der späteren Marbacher Zeitung. Damit begann nicht nur für die Stadt, sondern auch für das Oberamt
Marbach ein neuer Abschnitt in der Geschichte.
Die letzten großen kriegerischen Ereignisse lagen lange zurück. Das Zeitalter
Napoleons war 30 Jahre zuvor mit dem Wiener Kongress von 1815 zu Ende gegangen.
Die darauf folgende Zeit bis zur Revolution von 1848 bezeichnet man als Vormärz.
Württemberg hatte seit 1819 eine Verfassung, die einen erheblichen Schritt zur Demokratie hin bedeutete. Besonders nach der französischen Julirevolution von 1830
kochte die Volksseele deshalb hierzulande nicht so sehr wie in anderen deutschen
Staaten.
Eine politisch führende Persönlichkeit im Oberamt Marbach war damals der
Pleidelsheimer Schultheiß Johannes Nefflen, der seine demokratische Gesinnung
gerne in satirisch-ironischer Weise kundtat. Auch er bediente sich schon des Mediums
Presse. Die Feindschaft des Marbacher Oberamtmanns Johann Gottlob Veiel zog er
sich zu, als er 1832 in der Zeitschrift »Hochwächter« einen Artikel mit dem Titel »Der
Marbacher Verwandtenhimmel« veröffentlichte, worin er die wahrscheinlich nicht
nur im Oberamtsbezirk Marbach herrschende »Vetterleswirtschaft« bloßstellte und
kritisierte. Wegen Beamtenbeleidigung erhielt er mehrere Male Haftstrafen. 1838
wurde er gar zu 20 Monaten Festungshaft verurteilt. Der Grund dafür könnte genauso
gut in unsere Zeit passen: Sein Erzfeind Oberamtmann Veiel hatte eine 14 Jahre
zurückliegende unlautere Kreditaufnahme Nefflens aufgedeckt und ihm diese kurz
vor der Landtagswahl vorgeworfen. Praktischerweise wurde daraufhin der Sohn des
Oberamtmanns 1838 anstelle Nefflens zum Landtagsabgeordneten des Oberamts
Marbach gewählt; Adolf Veiel schlug jedoch im Gegensatz zu seinem Vater eine gemäßigte liberale Richtung an.
Der am 30. August 1838 in Böblingen geborene Schreiner Karl Friedrich Bock gründete im Jahr 1863 in Steinheim an der Murr eine Schreinerei in Verbindung mit einer
Holzdreherei. Zunächst wurde nur in kleinem lokalem Ausmaß produziert, was sich
mit dem Firmenbeitritt seines Sohnes Friedrich Bock, der am 23. Mai 1863 in Steinheim an der Murr geboren wurde, im Jahr 1884 grundlegend ändern sollte. Von da
an trug das Geschäft den Namen »Karl Bock & Sohn, Sesselfabrik«. Ab diesem Zeitpunkt nahm durch den fachtüchtigen Schreiner Friedrich Bock der Arbeitsumfang
besonders in der Schreinerei erheblich zu. Die Holzdreherei trat dabei in den Hintergrund. Schon zu damaliger Zeit sollen nur handwerklich einwandfreie Modelle
produziert worden sein, welche einen guten Ruf genossen haben.
Um sich gegen die große Konkurrenz in dieser Branche im Raum Steinheim-Marbach behaupten zu können, kam am 1. Januar 1891 für ein Jahr der Fabrikant
Schachenmeyer hinzu; das Unternehmen firmierte nun als »Bock & Schachenmeyer,
Sesselfabrik«. Kurz nach dem Austritt des Anteilseigners Schachenmeyer trat an dessen
Stelle der Gerber Friedrich Fischer in die Firma ein, so dass ab 1. Februar 1892 der
neue Firmenname »Bock & Fischer, Sesselfabrik« lautete. Die weitere günstige Geschäftsentwicklung trug dazu bei, dass die in Steinheim zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten.
Die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach, Teil 2, Die Gründung des Elektrizitätswerks Seelbach
(2021)
Im Jahrbuch 62 wurde in Teil I die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach beschrieben, wie sie sich bis zum Tode des letzten Müllers der Kunstmühle im Jahre 1900 darstellte. Carl Franz Joseph Bertinet kam in der Nacht zum 5. Dezember 1900 tragisch ums Leben. In einem Zeitungsartikel vom 5. Dezember 1900 wurde berichtet, dass um ½ 6 Uhr im Dinglinger Bahnhofe außerhalb des für die Reisenden bestimmten Bahnsteiges auf dem Geleise Herr Müller B. aus Seelbach tot aufgefunden wurde. Carl Franz Joseph Bertinet hatte das Anwesen, die ehemalige herrschaftliche Obere Mühle in Seelbach, im Jahre 1887 gekauft. Unmittelbar nach dem Kauf stellte er den Antrag auf Abbruch, um ein neues Wohn- und Mühlgebäude sowie ein Ökonomiegebäude mit Wasch- und Backhaus zu errichten. Bereits 1892 wurde die Mühle in Betrieb genommen, im Januar 1893 brannte das Mühlengebäude jedoch vollständig nieder. Die Ursache könnte wegen Hochwasser in der rascheren Bewegung der Fruchtputzmaschine gelegen haben. Eine andere Entstehungsursache könnte auch die Selbstentzündung der Champagner-Gänge (Mahlsteine aus der Champagne) gewesen sein, die laut einem Gutachter „bei Leerlauf gerne Feuer geben“.
Im 17. und 18. Jahrhundert beherrschte südlich von Seelbach das Schloss Dautenstein das Bild des Schuttertals. Der letzte Geroldsecker Graf Jakob kaufte 1584 das Anwesen für 4.000 Gulden. Er ließ das alte Wasserhaus abbrechen, welches während der Bauernkriege im 16. Jahrhundert zerstört wurde, und errichtete Ende des 16. Jahrhunderts einen stattlichen Neubau im Geschmack der Zeit. Nach den Worten seiner Tochter Anna-Maria war es ein „ansehlich Vnd cöstlich gebeuw, so Zue einer fürstlichen residenz genugsam gewesen“.
Die Geschichte der Goldschmiede- mit Uhrmacherschule beginnt im Jahr 1768. Aufgrund des Vorschlages des Unternehmers Autran wurde in Pforzheim eine staatlich finanzierte schulische Berufsausbildung eingerichtet. Andreas Koessler wurde durch den Marktgraf Karl Friedrich von Baden als erster Lehrer dieser Institution ernannt und trat am 12. September 1768 seinen Dienst an. Im Laufe der nächsten 250 Jahre entwickelte sich die Schule zu einer eigenständigen und international anerkannten Institution.
Zur Erarbeitung einer Geschichte der Gastwirtschaften in Baden-Württemberg bedarf es
zunächst einer Fülle von Detailstudien, die jedoch nicht selten mit einer dürftigen Quellenlage
zu kämpfen haben. Das gilt auch für den Raum wie des nördlich von Freiburg gelegenen Glatter-
und Wildtals und der dort befindlichen sieben Gemeinden Rohr, Oberglottertal, Unterglottertal,
Ohrensbach, Föhrental, Heuweiler und Wildtal. Urkunden über Verleihungen von Gastwirtschaftsgerechtigkeiten
in den Jahren vor 1600, ja sogar vor 1700, sind dort wie im gesamten
Südschwarzwald ausgesprochen selten überliefert. Hinweise auf Wirte und Gasthäuser
findet man oft nur am Rande und in eher unerwarteten Zusammenhängen, z.B. in Weistümern
oder Umgeldrechnungen. Auch rechtliche Streitigkeiten, an denen ein Wirt beteiligt war, oder
die Berufsbezeichnung „Wirt" in den Kirchenbüchern, können wichtige Informationen liefern.
Die Gesangbuchsammlung der Landeskirchlichen Bibliothek in Karlsruhe ist mit ihren inzwischen ca. 4.900 Exemplaren eine der großen Sammlungen in Deutschland, so dass es angebracht erscheint, sie näher vorzustellen und ihre Besonderheiten zu
beschreiben. Möglich wird dies u. a. dadurch, dass die Sammlung vergleichsweise gut erschlossen ist, zum einen, weil die „echten“ Gesangbücher in der Bibliographie der deutschsprachigen Gesangbücher der Universität Mainz erfasst sind (und werden), zum anderen da die Katalogisierung im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund zügig voranschreitet. Der der Sammlung zugrunde gelegte Gesangbuchbegriff ist nicht eng zu fassen. So enthält die Sammlung neben den „echten“ Gesangbüchern für den gottesdienstlichen Gebrauch auch Schulgesangbücher, Gesang- und Liederbücher für kirchliche
Gruppen und für spezielle Funktionen, Choral- und Melodienbücher sowie geistliche Liederhefte. In geringem Umfang befinden sich in der Sammlung auch weltliche Gesang- und Liederbücher. Andererseits sind nicht nur Choralbücher oder geistliche Liedersammlungen auch anderen Abteilungen des Bibliotheksbestandes zugeordnet. Die Karlsruher Gesangbuchsammlung ist eine überregional angelegte Sammlung, die natürlich bestrebt ist, die „badischen“ (bezogen auf das heutige Gebiet der badischen Landeskirche) Gesangbücher möglichst vollständig zu erfassen, die übrigen „Gesangbuchlandschaften“ aber auch in einer repräsentativen Auswahl widerzuspiegeln. Auch wenn wir es mit einer Sammlung einer evangelischen Bibliothek zu tun haben, ist der Sammelauftrag nicht konfessionell begrenzt, sondern berücksichtigt prinzipiell alle Konfessionen und auch andere Religionen. Auch unter geografischer, politischer und kultureller Perspektive überschreitet die Sammlung Grenzen, so dass nicht nur deutschsprachige Gesangbücher in ihr enthalten sind, sondern prinzipiell Gesangbücher aus allen Sprachen und Kulturen in ihr aufgenommen sein sollen.
Der heutige Bodensee ist im Zusammenhang mit dem Abschmelzen der Eiszeitgletscher entstanden. Vor 24 000 Jahren, im Maximum der letzten Eiszeit, erfüllte der bis
1200 m mächtige Rhein-Vorlandgletscher den gesamten Bodenseeraum zwischen Isny
und Schaffhausen. Im Bodenseegebiet und im Rheintal schürfte der Gletscher den Felsboden bis unter den Meeresspiegel aus, fortsetzend, was die Eisströme früherer Eiszeiten begonnen hatten.
Während dem ersten bedeutenden Rückschmelz-Stadial von Stein am Rhein vor
19000 Jahren entstand in einem eisfrei gewordenen Zungenbecken bei Hemishofen als
kleiner Zungenbeckensee der Ur-Bodensee. Dem weiter zurückweichenden Rheingletscher folgte in direktem Kontakt der laufend ausgedehnter werdende See. Ein weiterer
bedeutender Rückschmelzhalt stellte sich vor 18000 Jahren bei Konstanz ein. Hier sind
die Frontmoränen und ihr Vorfeld für die Seeteilung in Obersee und Untersee verantwortlich.
Im Obersee und anschliessend im Rheintal erfolgte das Abschmelzen sehr rasch.
Um 16 500 v.h. war das Alpenrheintal bis Reichenau westlich Chur eisfrei und wurde vom
Bodensee eingenommen. Dieser erreichte damit seine grösste Ausdehnung mit mehr als
der doppelten Fläche gegenüber heute.
Von den abtauenden Gletschern hinterlassener Schutt wurde von den Fliessgewässern
in gewaltigen Mengen in den Riesensee verfrachtet, insbesondere weil damals eine
vor Erosion schützende Vegetationsdecke noch weitgehend fehlte. Bereits um 16 000
trennte der Ill-Schuttfächer einen Rheintalsee vom Bodensee ab. Ähnliches vollbrachten
Landquart und Seez kurz danach, sodass sich um 15 000 eine Phase mit vier Seen im
Rheintal-Seezgebiet einstellte: Bodensee, Rheintalsee, Churer See, Walensee. Die Rheintalseen
wurden bis 8000 v.h. vollständig zugeschüttet. Einzig der Walensee überdauerte
dank grosser Tiefe bis heute sowie, nicht zu vergessen, der Bodensee.
Bis zur Römerzeit hatte sich die Rheintalebene bis Rheineck (Ad Rhenum) –
Höchst – Bregenz (Brigantium) vorgeschoben. Seither entstanden zuerst das Rohrspitz-Delta, ab 900 n.Chr. dasjenige des Rheinspitz bei Altenrhein. Der im Jahr 1900 mit dem
Fussacher Durchstich direkt in den Bodensee geleitete Rhein begann umgehend in der
untiefen Bucht ein neues Delta zu bilden. Um die Verlandung zu verhindern, wurden
die Rheindämme um die jüngste Jahrhundertwende bis zum Abfall in das tiefe, zentrale
Seebecken vorgebaut.
Trotzdem geht die Zuschüttung des Bodensees unaufhaltsam weiter. Gemäss
groben Berechnungen dauert es mindestens 40 000 Jahre bis der Obersee bis Konstanz
verfüllt sein wird. Zudem muss parallel zur Aufschüttung das gesamte Rheintal um rund
70 m aufgelandet werden, damit der Rhein bis Konstanz fliessen kann.
Die Schlussgedanken zur Zukunft des Bodensees betreffen zwei gegensätzliche
Visionen:
1. Es geht gemäss der Periodizität der Eiszeiten einer nächsten Grossvergletscherung
entgegen. In diesem Fall wird der Bodensee durch den Rhein-Vorlandgletscher ausgelöscht.
2. Umgekehrt wird bei weiterer Klimaerwärmung um prognostizierte 4 °C keine
Eiszeit mehr eintreten, was dann zur vollständigen Verfüllung des Bodensees führen
wird.
Der weltweit heute auf Straße, Bahn, Wasser und in der Luft flutende Verkehr
ist zweifellos eines der sicht- (und hör-)barsten Phänomene unserer modernen
Zeit - imponierend als Ausdruck der dynamischen und vielseitig verflochtenen
Wirtschaftsentwicklung, beängstigend aber auch durch seine ökologischen Gefahren.
Eindringlich werden am Verkehr die Möglichkeiten und Grenzen der Technik
wie auch die Licht- und Schattenseiten menschlichen Verhaltens deutlich. Mit der
Tagung des Alemannischen Instituts in Freiburg wird so ein Themenkreis angesprochen,
der vielseitig in technische, wirtschaftliche, ökologische und auch in
politische und psychologische Bezüge hineinführt, die wiederum sowohl rückblickend
in historischer wie vorausblickend in planerischer Sicht zu behandeln sind.
[...]
Im Oberrheingebiet haben wir ein verkehrsgeographisch besonders aufschlußreiches
Beispiel vor uns. Dieser Raum spielt seit vorgeschichtlicher Zeit eine verkehrsleitende
Rolle. Heute gehört er zu den wichtigsten Achsen Europas mit
kaum mehr zu bewältigenden Verkehrsströmen.
Es gilt nun, darzulegen, welche bestimmenden Faktoren zu dieser Entwicklung
geführt haben. Gerade am Oberrheingebiet zeigt sich beispielhaft, wie ein günstiges
Naturangebot vom Menschen bewertet und genutzt wurde, das heißt wie
sich natur- und kulturgeographische Faktoren miteinander verknüpfen.