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Im Jahre 1726 stiftete der damalige Amtsschultheiß zu Lichtenau, Gottfried Christian Schulmeister, der Pfarrei Lichtenau ein dickes, in Leder gebundenes Buch nur aus leeren Seiten bestehend, damit die Pfarrer „alle vorfallenden Merkwürdigkeiten, sonderlich die, welche dieses Gericht angehen (damaliges Kirchspiel Lichtenau) darinnen aufgezeichnet werden möchten."
Die ersten Eintragungen in diese Chronik machte Pfarrer Johann Jacob Müller (Amtszeit: 1718-1753) Seine Aufzeichnungen hielten sich nicht an eine bestimmte Ordnung. Sogar die Jahreseinträge machten gelegentlich Sprünge nach vom und auch nach hinten. Entgegen der Absicht des Stifters bildete nicht die Lokalhistorie den Schwerpunkt der Chronik, sondern die weltpolitischen Ereignisse, besonders die Kriege (polnischer Erbfolgekrieg, österreichischer Erbfolgekrieg). Wie er, so haben es auch seine Nachfolger gehalten. Die Chronisten der Lichtenauer Pfarrchronik haben es aber durch ihre Ausflüge in die Weltpolitik möglich gemacht, den heutigen Leser nachempfinden zu lassen, welches Echo die große Politik bei einem Landpfarrer gefunden hat. Der Absicht dieser Arbeit entsprechend liegt also ihr Schwerpunkt im Aufsuchen der Passagen, welche die persönliche Note des Chronisten erkennen lassen. Doch wird es zu deren Verständnis nötig sein, auch das historische Umfeld dieser Abschnitte den besonderen Umständen entsprechend - mehr oder weniger umfangreich -
darzustellen. Berichte, die Geschehnisse im Kirchspiel Lichtenau selbst betreffen, sind in der Regel ganz zitiert worden, da hier die Chronisten als Augenzeugen auftreten. Pfarrer Müller war bei seinen persönlichen Stellungnahmen eher zurückhaltend.
Abseits?
(2007)
In einem Buchkatalog fand ich kürzlich folgende Denkwürdigkeit: Was ist der Unterschied zwischen einem Historiker und Gott? – Gott kann die zurückliegende Geschichte nicht mehr ändern. Als „Sportpfarrer“ der Evangelischen Landeskirche in Baden – oder in der aktuellen Sprache Kanaans: „Landeskirchlicher Beauftragter für Sport und Vereine“ – und „WM-Pfarrer“ der Evangelischen Kirche in Deutschland – auch hier die Übersetzung in die Sprache Kanaans: „Beauftragter zur Vorbereitung der Fußball-WM 2006“ –, als solcher wäre ich natürlich ebenfalls versucht, die Geschichte der Kirche mit dem Sport, mit Körper und Bewegung nicht nur zu be-, sondern auch umzuschreiben, mithin zu ändern. Unstrittig hat die westliche Kirche zu einer Abwertung des Körpers über Jahrhunderte hinweg beigetragen, und dabei ist es nur ein schwacher Trost – aber immerhin ist es einer! –, dass für diese unselige Geschichte nicht biblische, sondern antike heidnische Traditionen verantwortlich zu machen sind. Biblisch dagegen ist eine ganzheitliche Sicht des Menschen, nicht eine Dichotomie von Leib und Geist/Seele.
Fordern manche Kirchenhistoriker im Kontext der Europäisierung und Globalisierung eine Kirchengeschichtsdarstellung als
Christentumsgeschichte, die die großen Zusammenhänge bedenkt und darstellt, so erinnern andere daran, dass räumliche und konfessionelle Begrenzungen, also Darstellungen im territorialen und nationalen Rahmen oder konfessionsgeschichtliche Untersuchungen ebenso wie biographische Einzeldarstellungen weiterhin sinnvoll bleiben. Möglicherweise werden in enger gefassten Darstellungen zwar nicht alle großen Zusammenhänge benannt werden können. Für diesen Preis erwirbt man aber eine anders nicht mögliche Tiefenschärfe. Enger gefasste Untersuchungen sind dann besonders wertvoll, wenn gute Gründe für die Annahme vorliegen, dass es sich um zentrale, repräsentative oder exemplarische „Gegenstände“ handelt, selbst wenn uns hier auch Extraordinäres begegnet. Für die badische Kirchengeschichte etwa ist mit guten Gründen anzunehmen, dass sich die frühere Residenz Durlach für eine solche Forschung als lohnend erweisen könnte. Eine Durlacher Kirchengeschichte könnte ein Spiegel für die badische Kirchengeschichte sein. Es wäre gewiss ein lohnendes Unternehmen, einmal ein solches Unternehmen nicht nur auf Grund der Literatur, sondern nochmals neu mit den Akten und Dokumenten der Gemeinde, der Landeskirche und des Generallandesarchivs zu schreiben.
Ein badischer Beitrag zum Karl-Barth-Jahr 2019 – vor 100 Jahren erschien die erste Auflage von Barths Römerbrief-Auslegung – ist wohl nur als etwas Marginales möglich, denn selbst detailbegeisterte Kirchenhistoriker/innen werden nicht allzu viele
Berührungspunkte zwischen Baden und Barth anführen können. Umso wichtiger erscheint es deshalb, die wenigen und die bislang wenig erinnerten badischen Bezüge zum theologischen Titanen aus dem beschaulichen Basel festzuhalten – und darüber hinaus von einem überraschenden Auftritt Barths in Baden zu berichten, der bislang einigermaßen unbekannt war, obwohl er – freilich marginal – in der Barth-Biographie bewahrt war.
In einem Überblick über den Stand der Erforschung der badischen Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts benennt Udo Wennemuth zahlreiche Desiderate, nicht zuletzt über die eigentlich gut und breit erforschte Zeit des „Dritten Reiches“. Unter anderem führt Wennemuth aus: „Die Arbeit der Kirche im ‚Untergrund‘ ist noch unerforscht. Manches weiß man vom Hörensagen.“ Eine Auswertung von Quellen stünde jedoch aus. Auf Grund der Aktenlage bleibt es schwierig, das real Erlebte zu rekonstruieren – selbst dann, wenn zahlreiche Materialien vorliegen. Ehemalige „Deutsche Christen“ (DC), sofern sie den Krieg überlebten, verwahrten nach 1945 zahlreiche Dokumente und haben diese nicht selten noch zu Lebzeiten vernichtet, um weitere eigene Verstrickungen nicht bekannt werden zu lassen. Auch bei der Bekennenden Kirche (BK) können, so Wennemuth, nicht „[d]ie gesamten internen Prozesse“ beschrieben werden. Hier fehlt oft das Material, das vor 1945 ja außerordentlich belastend gewesen wäre. Die volkskirchliche „Mitte“ dagegen hat ihre Positionen nicht detailliert begründet und eher versucht, sich nicht zu äußern, so dass nur das Archivmaterial des traditionellen kirchlichen Alltags entstand. Manfred Gailus resümiert forschungsgeschichtlich zu Recht: „Eine Sozialgeschichte des Kirchenvolkes im NS-Staat steht sowohl für den Protestantismus als auch für den Katholizismus noch aus.“
„Zu ihrem Gedächtnis“
(2017)
„Hilde Bitz gekannt zu haben, ist ein Privileg und bleibend Grund zur Dankbarkeit.“ So formulierte es Prälat Traugott Schächtele bei der Beerdigung der Mannheimer Pfarrerin am 1. August 2017 und sprach damit der großen Trauergemeinde aus der Seele. Ähnlich werden es wohl die Theologinnen und die Kirchenhistoriker/innen
empfinden. Nach Maria Heinsius (1893–1979) war sie die Kirchenhistorikerin, die sich mit Frauengeschichte in der badischen Kirchengeschichte befasst hat. Dabei konzentrierte sie sich im Wesentlichen auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, näherhin auf die Geschichte der frühen evangelischen Theologinnen.
Formal sind die lutherische und die reformierte Traditionslinie des Protestantismus in der unierten Evangelischen Landeskirche in Baden gleichrangig. Gerne und oft wird auf Martin Luther rekurriert. Kommt aber Johannes Calvin ins Spiel, neigt man rasch zur Distanzierung oder verbittet sich eine Identifizierung. Als jüngst im Calvin-Jahr 2009 die Pfarrstelle der einzigen Johannes-Calvin-Gemeinde in Deutschland, die in Mannheim-Friedrichsfeld besteht, ausgeschrieben wurde, sah man sich offenbar veranlasst, Missverständnissen vorzubeugen: [D]er Name [weist] nur [!] auf die Gründung des Ortes durch vertriebene Hugenotten im Jahre 1683 hin und bedeutet keine besondere, reformierte Prägung. Eine entsprechende Erklärung war bislang noch in keiner Ausschreibung der zahlreichen Luthergemeinden in badischen Landen zu lesen gewesen. „Luther“ steht also für das gemeine evangelische Kirchentum, „Calvin“ für eine Sonderform, so scheint doch gefolgert werden zu können. Das
„reformierte Erbe“ wird aktuell wenig dokumentiert; so finden sich im Schlagwortregister der Homepage der badischen Landeskirche wohl die Aufrufe „lutherische Kirche“ und „unierte Kirche“, nicht jedoch „reformierte Kirche“.
Am 25. Oktober 2014 nahm eine große Gemeinde in der Peterskirche, der Heidelberger Universitätskirche seit 1896, Abschied von Walther Eisinger. Im Alter von 86 Jahren war der Heidelberger Professor für Religionspädagogik, Dozent am Predigerseminar und langjähriger Vorsitzende des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden, ein Lehrer und väterlicher Begleiter für viele, gestorben. Neben der tiefen Trauer herrschte eine große Dankbarkeit, die die Familie und Weggefährten erfüllte.
Eher randständig war der Gebrauch des Heidelberger Katechismus im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts in den meisten reformierten volkskirchlichen Gemeinden in Deutschland. Zur Konfirmation Palmarum 1981 mussten wir Konfirmanden einer kleinen ostfriesischen Gemeinde die Frage 1 gemeinsam vorlesen (!) – von den Inhalten vorangegangener katechetischer Erklärungen des Post-68er-Pfarrers ist mir nichts mehr erinnerlich geblieben. „Form und Maß“ hatte dieser kirchliche Unterricht jedenfalls nicht durch den „Heidelberger“ bekommen, wie es laut kurpfälzischer Kirchenordnung von 1563/64 ursprünglich Zweck gewesen war. Als ich im Wintersemester 1986 Theologie zu studieren begann, war die erste Dogmatik-Vorlesung eine zweisemestrige Auslegung des Heidelbergers durch Jürgen Fangmeier in Wuppertal – gewiss ein Privileg für einen angehenden reformierten Theologen. Kaum etwas anderes hat seit dem meinen reformierten Glaubensstil und meine Theologie geprägt wie der Heidelberger. Ob mein Wechsel ins Pfarramt der Heidelberger Universitätskirche drei Jahre vor dem Jubiläum des Heidelbergers hominum confusione oder providentiae Dei geschah, ist dagegen nicht so klar zu identifizieren. In mehrfacher Hinsicht schreibt hier also ein „Heidelberger“.
Ein junger Mann überlebt das »Dritte Reich« nur mit größter Not. Er hatte sich im totalitären Weltanschauungsstaat in Not gebracht – auf Grund seines christlichen Glaubens konnte er nicht anders. Der »Fall« von Ernst Münz lässt sich mit den Akten aus Kirche und Justiz und einem Nachlass nachzeichnen. So ergeben sich Einblicke ins kirchliche Alltagsleben während der ideologischen und organisatorischen Unterdrückung zwischen 1933 und 1945, einem sehr gut erforschten Zeitabschnitt in der Kirchengeschichte auch in Baden.
Die neuere Missionsgeschichte begann auch in Baden im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, geprägt von der Basler Mission (1815). In Ortsvereinen, bei Missionsfesten, im Landesverein (1840) engagierte sich, wer die liberale Behördenkirche kritisch sah, auch Frauen. Junge Männer, Fromme und Abenteurer, ließen sich im Basler Missionshaus ausbilden. Hatte die
Kirchenbehörde die Mission zunächst als Privatsache deklariert, änderte sie bald ihre Meinung – spätestens am Jahrhundertende gehörte sie zum kirchlichen Selbstverständnis. Eine liberale Variante, 1884 zur Hoch-Zeit des deutschen Imperialismus entstanden, wollte keine einseitige Missionierung, sondern Dialog mit fremden Kulturen; damit betrat man den Weg von der »Mission« zur »Ökumene«.
Herr, im Lichte Deiner Wahrheit erkenne ich, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Taten. In einem evangelischen Gottesdienst könnte die Gemeinde und in ihr der und die Einzelne so bekennen. Dieses Bekenntnis beinhaltet nicht nur rein religiöse Vergehen gegen Gott, sondern auch Verfehlungen gegen Mitmenschen. Deshalb ist coram deo zu bedenken, wo wir unsere Nächsten vergessen und übergangen haben, wo wir auf Kosten und zum Schaden anderer gelebt haben. Zu den theologisch-anthropologischen Grundannahmen des Christentums gehört, dass der Mensch schuldig werden kann und deshalb auch schuldig wird – eine necessitas peccandi (vgl. Genesis 8,21) auf Grund des non posse non peccare (Augustin). Auch die Kirche, hier als ein real(historisch)es Kollektiv von
Menschen verstanden und nicht durch dogmatische Präskriptionen definiert, kann als historische und gesellschaftliche Akteurin gegenüber Gott und gegenüber Menschen schuldig werden und wird es: insonderheit durch ihre Repräsentanten, aber auch durch ihre Mitglieder, die teilhaben an Mentalitäten und Handlungsmustern. Kirche ist „Täterin“. Wo aber bleiben die Opfer? Vor einer halben Generation gab es eine neue Wahrnehmung von Märtyrern im Protestantismus. In seinen Anfängen hatte dieser aus theologischen Gründen vor dem altgläubigen Heiligenkult gewarnt, konnte aber doch konzedieren, daß man der Heiligen [sc. zumeist Märtyrer] gedenken soll zur Stärkung des Glaubens (CA 21). Eine gewisse Analogie scheint zwischen den kirchlichen Märtyrern und den von der Kirche zu verantwortenden Opfern wahrgenommen zu werden.
Bei einem Projekt, das im dicht besiedelten Baden-Württemberg über 500 Hektar
Fläche einbezieht, kommt es natürlich darauf an, kulturelle Besonderheiten zu
beachten, Natur- und Umweltschutz zu berücksichtigen sowie den Dialog mit der
Bürgerschaft in Immendingen und in der gesamten Region zu suchen.
So war es der Daimler AG von Anfang an wichtig, die Planungen für das
Prüf- und Technologiezentrum im Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern,
den Vertretern der Naturschutzverbände und selbstredend mit der Kommune,
den umliegenden Nachbargemeinden, dem Landratsamt Tuttlingen, dem Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg und dem Regierungspräsidium Freiburg
zu präzisieren. Somit wurden zu Beginn auch keine fertigen Pläne vorgelegt, an
die dann die Landschaft angepasst werden musste, sondern in einem gemeinsamen Prozess von Unternehmen und Öffentlichkeit wurden die konkreten technischen Anliegen der Daimler AG in eine umfassende Planung umgesetzt.
Diesem Grundsatz folgend konnten die notwendigen Erdbewegungen halbiert
und Herausforderungen wie eine Wildtierpassage gemeistert sowie der Stellenwert von Magerwiesen berücksichtigt werden. In gleicher Weise wurden die
Wünsche der Anwohner nach Lärmschutz und einer möglichst geringen zusätzlichen Verkehrsbelastung in die Planungen einbezogen.
Das Villinger Hallenbad
(2017)
Am 18. Dezember 2015 konnte das 50-jährige
Jubiläum des Bestehens des Hallenbades in
Villingen gefeiert werden. In der Geschichte der
Stadt Villingen sind Ereignisse, welche sich vor
etwa 50 Jahren zugetragen haben und somit auch
im Jahrbuch des GHV sind 50 Jahre nicht unbedingt
erwähnenswert. Wenn aber berücksichtigt
wird, dass es schon Anfang der 20er Jahre des
letzten Jahrhunderts Überlegungen und fertige
Planungen gab, in unserer Stadt ein Hallenbad
zu bauen, rechtfertigt dies sicherlich eine Rückschau
auf diese Überlegungen, Planungen und
letztendlich die Vollendung des Hallenbades im
Jahr 1965. Insofern teilt sich dieser Bericht in zwei
Abschnitte: Diskussion, Planung usw. in den 20er
Jahren sowie Diskussion, Planung und Vollendung
nach dem II. Weltkrieg.
Bei der Planung der beiden neuen Freiburger Stadtteile "Rieselfeld" und "Vauban" wurden Prinzipien einer ökologischen und sozialen Stadtplanung angewandt, die modellhaft auch für Stadterweiterungen in Staaten angewandt werden können, deren Bevölkerung sehr rasch wächst und wo großer Bedarf an neuen Wohngebieten vorhanden ist. Interdisziplinär besetzte Projektgruppen planten beim Rieselfeld auf 70 Hektar Wohnraum für 12 000 und im Vauban-Viertel auf 40 Hektar für 5000 Menschen. Ökologie, Nachhaltigkeit, Familienfreundlichkeit, ortsnahe Infrastruktur, Anbindung an die Stadtbahn, Niedrigenergiebauweise und Bürgerbeteiligung waren von Anfang wichtige Kriterien bei der städtischen Planung. Beide Stadtteile können heute als Erfolgsmodell bezeichnet werden.
Unsere badischen Landschaften am Oberrhein sind über viele Jahrhunderte durch die deutsch-französischen Kriege und die über viele Generationen gepflegte „Erbfeindschaft“ geprägt und beeinträchtigt worden. Der Rhein war nicht mehr wie im Mittelalter verbindender Strom einer gemeinsamen Kulturlandschaft, sondern wurde heftig umstrittene Grenze und erwies sich als schmerzende Trennung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schritt für Schritt durch die deutsch-französische
Annäherung und Versöhnung diese Grenze immer mehr überwunden.
Im letzten Jahrzehnt haben besonders weitreichende politische, wirtschaftliche und soziale Veränderungen stattgefunden, die zu einer neuen Bedeutung der Regionen in Europa geführt haben Die Nachbarschaftspolitik des Landes
Baden-Württemberg ist deshalb nicht von ungefähr Grundlage seiner Europapolitik. Die Aufnahme dieses Zieles in die Präambel der Landesverfassung bringt dies in besonderer Weise zum Ausdruck. Der Regierungsbezirk Südbaden grenzt am
Oberrhein an die französische Region Alsace mit ihren beiden Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin, am Hochrhein an die Schweizer Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau, Zürich, Schaffhausen und Thurgau. Die Grenze zur Schweiz ist zugleich Außengrenze der EU. Die meisten Landkreise im Regierungsbezirk, der 2.1 Mio. Einwohner zählt, sind Grenzlandkreise. Deshalb hat die Landesregierung speziell den Regierungspräsidenten von Freiburg mit der regionalen Gesamtkoordination dieses vielfältigen Politikfeldes beauftragt.
Tief erschüttert haben wir vom Tod unserer Mitarbeiterin Dr. Anna Gräfin zu Stolberg-Stolberg am 8. Juli 2017 Kenntnis nehmen müssen. Die tückische Krankheit, die sie vor ca. zwei Jahren befallen hat und gegen die sie mit so viel Kraft gekämpft hat, war schließlich doch Siegerin gewesen. Am Freitag, den 14. Juli 2017 nahmen wir, unter Beteiligung von einigen Mitgliedern der Badischen Heimat, in Gernsbach, ihrem Geburtsort, in einer
Trauerfeier von ihr Abschied.
Germanus est hic mos
(2010)
In einem derart intensiv bearbeiteten Feld wie dem italienischen Humanismus ist
es wahrlich ein Glücksfall, ein wertvolles Dokument zu finden, das, obschon seit mehreren Jahrhunderten in einer prominenten Ausgabe gedruckt vorliegend, bisher nicht
einmal im Ansatz eine Auswertung erfuhr. Einem solchen Stück - dem fragmentarisch
erhaltenen Brief De Adventv honorabilissimi Dvcis Sigismvndi Austriz, ad Constantiam civitatem
Alemaniz, anno MCCCCLIX des Humanisten Ventura Pontano - widmet sich diese Untersuchung.
Den Entstehungskontext des Briefs bildet eine vom 25. Mai bis 9. Juni 1459 in
Konstanz abgehaltene Konferenz, deren Ziel eine Schlichtung des notorischen und zum
wiederholten Male kurz vor einer Eskalation stehenden Konflikts zwischen Herzog Sigismund »dem Münzreichen« von Österreich und den Eidgenossen war. Wurzelnd in
der »Herausbildung des eidgenössischen Bundesgeflechts« und den damit verbundenen Emanzipationsbestrebungen gegenüber der habsburgischen Herrschaft, war dieser
Konflikt seit dem Ende des Alten Zürichkriegs (1436-1450) durch den sukzessiven eidgenössischen Machtausbau neu geschürt worden. Der Anschluss der bislang österreichischen Stadt Rapperswil (Sept. 1458) im Gefolge des berüchtigten Plappartkriegs gegen
Konstanz gab den Anstoß zu Verhandlungen.
Für die „SchUM-Stätten“, die hochmittelalterlichen Kult- und Gemeindebauten der ehemaligen jüdischen Gemeinden in Worms und Speyer sowie ihre hochbedeutenden Friedhöfe in Mainz und Worms, wurde im Januar 2020 der Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste eingereicht. Die mehrteiligen Gemeindezentren, d. h. der Judenhof in Speyer und der Synagogenbezirk in Worms mit ihren Bauten, haben ebenso wie die beiden Friedhöfe mit ihren Grabsteinen und Funktionsbauten nicht nur aus Sicht der Antragsteller einen „außergewöhnlichen universellen Wert“, wie ihn die UNESCO für Welterbestätten voraussetzt. Nicht in den Antrag aufgenommen sind der ehemalige Synagogenbezirk in Mainz, der lokalisierbar, aber modern überbaut ist, sowie der ehemalige Friedhof in Speyer, der nach Einrichtung des neuen Hauptfriedhofs 1888 parzelliert und überbaut wurde.
Im Rahmen des Einödsberg-Projekts wurden von 2002 bis 2008 Flora und Vegetation einer beweideten Alpe bei Oberstdorf untersucht. Das Gebiet ist Teil des Natura 2000-Schutzgebietes „Allgäuer Hochalpen“ und weist besondere geologisch-geomorphologische und nutzungsspezifische Rahmenbedingungen auf, die die Vegetation bestimmen. Die potentiell natürliche Vegetation dürfte vorwiegend aus hochmontan-subalpinen Fichten-Grünerlenwäldern und Borstgrasrasentypen
im Auflösungsbereich des Waldes bestanden haben. Die aktuelle Vegetation hat auf Grund der edaphischen Voraussetzungen und der anthropogenen Nutzung ihren Schwerpunkt in Weidegesellschaften im Umfeld der Nardetalia. Alle nachgewiesenen Pflanzengesellschaften werden kurz beschrieben, soziologisch interpretiert und in einer Vegetationskarte dargestellt. Die Untersuchung der Flora lieferte ein Spektrum der für die Allgäuer Mergelberge typischen Kieselflora der
subalpinen und alpinen Stufe unter dem Einfluss jahrzehntelanger, intensiver Schafbeweidung. Diese hat zu einer Verarmung an Arten im Kernbereich des Weidegebietes geführt. Nur an wenig zugänglichen Refugialstandorten konnten Relikte der ursprünglichen Flora nachgewiesen werden. Diese Besonderheiten werden näher erörtert. Insgesamt werden 647 im Gebiet nachgewiesene Gefäßpflanzenarten aufgelistet und bewertet. Nach der Roten Liste Bayerns sind davon 58 Arten als „gefährdet“, 12 als „stark gefährdet“ und 3 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Die nachfolgende Untersuchung beschäftigt sich mit dem Vorkommen und der Vergesellschaftung des Gletscher-Hahnenfußes Ranunculus glacialis L. in Bayern bzw. Deutschland. Neben einer einleitenden Gesamtschau zur Verbreitung und den Anpassungsstrategien der Art an extremste Standortbedingungen werden historische und aktuelle Vegetationsaufnahmen besprochen und die pflanzensoziologische Anbindung diskutiert. Dabei wird eine bisher nicht bekannte Vergesellschaftung des Gletscher-Hahnenfußes in einer Minuartia rupestris-Trisetum distichophyllum-Gesellschaft mit Aufnahmematerial belegt. Die bayerischen Vorkommen werden mit eigenen Vegetationsaufnahmen aus verschiedenen Gebieten der Ostalpen und Material anderer Autoren verglichen und diskutiert. Abschließend werden die seit 2005 durchgeführten Maßnahmen zum Erhalt der einzigen und bedrohten Vorkommen des Gletscher-Hahnenfußes in Deutschland vorgestellt.
Am Linkerskopf in den Allgäuer Hochalpen sind wie in zahlreichen anderen Gebieten der deutschen Alpen die Grat- und Gipfelbereiche durch Jahrzehnte lange Schafbeweidung stark eutrophiert und massiv geschädigt. Darauf wurde auch im Rahmen der Alpenbiotopkartierung hingewiesen. Der Linkerskopf zählt zu den floristisch artenreichsten Gebieten Bayerns. Im Rahmen eines naturschutzfachlichen Projekts wurde deshalb die Beweidung oberhalb der Enzianhütte ab 2004
teilweise, seit 2005 vollständig eingestellt. Als Ersatz für die Gipfellagen wurde eine Fläche um die Linkersalpe mit Weidezaun abgegrenzt, in der die Schafe seit 2004 eingepfercht wurden. Als Pflegemaßnahme wurden in 2004 und 2005 stark verlägerte, von Rasenschmiele (Deschampsia cespitosa) dominierte Bereiche um die Linkersalpe jeweils einmalig gemäht. 16 vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen sollen den Einfluss der Nutzungsänderungen dokumentieren.
In durch die Beweidung stark degradierten Flächen der Linkersalpe ließen sich zwei Jahre nach der Nutzungsumstellung auf Mahd erste Tendenzen zur Aushagerung und Auflichtung der stark verfilzten Deschampsia-Bestände erkennen. In den durch Schafskot stark eutrophierten Gipfellagen des Linkerskopfes zeigte sich in der Vegetationsperiode 2005 ein erster Vernarbungsprozess. Zwar dominierten als Hauptbestandsbildner weiterhin die Stickstoffzeiger Alchemilla subcrenata und Poa alpina, jedoch konnten bereits einzelne wertgebende Arten, wie Ligusticum mutellinoides und Erigeron uniflorus in die Flächen einwandern. An den Extremstandorten der Windkanten und Gratlagen war der Schafskot bereits durch Winderosion und Schneeverfrachtung größtenteils abgetragen, so dass vermutlich auch der Stickstoffgehalt im Boden zurückgegangen ist oder zumindest nicht weiter erhöht wurde. Am benachbarten Einödsberg wurden ebenfalls vegetationskundliche Untersuchungen nach Nutzungsumstellung von intensiver Schafbeweidung auf extensive Rinderälpung durchgeführt. Auch dort zeigten sich erste Regenerationsprozesse der Vegetation. Damit liegen für die Allgäuer Hochalpen erste Erkenntnisse
zu ökologisch verträglicheren Nutzungsformen des bedeutendsten alpinen Diversitätszentrums der Bayerischen Alpen vor. Regelmäßige vegetationskundliche Aufnahmen der Dauerbeobachtungsflächen (ein Monitoring) erscheinen aus naturschutzfachlicher Sicht unverzichtbar, zumal bisher keinerlei vergleichbare Erkenntnisse aus dem alpinen Bereich der Bayerischen Alpen zur Verfügung stehen.
Die Benediktinerabtei Ettenheirnmünster war im 18. Jahrhundert nicht nur eine Stätte des mönchischen Gebetes, sondern auch ein Ort der Kunst, der Musik und - was leider schon bald nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1803 in Vergessenheit geriet - überdies ein Ort großer Gelehrsamkeit. Das Kloster im Münstertal war daher ein geeigneter und fruchtbarer Nährboden für ein so umfangreiches Werk wie die Biblia Sacra von Pater Germanus Cartier.
Nach Auftauchen eines Briefumschlags aus den USA im Internet mit dem Absender „E. S. Ettenheimer & Co.“ und dem
Familiennamen „Ettenheimer“ ist für die Lokalgeschichte und die Geschichte der Juden in Ettenheim ein neues Aufgabengebiet entstanden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die amerikanischen „Ettenheimer“ mit Ettenheim etwas zu tun haben könnten, ist relativ groß, da Personen bzw. deren Vorfahren, die einen Ortsnamen tragen, ursprünglich auch aus diesem Ort kamen oder eine besondere Beziehung dorthin hatten.
Etwa ein halbes Jahrhundert lang pflegten die Schüler des Gymnasiums Ettenheim einen inzwischen in Vergessenheit geratenen Brauch: Nach bestandener Abschlussprüfung schickten sie eine eigens für diesen Zweck gezeichnete und gedruckte Bild-Postkarte an ihre Verwandten, Bekannten und Freunde, um das glückliche Ende ihrer gymnasialen Schulzeit anzukündigen. In Ettenheim wurde die erste Abiturprüfung im Juli 1901 abgelegt. Sogleich übernahmen die Ettenheimer Gymnasiasten den zuvor schon an anderen Gymnasien gepflegten Brauch der Abiturientenkarten. Bei der großen Foto- und Postkartenausstellung des Historischen Vereins Ettenheim im Jahre 1983 konnten 21 Abiturientenkarten gezeigt werden. Inzwischen ist die Zahl der aufgetauchten Karten aus dem Zeitraum von 1901 bis 1950 auf insgesamt 30 Karten angewachsen. Von den Einjährigenkarten, das sind Karten, die von den Untersekundanem nach ihrer Versetzung aus der 10. Klasse in die Obersekunda verschickt wurden, standen für die damalige Ausstellung nur 14 zur Verfügung. Seither sind zwei weitere Karten hinzugekommen. Die erste überhaupt bekannte Karte der Einjährigen stammt von 1904 und die letzte von
1933.
Ein Literaturbericht
(2012)
Es wäre sicherlich bedauerlich, wenn im diesjährigen Jahrbuch, das schwerpunktmäßig der Justitia in Mittelbaden gewidmet ist, die südliche Ortenau mit ihrer ereignis- und spannungsreichen Geschichte unberücksichtigt bliebe. Zahlreich sind die Auseinandersetzungen der Äbte von Ettenheimmünster mit den Bischöfen der Diözese Straßburg um die Gerichtsbarkeit und Landeshoheit im klösterlichen Gebiet, das sich vom Bannsteinbuck, einem Grenzpunkt zwischen Ettenheim und Münchweier, bis zum östlich gelegenen Streitberg erstreckte, und zu dem auch die nördlich gelegenen Klosterdörfer Schweighausen, Dörlinbach und Wittelbach gehörten. Für die rechtliche Unabhängigkeit von den Fürstbischöfen kämpfte insbesondere Abt Johannes Baptist Eck (1710-1740). Er beanspruchte sogar die Hohe Gerichtsbarkeit und ließ 1737 die Kindsmörderin Ursula Tränkle aus Münchweier hinrichten. Da ja die Straßburger Fürstbischöfe für den rechtsrheinischen Teil des Hochstifts
Straßburg mit den Ämtern Ettenheim und Oberkirch deutsche Reichsfürsten waren, führte dies dazu, dass die diplomatischen
Verwicklungen vor dem Kaiserlichen Reichshofrat in Wien ausgetragen wurden.
Aus Anlaß des 600. Geburtstages von Johannes Gutenberg – es handelt sich dabei um einen symbolischen Geburtstag – findet in diesem Jahr der geniale Erfinder des Buchdrucks in Presse, Rundfunk und Fernsehen in ganz besonderem Maße die ihm gebührende Aufmerksamkeit. Rechtzeitig für das Gutenberg-Jahr erschienen auch zahlreiche Publikationen, die sich mit seinem Leben und Werk und mit der Ausbreitung dieser epochemachenden Erfindung bis in unsere Tage hinein beschäftigen. Dieses nicht nur Gutenberg, sondern insbesondere die Geschichte des Buchdrucks betreffende Jubiläum soll Anlaß sein für eine Abhandlung über den aus Ettenheim stammenden Frühdrucker Heinrich Knoblochtzer. Er gehörte zu jenen herausragenden Druckern aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, die Gutenbergs Idee und Drucktechnik recht bald mutig und engagiert aufgegriffen und fortgesetzt haben. Zahlreiche Forschungsberichte über seine Tätigkeit als Drucker und Verleger von Inkunabeln oder Frühdrucken wurden seit dem Ende des 19. Jahrhunderts veröffentlicht, die allerdings in den heimatgeschichtlichen Publikationen kaum Beachtung fanden. Sinn und Zweck dieses Beitrages ist es nun, durch Zusammenfassung der umfangreichen Fachliteratur den Frühdrucker Heinrich Knoblochtzer als eine bedeutende Ettenheimer Persönlichkeit herauszustellen.
Das im Jahre 1872 von Franz Xaver Leibold gegründete „Ettenheimer Wochenblatt“, das ab 1879 unter dem Titel „Ettenheimer Zeitung“ erschien, ist eine wertvolle Geschichtsquelle, die auch einen Blick auf die Ereignisse und Begebenheiten während des Ersten Weltkrieges in Ettenheim ermöglicht. Am Anfang steht großformatig und für jeden eindeutig erkennbar die Bekanntgabe der Mobilmachung, die in der „Ettenheimer Zeitung“ am 1. August 1914 im „Amtlichen Verkündigungsblatt für den Amtsbezirk Ettenheim“ befohlen wird. Verantwortlich für die Veröffentlichung ist das Großherzogliche Bezirksamt Ettenheim. Da es damals weder Fernseh- noch Rundfunksendungen gab, waren Plakate und Zeitungen die einzigen Medien, um die gesamte Bevölkerung schnell und flächendeckend mit dieser besonderen Information zu erreichen. Die erste Rundfunkübertragung in Deutschland fand übrigens erst im Dezember 1920, also nach Beendigung des Krieges statt.
Ettenheimmünster
(2013)
Obwohl die Benediktiner-Abtei Ettenheimmünster in der Säkularisation 1803 aufgehoben und die Klostergebäude im Laufe des 19. Jahrhunderts dem Erdboden gleichgemacht wurden, sind noch heute von den Mönchen des hl. Benedikt für Ettenheimmünster geschaffene Kunstwerke erhalten. Auch das von ihnen unweit der Wallfahrtskirche zur Betreuung kranker Pilger erbaute Gast- und Badhaus wurde sogar noch im 20. Jahrhundert zeitweise für schulische und soziale Einrichtungen verwendet: Von 1920 bis 1967 für das Progymnasium der Lehrbrüder der christlichen Lehre und danach für die Psychosoziale Klinik der Caritas. Das Wirken der Benediktiner in vielen Bereichen wurde zwar durch die vom neuen badischen Staate angeordnete Aufhebung des Klosters abrupt unterbrochen, doch sind mehr als zweihundert Jahre danach noch immer Spuren ihres Schaffens wahrnehmbar. Dies gilt ganz besonders für die Wallfahrtskirche des hl. Landelin, eine der schönsten Barockkirchen der Ortenau. Sie wurde 1688 von Abt Maurus Geiger erbaut und von Abt Augustinus Dornblüth 1764 erneuert und verschönert. Nach der Auflösung des Klosters wurde die von Johann Andreas Silbermann 1769 für die Klosterkirche erbaute Orgel in die Wallfahrtskirche umgesetzt und so bis in unsere Zeit für Gottesdienste und auch für Orgelkonzerte gerettet. Zwar geht es in dieser Abhandlung vor allem um den eindrucksvollen, leider nicht mehr existierenden barocken Klosterbau, den Abt Johannes Eck (1710-1740) errichten ließ und dessen Ausführung er dem aus Bezau in Vorarlberg stammenden Baumeiser Peter Thumb (1681-1766) anvertraute, doch soll der über tausendjährigen Geschichte des Klosters wenigstens in einem kurzen Rückblick gedacht werden.
Am 19. September 2016 hätte der 1891 in Ettenheim geborene Mundartdichter, Grafiker und Ehrenbürger Fritz Broßmer seinen 125. Geburtstag feiern können. Mit einem von ihm 1951 gestalteten Gautschbrief, einer kunstvoll von Hand geschriebenen Urkunde zum Abschluss der Ausbildung eines Schriftsetzer- oder Buchdruckerlehrlings, soll nicht nur an das grafische Können des Ettenheimers, sondern auch an den alten Druckerbrauch des Gautschens in Ettenheim erinnert werden. Schon in der 1872 gegründeten Druckerei von F. X. Leibold, dem Begründer der Ettenheimer Zeitung, wurde dieser Brauch in Ettenheim praktiziert. Davon zeugt ein Foto, das in der Foto- und Postkartenausstellung des Historischen Vereins im Jahre 1983 zu sehen war.
Das Prinzenschlössle oder Ichtratzheimsche Haus in Ettenheim, aus dem der Herzog von Enghien im Morgengrauen des 15. März 1804 auf Befehl von Napoleon Bonaparte entführt worden war, der Prinzengarten mit dem barocken Gartenhäuschen und die Fensterscheibe im Museum, in die der Herzog für seine Geliebte Charlotte de Rohan-Rochefort ein Gedicht eingraviert hatte - sie halten alle die Erinnerung an den französischen Prinzen wach, der am 21. März 1804 wie vorausgeplant im Schlossgraben von Vincennes bei Paris erschossen wurde. Weitgehend unbekannt und auch in der Heimatliteratur nicht beachtet ist jedoch ein monumentales Ölgemälde im Vorraum zum Bürgersaal. Thema dieses Bildes ist die Verhaftung eines jungen, adligen Mannes durch französische Soldaten. Es ist anzunehmen, dass der Künstler die Entführung des Herzogs von Enghien darstellen wollte.
Die Zahl junger Mädchen, die schon als kleine Kinder ins Kloster gebracht und
dort aufgezogen wurden, muss auch im ausgehenden Mittelalter noch groß gewesen
sein. Im frühen Mittelalter primär als Akt der Schenkung - Oblation genannt - an Gott
verstanden, wurde die Übergabe an eine monastische Institution im Spätmittelalter vor
allem durch das weibliche Erbrecht und die Rolle der Aussteuer bei der Verheiratung
adliger Töchter bedingt. Männliche Nachkommen, die ihren Erbanspruch durchsetzten,
teilten den Familienbesitz zwar auf, schmälerten ihn aber prinzipiell nicht; hingegen
brachten verheiratete Töchter ihn im Erbfall in fremde Hände. Dies und die Tatsache,
dass adlige Familien aus wirtschaftlichen Erwägungen häufig eine Gesamtsumme festlegten, die weiblichen Nachkommen bei der Heirat als Mitgift ausbezahlt werden konnte,
hatte für die jungen Frauen oft drastische Folgen: Wollte man die Höhe der Aussteuer,
welche eine standesgemäße Eheschließung erst ermöglichte, nicht durch Aufsplitterung verringern, musste die Heiratserlaubnis auf eine oder höchstens zwei Töchter beschränkt werden. Im Hinblick auf die ökonomische Situation der meisten adligen Familien im Spätmittelalter war eine solche Begrenzung sinnvoll, denn mit dem Klostereintritt
war ein Erbverzicht verbunden; dieser wurde mit einer Leibrente abgegolten, die nur einen Bruchteil der üblichen Mitgift ausmachte. Dabei wurde der zukünftige Stand der
Töchter schon häufig im Alter von fünf bis sechs Jahren festgelegt, was dem in verschiedenen monastischen Quellen angegebenen Aufnahmealter für Kinder in den Klöstern
entsprach.
Das Fest in Karlsruhe
(2015)
DAS FEST ist mit mittlerweile über 220 000 Besuchern eine der größten Open-Air-Veranstaltungen in Deutschland und findet seit 1985 jährlich Ende Juli in der Günther-Klotz-Anlage in Karlsruhe statt. Als generationenübergreifendes Sommer-Event zahlreicher Besucher aus Deutschland und angrenzender Ländern ist DAS FEST einer der überzeugendsten Imageträger der Karlsruher Region. Ein topologisches Alleinstellungsmerkmal ist der vor der Hauptbühne liegende Hügel Mount Klotz, der für eine einzigartige amphitheaterähnliche Atmosphäre sorgt. Namhafte Bands wie Seeed, Jan Delay, Deichkind, u. v. m.
äußerten sich begeistert beim Anblick des am Abend vor der Hauptbühne leuchtenden Hügels.
800 Jahre Ziegelhausen
(2021)
Die erste urkundliche Erwähnung eines Gemeinwesens ist ein wichtiges Datum, doch es sagt nicht viel über die Lebensgrundlagen der Menschen von damals aus. In einer Rückschau fragen wir, was die Natur in einer bergigen, waldbestandenen Landschaft, durch die sich ein Fluss hindurchgegraben hat, den Menschen zum Leben bietet. Bodengegebenheiten, Klima und Bewuchs sind gewiss die natürlichen Voraussetzungen für menschliche Existenz, doch darf die menschliche Kreativität bei der Ressourcenerschließung nicht unterschätzt werden. Die Ziegelhäuser Gegend war Teil der Urgemarkung Handschuhsheim. Diese umfasste das Gebiet an der Bergstraße südlich Dossenheims bis zum Neckar und ostwärts bis zu den Höhenzügen vor dem Steinachtal. Nach dem siebten Jahrhundert löste sich Neuenheim davon ab. Deren Gemarkung reichte den Neckar aufwärts bis zu dem noch nicht namentlich bekannten Ziegelhausen.
Namen wie Richard Ackermann, Waldemar Flaig
oder Paul Hirth kennt jeder Villinger Kunstinteressierte. Gewiss haben sie hervorragende Bildnisse
von Villingen geschaffen. Aber da diese Künstler
bereits in einer Ausstellung in der Benediktinerkirche gewürdigt wurden, war es ein Anliegen
der Sparkasse Villingen-Schwenningen in ihrer
Ausstellung vom 12.11.– 30.11.1999 auch weniger
bekannte Künstler wie Max Roth oder Ursula
Eschbach vorzustellen. Die Idee zu diesem Vorhaben lieferte Dr. Hans Kurtz, der selbst einige
Exponate aus seiner Sammlung für die Ausstellung in der Kundenhalle der Villinger Sparkassen Hauptstelle beisteuerte. In Sparkassendirektor
Klaus Haubner fand er einen begeisterten Fürsprecher, da auch die Sparkasse in ihrem großen
Fundus viele Ansichten von Villinger Straßen und
Winkeln hat, die bisher der breiten Öffentlichkeit
nicht gezeigt werden konnten
Nachdem die Markgrafschaft Baden nach dem 30-jährigen Krieg im Jahre 1648 Grenzland zu Frankreich geworden war, begann für die rechtsrheinische Bevölkerung eine Jahrzehnte dauernde schwere Leidenszeit. Die Expansionspolitik Ludwig XIV. von Frankreich löste eine Folge von zerstörerischen Kriegszügen aus. Nach dem Eroberungskrieg gegen Holland von 1672 bis 1679 und dem Bau der großen Festung Fort Louis gegenüber von Stollhofen ab 1687 wurde unser Gebiet jahrzehntelang mit Versorgungsforderungen und brutalen Plünderungen ausgehungert. Unsere Vorfahren waren in diesen Notzeiten hilflos und ohnmächtig. In solchen Tagen und Stunden, in denen der Mensch eines Trostes und des Glaubens an eine bessere Welt, an das Jenseits und an eine ausgleichende Gerechtigkeit bedarf, hält ihn allein die Hoffnung und der religiöse Glaube aufrecht. Es verwundert daher nicht, dass die damalige Kapelle in der Ortsmitte von Neuweier, gestiftet im Jahr 1329, ein vielbesuchter und trostspendender Ort geworden war.
Mitten im heutigen Baden-Badener Rebland, in Steinbach-Umweg und südwestlich von Varnhalt, liegt das ehemalige Kohlenbergbaugebiet. Geologisch gesehen erstreckt sich das kohlehaltige Randgebirge im Süden der Badener Senke. Die Badener Senke beginnt im Süden nördlich von Neuweier und verläuft nach Norden über Baden-Baden und das Murgtal bis zur Bernbacher Verwerfung (R. Metz) oder der Linie Waldprechtsweier-Moosbronn-Bembach. Im Osten wird dieser geologisch interessante Bereich in der Flucht Baden-Baden-Geroldsau-Gernsbach- Loffenau begrenzt. Im Westen wird die Senke vom Steinbach bis zur Murg deutlich und klar durch die Schwarzwaldrandverwerfung des Rheingrabens abgegrenzt. In dieser einstmals tektonisch sehr lebendigen Region finden wir eine Vielzahl von Erd- und Gesteinsschichten, z.B.: Gneise, Grauwacken, verschiedene Granite und Porphyre, Schieferton, Konglomerate, Steinkohlen, Arkose, Fanglomerate und Buntsandsteine.
Über das ehemalige obere Schloss von Neuweier wurde schon in der „Ortenau" 1934 und 1984 berichtet. Die Nachrichten
hierüber sind jedoch spärlich. Mit dem vorliegenden Bericht werden neue und bereits bekannte Dokumentationen zusammengefasst. Von der Wohnburg und dem Schlossgraben ist heute nichts mehr zu sehen. Das „Gasthaus zum Rebstock" steht auf dem Gelände des zugehörigen Ökonomiegebäudes, das die Form eines fränkischen Gutshofes hatte, und welches gleichzeitig auch der Schlosshof war. Vom linken Flügel dieses Hofes sind noch zwei Portale und ein einfacher Eingang erhalten geblieben. Diese stehen heute unter Denkmalschutz. Der „Rebstock" befindet sich z. Zt. im Umbau (2010-2013). Ein Portal enthält am Sturz den Psalmvers 127. Ein anderes trägt die Jahreszahl 1579 mit dem Steinschen Wappen und den
Buchstaben P. U. G. (Philibert und Georg). An das Schloss selbst erinnern noch die Flurnamen Steinacker, Schlossackerweg,
Steinseher Wald und Röderswald. Allgemein wird angenommen, dass dieses „Obere Schloss" älter war als das untere Schloss.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe betreibt nicht nur eines der ältesten und größten naturkundlichen Schaumuseen in Deutschland, sondern ist auch ein veritables bio- und geowissenschaftliches Forschungsinstitut. Forschungsleistungen werden im forschungspolitischen Raum unter anderem zunehmend an der Höhe eingeworbener Drittmittel gemessen. Drittmittel sind Haushaltsmittel, die das Institut oder Museumsmitarbeiter direkt als zusätzliche
Einnahmen von öffentlichen und privaten Stellen (von „Dritten“) zur Förderung der Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Sammlungs- oder Öffentlichkeitsarbeit erhalten. Sie ergänzen damit die Gelder, die der Träger jährlich für die Institution bereitstellt (laufender Grundetat), sowie die selber erwirtschafteten Mittel (so genannte Verwaltungseinnahmen wie Eintrittsgelder, Mieten, Gebühren, Einnahmen aus Verkäufen etc.) (siehe auch DFG 2006 für die Definition im Hochschulbereich).
Die Herren von Almshofen
(2002)
Die Herren von Almshofen zählten zu den alten bodenständigen Ministerialengeschlechtern der Baar. Nach den Herren von Blumberg und den Herren von Sehellenberg sind sie als das bedeutendste Dienstmannengeschlecht der Hochfläche anzusehen. Schon das älteste belegte Mitglied desselben, Bertholdus de Almishoven, der sich bereits im Jahr 1224
nachweisen lässt, wird als miles, Ritter, betitelt. Die von Almshofen nannten sich, wie es zu ihrer Zeit beim Adel üblich war, wahrscheinlich nach ihrem Herkunftsort, dem Donaueschinger Stadtteil Allmendshofen. Die Schreibweise ihres Namens variiert in den Quellen vorwiegend zwischen: de Almishoven (1224), von Almanshofen (1281), von Almshouen (1281), de Almeshouen (1295), von Almanshouen (1307), de Almanßhouen (1346), von Almishoven (1392), von Almshofen (1422), von Almanßhouen (1438), von Almßhouen (1473), von Almanßhoffen (1495), von Almiszhofen (1501), von Almshofen (1504) und von Almyßhoffen (1509). Am häufigsten sind die Schreibweisen von Almshofen, von Almshouen und von Almshoven verwendet.
Vortrag anlässlich des 150-jährigen Jubiläums
der Kolpingfamilie Ettlingen am 10.
Januar 2008
Wie müssen sich Christen verhalten, wenn
die Gesellschaft in Rechtlosigkeit, Gewalt und
Terror versinkt, wenn Parteien sich des Staats
bemächtigen, die Familien entzweit und der
Glaube bedroht wird? Welche Lehren ziehen
wir aus dem Verhalten der Generation, die das
so genannte Dritte Reich erdulden musste?
Am Beispiel der badischen Stadt Ettlingen
– einer kleinen Insel des geführten Widerstands
im braunen Meer der 30er Jahre – sollen
einige Antworten auf diese Fragen gegeben
werden, die wohl ein ewiges Thema für uns
Deutsche bleiben werden.
Geführter Widerstand?
Blumen für Karlsruhe
(2015)
Reinheit Mariens, die Nelke für die Wundmale
Christi, die Rose für die Liebe. Mit den
Blumen schenkt man Symbolik, die keine
Worte braucht, als Lob, Blumen sind für Anerkennung,
Liebe, Bewunderung, Glückwunsch.
Die Blumen sind Mittel einer wortlosen Kommunikation:
lasst Blumen sprechen. Blumen
künden Wärme, Lebensfreude, Helligkeit oder
Kompassion. Der Weg des Göttlichen durch
die Welt: Fronleichnamsprozessionen.
In der Karlsruher Waldstadt zu Hause, aus dem Nachbarort Neuburgweier stammend, mit einem riesigen Werk im Land und darüber hinaus vertreten, war Professor Emil Wachter (1921–2012) eine prägende Künstlerpersönlichkeit von nationaler Bedeutung mit badischen Temperament. Man hatte ihn den »deutschen Chagall« genannt und das »Auge von Karlsruhe«. Dies bezeichnet die ganze Bandbreite seines künstlerischen Wirkens. Mit den Augen sehen und erkennen, mit Herz und Verstand deren Signale steuern und mit den Händen geschehen lassen, was sich in mir tut. So etwa formulierte Emil Wachter den Prozess seines künstlerischen Wirkens. Und so hat er auch sein Karlsruhe gesehen, dass er seine »Herzkammer« nennt, gelegen im badischen »Lichtsaal«.
Am Freitag, dem 5. September 1913, meldete die »Ludwigsburger Zeitung«: »Schreckenstaten eines Geistesgestörten:
Mühlhausen a. Enz, 5. Sept. Heute nach ½ 2Uhr hat der Schwiegersohn des hiesigen Adlerwirts, ein Hauptlehrer aus Degerloch, der offenbar wahnsinnig geworden war, den Ort an vier Stellen angezündet. Drei Scheunen brannten nieder. Als
man ihn ergreifen wollte, schoss er mit einer Browning acht Leute nieder und verletzte etwa zehn. Hierauf flüchtete er in einen Stall, wo er einen Stier erschoss. Nachdem es gelungen war, ihn zu ergreifen, wurde er so zugerichtet, dass an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Er hatte nicht weniger als 250 Patronen bei sich. Zum Löschen wurden in Vaihingen einquartierte Mannschaften vom Feldart.-Regt. 29 (Ludwigsburg) zu Hilfe gerufen.«
Den Bau des Ludwigsburger Schlosses verbinden die wenigsten mit der Arbeit
von Sträflingen. Aber bereits im Jahr 1705, ein Jahr nach der Grundsteinlegung des
Schlosses, waren Gefangene in Ludwigsburg dabei, die Fundamente für den Fürstenbau mit Erde auszufüllen und zu planieren.
Der Einsatz von Sträflingen für öffentliche Arbeiten, also beim Bau von Straßen
und Kanälen, von Palästen und Schlössern, war aber keine Erfindung der Herzöge
von Württemberg. Die Wurzeln reichen vielmehr 2000 Jahre weit zurück in die Vergangenheit, in das römische Weltreich rund um das Mittelmeer. Von dort stammt
die lateinische Bezeichnung »opus publicum«, die wörtlich »Öffentliches Werk« oder
»Öffentliche Arbeiten« bedeutet.
Die Diskussion um die Nutzung des Hohenaspergs ist keine Angelegenheit der jüngsten Gegenwart. Vor fast 130 Jahren, am 5. Juni 1882, führte Justizminister Eduard
von Faber (1822–1907) vor dem Abgeordnetenhaus in Stuttgart aus: »Bekanntlich ist
für die derzeit auf Hohenasperg befindliche Garnison eine neue Kaserne in Heilbronn erbaut worden. Nach den Mitteilungen, die ich besitze, wird die Übersiedlung
voraussichtlich im nächsten Frühjahr, keineswegs übrigens vor Georgii, stattfinden.
[…] Unter den verschiedenen möglichen Verwendungen für erhebliche Staatszwecke,
welche nach dem Abzug der Garnison in Betracht kommen können, wird vielleicht
auch mitinbegriffen sein die Verwendung des Aspergs oder eines Theiles desselben
zu einer Filialstrafanstalt für Zuchthaussträflinge oder Landesgefängnissträflinge, was
einigermaßen nahe gelegt ist durch die bedauerliche Überfüllung unserer sämtlichen
Strafanstalten. Allein, meine Herren, in dieser Hinsicht ist sehr große Vorsicht geboten. Der Asperg ist, das wird sich nicht bestreiten lassen, für die Zwecke einer Strafanstalt sehr wenig geeignet. Ich erinnere nur an die große Schwierigkeit der Beschaffung des Trinkwassers, welches gegenwärtig täglich per Fuhre vom Thal zu Berg
heraufbefördert werden muß. Und an die ständigen Kosten, welche hiemit verknüpft
sind. Ich erinnere ferner an die Erschwerung und an die Hindernisse, welche einer
Strafanstalt für ihren Gewerbebetrieb erwachsen, wenn die Strafanstalt auf einem isolierten Bergkegel liegt.«
Trotz aller Bedenken fiel die Entscheidung zugunsten des Strafvollzugs. Am 3. Juni
1883 bewilligten die Standesherren den Nachtrag von 91 440 Mark zur »Errichtung
einer Filialstrafanstalt des Zuchthauses in Ludwigsburg auf Hohenasperg« ohne Debatte.
Wer heute das Hauptgebäude des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Schlossplatz aufsucht, ist sich meist nicht bewusst, welch' architekturgeschichtlich interessanten Bau er betritt und wer der Baumeister desselben ist. Sein Erbauer ist der spätere badische Baudirektor Heinrich Hübsch (1795-1863), "Der grosse badische Baumeister der Romantik", wie er im Titel des Katalogs zur Jubiläumsausstellung 1983/ 1984 genannt wird. Werfen wir zunächst einen Blick auf Leben und Werk des bedeutenden Architekten, Theoretikers und Bauforschers. Heinrich Hübsch wird 1795 als Sohn eines großherzoglich badischen und fürstlich Thurn- und Taxischen Postmeisters in Weinheim an der Bergstrasse geboren. Dort verbringt er seine Kindheit und erste Schulzeit, ab 1811 besucht er das Gymnasium in Darmstadt. Im Frühjahr 1813 - achtzehnjährig - geht er nach Heidelberg, um für zwei Jahre Mathematik und Philosophie zu studieren. Vielleicht durch den Darmstädter Architekten und Weinbrenner-Schüler Georg Moller, die romantische, der Kunst zugetane Atmosphäre Heidelbergs und die Bekanntschaft mit der berühmten altdeutschen Gemäldesammlung der Gebrüder Boisseree angeregt, wendet er sich 1815 der Architektur zu und bezieht in Karlsruhe die angesehene und bekannte Bauschule Friedrich Weinbrenners, der zu den bedeutendsten Architekten des Klassizismus zählt und damals die Geschicke des badischen Bauwesens lenkt.
Auf der Höhe seiner Schaffenskraft wird Heinrich Hübsch (1795-1863), der grosse badische Baumeister der Romantik und Leiter der Bauverwaltung des Großherzogtums in der Nachfolge Friedrich Weinbrenners, mit einer Aufgabe betraut, die in der ersten Hälfte des 19. Jh. zu den wichtigsten und technisch anspruchsvollsten öffentlichen Bauaufgaben gehört, nämlich der Erbauung einer zentralen Strafanstalt. Mit der Schaffung des Männerzuchthauses in Bruchsal wird Baden, neben Preußen, eines der führenden Länder der Zeit bei der Entwicklung und Humanisierung des Strafvollzuges und des Strafvollzugsbaues.
Als Ergänzung zu den Ausführungen zur Strafrechtspflege und zum Strafvollzugsbau im September-Heft 2002 der Badischen Heimat sei hier noch ein Nachtrag eingebracht. Im Zuge der Reformbestrebungen im badischen Justizwesen Mitte des 19. Jahrhunderts wird Hübsch während der Zeit der Erbauung des Bruchsaler Zuchthauses mit Entwürfen zu weiteren Bauten des Strafvollzuges betraut. Im Herbst 1837 ersucht das Innenministerium Hübsch, in einer Kommission zur Ausarbeitung von Modellplänen für Gefängnisse mitzuwirken, um zu gleichwertigen Gefängnisbauten im ganzen Land zu gelangen. Im Juni 1838 legt Hübsch die gewünschten Entwürfe vor, die endgültige Fertigstellung und Lithographierung der Musterpläne verzögert sich jedoch bis zum Frühjahr 18402. Diese Pläne bestehen aus je zwei Grundrissen, zwei Frontansichten und einem gemeinsamen Schnitt für ein grösseres und ein kleineres Amtsgefängnis, dazu entwirft Hübsch noch eine Art Kleingefängnis in Grundrissen und Ansicht.
Gold und Schmuck haben Pforzheim als Goldstadt geprägt und zum Weltruhm verholfen. Schmuckstücke aus Gold regen unsere Bewunderung an. Ausgangsstoff e für die Schmuckherstellung sind Rohre, Drähte und Bleche aus Goldlegierungen. In mehreren Arbeitsschritten, in denen u. a. Graveure, Präger, Goldschmiede, Fasser und Polisseusen beteiligt sind, entstehen individuell gestaltete, kostbare Kleinode, wie Ringe, Ketten oder Broschen. Die Ideen dazu liefern die Schmuckzeichner. Das edle Schmuckstück dient der Besitzerin zur Zierde und wurde in früheren Zeiten nur an Sonn- und Feiertagen getragen. Es war ein Zeichen des Wohlstands und wurde später an die Nachkommen vererbt.
Die Mode hat sich jedoch im Laufe der Zeit geändert und das vor Jahren gefertigte Schmuckstück liegt nicht mehr im Trend. Der ideelle und auch materielle Wert bleibt jedoch weiterhin erhalten.
Die Rassler und ihr Umfeld
(2017)
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts, besonders aber in der ersten Hälft e des letzten Jahrhunderts konnten die Schmuckhersteller die benötigten Arbeitskräfte nicht mehr allein aus der Bevölkerung der Stadt Pforzheim rekrutieren. Um das gestiegene Arbeitsvolumen zu bewältigen, waren die Unternehmen auf Arbeiter aus den umliegenden Gemeinden angewiesen. Diese Bijouterie-Arbeiter pendelten in einem teilweise mehrstündigen Fußmarsch morgens zur Arbeitsstätte und nach einem 11-stündigen Arbeitstag abends wieder in ihren Heimatort zurück. Sie prägten durch ihr Erscheinen das Stadtbild und verhalfen durch ihre Arbeit der Pforzheimer Schmuckindustrie zu ihren Weltruhm.
Die nachstehenden Ausführungen befassen sich in erster Linie mit den Verhältnissen, wie sie auf den im Titel genannten Gewässern herrschten. Manchmal wird aber auch
ein Seitenblick auf die schweizerischen Zuflüsse geworfen.
Im Gebiet dieser Gewässer waren die Flösse wohl die ersten Wasserfahrzeuge.
Denkt man dabei nicht an solche aus Schilf oder Reisigbündeln sondern an solche aus
zusammengebundenen Baumstämmen, so brauchte es zu ihrer Herstellung Bäume und
Äxte. Vielleicht darf man ihren Ursprung deshalb in die Steinzeit legen, als sich die Wälder nach dem Rückzug der Gletscher regenerierten. Allerdings fand man bis jetzt keine
Spuren von steinzeitlichen Flössen. Zum Vorschein kamen bloss Relikte von Einbäumen – als ältestes Beispiel ein mit Steinäxten aus Lindenholz gehauenes Boot im Neuenburger See von etwa 3800 v.Chr. [1].
Die Schiffmühlen gehören mit den Brücken- und Ufermühlen zu den Flussmühlen. Die Schiffmühlen sind im weiteren Bodenseeraum wenig bekannt, weshalb sie im
Blick auf den Alpen- und Hochrhein für die Zeitspanne vom 15. bis 19. Jahrhundert
vorgestellt werden. Es gab auf dem Alpenrhein etwa 20 Vertreter und auf dem Hochrhein 8 - möglicherweise noch mehr. Grundsätzlich kann man sich verschiedene Typen vorstellen, doch gelangten auf den erwähnten Flussstrecken nur zweischiffige Anlagen mit einem oder zwei Wasserrädern zum Einsatz. Ihre Zahl war gegenüber jener
der Landmühlen sehr bescheiden, was auf bestimmte Nachteile zurückzuführen ist. Die
letzten Schiffmühlen gingen um 1900 ein.
Was dem Leben dient
(2009)
Vor einigen Wochen erschien in der bekannten französischen Buchreihe „La Pléïade“ eine Auswahl der Werke Johannes Calvins. Martin Luther war schon lange in dieser Serie veröffentlicht worden, ebenfalls in einer Auswahl, aber die Tatsache an sich, dass jetzt auch Calvin in Dünndruck und Ledereinband vorliegt, darf als positives Zeichen gelten. Man sollte jedoch nicht verschweigen, dass im französischen Sprachgebiet das Interesse an Calvin überwiegend zu tun hat mit seiner Bedeutung für die französische Sprache. Calvin war der erste, der in der noch jungen französischen Sprache schrieb, in einem abstrakten, ja sogar wissenschaftlichen Stil. Wo sich andere nur des Lateinischen bedienten, griff er zum Französischen. Auf diese Weise erreichten seine theologischen Anliegen eine weitaus größere Leserschicht als die der hoch
Gebildeten. Er verschaffte sich damit die Möglichkeit, Theologie zu einer Sache der Gemeinde Christi zu machen. Hier liegt ohne Zweifel ein wichtiges und bleibendes Anliegen von großer Bedeutung für den Protestantismus vor: Theologie soll auch
immer Sache der Gemeinde sein. Wenn Theologie nur von akademischem Interesse ist, wird dies zu einem hohen Verlust an Relevanz führen. Dass Calvin seine Institutio selber ins Französische übersetzt hat, bedeutet, dass für ihn der Unterschied zwischen Akademie und weiterem Publikum nicht scharf gesetzt werden kann. Aber was bedeutet das für die heutige Situation des weltweiten Protestantismus?
Städte sind in ihrer jeweiligen Erscheinungsform Spiegelbild der Geschichte, aber auch der jeweiligen Zeit, der Gesellschaft,
letztendlich ihrer Bürger und deren Bild von der Stadt. Schneller Wandel wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Gegebenheiten, aber auch weltweite Vernetzung verändern diese grundsätzliche Feststellung maßgeblich und oft genug wird beklagt, dass Städte, insbesondere ihre Einkaufszonen, austauschbar werden und Identität verloren geht. Aus der Sicht der aktuellen Strategie zur Erneuerung der historischen Innenstadt von Schwetzingen soll gezeigt werden, dass es durchaus möglich ist, umfassende Erneuerung einer Innenstadt unter Bezug auf wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel anzugehen ohne die Identität der ursprünglich als Idealstadt geplanten Sommerresidenz eines Kurfürsten aufzugeben.
Covid-19 und die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus haben im Frühjahr 2020 vieles zum Stillstand gebracht. Nach und nach wurden erst Großveranstaltungen abgesagt und die Größe der erlaubten Zusammenkünfte immer stärker reduziert, bis selbst Familienmitglieder aus verschiedenen Haushalten sich nicht mehr persönlich treffen sollten. Was im Rückblick nach einem langsamen Abbremsen und „Herunterfahren" des öffentlichen Lebens aussieht, fühlte sich im Frühling an, als überschlügen sich die Ereignisse. Hamsterkäufe, immer neue Maßnahmen und neue Worte: Infektionsgeschehen, Betretungsverbot, Social Distancing. Dazu anfangs noch die Unsicherheit, wie lange diese Krise unser Leben bestimmen würde. Noch Anfang März ist unklar, ob es nicht Mitte April wieder möglich sein würde , die städtische Gedenkveranstaltung zu 75 Jahren Kriegsende wie geplant stattfinden zu lassen.
Am Stephanstag 2004 kann die Katholische Kirchengemeinde St. Stephan, Karlsruhe, auf den 190. Kirchweihtag zurückblicken. Damals, am 26. Dezember 1814, war es ein großer Freudentag für die noch kleine katholische Gemeinde in der Residenzstadt, in ihre nun vollendete Hauptkirche einzuziehen. Am Namenstag der Großherzogin Stephanie konnte im Auftrag des Mainzer Erzbischofs dessen Weihbischof, Herr von Kobern, die neue Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus einweihen. Eingezogen ist die Gemeinde in einen großartigen Kirchenbau von Friedrich Weinbrenner. Als Zentralraum mit seiner über 30 Meter freigespannten Kuppel und vier Kreuzarmen hat er sich bis heute als wahrer Glücksfall vor allem für die Feier auch festlicher Gottesdienste bestätigt. Mit seiner imposanten Monumentalität, vom Stadtbild nicht mehr
wegzudenken, hat sich der Gesamtbau und vor allem der Innenraum als anpassungsfähig auch an das heutige Liturgieverständnis der Gemeinde erwiesen.
Im Oktober des Jahres 1854 nahm die französische Spiegelfabrik auf dem Waldhof/Luzenberg ihre Produktion auf. in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts hatte Giulini eine chemische Fabrik in Wohlgelegen gegründet, welche im selben Jahr, in dem die französische Fabrikansiedlung zu produzieren begann, im Verein chemischer Fabriken Mannheim aufging. Dieser hier eingegrenzte Zeitraum ist geprägt von Aufbruchstimmung, von Hafenbau und Handel, von ersten Industrieansiedlungen
und von der Revolution 1848/49.
Zu Beginn der 1460er Jahre schrieben Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Ravensburg in einer umfangreichen und detaillierten Ratsinstruktion an einen namentlich nicht genannten Sachwalter am kaiserlichen Hof. Der städtische Gesandte wurde angewiesen, mit gebürlichen worten gegenüber der kaiserlichen Majestät darzulegen, dass man seitens der Stadtführung der Auffassung sei, dass die benachbarte Gemeinde Altdorf weder eines Jahr- und Wochenmarktes sowie der daraus resultierenden Zölle und Nutzen noch eines Befestigungsrechtes bedürfe, da dies in solicher genächde by ainer richstatt nicht sin sülle. Außerdem verwies man auf die Lage der Stadt zwischen fünf gotzhusern, mit den die Ravensburger nicht in ainen, sunder in merigen weg merklich überladen syen, was zu erheblichen Verlusten bei den Tor- und Warenzöllen führe. Kernpunkt der Ravensburger Argumentation bildete aber der Hinweis auf die enormen finanziellen Belastungen, die der Stadt durch ihre Beteiligung am Krieg gegen Herzog Ludwig von Bayern und Herzog Albrecht von Österreich entstanden seien und die Ravensburg mit einer Gesamtsumme von 8 000 Gulden bezifferte. Da man noch die Schulden an Meister Ulrich Riederer zurückzahlen müsse, könne die Stadt keine weiteren finanziellen Einbußen hinnehmen." Seitens der Stadtführung suchte man das Reichsoberhaupt davon zu überzeugen, dass ein konsolidierter Stadthaushalt und eine stabile Wirtschaftslage eine notwendige Voraussetzung sei, den Kaiser auch weiterhin in kriegen und herzugen zu unterstützen, wie das die Stadt nach eigenem Ermessen auch bisher gehorsam, willig und berait getan habe.
Der Artikel geht folgender Frage nach: Inwieweit kann man in einer Bibliothek allein mit Hilfe
der Autopsie NS-Raubgut nachweisen, wenn nach einem Bombenangriff das eigene
Verwaltungsschriftgut nur noch bruchstückhaft vorhanden ist?
Mit der Zerstörung der Badischen Landesbibliothek (BLB) Anfang September 1942 wurden
sowohl die gedruckten Bestände als auch das Verwaltungsschriftgut beinahe vollständig
vernichtet. Die Kostbarkeiten der Bibliothek waren 1939 in verschiedene Depots ausgelagert
worden und überdauerten die Zerstörung des Gebäudes. Die Recherchen nach heute noch
vorhandenem NS-Raubgut erstrecken sich auf den für das Projekt ausgewählten Buchbestand
der Jahre 1942-1945, der sofort nach dem Bombenangriff und mit finanzieller Unterstützung
durch die zuständigen Reichs- und Landesbehörden für den Wiederaufbau erworben wurde.
Bei einem ersten Abgleich der noch vorhandenen Akzessionsjournale und der aktuellen
Katalogdatenbank wurde offensichtlich, dass die Zugangsjournale die tatsächlichen
Neuzugänge seit Ende 1942 nicht vollständig abbilden. Zur Ermittlung von NS-Raubgut muss
der ausgewählte Bestandsbereich daher per Autopsie systematisch auf verdächtige
Provenienzhinweise hin untersucht werden. Um die Erkenntnisse der Autopsie bewerten zu
können, müssen zusätzlich die ab 1942 entstandenen Bibliotheksakten und die Unterlagen
anderer Verwaltungsstellen in Bezug auf Abgabe- und Übernahmevorgänge gesichtet und
ausgewertet werden, da die BLB wie andere Kulturgut verwahrende Institutionen von
Beschlagnahmungen und Entwendungen profitierte.
F.J. Fuchs wurde 1921 als Sohn eines Bauern in Kötzingue im Sundgau geboren. Nach seiner Schulausbildung am Collège von Zillisheim (bei Mulhouse) von 1933 bis 1940 und am Lycée von Mülhausen 1940/41 trat er im März 1942 als Hilfskraft in das Straßburger Stadtarchiv ein, in dem er seine gesamte berufliche Laufbahn ausüben sollte.
1914 befanden sich Straßburg und Kehl im wilhelminischen Kaiserreich und waren durch den Rhein in zwei politische Einheiten getrennt: das Großherzogtum Baden rechts und das Reichsland Elsass-Lothringen links des Flusses. Die wirtschaftliche Einheit blieb aber gewahrt und gefestigt durch die Rheinbrücke und die Tramlinie. Bei Ausbruch des Krieges war das demographische Gewicht beider Städte sehr ungleich. Die Metropole des Elsass’ zählte 180.000, Kehl, das 1910 teilweise noch ländlich geprägt war, nur 9000 Einwohner. Nach dem Ausbruch des Krieges gehörten beide Städte zum Festungsbereich und lebten somit unter dem Befehl des gemeinsamen Festungskommandanten, was öfter den Handel und den Verkehr zwischen beiden Ufern behinderte. Dazu kam noch der politische Unterschied zwischen dem Großherzogtum und dem
Reichsland. Seit Kriegsausbruch wurde die Rheinbrücke stark kontrolliert. Die badischen Staatsangehörigen brauchten eine behördliche Genehmigung, um das Elsass zu betreten, wie auch umgekehrt die Elsässer nicht ohne entsprechende Dokumente den Rhein überqueren durften. Die Truppen, die nach Westen fuhren, wurden an der Brücke informiert, dass sie nun eine „unzuverlässige“ Gegend betreten würden, was die jungen elsässischen Soldaten sehr beleidigte, wie mir ein Augenzeuge aus Obermodern im Hanauerland bestätigte. Wenigstens
blieb der ganze Festungsbereich auf beiden Seiten des Rheins während der vier Kriegsjahre von Bombardierungen und anderen Zerstörungen verschont.
Es freut mich, heute in die Ausstellung „Die Kultur der Abtei St. Gallen" einführen zu können. St. Gallen bildet gleichsam das Paradigma eines mittelalterlichen Klosters. Immer wieder haben seine Kultur und Ausstrahlung Historiker und Schriftsteller in ihren Bann gezogen, etwa Joseph Viktor von Scheffel in seinem ,,Ekkehard" (1855), Gustav Freytag in den „Bildern aus der deutschen Vergangenheit" (1859) oder den Schotten James Midgley Clark in „The Abbey of St. Gall as a Centre of Literature and Art" (1926) sowie Umberto Eco in „Der Name der Rose" (1982). Die heute zu eröffnende Ausstellung versucht erstmals einen musealen Einblick in die Kultur der Abtei Sankt Gallen zu geben. Selbstverständlich kann dies nur bruchstückhaft und
unvollkommen geschehen. Das Thema musste in wenige Kapitel aufgeteilt werden. Indes erlaubt es unsere Schau dem Betrachter immerhin, eine Übersicht über den Gegenstand zu gewinnen. Es sind sieben Kapitel oder Teile, in denen verschiedene Facetten dieser Kultur vorgestellt werden.
Er hat das Wort "Naturschutz" erstmals im heutigen Sinn verwendet: Philipp Leopold Martin, geboren am 5. November 1815. Er führte den Begriff "Naturschutz" in die deutsche Sprache ein und gilt somit als dessen "Erfinder". Dieser Vordenker des Naturschutzes hat bereits 1871
ein umfassendes Programm zum Natur- und Artenschutz vorgelegt. Anlässlich des 200. Geburtstages von Martin erschien in der (Schriften-)Reihe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Nr. 417 der Sparte "BfN-Skripten", in welcher seine Leistungen gewürdigt und seine
Originalschriften zugänglich gemacht werden.
Nicht nur in architektur- und literaturhistorischer Hinsicht, auch in Fragen der kunstgeschichtlichen Entwicklung waren die Schweiz und der deutsche Südwesten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eng miteinander verknüpft. Ein reger, von stetigem Ideen- und Gedankenaustausch beflügelter Dialog zwischen Malern und Bildhauern, Kunsthistorikern und Kunstkritikern, Museumsleuten und Sammlern sowie ein vielfältiger Ausstellungsbetrieb in Kunstvereinen, Museen und Galerien prägte das besondere Profil der Kunst- und Kulturregion entlang der Rheinschiene zwischen Basel, Karlsruhe und Frankfurt am Main, mit nachhaltigen Auswirkungen bis in das Rheinland nach Düsseldorf und mit Ausstrahlungen in die Region der übrigen Schweiz sowie in die Gebiete am Bodensee und im Württembergischen. Innerhalb der südwestdeutschen Kunstgeschichte der frühen Modeme lässt sich die Beschäftigung mit schweizerischer Malerei und Graphik, von Arnold Böcklin (1827-1901) und Giovanni Segantini (1858-1899) über Ferdinand Hodler (1853-1918) bis Giovanni (1868-1933) und Augusto Giacometti (1877-1947), bei kaum einem anderen Maler so anschaulich beobachten und detailliert nachvollziehen wie bei dem heute weitgehend in Vergessenheit geratenen August Babberger (1885-1936), der zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus in Baden gezählt werden darf.
Anlass für diesen Beitrag war für mich das 30jährige Bestehen des Kunstmuseums Hohenkarpfen, das im Sommer 2016 gefeiert wurde. Eine Ausstellung präsentierte zu diesem Anlass eine Auswahl an wichtigen Werken aus der eigenen Sammlung. Am Anfang stand die Stiftung eines umfassenden Konvoluts von Darstellungen des Lebens der Menschen und der Landschaft der Hochbaar von der Hand des aus Tuttlingen stammenden Malers und Zeichners Ernst Rieß (1884–1962). Ihren Zuwachs verdankt die Sammlung insbesondere Ankäufen des Landes Baden-Württemberg und anderer Institutionen, die dem Museum zur dauerhaft en Bewahrung überlassen worden sind, sowie zahlreichen Schenkungen einzelner Werke oder ganzer Sammlungen aus privater Hand.
Unter Flurnamen versteht man alle heute oder früher gebräuchlichen Eigennamen für nicht bewohnte Örtlichkeiten (außerhalb von Siedlungen) wie Äcker, Berge, Wälder, Gewässer und was mit ihnen zusammenhängt, Wege Stege und Straßen, Natur- und Kulturdenkmäler und auch unbewohnte Anlagen von Wirtschaft und Industrie. Flurnamen, Landschafts- und Gewässernamen sind oft jahrhundert alte Zeugen menschlicher Beschäftigung mit der Natur. Nach einem Vorschlag von Theodor Imme (1908) teilt man die Flurnamen in Natur- und Kulturnamen ein. Die Naturnamen bezeichnen geographische Objekte nach ihren naturgegebenen Verhältnissen, nämlich nach der Lage, Form und der Bodenbeschaffenheit und nach ihrer Beziehung zur Pflanzen- und Tierwelt.
Die Schwierigkeiten, die sich bei einer Suche nach Hebelvertonungen stellen, beleuchten die Besonderheit der kompositorischen Rezeption. Hebel wurde fast ausschließlich von Musikern aus dem alemannischen und schwäbischen Raum vertont, beziehungsweise von Komponisten, die eine besondere Beziehung zu diesem Landstrich hatten. Es sind nur wenig bekannte Namen darunter.
Rechnerisch heißt das Ergebnis: 10. Mai + Frühling = Hebelfest. An Johann Peter Hebels Geburtstag feiert Hausen im Wiesental zusammen mit vielen Hebelfreundinnen und -freunden jedes Jahr einen neuen Hebelplaketten-Träger - und das seit 1960. Die Trägerin der Hebelplakette des Jahres 2011 heißt Liliane Bertolini und kommt aus dem Elsass. Am Vorabend der Verleihung konnte man bei der traditionellen Lesung im Hebelhaus mit ihr auf Tuchfühlung gehen.
Dieser Beitrag über den vielseitigen Graphiker, Künstler, Professor und Briefmarkengestalter V. K. Jonynas erfolgt als
Ergänzung des Aufsatzes „Johann Peter Hebel in der Philatelie – Ich bin bekanntlich in Basel daheim“, abgedruckt in: Badische Heimat, Band 3/2004, Seite 340 bis 349. Zu diesem Beitrag betrieb ich keine Archivforschung, sondern stützte mich lediglich auf die Literatur. Dennoch laufe ich nicht Gefahr, Allzubekanntes für die Leserinnen und Leser zu veröffentlichen.
Im Jahr 1837 wurde der englische Postmeister Rowland Hill (1795 bis 1879) beauftragt, eine Studie über Reformmöglichkeiten des königlichen Postdienstes zu erarbeiten. Sein Vorschlag war, die Beförderungsgebühren für einen Brief bereits vom Absender bezahlen zu lassen - belegt durch Briefmarken, ,,kleine auf der Rückseite mit Leim bestrichene Papiere". Das war notwendig, weil seit der Einführung regelmäßiger Postdienste Ende des 15. Jahrhunderts das Porto für einen Brief vom Empfänger entrichtet werden musste. Konnte dieser nicht bezahlen, ging die Sendung an den Absender zurück. So erschien aufgrund der Reformvorschläge von Rowland Hill am 6. Mai 1840 in London die erste Briefmarke der Welt - die ,,One Penny Black" mit einem Porträt der englischen Königin Victoria. Damit begann der Siegeszug der Briefmarke.
Der Schweizer Schriftsteller Peter Bichsel
erhielt 1986 den Johann Peter Hebel-Literaturpreis.
In seiner Dankesrede legte Peter
Bichsel ein Bekenntnis zum unbekannten
Hebel ab, „der noch ein ganz anderer sein darf
als der, den wir zu erkennen glauben“. Und
Bichsel kann für sich auch eine Neuentdeckung
vermelden: „Dem Pädagogen Hebel
bin ich übrigens erst durch diesen Preis direkt
begegnet. Ich habe endlich auch die Biblischen
Geschichten gelesen. Interpreten und Biographen
Hebels haben oft nur ein verlegenes
Schulterzucken dafür übrig, und ich Esel habe
ihnen jahrelang geglaubt. Ich bitte die Literaturhistoriker
inständig, dieses Fehlurteil endlich
zu korrigieren und nicht noch mehr Esel
von der Lektüre abzuhalten. Ich habe den Aufklärer
Hebel kennengelernt“.
Johann Peter Hebel
(2013)
„Er ist so sehr als Verfasser der Alemannischen Gedichte und des Rheinländischen Hausfreundes, als Schulmann und Volksschriftsteller bekannt, dass man fast Mühe hat, sich zu erinnern, dass er auch Theologe, Geistlicher gewesen ist“, schreibt der schweizerische reformierte Theologe und Religionspädagoge Johann Müller, ein Schüler von Karl Rudolf Hagenbach in Basel. Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) sah sich selbst kaum oder nur gelegentlich als Schriftsteller, sondern in erster Linie als Mann der Kirche. „Das literarische Werk Hebels ist von seinem geistlichen Amt nicht ganz zu trennen. Die alemannischen
Gedichte kann man sich zwar auch ohne dieses vorstellen, schwerlich aber die Kalendergeschichten des Rheinländischen Hausfreundes. Nicht nur, dass die Redaktion des Kalenders auf einen kirchenamtlichen Auftrag zurückgeht, Hebel bekennt sich bei seinen Lesern auch offen dazu, dass er den „lutherischen Kalender“ schreibt“, konstatiert Georg Hirtsiefer.
Der älteste bekannte Gemarkungsplan der
Gemeinde Hausen im Wiesental (Landkreis
Lörrach) aus dem Jahre 1755 wird im Dorfund
Heimatmuseum (Hebelhaus) aufbewahrt.
Bei Führungen durch das Museum stellen die
Besucher verstärkt auch Fragen zur Herkunft
und Geschichte dieser nunmehr 250 Jahre
alten Gemarkungskarte.
Angefertigt wurde dieser Gemarkungsplan
vom französischen Geometer Fresson, der
auch für weitere 17 Gemeinden im damaligen
Oberamt Rötteln Gemarkungspläne bearbeitet
und angefertigt hat.
Bei bester Gesundheit konnte Johannes Wenk-Madoery aus Riehen am 12. März 2010 seinen 80. Geburtstag feiern. Der Jubilar, der nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht - und das ganz bewusst-, hat über viele Jahre ein Stück der jüngeren Kulturgeschichte der Regio dokumentiert. Zu nennen wären hier an erster Stelle die Hebelfeiern in der Regio. Hebels Vermächtnis zu bewahren, Werk und Geist weiterzugeben, für die Verständigung der Menschen am Oberrhein tätig zu sein, war und ist das Anliegen von Johannes Wenk-Madoery, Spross einer alteingesessenen Riehener Familie.
Anlässlich des 250. Geburtstages von Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) gab die Schweizer Postverwaltung (PTT) am 6. Mai 2010 eine Sonderbriefmarke heraus. Sie würdigt damit einen der bedeutendsten Dichter im deutschsprachigen Raum. Hebel war ein Deutscher, blieb aber Zeit seines Lebens eng mit der Schweiz verbunden. So kam er in Basel zur Welt, besuchte dort die Schule und »schenkte« der Rheinstadt mit »Z Basel an mim Rhy« ihre heutige und weit herum bekannte Stadthymne.
Die Biographie und das Werk des Autors und Herausgebers Manfred Bosch sind so eng mit den Literaturlandschaft en Bodensee, Vorarlberg, Markgräflerland, Oberrhein und Wiesental verknüpft , dass Martin Walser ihm den Ehrentitel »Literarischer Sekretär der Region« verlieh. Er hat mit unerschöpflicher Neugier und Arbeitslust über Jahrzehnte zahlreichen Lesern eine "Heimat in der Literatur-Welt" geschaffen, davon zeugen auch die Eintragungen von mehr als 100 Titel im Verzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek.
Zu diesem Beitrag betrieb ich keine Archivforschung, sondern stützte mich lediglich auf die Literatur. Dennoch laufe ich nicht Gefahr, allzu Bekanntes für die Leserinnen und Leser zu veröffentlichen. Eine ausgezeichnete Einführung in die Thematik des Frontbuchhandels und gutes Bildmaterial hierzu liefert das Standardwerk "Der Frontbuchhandel 1933–1945" von Hans-Eugen Bühler.
Mit dem Landespreis für Heimatforschung für das Jahr 2000 wurde am 16. November 2000 Dr. Erhard Richter, der engagierte Lehrer und Heimatforscher, der unermüdliche Ausgräber römischer Kultur und der begeisterte Theatermacher auf Burg Rötteln, ausgezeichnet. Bei der Feierstunde in den Räumen der Stuttgarter Landesbank, die musikalisch vom Kammerchor und Solisten des Königin-Katharina-Stifts Stuttgart unter der Leitung von Enrico Trummer feierlich umrahmt wurde, würdigte Staatssekretär Rudolf Köberle, MdL, vom baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die vielseitigen und außerordentlichen Verdienste von Dr. Erhard Richter. Staatssekretär Rudolf Köberle wies bei der Preisverleihung darauf hin, daß vermehrte Kenntnisse und vertieftes Verstehen der Heimat wichtige Bausteine zu einer kulturellen Identitätsfindung seien.
Ziel des Landespreises für Heimatforschung sei es auch, die Vielfalt örtlicher und regionaler Traditionen in einem zusammenwachsenden Europa bewußt zu machen.
„Er ist so sehr als Verfasser der Alemannischen Gedichte und des Rheinländischen Hausfreundes, als Schulmann und Volksschriftsteller bekannt, dass man fast Mühe hat, sich zu erinnern, dass er auch Theolog, Geistlicher gewesen ist“, schreibt der schweizerische reformierte Theologe und Religionspädagoge Johann Müller, ein Schüler von Karl Rudolf Hagenbach in Basel. Johann Peter Hebel (1760 Basel bis 1826 Schwetzingen) sah sich selbst kaum oder nur gelegentlich als Schriftsteller, sondern in erster Linie als Mann der Kirche. „Das literarische Werk Hebels ist von seinem geistlichen Amt nicht ganz zu trennen. Die alemannischen Gedichte kann man sich zwar auch ohne dieses vorstellen, schwerlich aber die Kalendergeschichten des Rheinländischen Hausfreundes. Nicht nur, dass die Redaktion des Kalenders auf einen kirchenamtlichen Auftrag zurückgeht, Hebel bekennt sich bei seinen Lesern auch offen dazu, dass er den „lutherischen Kalender“ schreibt“, konstatiert Georg Hirtsiefer. Im Jahre 1813 wurde in Baden entschieden, die alte Bibelgeschichte von Johann Hübner (1668–1731) die seit fast einhundert Jahren im Schulunterricht benutzt wurde, durch eine neue zu ersetzen. Aus Platzgründen fehlt in diesem Beitrag ein ausführlicher Abriss von Hebels Lebensdaten und eine ausführliche Darstellung seines schriftstellerischen Werks.
August Babberger
(2000)
Wenn von der Zeit des deutschen Expressionismus gesprochen wird, fehlt der Name August Babberger; er fehlte in den zahlreichen Ausstellungen, die dieser Epoche gewidmet wurden. So unverständlich dies klingen mag, es läßt sich aus verschiedenen Gegebenheiten heraus erklären: August Babberger war ein Einzelgänger, schloß sich keiner der Gruppen und Bewegungen an, hielt sich auch bewußt vom Kunsthandel und dessen nervösen Betriebsamkeit fern und geriet so in Vergessenheit. Schon zu Lebzeiten kamen selten Ausstellungen für ihn zustande. Zwanzig Jahre nach seinem Tode brach
Karlsruhe mit einer großen Ausstellung 1956 zum ersten Mal das Schweigen um den Maler August Babberger. Am 8. Dezember 1885 wurde August Babberger in Hausen im Wiesental geboren. Sein Vater war Zimmermann und stammt aus Auggen, seine Mutter stammt aus Strittmatt im Hotzenwald, seine Vorfahren waren Bauern.
… als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs
„Fahnen und Flaggen, Grenzsteine und
-pfähle, Siegel und Wappen begegnen jedermann
als vielgestaltige Zeichen privaten oder
staatlichen Anspruchs. Sie gestatten eine
schnelle Orientierung am geschichtlichen
Werdegang eines Ortes, einer Landschaft oder
eines Geschlechtes, bieten aber auch dem
Bewohner oder Besucher einer Region eine
gute Gelegenheit zum weiteren Kennenlernen
seiner Umwelt, die nicht zuletzt von historischen
Voraussetzungen bestimmt ist“.2
Am ehesten wird der Bürger wohl bei einer
Verlängerung seines Ausweises, bei einer
amtlichen Beglaubigung oder in Verbindung
mit dem Schulzeugnis mit einem Siegel in
Berührung kommen.
Mit dem Konzertmarsch El Matador von
Paul Wäldchen eröffnete die Hebelmusik
Hausen im Wiesental unter der Leitung von
Joachim Wendland den Festabend.
Im Mittelpunkt des heiter und besinnlich
gestalteten Hebelabends stand die Verleihung
der Johann Peter Hebel-Gedenkplakette an
Werner Störk aus Schopfheim.
Der Geehrte „hat sich über viele Jahre um
die Erforschung unserer Heimat und die Förderung
der Jugend in außerordentlichem
Maße verdient gemacht“, erklärte Hubert
Döbele in seiner Laudatio. Mit der Arbeitsgemeinschaft
(AG) Minifossi hat Werner Störk
seit mehr als 25 Jahren seine alemannische
Heimat zum Forschungs- und Studienobjekt
gemacht und dabei hervorragendes geleistet,
so Hubert Döbele.
Ihr Stil hat mehr als ein Jahrzehnt deutscher Briefmarken geprägt Am 15. August 2012 verstarb im Alter von 99 Jahren die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gewordene Grafikerin Elisabeth von Janota-Bzowski in Marl (Nordrhein-Westfalen). In Deutschland ist die Künstlerin vor allem für ihre Briefmarkenentwürfe bekannt, doch sie selbst bevorzugte eher die Anonymität. Elisabeth von Janota-Bzowksi, Malerin, Grafikerin und Briefmarkengestalterin: ihre kleinen Perlen auf Papier fanden stets in der Fachwelt der Philatelisten und der Postkunden große Zustimmung. Sie setzte die Themen allgemein verständlich um. "Eine Briefmarke ist ein Mini-Plakat, und ein Plakat ist ein Telegramm". Die Botschaft muss unmittelbar,
schnell und vollständig erfasst werden. Deshalb ist die Aufgabe stets dieselbe: "Jedes Thema so einprägsam wie nur möglich zu gestalten", äußerte sie ich in einem Interview. Elisabeth von Janota-Bzowski erlernte ihr Handwerk an der »Kunst- und Kunstgewerbeschule Reimann« in Berlin. Nach dem Krieg lebte und arbeitete sie in Chile, oft unter Ihrem Künstlernamen "de Laborie".
Der Beitrag gibt einen kurzen Einblick in die Anfänge der Philatelie in den 1840er Jahren, beschreibt die »Definition Briefmarke« und deren Entwertungsmöglichkeiten. Mit der Gemeindereform in Baden-Württemberg in den 1970er Jahren verschwanden viele Ortsnamen aus den Poststempeln. Eine gewisse Anonymität hat sich »eingeschlichen«. Vereinzelt gibt es noch Ortswerbestempel, die für einen Ort oder eine bestimmte Einrichtung in der Gemeinde oder Stadt werben. Der Beitrag verdeutlicht auch die Rationalisierungen im täglichen Postbetrieb.
Noch heute besitzt jede Gemeinde ihre Postleitzahl und den »modernen« Maschinenstempel des Briefzentrums mit der individuellen Zahl der »Postleitregion«. Das Thema wird postalisch am Beispiel der heutigen Gemeinde Hausen im Wiesental (Landkreis Lörrach) verdeutlicht. Der
Artikel möchte auch dazu anregen, dass sich die Leserinnen und Leser mit der Philatelie- und Postgeschichte auseinandersetzen und sich vielleicht des Themas in ihrem Wohnort annehmen.
Die Mühlen verdanken ihre Entstehung dem Übergang von der Kultur der Jäger und Sammler zum Ackerbau. Solange sich der Mensch von der Jagd und vom Fischfang, von Früchten, Knollen und Pilzen ernährte, brauchte er keine Mühlen. Dieser Übergang vollzog sich zwischen 6000 und 4000 v. Chr. in Anatolien, Mesopotamien und Ägypten, und um 2000 v. Chr. auch in Europa. Zu dieser Zeit kamen auch die ersten Mühlen auf. Der römische Schriftsteller Gaius Plinius Secundus der Ältere (23/ 24 bis 79 n. Chr.) berichtet, daß es schon im Jahr 171 v. Chr. Bäckereien gegeben habe, die Mühlen benutzten.
,, ... der Himmel ist nirgends so blau, und die Luft nirgends so rein, und alles so lieblich und so heimisch als zwischen den Bergen von Hausen ... ". Erinnerungen an seine Kindheit im Wiesental haben in dem Dichter und Kirchenmann Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) zeitlebens Heimwehgefühle geweckt. Nach einer erneuten Reise ins „Oberland" im Frühjahr 1799 entstand die erste Gruppe der ,Alemannischen Gedichte".
[Bischesser Leut] 1914
(2014)
[Bischesser Leut]
(2017)
Beiträge zur Heimatgeschichte:
Das historische Rathaus von 1420
Der Kirchen-Lui "Ich und der Herr Pfarrer..."
Der Fotograf Rudolf Flohr
Wie die Schmitthenners nach Neckarbischofsheim kamen
Unwetterbericht von Heinrich Schmitthenner 1862
Der Kriegerverein Neckarbischofsheim und der beiden Ortsteile Helmhof und Untergimpern
Die Geschichte der Germania auf dem Marktplatz
Kornblumentag in Neckarbischofheim
Das Neckarbischofsheimer Aktienbad
Gasthäuser in Neckarbischofsheim, Helmhof und Untergimpern
Die Eiskeller in Neckarbischofsheim
Der june Emil braucht Geld, und zwar dringend...
Ganz schön aufgeweckt
(2015)
In dem Buch »100 Jahre für Baden« ist ein ausführlicher Bericht über die Geschichte der Regionalgruppe Karlsruhe im 20. Jahrhundert enthalten. Besonders hervorgehoben wird die rege Veranstaltungstätigkeit unter den Vorsitzenden Dr.
Eberhard Knittel (1951–1987), Reg.-Dir. Udo Theobald (1987–1992) und OStR Jörg Vögely (1992–2002). In den fünfziger Jahren gab es manchmal bis zu drei Veranstaltungen im Monat und die Mitgliederzahl war auf fast 1000 gestiegen. Nach einer Vakanz im Vorstand im April 2002 wurde am 9. April 2003 ein neuer Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender wurde der Stadtrat Dr. Hans-Jürgen Vogt, als Stellvertreter wurde Prof. Dr. Siegfried Rietschel gewählt und Elisabeth Schraut M.A. übernahm die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Vermutlich haben kleine Landgemeinden ein Problem damit, einzelne Persönlichkeiten aus ihren Reihen durch Ehrungen herzuvorheben. Für Überauchen,
heute ein Teilort der Gemeinde Brigachtal, trifft dies jedenfalls zu. Wie sonst ließe
es sich erklären, dass man in ganz Überauchen vergeblich nach öffentlichen
Zeichen sucht, die in irgendeiner Form auf den wohl größten Sohn aus diesem
Ort hinweisen? Es könnte daran liegen, dass in kleinen Gemeinden ein Personenkult deshalb verpönt ist, weil man einfach zu eng miteinander verbunden ist
und niemand für etwas „Besseres“ gehalten wird. Überauchen hatte im 18. Jahrhundert, also zu Lebzeiten von Johann Baptist Krebs, gerade einmal 200 Einwohner, die sich auf weniger als 30 Familien verteilten. Herrschaftlich war es
Villingen unterstellt, rein katholisch und agrarisch geprägt. Möglicherweise lag
es auch daran, dass die Eltern nicht zu den wenigen privilegierten Grundbesitzern gehörten, sondern Taglöhner waren. Nicht auszuschließen ist, dass jener
Johann Baptist Krebs einfach zu viele Besonderheiten hatte, die für seine
Mitmenschen eher suspekt waren, sodass man darüber lieber schwieg, was zur
Folge hatte, dass das Ausnahmetalent einfach in Vergessenheit geriet. Dies wurde
wahrscheinlich noch dadurch begünstigt, dass dieser Sohn armer Leute aus Überauchen vom katholischen Vorderösterreich, wo er eigentlich als Pfarrer wirken
sollte, in das protestantische Stuttgart gezogen war, um dort an der herzoglichen,
später königlichen Oper zu singen. Noch schwerer sollte wiegen, dass er sich zur
Freimaurerei hingezogen sah und über 30 noch heute gehandelte Bücher mit mystischen, auch okkulten und esoterischen Inhalten schrieb. Dieser Umstand war
in kirchlichen Kreisen zur damaligen Zeit ein Tabu. Dies tat er zwar unter
diversen Pseudonymen. Es dürfte jedoch der katholischen Geistlichkeit nicht völlig verborgen geblieben sein, dass sich hinter den Namen Kerning oder Gneiding
jener Johann Baptist Krebs aus Überauchen verbarg.
Mit „Lost Places“ bezeichnen wir „vergessene“ oder „aufgelassene Orte“. Gemeint sind damit überwiegend Bauwerke der jüngeren Vergangenheit, die in der Regel noch nicht in einen historischen Zusammenhang gestellt worden sind, da sie aufgrund ihrer genscheinlich minderen Bedeutung kein Interesse in der Öffentlichkeit finden und als nicht besonders schutzwürdig gelten. Ein wesentliches Merkmal von „Lost Places“ ist ihre belassene Ursprünglichkeit und der Umstand, dass die Blicke neugieriger Spaziergänger durch keinerlei erklärende Hinweisschilder gelenkt werden. Das Wissen zur Geschichte haben nur noch wenige Personen, die im Regelfall schon sehr alt sind und nach und nach versterben und ihr Wissen, wenn es nicht aufgeschrieben wurde, mit ins Grab nehmen. Für die Weißtongrube am Haselberg in Brigachtal-Überauchen treffen all die Merkmale eines „Lost Place“ zu.
Friedrich Benz-Meisel
(2011)
Die bis zur Gemeindereform selbstständige Gemeinde Oberachern verlieh am 11. Dezember 1919 einer Persönlichkeit die
Ehrenbürgerschaft, obwohl diese seit rund 50 Jahren nicht mehr
im Achertal wohnte und fast schon genau so lange in der Schweiz
seinen beruflichen und privaten Lebensmittelpunkt hatte: Friedrich Benz-Meisel. Dass diese Ehrung mehr als gerechtfertigt war
und er gleichzeitig ein erfolgreicher Unternehmer sein konnte,
obwohl er kein gebürtiger Schweizer war, soll nachstehend aufgezeigt werden. [1]
Friedrich Benz wurde am 17. August 1853 in Oberachern
geboren. Er war der Sohn des aus Kappelrodeck stammenden
Sägemüllers Johann Benz und seiner Ehefrau Amalia Sauter, der
Tochter des Oberacherner Papierfabrikanten Daniel Sauter.
Derselbe betrieb eine Papier- und Sägemühle - teilweise auf „geweihtem Boden", denn ein Teil seines Firmengeländes war der
Standort der ehemaligen Johanneskirche und Keimzelle der bis
zu Beginn dieses Jahres existierenden Hartpappenfabrik Lott. [2]
Am 3. Juni 1853 überschrieb Daniel Sauter seinen Betrieb auf
seine Tochter und Johann Benz konnte sich fortan „Papierfabrikant" nennen.
Friedrich Benz hatte noch drei Geschwister: Sein älterer und
einziger Bruder Karl verstarb nur 22-jährig in Amerika, seine beiden Schwestern starben schon im Kindesalter. [3]
Das Dorfbuch von Oberachern
(2001)
Das Dorfbuch von Oberachern ist die älteste Archivalie des ehern. Gemeindearchivs von Oberachern und hat schon aus diesem Grund eine sehr große Bedeutung, u.a. auch deshalb, weil sein Gegenstück, das Dorfbuch von Unterachern (bzw. Niederachern, das heutige Achern) nicht mehr im Stadtarchiv vorhanden ist. Vom Dorfbuch wurde 1934 von dem Karlsruher Professor Dr. Wilhelm Teichmann, Stadtbibliothekar i.R., auf dessen Initiative eine Abschrift angefertigt, welche mir - neben dessen Anmerkungen und Erläuterungen - als Grundlage diente. Das Original-Dorfbuch und die Abschrift befinden sich heute - aufgrund der Eingemeindung 1971 - im Archiv der Stadt Achern.
Das Dorfbuch von Oberachern
(2002)
Da Dorfbuch von Oberachern - älteste Archivalie de ehem. Gemeindearchiv von Oberachern - wurde bereits im 81. Jahre band von „Die Ortenau" des vergangenen Jahres behandelt, als die verschiedenen regional- und ortsgeschichtlichen Bestandteile des Buches vorgestellt wurden.
In den folgenden Ausführungen sollen nun die großen Ordnungen und
sonstigen Anweisungen usw. erläutert werden, welche vom Heimburger
mit einem Bauernzwölfer, vom Vogt oder auch vom Landvogt erlassen
wurden und mit denen sie mitunter starken Einfluss auf das Leben der Bevölkerung in der Achertalgemeinde hatten. Sie stellen ein Spiegelbild des
dörflichen Lebens und der gesellschaftlichen Verhältnisse dar. Außerdem
sind sie bedeutende Quellen zur Erforschung des dörflichen Lebens am
Übergang vom Spätmittelalter in die frühe Neuzeit.
Auf die Gliederung de Dorfbuche und die Geschichte der Gemeinde
wird nicht näher eingegangen, weil dies bereits im letztjährigen Band ausführlich beschrieben wurde. [1]