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Der Begriff der "Fahrbereitschaft" bezeichnet an sich einen Wagenpark samt dem dazugehörenden Personal für die Dienste der Verwaltung, des Militärs oder der Wirtschaft. Neben dieser bis heute unter den Bezeichnungen "persönlicher Fahrer des... " oder "öffentlicher Fuhrpark" anzutreffenden Einrichtung firmierte jedoch bis zum Ende der 1940er Jahre eine Verwaltungsstelle eigener Art. Recht häufig stößt man in der Kriegszeit und unmittelbaren Nachkriegsgeschichte auf diese weitgehend dem Vergessen anheim gefallene und durchgängig als "Fahrbereitschaft " bezeichnete Organisationseinheit, die für Landkreise und Städte wie auf Anforderung der Besatzungsbehörde oder der für verschleppte Ausländer zuständigen UNRRA, danach der OIR/IRO, Personen- und Warentransporte der unterschiedlichsten Art auszuführen hatte und der weitere Kompetenzen im Transportwesen zugeeignet waren. Ihre Anfänge reichen dabei zeitlich zurück in die zweite Hälfte der 1930er Jahre als dem Beginn einer gelenkten und für Kriegsvorbereitungen wie Kriegführung notwendigen Bewirtschaftung aller Transportkapazitäten.
Über Probleme der Wertung hochsprachlicher Literatur liegt eine Fülle von
Arbeiten vor. Zur literarischen Wertung von Dialektdichtung gibt es hingegen
keine umfassenderen Darstellungen oder Wertungsversuche. Für diesen Mangel
dürften vor allem zwei Gründe verantwortlich sein: zum einen Sprachschwierigkeiten,
die Lektüre und Verständnis der zu bewertenden Literatur behindern,
zum andern eine mehr grundsätzliche Ablehnung von Dialekt und Dialektliteratur.
Aufgrund ihrer äußeren, sprachlichen und inneren, sozial-geistigen
Begrenztheit verfällt die Dialektdichtung ohnehin „nachdrücklicher als andere
Bereiche der literarischen Produktion der generellen Fragwürdigkeit von Literatur
überhaupt". Außerdem entzog sich die Dialektliteratur lange Zeit selbst
zeitgenössischen literarischen Kriterien.
1. In älteren Urkunden- und topographischen Wörterbüchern ist die
Methode der Ortsnamenidentifizierung oft noch nicht voll ausgebildet.
Man glaubt Ortsnamen, für die man in heutigen Namen keine genaue Entsprechung
findet, wenigstens in ähnlich klingenden Namen wiederzufinden;
die Unsicherheit zeigt sich gelegentlich darin, daß man mehrere Möglichkeiten
offen läßt; so schlägt z. B. Wartmann für ein 837 genanntes
Reinberc drei Möglichkeiten vor: Reimensberg (Kirch-Gem. Affaltrangen,
Thurgau), Remensberg (K.G. Wuppenau, Th.), Ransberg (K.G. Oberglatt,
St. Gall. ) oder für das von seinem Vater Adalram dem Tradenten vererbte
novale Adalrammiswilare sogar vier: Altschwil (K.G. Krinau, St. G.),
Anschwil (K.G. St.- Josefen, St. G.), Amriswil (Thurg.), das aber schon als
Amalgeriswilare erscheint, Alterswil (K.G. Oberglatt, St. G.), das aber
schon als Altricheswilare erwähnt wird. Schon die beiden letzten Beispiele
müssen Bedenken erregen, weil moderne Namen aufgezählt werden, auf
die andere ältere Namen viel besser passen.
Anhand von Kotproben wurde die Nahrungszusammensetzung der in Nistkastengebieten des Heidelberger Stadtwaldes sympatrisch auftretenden Zwillingsarten Zwerg- und Mückenfledermaus (Pipistrellus pipistrellus und P. pygmaeus) ermittelt. Die Nahrung wies auf dem Niveau der lnsekten(unter)ordnungen keine signifikanten Unterschiede auf. Kleine bis sehr kleine Zweiflügler (Diptera, Fliegen und Mückenartige) stellten jeweils mit Abstand die Hauptbeute dar. Darauf folgten als weitere wichtige Taxa Hymenoptera (Schlupfwespen), Homoptera (Blattläuse und Zikaden) und Planipennia (Blattlauslöwen).
Entsprechend hoch liegt der Wert für die Nischenüberlappung bezüglich der Ressource “Nahrung” Die Breite des Nahrungsspektrums, in dem häufig verfügbare silvicole und zu einem geringen Anteil auch aquatische Kleininsekten vertreten waren, sprechen eher für eine weitgehend opportunistische Form des Beuteerwerbs an einer Vielzahl von Habitatstellen. Nahrungswahl und Habitatpräferenzen der Zwillingsarten werden unter Einbeziehung anderer Ergebnisse diskutiert.
Über einen Zeitraum von drei Jahren wurde in einem Gebiet in den nordbadischen Rheinauen eine Untersuchung durchgeführt mit dem Ziel, den möglichen Einfluss der biologischen Stechmückenbekämpfung auf lokale Fledermauspopulationen zu erfassen. Neben anderen Projekten wurden Analysen von Kotpellets von Wasser- (Myotis daubentonii Kuhl, 1817) und Rauhhautfledermäusen (Pipistrellus nathusii Keyserling & Blasius, 1839) durchgeführt, um den relativen Anteil von Stechmücken (Culicidae) innerhalb des Nahrungsspektrums der Fledermäuse zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass sich beide Fledermausarten überwiegend von Gliedertieren kleiner und mittlerer Größe ernährten, insbesondere von Zweiflüglern (Diptera). Bei der Wasserfledermaus konnte eine saisonale Umstellung des Nahrungsspektrums ermittelt werden. Während sich ihre Nahrung im Frühjahr hauptsächlich aus Zuckmücken (Chironomidae) zusammensetzte, lag der Anteil von Insekten, die nicht dem Wasser entstammen, im Sommer deutlich höher,
was darauf schließen lässt, dass die Wasserfledermaus in dieser Jahreszeit ihre Nahrung vermehrt in terrestrischen
Jagdgebieten sucht. Die ausgeprägten saisonale Schwankungen in der Nahrungszusammensetzung können für beide untersuchten Fledermausarten als Indiz für ein ausgesprochen opportunistisch geprägtes Verhalten bei der Nahrungsaufnahme gewertet werden. Dabei werden besonders in Schwärmen auftretende Insektengruppen bejagt.
Obwohl während des gesamten Untersuchungszeitraumes Stechmücken in hohen Dichten in den Auwäldern auftraten,
konnte diese Insektengruppe nur in wenigen Fällen sicher in der Nahrung nachgewiesen werden. Auf die Verwechslungsmöglichkeiten mit Büschelmücken (Chaoboridae) wird eingegangen. Die Studie hat gezeigt, dass die Fledermauspopulationen im Untersuchungsgebiet durch eine Stechmückenbekämpfung mit Präparaten auf Basis von Bacillus thuringiensis israelensis nicht beeinträchtigt wurden. Im Umkehrschluss ist festzuhalten, dass Fledermäuse nicht dazu geeignet sind, als Prädatoren in einem integrierten Programm zur Stechmückenbekämpfung eingesetzt zu werden.
Der nachfolgende Beitrag möchte die Besiedlungsgeschichte der Baar aus der
Sicht der Namenkunde beleuchten, wobei die bisherigen Forschungsergebnisse
zusammenfassend dargelegt werden sollen. Das Spektrum erstreckt sich hierbei
in zeitlicher Hinsicht von der vorgermanisch-keltisch-römischen Zeit bis ins
beginnende Mittelalter, in namenkundlicher Hinsicht von den Hydronymen, den
Gewässernamen, über die Toponyme, die Orts- oder Siedlungsnamen, bis hin zu
den Mikrotoponymen, den Flur- und Bergnamen.
In der nördlichen Ortenau liegt zwischen den Städten Achern und Bühl der kleine Ort Ottersweier. Eine schmucke Zweiturmkirche aus dem frühen 20. Jahrhundert ziert den Dorfkern. Sie ist hinter einem großzügigen Platz gelegen und macht neben ihren beiden prachtvollen Türmen mit einer weiteren Besonderheit auf sich aufmerksam: Der rechte Turmunterbau ist aus unregelmäßigem Bruchstein, also irgendwie älter, und lässt in schrägen Furchen ehemalige Giebelanschlüsse erkennen. Doch was hat es mit diesen alten Bauteilen auf sich? Diese Frage ist eigentlich schnell beantwortet. Im Kircheninnern befinden sich zwei Modelle, die die alte, nicht mehr bestehende Kirche zeigen: Auf dem heutigen Kirchplatz stand das alte Langhaus von St. Johannes. Einzig heute erhalten sind der romanische und der gotische Chor und die Sakristei aus gotischer Zeit. Der aufkeimende Denkmalschutz des Historismus hat die drei Bauteile gerettet, das Langhaus musste weichen, dessen Größe war nicht mehr ausreichend für die Zahl der Kirchenbesucher.
Schon vor der heutigen Orangerie bestand in der Nähe des Donaueschinger Schlosses ein kleinerer Vorgängerbau, der 1833/34 in Holzkonstruktion erstellt, als "Wintergarten" der Aufnahme von in Kübeln gehaltenen Orangen- und Zitronenbäumen, ferner Lorbeer- und Feigenbäumen diente. Erst Karl Egon III. ließ einen Neubau der Orangerie nach italienischem Vorbild vom damaligen Hofbaumeister Theodor Diebold planen.
In dem Bericht eines französischen Reisenden aus dem Jahre 1681 spricht sich dieser voller Begeisterung über das Freiburger Münster aus: „Der Kirchenthurm (Münsterthurm) ist, was die Höhe und Feinheit der Ausführung betrifft, eine wunderbare Arbeit. Obwohl ich die gothische Gebäude nicht leiden mag, kann ich nicht umhin, diesen Bau zu loben. Es ist eine Pyramide von rothem Stein, ganz à jour gehauen, wie der Kirchenthurm von Thann; der von Freiburg ist aber unvergleichlich schöner." Ähnlich äußert sich ein knappes Jahrhundert später, zur Zeit der endenden Hochblüte des Rokoko, der päpstliche Diplomat Giuseppe Garampi über das Gotteshaus: „Das berühmteste Gebäude ist das Münster, ein dreischiffiger Steinbau mit Spitzbogen und einem hohen Turm über dem Hauptportale. Es ist in dem mit Unrecht gotisch ge- nannten Stil erbaut, und der ganze Bau ist mit der größten Feinheit ausgeführt. Nächst dem Straßburger soll dieser der berühmteste Turm in Deutschland sein."
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ein Festredner hat es selten leicht. Und auch ich habe in den
zurückliegenden Minuten ganz schön gezittert. Schließlich bestand bei der Fülle der Grußwortredner die Gefahr, dass der Festredner, der zum Schluss an die Reihe kommt und dessen Vortragsthema schon öffentlich bekannt ist, seinen Festvortrag beginnen kann mit dem wunderbaren Bonmot von Karl Valentin:
Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von mir!
Doch ich bin beruhigt und darf den Damen und Herren Vorrednern dafür danken, dass ich meinen Vortrag nicht über den
Haufen schmeißen muss. Ich bin also nicht gezwungen zu extemporieren - was häufig ja nichts anderes ist, als heiße Luft zu produzieren, sondern kann mich weitgehend an mein Manuskript halten, ohne Ihnen allerdings garantieren zu können, dass die
Temperatur sich nicht bisweilen auch in höhere Sphären verirrt.
Im Oktober 1924 wurde in der Gaswerkstr. 17 im Offenburger
Westen ein Viehhandelsbetrieb eröffnet. Über die Erfolgsaussichten des neuen Geschäftes unter der Leitung des jüdischen Kaufmannes Julius Hammel sprach sich ein naher Verwandter im
Nachhinein sehr zuversichtlich aus: ,,Julius Hammel war ein äußerst fleißiger und tatkräftiger Mann, der seinem Geschäft mit großem
Eifer nachging. Er hatte auch das erforderliche Betriebskapital, wodurch
ihm die Geschäftsführung wesentlich erleichtert wurde ... Ein Viehhändler, der die nötigen Betriebsmittel besitzt, kann Vieh auf eigene
Rechnung kaufen und verkaufen (im Gegensatz dazu wenn man sein
Geschäft auf Provisionsbasis führt). Ich erinnere mich, dass J.H. in
früheren Jahren große Viehgeschäfte mit Salomon Oppenheimer in
Freistett und Eduard Hammel in Karlsruhe tätigte ... Er galt als einer
der größten und kapitalkräftigsten Viehhändler im ganzen Bezirk. Er
unterhielt eigene Stallungen in Offenburg und in Renchen und beschäftigte ständig mindestens einen Knecht ... "*1 Und in der Tat konnte
sich der neugegründete Betrieb nicht nur erfolgreich etablieren,
sondern blühte bis Ende der 1920er Jahre geradezu auf.
Erst vor wenigen Jahren hat Bayern begonnen, sich ein historisches Ortsnamenbuch
zu schaffen und damit die Kommission für bayerische Landesgeschichte
bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beauftragt.
Welche Lücke sich damit zu schließen beginnt, glauben wir in Baden zu wissen,
die wir nun schon ein halbes Jahrhundert das für seine Zeit geradezu
mustergültige, noch heute unentbehrliche Topographische Wörterbuch des
Großherzogtums Baden von ALBERT KRIEGER schon in zweiter Auflage besitzen.
Dafür kommen nun dem bayerischen Werk Leistungen und Erfahrungen
eines halben Jahrhunderts zugute.
Das Elsass ist als Schlemmerland, als Einkaufs- und Wanderregion mit den vielen Burgen, als Region mit berühmten Museen und Sehenswürdigkeiten bekannt. Doch es hat noch anderes anzubieten. Das Elsass gilt als eine der Wiegen der deutschen Sprache seit dem 9. Jh. bis Ende des 16. Jh., als Kulturland. Als französische Gegend ist es ein Teil des rheinischen Humanismus und der Kultur. Viele Elsässer wollen nicht auf die deutsch-französische Zweisprachigkeit verzichten und setzen sich energisch dafür ein.
Im Band 41 der Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar erschien ein Beitrag mit dem gleichen Titel
(GEHRING 1998). Es wird darin über eine einsetzende Bestandserholung des
Weißstorchs weltweit und auch auf der Baar berichtet. Der positive Trend hat sich
seitdem fortgesetzt. In den Informationen zum VI. Internationalen Weißstorchzensus 2004/2005 steht:
„Auf dieser Basis kann die Weltpopulation des Weißstorchs auf etwa 230.000
Paare geschätzt werden. Somit nahm die Zahl der Storchenpaare in den letzten zehn
Jahren um 39% zu. Die Bestandsentwicklung der nach Westen ziehenden Population unterscheidet sich erheblich von der nach Osten ziehenden Population. Die
Westpopulation stieg seit 1994/95 mit etwa 89% dramatisch an. Dagegen wuchs
die Ostpopulation nur um 28% in 10 Jahren.” (THOMSEN 2006)
Der Brutbestand in Deutschland liegt derzeit bei etwa 4.500 Brutpaaren. In Baden-Württemberg waren es 2008 knapp unter 400 (NABU 2008).
Zur Spinnenfauna der Halbtrockenrasen am Michaelsberg bei Bruchsal, einer nordbadischen Wärmeinsel
(2017)
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Erfassung der
Spinnenfauna des Kaiserbergs. Dieses Naturschutzgebiet liegt am Michaelsberg bei Bruchsal (Baden) am
Rande des Kraichgaus und wurde über ein Jahr mittels Bodenfallen arachnologisch untersucht. Insgesamt
wurden 1991 an 263 Fangtagen in 15 Fallen 1.062
adulte Spinnen gefangen und bestimmt. Ergänzt durch
Handfänge konnten 126 Arten aus 24 Familien nachgewiesen werden. Davon sind in den Roten Listen und
Vorwarnlisten für Baden-Württemberg 28 Arten und für
Deutschland 19 Arten aufgeführt. 11 % der Arten sind
als selten bis sehr selten eingestuft. Der xerotherme
Charakter des Halbtrockenrasens wird durch die hohen
Anteile der Lycosidae und Gnaphosidae an Individuen- und Artenzahlen eindrücklich belegt. Bemerkenswert sind zudem die individuenreichen Vorkommen von
Zodarion spp. (Zodariidae) und Atypus spp. (Atypidae).
Einzige dominante Art ist Zodarion italicum, dagegen
ist die Zahl der subrezedenten und nur mit einzelnen
Individuen gefangenen Arten hoch. Die Aktivitätsdichte
war im April und Mai am höchsten, bedingt durch den
Fang von Lycosiden und Thomisiden, und nahm bis
November stark ab.
Pfarrer Georg Friedrich Schlatter (1799–1875) gehörte in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu jenen Geistlichen in Baden, die die demokratische Bewegung unterstützten und in die 48er Revolution involviert waren. Als Alterspräsident eröffnete er am 11. Juni 1849 die erste Sitzung der Konstituierenden Landesversammlung, reiste aber bereits am 19. Juni in seine Pfarrei Mühlbach zurück, enttäuscht von den durch Zank und Uneinigkeit geprägten Diskussionen. Einen Monat später wurde er in Mühlbach verhaftet und später zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, von denen er gut sechs Jahre absitzen musste. Zugleich verlor er damit seine Stellung als Pfarrer und alle Versorgungsansprüche. In den Jahren nach der Haftentlassung versuchte er sich und seine noch nicht erwachsenen Kinder – seine Frau war während seiner Haft verstorben – durch Gelegenheitsschriften über Wasser zu halten. 1875 starb er in Weinheim. Innerkirchlich geriet er fast vollständig in Vergessenheit. Erst 1999 hat die Landeskirche Schlatter auf Initiative von Konrad Fischer hin gewissermaßen rehabilitiert, stellvertretend für alle Freunde der Demokratiebewegung, die damals von der Kirche härter noch als von staatlicher Seite Repressalien ausgesetzt waren.
Zur systematischen Stellung von „Amphicyon“ intermedius H. v. Meyer, 1849 (Carnivora, Amphicyonidae)
(2000)
Mit Hilfe von Neufunden von der untermiozänen Fundstelle Ulm-Westtangente (Baden-Württemberg) und von schon
früher gemachten Funden aus Selles-sur-Cher (Frankreich) wird die systematische Stellung von „Amphicyon“ intermedius
überprüft. Für die Art wird das neue Genus Crassidia aufgestellt. Diese Gattung wird innerhalb der Amphicyoninae zusammen mit Y sengrinia und Amphiycyonopsis auf Grund des übereinstimmenden Bezahnungstyps, der einen spezifischen
Abkauungsmodus bewirkt, zu der neuen Tribus Ysengriniini zusammengefaßt.
Im Rahmen der ökologischen Bearbeitung eines umfangreichen Probenmaterials der Milben-Gruppe der
Oribatiden aus Südwestdeutschland bereitete die taxonomische Einordnung der Individuen der Gattung
Phthiracarus Perty, 1841, besondere Schwierigkeiten.
Es erwies sich trotz der zur Verfügung stehenden
neueren Literatur wie Weigmann (2006) und Niedbała
(2011) als notwendig, die vorkommenden Arten nochmals taxonomisch zu revidieren, in einer Kurzdiagnose darzustellen und die Abgrenzungen zu begründen.
Insgesamt wurden 12 Arten gefunden, zwei weitere
bisherige Arten werden lediglich als Formen bekannter
Arten betrachtet: Phthiracarus longulus forma fexisetosus (Parry, 1979), Phthiracarus borealis forma crenophilus (Willmann, 1951). Die Vorkommen der Arten in
Südwestdeutschland werden kurz zusammenfassend
dargestellt.
Zur Topographie Burgwäldle
(2008)
Etwa 1750 m Luftlinie südsüdöstlich vom Marktplatz Brettens beginnt ein herrliches Tal, das sich über 4,5 Kilometer in südöstlicher Richtung hinzieht. Täler von ähnlicher Schönheit und Urwüchsigkeit findet man nur noch im Schwarzwald. Die am
südlichen Talrand verlaufende Schienentrasse wird von der KVV-Stadtbahn und der DB befahren; den nördlichen Talrand nimmt bis zum Ortsteil Ruit, der etwa in der Mitte der Talaue liegt, die Kreisstraße 3570 in Anspruch. Der sich auf der Südseite zwischen Bretten und Ruit über 1,5 km erstreckende Höhenrücken steigt von 200 bis auf 250 m über NN an. Seine steile Flanke fällt etwa 50 m ab. Deren Verlauf folgt die Salzach, die in alten Karten auch Kresbach genannt wird.
Am 30. Juni 2002 trat Hauptkonservatorin Dr. Grit Arnscheidt, Stellvertretende Direktorin der Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim, in den Ruhestand. Mannheim war die Wahlheimat der in Düsseldorf aufgewachsenen Rheinländerin. Nach einem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Anglistik in München, Heidelberg und London, nach Promotion und einer mehrjährigen Tätigkeit als wissenschaftliche Assistentin an der Universität Heidelberg kam sie 1974 nach Mannheim, das fortan nicht nur ihr berufliches Tätigkeitsfeld, sondern auch bevorzugter Gegenstand ihrer Forschungen werden sollte. Als Konservatorin im Städtischen Reiß-Museum bzw. später den Reiss-Engelhorn-Museen hat sie in zahlreichen Ausstellungen und Sonderschauen, Veröffentlichungen und Vorträgen, Exkursionen und Führungen unaufdringlich, doch beharrlich für Mannheimer Stadtgeschichte geworben und auf Eigenart, Gestalt und Wandel dieser Kulturregion aufmerksam gemacht. Interesse für historische Zusammenhänge weckte sie zudem durch einen Lehrauftrag an der Fachhochschule für Gestaltung in
Mannheim.
Herr, im Lichte Deiner Wahrheit erkenne ich, dass ich Böses getan und Gutes unterlassen habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Taten. In einem evangelischen Gottesdienst könnte die Gemeinde und in ihr der und die Einzelne so bekennen. Dieses Bekenntnis beinhaltet nicht nur rein religiöse Vergehen gegen Gott, sondern auch Verfehlungen gegen Mitmenschen. Deshalb ist coram deo zu bedenken, wo wir unsere Nächsten vergessen und übergangen haben, wo wir auf Kosten und zum Schaden anderer gelebt haben. Zu den theologisch-anthropologischen Grundannahmen des Christentums gehört, dass der Mensch schuldig werden kann und deshalb auch schuldig wird – eine necessitas peccandi (vgl. Genesis 8,21) auf Grund des non posse non peccare (Augustin). Auch die Kirche, hier als ein real(historisch)es Kollektiv von
Menschen verstanden und nicht durch dogmatische Präskriptionen definiert, kann als historische und gesellschaftliche Akteurin gegenüber Gott und gegenüber Menschen schuldig werden und wird es: insonderheit durch ihre Repräsentanten, aber auch durch ihre Mitglieder, die teilhaben an Mentalitäten und Handlungsmustern. Kirche ist „Täterin“. Wo aber bleiben die Opfer? Vor einer halben Generation gab es eine neue Wahrnehmung von Märtyrern im Protestantismus. In seinen Anfängen hatte dieser aus theologischen Gründen vor dem altgläubigen Heiligenkult gewarnt, konnte aber doch konzedieren, daß man der Heiligen [sc. zumeist Märtyrer] gedenken soll zur Stärkung des Glaubens (CA 21). Eine gewisse Analogie scheint zwischen den kirchlichen Märtyrern und den von der Kirche zu verantwortenden Opfern wahrgenommen zu werden.
Zweck dieser Untersuchung ist es, den bisher äußerst
dürftigen Kenntnisstand über Vorkommen, Verbreitung
und Häufigkeit der benthischen Rotalgen in Baden-
Württemberg zusammenzufassen und durch eigene
Untersuchungen zu ergänzen, um damit letztlich die
Grundlage für eine regionale Gefährdungsanalyse zu
schaffen. Hierzu wurden die einschlägige Literatur und
die Algenherbarien der Naturkundemuseen Karlsruhe
und Stuttgart ausgewertet und seit 2010 durch eigene
Aufsammlungen, sowie durch die für die Wasserrahmenrichtlinie
(WRRL) erhobenen Daten zum Phytobenthos
in Fließgewässern ergänzt. Berücksichtigt
werden die Gattungen Audouinella, Balbiania, Bangia,
Batrachospermum, Lemanea, Paralemanea und
Thorea sowie die Chantransia-Entwicklungsstadien.
Alle drei für Baden-Württemberg nachgewiesenen
Audouinella-Arten und die Chantransia-Stadien sind
weit verbreitet und gebietsweise sogar häufig. Für
Batrachospermum werden in der Literatur für Baden-
Württemberg neun Arten genannt, nach 2010 wurden
bisher fünf Arten sicher nachgewiesen. Aktuell ist
die Verbreitung von drei seltenen Arten (B. turfosum,
B. helminthosum, B. confusum) weitgehend auf den
Schwarzwald beschränkt, während B. anatinum und
B. gelatinosum auch in anderen Landesteilen verbreitet
sind. Als verschollen ist B. atrum einzustufen,
während die Existenz der historisch jeweils nur einmal
genannten Arten B. arcuatum und B. vogesiacum, sowie
des nur einmal gefundenen B. boryanum bisher
nicht gesichert ist. Mit bisher über 90 Nachweisen ist
Batrachospermum gelatinosum die bei weitem häufigste
Art, gefolgt von B. anatinum mit 34 Nachweisen.
Bisher nicht bekannt für Baden-Württemberg war die
2014 im südlichen Schwarzwald entdeckte, epiphytisch
auf Batrachospermum-Arten lebende Balbiania
investiens. Zu den landesweit häufigsten Aufwuchsalgen
unserer Fließgewässer gehört dagegen die krustenförmige
Thalli bildende Hildenbrandia rivularis, die
in niederen bis mittleren Höhenlagen vorkommt. Ein
markantes Verbreitungsbild, das sich fast ausschließlich
auf den Rhein einschließlich seiner Aue und den
mittleren und unteren Neckar beschränkt, zeigt die
fädige Rotalge Bangia atropurpurea. Die borstenförmige
Lemanea fluviatilis besiedelt nur die silikatischen
Bergbäche des Odenwaldes und der mittleren und
höheren Schwarzwald-Lagen, während die morphologisch
ähnliche Paralemanea catenata überwiegend auf
die Mittel- und Unterläufe der aus dem Schwarzwald
kommenden größeren Flüsse beschränkt ist. Die eutrophierungstolerante
Thorea hispida gilt als Besiedler
großer Flüsse der Niederungen. Sie wurde bisher nur
selten gefunden und ist in Baden-Württemberg fast nur
für den Rhein und den unteren Neckar belegt. Bis heute
können nur wenige kleine Gebiete in Baden-Württemberg
hinsichtlich der benthischen Rotalgen als gut
untersucht gelten. Viele Verbreitungskarten spiegeln in
erster Linie den Aktionsradius der wenigen Algologen
und nicht die wahre Verbreitung eines Taxons wider. Einen
guten Überblick über die Verbreitung häufiger Taxa
(Chantransia-Stadien, Audouinella spp., Hildenbrandia
rivularis) liefert das seit 2010 für das Phytobenthos
der Fließgewässer durchgeführte WRRL-Monitoring-
Programm. Die Untersuchungen berücksichtigen v.a.
Fließgewässer und Quellen, über die Verbreitung von
benthischen Rotalgen in stehenden Gewässern ist bis
heute fast nichts bekannt.
Das Gebiet des heutigen Landkreises ist
zum überwiegenden Teil aus dem Territorium
der alten Markgrafschaft Baden-Baden und aus
der ehemaligen Grafschaft Eberstein entstanden. Als Baden im Jahr 1803 von der
Markgrafschaft zum Kurfürstentum und 1806
zum Großherzogtum aufstieg, erforderte der
damit verbundene, erhebliche Gebietszuwachs
organisatorische Maßnahmen. Die vorherrschende Verwaltungseinheit in den altbadischen Landen am Ende des Alten Reiches
war das verhältnismäßig große Oberamt. Die
Übertragung dieses Systems der altbadischen
Verwaltung auf die neu erworbenen Gebiete
wurde 1803 die Aufgabe des Geheimen Rates
Brauer. Der Kurstaat Baden gliederte sich nun
in drei Provinzen: im Norden die „Badische
Pfalzgrafschaft“, in der Mitte die „Badische
Markgrafschaft“ und im Süden das „Obere
Fürstentum am Bodensee“.
Der Bergrain ist ein Sporn der Niederterrasse, der gebildet wird von
der Rheinaue und der des Feuerbaches. An seinem Fuß liegt das Dorf
Kirchen, das inzwischen mit seinem Nachbarort zu der Gemeinde Efringen-
Kirchen im Landkreis Lörrach zusammengeschlossen wurde. [...]
An der Südwestseite der Hochfläche steigt die Straße Kirchen-Eimeldingen
aus der Stromaue herauf zur Niederterrasse. Längs dieser Straße befindet
sich eine nunmehr aufgegebene Kiesgrube von großem Ausmaß. Sie wird
sicher schon lange betrieben. In dem Ortsplan eines Grundbuches aus den
Fünfzigerjahren des 19. Jahrhunderts, der auf dem Rathause liegt, ist sie
längst noch nicht so weit neben der Straße in die Niederterrasse hinein
vorgetrieben.
Der erste Fund aus dem Bereich der Kiesgrube wird aus dem Jahre 1880
gemeldet. Es handelt sich um ein alamannisches Plattengrab. Einige weitere
Gräber dieser Art wurden um die Jahrhundertwende beobachtet.
Der Autor verfolgt die Geschichte des Ritterhofs in Kirnbach-Grafenloch von seinen Anfängen im Jahre 1590 bis zu seiner vorbildlichen Restaurierung durch die heutigen Eigentümer. Er beleuchtet das Leben seiner Bewohner und die Geschicke des Hofes im Wandel der Zeit. Auch
auf die Architektur des Hofes geht er ein, weist der Ritterhof doch eine sehr individuell gestaltete Giebelseite auf, wodurch sich das Haus nur schwer einem der klassischen Schwarzwälder Haustypen zuordnen lässt. Ob es sich beim Ritterhof möglicherweise um eine sogenannte bauliche
»Mischform« handelt soll der Beitrag klären.
In seinem 1915 erschienenen Werk über traditionelle, landschaftstypische Schwarzwaldhäuser hat der akademische Zeichner Richard Schilling eine Vielzahl dieser Häuser - von denen es nach Meckes neun unterschiedliche Typen gibt - sehr detailgetreu zeichnerisch dargestellt. Eine dieser Zeichnungen zeigt die Giebelseite des Ritterhofs.
Neben der Aufgabe, Fremdes dem eigenen Volk nahezubringen, es ihm vertraut
und liebenswert zu machen, hat Hugo von Hofmannsthal das Verjüngen und
Erneuern der eigenen Sprache als eine der wichtigsten Bestimmungen des Übersetzers
erkannt. Übersetzen nicht nur als ein Übertragen, sondern als ein Anregen,
Stimulieren zu Eigenem, - eine Funktion, die wohl für kaum einen Sprach- und
Literaturbereich von so gravierender Bedeutung gewesen ist wie für den der slavischen
Völker. Hier besonders ist die Orientierung am fremden Vorbild eine der
Quellen eigener schöpferischer Leistung gewesen. Dies gilt auch für die neuere russische
Literatur, deren Entstehung und Konstituierung ohne die Tätigkeit bedeutender
Übersetzer nicht zu denken ist. [...]
Als einer seiner bedeutendsten Repräsentanten
hat der Dichter und Übersetzer Vasilij Andreevic Zukovxkij zu gelten,
dessen Übersetzungen die russische Literatur zu Beginn des 19. Jahrhunderts
wesentlich bereichert haben[...]
Obwohl sich Zukovskij, wie seine Übersetzungen zeigen, über einen recht langen
Zeitraum hinweg mit Hebel beschäftigt hat, fehlen Belege dafür, wann und auf
welche Weise er mit dessen Werk bekannt geworden ist. Mehrere Möglichkeiten
sind zu berücksichtigen: So ist es sehr wahrscheinlich, daß ihm die Dichtungen
Hebels während eines von 1815 -1817 währenden Aufenthaltes in Dorpat nahegebracht
worden sind. Zukovskij hat dort viel bei aus Süddeutschland stammenden
Familien verkehrt und könnte durch diese auf die Allemannischen Gedichte aufmerksam
gemacht worden sein.
Den Organisatoren der Tagung war es ein wichtiges Anliegen, die Teilnehmenden auch mit Quellen zu unterschiedlichen Themen aus dem Umfeld des Ersten Weltkrieges zu konfrontieren. Angeboten wurden Workshops zur Seelsorge (Gesine v. Kloeden), zu Predigten (Gottfried Gerner-Wolfhard), Frauen im Krieg (Sabine Liebig), Chronistik (Johannes Ehmann) und Autobiografisches (Gerhard Schwinge). Kurzbeschreibungen der Inhalte und Ergebnisse einiger dieser Arbeitsgruppen sollen einen Eindruck von der intensiven Arbeitsatmosphäre der Tagung vermitteln.
Wenn wir unser Verhältnis zu Juden und
Jüdischer Geschichte betrachten, wird sofort an das
3. Reich und die Ermordung der Juden gedacht.
Dieser Blick bleibt notwendig. Aber daneben ist
auch ein anderer Blickwinkel nötig. Geschichte
nimmt immer nur einen Verlauf, aber es bestehen
verschiedene Möglichkeiten und wir sollten versuchen,
diese verschiedenen Möglichkeiten wahrzunehmen.
Das 3. Reich war nicht die einzige
Möglichkeit der Geschichte.
Die Sichtweise der jüdischen und nichtjüdischen
Bevölkerung Villingens zum Ende des 19. Jahrhunderts war eine andere. Die Bevölkerung lebte
nicht mit Blick auf die Katastrophe, sondern mit
Blick auf die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens
und des Zusammenlebens.
Zu einem fürstlichen Hof, sei er weltlich oder geistlich, gehörten Sammlungen verschiedenster Art. Der absolutistische Regent repräsentierte in seiner Person und seiner Hofhaltung sein ganzes Land und dessen Wohlstand. Der ganze Kosmos mit allen seinen Aspekten sollte in den Sammlungen vertreten sein, so entsprach es dem universalen Bildungsanspruch frühneuzeitlicher Gelehrter. Nicht nur Wissenschaftler pflegten ein derartiges Bildungsideal. Adelige erhielten in ihrer Jugend
in der Regel eine umfassende Ausbildung, die ihnen zwar nicht unbedingt Expertenwissen vermittelte, es ihnen aber ermöglichte, in Gesprächen über Kunst, Philosophie, Literatur und Geschichte ebenso wie Naturwissenschaft, Wirtschaft und Technik sachkundig mitzureden. Wissenschaftliche und künstlerische Interessen zu pflegen, war Teil ihres Selbstverständnisses. Dies gilt für Adelige beiderlei Geschlechts, wobei die Frauen sich zumeist nur den „schönen Künsten" widmeten. Je nach persönlichem Interesse vertieften sich einzelne Persönlichkeiten derart intensiv in bestimmte
Themenbereiche, dass ihr Wissen von Fachleuten anerkannt und ihre Sammlungen weithin berühmt wurden. Markgräfin Caroline Louise, die erste Gemahlin Karl Friedrichs, trug beispielsweise eine große Zahl von Gemälden vor allem niederländischer Künstler zusammen. Für die Porzellansammlung der Markgräfin Sibylla Augusta bildet das sogenannte
„Porzellanschloss" Favorite bei Rastatt einen prächtigen Rahmen.
Kaum ein anderes Thema hat in den zurückliegenden Jahren in der geschichtswissenschaftlichen Forschung eine größere Bedeutung eingenommen und mehr Einzelstudien hervorgebracht wie das Thema „Zwangsarbeit im Dritten Reich". Durch die medienwirksamen Debatten um die Errichtung (2000) und Tätigkeit der vom Bund und der deutschen Wirtschaft getragenen Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" ist dieser bedeutende historische Forschungsgegenstand auch in die breite Öffentlichkeit transportiert worden. Im Folgenden wird versucht, den in diesen Zusammenhängen verhältnismäßig wenig untersuchten Bereich „Zwangsarbeit auf dem Land" im Rahmen einer regionalgeschichtlichen Rundfahrt zu sechs verschiedenen historischen Stätten in der südwestlichen Ortenau zu behandeln und damit eine Projektidee vorzustellen, die sich als geschichtsdidaktischer Ansatz insbesondere an Multiplikator/innen in der Jugend- und Erwachsenenbildung richtet.
Zwangsarbeit in Derdingen
(2020)
Auch 75 Jahre nach der NS-Zeit gibt es im Kraichgau ein höchst unterschiedliches Herangehen an die Aufarbeitung der Naziverbrechen in den örtlichen Heimatbüchern und Ortschroniken. Manche Kommunen haben diese Zeit schonungslos und detailliert aufgearbeitet und die notwendigen Quellen offengelegt, andere beschweigen diese Zeit bis heute, insbesondere was das Thema Zwangsarbeit betrifft. Dazu zählt Derdingen (erst ab 1964 „Oberderdingen“). Im „gültigen“ Heimatbuch des ehemaligen NS-Rektors und NSDAP-Funktionärs Gustav Brandauer zu den „einschneidenden
Veränderungen“: „Sie hier darzustellen ist unnötig, da sie in allen Orten Deutschlands mit geringen Schattierungen dieselben waren. Das nationalsozialistische Regime endgültig zu werten, muß auf den Zeitpunkt verschoben werden, an dem einmal alle Archive geöffnet sind und deren Auswertung durch unvoreingenommene Experten im Ergebnis vorliegen wird.“ Das hindert ihn nicht, wenig später vom „bislang ungeheuerlichsten Opfergang unseres Volkes“ zu schreiben und von den Hunderten von Derdingern, die zu den Fahnen strömten, „um ihr Heldentum in allen Erdteilen unter Beweis zu stellen“ und von den Kriegsfolgen durch die „widerlichen Exzesse“ der „Schwarzen in der französischen Armee“ und durch die „im Ort verbliebenen Fremdarbeiter aus Osteuropa, besonders die Polen“. Doch wer hat diese Menschen nach Derdingen geholt? Wer hat von der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft profitiert, und warum war Derdingen ein lokales Zentrum von Lagern mit Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern, Zuchthausgefangenen und KZ-Häftlingen mit Stacheldraht, Wächtern und einer Anzahl von Toten? Darüber liegt bis heute eine „Omerta“ aller Beteiligten. Es war eben doch kein „normaler Ort“.
Als Ende der 1990er-Jahre die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" auf den Weg
gebracht wurde, die Entschädigungsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiterinnen und
Zwangsarbeiter in Deutschland aus Mitteln des Bundes und der Wirtschaft bereitstellen und
verteilen sollte, da war die Zwangsarbeitergeschichte und die Auseinandersetzung mit ihr in aller Munde. Sie wurde im Vorfeld der Gesetzgebung lebhaft und strittig diskutiert, und zwar
nicht nur hierzulande. Schon während der Auszahlung der 5, 1 Milliarden Euro aus dem
Stiftungsfond an die Betroffenen, die nach einem aufwendigen und mühseligen Antrag - und
Prüfungsverfahren zustande kam und die gewiss in vielen Fällen segensreich, in anderen aber
auch mit Härten und Enttäuschungen verbunden war, begann aber da öffentliche Interesse an
der Zwangsarbeiterthematik nachzulassen. Heute ist sie aus dem Bewusstsein des Normalbürgers bereits wieder weitgehend verdrängt.
Die Stadt Freiburg, die damals, auf dem Höhepunkt der Debatte im Mai 2001 , sozusagen als
Soforthilfe in Anbetracht de ich immer wieder verzögernden Au zahlungsbeginn eine eigene
städtische Entschädigungsleistung an ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im
Stadtgebiet beschlossen hatte, ist allerdings immer noch mit dem Thema befasst. Erst 2007 hat
sich nämlich die russische Zwangsarbeiterstiftung bereitgefunden, sich mit der Stadt vertraglich über die Zahlung an ihre betroffenen Landsleute zu einigen, so dass nun endlich auch die
letzten Gelder fließen können.
Manchmal gibt es auf komplizierte Fragen Antworten, die so einfach sind, daß man sich nur wundern kann, warum man nicht selbst darauf gekommen ist. Es gibt aber auch Fragen, die scheinen so banal, daß niemand auf die Idee kommt, sie zu stellen. Für die Frage nach „Zwangsarbeitern in kirchlichen Einrichtungen“ gilt beides: Gestellt hatte sie fast ein halbes Jahrhundert lang niemand, sondern sie wurde erst im Sommer des Jahres 2000 aktuell — dann aber sogleich mit großer öffentlicher Resonanz, verbunden mit weitreichenden Vorwürfen — und die Antwort darauf war so einfach wie naheliegend. Ausgelöst hatte die Debatte eine Sendung des Fernseh-Magazins „Monitor“, in der an einigen Fallbeispielen aufgezeigt wurde, daß auch in kirchlichen Einrichtungen — so etwa im Kloster Ettal — Zwangsarbeiter eingesetzt worden sind. Die folgenden Wochen waren erfüllt von hektischer Betriebsamkeit in der Deutschen Bischofskonferenz, in Diözesan- und Ordensleitungen, in kirchlichen Archiven aller Art, aber auch in den Redaktionsstuben von Massenmedien, die, teils aus echtem Aufklärungsinteresse, teils aus purer Sensationslust, hier ein lohneswertes Betätigungsfeld für Recherche und Berichterstattung sahen. Bis heute vermag niemand so recht zu erklären, warum die ganzen Jahre zuvor keiner wissen wollte, ob es auch in kirchlichen Einrichtungen Zwangsarbeiter gegeben habe, obwohl doch das Thema „Zwangsarbeit“ schon längst Gegenstand der historischen Forschung geworden war.
Zwangsehe statt Liebesheirat
(2015)
Am 19. Dezember 1975 schrieb Oberregierungsrat Oskar Behr, der langjährige Leiter
des Kommunalamts im Landratsamt Ludwigsburg, auf das Deckblatt einer dicken
Akte: »Mit der Wahl von Bürgermeister Fetzer am 7. Dezember 1975 in Eberdingen
ist im Landkreis Ludwigsburg die Gemeindereform abgeschlossen.« Und vermutlich
mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung fügte er noch dazu: »Der ganze Vorgang
kann nun – endlich – zur Ablage in die Registratur.«
Im Gebiet des heutigen Landkreises Ludwigsburg wurde durch die Gemeindereform die Zahl der selbständigen Kommunen von 78 auf 39 halbiert. Die Eingemeindungen und Gemeindezusammenschlüsse erfolgten in der Regel auf freiwilliger Basis,
d.h. nach entsprechendem Beschluss durch die Gemeinderäte der betroffenen Kommunen. Lediglich in zwei Fällen hat der Landtag den Vollzug der Gemeindereform
gesetzlich bestimmt: Dies betraf zum einen den Zusammenschluss von Korntal und
Münchingen zur neuen Stadt Korntal-Münchingen und zum anderen den Zusammenschluss von Eberdingen, Hochdorf an der Enz und Nussdorf zur neuen Gemeinde Eberdingen.
Die Gemeindereform löste seinerzeit heftige Emotionen querbeet durch Orte und
Parteien aus. Diese Emotionen sind auch heute noch nachvollziehbar. Schließlich
ging es nicht nur um den Austausch von Ortsschildern, sondern zur Entscheidung
stand nichts weniger als die Frage, ob die Gemeinde ihre Aufgaben auch in Zukunft
eigenständig und aus eigener Kraft erfüllen soll und erfüllen kann oder ob dies nur
in Zusammenarbeit und in der Konsequenz im Zusammenschluss mit einer anderen
Gemeinde gelingen konnte.
Im Jahre 1990 saßen Bernd Röcker und ich gleichzeitig an einem Tisch in einem
Pfarrhaus und suchten nach Vorfahren. Schon zweihundert Jahre rückwärts wurde
die Sache einfach, denn unsere beiden Linien mündeten vor 1800 in die gleiche
Familie. Die Sache hatte Folgen. Beim Treffen des Heimatvereins Kraichgau am 23.
Februar 1991 in Weingarten hat Vorstand Röcker angeregt, für die Familienforscher
einen Arbeitskreis einzurichten, um Zusammenarbeit und einen Datenund
Erfahrungsausstausch zu ermöglichen. An einer Stelle sollten die Fäden
zusammenlaufen. Mit den Worten „das können Sie machen" war ich dann
„einstimmig" bestimmt worden. Nach weiteren Zusammenkünften hatten sich bis
Ende 1992 fünfzig Frauen und Männer aus der näheren Umgebung für die
Familienforschung zusammengefunden. Bald kamen auch Anfragen aus Amerika
und ebenso von „Rußlandheimkehrern", deren Vorfahren einmal aus unseren
Kraichgaugemeinden ausgewandert waren. Auch dabei fanden sich gemeinsame
Ahnen. Einige Fälle sollen hier für viele andere beschrieben werden.
In den badischen Markgrafschaften verlief die Reformation sehr zögerlich und in stetem Auf und Ab. In den oberrheinischen Territorien trafen lutherische, calvinistische und gegenreformatorische Ideen aufeinander und konnten sich je nach regierendem Markgraf unterschiedlich stark behaupten. Erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 war die Konfessionalisierung abgeschlossen: Baden-Durlach mit den Gebieten der unteren und der oberen Markgrafschaft war hinfort
evangelisch, die Markgrafschaft Baden-Baden katholisch.
Die Amerikaner spalteten beim Zuschneiden der Besatzungszonen die südwestdeutschen Traditionsländer. Frankreich bemühte sich – im Blick auf die erwünschte Besatzungszone entlang des Rheins – vergebens um Revision. Auch die südbadische Regierung bemühte sich um die Wiederherstellung Badens. Es wird gezeigt, wie General Koenig beim Amerikaner Clay auf Granit beißt und wie Paul Zürcher als Vertreter Leo Wohlebs im Ländergrenzenausschuss der westdeutschen Ministerpräsidenten (August 1948) zwar eine Niederlage abwendet, aber keinen Erfolg erzielt. Der Kampf der Badener um die Wiederstellung ihres Staats war verloren, als die Befürworter des »Südweststaats« im Dezember 1951 den badischen Volkswillen durch Abstimmungsgeometrie überspielen und den vom Bundesverfassungsgericht erkannten Anspruch auf Volksentscheid nach Art. 29 GG über 13 Jahre verzögern konnten.
Das gedruckte Zeugnis für das gesprochene Wort stand im Fokus der Reihe >>Bücherfunde<< an der Badischen Landesbibliothek. Die Veranstaltung mit dem Titel >>Zwei Frauen im Badischen Landtag: Marianne Weber und Marie Bernays<< fand im Rahmenprogramm zur Ausstellung >>Schlaglichter - 100 Bücher des Jahres 1918<< statt und verwies, als Ausblick zum Ende der Ausstellung zum Umsturz im Jahre 1918, auf die Schaffung einer neuen Verfassungsordnung im März 1919. Zusätzlich passten diese »Bücherfunde« auch zum Gedenken an das Jahr 1968 und den mit diesem Jahr verbundenen Emanzipationsbestrebungen. Ein kurzes Wort des französischen Philosophen Michel de Certeau bringt das Anliegen der Veranstaltung auf den Punkt: »En 1968 on a pris la parole comme en 1789 la Bastille.« Das gilt in noch viel größerem
Maße für die Jahre 1918/1919 in Deutschland, als die Frauen erstmals das aktive und das passive Wahlrecht erhielten. Dank dieser Mitspracherechte im Wortsinn war es möglich, dass sie in der Öffentlichkeit das Wort ergriffen und zur Politik Stellung nahmen.
Im Jahre 1683 wurde der Freiburger Stadtregierung ein Fall von Inzest in Zarten bekannt: Der Witwer Barthel Kühnlin sollte mit seiner unmündigen, 12 Jahre alten Tochter Maria Unzucht getrieben haben. Der Fall kam vor den Rat der Stadt Freiburg; der begann, von Amts wegen (ex officio) in dieser Sache eine Untersuchung durchzuführen. Der in Freiburg ansässige Bürger unterstand, wenn er nicht Geistlicher oder Student war, allein der Freiburger Gerichtsbarkeit, da die Stadt vom Landgericht eximiert war und mit ihrer nächsten Umgebung seit ihrer Gründung einen eigenen Gerichtsbezirk bildete. Es gab zwei Gerichte in Freiburg, das Gericht von Bürgermeister und Rat, und das Stadtgericht. Letzteres war, wie es im neuen Stadtrecht von 1520 festgehalten wurde, für alle Zivilangelegenheiten zuständig. Nach mehrmaligen Änderungen gehörten seit 1464 zur Blutgerichtsbarkeit 24 Ratsherren, drei geheime Räte als Ankläger und zwei Turmherren, die das Gefängniswesen verwalteten und Untersuchungsrichter waren.
Nicht dass zwei Geißen die Geschicke der „Stadt und Herrschaft Tryberg" beeinflusst, gar verändert hätten, so wie der
Sage nach einst Gänse durch ihr Geschnatter die Geschicke der Stadt Rom. Die Rolle der Geißen war viel bescheidener: einige
Tage Aufregung in einem Bürgerhaus, Anrufung des Gerichts, ein Gutachten des Scharfrichters und Kleemeisters (Abdeckers),
die Entscheidung des Gerichts - und die Sache war ausgestanden. Hat das Ganze außer ein bisschen Unterhaltungswert für
die Nachwelt noch Bedeutung? Trifft die Feststellung eines namhaften Historikers, Paul Kirn, wonach „alle Texte, Gegenstände oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit gewonnen werden kann", Geschichtsquellen sind, auch in diesem Fall zu?
Im Nachgang zu einem im Wiener Stadt- und Landesarchiv ergebnislos verlaufenen Rechercheauftrag, der den mutmaßlichen Wohnsitz des Komponisten, Musikpädagogen und Kapellmeisters Franz (Xaver?) Gebel (geb. um 1783/84 in Milin/Fürstenau bei Breslau, gest. 1843 in Moskau) betraf, erhielt ich im Dezember 2017 von Frau Oberarchivrätin Dr. Michaela Laichmann (Magistrat der Stadt Wien) einen irritierenden brieflichen Hinweis zu einer Nachlassakte, die im Zuge der besagten Nachforschungen im Bestand des sogenannten Magistratischen Zivilgerichts zum Vorschein gekommen war: Gemäß schriftlicher Auskunft der Magistratsabteilung 8 war man bei der routinemäßigen Konsultation der einschlägigen archivalischen Findmittel auf eine Verlassenschaftsabhandlung gestoßen, in deren Mittelpunkt das Ableben einer gewissen Barbara Gebel
stand, die in dem genannten Dossier explizit als Musikerswitwe bezeichnet wird.
Zwei Kaiser, eine Memoria?
(2015)
Der Speyerer Dom ist einer der bedeutendsten Erinnerungsorte Europas. Seit seiner Stiftung am Anbruch des zweiten Jahrtausends ist er ein christlicher Sakral- und Memorialbau einzigartigen Rangs. Das hat der Dom vor allem seinen Kaiser- und Königsgräbern zu verdanken. Nach der Bestattung seines Stifters, dem ersten Salierkönig Konrad II. (1024–1039), wurde der Dom mit den Begräbnissen der übrigen salischen Herrscher, Heinrich III. (1039–1056), Heinrich IV. (1056–1106) und Heinrich V. (1106–1125), zunächst zur dynastischen Grabkirche und entwickelte sich dann bis in das 14. Jahrhundert mit weiteren
Königssepulturen zur hervorragendsten Herrschergrablege des Heiligen Römischen Reichs. Dementsprechend wurde an diesem symbolträchtigen Ort die liturgische Memoria der toten Herrscher in besonderem Maße gepflegt. Noch Ende des 15. Jahrhunderts sprach der Humanist und Speyerer Domvikar Jakob Wimpfeling bei einer von Kaiser Maximilian I. angeordneten Seelmesse für die verstorbenen Könige in seiner Lobrede vor dem Habsburger und seinem Gefolge sowie weltlichen und geistlichen Dignitären mehrerer europäischer Herrschaftsterritorien vom Dom als dem ruhmvollsten Begräbnisort (sepulture gloriosissimum locum), an dem das Gedächtnis jener Könige rege sei (Hic crebra est illorum regum memoria).
Zwei Karrieren
(2017)
Wie wirkten sich die politische Entwicklung Deutschlands von 1930 bis 1950 und die Umbrüche von 1933 und 1945 auf die Mitarbeiter der Heidelberger Stadtverwaltung aus? In dieser Zeit veränderte sich die personelle Zusammensetzung der Stadtverwaltung mehrfach einschneidend wie sonst kaum in einer anderen Epoche. Die folgende Untersuchung stellt zunächst die allgemeinen, vor allem die quantitativen Veränderungen in der Personalstruktur dar und beschreibt dann exemplarisch den wechselvollen beruflichen Werdegang zweier städtischer Beamten.
Auch 2013 konnten wieder neue Naturschutzgebiete
im Regierungsbezirk Karlsruhe ausgewiesen werden:
Das NSG „Streuobstwiesen Kleingemünd“ ist geprägt
durch einen teilweise sehr alten, 16 Hektar großen
Obstbaumbestand mit einem reichen Angebot an
Baumhöhlen und mulmigen Stammabschnitten sowie
das Fehlen intensiver Nutzungen. Sie zeichnen sich
durch das Vorkommen einer vom Aussterben bedrohten
Insektenart – des Körnerbocks Megopis scabricornis
– und weiterer in Baden-Württemberg gefährdeter
Tierarten aus, darunter der Wendehals (Jynx torquilla),
der Kleine Abendsegler (Nyctalus leisleri), das Große
Mausohr (Myotis myotis), die Breitflügel-Fledermaus
(Eptesicus serotinus) sowie die Sumpfschrecke (Stethophyma
grossum). Damit erfüllt das Gebiet die naturschutzfachlichen
Kriterien eines landesweit bedeutsamen
Naturschutzgebietes. Über die aktuellen
Artvorkommen hinaus hat das Gebiet überregionale
Bedeutung als Trittsteinbiotop für wandernde Arten
und für Arten, deren Verbreitungsareal sich aktuell auf
Grund des Klimawandels verschiebt. Seine Gefährdung
liegt im Wegfall oder der Intensivierung der Mahd
und der Zunahme privater Nutzungen.
Das NSG „Sauersbosch, Pfrimmersbach- und Märzenbachtal“
blickt auf eine bewegte Kulturgeschichte
zurück und ist eng mit der Gründung der Zisterzienserinnen-
Abtei des Klosters Lichtental im Jahr 1245
verbunden. Drei Bachtäler prägen das Gebiet, die
überregional bedeutende Lebensräume, Pflanzen- und
Tierarten aufweisen. Herausragend sind die großflächigen
Grünlandbiotope in sehr gutem Zustand. Diese
sind ausgebildet als Borstgrasrasen, Pfeifengras-Wiesen
und Magerwiesen bzw. -weiden mittlerer Standorte
sowie die verschiedenen Offenlandbiotope feuchter bis
nasser Standorte, insbesondere Nasswiesen, Kleinseggenriede
basenarmer Standorte und Waldsimsen-
Sümpfe. Als Besonderheit kommt die Stein-Zwenke
(Brachypodium sylvestre) als dealpine Art im Gebiet
häufig vor. 25 Brutvogel-, sieben Fledermaus-, 71 Wildbienen-,
23 Heuschrecken- und 31 Tagfalter- und Widderchen-
Arten zeichnen das Gebiet aus. Faunistisch
bedeutend sind insbesondere die Fledermäuse mit der
Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteinii), die Tagfalter
mit dem letzten Vorkommen des Goldenen Scheckenfalters
(Euphydryas aurinia) im Regierungsbezirk
Karlsruhe und die Baumsaft-Schwebfliege Brachyopa
bimaculosa, die weltweit erstmals aus dem Gebiet
beschrieben wurde. Das Gebiet hat eine sehr große
Bedeutung für die Bewahrung der Artenvielfalt und
Lebensräume in sehr hoher Qualität und ist ein Musterbeispiel
für die Schönheit und Eigenart einer durch
Wiesen geprägten Kulturlandschaft.
Es scheint passend, den folgenden Aufsatz mit einem bekannten Sprichwort einzuleiten: Habent sua fata libelli. Bücher haben ihr Schicksal und auch mittelalterliche
Handschriften erzählen zuweilen spannende Geschichten. Unter den Beständen der ehemaligen Dombibliothek Konstanz in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart befinden sich zwei Handschriften des frühen 9. Jahrhunderts, welche auf den ersten
Blick nur für wenige Spezialisten für die Überlieferung des lateinischen Bibeltextes relevant scheinen, die aber neue Erkenntnisse zur Präsenz der karolingischen Herrscher im
Bodenseeraum vermitteln.
Keines der einschlägigen Denkmalinventare, weder Adolf von Oechelhäusers
Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden1, noch die beiden Dehio-
Handbücher Baden-Württemberg2 erwähnen das bedeutende klassizistische
Erinnerungsdenkmal des Eberhard von Gemmingen, noch das ( erst 2002 wieder
entdeckte) Epitaph des Ottheinrich (1.) von Gemmingen in der ev. Pfarrkirche
Hoffenheim.
Bei Oechclhäuser mag das daran liegen, dass der lnventarisator bei seiner sonstigen
Akribie die damals (1909) relativ neue (1841 vollendete) neugotische Kirche nicht
der Begehung wert erachtete; er erwähnte lediglich kurz die Vorgängerbauten, aber
weder die bedeutende Walcker-Orgel noch das Gemmingen-Denkmal.
Wohl in der Nachfolge von Oechelhäuser erwähnte Georg Dehio im Handbuch
der Deutschen Kunstdenkmäler Baden-Württemberg I (1964) Hoffenheim nicht.
Erst in der Neuauflage von 1993 findet die Kirche als früher Bau der Hübsch-
Schule Beachtung- das Gemmingen-Denkmal nicht.
Johann Heinrich Jung-Stilling, der fast vier Jahre ältere, und Johann Friedrich Mieg lebten zur selben Zeit. Sie waren beide von der Aufklärung geprägt. Mieg war dies zeitlebens und als ihr entschiedener Vertreter. Jung-Stilling dagegen setzte sich – bis zu einer geistig-geistlichen Wende im Alter von etwa 50 Jahren – als frommer Aufklärer mit der aufklärerischen Vernunftlehre und mit einzelnen ihrer Vertreter entschieden auseinander. Beide waren Freimaurer, Jung-Stilling nur wenige Jahre, Mieg dagegen war es gleichsam lebenslang und dazu ein eifriges Mitglied im Illuminatenorden. Der Unterschiede sind auch in anderer Hinsicht viele: Mieg stammte aus einer alten, großen Theologen- und Akademikerfamilie; Jung-Stilling ist aus einfachen dörflichen Verhältnissen in höchste Gesellschaftsschichten aufgestiegen. Mieg war von Studium und Beruf nur Theologe, Jung-Stilling dagegen Mediziner, Staatswirtschaftler und als Laientheologe Erweckungsschriftsteller. Mieg war einmal verheiratet, und die Ehe blieb kinderlos. Jung-Stilling war dreimal verheiratet und dreimal verwitwet und dabei bis 1799 Vater von insgesamt 13 Kindern, von denen sechs allerdings sehr
früh starben. Mieg hinterließ ein relativ kleines schriftstellerisches Oeuvre. Jung-Stilling aber kennzeichnet eine sehr umfangreiche schriftstellerische Hinterlassenschaft. Jung-Stilling stand vielfach in Verbindung mit den Großen seiner Zeit wie mit seinem bürgerlichen Umfeld. Mieg stand eher im Gegensatz zu seiner Zeit oder zumindest zu den herrschenden Verhältnissen, wenngleich in Beziehung mit zahlreichen, teilweise auch prominenten Zeitgenossen.
Man hat nicht oft das Glück, auf anscheinend bisher noch unbekannte literarische
Mundarttexte zu stoßen, die zeitlich noch vor den Anfang des 19. Jahrhunderts
zurückreichen. In einem Schreibbüchlein des Pfullendorfers Johannes
Faigle, "burger undt schuemacher", aus den Jahren 1746-1769, das in der Bibliothek
des Studienhauses der Herz-Jesu-Priester in Freiburg/Br. aufbewahrt wird,
hat sich das im folgenden abgedruckte Hochzeitsgedicht in schwäbischer
Sprache gefunden. Weitere Suche brachte eine z. T. abweichende und kürzere
Fassung zutage, die - ebenfalls ohne Verfassernennung - zusammen mit einer
"Heyraths Abred" auf einem Flugblatt überliefert ist, das etwa in der Zeit zwischen
1780 und 1800 gedruckt worden ist.
Zwei zerstrittene Gesandte
(2012)
Im Februar 1819 machte sich eine deutsche Gesandtschaft auf den Weg nach Rom, um dort Dokumente zu übergeben, die nach dem Willen der entsendenden deutschen Staaten zur Errichtung der Oberrheinischen Kirchenprovinz führen sollten. Die beiden Gesandten waren der württembergische Freiherr Philipp Moritz von Schmitz-Grollenburg und der badische Freiherr Johann V. von Türckheim. Die beiden Adligen brachen als alte Freunde gemeinsam auf und kamen getrennt und zerstritten zurück. Die Geschichte und die Ergebnisse dieser zunächst erfolglosen Gesandtschaft sind längst detailliert und erschöpfend aufgearbeitet. Nun sind aber im Familienarchiv der Freiherren von Türckheim neue Unterlagen aus dem Besitz des badischen Emissärs aufgetaucht, die den bisherigen Blick ergänzen und gleichzeitig einen persönlicheren Eindruck von Johann V. erlauben. Neben zahlreichen Briefen und Arbeitsmaterialien Türckheims handelt es sich hierbei um ein ausformuliertes, eigenhändig geschriebenes Tagebuch, in dessen Fokus die Verhandlungen und deren Inhalt stehen, sowie mehrere Tagebuchnotizen zur Reise und zu einzelnen touristischen Ausflügen. Im Folgenden soll der Schwerpunkt auf dem Verhältnis der beiden Gesandten liegen. Der Inhalt der politischen und kirchenrechtlichen Verhandlungen soll dabei nur am Rand berührt werden — so weit, wie es zum Verständnis der Vorgänge notwendig ist. Für alles andere sei auf die im Fußnotenapparat angeführte Literatur verwiesen. Im Fokus stehen die Dokumente aus dem Familienarchiv von Türckheim. Daneben wurde aber auch die staatliche Überlieferung im Generallandesarchiv Karlsruhe und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart herangezogen.
Max Himmelheber und Felix Wankel waren bedeutende Erfinder in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Es wird den Faktoren nachgegangen, die möglicherweise für ihre Innovationen entscheidend waren, insbesondere der gemeinsamen Herkunft aus der »Kriegsjugendgeneration« am Oberrhein, der »Technikafinität« der 1920er-Jahre und der Prägung durch die
Jugendbewegung. Auch darüber hinaus finden sich zahlreiche Parallelen. Nicht zu unterschätzen ist die Förderung Beider durch das Reichsluftfahrtministerium.
Das Kriegerdenkmal wurde für die Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges
(1870/71) im Jahre 1886 errichtet. Die Ursachen dieser Auseinandersetzung
waren Spannungen zwischen Preußen und Frankreich. Otto von Bismarck überzeugte
die süddeutschen Staaten, darunter das Großherzogtum Baden, an diesem
Krieg teilzunehmen. Am 2. September 1870 schlugen die deutschen Truppen die
französische Armee bei Sedan. Eine Folge dieses Krieges war die Gründung des
deutschen Kaiserreiches am 18. Januar 1871 in Versailles und am 10. Mai 1871 folgte
der Friedensschluss.
An diesem Krieg nahmen 44 Eschelbronner Bürger teil. Ihre Namen stehen auf
dem Denkmal. Bei einigen Soldaten ist der Dienstgrad angegeben. Der Kanonier
Adam Arnold trat schon früher in das Großherzoglich Badische Festungs-Artillerie
Bataillon in Rastatt ein. Am 27. Juni 1866 legte er dort eine Schwimmprobe ab
für die er eine Auszeichnung erhielt. Weitere Personen, bei denen der Dienstgrad
bekannt ist, waren: der Feldwebel Adam Laule, Unteroffizier Adam Braun, Dragoner
Wilhelm Edler und der Gefreite Johann Heiser. Der Grenadier Heinrich
Böhm wurde am 18. Dezember 1870 bei Nuits verwundet und einen Tag später fiel
der erst 25-jährige Küfer Adam Heilmann bei Dijon. Er war an den Folgen einer
Schussfraktur des Unterschenkels verstorben. Während seiner Dienstzeit war er
Füsilier und sein Name ist auf dem Denkmal besonders hervorgehoben.
Zu den herausragenden Figuren der Villinger
Lokalhistorie und der Regionalgeschichte des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises muss der Sankt
Georgener Benediktinerabt Georg II. Gaisser
gezählt werden. Dieser Rang gebührt ihm nicht in
erster Linie wegen seines ordenspolitischen
Engagements während des Dreißigjährigen Krieges
oder wegen seiner Bemühungen um eine Reform
des von ihm geleiteten Klosters, sondern aufgrund
der Tagebücher, deren Anfertigung er 1621 begann
und erst knapp vor seinem Tod 1655 abbrach. Es
handelt sich dabei in einer an Selbstzeugnissen eher
armen Epoche um eine außergewöhnlich umfangreiche und aussagekräftige, über die Grenzen
Südwestdeutschlands hinaus bedeutsame autobiographische Quelle, die auf Tausenden von Seiten
vorwiegend in lateinischer, gelegentlich auch in
deutscher Sprache die Wahrnehmung, Deutung
und Bewältigung der Konflikte des Konfessionellen
Zeitalters durch einen katholischen Geistlichen
dokumentiert.'
Wer einem touristischen Hinweisschild „Historische Altstadt“ folgt, wird selten von geschichtlichem Erkenntnisinteresse bewegt. Man erwartet ein Ensemble aus Stadttoren, Stadtmauern, Brunnen, Türmen und allerlei „alten“ Gebäuden, sieht in solchem Inventar aber weniger Zeichen bestimmter Zeiten, sondern pittoreske Ansichten, die es von allen Seiten zu betrachten und aus günstigem Blickwinkel schließlich per Handkamera einzufangen gilt. So gesehen ist die „historische Altstadt“ weniger historisches als ästhetisches Terrain: Ein „Stadtbild“, das gleich einem Gemälde angeschaut, bewertet und dessen Schönheit nicht zuletzt auch genossen werden will. Was wirkt anziehend an solchen Stadtbildern? Die Überreste erinnern zumeist an das Mittelalter (respektive an die frühe Neuzeit), das als schaurigschöne Epoche nach wie vor besonders gerne fliehend gesucht wird. Kaum eine andere Zeit interessiert und fasziniert mehr als die der Ritter, Knappen, Edelfrauen: Fassungslos schaudert man hier vor der umstandslosen Bereitschaft der Zeitgenossen zu hemmungsloser Gewaltanwendung, ergriffen bewundert man da deren gleichzeitige Fähigkeit zu innigem Glauben, tiefsinniger Mystik und wahrhafter Nächstenliebe.
Wenn man von den Niederadligen in der frühen Neuzeit bis zum Ende des alten Reiches spricht, denken auch heute noch viele zunächst an ihre Herrschaft als Landes-, Grund-, Gerichts- und Leibherr über die Bauern einiger weniger ihnen gehöriger Orte, die sie von ihren Burgen oder Schlössern ausübten, vielleicht auch noch an ihre Dienste als Beamte, Offiziere oder Diplomaten bei benachbarten Fürsten. Dass die Angehörigen des Niederadels auch aktiv am kulturellen Leben teilnahmen, dass sie in ihren Burgen und Schlössern umfangreiche Bibliotheken besaßen, dass Adelssöhne ein Studium absolvierten, dass sie nach dem Abschluss ihres Studiums, häufig im Gefolge von Fürstensöhnen, ausgedehnte Bildungsreisen durch ganz Europa unternahmen und dass sie deswegen als Prinzenerzieher an den Fürstenhöfen gesucht waren, wird häufig vergessen. Schon vor einigen Jahrzehnten hat Otto Brunner die adlige Bildungswelt exemplarisch an dem niederösterreichischen Adligen Wolf Helmhard von Hohberg in seinem Buch „Adliges Landleben und europäischer Geist" aufgezeigt. Seine Beobachtungen lassen sich auch auf den Niederadel des Kraichgaus übertragen, wie Konrad Krimm eindrucksvoll beschrieben hat.
Zwischen Baden und Kurpfalz
(2002)
Die Anfänge der Stadt Heidelsheim liegen im Dunkeln. Wann genau hatte der deutsche König - wohl zur Zeit der Staufer - die Siedlung zur Stadt erhoben beziehungsweise ausgebaut? 1241 wird der Ort als Reichsstadt sichtbar. Doch das Interesse des Königs an seiner Stadt hielt nicht lange an. 1311 genehmigte nämlich der König die Verpfändung Heidelsheims an Graf Konrad von Vaihingen und an Markgraf Rudolf IV. von Baden. Was bedeutete dies für die Stadt? Heidelsheim hatte nun plötzlich drei Stadtherren oder besser gesagt zwei Pfand- und einen Stadtherrn. Denn der König blieb weiterhin nominell Stadtherr, wenn er auch kaum noch stadtherrliche Funktionen ausübte. Mit der Pfandschaft waren vor allem Nutzungsrechte und genau definierte Einkünfte verbunden. Verpfändungen von Städten, gerade durch den König, waren an der Tagesordnung. Durch die Verpfändung erhielt der König vom Grafen von Vaihingen 800 Pfund und vom Markgrafen von Baden 1000 Pfund - oder Dienste in angemessener Größenordnung. Der König nahm nämlich für die Reichspfandschaften bei der Vergabe normalerweise gar kein Geld des Gläubigers.
Wenn die Vertreter der Freiburg Mediävistik zwischen 1930 und etwa 1960
aufgezählt werden, treten regelmäßig die Namen Hermann Heimpel, Theodor
Mayer und Gerd Tellenbach prominent hervor, während ein vierter Name vielfach eher beiläufig erwähnt wird, weil er und seine Tätigkeit am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg von der bisherigen Forschung ganz im Schatten seines unmittelbaren Vorgängers Mayer bzw. seines Nachfolgers Tellenbach gesehen wurden: Hans-Walter Klewitz, seit Ende Januar 1940 zunächst außerplanmäßiger Professor, ab Herbst 1942 und bis zu seinem Tod am 15. März 1943 Ordinarius für mittelalterliche Geschichte.
Die sogenannte ,Beuroner Kunstschule‘ lebt, wie es scheint, nur noch in ihren Werken weiter; doch noch immer läßt sich nicht endgültig sagen, was an ihnen ist, was von ihnen bleibt. Schon Joris Karl Huysmans, gewiß ein großer Kenner, dem sie im fernen Paris vor Augen kamen, fand, daß sie „bei all den banalen und schwachen Stellen, den zu vielen geschmacklosen und aufdringlichen Einzelheiten (...) merkwürdige und starke Momente“ hätten, daß sie ausnahmslos eine „fast beredte Sprache“ sprächen, ja daß aus ihnen ein „Strahl echter Glaubensinbrunst“ dringe.
Die geschichtliche Bedeutung des Augsburger Religionsfriedens „als die auf das Reich […] bezogene Lösung jenes universellen Problems, das eine gute Generation zuvor mit der Reformation aufgebrochen war“, ist unstrittig. Sein berühmter
Grundsatz ‚Cuius regio, eius religio‘ – wenn so auch erst 1612 von dem Greifswalder Juristen Joachim Stephani formuliert – prägte über ein Jahrhundert die konfessionelle Landkarte des Reiches. Der Religionsfrieden sprach den Reichsständen die
Entscheidung über das in ihrem Herrschaftsgebiet geltende Bekenntnis zu und dehnte damit den Landfrieden dauerhaft auf den religiös-kirchlichen Bereich aus. Der Blick der Forschung fokussierte sich denn auch auf geschlossene Territorien wie Sachsen, Württemberg u. a. m., was nicht zuletzt der günstigen Quellenlage geschuldet war. Hierzu hat Axel Gotthard zurecht angemerkt, dass der Religionsfrieden zwar den Religionsbann der Reichsstände komplettierte, für die „Schütterzonen“ des Reiches aber genug Fragen offenließ. Man darf hinzufügen, hätten seine Schöpfer auch nur den Versuch unternommen, all die offenen Fragen zu lösen, er wäre schwerlich auf den Weg gebracht worden. Zu diesen „Schütterzonen“ zählte nicht zuletzt Franken mit der Präsenz zahlreicher reichsritterschaftlicher Herrschaften. Für solche Räume findet sich im Zedlerschen Universallexikon den Begriff „Territorium non clausum“.
Am 21. Oktober des Jahres 1827 wurde der erste Erzbischof der neu gegründeten Diözese Freiburg geweiht und inthronisiert. Damit kam ein langer Entstehungsprozess zum Abschluss. Warum aber, so wird man fragen, musste denn vor 175 Jahren ein neues Bistum in einem Gebiet geschaffen werden, wo seit tausend Jahren und mehr die kirchliche Organisation klar geregelt war, wo es uralte Bistümer, Dekanate, Pfarreien gab? Und wie hat man sich die Gründung eines neuen Bistums vorzustellen? Konkreter gefragt: Wie verlief die Gründungsgeschichte? Diesen Fragen soll im 1. Teil nachgegangen werden. Im 2. Teil betrachten wir die Entwicklung de? Bistums unter den Aspekten: Wo lagen die Wendepunkte, welche Triebkräfte haben die Entwicklung vorangebracht? Wie wurde sie in eine bestimmte Richtung getrieben und wie sind die Verhältnisse hervorgebracht worden, in denen wir leben? Welche Kräfte haben sich in den Spannungen zwischen der ,,Vorwärts-" und der „Rückwärtsbewegung", zwischen Fortschritt und Verteidigung also,
durchsetzen können - und warum? Im 3. Teil geht es um die Gegenwart: In welchen Verhältnissen, in welcher Kirche leben die Katholiken des Erzbistums Freiburg heute, als „Geliebte Erzdiözesanen", wie Erzbischof Gröber die Hörerinnen und Hörer seiner Predigten zu begrüßen pflegte?
Während der Restaurierungen der letzten Jahre wurden immer wieder Fußböden
geöffnet und darunter fand sich eingefülltes Fundgut. Merkwürdiges tauchte in den
Gewölbezwickeln über der Kuppel des Spielpavillons auf: Briefe an Corpora! Harve
Grossman, Verpackungen von Süßriegeln wie Milky Way oder Marshmallows und
Luftschutzschilder. Diese Funde sind der Anlass für den Blick in eine Zeit, die man
so gar nicht mit der Geschichte eines Barockschlosses verbindet: Die Ereignisse im
Ludwigsburger Schloss während des Dritten Reiches, des Zweiten Weltkrieges und
der amerikanischen Besatzungszeit in den Nachkriegsjahren.
Der Titel dieses Aufsatzes fordert zum Widerspruch auf.1 Man denkt sogleich an Joseph Victor von Scheffel, den Donaueschinger Hofbibliothekar der Jahre 1857 bis 1859, der mit seinen Gedichten „Biedermanns Abendgemütlichkeit“
und „Bummelmeiers Klage“ zum Geburtshelfer des Begriffs Biedermeier wurde. Je länger er in Donaueschingen lebte, umso spöttischer wurden die Töne, die er für die Stadt und ihre Bürger übrig hatte. Er fühlte sich von den Beamten der
fürstlichen Verwaltung eingeengt, bei der ungewohnten Arbeit als Bibliothekar mit Regeln und Kontrollen malträtiert. Im Ort selbst, so urteilte er, nähme die Kleinstädterei „kolossale Dimensionen“ an. Damit meinte er die unsäglich vielen gesellschaftlichen Verpflichtungen, Höflichkeitsbesuche, ständiges Händeschütteln und Grüßen, aber auch Klatsch und Tratsch.
Zum Schuljahr 1938/39 hat ein Lehrer des
Durlacher Gymnasiums ein selbst verfaßtes
und in Loseblattform gedrucktes Geschichtsbuch
für seine Klasse vorgelegt und im Unterricht
benutzt. In einem Aktenordner gesammelt,
ist dieses Werk erhalten geblieben
und beweist eine beachtliche Distanz des Autors
zum Geschichtsbild der Nationalsozialisten,
dessen Beachtung von den Schulbehörden
damals zur Pflicht gemacht wurde. Der
Lehrer – es handelte sich um den Stellvertretenden
Direktor Professor Rudolf Imgraben
– hat mit seinem Vorgehen freiheitliche
Gesinnung und Unabhängigkeit des Denkens
bewiesen.
Zwischen Karlsruhe und Rom
(2013)
Der Kulturkampf, jene im 19. Jahrhundert verbissen geführte Auseinandersetzung um "liberale" Politik und die Trennung von Staat und Kirche, wirkt im kollektiven Bewusstsein der Katholiken bis heute nach. Angesichts der Folgen, die er für die Betroffenen, im Klerus wie im "einfachen Kirchenvolk" hatte – zahlreiche Beispiele sprechen eine deutliche Sprache –, verwundert dies nicht. Doch das Bild, das der Kulturkampf in der Rückschau bietet, ist e benso wenig einheitlich, wie es »die Katholiken« waren, sondern hängt entscheidend vom jeweiligen Blickwinkel ab. Und auch die bleibenden Folgen sind selbst aus kirchlicher Sicht keineswegs ausschließlich negativ.
Der Titel des Aufsatzes mag den Leser überraschen, sind doch die Herren von Wolfach gewöhnlich für ihr insgesamt geschlossenes Territorium im mittleren bis oberen Kinzigtal bekannt. Dennoch gab es eine Zeitlang eine Beziehung auf die
Schwäbische Alb, ganz in den Osten des heutigen Baden-Württemberg. Darauf hat schon 1992 Hans Harter aufgrund seiner
umfangreichen Quellenstudien zum Adel und zur Besiedlungsgeschichte im Kinzigtal hingewiesen.
Der Verfasser des Beitrags ist Schweizer und in Zürich
als Historiker tätig, gleichzeitig aber über seine in
Pfajfenweiler geborene und in Villingen aufgewachsene Mutter Roswitha Sieber-Kunz (1934-1986), die
1953 in die Schweiz auswanderte, Villingen eng verbunden. Umgekehrt will es die Ironie der Geschichte,
dass sein direkter Vorjahre Kaspar Kunz (1645-
1711) im Jahr 1680 aus Gossau im Zürcher Oberland in den Schwarzwald (Schenkenzell) auswanderte und zum katholischen Glauben konvertierte.
Der zweite Teil des Beitrags „ Vom Franziskaner
Mönch zum Buchdrucker, vom Villinger zum
Züricher: Balthasar Maler (um 1485?-1585) und
seine Familie" wird aus Platzgründen im Jahresheft
2004-2005 abgedruckt.
750 Jahre Familiengeschichte von Mentzingen! Zum ersten, zum zweiten, zum ... Halt! - Sind nicht die Freiherren von Mentzingen nach Ausweis ihres Raben-Wappens eines Stammes mit denen von Helmstatt und den Gölern von
Ravensburg, und findet nicht der gemeinsame Stammvater aller drei Familien mit dem Raben-Wappen, der Reichsministeriale Raban von Wimpfen, seine erste Erwähnung bereits 1190?! Also: 813 Jahre Geschichte der Familien mit dem Raben-Wappen! Zum ersten, zum zweiten, zum ... Halt!
Zwischen Mars und Minerva
(2015)
Am 7. November 1914 fand im Hauptgebäude der Universität Heidelberg (der heutigen Alten Universität) die öffentliche Antrittsvorlesung des Privatdozenten Wolfgang Windelband statt. Ihr Thema lautete: Habsburg und Hohenzollern. Wolfgang Windelband hatte sich im Sommersemester mit einer Arbeit über die Markgrafschaft Baden im 18. Jahrhundert habilitiert. Dann brach der Krieg aus, und andere Themen waren gefragt, z. B. Habsburg und Hohenzollern. Windelband gab einen Überblick über das schwierige Verhältnis der beiden Dynastien seit dem 13. Jahrhundert, kam aber zu dem Ergebnis, dass man immer aufeinander angewiesen gewesen sei. Schon im 18. Jahrhundert habe man die
Gefahr eines Zweifrontenkriegs empfunden, zumal mit Blick auf die asiatische Großmacht Russland. Österreich habe Zeit gebraucht, seine Aufgabe als Puffer gegen niedrigere Kulturen zu akzeptieren. Nun aber sei der feste Bund zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn eine Garantie für den Sieg im gegenwärtigen Krieg und für den künftigen Frieden.
Zwischen Oos und Paradies
(2010)
Mit der »Gönner-Anlage« und der »Wasserkunst Paradies« besitzt Baden-Baden gleich zwei Gartendenkmale von Weltrang, wie sich in größeren Städten nicht leicht ein einziges finden ließe. Doch damit beginnen erst die wirklichen Auffälligkeiten: Beide sind nicht allein Marksteine in einer historischen Entwicklung, sondern auch selbstverständliche und sogar außerordentlich populäre Bestandteile des städtischen Lebens. Sie entstammen unterschiedlichen Jahrzehnten, aber derselben Hand.
Nach längerer Pause hat die Arbeitsgruppe Regionalbibliographie ihre jährliche
Sitzung wieder einmal in Hamburg abgehalten; eingeladen hatte die Staats- und
Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky. Gleich zu Beginn konnten die Sitzungsteilnehmer
mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass die Virtuelle Deutsche Landesbibliographie
(VDL) nun auf der Startseite des Karlsruher Virtuellen Katalogs
(KVK) in der Rubrik „Deutschland“ ein eigenes Kästchen zum Anhaken bekommen
hat. Damit ging ein lange gehegter Wunsch der Arbeitsgruppe in Erfüllung,
für dessen Umsetzung der KIT-Bibliothek zu danken ist, die bereits im vergangenen
Jahr der Startseite der VDL ein frisches, zeitgemäßes Layout gegeben hatte.
Die VDL ist ein Beleg für die erfolgreiche Vernetzung der Landesbibliographien
und die gemeinsame Präsentation ihrer Datenbestände im Internet. Unter
einer einheitlichen Rechercheoberfläche können alle internetbasierten Landesbibliographien
gleichzeitig abgefragt werden. Damit ist die VDL insbesondere für
länderübergreifende Fragestellungen ein überaus nützliches Suchinstrument.
Die Platzierung auf der KVK-Hauptseite erhöht die Präsenz der VDL als einer wichtigen
länderübergreifenden Rechercheplattform zur Landesgeschichte und Landeskunde.
Schon in den ersten Tagen belegten die Zahlen der Nutzungsstatistik
(Anfragen, Volltitelabrufe) den Wert dieser Maßnahme. Auch für den KVK ergibt
sich dadurch ein Mehrwert, weil deutlich mehr unselbständig erschienene Literatur
in die Suche des Nutzers einbezogen werden kann, denn rund zwei Drittel
der in den Landesbibliographien nachgewiesenen Literaturstellen sind Aufsätze
und Artikel.
Neben den Berichten aus allen Bundesländern, die vollzählig in Hamburg
vertreten waren, wurden zahlreiche Einzelaspekte aus der praktischen Arbeit
behandelt.
Die Konstanzer Altstadt liegt auf einem halbinselartigen Moränenrücken, der sich
in Nord-Süd-Richtung in den Bodensee vorschiebt. Die Landzunge bot hervorragende
Möglichkeiten zur Verteidigung, denn sie war auf zwei Seiten von Wasser umgeben. Nach
Westen schloss sich ein Feuchtgebiet an, dessen fortifikatorische Bedeutung schwer
abzuschätzen ist. Nur im Süden setzt sich die Landzunge zu den Höhen des Thurgaus
fort. Daher wurden auf dieser Seite immer besondere Anstrengungen unternommen, um
gegebenenfalls feindliche Angriffe abwehren zu können. Doch auch die übrigen Flanken der Stadt einschließlich des See- und Rheinufers wurden im Laufe des Mittelalters
befestigt. Um 1400 kann von einem geschlossenen Mauerring um die gesamte Altstadt
ausgegangen werden, dem in drei Himmelsrichtungen unterschiedlich stark befestigte
Vorstädte vorgelagert waren.
Zwischen Sonne und Halbmond
(2005)
Am 8. April 1655, also vor genau 350
Jahren, ist Ludwig Wilhelm in Paris geboren.
Sein Taufpate war der Franzosenkönig Ludwig
XIV., eine besondere Ehre für den badischen
Erbprinzen und Sohn des Markgrafen Ferdinand
Maximilian und der Prinzessin Christina
von Savoyen-Carignano. Mit 19 Jahren begann
seine militärische Laufbahn in der Kaiserlichen
Armee. Aber 1677 musste er – gerade
22 Jahre alt – die Regierung seiner Markgrafschaft
übernehmen.
Ein paar Vorbemerkungen will ich vorausschicken, Vorbemerkungen, die ins rechte Licht rücken sollen, was ich anschließend als Bemerkungen vortragen möchte. Zum einen möchte ich denen danken, die in den vorangegangenen Präsentationen
verdrängtes und vergessenes Leben wieder ins Gedächtnis gerückt haben. Das war schon ein wesentliches Element unseres Seminars gewesen, und das ist wieder deutlich vor Augen getreten. Es sind Opferprofile entstanden, was uns auf den weiteren Problemkreis der Opfer- bzw. Täterorientierung in unserer Gesellschaft hinweist. Es ging im Seminar um Menschen, die man gewaltsam zu Tode gebracht hat; nicht um die Frage von Schuld der Täter, auch nicht um die Frage des Widerstandes oder um eine historische Einordnung der weltanschaulichen Hintergründe der Eugenik bis zur Tötung geistig beeinträchtigter Menschen, als deren Initial wir die sog. Aktion T 4 kennenlernen mussten. All das kann und will ich hier gar nicht nachliefern. Was ich aber versuchen will, ist eine vielleicht weiterführende Wahrnehmungen zu schildern, die ihrerseits auch nur als Randbemerkungen gelten können. Anlass bieten mir dazu die wirklich guten Seminarhausarbeiten, insbesondere von Frau Kreß, Herrn Kraul, Frau Möller und Frau Wittmann, die mir Gelegenheit geben, ein paar Sachverhalte in Erinnerung zu rufen, die auch territorialgeschichtlich von Bedeutung sind.
,.Die Herausgeber der mit diesen Zeilen hier vorgestellten Zeitschrift haben ihr den Titel ,Die Gegenwart' gegeben. Sie gedenken, in ihr das wahrhaftige Bild eines Zeitabschnittes erscheinen zu lassen, der immer zu den schmerzlichsten unseres Landes gezählt werden wird. Als solcher mag er deutsche Gegenwart auf eine noch nicht absehbare Spanne bestimmen. Es geht um eine Bestandsaufnahme. Sie wird schwer zu gewinnen und nicht angenehm zu ertragen sein. Weil ein Zusammenbruch in seinem ganzen Umfang abgeschritten wird, und weil untersucht werden muß, inwieweit die Fundamente gelitten haben. Aber wie sollte neues Bauen am gegebenen Ort - die Substanz eines Volkes bleibt im Kern unverrückbar - mit Nutzen begonnen werden, wenn man nicht vorher den Baugrund auf seine Festigkeit überprüft hat? Der Frage, die den Herausgebern bei ihrem Beginnen entgegenklang, ob es nämlich nicht für eine vorwärtsweisende und das heißt, für eine an das Einfachste sich haltende Untersuchung noch zu früh sei, möchten sie eine alte Weisheit entgegenhalten: die Zukunft beginnt jeden Augenblick - l'avenir commence a l'instant. Halten wir uns an diese zuversichtliche Überzeugung, die der Zukunft nur gibt, was der Gegenwart abgerungen worden ist. Halten wir uns an die Morgenröte, die, über welchen Trümmerstätten auch immer, jeden gegenwärtigen Tag als Aufgabe heranführt. Und damit als Trost."
Die Laubmoose Zygodon conoideus (DICKS.) HOOK. & TAYLOR, Ulota phyllantha BRID. und Habrodon perpusillus (DE NOT.) LINDB. wurden zum ersten Mal im Schwarzwald und in Baden-Württemberg (Südwestdeutschland) nachgewiesen. Die Fundstellen liegen im westlichen Teil des Nordschwarzwalds in Höhenlagen zwischen 280 und 640 m. Z. conoideus wächst im Gebiet vor allem auf Borke von Fagus sylvatica und Acer pseudoplatanus an luftfeuchten, aufgelichteten
Standorten in Bachtälern und Schluchten im Bereich von Wäldern. Häufige Begleitmoose sind Ulota bruchii, U. crispa, Metzgeria temperata, Microlejeunea ulicina, Radula complanata, Orthotrichum lyellii, O. stramineum, O. affine und Frullania dilatata. U. phyllantha besiedelt Borke an einem jungen Stamm von Quercus robur in einer lichten, grundfeuchten, südwestexponierten Baumpflanzung und ist mit Ulota bruchii, Orthotrichum lyellii, O. affine, O. patens und Dicranoweisia cirrata vergesellschaftet. H. perpusillus wächst zusammen mit Ulota bruchii, U. crispa, Orthotrichum stramineum, O.
patens, O. lyellii, O. affine, O. obtusifolium, O. diaphanum, O. pumilum, Tortula papillosa, Frullania dilatata und Radula complanata auf Borke am Stamm von Acer platanoides (junger Baum) im Bereich von Wäldern an einem aufgelichteten, südwestexponierten, steilen Hang. Mögliche Ursachen für die derzeitige Ausbreitung von Z. conoideus und U. phyllantha in Westeuropa werden diskutiert.
Im Anfang des 10. Jahrhunderts etablierte sich nach der Belagerung des Hohentwiel und der Schlacht bei Wahlwies (915) gegen die Herrschaft Konrads I. (911 – 918), des ersten nichtkarolingischen Königs in Ostfranken, das (alemannisch-)
schwäbische Herzogtum unter Herzog Erchangar (915 – 917). Erchangar und sein Bruder Berthold wurden zwar 917 gefangen genommen und wohl in Aldingen hingerichtet, jedoch führte Burkhard (I., 917 – 926) aus der Familie der Markgrafen von (Chur-) Rätien das Herzogtum weiter.
Seit Karl Siegfried Bader vor nunmehr 78 Jahren seinen Aufsatz „Kürnburg, Zindelstein und
Warenburg. Stützpunkte der Zähringerherrschaft über Baar und Schwarzwald" im Schau-insLand veröffentlichte, sind einige Burgen in der Baar bzw. im östlichen Schwarzwald eine feste
Größe. Als Stützpunkte zähringischer Macht und zur Sicherung und Kontrolle der Verkehrswege zwischen dem Breisgau und der Baar wurden besonders Zindelstein im Bregtal, die Warenburg bei Villingen und die Kirnburg (Kürnberg) am Kirnbergsee bei Unterbränd (Stadt Bräunlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis) herausgestellt. Bader hatte dabei die Beherrschung
des Schwarzwaldes mit der dadurch ermöglichten Verbindung der Territorien auf der Baar und
am Neckar mit dem Breisgau unterstrichen. Im Lichte neuerer Forschungen ist jedoch kritisch
anzumerken, dass womöglich die Unwegsamkeit des Schwarzwalds dabei zu sehr betont wurde.
Inzwischen wurde eine Vielzahl alter Wege erkannt, von denen die Verbindung über Wagensteigtal und Thurner, nördlich am späteren Neustadt vorbei, über Eisenbach-Höchst in Richtung
Hüfingen wohl als Römerstraße oder römischer Verkehrsweg anzusprechen ist.
Wenn man vom Wirken der Zähringer im Gebiet der heutigen Schweiz
spricht, so denkt man in erster Linie an die beiden Gründungsstädte
Freiburg und Bern, die später zu politischer Bedeutung heranwuchsen und Mittelpunkte
von Territorialstaaten geworden sind. Dabei übersieht man leicht die
Rolle, welche die Zähringer in der östlichen Schweiz im voralpinen Raum gespielt
haben. Man beachtete sie deshalb zu wenig, weil sie nicht in Stadtgründungen
ohne weiteres in die Augen springt; sie ist unauffälliger und muß
weitgehend erst indirekt erschlossen werden. Es ist indes von größter Bedeutung,
daß wir im westlichen, burgundischen Raum festere Anhaltspunkte besitzen
und vor allem auch, wie in Freiburg im Breisgau, die städtegründerische
Tätigkeit deutlicher fassen können. Gerade von hier aus fällt Licht auf ihre
Wirksamkeit in Zürich, die man bis in neueste Zeit sehr stark unterschätzt
hat, weil man glaubte, die Zähringer hätten neben den Grafen von Lenzburg
keine eigentlichen Reichsvogtrechte ausüben können.
Aus der Entfernung betrachtet - egal ob von der Vorbergzone des Schwarzwaldes oder vom Rhein - war Ottenheim das heute Ortsteil der Gemeinde Schwanau ist, einem Reisenden stets als ein Dorf mit dem charakteristischen über 60 Meter hohem Kirchturm in Erinnerung. Denn der nadelspitze Turmhelm bestimmte als ein markanter Blickpunkt viele Jahrhunderte lang die unverwechselbare Silhouette des Dorfes im Lahrer Ried. Der Zweite Weltkrieg hat dieses Bild Ottenheims stark verändert.
Viele Landgasthäuser im Hochschwarzwald bestehen schon seit mehreren hundert Jahren. Durch ihre Lage an wichtigen Straßenverbindungen waren sie unentbehrliche Versorgungsstationen für Reisende und Händler, die dort zugleich Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten fanden. Zusätzlich boten Gasthöfe den im steilen Gelände unerlässlichen Vorspanndienst an oder es standen Pferde zum Wechseln zur Verfügung. Heute sind die Gasthäuser attraktive Ziele für Tagesausflügler, in die sie beispielsweise am Ende einer Wanderung einkehren, um sich zu stärken. Viele Häuser bieten zusätzlich Zimmer für Urlaubsgäste an. Aber auch für die Einheimischen hatten und haben »ihre« Wirtshäuser eine große Bedeutung: Sie sind Treffpunkte der dörflichen Gemeinschaft, an denen man zu besonderen Feieranlässen oder »einfach mal so« (bspw. zum wöchentlichen Stammtisch) zusammenkommt. Man isst, man trinkt, man tauscht sich aus, man erfährt Neues. Und man kommt hin und wieder in Berührung mit den »Fremden«. Nach einer kurzen Einführung in die allgemeine Wirtshausgeschichte im Hochschwarzwald stellt dieser Artikel drei ausgewählte Gasthäuser vor, die sich seit vielen Generationen im Familienbesitz befinden und daher Auskunft über historische Entwicklungen geben können. Mit
Hilfe eines Leitfrageninterviews ist die Autorin gemeinsam mit den Wirtshausinhabern der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Wirtshäuser in Vergangenheit und Gegenwart hatten bzw. haben. Dabei wurde insbesondere auf ihre Funktion als Zentren des sozialen Lebens im Vergleich früher und heute abgezielt. Auch die Frage, ob sich Wirthaustraditionen (z. B. hinsichtlich der Speisen) durch den Einfluss des Fremdenverkehrs verändert haben bzw. wie
man generell auf den Fremdenverkehr reagiert hat, spielte eine wichtige Rolle. Für die Leitfrageninterviews haben sich dankenswerterweise bereitgestellt: – Clemens Straub, Inhaber des Schwarzwaldgasthofes – Hotel »Zum Löwen Unteres Wirtshaus« in Langenordnach, Ortsteil von Titisee-Neustadt – Anke und Andreas Winterhalter, Inhaber der Pension Gasthof »Schneckenhof« in Schollach, Ortsteil von Eisenbach – Katrin Kramer, gemeinsam mit ihrer Schwester Inhaberin des Gasthauses »Blume« in Kappel, Ortsteil von Lenzkirch
Richtstätten sind Bodenurkunden, die zusammen mit archivarischen Quellen Zeugnisse der Rechtsarchäologie darstellen und einen Einblick in die Rechtsauffassung und Alltagsgeschichte vergangener Zeiten ermöglichen. Die Hoch- oder Blutgerichtsbarkeit, also das Recht, über Leben und Tod zu richten, war ein Ausdruck landesherrlicher Gewalt und damit war die Richtstätte auch ein Herrschaftssymbol und Zeichen obrigkeitlicher Macht. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb der Galgen neben dem Pranger das wichtigste Strafwerkzeug. Deshalb wurden die Galgen an weithin sichtbaren Stellen aufgerichtet, meist in der Nähe wichtiger Landstraßen, an Wegkreuzungen oder an den Gemarkungsgrenzen einer Herrschaft, bevorzugt auf Anhöhen. Es galt das Prinzip der Abschreckung, denn die Richtstätte sollte jedem in einem Herrschaftsbereich Ankommendem oder Eindringendem mahnend vor Augen halten: Das ist dein Schicksal, wenn du eine Straftat begehst!
»Abgekupfert«
(2007)
Während die Große Kunst eine Vorlage als ein »Kunstwerk ... zur übenden Nachbildung« verwendete, wurde sie im Kunsthandwerk pragmatischer eingesetzt: Man benutzte sie zur Gestaltung und Herstellung von fertigen und damit endgültigen Produkten. Die hohe Ethik der Großen Kunst ging dem damaligen Handwerk ab, was bei der großen Zahl der jeweiligen persönlichen Arbeiten eines Mitarbeiters (»Serienfertigung«) im Vergleich zur Großen Kunst (Einzel-, oft Auftrags-Fertigung) verständlich wird. Nur wenige Porzellankünstler, seien es Modelleure oder insbesondere Maler, konnten sich durch herausragende Leistungen in ihrem Beruf so freischaffen, dass sie eigene Ideen erarbeiten und danach auch am Arbeitsplatz verwirklichen durften. Das sind überwiegend diejenigen, von denen heute Arbeiten bekannt sind. Die
allermeisten aber kopierten ihnen vorgelegte Gemälde, Zeichnungen oder – in der Regel – die damals preiswerten Kupferstiche mehr oder weniger gut auf Porzellan. Wohl alle von ihnen sind in Ludwigsburg durch Archivfunde dem Namen nach bekannt. Ihre Arbeiten aber kann man in weit überwiegender Zahl bis heute bestimmten Porzellanen nicht zuordnen. Solche oder ähnliche Aussagen treffen für praktisch alle Porzellan-Manufakturen der Frühzeit des europäischen Porzellans zu; gerade in Meißen ist diese Unkenntnis wegen der Vielzahl der Maler mit am größten, obwohl sich dort ausführliche Fabrikakten erhalten haben.
»Aecht Franck«
(2019)
Ein vergessenes und deshalb nicht gefeiertes Jubiläum war der Anlass für diesen Aufsatz. 2018 feierte Ludwigsburg programmreich »300 Jahre Stadt werden«. Ein anderes, für die Stadt und ihre wirtschaftliche Entwicklung wichtiges und
ebenfalls mit einem Jubiläum verbundenes Ereignis – 150 Jahre Industriestandort Ludwigsburg – rückte dabei in den Hintergrund: Ende 1868, Anfang 1869 nahm nämlich die Kaffeemittel-Fabrik von Johann Heinrich Franck aus Vaihingen in den neu errichteten Fabrikhallen westlich des Ludwigsburger Bahnhofs ihre Produktion auf. Die Ansiedlung von Heinrich Franck Söhne, wie die Firma jetzt hieß, war zum einen für Ludwigsburg ein Glücksfall und zum anderen für Franck das Tor zum großen geschäftlichen Erfolg. Um die steigende Nachfrage nach dem beliebten Zichorienkaffee befriedigen zu können, expandierte die Firma und gründete Zweigwerke in ganz Europa. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum in Ludwigsburg im Jahr 1918 verlieh die Stadt den beiden Teilhabern und Geschäftsführern Robert und Richard Franck für ihre Verdienste um die Stadt die Ehrenbürgerrechte.
»Alemannisch dunkt üs guet«
(2010)
Endlich gibt es ein Wörterbuch des Alemannischen, wissenschaftlich ausgearbeitet und benutzerfreundlich, ein Band mit rund 400 Seiten. Das Werk enthält den Dialektwortschatz der Bevölkerung zwischen Hochrhein, Oberrhein, Hochschwarzwald und Baar bis zum Bodensee, d. h. das Alemannische in Mittel- und Südbaden. Ausgegrenzt ist damit das Alemannische im Elsass, in der Schweiz und in Vorarlberg sowie das schwäbische Alemannisch. Das Wörterbuch dokumentiert und interpretiert unsere heimische Mundart.
»Die Ausstellung präsentiert, was Expertinnen und Experten aus Planung, Politik und Bürgerschaft im Rahmen des Leitbildprozesses bislang entwickelt haben. Zu sehen ist kein fertiger Leitbild-Plan, keine Blaupause für die Zukunft – gezeigt werden verschiedene Entwicklungsoptionen für Karlsruhe«. »Das räumliche Leitbild ist eine der bedeutendsten
städtebaulichen Projekte derer sich Karlsruhe in den letzten Jahrzehnten angenommen hat.« Es handelt sich dabei um eine »Vorstellung der gewünschten Entwicklung der Stadt für die nächsten Jahrzehnte«, Grundlage für einen Diskussionsprozess zwischen Bevölkerung, Planern und Politikern. Es geht darum, die Vorstellungen »im Raum zu testen« und zu sehen, ob sie dann sich als »tragbar« erweisen.
»Aus der Trennung heraus!«
(2021)
1818 Badische Verfassung und 1821 Badische Kirchenunion sind zwei Daten des gleichen modernitätsgeschichtlichen Integrationsprozesses im Zusammenhang mit der Konstituierung und Konsolidierung des Großherzogtums. Damit ist die evangelische Landeskirche von vornherein in die gesellschaftliche Transformation eingebunden. Aus dieser »Gründungszene«, so wurde 2021 wieder bewusst gemacht, hat »die Evangelische Landeskirche in Baden ihre Gestalt und ihr Profil als öffentliche Kirche« entwickelt (J. C. Bundschuh). Weil Verfassung und Kirchenunion am gleichen »gesellschaftlichen Transformationsprozess« teilnehmen, ist 1821 ein Thema der ganzen badischen Geschichte. Über das Gründungsdatum hinaus gilt die Union heute als »Ausgangspunkt für ein fruchtbares interreligiöses Gespräch« und als eine Perspektive für ein ökumenisches Miteinander im 21. Jahrhundert. Das Jubiläum wird publizistisch in Erinnerung gebracht durch einen »Bildatlas zur Kirchengeschichte«, einer Vorlesungsreihe der Pädagogische Hochschule und einer Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe.
»Baden in Baden-Württemberg«
(2018)
Fast fünfzig Jahre lang, nach der Neugründung des Bundeslandes Baden-Württemberg, hat der Politologe P.-L. Weinacht sich mit der Frage beschäftigt, wie das reiche politische und kulturelle Erbe Badens in Baden-Württemberg lebendig erhalten bleiben kann. Er hat die Vorstellung entwickelt, dass dies sich am Besten »in einem Wettbewerb in Partnerschaft« mit dem ganzen Land verwirklichen lasse. 2012 kommt er zu dem Schluss, dass die Badener nicht weiterhin die »Zentralitätsverluste« beklagen sollten, sondern »die südwestdeutsche Randlage als Chance zur neuen Zentralität am Oberrhein« begreifen sollten. Die Zukunft der badischen Regionen am Rhein liegt in der Einbettung in den europäischen Kontext. Das Anliegen der »Altbadener« sieht er am Besten symbolisiert in dem Sinnspruch »Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni« (Lukan).
»Bei Königs unterm Fußboden«
(2007)
In alten Gemäuern werden im Dachstuhl oder unter den Fußböden immer wieder kuriose Fundobjekte oder ganze Fundkomplexe entdeckt. Anlässlich des Bamberger Kongresses »Depotfunde« im Jahr 2005 beschäftigten sich Archäologen und Historiker erstmals umfassend mit dieser Quellengattung. Der Inhalt eines Hortes oder Depots besteht aus Gegenständen, die durch eine positive Auslese aus unbekannten Gründen verborgen wurden. In diesem Sinn können als Depotfunde alle Gegenstände bezeichnet werden, »die absichtlich in einen Gebäudehohlraum eingebracht und dort eingeschlossen wurden – und sei es als Akt der Abfallentsorgung, bei dem es sich ja keineswegs um einen zufälligen oder versehentlichen Prozess handelt«. Derartige Vorgänge können auch in mehren Phasen abgelaufen sein. Depotfunde können noch weiter systematisch unterteilt werden: Zunächst gibt es die »Verlustobjekte«, die als »Zufallsfunde« durch die Dielenritzen gerutscht sind, etwa Münzen, Nadeln oder Spielkarten. Echte »Fehlbodenfunde« lagern in Hohlräumen zwischen den Deckenbalken und Bodenbrettern oder in Gewölbezwickeln. Dort sorgt das Material für Schalldämmung und Wärmeisolierung. Selten sind diese Füllungen einheitlich, zumal sie meist durch Zufallsfunde und bei späteren Reparaturen nachträglich eingebrachtes Material ergänzt wurden.
»Brot und Spiele«, um die Entwicklung der Stadt Bruchsal auf der Aufwärtsspirale zu verstetigen
(2015)
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing müssen optimal zusammenarbeiten, um ein Gemeinwesen
zukunftsfähig zu gestalten. Das wichtigste Ziel der Stadt Bruchsal in der Nachkriegszeit
war der Wiederaufbau. Die Ölkrise und der massive Stellenabbau bei der Firma
Siemens in den 70er Jahren hatten zur Folge, dass als nächstes Ziel vor allem Mittelständler
angesiedelt wurden. In den 80er Jahren wurde der Bruchsaler Innovations- und Gewerbepark
gegründet. Die erfolgreichen Firmen konnten sich später im Technologie- und Ökologiedorf
ansiedeln. Seit den 90er Jahren ist der Wettbewerb um Arbeitskräfte und ansiedlungswillige
Firmen härter geworden. Mittels Stadtmarketing und gezielter Wirtschaftsförderung versuchen
die Städte, ihre Stärken selbstbewusster zu kommunizieren. In Bruchsal gab Ende der
90er Jahre der Slogan »Innenstadt im Wandel« die Richtung vor. Nach der Eröffnung der Rathausgalerie
im Jahr 2010 hieß das Ziel dann »Lebendige Innenstadt«. Mit den Heimattagen
hat diese Entwicklung sicherlich einen Höhepunkt erreicht.
Bereits seit längerem lässt sich im Bereich der Forschungen zur Revolution von 1848/49 als ein »signifikantes Merkmal« eine »ausgeprägte Orientierung auf die Regionen und Städte« beobachten. Trotzdem weist die »Revolutionsgeographie« nach wie vor viele weiße Flecken auf, sodass auch im Jubiläumsjahr 1998 mehrfach fast programmatisch die Forderung nach weiteren regional- und lokalhistorischen Untersuchungen erhoben wurde. Im vorliegenden Aufsatz sollen Voraussetzungen, Erscheinungsformen und Nachwirkungen der Revolution von 1848/49 sowie die Reaktion der Bevölkerung auf die damaligen Ereignisse in der Vorarlberger Gemeinde Lustenau untersucht werden. Wir wollen dabei versuchen, »Geschichte nicht nur als Vorgeschichte des Heute, sondern auch als Nachgeschichte des Vorgestern zu begreifen« und den für die Zeitgenossen bestimmenden »Erkenntnishorizont« in unserer Betrachtung zu berücksichtigen, um so der gerade in Zusammenhang mit der Revolution von 1848/49 häufig zum Tragen kommenden Neigung der Historiker »zu rückwärtsgewandten Prophezeiungen« zu begegnen. Eines sei daher vorausgeschickt: Freilich kann hier weder ein »Modell« noch ein »typisches« Fallbeispiel der Revolution von 1848/49 vorgestellt werden.
Dies Zitat stammt aus Léon Jessels »Schwarzwaldmädel«, einer Operette, die seit ihrer Uraufführung 1917 große Popularität erreichte und bis heute regelmäßig auf den Spielplänen deutscher Opern- und Operettenhäuser zu finden ist. Ihr Komponist Léon Jessel geriet hingegen in Vergessenheit und wird heute mit seiner erfolgreichsten Komposition nur noch selten in Verbindung gebracht. Dagegen denken viele Menschen bei dem Stichwort »Schwarzwaldmädel« zuerst an den berühmten
Heimatfilm von 1950 mit Sonja Ziemann und Rudolf Prack in den Hauptrollen. Dieser ging als erster Farbfilm der Nachkriegszeit in die Geschichte Deutschlands ein und war eine der erfolgreichsten deutschen Filmproduktionen.
1882 hielt der seit einem Jahr in Neckarrems amtierende Pfarrer Dr. Christoph Julius Schwartz in seinem amtlichen Pfarrbericht fest: »Mit der Gemeinde ist seit 10, 20, 30 Jahren eine große Veränderung vor sich gegangen. Während der
kleine Ort durch seine Lage an zwei Flüssen und einer frequenten Landstraße und mit einem großen herrschaftlichen Holzgarten früher von ziemlicher Bedeutung war, ist er, nachdem alle diese Vorteile durch die neuen Verkehrsverhältnisse abhandengekommen sind, auf die Bedeutung eines gewöhnlichen Dorfes herabgesunken, das jetzt wie viele andere einzig auf seine Markung angewiesen ist.« Es war in der Tat ein grundlegender Wandel, der sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Neckarrems vollzogen hatte und im Jahre 1882 noch lange nicht zum Abschluss gekommen war. Der Vergleich mit den Mitteilungen in der Oberamtsbeschreibung von 1850 macht überdeutlich, welch negativen Auswirkungen der Ausbau des württembergischen Eisenbahnnetzes auf die Entwicklung des Dorfes Neckarrems gezeitigt hatte. Denn dort können wir lesen: »Auf der Rems wird der hiesige Holzgarten mit Holz versehen; auf dem Neckar gehen Holzflöße für den Rhein. Am unmittelbaren Ausflusse der Rems finden drei bis vier Schiffe Haltplatz und Schutz. Oberhalb der Neckarbrücke halten
gewöhnlich Schiffe zum Übernachten, manchmal drei bis vier mit je zwei bis drei Beinachen.« Die Flößerei und der Holzgarten waren für Neckarrems von zentraler Bedeutung. Sie garantierten Beschäftigung und brachten Geld ins Dorf. Doch 1862 war plötzlich Schluss mit der Brennholzflößerei auf der Rems und dem Holzgarten; den Holztransport besorgte nun die im Jahr zuvor eröffnete Remstalbahn.
Das Deutsche Reich kapitulierte am 8. Mai 1945 erst, als fast ganz Deutschland durch alliierte Truppen besetzt worden war und Adolf Hitler sich zuvor durch Selbstmord der Verantwortung entzogen hatte. Allerdings war der totale Kriegseinsatz der meisten Deutschen schon seit Monaten längst zum Teufel, wie der Freiburger Oberbürgermeister Kerber in einer internen Besprechung Anfang 1945 ausführte. Am Beispiel Freiburgs lässt sich nach der Zerstörung weiter Teile der Innenstadt durch den britischen Luftangrif vom 27. November 1944 zeigen, wie es dem NS-System immer weniger gelang, die Menschen von der eigenen Politik zu überzeugen. Zwar kam es zu keinem aktiven Widerstand und einige wenige glaubten immer noch an die
angekündigten Wunderwaffen, aber die meisten Menschen versuchten nur noch, das eigene Leben zu retten. Durch die gute archivalische Überlieferung lässt sich zeigen, wie die Stadtverwaltung immer weniger in der Lage war, ein geordnetes Leben aufrecht zu erhalten und die Menschen zu schützen und zu versorgen. Immerhin blieben der Stadt sinnlose Kämpfe beim
Einmarsch der Franzosen weitgehend erspart.
Selten wohl hat eine Kirche im Land so genau übereinstimmenden Anteilgenommen an der Entwicklung einer Stadt wie die Ludwigsburger Stadtkirche. Sie trägt daher die schlichte funktionale Bezeichnung »Stadtkirche« bis heute zu Recht. Das Schloss war seit 1704 im Bau. Es wuchs sich immer weiter, man möchte sagen: fast unkontrolliert aus. Eine Ansiedlung von Menschen, die mit dem Schloss, sei es mit seinem Bau oder seiner vielfältigen Funktion, zu tun hatten, fügte sich an. Beides, die Entstehung von Schloss und Stadt, geschah ausschließlich auf Grund des Willens eines Mannes, der konsequent, ja stur an seiner Absicht, hier zu residieren, festhielt. Als ihm einmal eine durchaus attraktive Alternative zum Bau in Ludwigsburg, nämlich in der Nähe von Stuttgart beim Weiler Berg, vorgelegt wurde, antwortete er: »Das Fass ist angestochen, der Wein
muss getrunken werden.« Ging nun der Bau des Schlosses und der Stadt auf das Betreiben des Herzogs allein zurück, so wurde der Bau der Kirche in dieser Stadt, obwohl grundsätzlich geplant, eher auf das inständige Bitten und Drängen der jungen Gemeinde hin zu Stande gebracht.
Eigentlich war alles vorbereitet: Auf einem traumhaften Grundstück zwischen alten Olivenbäumen und Eichen sollte gebaut werden. Das weiche Licht Südfrankreichs, der unbeschreibliche Duft, der über dieser mediterranen Landschaft liegt - hier an der Cote d'Azur im Örtchen Mougins sollte es entstehen: Das kleine, aber feine Museum des Baden-Badener Kunstsammlers Frieder Burda. Die renommierte Sammlung zeitgenössischer Kunst mit heute rund 1000 Werken hatte längst internationale
Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Viele Jahre hat Frieder Burda eher still gesammelt, jetzt war es an der Zeit, die wertvollen
Schätze der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mougins schien der ideale Platz: Pablo Picasso hat hier seine letzten zwölf Lebensjahre verbracht.
Griffige Schlagzeilen und ungewöhnliche Titelgeschichten waren schon der Presse des 18. und 19. Jahrhunderts illkommen. So förderte man immer wieder neue Details eines Vorfalls zutage, der sich in manchem mit unserer Geschichte vom Gletschermann Ötzi vergleichen lässt. Im Dezember 1719 stießen Bergarbeiter bei Grabungen in der Kupfermine von Falun
auf den Leichnam eines Mannes. Äußerlich schien er völlig unversehrt. Das Fleisch und die Haut des Mannes hatten sich aber in eine hornartige Masse verwandelt. Das stellten sie mit einer Messerklinge fest, mit der sie ihn anritzten. Nachforschungen ergaben, dass dieser Bergmann vor fast 50 Jahren allein in die Grube eingefahren, seitdem vermisst und
ohne Zweifel durch einen Einsturz ums Leben gekommen sei. Die medizinische Fakultät Uppsala verlangte ihn für wissenschaftliche Untersuchungen. Die Gemeinschaft der Bergarbeiter wollte ihn jedoch nicht herausrücken. Schließlich tauchte die alte Verlobte auf, machte ihr Recht auf ihn geltend und verkaufte ihn für die höchste Summe, die sie erhalten konnte. Es waren 500 Taler. Der Leichnam wurde zur Konservierung unter Glas gelegt, zerfiel jedoch schnell zu einer Art von Asche und wurde 1749, also 30 Jahre nach seinem Auffinden bestattet.