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Turnlehrer Baumann
(2009)
Im Jahre 1840 wurde ein Mann an das Offenburger Gymnasium berufen, der wie kein anderer die bewegte Zeit des liberalen Vormärz verkörpert, der „Lehramtscandidat Karl Baumann aus Rastatt". Das kurze Wirken dieses vielseitigen Pädagogen, seine Verdienste in Schule und Verein um das gerade erst eine Generation alte deutsche Turnwesen und sein wissenschaftliches und politisches Engagement in Offenburg über die seither vergangenen 170 Jahre hinweg lebendig werden zu lassen, soll Ziel dieser kleinen Untersuchung sein.
Im Namen der Hyazinthe
(2008)
Wenige Meter entfernt von der alten Klosterpforte des ehemaligen Offenburger Franziskanerklosters (1280-1808) steht an der Südwand des Kreuzgangs ein in dieser Form wohl einmaliges steinernes Schriftdokument barocker Grabsteinpoesie. Wer den schlichten Kreuzgang von der engen Nebenpforte der prachtvollen Klosterkirche aus betritt, sieht zunächst linker Hand die alte hölzerne franziskanische Klosterpforte von 1689 mit ihrem berühmten Chronogramm Marte arDente CLaVstro eXVsto (,,als die Flammen des Krieges wüteten und dabei dieses Kloster eingeäschert wurde"). Vom selben Standpunkt aus nach rechts ist an der Wand auch die mannshohe Grabplatte eines Franziskanerpaters aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert zu erkennen. Auf dem Weg dahin kommt man zunächst aber vorbei an der Franziskanergruft selbst, die jetzt verschlossen ist
und nur durch einen mühsamen Einstieg unter dem Boden zu erreichen ist. Vielleicht führte einst unter der jetzt ebenerdigen Eisenplatte ein Treppenabgang in das Dunkel der grabenartigen Gruft unter dem Chor der Kirche hinab.
2009 wurde in Offenburg der sensationelle Fund
eines venezianischen Buches aus dem Jahre 1486
präsentiert, das als erster Druck eines Werkes
griechischer Literatur gilt, und neben der Amerikakarte Waldseemüllers aus dem Jahre 1507
wegen seiner Einmaligkeit zu den Kostbarkeiten
der Historischen Bücherei der Stadt Offenburg
zählt (Abb. 1). Hier soll nun der Bestand eines der
bedeutendsten lateinischen Dichter der augusteischen Klassik vorgestellt werden, wie ihn uns die
humanistischen Schulbüchereien der beiden mittelalterlichen Offenburger Klöster hinterlassen
haben. Ovid (43 v. Chr. - 18 n. Chr.) als der
jüngste, sicher auch der modernste und für uns
aus vielen Gründen interessanteste Dichter der
frühen Kaiserzeit ist in der antiken und mittelalterlichen Überlieferung ebenso stark vertreten,
wie seine Zeitgenossen Horaz und Vergil. Bedeutende andere Dichter dieser Epoche, wie der
heute immer noch lesenwerte Catull mit seinem
schmalen Opus und die eindrucksvollsten Vertreter der römischen Liebeselegie, Tibull und Properz, sucht man
allerdings in den Beständen der Klosterschulbibliothek vergebens:
Sie kamen wegen ihrer Thematik als Schulautoren nicht infrage
und wurden als solche nicht tradiert. Zwei neue Aspekte der
Ovidinterpretation anhand der hier vorhandenen Editionen sollen die Vorstellung des Offenburger Bestandes ergänzen.
Am Rande der Offenburger Altstadt hat sich ein erstaunliches Zeugnis der mittelalterlichen Stadtgeschichte erhalten, das aus der Ferne der Jahrhunderte unmittelbar zu uns spricht. Gut geschützt im westlichen Kreuzgang des alten Franziskanerklosters Unserer Lieben Frau erzählt uns eine schlichte Holztür mit einer barocklateinischen Inschrift stolz von ihrem Überleben ,,im zerstörenden Feuer des Krieges in den Trümmern des eingeäscherten Klosters". Dass diese „tapfere Tür" die Katastrophe der Totalzerstörung Offenburgs im 17. Jahrhundert bis heute überlebt hat, ist schon ein historisches Phänomen an sich. Was sie aber so besonders wertvoll macht, ist nicht ihr Alter und ihr Material. Von größter Bedeutung und in dieser Form wohl einzigartig ist die lateinische Barockinschrift im oberen Teil der Tür. Sie gibt bis heute einige Rätsel auf, die selbst unter der Lupe wissenschaftlicher Durchleuchtung zum Teil bestehen bleiben werden.
Im Jahre 1844 wurde nach nur vier Amtsjahren überraschend der hoch angesehene Direktor des Offenburger Gymnasiums,
Professor Franz Weißgerber, durch Erlass des Großherzogs in Karlsruhe entlassen. Er hatte 1840 als dienstältester Professor
die Stelle von seinem Amtsvorgänger Professor Josef Scharpf, dem ersten Direktor des neuen großherzoglich-badischen
Gymnasiums (1832-40), übernommen und sie jahrelang mit innovativer Energie und Weitblick ausgefüllt. Er war auch verantwortlich für die Organisation der großen Offenburger Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der badischen Verfassung im Jahre 1843, einer Art erstem Freiheitsfest in der mittelbadischen Kleinstadt. Die Rede, die Weißgerber damals als Leiter des Festkomitees in der Schulaula des Gymnasiums, dem Bankettsaal des „Salmen", gehalten hat, war den vor Ort mithörenden Spitzeln des Großherzogs offensichtlich zu weit gegangen: Weißgerber war als führender Vertreter der städtischen Liberalen auch entschieden für die verfassungsmäßigen Rechte das Volkes eingetreten, - er wurde an das Lyzeum im residenznahen Rastatt strafversetzt. Ehe er hier an dem festungsgesicherten neuen Schulort seinen Dienst antrat, musste er sich in seiner ersten Amtshandlung schriftlich verpflichten, als Staatsdiener „dem Großherzog getreu, hold und gehorsam" zu sein.
Am Beispiel zweier Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkrieges im Zentrum der Stadt Offenburg soll aufgezeigt werden, wie
die künstlerische Gestaltung eines Denkmals von den jeweiligen Zeitgegebenheiten und seine spätere Bewertung von der
inzwischen veränderten politischen und gesellschaftlichen Lage abhängig ist. Es handelt sich um das am 11.07.1926 eingeweihte Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Offenburger Infanterieregiment Nr. 170 am Stadtbuckel und das am 07.08.1927 eingeweihte Kriegerdenkmal für das 3. Ober-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 172 am Eingang des Zwingerparks. Das eine steht noch heute an seinem ursprünglichen Platz, das andere ist inzwischen geringfügig versetzt worden.
Wenn wir uns das Reisen im Zeitalter des Barock vorstellen, denken wir meist an Postkutschen.
Kaum eine Rolle spielen Schiffsreisen. Umso bedeutsamer ist daher das Tagebuch des
badischen Hofrats Johann Ernst Bürcklin (1689–1771) über seine vierwöchige Reise nach
England 1729. Er hatte Markgraf Carl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738) in die Niederlande
begleitet und machte von dort aus einen Abstecher nach London. Im dem hier erstmals
ausgewerteten Tagebuch schilderte er seine Erlebnisse auf See und in der britischen
Metropole.
Am 23. Juli 1808 erhielt Großherzog Karl
Friedrich von Baden den Besuch des französischen
Gesandten in Baden, Auguste de
Talleyrand, ein Vetter des ehemaligen Außenministers
Talleyrand. Er wünschte im Auftrag
Napoleons unter Hinweis auf den Rheinbundvertrag,
wonach „jeder Krieg […] den einer der
kontrahierenden Theile zu führen haben
könnte, für alle zur gemeinsamen Sache wird“,
die Bereitstellung eines Infanterieregiments.
Talleyrand erklärte, dass Frankreich für den
Unterhalt der Truppen aufkommen würde,
sodass Baden nur den Sold zu bezahlen hätte.
Dennoch sah der Großherzog erhebliche Kosten
auf Baden zukommen, da seine Soldaten in
Friedenszeiten an elf Monaten des Jahres zu
Hause waren und nicht besoldet wurden.
Da bin ich zu Hause
(2007)
Eine Wohnung ist nicht nur ein Dach über dem
Kopf. Die eigenen vier Wände bedeuten Geborgenheit, Wärme und Schutz, die wiederum das
sichere Gefühl vermitteln, zu Hause und ganz privat zu sein. „Hier bin ich Mensch – hier darf ich
sein“. Daheim zu sein, ein Heim zu besitzen und
sich heimelig fühlen, dafür steht die Wohnungsbaugenossenschaft „Familienheim“ seit 57 Jahren.
Die drei Protagonisten dieser Tagung sind im Abstand jeweils eines halben Jahrhunderts geboren: Friedrich Reiser 1401, Jakob Wimpfeling 1450, Sebastian Franck 1499. Wimpfeling ist Reiser und wohl auch Franck nie begegnet, aber Wimpfeling
wusste von Reiser, und Franck wusste von Wimpfeling. Als Reiser 1458 in Straßburg als rückfälliger Ketzer verbrannt wurde, besuchte der junge Wimpfeling die Lateinschule seiner Heimatstadt Schlettstadt. Erst vierzig Jahre später interessierte ihn jene Ketzerverbrennung aus einem nicht bekannten Grunde sehr. Sein Freund Geiler von Kaysersberg stellte 1497 in Straßburg Nachforschungen über „diesen Friedrich“ an und übermittelte das Ergebnis nach Speyer, wo Wimpfeling damals als Domprediger wirkte. Vier Jahre später machte Wimpfeling, der inzwischen in Straßburg lebte, von den Informationen Geilers Gebrauch im zweiten Buch seiner Schrift „Germania“, mit der er beim Rat der Stadt dafür warb, dass dieser zum Wohle Straßburgs ein Gymnasium für die 15- bis 20jährigen als Ausbildungsstätte für die künftige Führungsschicht einrichten möge. Diese sollte einmal mit derselben Weisheit regieren, die der Stra?burger Rat schon in früheren Zeiten bewiesen habe. Wimpfelings Aufzählung vorbildlicher Maßnahmen schockierte damals nicht, sie entsprach vielmehr gängiger Regierungslehre.
500 Jahre nach dem Tode Konrad Stürtzels, des Erbauers des repräsentativen Gebäudes, das
nachmals „Basler Hof' genannt wurde und in dem heute der Freiburger Regierungspräsident
residiert, sich Stürtzels zu erinnern und dies in eben diesem Gebäude zu tun, ist zweifellos
angemessen.[1] Der Zerstörung am 27. November 1944, als der Bau völlig ausbrannte, folgte
glücklicherweise sechs Jahre später der Wiederaufbau durch das südbadische Staatliche
Hochbauamt - ,,dank dem für Baudenkmalpflege und jegliche geschichtlichen Werte so aufgeschlossenen badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb", wie Joseph Schlippe schrieb. [2] Für
den von der Zerstörung besonders stark betroffenen nördlichen Teil der Altstadt hat die Wiederherstellung des historischen Baues eine konstitutive Bedeutung. Wenn man auf dem sogenannten „Großen" oder „Kleinen Sickingerplan" von 1589 die Bebauung der „Großen Gaß"
oder „Hauptgaß" auf der Strecke zwischen dem Christophstor im Norden und dem Martinstor
im Süden, also auf der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, verfolgt, fällt die hervorragende Bedeutung des Stürtzelschen Palais noch mehr ins Auge als heute, wo es mit langen Kaufhausfassaden konkurriert.[3] Nach seiner Errichtung um 1500 übertraf die der „Großen Gaß" zugekehrte Westfassade des Stürtzelschen Baues allein schon aufgrund ihrer Ausmaße - sie ist 32 m lang
- sogar die Westfassade des Heilig-Geist-Spitals mit ihrer vorgesetzten doppelten Freitreppe; sie
deklassierte die gesamte übrige Bebauung der Straße ohnehin - oder andersherum ausgedrückt:
Stürtzels Palais wertete die zwar breite, aber bis dahin nicht repräsentativ gestaltete „Hauptgaß"
städtebaulich auf.
Im April 1460 nahm in Freiburg die Universität den Lehrbetrieb auf. Damit veränderte sich die Bildungssituation in der Stadt und in der Folge auch die Stellung der Lateinschule - der Schulrektoren wie der Schüler. Beiden bot sich nunmehr am Ort
eine Möglichkeit zu weiteren Studien in einer sich selbst verwaltenden Korporation an. Die Schüler konnten in der Burse eines Magisters Aufnahme finden und vermochten mit ihren in der Schule erworbenen Lateinkenntnissen den Lehrveranstaltungen der Artistenfakultät zu folgen, und den Schulrektoren bot sich die Chance, als Magister an der Universität zu lehren und in einer höheren Fakultät weiter zu studieren. Der seit 1457 amtierende Schulrektor Johannes Kerer zählte bereits bei der Eröffnung des Lehrbetriebs der Universität zu den Lehrern der Artistenfakultät, und auch seine vier bekannten Nachfolger, darunter Ulrich Zasius, sind, nach zum Teil recht kurzer Amtszeit, aus dem städtischen Amt ausgeschieden und in die Universität übergetreten. Gervasius Sopher, der 1517 sein Amt antrat, musste schließlich unterschreiben, dass er sich nicht gleichzeitig im Dienst der Universität betätigen werde.
Sine ira et studio?
(2014)
Wenn fünf Jahre nach der Beilegung dieses denkwürdigen Streits um Kunst- und Kulturgut aus dem Hofbesitz der Großherzöge von Baden durch den am 6. 4. 2009 geschlossenen notariellen „Vertrag zwischen dem Land Baden-Württemberg und der Familie von Baden über den Kauf der Schlossanlage Salem und weiterer Kunstgegenstände sowie zur Bereinigung aller streitigen Fragen über die badischen Kunstschätze“ noch einmal auf ihn Bezug genommen werden soll, bedarf dies eigentlich einer Begründung. Einmal benötigt eine solche Rückschau, die man der Öffentlichkeit und sich selbst schuldig zu sein meint, einen gewissen zeitlichen Abstand; zum andern lässt sich nun die Wirkung der
vornehmlich von Juristen, hier aber auch einmal unter Mitwirkung von Historikern (den Autoren dieses Aufsatzes) erstellten Gutachten, die der Ausfechtung bzw. Beilegung dieses Streits zu dienen hatten, wohl abschließend bilanzieren. Die Gutachtertätigkeit dieser Art, bei der die beteiligten Wissenschaftler im Spannungsfeld von öffentlichen und privaten interessen standen, und vor allem die Reaktionen darauf im Landtag von Baden-Württemberg, seitens der Medien, aber auch der Wissenschaft stellte 90 Jahre nach dem Ende der Monarchien in Deutschland ein Stück Zeitgeschichte dar und lässt auch Rückschlüsse
zu auf das Selbstverständnis von Wissenschaft.
Tempelfront und Mälzerschlot
(2016)
Schwetzingen erhielt seine ersten amtlichen Denkmalverzeichnisse in den 1920er Jahren. Mit der Neufassung des Denkmalschutzgesetzes 1971 wurde ein erweiterter Denkmalbegriff etabliert, der nicht mehr nur Sakral- und Adelsarchitektur umfasst, sondern auch bauliche Zeugnisse der Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte, des Handwerks und des Bürgertums. Der Beitrag stellt exemplarisch prägnante Kulturdenkmale in Wort und Bild vor, darunter die neusachliche Welde-Brauerei, den gründerzeitlichen Wasserturm und das als nationalsozialistische
Gründung auch »unbequeme« Baudenkmal Panzerkaserne.
Eine der überregional bekannten Institutionen Wieslochs ist das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN). Es ging aus der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch hervor, die 1902 begründet und 1903 bis 1925 mit mehr als 50 Gebäuden im ehemaligen Bergbaugebiet und Weinbaugelände nördlich der Stadt realisiert wurde. Die flächengreifende Anlage besaß zu ihrer Zeit mustergültigen Charakter und war im ganzen Land nicht nur in Fachkreisen bekannt. Sie spiegelt die hohen Standards des Krankenwesens und der Sozialfürsorge um die Jahrhundertwende anschaulich wider und präsentiert ein architektonisches Ensemble, das typologische Vielfalt und stilistische Individualität auf hohem Niveau vereint. Die Bauten weisen Julius Koch als geschickten, wandlungsfähigen Krankenhausarchitekten aus. Die Gartenanlagen sind mit dem Namen des bekannten Kulturpädagogen Paul Schultze-Naumburg verknüpft. Wesentlich für die bauhistorische Würdigung ist noch immer die Magisterarbeit von Antje Mues (1994). Ergänzungen und Präzisierungen ließen sich aus der Privatkorrespondenz von Koch gewinnen, die nähere Auskünfte über die Planungsprozesse gibt. Neueinschätzungen ergaben sich aus Vergleichen mit der Anstalt in Berlin-Buch. Seit 1978 ist die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt in ihren historischen Teilen ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg.
Das spannende Jahr 1982
(2012)
Bonn, 1. Oktober 1982: Im Zuge der ersten erfolgreichen Praktizierung des sogenannten „konstruktiven
Misstrauensvotums" nach Art. 67 GG in der Geschichte der Bundesrepublik wurde
der sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt gestürzt und der CDU-Vorsitzende
Helmut Kohl zu seinem Nachfolger gewählt. Bereits im Frühjahr 1982 wollte Schmidt offensichtlich
Mitglieder seines Kabinetts auf „die Zeit danach" einstimmen - mit einem Witz:
Selbst Ruheständler auf Sylt habe er einen ebenfalls beschäftigungslosen Staatsminister getroffen:
,,Als dieser ihm berichtete, er schreibe jeden Tag, um sich die viele Freizeit zu vertreiben,
zwei bis drei Seiten aus dem Telephonbuch ab, bittet ihn Schmidt: ,Ach, könntest du mir die
nicht abends zur Unterschrift vorlegen?'"
Schon in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde der Verfasser für Fragen der Vorgeschichte besonders empfänglich. Es war Professor Paul Revellio. der durch die Ausgrabungen der römischen Ansiedlungen bei Hüfingen mein Interesse weckte und dessen verzweifelte Versuche, im August 1937 einige Alamannengräber am Donaueschinger Tafelkreuz vor den anrückenden Baggern zu retten, mich nachhaltig beeindruckten.
Die Kraichgaubahn
(2010)
Der Krieg 1870/71 gegen Frankreich hatte
gezeigt, wie notwendig ein schneller Aufmarsch des Militärs mit Hilfe der Eisenbahn
für strategische Zwecke war. Der völlige
Mangel an eisenbahnorganisatorischen
Vorkehrungen auf französischer Seite gewann entscheidende Bedeutung für den
deutschen Sieg über die Armee Napoleons
III. “Die Eisenbahnen sind zu einem Kriegsmittel, zu einem Kriegswerkzeug geworden, ohne das diese großen Armeen der
Gegenwart weder aufgestellt, noch zusammengebracht, noch vorwärtsgeführt,
noch erhalten werden könnten”, umschrieb
Graf von Schlieffen den Wert der Eisenbahn unter militärischen Gesichtspunkten.
Da nach dem Sieg über Frankreich
1870/71 ein Revanchekrieg befürchtet
wurde, begannen politische und militärische Kreise über einen Folgekrieg mit dem
westlichen Nachbarn nachzudenken. Im
Rahmen dieser Überlegungen wurden
auch Planungen für den Ausbau der Eisenbahnverbindungen zur französischen Grenze hin aufgestellt.
Ohne Stellwerke gibt es heute keinen
Eisenbahnbetrieb. Von hier aus sichern
und überwachen Eisenbahner sämtliche Fahrten auf den Gleisen und bedienen Weichen und Signale.
Das Spektrum der Stellwerke reicht
von den mechanischen Stellwerken mit
ihren Hebelbänken über die elektromechanischen Stellwerke der 20er- und
30er-Jahre bis hin zum elektronischen
Stellwerk.
Mit den neuen Techniken änderten
sich auch die Zuständigkeiten. Regelten früher ein, zwei oder auch mehrere
Stellwerke den Betrieb auf einem Bahnhof, so überwachen heute moderne
Stellwerke als Betriebszentralen das
Geschehen auf ganzen Bahnlinien oder
sogar Streckennetzen.
Hubert Bollig
(2014)
Tilla und Hubert Bollig sowie Dr. Heinz Ritter gründeten 1931 in Malsch bei Ettlingen das »Waldhaus«, um schwer erziehbare und zurückgebliebene Kinder und Jugendliche aufzunehmen und nach anthroposophischen Richtlinien zu fördern. Mit der Räumung des "Waldhauses" zu Beginn des 2. Weltkriegs begann für die Familie Bollig und den ihnen anvertrauten Kindern eine einjährige Odyssee durch das Allgäu und den Bodenseekreis. Gleichzeitig gelang es H. Bollig durch sein mutiges und geschicktes Vorgehen seine gefährdeten Schützlinge vor der »Euthanasie« der Nazis zu schützen. Nach der endgültigen Schließung des "Waldhauses" 1941 kam Bollig für drei Wochen in Schutzhaft . 1948 konnte das "Waldhaus" wieder eröffnet werden und wuchs zu einer Einrichtung, die heute Arbeitgeber von über 70 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und ein Zuhause für ca. 60 Kinder und Jugendliche ist.