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Castellio gegen Calvin
(2009)
Am 6. Juni 1940 schreibt der Soldat Heinrich Brand einen Feldpostbrief nach Detmold. Er schreibt aus dem „Westen“, d. h. aus Frankreich, und hofft auf schnellen Sieg und Frieden. Der Brief ist kurz und unbeholfen, aber irgendwie anrührend: Man
wüsste gerne, ob Funker Heinrich Brand den Krieg überlebt hat. Den Gruß sendet er nach Detmold, an Superintendent Brüns, vielleicht sein Konfirmator. Der muss den Brief auch empfangen und gelesen haben. Denn dieser dient fortan als Lesezeichen in des Superintendenten theologischer Lektüre. Und selbst nach Jahren, im Antiquariat, ist der Brief nicht verlorengegangen und dem Buch nicht entglitten, in das er einmal eingelegt wurde. – Ein Feldbrief des Jahres 1940 berichtet also vom Wirken des Soldaten Brand, landet dann aber als Lesezeichen in der Erstausgabe von „Calvins
Wirken in Genf, Essen 1940“ – einem (wie ich meine: gelungenen) Versuch von Ernst Pfisterer, die Calvinpolemik des 19. und 20. Jahrhunderts historisch aufzuarbeiten. Dieser hat seine Untersuchungen bereits 1936–39 in Einzelstudien veröffentlicht. Calvinpolemik und Calvinapologetik haben Konjunktur in den Dreißigern. Nicht berücksichtigt ist freilich bei Pfisterer ein Roman des jüdischen Exil-Schriftstellers Stefan Zweig: „Castellio gegen Calvin oder ein Gewissen gegen die Gewalt“, den Zweig 1934/35 geschrieben hat und der 1936 erschien. Ob Pfisterer den Roman gekannt und nicht berücksichtigt hat, oder – weil in Deutschland Stefan Zweigs Werke konfisziert waren – gar nicht berücksichtigen konnte, weiß ich nicht.
Sanierung der Trockenmauern und Steintreppen
am Castellberg, dem weinbaulichen
Wahrzeichen der Winzergemeinde und der
Rebanlage des Mundweins des Markgrafen und
späteren Großherzogs
Die terrassierte Weinberganlage am Dottinger
Castellberg ist eines der wenigen gut
erhaltenen Beispiele dieser Art in Südbaden
und daher als Kulturdenkmal ausgewiesen.
Seine Geschichte, Ausführung und Form
machen den Castellberg zu einem hochrangigen
Denkmal historischer Landnutzung,
die heute noch lebendig ist. Der Weinberg
wurde ab 1784 im Zusammenhang mit der
Förderung des Weinbaus und der Einführung
der Gutedel-Traube durch den Markgrafen
Karl-Friedrich angelegt. Die kulturhistorisch
gewachsenen Rebterrassen an den steilen
Hängen sind in harter, körperlicher Arbeit von
den Winzern errichtet worden und bilden ein
besonders eindrucksvolles Zeugnis des historischen
Weinbaus. Sie gliedern die Steillagen
in stufenförmige Strukturen, welche die Arbeit
am Rebstock erleichtern bzw. die Begehbarkeit
verbessern und Abschwemmungen bei Starkregen
abmindern. Mit großem handwerklichem
Können und mit viel Einfühlungsvermögen
haben sich die Winzer diese Extremlagen
als Wiege für Spitzenweine erschlossen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg galt es in erster Linie, die zerstörten wirtschaftlichen Grundlagen neu zu schaffen. Erst danach konnten auch Kirchen und Klöster darangehen, Zerstörtes wieder aufzubauen und neu auszustatten. Als End- und Höhepunkt dieser baulichen und der damit einhergehenden künstlerischen Entwicklung gilt die Zeit des Barock, die mit ihren kleinen und großen Kirchenbauten sowie mit ihren bescheidenen und mächtigen Klöstern gerade der oberschwäbischen Landschaft ihr Siegel aufgedrückt hat. Zeitgleich entfaltete sich auch die Malerei. Diese blieb über längere Zeit hinweg jedoch auf die Altar- und Tafelmalerei beschränkt. Erst mit der Entdeckung der mächtigen, rippenlosen Gewölbeflächen, entstehen ab etwa 1725 immer größere Malereien, die am Ende randlos die ganze Decke ausfüllen. Hier haben sich gute Künstler einen großen Namen gemacht. Ihr Werk fällt ins Auge. Die Tafelmalerei tritt zurück. Caspar Fuchs war und blieb ein Altarmaler. Er hat jedoch in seinen späteren Schaffens- und Lebensjahren die Anfänge dieser neuen Maltechnik noch miterlebt.
Casimir Schweizelsperg
(2017)
Über Caspar / Casimir Schweizelsperg gab es bislang nur sehr spärliche
Informationen. Seine Vita beginnt in der Musikgeschichte erst 1706,
als er
am Stuttgarter Hof unter Vertrag genommen wurde. Von den ersten 37
Jahren seines Lebens hatte man so gut wie gar keine Kenntnisse. Das ist auch
nicht verwunderlich, war er doch zeitlebens ganz offensichtlich darum
bemüht, sein Vorleben zu verheimlichen und seine Spuren zu verwischen.
Dazu gehörte auch, dass er seinen Vornamen bei Bedarf wechselte und
gegenüber den Taufmatrikeln der St. Nikolauskirche Rosenheim beliebig
abänderte. Die eingangs nach MGG zitierten Vornamen verwandte er erst
je nach den Orten seiner Anstellung etwa ab 1706. Nach den originalen
Taufmatrikeln wird er ›Casparus Schweizelsperger‹ genannt und in deren
Abschriften ›Kaspar Schweizelsperger‹. Neben Caspar und Casimir finden
sich folgende weitere Schreibweisen: Kaspar, Kasimir, Kasimirus, sowie
Schweizelsperger, Schweizelsperg, Schweizelsberg, Schweitzelsperg.
Inzwischen konnten durch intensive Recherchen die Jahre vor 1706 seiner
Vita weitgehend aufgeklärt werden.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die
aus der Aufklärung stammenden Ideen von der
absoluten Souveränität des Staates rigoros verschärft.
Aus dieser Staatsform entwickelte sich der
Josephinismus, dessen Hauptvertreter Joseph II.
(1741–1790) war (Abb. 1).
Das von den Habsburgern praktizierte sogenannte
Staatskirchentum griff in die Unabhängigkeit der Kirche ein. In dieser aus dem
Absolutismus stammenden Regierungsform übte
der Monarch die Staatsgewalt allein aus. Den
Untertanen war jede Art politischer Aktivität verboten.
Die Vorstellung von der absoluten
Souveränität des Staates wurde schon unter Maria
Theresia verschärft, und danach unter ihrem
Sohn Joseph II. zur vollen Geltung gebracht.
Nachweise für Carnivoren-Aktivitäten durch bekaute oder angedaute Knochen sind spärlich überliefert in Lokalitäten des
mittleren und oberen Miozän Europas. In dieser Studie bestimmen wir Skelettelemente aus der obermiozänen Lokalität bei Rudabánya, die durch Carnivoren verändert wurden und diskutieren deren Signifikanz unter Bezug auf ökomorphologische Attribute rezenter Beutegreifer, um auf Muster der Beuteauswahl und Freßverhalten schließen zu können.
In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts, vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, verstärkten sich die Spannungen in Theologie, Kirche und Gesellschaft. Überall war Unruhe zu spüren. Kirche und Gesellschaft befanden sich in einem fast fiebrig zu nennenden Zustand. Wie die geistlich-theologische und kirchenpolitische Großwetterlage beschaffen war, fand in den Diözesansynoden, heute würden wir sagen: in den Bezirkssynoden des Jahres 1846 ihren Niederschlag. Auf fast allen Synoden wurde das Verlangen nach Veränderung und Ausbau der Kirchenverfassung laut. Das Motto lautete: Mehr Beteiligung der Gemeinde, der Diözesansynoden und der Generalsynode in Leitung und Gestaltung der Kirche! Vor allem die Diözesen in den ehemals kurpfälzisch-reformierten Landesteilen taten sich mit deutlichen Forderungen hervor.
Ein weiteres wichtiges Thema war die Zuordnung von Schrift und Bekenntnis. Zwölf der siebenundzwanzig Synoden beschäftigten sich damit, und die, die sich damit befassten, lehnten allesamt eine stärkere Verpflichtung auf die Bekenntnisse mehr oder weniger entschieden ab. Dem Evangelischen Oberkirchenrat wurde dabei vorgeworfen, dass er in den Verlautbarungen und Erlassen der letzten Zeit die Bekenntnisbindung zu sehr betont habe.
Carl Ullmann (1796–1865)
(2016)
Carl Ullmann wurde im Jahre 1796 im damals noch kurpfälzischen Epfenbach geboren, wenige Jahre bevor durch Napoleon die territorialen Karten neu gemischt wurden und Dorf und Landschaft an Baden kam. In Epfenbach, einem Dorf im Übergang vom „kleinen“ Odenwald zum Kraichgau, war der Vater reformierter Pfarrer. Hier verbrachte das einzige Kind der Eltern, ein Töchterlein verstarb früh, seine Kindheitsjahre, bevor es dann nach Mosbach auf die Lateinschule und von dort für viele Jahre nach Heidelberg ging. In Heidelberg, wo der junge Carl Ullmann das Gymnasium besuchte, wohnte er als Gast und Pflegekind bei Johann Konrad Maurer, dem Kirchheimer Pfarrer, der bis zur Vollendung des Pfarrhausbaus in Kirchheim bei Heidelberg wohnte. Der junge Gymnasiast lebte jetzt in einer Stadt, die nach Jahren der Bedeutungslosigkeit unter badischer Ägide zu neuem Leben erwacht war. Ullmann war ein eifriger und sehr guter Schüler, nahm sich aber doch außerhalb des Schullebens immer wieder genügend Zeit, seiner Leidenschaft nachzugehen, dem Malen und Zeichnen. Inspirieren ließ er sich von der Ruine des Schlosses, von der Stadt, vom Neckartal und der Landschaft des „kleinen“ und „großen“ Odenwalds. Als die aus Köln stammenden Brüder Boisserée mit ihrer Sammlung spätmittelalterlicher Kunst vom Niederrhein 1810 nach Heidelberg kamen und sich im ehemaligen Anwesen der Grafen von Sickingen und Leiningen an der Nordseite des Karlsplatzes niederließen, war Ullmann auch dort häufiger Gast.
Carl Theodors Kinder
(2007)
In der Kapelle von Schloss Zwingenberg am Neckar befindet sich ein Epitaph mit lateinischer Inschrift, deren Übersetzung lautet: „Hier ruht die vortreffliche Mutter der Grafen von Heydeck, Josepha, die im dreiundzwanzigsten Lebensjahr, nachdem sie dem Erdkreis einen Grafen und drei Gräfinnen geboren hatte, am 27. Dezember 1771 zu den himmlischen Wonnen einging“. Bei der Verstorbenen handelt es sich um Josepha Seiffert, die als 16-jährige Schauspielerin und Ballett-Komparsin die Mätresse des 38-jährigen Kurfürsten von der Pfalz Carl Theodor wird. Wenige Jahre später stirbt die junge Frau, nachdem sie dem Fürsten zwischen Januar 1768 und Dezember 1771 drei Töchter und einen Sohn geboren hat. Schon
eh das erste Kind zur Welt kommt, erhebt Carl Theodor die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Josepha
in den Adelsstand, 1769 macht er sie zur Gräfin von Heydeck.
Carl Theodor ist in Meckesheim kein Unbekannter. Nicht zu übersehen ist das
obeliskenbekrönte Ehrenmonument für den Kurfürsten der Kurpfalz auf der Elsenzbrücke
an der Bahnhofstraße aus dem Jahr 1782. Die lateinische, anläßlich der
Errichtung einer steinernen Brücke verfaßte Bau- und Ehreninschrift1 unterhalb eines
Porträttondos des Kurfürsten erinnert an den Bau der Straße „zur Unterstützung
des Handels und zur Erleichterung des Reiseverkehrs". Stifterin des Denkmals
war die Zent Meckesheim, die das Andenken an den Kurfürsten, unter dessen
Auspizien die Verbesserung der Infrastruktur erfolgte, auf diese Weise verewigte2 .
Vom Wirken dieses Kurfürsten in Meckesheim scheint allgemein kaum mehr bekannt
zu sein. Umso spektakulärer ist daher die kürzlich erfolgte Entdeckung einer
Originalurkunde des Kurfürsten Carl Theodor im katholischen Pfarrhaus zu
Mauer.
Zu den unglücklichsten Künstlern Badens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehört der „närrische Maler" Carl Sandhaas. Am 24. Februar 1801 wurde er als unehelicher Sohn der aus Haslach stammenden Margarete Sandhaas (1771-1830) in Stuttgart geboren. Sein Vater war mit höchster Wahrscheinlichkeit der begabte Maler und spätere Stuttgarter Galeriedirektor Johann Baptist Seele (1774-1814). Carl Sandhaas zählt zu den bedeutendsten Malern der Romantik in Baden. Sein Oeuvre umfaßt über 1000 Bilder. Sie befinden sich in den Sammlungen und Museen in Düsseldorf, Darmstadt, Frankfurt a. M., Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg, Basel, Donaueschingen, Offenburg, Straßburg und Wolfach. Die mit Abstand größte Sammlung von Sandhaas-Bildern besitzt jedoch die Stadt Haslach, etwa 400 Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder und Lithographien, die zum größten Teil in der ständigen Carl-Sandhaas-Ausstellung im „Freihof', dem Alterssitz von Heinrich Hansjakob, ausgestellt werden.
Im Jahre 1839 veröffentlichte der Freiburger Professor für Nosologie und Therapie, gleichzeitig Leiter der Medizinischen Klinik, Karl Heinrich Baumgärtner (1798-1886), die erste Auflage seiner „Krankenphysiognomik", die bereits drei Jahre später in einer zweiten Auflage erschien. In der Einleitung definierte Baumgärtner, was er selbst unter dem Begriff Krankenphysiognomik verstand: ,,Der Gegenstand dieser Untersuchung ist die Kunst, aus der äusseren Körperbeschaffenheit, namentlich der des Antlitzes, die inneren krankhaften Zustände zu erkennen". Diese Arbeit stellt innerhalb des vielfältigen literarischen Schaffens Baumgärtners, das sich insgesamt über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren erstreckt, sein bei weitem aufwendigstes und bis heute meistbeachtetes Werk dar.
Der Beitrag will zeigen, dass ein strebsamer Mensch aus sog. kleinen Verhältnissen auch ohne Hochschulausbildung Großes leisten kann. Der gebürtige Carl Peter Pflästerer stieg so allmählich in seiner Wahlheimat Karlsruhe bis an die Spitze der Stadtplanung auf und diente sieben Oberbürgermeistern und unter drei verschiednen Regierungssystemen. Im Dritten Reich beauftragten ihn die 'Machthaber’, Karlsruhe als Gauhauptstadt mit repräsentativen Aufmarschstrassen und Monumentalbauten nach dem Vorbild eines Albert Speer in Berlin auszubauen. Dies brachte ihm das Aushängeschild eines Nazi-Architekten ein, obwohl seine Pläne nur auf dem Papier ihren Niederschlag fanden. Der Beitrag will daher auch die andere Seite seines Wirkens zeigen, auch Privates und dass er als Baumeister trotz seiner Brüche in einer Umbruchzeit das Bild der Stadt Karlsruhe maßgeblich mitgeprägt hat.
,,Der badische Silcher", so wurde der Komponist des bekannten Volksliedes „0 Schwarzwald o Heimat", der in Gengenbach am 29. April 1837 geboren wurde, schon zu Lebzeiten genannt. Das alte alemannische Geschlecht der Isenmanns wurde schon 1588 in den Kirchenbücher von Gengenbach urkundlich erwähnt. Sie haben sich in der ganzen Ortenau niedergelassen. Die Urgroßeltern des Komponisten waren Bürger in Nordrach, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben. Christoph Isenmann, der in Zell geboren wurde, kaufte sich mit seiner Frau Verena geb. Herrmann aus Nordrach einen Hof um 1753, der lange als Isenmannhof bekannt war. Der Großvater Josef, der 1768 in Nordrach geboren wurde, erlernte das Bäckerhandwerk. Er zog nach Gengenbach und gründete mit seiner Frau Karotine geb. Vetter, eine Bäckerei. Er ist bei der Geburt seiner Kinder als Klosterbeck im Taufregister eingetragen. Von seinen neun Kindern sollte Sohn Josef Bäcker lernen und das Geschäft weiterführen. Er war der Vater des Komponisten Carl Isenmann. Verheiratet war er mit Magdalena Kopp aus Friesenheim.
Die ersten fotografischen Dorfansichten von Tennenbronn – ab 1. Mai 2006 Ortsteil von Schramberg – stammen aus der Zeit um 1890. Erkundigt man sich bei den nicht mehr ganz jungen Einwohnern Tennenbronns nach dem Fotografen dieser Bilder wird meist recht spontan mit »Heinrich Martin – der Vater der bekannten, im Oktober 1999 verstorbenen Heimatforscherin, Mundartdichterin, Buchautorin und Tennenbronner Ehrenbürgerin Esther Haas« geantwortet. Schaut man den so Antwortenden dann etwas verunsichert und ungläubig an, wird in aller Regel schnell nachgebessert: »Ja, da war doch noch der Bäslecarl; ich glaube, der hat schon vor Heinrich Martin in Tennenbronn fotografiert.«
Ein Freund der Baukunst und des Städtebaus wird Karlsruhe unweigerlich mit dem Namen Friedrich Weinbrenner verbinden, und als Erstes wird ihm dabei der Marktplatz vor Augen kommen, Rathaus, Kirche und Gebäude mit lang gestreckten Fassaden, denn hier sind Städtebau und Architektur, Barock und Klassizismus eine geglückte Verbindung eingegangen. Doch selbst ein Kenner wird kaum ahnen, dass er nicht die ursprüngliche Idee Weinbrenners im Ganzen, sondern eine geänderte Fassung verwirklicht sieht. Historische Pläne und Schriftstücke belegen nämlich, dass hier, wie auch in anderen gewichtigen Fällen,
der Regent Carl Friedrich persönlich Einfluss genommen, dass er einigen bedeutenden Planungen Weinbrenners nicht zugestimmt hat. Die Gründe dafür werden meist nicht offen genannt, vermutlich ist er damit Wünschen oder Bedenken von Bürgern entgegengekommen.
Klaus-Jürgen Matz (1999) und Rainer Brüning (2010) haben Arbeiten zur Biografie des badischen
Reformers und Innenministers C. F. Nebenius publiziert. Matz in einer komprimierten
Fassung in der »Neuen Deutschen Biografie« und Brüning in einer ausführlichen Form in
»Lebensbildern«. Anlässlich der 200-Jahrfeier der Badischen Verfassung, deren »maßgeblicher
Entwurf« von Nebenius stammt, ist es angemessen, auf beide Arbeiten hinzuweisen und, von
ihnen ausgehend, einige Charakterisierungen der »Staatsarbeit« von Nebenius in den Mittelpunkt
zu stellen.
Carl Friderich Herbort
(2014)
In den Archiven der Städte und Gemeinden unseres Landes zählen die Inventarbücher
zu den interessantesten und aufschlussreichsten Zeugnissen der Vergangenheit, und für
die kulturgeschichtliche Forschung sind sie als authentische Quelle von großer Bedeutung. Grund genug also, anhand umfangreicher Unterlagen – Inventarverzeichnis, Tagebuch, Ladeninventar, Schriftverkehr, Warenlager – zu untersuchen, mit welchen Waren
der Bietigheimer Kaufmann Herbort die Bevölkerung einer Landstadt und deren Umgebung im Herzogtum Württemberg gegen Ende des 18. Jahrhunderts versorgt hat.
Um das Ganze in den geschichtlichen Zusammenhang um 1780 einzuordnen, sind
einige Hinweise hilfreich: In Preußen regierte Friedrich II. der Große, Carl Eugen war
Herzog von Württemberg, Goethe stand seit 1776 im Staatsdienst in Weimar, Schiller
war nach den ersten bestandenen medizinischen Examina aus dem Militärdienst entlassen worden und arbeitete an den »Räubern« und Mozart war Hoforganist des Erzbischofs in Salzburg. Könige, Fürsten und Bischöfe als Feudalherren hielten große
Höfe und bestimmten das gesellschaftliche Leben, zu dem auch eine mit erlesenen,
teils exotischen Lebensmitteln und Gerichten reich gedeckte Tafel gehörte.
Caritas und Wissenschaft
(2009)
Zusammen mit bedeutenden Vertretern des caritativen und sozialen Katholizismus gründete Lorenz Werthmann (1858-1921) im Jahr 1897 den Charitasverband für das Katholische Deutschland, um in Reaktion auf die gesellschaftlichen Herausforderungen und Veränderungen durch Industrialisierung und soziale Frage die vielfältigen Initiativen katholischer Liebestätigkeit zu bündeln und mit Durchsetzungskraft zu versehen. Ziel war es, deren Vereinzelung und fehlender Koordination, Zufälligkeit und mangelnder Systematik zu begegnen und durch Zusammenfassung, Vernetzung und Organisation eine Stärkung und Profilierung des caritativen Katholizismus gegenüber der sonstigen privaten wie der sich herausbildenden staatlichen Wohlfahrtspflege zu erreichen. Dies geschah nicht nur aus äußerer politischer und kirchenpolitischer Begründung oder aus Motiven konfessionellen Wettbewerbs, wiewohl Werthmann den Vorsprung des Protestantismus, und dies auch in wissen- schaftlicher Hinsicht, deutlich benennt und anerkennte. Dieser hatte mit Gründung der Inneren Mission seinen diakonischen Aktivitäten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts organisatorische Form gegeben.
Cantiones sacrae
(2007)
Im Jahr 2007 feierte die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität ihr 550-jähriges Jubiläum. Jubiläen bieten die Möglichkeit, den Ursprüngen des gefeierten Objekts — sei es dem Gründungsanlass und der Idee einer Institution oder den Verdiensten wichtiger Persönlichkeiten — nachzuforschen und den Erkenntnisgewinn heutigen Zeitgenossen zu übermitteln. Bei der geschichtlichen Würdigung einer der ältesten deutschen Universitäten (1457) kommen neben Gründern und Förderern Persönlichkeiten aus der Anfangszeit besonders in den Fokus wie z.B. Rektor und Professoren, aber auch das Leben der Studenten in Vorlesungen und Studentenhäusern (Bursen). Koryphäen, die im Verlauf der Geschichte den Ruhm der Universität in die Welt hinaustrugen, sei es auf dem Gebiet der Geistes- oder Naturwissenschaften, werden gewürdigt. Es werden Glanz- und Elendzeiten dargestellt und die Beziehungen der Universität zu den jeweils verantwortlichen Politikern, zu Stadt und Land sowie zu den Kirchen und zur Bevölkerung beleuchtet. Eine Berufssparte, die aus der Studienzeit an der Freiburger Universität im ersten Jahrhundert nach ihrer Gründung (16. Jahrhundert) großen Gewinn zog und später der Universität Ehre machte, war ein halbes Dutzend überregional bekannt gewordener Komponisten. Da ihnen an ihren Geburtstagen sicherlich nicht auch nur annährend so viel Aufmerksamkeit gewährt wird wie großen Komponisten an deren Gedenktagen — man denke beispielsweise im Jahr 2007 an Dietrich Buxtehude (1637- 1707) oder im Jahr 2006 an das Genie Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) —, soll hier an einst in Freiburg lebende Komponisten aus der zweiten Reihe insgesamt erinnert werden, die im sechzehnten Jahrhundert an dieser Freiburger Universität studiert haben. Dazu will diese
Zusammenstellung einen Beitrag leisten.