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Die Brücke. – 8 (1993)
(1993)
In der vorliegenden Arbeit wird der Versuch unternommen, an Hand von umfangreichem Präparatematerial einige Fragen zur Biogeographie, Taxonomie, Phylogenie und Ökologie der Plectiden zu klären. Die Gattung Plectus sensu lato, wie sie hier verstanden wird, umfaßt die Gattungen Plectus, Ceratoplectus und Chiloplectus sensu ANDRASSY 1984 sowie die Familie Wilsonematidae sensu GANGULY & KHAN, 1986. Letztere wird in dieser Arbeit aus Platzgründen nicht detailliert abgehandelt, so daß der Schwerpunkt der Arbeit auf den Gattungen Plectus, Ceratoplectus und Chiloplectus sensu ANDRASSY liegt. Hierzu wurden Tiere aus Neuaufsammlungen aus aller Welt sowie aus Sammlungen verschiedener Museen und Institute untersucht, die aus mehr als 70 Ländern bzw. größeren Inseln stammten. Die Arten der Gattung Plectus sensu lato (ohne Wilsonematidae sensu GANGULY & KHAN) sind weltweit anzutreffen. Es zeigt sich jedoch, daß sie in den Tropen nur spärlich vertreten sind, ihre Artenzahl in Richtung der gemäßigten und nördlichen Breiten zunimmt, wo sie in der Regel auch in höheren Individuendichten auftreten. Marine Arten sind unbekannt, es werden nur Land und Süßwasserbiotope besiedelt (abgesehen von einem einzigen Individuum, das im Brackwasserboden gefunden wurde). Bei terrestrischen Habitaten werden "natürliche Biotope" wie Wälder gegenüber Kulturboden wie Wiesen und Feldern bevorzugt. Es werden im folgenden Perioplectus labiosus (Sanwal, 1968) sowie 56 Arten der Gattung Plectus sensu lato beschrieben. Von diesen 56 Arten sind 15 neu. Mit einer einzigen Ausnahme ( Plectus (Ceratoplectus) lenis (ANDRASSY, 1985)) lagen mir von allen anderen Arten Präparate vor, so daß diese alle nach einheitlichem Standard dokumentiert und beschrieben werden konnten, was auch eine Vergleichbarkeit der Arten ermöglicht. Bei jeder Art wird zudem die Anzahl der untersuchten Tiere, die Anzahl der Fundorte sowie, falls verfügbar, auch weitere Information zu den Fundorten angegeben, bei größerer Anzahl von Fundorten in Form von Tabellen. Die Arten können mit Hilfe eines Schlüssels voneinander getrennt werden. Dieser Schlüssel ist den Artbeschreibungen vorangestellt. Um Mißverständnisse auszuräumen, werden einige wichtige, auch bei der Bestimmmung relevante Merkmale, in einem besonderen Abschnitt definiert. Eine Untersuchung der Verwandtschaftsverhältnisse ergibt, daß ein Großteil der bisherigen Gattungen und Familien nicht aufrecht erhalten werden kann, da ihre Definition jeder phylogenetischen Grundlage entbehrt. Auf Grund der natürlichen Verwandtschaftsverhältnisse ergibt sich folgendes: Die Plectoidea enthalten zwei Familien, einerseits die Anaplectidae n. fam. mit den beiden Gattungen Perioplectus Sanwal in GERLACH & RIEMANN, 1973 und Anaplectus DE CONINCK & SCHUURMANS-STEKHOVEN, 1933, andererseits die Plectidae ÖRLEY, 1880 mit den beiden Gattungen Chiloplectus ANDRASSY, 1984 und Plectus BASTIAN, 1865. Innerhalb der Gattung Plectus lassen sich verschiedene Artengruppen unterscheiden, eine davon umfaßt die bisherige Gattung Ceratoplectus ein schließlich der Wilsonematidae. Für diese läßt sich somit der Gattungs- bzw. der Familienrang nicht aufrechterhalten, sondern sie müssen in die Gattung Plectus eingegliedert werden. Dies wird ausführlich an Hand der Verteilung holapomorpher Merkmale auf die Gruppen begründet und die daraus folgen den nomenklatorisch notwendigen Änderungen werden dargestellt.
Das Symposium "Artbegriff versus Evolutionstheorie” ist die erste Veranstaltung des AKEF (Arbeitkreis Evolutionsforschung). Der AKEF wurde am 16.7.1990 im Hessischen Landesmuseum Darmstadt gegründet. Der Arbeitskreis versteht sich interdisziplinär und interinstitutionell, vor allem aber informell. Seine Arbeit baut unter anderem auf Ergebnissen des Arbeitskreises Konstruktionsmorphologie am Geologisch-Paläontologischen Institut der Universität Tübingen und der Frankfurter Arbeitsgruppe Kritische Evolutionstheorie auf. Ziele des AKEF liegen zum einen im Aufzeigen von und in
der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Problemen, die sich im Umgang mit bestehenden Evolutionstheorien ergeben, zum anderen in der Erarbeitung von Rekonstruktionsmöglichkeiten biologischer Abläufe auf der Grundlage konstruktionsmorphologischer Arbeitsmethoden. Im Laufe vieler Diskussionsrunden kristallisierte sich der Wunsch heraus, konkrete Themen im Rahmen von eintägigen Symposien aufzugreifen, bei denen weniger der Vortrag als mehr die Diskussion im Vordergrund stehen sollte. Die erste Veranstaltung konnte nur stattfinden, weil uns die Räumlichkeiten des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) zur Verfügung gestellt wurden. Auch die Publikation des vorliegenden Carolinea-Beiheftes wäre ohne die Finanzierung durch das SMNK nicht möglich gewesen. Hierfür möchten wir dem Direktor des Museums, Prof. Dr. Siegfried Rietschel, herzlich danken. Der Titel des Symposiums ’’Artbegriff versus Evolutionstheorie” impliziert Widersprüchliches zu einem Thema, das insbesondere in den Biowissenschaften als weitgehend geklärt gilt: der Biospeziesbegriff als Grundlage der Evolutionsforschung. Daß dem nicht so ist, zeigen die oft heftigen Kontroversen um den Artbegriff in den verschiedenen biologisch-paläontologischen Disziplinen. Deshalb haben wir uns dazu
entschlossen, den Umgang mit dem Biospezieskonzept unter praktischen und theoretischen Aspekten zu diskutieren und die Auseinandersetzung um den Artbegriff, welche auf dem Symposium ausgetragen wurde, in all ihren Widersprüchen zu dokumentieren. Das vorliegende Beiheft spiegelt Positionen wider, die sich im Laufe des Symposiums herauskristallisierten. Daher wählten wir bewußt eine offene Form der Darstellung der Inhalte, mit dem Ziel, die oft grundsätzlichen Widersprüche, aber auch die Übereinstimmungen in den Argumentationsgebäuden der verschiedenen Autoren zu vermitteln.
Carolinea. – 51 (1993)
(1993)
Per-sifflʹ-âge
(1993)
Per-sifflʹ-âge
(1993)
Die Ortenau. - 73 (1993)
(1993)