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Die Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar
(2003)
In der Sonderdruck-Reihe des Heimatvereins Kraichgau ist 1990 als Band 6 das vom Autor dieser Zeilen erarbeitete Inventar der Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar erschienen. Es
erschließt den schon früher - zu unbekannter Zeit - selektierten Urkundenbestand. Inzwischen sind im Zuge der von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten und von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg betreuten Erschließung der Guttenberger Akten und Amtsbücher (1999-2001) weitere Pergamenturkunden aufgetaucht, deren Inhalt im folgenden mittels Regesten zugänglich gemacht wird. Frau Dr. Elke Strang, nunmehr Landesarchiv Schleswig-Holstein,
und Herrn Dr. Karl Murk, nunmehr Hessisches Staatsarchiv Marburg, von denen die Neuverzeichnung im einzelnen besorgt wurde, sei für ihre freundlichen Hinweise auf die beiläufig entdeckten Urkunden sehr herzlich gedankt.
Der Kraichgau war wie die linksrheinische Pfalz bis zum 30-jährigen Kriege fast ganz täuferfrei geworden. Die Verfolgung hatte in den Ländern des Kurfürsten und des Speyerer Bischofs nach 1529 mit Hinrichtungen begonnen und war mit Austreibungen weitergeführt worden. Ein Großteil der damaligen Kraichgauer Täufer folgte den hutterischen Missionaren und wanderte nach Mähren und in die Slowakei aus. Der dreißigjährige Krieg hatte den Kraichgau fast entvölkert und dabei auch die vielen kleinen Herrschaften nicht verschont. Nur etwa 20-30% der ursprünglichen Bevölkerung hatten überlebt.
Am 25. Februar 1803 verabschiedete ein Ausschuß des Reichstags zu Regensburg, eine sogenannte Reichsdeputation, einen Beschluß, der die Auflagen von vorangegangenen internationalen Friedensverträgen in Reichsrecht umsetzen sollte. Die Folge war eine völlige Umgestaltung des Alten Reiches. Obwohl auch weltliche Reichsstände betroffen waren, nämlich die rechtsrheinische Kurpfalz und die allermeisten Reichsstädte, ist mit dem Reichsdeputationshauptschluß in der historischen
Erinnerung vor allem der Begriff der Säkularisation verbunden. In der Tat stellte die große Säkularisation von 1802/03 für den Süden Deutschlands gewiß das einschneidendste und folgenreichste Ereignis des allgemeinen Umbruchs jener Jahre dar. Man könnte sogar sagen, sie habe das, was am Alten Reich nach den Erschütterungen der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges noch mittelalterlich geblieben war, endgültig und noch dazu radikal beseitigt. Obwohl sie beileibe kein Einzelfall in der europäischen Geschichte war, blieb es ihr vorbehalten, als die Säkularisation schlechthin ins öffentliche Bewußtsein einzugehen. Dabei ist das Urteil über sie je nach weltanschaulicher Orientierung oder konfessioneller Gebundenheit durchaus gespalten; denn der Horizont an historischen Erklärungsmöglichkeiten der jetzt Lebenden reicht noch in jene Zeit zurück. Um die gravierenden Wirkungen verstehen und besser in den Gesamtzusammenhang einordnen zu
können, fragt man am besten nach den Ursachen der Verläufe, die zur Säkularisation geführt haben, wobei aber auch die individuelle Verantwortung der damals politisch Handelnden nicht ausgeblendet werden sollte.
Die badische Markgrafschaft war einer der großen Gewinner, begünstigt von der politischen Konstellation vor 200 Jahren, der mit der Ausbeute aus Säkularisation und Mediatisierung in der Folge der Französischen Revolution zu einem 900 000 Einwohner zählenden Territorium (also verfünffacht) von 14 000 qkm (bislang knapp 4000) anwuchs und sich als Kurfürstentum feiern lassen durfte, ab 1806 gar als Großherzogtum anerkannt wurde. Die mit der „großen Revolution" und mit dem „Phänomen Napoleon" verbundenen Auseinandersetzungen führten in ganz Europa zu dramatischen Umwälzungen, Einschnitten, Neuordnungen - alles in der Regie Frankreichs und auf Kosten des „Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation", dessen Oberhaupt letztlich, auf ein Ultimatum Napoleons, des neuen Kaisers, hin, am 6. August 1806 die römisch-deutsche Kaiserwürde niederlegte und damit das Ende des ,,Reichs" dokumentierte.
Die Säkularisation der Klöster und Bischofsresidenzen brachte den badischen Staat in den Besitz nicht nur der Gebäude und Ländereien, sondern auch des gesamten beweglichen Ausstattungsguts, von Möbeln und Hausrat bis zu den Kirchenschätzen. Aus den Konventsgebäuden, die ihre Nutzung verloren, wurde das Mobiliar ausgeräumt und verwertet. Gleiches galt für die Klosterkirchen, soweit sie nicht als Gemeindepfarrkirchen eine neue Funktion erhielten. Vor Ort verblieb nur dasjenige, was für den Gottesdienst und, sofern es eine solche gab, für die Wallfahrt benötigt wurde.
Seit der Teilung des eingezogenen Kirchengutes im Jahre 1705 wurden die katholischen wie die protestantischen Zuständigkeiten der Region gemeinsam in der Schaffnei Lobenfeld verwaltet. Doch gab es innerhalb der Klostermauern inzwischen auch selbständige Hofbauern. Namen der Schaffner kehren wieder, für diese Zeit vor allem Anz und Mieg.
1746/48 wurde bei der Administration eine Bewerbung Pirckel verhandelt, die aber nicht zustande kam. So zog in Lobenfeld 1748 als qualifiziert befundener neuer Schaffner der 57jährige Collector Johannes Heiliger aus Germersheim auf – mit seiner Frau Susanna Maria geb. Bernhardi und fünf Kindern, Franz Lorenz (*1739), Susanna Elisabeth (*1740), Juliane Philippine (*1742), Johann Heinrich (*1745) und Amelia Catharina (*1747). Für die früher gelegentlich geäußerte Vermutung, das sechste Kind, der dritte Sohn Christoph Daniel (*1749), wäre noch in Germersheim geboren, gibt es im Germersheimer
Kirchenbuch keinen Anhaltspunkt. Allerdings hat sich bisher auch kein anderer Eintrag gefunden. Die Taufeinträge für die übrigen Kinder erweisen immerhin den starken familiären und sozialen Zusammenhalt der kurpfälzischen Beamtenfamilien. Als Paten wurden vermerkt: Administrationsrat Franz Lorenz Jacobi, der Schaffner zu Nieder-Ingelheim Johann Heinrich Jakobi, wenige Jahre später Inspektor in Germersheim, Renovator Philipp Heinrich Hermanny in Heidelberg,
Inspektor Johann Georg Philippi in Weinheim, ihre Ehefrauen, manchmal auch ihre Töchter. Dem neuen Schaffnerehepaar wurde in Lobenfeld einzig die Tochter Friederike Amalie (1754) geboren.
Die Lanz-Kapelle und das alte Heinrich-Lanz-Krankenhaus im Stadtteil Lindenhof lagen ursprünglich an der Ecke Meerfeldstraße/Landteilstraße und wurden 1906/07 in historisierendem Stil nach den Plänen des Architekten August Ludwig erbaut. In der nördlichen Hälfte des großen Lanz-Parks wurde am 1. Februar 1906 der Grundstein für das Krankenhaus und die Kapelle gelegt, die feierliche Einweihung unter dem Protektorat der Großherzogin Luise von Baden erfolgte bereits am 17. November 1907.
Es dürfte wenig Schulen in Deutschland geben, die so gut erforscht sind wie die Reichsschule für Volksdeutsche, die von 1940 bis 1944 in der Illenau bei Achern eingerichtet war. Die dortige Heil- und Pflegeanstalt war im Zuge der Euthanasieaktionen geräumt worden. In den Jahren 1990/91 sind an der Universität Innsbruck gleich zwei Magisterarbeiten über die Schule in Achern entstanden. Beide Arbeiten beruhen nicht auf Archivstudien, sondern auf Interviews mit Schülerinnen, Lehrerinnen und Unterrichtsleiterinnen. Nachdem die Autorinnen Wieser und Mayr festgestellt hatten, dass sie am gleichen Thema arbeiten, einigten sie sich darauf, die Interviews mit den Schülerinnen in Südtirol regional aufzuteilen. Die Interviews mit Lehrerinnen und Direktorinnen in Deutschland führten sie gemeinsam, so dass die Ergebnisse der beiden Arbeiten nicht stark voneinander abweichen.
Im Jahre 2000 gab die Gemeinde Reichartshausen anlässlich ihrer 900-Jahr-Feier ein Heimatbuch heraus, in dem auch die kath. Pfarrkirche St. Cäcilia und ihre Glocken beschrieben waren. Die Inschrift einer der Glocken sollte lauten: ,,Jakob
Weiskapp Schultheis und der Ehefrau Catharina als Guthalter dieser Glocke last mich gießen durch A. F. Speck zu Heidelberg A. 1783". Danach kam in Rauenberg die Frage auf, ob denn diese Glocke nicht etwas mit der einst hier ansässigen Familie gleichen Namens zu tun habe. Und weiter: Gab es zu dieser Zeit einen Schultheiß Jakob Weisskapp in Rauenberg und auf welchem Wege konnte eine von ihm und seiner Ehefrau gestiftete Glocke nach Reichartshausen gelangen?
Die Papierer in Gengenbach
(2003)
Am 23. August 2001 verstarb Johanna Schimpf im Alter von 102 Jahren in Gengenbach. Sie war die jüngste Tochter von Joseph Schimpf (1858-1929), einem der beiden Teilhaber, denen das Papierwerk „Müller & Schimpf' in Gengenbach bis 1909 gehört hatte. Im Nachlass von Johanna Schimpf fanden sich Unterlagen, Aufzeichnungen, Briefwechsel, Artikel, welche die Papierherstellung am traditionsreichen Ort und das Unternehmen noch einmal aus einer anderen Perspektive beleuchten und dem Bekannten (siehe Literatur) einige interessante Details hinzufügen, die das Gesamtbild abrunden.
Die Ortenau. - 83 (2003)
(2003)
Die Neckar-Enz-Stellung
(2003)
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entfaltete sich an den ostwärtigen Ufern von
Neckar und Enz, zwischen Eberbach und Besigheim und von dort weiter bis Hochdorf südlich von Enzweihingen, unter großem Einsatz von Menschen, Maschinen,
Material und Fahrzeugen sowie unter strenger Geheimhaltung eine rege Bautätigkeit.
Große Erdmassen wurden bewegt, Mengen von Beton und Stahl verarbeitet und über
viele Kilometer Fernsprechkabel verlegt.
In den Walldorf betreffenden Urkunden des 15. Jh. taucht mehrmals der Flurname „Lehen" bzw. ,,Auf dem Lehen" auf. Die erste Nennung konnte bisher für das Jahr 1456 gefunden werden, als Eberhard II. v. Sickingen einen Altar in der Pfarrkirche
zu Walldorf stiftet und mit Einnahmen von bestimmten Grundstücken ausstattet; darunter sind auch solche im Gewann „Lehen".
Unmittelbar zu Beginn der Weimarer Republik wurde mit dem Bau der Lohfeldsiedlung (1919/20) in der Karlsruher Oststadt
ein ehrgeiziges Projekt in die Tat umgesetzt. Ziel der städtischen Baumaßnahme war es, Wohnraum für einkommensschwache und kinderreiche Familien zu schaffen. In diesen Zeiten des wirtschaftlichen Notstandes war ein
pragmatisches Konzept vonnöten. Daher wurden gleichförmige Grundrisstypen von zweigeschossigen Minimalwohnungen zu Häusergruppen seriell aneinander gereiht. Insgesamt entstanden fünfzehn Häusergruppen. Mittel für Bauornamentik standen nicht zur Verfügung, also konzentrierten sich die planenden Architekten Pfeifer & Grossmann auf ein sachlich-modernes Erscheinungsbild und eine klar strukturierte städtebauliche Disposition. Die Hauskanten der im Massivbau
erstellten Gebäude wurden entlang der Lohfeldstraße von Häusergruppe zu Häusergruppe zunehmend zurückgestuft, so dass sich das umbaute Volumen zur Mitte der Straße hin sukzessive weitet, und an den Einfahrten der Lohfeldstraße jeweils eine torähnliche Situation entsteht.
Die Liebe siegt in Offenburg
(2003)
Im Jahr 1895 wurde Friedrich Walter Traube in Köln geboren. [1] Er ging in
Offenbµrg zur Schule und „trat ins Bankfach ein", wie er in einem Lebenslauf später schrieb. Doch zunächst kam der Krieg, und Fritz Traube wurde
Soldat. Von August 1914 bis Oktober 1919 sei er Infanterist gewesen, dabei dreimal verwundet und mit einigen Orden dekoriert worden. Nach Entlassung aus der englischen Kriegsgefangenschaft war er ab 1919 wieder in
Offenburg in einer Bank tätig. 1926 trat er in die NSDAP ein, doch im Mai
1929 trat er vorübergehend aus. Erst im Juli 1930 trat er wieder ein,[2] und
1931 auch in die SS. Im erwähnten Lebenslauf [3] schrieb er 1940, er sei deren „Begründer im Kreis Offenburg".
Die Laßberg-Bibliothek
(2003)
Fast einhundertfünfzig Jahre lang gehörte die gesamte Bibliothek des Freiherrn Joseph von Laßberg. rund 10.000 Bände, zur Donaueschinger Hofbibliothek. Bei der Versteigerung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek waren als öffentliche Interessenten an den Beständen der ehemaligen Laßberg-Bibliothek vor allem das Land Baden-Württemberg und der Kanton Thurgau als Käufer aufgetreten. Teile des Erworbenen wurden in zwei getrennten Ausstellungen präsentiert und haben diesen bedeutenden Mann, seine Bibliothek, seine Forschungen und Freundschaften einem breiteren Publikum bekannt gemacht.
Die Lampe des Nachtarbeiters
(2003)
Über die Anfänge der Stadt Karlsruhe ist eine erstaunlich frühe Geschichtserzählung auf uns gekommen. Sie ist nicht wie die Akten der Behörden Teil der Ereignisse selbst und erst einmal nur für die Zeitgenossen bestimmt, sondern versteht sich von vornherein als historiographisches Werk mit der Zielsetzung, das Geschehen um den Ursprung der Stadt und in ihren ersten
Jahren mit literarischem Anspruch und in würdiger Form der Nachwelt zu überliefern. Diese erste Stadtgeschichte ist 1728 in dem 13 Jahre jungen „Caroli-Hesycheum" auf Lateinisch gedruckt worden. Sie ist bisher niemals auf Deutsch erschienen und deshalb nur von wenigen benutzt und kaum so gewürdigt worden, wie sie es verdient - bei aller Umständlichkeit ihrer Gedankenführung und trotz der Begrenztheit ihres Quellenwertes.
Bei einem Spaziergang durch die Freiburger Altstadt stößt man in der Konviktstraße auf eine verhältnismäßig junge Kunsthandlung in stilvollem Gewand. Hier eröffnete Gottfried Pütz, dessen Stammhaus in Müllheim im Markgräfler Land schon über ein Jahrzehnt besteht, im Sommer 2001 eine kleine, aber ausgesprochen exquisite Galerie, in welcher er sich mit
wechselnden Ausstellungen sowohl der zeitgenössischen Kunst als auch in besonderem Maße dem graphischen Werk Hans Thomas zuwendet. Sein Einstieg in den Kunsthandel, so erzählt Gottfried Pütz, begann mit ersten Versuchen ab 1990 und neben dem vorher betriebenen kaufmännischen Broterwerb. Erfahrungen mussten gesammelt werden, bevor man ausschließlich vom Kunstgeschäft leben konnte.
Am 6. November 1900 trat im Kornhaus der Stadt Freiburg ein neu gebildetes, heute noch bestehendes Organ der Erzdiözese Freiburg, die Katholische Kirchensteuervertretung, zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Die Bildung einer solchen „Vertretung der Kirchengenossen“ war durch das „Gesetz, die Besteuerung für allgemeine kirchliche Bedürfnisse betreffend“ vom 18. Juni 1892 , das durch Landesherrliche Verordnung vom 11. Dezember 1899 für die katholische Kirche im Großherzogtum Baden in Vollzug gesetzt worden war, vorgeschrieben worden. Aufgabe, Tagungsort und Zusammensetzung dieser „steuerbewilligenden Versammlung“ für die Erzdiözese Freiburg wurden durch Erzbischöfliche Verordnung vom 27. Dezember 1899 geregelt. Die Einberufung geschah gemäß § 31 der Erzbischöflichen Verordnung von 1899 durch Erzbischof Thomas Nörber, der hierzu des Einverständnisses der Großherzoglichen Regierung bedurfte. Die Eröffnung der Tagung, der ein Gottesdienst im Freiburger Münster voranging, erfolgte gem.§ 33 Abs. 2 der Verordnung durch Weihbischof Friedrich Justus Knecht als Erzbischöflichem Beauftragten.
Die Chance zu erhalten, Kirchenportale für ein
Münster zu gestalten, zumal mit so herrlichen,
klaren, romanischen Gewänden wie in Villingen,
dürfte zum Höchsten zählen, was im Bildhauerleben zu erwarten ist. Gleichzusetzen mit einem
„Reiterstandbild“ oder einer Brunnengestaltung
mit dem Hauptthema „Akt“. Dies zu erkennen,
und die ganze Kraft und Konzentration dorthin zu
legen, war mir von Anfang an klar und bewusst.
Dies wussten aber auch jene – so wie Carlo Schmid,
mein langjähriger enger Freund es formulierte die,
die mir „Übelwollen“, genau. Es begann ein Kampf
„Sein oder Nichtsein“ gleich nach der festen Zusage
jener Spende des Villinger Bürgers, der als erster
erkannte, welch große Möglichkeit sich mit diesem
Renovationsbeginn 1976/77 auftat. Jene Geister
scheuten auch nicht zurück, mehrmals persönlich
dort beim Spender Wilhelm Binder gegen den
Bildhauer zu intervenieren.
Die Hofkreuze von Hofstetten
(2003)
Die Hofkreuze in Hofstetten sind Hochkreuze und tragen alle einen Christus-Korpus. Geht man der Geschichte und den Inschriften der Kreuze nach, entdeckt man, dass viele Leute, meistens Bauern, Hofkreuze aus Dankbarkeit, zur Erinnerung an Menschen, als Mahnmal, als Gotteslob, zum Schutz vor Seuchen und Blitzeinschlägen oder in Verbindung mit einem
Gelübde errichtet worden sind. Heute werden keine Hofkreuze mehr gebaut, weil viele Menschen nicht mehr so religiös eingestellt wie früher sind. Allerdings entdeckt man am Straßenrand oft Kreuze, die an einen Unfall erinnern und die Vorbeifahrenden mahnen sollen.
Die Herrenkramersche-Krippe
(2003)
Rottweil ist eine Stadt mit Krippentradition. Unter
ihren Kirchenkrippen fällt in der Kapellenkirche
die Altarkrippe des Asam-Schülers Joseph Firtmair
mit ein Meter hohen Brettfiguren von etwa 1730
ins Auge. Noch vor 100 Jahren gab es auch in
jedem alten Rottweiler Stadtviertel zwei oder drei
Krippen in Bürgerhäusern, die in der Weihnachtszeit zum Besuch einluden. Die wichtigste und
„volkskundlich interessanteste“ unter ihnen ist
sicher die „Herrenkramersche Krippe“.
Die Guggenmühle
(2003)
Bevor die Erfindung der Dampfmaschine die Industrie unabhängig von Wasserkraft machte, befanden sich 'Industriegebiete' nicht wie heute an der Peripherie der Städte, sondern entlang der Wasserläufe, die die benötigte Energie lieferten. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Entwicklung zur Großindustrie führte zu einem verzweifelten, über 100 Jahre dauernden Überlebenskampf der kleinen Wassermühlen, die eine nach der anderen auf der Strecke blieben, verschwanden, oder bestenfalls als rustikale Zweitwohnung oder als Gourmettempel mit langsam drehendem Wasserrad, da kein Getriebe
mehr antreibt, die Romantik der alten Mühlen, mit ihren zahlreichen Sagen, Märchen und Liedern als Vehikel der Werbung wieder aufleben lassen sollten.
Die Gartenstadt
(2003)
Im Rahmen des Begleitprogramms zur Landesausstellung „Mythos Jahrhundertwende" des Landesmuseums für Technik und
Arbeit in Mannheim im Millenniumsjahr 2000 hielt Herr Walter Pahl zu dem Themenschwerpunkt „Wohnen und Wohnideen" den Vortrag ,,Die Gartenstadt". Bei dem hier wiedergegebenen Text handelt es sich um eine überarbeitete Fassung des als Aufsatz in Heft 36/2000 der Reihe LTA-Forschung des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim in gekürzter Form wiedergegebenen Vortragsmanuskripts. Walter Pahl, Betriebswirt (VWA), auch langjähriges Mitglied des Stiftungsrates des LTA, war von 194 7 bis 1988 geschäftsführender Direktor und bis 2000 Vorstandsvorsitzender der Gartenstadt- Genossenschaft Mannheim eG. sowie von 1968 bis 1991 Vorstandsmitglied GdW Bundesverband.
Für einen Platz von der siedlungsgeschichtlichen Lage Rauenbergs ist 700 Jahre zweifellos kein Alter, so dass es einer ungünstigen Konstellation zuzuschreiben sein dürfte, dass der Ort nicht schon geraume Zeit vor 1303 Erwähnung in einer
Urkunde gefunden hat. Silberbergbau und Verhüttungstechnik konnten nämlich schon für die Mitte des 10. Jahrhunderts in der Ortslage von Wedersweiler/Rauenberg festgestellt werden, und die Rechte daran müssten in dieser Frühzeit dem Königtum zugestanden haben. Hinwegtrösten über diesen misslichen Umstand kann allerdings die Art, um nicht zu sagen der Rang der ersten urkundlichen Erwähnung; denn diese fällt nach Form und Bedeutung durchaus aus dem Rahmen des
Üblichen.
Die Brücke. – 18 (2003)
(2003)
Der Kraichgau läßt sich bereits im ausgehenden Hochmittelalter als eine ländliche Kulturlandschaft mit sehr guten Siedlungslagen, fruchtbaren Lößböden und einer ausreichenden Wasserversorgung charakterisieren. Daneben hat diese Landschaft schon früh eine nachhaltige Ausprägung als Verkehrsdurchgangslandschaft erfahren, die eine nachhaltige
Besiedelung, Siedlungsdurchdringung und wirtschaftliche Erschließung des Kraichgauer Hügellandes erlaubten. Ein ab dem 11. Jahrhundert eintretendes anhaltendes Bevölkerungswachstum, mutmaßlich als Folge verbesserter klimatischer Bedingungen, höherer Bodenerträge und größerer Bewirtschaftungsflächen durch Ausdehnung der Rodungstätigkeit
löste weitere für die siedlungsgeschichtliche Entwicklung dieses Kulturraumes ganz entscheidenden Wachstumsimpulse
und -prozesse aus, die die eigenständige Entwicklung des Marktfleckens Bretten zum wirtschaftlichen Mittelpunkt im Kraichgau nachhaltig ingangsetzte. Dies führte dann auch bereits im 11. Jahrhundert im Zuge einer Bevölkerungskonzentration in diesem Marktflecken zur Wahrnehmung und Übernahme gewisser zentralörtlicher Aufgaben lange vor dem eigentlichen
Stadtwerdungsprozeß Brettens.
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Trudpert südlich Freiburg, eingerahmt im Münstertal von Belchen und Schauinsland,
zählt sicher zu den großen Schwarzwaldklöstern und kann in einer Reihe mit St. Peter und St. Blasien genannt werden. Die legendäre, rätselhafte Gründung der Einsiedelei des ,,lroschotten" (oder „fränkischen Adligen"?) Trudpert wird meistens ins 7. Jahrhundert datiert (erfolgte doch wohl mindestens ein Jahrhundert später); aber sicher gab es ab 1020 eine gut funktionierende Mönchsgemeinde, die nach den Regeln des Benedikt lebte, bis zur Säkularisation, die im Breisgau erst, nachdem er badisch geworden war, von der großherzoglichen Karlsruher Regierung am 20. Januar 1806 „nachgeholt" wurde.
Während sechs Generationen zählten die Mitglieder der Familie Baumgärtner zu
den bedeutendsten und einflussreichsten Baumeistern und Persönlichkeiten von
Ludwigsburg. Fast 200 Jahre lang, von 1755 bis 1944, gestalteten und prägten sie als
Zimmerleute, Bauaufseher, Hof- bzw. Stadtwerkmeister, Bauunternehmer, Architekten, Künstler und Stadträte entscheidend das Bild von Ludwigsburg. Die Gebäude,
die sie in Ludwigsburg erbaut haben, beweisen dies eindrücklich. Trotzdem ist
ihr Leben und Werk heute, sehr zu Unrecht, fast vergessen. Ihre für Ludwigsburg
wertvolle Sammlung von Architekturzeichnungen befindet sich im Stadtarchiv
Ludwigsburg. Die Sammlung wurde Anfang des Jahres katalogisiert (Signatur V3/33)
und damit der öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht.
In der vorliegenden Untersuchung sollte festgestellt werden, in wie weit die biologische Stechmückenbekämpfung mit B.t.i.
(Bacillus thuringiensis israelensis) und die dadurch reduzierte Stechmückenzahl (Diptera, Culicidae) einen Einfluss auf die
Nahrungszusammensetzung von Vögeln haben kann, die ihre Nahrung im Flug erbeuten oder von der Vegetation absammeln. Hierzu wurde mit Hilfe der Halsringmethode die Zusammensetzung der Nestlingsnahrung von in den Rheinauen brütenden Mehlschwalben (Delichon urbica), Teichrohrsängern (Acrocephalus scirpaceus), Trauerschnäppern (Ficedula
hypoleuca), Kohlmeisen (Parus majoi) und Blaumeisen (Parus caeruleus) überprüft. Begleitend dazu wurde die Fluginsektenfauna mit dem Autokescher gefangen und der Anteil der verschiedenen Insektengruppen bestimmt. Es zeigte sich, dass die Hauptaktivitätszeit der Stechmücken (bes. Aedes vexans) erst gegen Abend beginnt, während die
im Flug jagenden Mehlschwalben etwa 60 Minuten vor Sonnenuntergang die Fütterung der Nestlinge zunehmend einstellen. Eine Probenahme in der Zeit um den Sonnenuntergang herum war bei den Vögeln nicht mehr möglich. In den Autokescherfängen, die parallel zu der Beprobung der Mehlschwalben durchgeführt wurden, also deutlich vor Sonnenuntergang, konnte nur einmal eine Stechmücke nachgewiesen werden. In den späteren Autokescherfängen (von 30 min vor bis 30 min nach Sonnenuntergang) waren von April bis Juni nur vereinzelt Stechmücken vorhanden, im Juli stieg ihre Anzahl und nahm dann im August wieder ab. Den höchsten Anteil an der Gesamtzahl der mit dem Autokescher gefangenen Insekten erreichten die Stechmücken im Kontrollgebiet NSG Biedensand bei Sonnenuntergang im Juli mit 31,3 %. Sonst blieb ihr Anteil meist (deutlich) unter 5 %. Die fehlende Überschneidung der Aktivitätszeiten von Vögeln und Stechmücken zeigt sich auch an dem geringen Anteil (0,09 %) der Stechmücken in den Nahrungsproben der Mehlschwalben. Die Vögel fütterten ihre Nestlinge vorzugsweise mit Blattläusen (Aphidina, bei der Erstbrut der Mehlschwalben) und Kurzflügelkäfern (Staphylinidae, bei der Zweitbrut). Bei den Vogelarten, die ihre Beutetiere von der Vegetation absammeln, wurden in 140 Proben nur beim Teichrohrsänger 5 Stechmücken in der Nestlingsnahrung gefunden (Anteil: 5,3 %), davon waren 4 Larven. Vor allem Kohl- und Blaumeise bevorzugten Schmetterlingslarven, aber auch bei Teichrohrsänger und Trauerschnäpper war der Anteil der nicht flugfähigen Tiere (Raupen, Spinnen, Blattläuse) vergleichsweise hoch. Unter den Diptera wurden größere Exemplare bevorzugt (z.B. Tipulidae, Syrphidae). Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass der Anteil der Culicidae am Beutespektrum der untersuchten auenbewohnenden Vogelarten sehr gering ist und auch bei einem höheren Stechmückenaufkommen kaum ansteigen würde. Somit kann die Reduzierung der Stechmückenzahl durch die Bekämpfung mit B.t.i. keinen nachteiligen Einfluss auf die Ernährung dieser Vögel haben.
Beim Blättern in alten Chroniken und Dorf- oder Stadtgeschichten fallen
immer wieder Katastrophenberichte ins Auge, bei denen vor allem über
Hochwässer und deren Folgen berichtet wird. So schilderte Philipp Ruppert eine Hochwasserkatastrophe in Achern: ,,Zwei Jahre später (1570), am
Freitag und Samstag vor Nikolaus, riß eine Überschwemmung zu Kappel,
Ober- und Unterachern alle Stege und Brücken fort bis auf die Landbrücke
und brach über das Feld den Kirchweg hinunter in das Dorf ein. Durch diese Überschwemmung war das Wehr im Feldbach sehr schadhaft geworden
und es mußte 1575 mit vieler Mühe und großen Kosten ein neues angelegt
werden." [1]
Es mag kein so ungewöhnliches Gelehrtenschicksal gewesen sein, das dem vor 200 Jahren in Mannheim geborenen Naturwissenschaftler Karl Friedrich Schimper beschieden war, aber schon fast exemplarisch für einen genial begabten Menschen seines Schlages, dessen Herkunft und Zurückhaltung dem Begründer der damals neuen botanischen Morphologie die glänzende akademische Laufbahn versagte. Auch sein um 18 Monate jüngerer Bruder Georg Wilhelm, der sich sein botanisches Wissen als Autodidakt erwarb und dann als Forschungsreisender und als Statthalter des Königs von Tigre in Adua/Abessinien die praktische Seite seiner Begabung auslebte, hat der Wissenschaft nur im Verborgenen gedient.
Im Jahre 1900 wurde das Gasthaus zum „Ochsen" mit Saalbau von der Bierbrauerei Eidel aus Kehl erbaut. Architekt war der Auenheimer Karl Protz. Aus heutiger Sicht muss man den Mut der Erbauer in diesen Jahren bewundern, einen solchen, für damalige Verhältnisse großen Saal für Auenheim zu bauen, noch dazu, wenn man bedenkt, dass es um die Jahrhundertwende nur den Gesangverein und den Militär- und Veteranenverein gab. Vielleicht kalkulierten die Besitzer und Pächter mit Kundschaft aus Straßburg, das ja zu jener Zeit deutsch war. Viele Straßburger fuhren mit Pferdekutschen aufs Land, also auch nach Auenheim. Der Ochsensaal wurde aber in erster Linie kulturelle Begegnungsstätte für Vereine. In einem Protokoll des Gesangvereins aus dem Jahre 1903 ist zu lesen: ,, ... es solle im Februar im Saale mit Gesang und Vorträgen humoristiger Stücke abgehalten werden." In den folgenden Jahren, unterbrochen durch den 1. Weltkrieg, wurden die Veranstaltungen der Vereine immer umfangreicher.
Wenn man auf der Bundesstraße 3 von Offenburg, Lahr oder Ichenheim auf Niederschopfheim zufährt, sieht man von weitem den Zixenberg, einen Lößhügel, der aus der Vorbergzone kommend weit in die Rheinebene hineinragt. Weil es zu diesem Berg viel Geschichtliches und Geschichten gibt, sollen sie hier einmal zusammengefasst erzählt werden. Der Name ist die verstümmelte Form von Sixtusberg und deutet auf die Zeit, als die Römer in den Jahren nach der Zeitenwende in unserer Gegend waren. Sixtus war ein sehr häufiger Name bei den Römern. Zix ist in der Umgangssprache der Niederschopfheimer die Abkürzung für den Namen Sixtus.
Als am 24. September 1943 das Mannheimer Schloss in Schutt und Asche gesunken war, glaubte niemand mehr an eine Zukunft der einst berühmten Residenz der Kurfürsten von der Pfalz und deren badischen Nachfolger. Die gewaltige Ruine wirkte wie die makabere Kulisse eines misslungenen Schauspiels. Viele wollten sich des traurigen Anblicks entledigen und planten den Abbruch des historischen Mittelpunktes der oberrheinischen Metropole. Doch die Mannheimer Bevölkerung war gegen die Beseitigung des Bauwerks und gewichtige Stimmen sprachen sich für einen Wiederaufbau aus. Dieser Gesinnung ist es zu verdanken, dass Schloss Mannheim bis heute erhalten blieb und durch den Einzug der Universität wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt wurde.
Am 17. Dezember 1903 gelang den Brüdern Orville und Wilbur Wright in Kitty Hawk/North Carolina mit dem Doppeldecker „Flyer" der erste Motorflug der Geschichte. Es war ein Flug von 70 Metern. Knapp drei Jahre später folgte der erste europäische Motorflug des Dänen Jakob Ellehammer mit dem „Ellehammer-Anderthalbdecker" auf der Ostseeinsel Lindholm. Ellehammer war 42 Meter weit geflogen. Erst 1908 glückten die ersten deutschen Motorflüge den unabhängig voneinander operierenden Flugzeugbauern August Euler, Hans Grade und Hermann Dorner in kurzer zeitlicher Folge. In den Jahren 1909 und 1910 erlebte die Fliegerei einen deutlichen Aufschwung. Es waren nun statt der bisherigen „Flugsprünge" Flüge von mehreren Kilometern Länge möglich. Schon 1910 wurde im Deutschen Reich der Flugschein eingeführt. Als erster
geprüfter Flugzeugführer ging August Euler in die deutsche Geschichte ein. Er erwarb seinen Flugschein am 1. Februar 1910 in Darmstadt. Obwohl Darmstadt nicht allzuweit weg liegt, dauerte es noch über zwei Jahre, bis die Fliegerei nach Baden kam. Am 24. Mai 1912 erwarb der Elsässer Paul Senge in Mannheim den ersten Flugschein auf badischem Boden. Das
Flugzeug, das Senge steuerte, war der „Dr.-Hübner-Eindecker". Der Konstrukteur dieses Flugzeuges war Hugo Hübner.
Der Kehr
(2003)
Das 19. Jahrhundert ist, vor allem in seiner ersten Hälfte, durch ein starkes Anwachsen der Unterschichten, der abhängig Beschäftigten und der Armut gekennzeichnet. Armut wurde ab etwa 1830 ein Massenphänomen. Das Überhandnehmen der Armen bezeichneten die Zeitgenossen als Pauperismus. Ursache war die Bevölkerungsvermehrung bei stagnierender Wirtschaft und einem ebenfalls stagnierendem Arbeitskräftebedarf. In den 1840er Jahren war die Not dort am größten, wo die Industrie fehlte. Das Ende des Pauperismus in den 1850er Jahren ist auf die Industrialisierung und die von ihr geschaffenen neuen Arbeitsplätze zurückzuführen. Die Mehrheit der Unterschichten laborierte am Rande eines niedrig angesetzten Existenzminimums aufgrund unsteter Beschäftigungsverhältnisse und chronischer Unterbeschäftigung. Unterschichten stellten keine Einheit dar. So gab es Unterschiede zwischen Leuten aus der Stadt und vom Land, zwischen Gesellen, Taglöhnern und Dienstmägden. Welche Auswirkungen diese Lage konkret auf einzelne Menschen, einzelne Familien hatte und welche Rolle
die Mobilität dabei spielte, soll im Folgenden näher untersucht werden.
Wenn wir von Baden und Württemberg sprechen,
so haben wir meist die beiden Länder vor Augen,
wie sie sich im 19. und 20. Jahrhundert darstellten:
Das schlanke Baden, das sich den Rhein entlang
vom Bodensee bis an den Main erstreckte und
das etwas massigere Württemberg, das von Oberschwaben bis zum Taubergrund reichte. Diese beiden Länder haben denselben Vater: Napoleon.
Nach seinen Siegen über das habsburgisch geführte
Deutsche Reich ging er daran, Deutschland nach
seinen Bedürfnissen umzugestalten. Die Beseitigung des territorialen Flickenteppichs im deutschen Südwesten erwies sich als sehr dauerhaft. Die
Markgrafschaft Baden vervierfachte ihr Territorium und wurde zum Großherzogtum Baden. Das
Herzogtum Württemberg verdoppelte seine Fläche
und wurde zum Königreich. Die von den beiden Fürstenhäusern neu dazu erworbenen Gebiete
waren oft keineswegs glücklich über ihre neue
Zugehörigkeit.
Vorbei an den äußeren Stadtteilen von
Freiburg schiebt sich der Schlossberg als Ausläufer der Rosskopfhöhe hart bis an die östliche
Innenstadtkante heran. In der „guten alten
Zeit" am Ende des 19. Jahrhunderts war er ein
Prestigeobjekt der Freiburger Stadtentwicklung. Die im Rathaus konzipierte Kommunalpolitik hatte sich zum Ziel gesetzt, Freiburg als
einen bevorzugten Wohnstandort mit modernem technischem Komfort in landschaftlich
reizvoller Umgebung auszubauen. Die Hänge
über der Stadt, besonders der beherrschende
Schlossberg, wurden mit Fahrstrassen entlangführend an Gasthäusern und Panoramaterrassen erschlossen. Der Schlossbergwald,
die Hanggärten, vor allem der Mez'sche Garten
und die Augustinerreben bildeten die begleitende Kulisse für Droschkenfahrten und
Spaziergänge über der Stadt.
Den Namen Fritz Theilmann hörte ich erstmals 1957. Er hatte den Hahn für die Pforzheimer Matthäuskirche entworfen, in die ich sonntags zum Gottesdienst ging. Das war kein gewöhnlicher Kirchturmhahn, wie ja auch die international berühmte Kirche des Architekten Egon Eiermann ein ungewöhnliches Gebäude darstellte. Er war nicht umrisshaft flächig aus dem Blech geschnitten, sondern eine voluminöse Treibarbeit aus Kupfer, die den Bildhauer verriet.
„Das in staufischer Zeit gegründete und mit der Pfälzer Reformation aufgelöste Kloster Lobenfeld ist erst in den letzten Jahren wieder mehr in das Bewußtsein der Region getreten." Ähnlich erging es dem aus Lobenfeld stammenden Schaffnersahn
und Beuroner Benediktinerpater Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB (1882-1947). Bei den Vorbereitungen zu einem Jubiläum des Klosters im Jahr 2002 konnte Doris Ebert zwei der drei Hauptwerke des ins Vergessen geratenen, bedeutenden
Sohnes der Gemeinde Lobenfeld erwerben. Sie begeisterte den Lobenfelder Pfarrer Josef Kast, der schon nach kurzer Zeit Kontakt zu Angehörigen von P. Daniel Feuling OSB fand und P. Johannes Schaber OSB, den Ottobeurer Dekan, ausfindig
machte, der 1998 ein erstes Lebensbild von P. Daniel veröffentlicht hatte. Gemeinsam wurde das nun folgende Lebensbild gezeichnet.
Zum württembergischen Amt Homberg gehörten die Städte Hornberg und Schiltach, die Dörfer Reichenbach, Gutach, Hinter-Lehengericht, Langenschiltach, Martinsweiler, Weiler und Burgberg und teilweise Kirnbach, Tennenbronn, Hardt und Peterzell.
Der frühe Bergbau wurde nur in Handarbeit mit „Schlägel und Eisen" durchgeführt. Deshalb wurde nur der unbedingt notwendige Bewegungsraum ausgehauen, weshalb viele Strecken nur in gebückter Haltung, kniend oder nur kriechend befahren werden konnten. Besondere Schwierigkeiten bereitete es, dem in die Bergwerke eindringenden Wasser Herr zu werden. Das geschah mittels hölzerner Pumpen, ,,Kunstgezeug" oder ,,Wasserkunst" genannt. Erst im 17. Jahrhundert wurde das Sprengen mit Schwarzpulver im Bergbau üblich. Aber auch dann war die Arbeit noch sehr mühevoll, schwierig und nicht ungefährlich.
Die Villinger lieben ihn, auch wenn sie ihn über
Jahre hinweg etwas vernachlässigten: Ihren Aussichtsturm auf der Wanne. Es sah schon so aus, als
ob nach über hundert Jahren sein letztes Stündlein geschlagen hätte, denn die Stadtverwaltung
hatte kein Geld, die notwendige Sanierung für den
altersschwach gewordenen, still vor sich hin rostenden stählernen Riesen zu bezahlen. Aber wenn’s
Stadtsäckel leer ist, dann ist’s für die Villinger noch
lange kein Grund, den geliebten Patienten im (sauren) Regen stehen zu lassen.
Hilfe tat Not! Und die kam auch. Der Ehrenbürger
der Doppelstadt, Ewald Merkle, spannte sich vor
den Wagen einer Interessengemeinschaft Villinger
Bürger – der übrigens auch etliche Schwenninger
angehörten – die sich das Motto „Rettet den Aussichtsturm“ auf die Fahne geschrieben hatte
Die Eichelspitze ist eine markante Erhöhung des Kaiserstuhlmassivs, die sich zwischen Eichstetten und Vogtsburg auf eine Höhe von 520 m ü. NN erhebt. Viele kennen diesen Berg, oder sind zumindest schon auf dem Weg vom Vogelsangpass zur St. Katharinenkapelle an ihm vorbeigewandert. Besuchern des Gipfelplateaus fällt der Mauerrest auf, der unvermittelt in einer Lichtung steht. Genau dort sollte ein Aussichtsturm erstellt werden, damit Wanderer die schöne Aussicht über den Kaiserstuhl und die Freiburger Bucht genießen können. Bei der Erstellung eines provisorischen Turms kam es zu Planierungen, bei denen umfangreiches Fundmaterial zutage gefördert wurde. Diese wurde von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg geborgen und an die Denkmalpflege weitergeleitet. Bei der Beschäftigung mit den Lesefunden gelang es eine historische Einordnung vorzunehmen. Mit Hilfe weiterer topographischer Beobachtungen und historischer Recherche kann eine Mönchsgemeinschaft des spätmittelalterlichen Breisgaus belegt und beschrieben werden, von der im Folgenden berichtet wird. Als erster wies Adolf Poinsignon auf das verschollene Klösterlein ,,St Peter auf dem Kaiserstuhl" der Paulinereremiten hin, mehr als 100 Jahre später werden nun seine damals im Schau-ins-Land veröffentlichten Beobachtungen ergänzt.
Seit Ende September 2002 können wir in der herrlichen Benediktinerkirche die vom elsässischen Orgelbaumeister Gaston Kern nach Originalplänen
rekonstruierte Silbermann-Orgel bewundern und
uns an der Musik erfreuen.
Der Bau der Originalorgel für die Villinger Stiftskirche (Benediktinerkirche) wurde am 14. Januar
1751 zwischen dem Reichsprälaten Hieronimus
und den Orgelbauern Johann Andreas und Johann
Daniel Silbermann aus Straßburg durch Siegel und
Unterschrift beschlossen. Sie wurde im Folgejahr
1752 fertiggestellt und von den Villinger Benediktinermönchen freudig in ihrer Kirche eingeweiht.
Das Überlinger Patrizierhaus der Reichlin von Meldegg auf dem Luzienberg oberhalb der Stadt ist nicht nur das älteste, sondern auch das stattlichste Anwesen
seiner Art in der ehemaligen Reichsstadt. Es markiert den Höhepunkt einer Blütezeit, die sich vom 14. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg erstreckte und
die sich in zahlreichen ansehnlichen Bauwerken niederschlug, die der Stadt bis
heute ihr Gepräge verleihen. Der Gebäudekomplex kann als ein Musterbeispiel einer innerstädtischen Residenz eines einflussreichen Patriziers im ausgehenden Mittelalter gelten und veranschaulicht mit seiner aufwendigen Gestaltung das Bestreben dieser Gesellschaftsschicht nach einer ihrer Stellung angemessenen architektonischen Repräsentation.
Kein Jahrhundert war unter künstlerischen Aspekten betrachtet von derartigen Verwerfungen, ständigen Veränderungen und den Tugenden des Umdenkens geprägt, wie das vergangene. In den zahlreichen Stilbrüchen und -wechseln, den
Neubestimmungen, der Funktion und der Bedeutung des Kunstwerks spiegeln sich die Gegebenheiten eines Zeitalters wieder, das besonders stark von Krieg, Zerstörung und Neuaufbau bestimmt war. So gehören die Erfahrungen von Krieg und
Leid auch zu denjenigen zahlreicher Künstler. Abgesehen von der in Westeuropa nach dem Krieg aufgewachsenen Generation junger Künstler, waren die meisten künstlerisch Tätigen dieses Jahrhunderts von erschreckenden Erfahrungen sowohl der nationalsozialistischen als auch der stalinistischen Diktatur bestimmt. Die Sinnfindung innerhalb der künstlerischen Arbeit gehört denn auch zu den wesentlichen Prägungen in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Die Feuerwaffen der mehreren hundert Württemberger Angreifer brachten einst mit dem
13. Januar des Jahres 1633 Bedrohung, Verwüstung und auch Tod über die Stadt Villingen. Am
ersten Tag waren es 293 Kugeln, die vom Hubenloch auf die Stadt abgeschossen wurden, tags darauf waren es 487, die Granaten nicht gerechnet,
und schließlich fielen 100 Kugeln und 32 Granaten in die Stadt, „ohne jedoch wunderbarerweise großen Schaden anzurichten. Zum großen Teil fielen die
Granaten in die Wasserbäche und in den Stadtgraben,
wo sie explodierten“, so die Überlieferung.
So steht es in goldenen gotischen Lettern am Giebel des Melanchthonhauses in Bretten, hoch über den Fenstern des Obergeschosses: Gott zu Ehren. Melanchthon zum Gedächtnis. Errichtet von der evangelischen Christenheit. In der Tat hatten zahllose evangelische Christen, nicht nur aus Deutschland, hier vor allem aus Berlin und Preußen und aus Württemberg, sondern ebenso aus der weltweiten Christenheit, hier vor Skandinavien, die erheblichen Mittel zur Vollendung des Bauwerks während seiner sechsjährigen Bauzeit aufgebracht. Damit legten sie sowohl ein Bekenntnis zu Melanchthon als auch zur gesamten, insbesondere zur lutherischen Reformation ab.