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Hebel als Prediger
(2010)
Zum Hebeljahr 2010 erschien am 8. Juli in Basel eine schöne Ausgabe aller erhaltenen Predigten Johann Peter Hebels, und noch rechtzeitig im Gedenkjahr wird sie im Folgenden vorgestellt. Es handelt sich um ein unbestreitbares Desiderat; denn es ist
die erste Ausgabe von Hebels Predigtwerk seit den beiden Werke-Ausgaben bald nach seinem Tode vor 178 bzw. 172 Jahren. Von den 38 in chronologischer Folge abgedruckten Predigten stammen zwei aus Hebels Zeit als Präzeptoratsvikar in Lörrach (aus 1788 und 1791), die übrigen 35 aus seinen Karlsruher Jahren als Subdiakonus und Hofdiakonus (1791–1798) und als Professor am Gymnasium bis zur Ernennung zum Kirchenrat (1798–1805), meistens in der Schlosskirche gehalten.
Gnade sei mit uns und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Als Wort der Heiligen Schrift ist uns für diesen Gedenkgottesdienst ein Wort aus dem 1. Timotheusbrief gegeben: So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott, segne unser Reden und Hören. Amen. Liebe Gemeinde, diese Worte aus dem 1. Timotheusbrief verlocken, darüber nachzudenken, wie eigentlich das Verhältnis unseres Geburtstagsjubilars zur Obrigkeit gewesen ist, auch wenn es in Baden einen König nie gegeben hat, für den zu beten hier aufgefordert wird. Johann Peter Hebel und die Obrigkeit – das wäre schon ein Thema für sich, aber gewiss keines für eine Predigt. Eher lohnt es sich, mit Hilfe Hebelscher Geschichten einen anderen Gedanken unseres Predigttextes auszulegen: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit
kommen.
Oder wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters,
auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleich geworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein. Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist, damit der
Leib der Sünde vernichtet werde, sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen. Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden (Röm 6, 3-8).
Wozu Melanchthon-Forschung?
(2010)
Vorbemerkung: Mit Ulrich Köpf fühle ich mich seit vielen Jahren menschlich und theologisch verbunden. Da er außer seinem Hauptamt als Ordinarius auch noch Leiter einer Arbeitsstelle der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und damit einer
meiner Kollegen war, schien es sinnvoll zu sein, ihm die Bilanz meiner Tätigkeit bei dieser Akademie, die nahezu gleichzeitig mit der Vollendung seiner Akademie-Arbeit, dem Lutherregister, angesagt war, zu widmen. Am 31. Oktober 2009, dem Reformationsfest, wurde das Melanchthonjahr 2010 in Bretten und in Wittenberg feierlich eröffnet. Dort ist der aus Bretten und Heidelberg stammende Humanist und Reformator am 19. April vor 450 Jahren gestorben. 1960, im 400. Todesjahr Melanchthons, habe ich mein Studium mit der Promotion in Kirchengeschichte abgeschlossen. Seit 1961, meinem 30. Lebensjahr, bin ich hauptamtlich in der Melanchthon-Forschung tätig. Jetzt, nach 48 Jahren, kann ich den letzten Rest meiner Amtspflichten an eine Vertreterin der nächsten Generation übergeben.
Die Welt ist alt und krank
(2010)
Dieser Vortrag ist ein Werkstattbericht, er widmet sich einem Thema, das sich mir im Zuge meiner Beschäftigung mit Melanchthons Schriften und Briefen gleichsam aufdrängte. In jungen Jahren lernte ich als Theologiestudent Melanchthon im Seminar bei Gustav Adolph Benrath als Verfasser seiner Loci communes kennen, jener ersten zusammenfassenden Darstellung reformatorischen Glaubens, die der junge Wittenberger Professor für Griechisch auf Anregung Luthers 1521 verfasste, selbstbewusst die ausgetretenen Pfade der Scholastik hinter sich lassend. Inzwischen bin ich 40 Jahre älter geworden und so lässt sich verstehen, dass mir auch ein anderer Melanchthon begegnet ist, oder sagen wir genauer, ich entdeckte ihn für mich neu und ganz anders.
Eisvögel suchen ihre Nahrung üblicherweise als Stoßtaucher an offenen Gewässern, wo sie ihre Beute aus dem Ansitz oder im Rüttelfug erspähen und im Sturzfug im Wasser erbeuten. Sie sind aber offensichtlich, wie diese Beobachtung zeigt, auch in der Lage, oberfächlich im Schlamm verborgene Nahrung auszumachen und zu nutzen. Die Beobachtung mehrerer Jagdflüge
wurde protokolliert und im Bild dokumentiert.
Zwischen 2005 und 2009 wurden Flora, Vegetation und Diasporenbank des Salmengrundes, einem flachen Altwasser mit stark schwankenden Wasserständen im Rhein-Vorland bei Neuburgweier (Baden-Württemberg), untersucht. Um die Häufgkeit der Durchströmung zu erhöhen und hydromorphologische Prozesse zu fördern, wurde das Altwasser im Winter
2008/2009 mit einer oberstromigen Anbindung an den Rhein versehen. Den größten Teil des Altwassers nehmen dichte Wasserpflanzen-Bestände ein, deren Zusammensetzung und Dichte in den letzten 15 Jahren nur geringe Änderungen aufwies. Während dieser Zeit wurden 36 submers wachsende Arten gefunden. Diese Bestände können zum größten Teil der eutraphenten Gesellschaft des Glänzenden Laichkrauts (Potamogetonetum lucentis) zugeordnet werden, während in der
Wasserwechselzone Wasserkresse-Fluren (Oenantho-Rorippetum) und Zweizahn-Uferfuren (Bidentetea) vorherrschen. Den 124 zwischen 2005 und 2009 in der Vegetation des Salmengrundes angetroffenen Arten (Phanerogamen und Characeen) stehen 72 Arten gegenüber, die in der Diasporenbank vertreten waren. 10 Arten kamen nur in der Diasporenbank, 62 in Diasporenbank und aktueller Vegetation und 62 nur in der aktuellen Vegetation vor. In emers kultivierten Sedimentproben keimten 8.140 Diasporen/m², die mittlere Artenzahl lag bei 11,1. In submers kultivierten Proben lagen die Werte bei 3.420 Diasporen/m² und 3,7 Arten. Den größten Anteil an der Diasporenbank hatten die in der Vegetation ebenfalls häufigen Arten Veronica catenata, Rorippa amphibia und Urtica dioica. Der große Artenreichtum, eine hohe Bewuchsdichte und die große zeitliche und räumliche Stabilität der hydrophytischen Vegetation lassen sich mit einer Kombination aus gelegentlichen Überflutungen, geringer Wassertiefe und Grundwasserzutritt bei gleichzeitig geringer Strömung und Sedimentmobilität erklären. Die durchgeführten ökotechnischen Maßnahmen hatten bisher nur geringe Auswirkungen auf Flora und Vegetation des Altwassers „Salmengrund“.
In the upper Danube river-system, but also in some more watercourses of the German lower mountains range, an endolithic filamentous cyanobacterium is a prominent compound of the phytobenthos. These filaments penetrate limestones in the river bed and form brush-like endolithic layers of about 0.5 mm in depth. There are similarities between this taxon and approximately 10 other filamentous Cyanophyceae in terms of the width of the trichomes, the geometry of the cells and the shape of the apical cells. However, none of these species allow for a direct and clear-cut identification, and a precise taxonomic determination has therefore been unresolved until today. In order to make progress in this matter, it is necessary to get a better insight into the boring behaviour of this inhabitant and into the endolithic arrangements of the filaments. For
this purpose, special preparation methods and SEM examinations were applied. The results of these procedures as well as critical comparisons with taxonomic properties of similar phormidian taxa, and the special demands on physico-chemical water conditions, led to the conclusion that the taxon in question cannot be assigned to a known species, but must be considered as an independant species. It is here described as Phormidium ingrediens species nova.
Darwin und die Theologie
(2010)
In der Antike und im Mittelalter herrschte in Europa eine nur wenig belastete Harmonie zwischen Naturwissenschaft und christlichem Glauben. Kopernikus und Darwin stehen für die zwei größten neuzeitlichen Herausforderungen an die Theologie. Darwin selbst vertrat ursprünglich die Physikotheologie der Barockzeit, die unter der Entdeckung der Evolution des Lebens zerbrach. Für seine eigene Person Agnostiker, machte er doch einen Vorschlag zu einer neuen Synthese von Christentum und Naturwissenschaft.
Der Siebstern (Myriostoma coliforme (With.: Pers.) Corda, Geastraceae, Basidiomycota) unterscheidet sich von allen anderen Erdsternen (Gattungen Geastrum, Astraeus) u.a. dadurch, dass die Endoperidie der Fruchtkörper auf mehreren Stielen steht und sich ähnlich einer Gießkannen-Brause mit zahlreichen Poren öffnet (vgl. Abb. 1). Der Pilz ist nach Dörfelt et al. (1979),
Sunhede (1989) und Kreisel (2001) in den gemäßigten und tropischen Zonen fast weltweit verbreitet. Das Areal reicht in Europa nach Kreisel (2001) vom Mittelmeergebiet und der Ukraine bis zur niederländischen Küste, Nordostdeutschland
und Polen, sowie ganz vereinzelt bis Südschweden.
Dolor d'amore
(2010)
Am 12. Dezember 1886 erhielt der Rittmeister Alfred Andree, Eskadronchef im Ulanenregiment König Karl (1. Württ.) Nr. 19, Stuttgart, den Abschied ohne Zusage
einer Pension und ohne die Erlaubnis zum Tragen der Uniform seines Regiments.
Diese Art der Entlassung kam schon fast einer unehrenhaften Entfernung aus dem
Dienst oder, wie man früher auch sagte, einer Kassation nahe. Es ist nicht mehr feststellbar, in welcher Weise dies geschah, ob es eine Urkunde dazu gab oder ob es formlos vor sich ging. Aber man könnte annehmen, dass der Regimentskommandeur dem
Rittmeister die Entlassung eröffnete.
Wie konnte das geschehen? Welcher Anlass, welche Gründe haben König Karl, der
selbst Chef dieses Regiments war, dazu veranlasst, eine solche Entscheidung zu
treffen? Andree war ein mehrfach ausgezeichneter und wohl auch gut qualifizierter
Offizier. Der familiäre, gesellschaftliche Hintergrund war hervorragend. Vor ihm
hatte eine viel versprechende Karriere gelegen.
Ich will es gleich vorwegschicken: eine einleuchtende Erklärung für diese Entlassung
habe ich nicht gefunden. Genauer gesagt: es ließen sich wohl Gründe dafür, jedoch
nicht der eigentliche Anlass finden. Meine Ausführungen werden also leider einiges
offen lassen müssen.
Dolor d'amore
(2010)
Mars, Venus, Bacchus & Co.
(2010)
Bis heute besteht bei der Betrachtung der Skulpturen am Ludwigsburger Schlossbau
die Problematik der Zuschreibung an die hier tätig gewesenen Bildhauer. Die Skulpturen sind nicht signiert und das wenigste erschließt sich aus den nur lückenhaft überlieferten Bauakten. Sie enthalten meistens keine genauere Deutung oder Beschreibung der Werke. Für das Alte Corps de logis ist die Programmatik der Figuren
genannt, während die Bauakten für das reicher mit Skulpturen bestückte Neue Corps
de logis kaum eine detaillierte Auskunft geben. So heißt es z. B. über das Neue Corps
de logis 1731 nur, dass auf dem hofseitigen Mittelrisalit vier Statuen stehen. Es gibt
keinen zeitgenössischen Entwurf und keine ikonographische Beschreibung des Skulpturen-Programms, wie es z. B. zum Neuen Schloss in Stuttgart oder zur Figurenbalustrade von Schloss Solitude existiert. Um die Werke den einzelnen Bildhauern zuschreiben zu können, bleibt nur der stilistische Vergleich der Figuren: Aus der Art,
wie die Gesichtszüge gearbeitet sind, der Haltung der Figur und anderen Gestaltungsdetails lässt sich die charakteristische Handschrift eines Bildhauers erkennen.
Durch diesen betrachtenden Vergleich kann man den durch die Aktenlage gesicherten Werken eines Bildhauers weitere zur Seite stellen oder einem anderen Künstler
zuschreiben. Im Vordergrund dieser Studie stehen die Arbeiten der Steinbildhauer.
Von den Arbeiten der Stuckateure werden nur die großplastischen Werke eingehender betrachtet.
Vor 72 Jahren, am 30. September 1938, hörte das Oberamt Besigheim zu bestehen
auf. Seine Auflösung war – wie auch die von 26 weiteren württembergischen Oberämtern – durch das »Gesetz über die Landeseinteilung« vom 25. April 1938 diktiert
worden. Damit hatte die nationalsozialistische Landesregierung mit einem Federstrich das Ende einer Institution besiegelt, der ein fester Platz in der Besigheimer
Stadtgeschichte zukommt und die auch heute noch im Stadtbild präsent ist, etwa im
Schriftzug »Königliches Oberamt« über dem Eingang des Verwaltungsgebäudes
Schlossgasse 6 oder im Straßennamen Oberamteigasse.
Bevor im Folgenden einige Aspekte aus der Geschichte des Oberamts Besigheim
vorgestellt werden, sei zunächst erläutert, was unter dem Begriff »Oberamt« überhaupt zu verstehen ist.
Ein württembergisches »Oberamt« im eigentlichen Sinn war eine Behörde, genauer
gesagt: eine dem Geschäftsbereich des Innenministeriums zugeordnete Behörde der
staatlichen Bezirksverwaltung – so wie das Landratsamt auch heute noch Aufgaben
als untere staatliche Verwaltungsbehörde wahrnimmt. An der Spitze des Oberamts
stand der Oberamtmann, der dann 1928 nach preußischem Vorbild die Amtsbezeichnung »Landrat« erhielt. Anders als die heutigen Landräte und ihre Vorgänger
seit 1946 wurde der Oberamtmann jedoch nicht gewählt, sondern als Staatsbeamter
vom Innenministerium ernannt und eingesetzt.
Im Jahr 2010 feiert die Fahrrad-Welt den 225. Geburtstag von Karl Drais, dem badischen Forstbeamten und Tüftler aus Karlsruhe, der zwar nicht das Fahrrad erfunden
hat, von dem aber die Idee stammte, sich zur individuellen Fortbewegung zweier
hintereinander laufender Räder zu bedienen (Bicycle) und diese durch Abdrücken
der Beine auf dem Boden schnell voranzutreiben (Velociped). Drais hatte nicht nur
die Idee, er setzte sie auch in die Tat um, konstruierte und baute sich ein hölzernes,
eisenbeschlagenes Laufrad und fuhr oder besser: lief mit ihm im Sommer 1817 von
Mannheim nach Schwetzingen. Mit seiner Erfindung wurde Drais zum Begründer
des individuellen, von Dritten unabhängigen Verkehrs, dessen Erfolgsgeschichte bis
heute unvermindert anhält.
Bereits 1829 fand in München ein erstes Laufradrennen statt. Die Verwendung
als Sportgerät war dem Fahrrad also bereits vor der Geburt in die Wiege gelegt. 1861
ersetzte der Franzose Pierre Michaux den Laufantrieb durch einen Tretkurbelantrieb
am Vorderrad und erlebte mit seiner »Michauline« bei der Weltausstellung 1867 in
Paris den großen Durchbruch, was zahlreiche Nachahmer zu eigenen Lösungen
inspirierte. Ab 1869 wurde das Laufrad auch in England unter dem sinnigen Namen
»Boneshaker« oder Knochenschüttler in verbesserter Version mit Stahlrohrrahmen,
Drahtspeichen und Vollgummibereifung gebaut.
Das »Strohgäu« ist heute in aller Munde. Die Stuttgarter Zeitung nennt ihre Lokalausgabe »Strohgäu Extra« und deckt damit die Berichterstattung über die Orte
Ditzingen, Gerlingen, Korntal-Münchingen und Hemmingen ab. Auch die Ludwigsburger Kreiszeitung widmet der Berichterstattung über das westliche Kreisgebiet
täglich eine Seite unter der Überschrift »Strohgäu«.
Im jüngst erschienen Buch mit dem Titel »Die Region Ludwigsburg« sind unreflektiert so viele Orte unter dem Begriff »Strohgäu« versammelt, dass zur Orientierung
das Strohgäu in einen nördlichen und südlichen Teil aufgeteilt wird. Mancher Ort
nennt sich »Perle des Strohgäus«. Ditzingen versteht sich munter als »Hauptstadt des
Strohgäus«. Es gab vor einigen Jahren eine Initiative »Grünes Strohgäu«, durch das
Strohgäu dampft und fährt die »Strohgäubahn«. Wasser liefert die »Strohgäuwasserversorgung«, und Geld verwaltet die »Volksbank Strohgäu«. Es gibt ein »Strohgäu-Sinfonieorchester«, Strohgäuhotels und Strohgäuapotheken, und in Hemmingen
sind die »Strohgäunarren« unterwegs. Es ließe sich noch vieles auflisten, was unter
dem Begriff »Strohgäu« dahinsegelt. Strohgäu ist also »in«. Genau verorten kann das
Strohgäu über die vielen Nutzungen des Begriffs aber nicht. Sucht man die Schnittmenge der Orte, die mit dem Begriff »Strohgäu« heute über die genannten Einrichtungen verbunden sind, bleibt ein Kernbereich mit den Orten Ditzingen mit seinen
Stadtteilen, Korntal-Münchingen und ein Randbereich mit Hemmingen, Schwieberdingen, Höfingen und Gerlingen.
Der Hausheilige
(2010)
Marbach am Neckar wäre der Welt unbekannt geblieben – und das völlig zu
Recht –, wäre dort nicht seinerzeit Friedrich Schiller geboren worden. So aber ist der
Name der Stadt, ähnlich wie bei Stratford-upon-Avon und William Shakespeare,
untrennbar mit dem des Dichters verbunden, und die Stadt hat es verstanden,
daraus Kapital zu schlagen. Man gründete den Marbacher, später den Schwäbischen
Schillerverein (heute: Deutsche Schillergesellschaft), man errichtete ein Schiller-Denkmal, erbaute das Schiller-Nationalmuseum, schließlich das Deutsche Literaturarchiv. Dadurch hat die Welt neben Schiller einen zweiten Begriff, den sie mit
Marbach assoziieren kann: das Deutsche Literaturarchiv, das sich als Quelleninstitut
und Forschungseinrichtung mittlerweile internationaler Berühmtheit erfreut.
Obwohl das Literaturarchiv sich längst von Schiller emanzipiert hat, für die Epochen
der Jahrhundertwende oder des Expressionismus, für Exilliteratur oder DDR-Literatur,
für Verlagsarchive oder Philosophennachlässe und für vieles andere einsteht, obwohl
also dieses Institut vornehmlich den Phänomenen der Moderne zugewandt ist, bleibt
Schiller nach wie vor sein Hauspatron. Und trotz des Literaturmuseums der Moderne,
trotz zahlloser Sonderausstellungen zu wichtigen Autoren, Themen und Problemstellungen der deutschen Literatur ist die Schiller-Dauerausstellung im Schiller-Nationalmuseum das Marbacher Markenzeichen geblieben, ist die vierjährige Zeit
zwischen 2005 und 2009, als keine Schiller-Ausstellung dort zu sehen war, vom
Publikum als so etwas wie ein Interregnum, als schreckliche kaiserlose Zeit empfunden worden. Galt früher doch sogar die Regel, dass in Schwaben eine Heirat erst dann
richtig gültig war, wenn das Paar gemeinsam das Marbacher Schiller-Museum besucht
hatte. Nun und andererseits, die baubedingte Museums-Schließung der letzten Jahre
hat die Zahl der Eheschließungen in der Ludwigsburger Region nicht merklich
beeinflusst, so dass man annehmen kann, dass auch die öffentliche Wahrnehmung
des Marbacher Instituts als Schiller-Stätte allmählich schwächer wird. Jedoch bieten
Jubiläumsjahre wie das eben verflossene beste Gelegenheiten, die Verhältnisse wieder durcheinander zu wirbeln und Kafka und Döblin, Heidegger und Jünger, Celan
und Sebald, und wie sie alle heißen mögen, durch den bewährten Publikumsliebling
Schiller auf die Plätze zu verweisen. Man darf also gespannt sein auf die weitere
Entwicklung des Öffentlichkeitsinteresses.
Zeitgeschichte ist das, was wir nach landläufigem Verständnis selbst miterleben, umfasst damit also den Zeitraum von etwa zwei Generationen. Übertragen auf die Periodisierung der Geschichte würde dies bedeuten, dass wir erst ab dem Zeitraum
von etwa 1945 an auch von „kirchlicher Zeitgeschichte“ sprechen dürften. In einem erheblichen Maße kann die Erforschung der jüngsten Zeitgeschichte, also die selbst miterlebte, durch die geltenden Sperrfristen, in aller Regel 30 Jahre nach „Schließen“ einer Akte, behindert werden. Hier müssen oft ergänzende oder alternative Quellen zu den amtlichen Akten erschlossen werden, etwa die Berichterstattung in den Medien oder Unterlagen aus dem persönlichen Bereich.
m Jahr 2006 besichtigten Mitglieder des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar zusammen mit Kunstinteressierten aus der Region die Verena-Kapelle im Tal von Bachzimmern, 3.5 km nördlich von lmmendingen/Donau.
Die Besitzerin Stefanie Schmitz berichtete über Feuchtigkeit im Gebäude, deren
Beseitigung dringend nötig wäre. Eine größere Öffentlichkeit wäre wünschenswert.
Die veranlasste die beiden Auto rinnen, den folgenden Artikel zu schreiben. Zudem
wunderten sich die Exkursionsteilnehmer, dass die Kapelle und ihr kunst- und
kulturhistorischer Rang selbst in der näheren Umgebung unbekannt waren.
Die Vermessung der Welt ist kompliziert. Einer hat neue Erkundungsinstrumente
entwickelt, ein anderer glaubt Urkunden entdeckt zu haben, die endgültig beweisen, was er schon immer verkündet hatte. Ständig werden scheinbar unumstößliche
Lehrsätze aus dem Schulunterricht - "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg"
- neu gefasst oder grundsätzlich infrage gestellt. Für di e m eisten Erdkundigen etwa
war stets der Nil der längste Fluss der Erde, bis südamerikanische Geographen nachgemessen und ein Rinnsal ausgemacht hatten, das den Amazonas um 105 Kilometer verlängerte.
Die interessante und wie im Fall e unseres Geometers politisch bedeutsame
Frage, warum die Schweiz auf Kosten ihres italienischen Nachbarn größer wird,
beantworten eidgenössische Landestopographen folgendermaßen: Die gemeinsame
Grenze verschiebt sich dort bis zu 150 Metern, wo sie über Schneefelder und
ständig schmelzende Gletscher verläuft; sie verändert di e jeweiligen natürlichen
Wasserscheiden in Richtung Italien und verschafft so der Eidgenossenschaft einen
kleinen, aber messbaren Landzuwachs.
Bildhauer Prof. Adolf Heer
(2010)
Im Baar- und Residenzstädtchen Donaueschingen waren im 19. Jahrhundert
die kunstsinnigen Fürsten die Gönner und Mäzene, denen Adolf Heer und andere
"Baaremer Söhne" wie Franz Xaver Reich, der Bildhauer aus Hüfingen, ihren
Werdegang als bekannte Künstler zu verdanken hatten .
So brachte der erste Auftrag von Fürst Kar! Egon III. für die zwei Engelsstatuen
für die Fürstengruft Maria Hof in Neudingen bei Donaueschingen Adolf Heer Lob
und Anerkennung weit über die Grenzen des Großherzogtums Baden hinaus.
Im Rahmen des Arten- und Biotopschutzes, insbesondere als Teil der Pflegekonzeptionen für Schutzgebiete in Moorlandschaften, wurde in den Jahren 2003-2006
die Ameisenfauna im Schwenninger Moos (Schwarzwald-Baar-Kreis) untersucht.
Dabei wurden einerseits die Bestände von naturschutzrelevanten Zielarten zur Einschätzung ihrer tatsächlichen Gefährdungssituation erfasst, andererseits sollte mittels Ameisen der Zustand eines Gebietes beurteilt werden. Hierbei wurde erforscht,
inwieweit Moorameisengesellschaften bzw. -arten als Indikatoren für bestimmte
Moor- bzw. Vegetationstypen geeignet sind und ob sich frühere Schädigungen der
Moorlebensräume in der Zusammensetzung des Ameisenbestandes äußern. In
diesem Zusammenhang wurden auch die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen und
Nutzungsformen auf einzelne Ameisenarten bzw. Artengruppen untersucht.
Auf den 66 untersuchten Flächen konnten 21 Ameisenarten nachgewiesen werden. Insgesamt wurden 575 Nester kartiert, diese wiesen eine durchschnittliche Nestdichte
von 40-50 Nestern/IOO m2 auf. Pro Probefläche waren im Mittel mindestens 3 Arten zu finden. Die weitaus häufigste Art im Schwenninger Moos ist Myrmica scabrinodis, gefolgt von Lasius flavus, Formica picea, Myrmica ruginodis und Lashis platythorax. Formica pratensis kommt in hohen Nestdichten lediglich auf einer Fläche vor. Relativ häufig sind auch Leptothorax acervorum, Formica fusca
und F. lemani. Bemerkenswert sind die Funde der stark gefährdeten Arten Formica picea, Myrmica vandeli und Harpagoxenus sublaevis.
Der uralte Bach- und Ortsname Muchen, Mucha, Muchein und Muchheim ist
von badischen Beamten um 1808 in das heutige Mauchach abgeändert worden.
Alte Unadinger arbeiteten noch z'Muche.
Drei Deutungen des Namens Muchen hat WILHELM OBERMÜllER in seinem
"deutsch-keltischen, geschichtlich-geografischen Wörterbuch" 1858 angeboten:
muchain, much oder muchen = Weiler, kleines Dorf oder Versteck.
Vor 20 Jahren, am 15. Februar 1990, wurde auch die Baar von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht. Ganz ähnlich war die Situation im Frühjahr 1995.
Das Auffangbecken bei Wolterdingen, an dem seit Jahren gebaut wird, die Flutmulde und di e aktuell en Arbeiten im Gewann Marquartswiesen in Bräunlingen oder
die Dammaufschüttungen in Hüfingen sollen helfen, in Zukunft solche Katastrophen zu verhindern oder zu mildern. Drei verschiedene Schilderungen von Hochwassern in Bräunlingen und Hüfingen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert
zeigen, wie sich die Wahrnehmung geändert hat, was als Formalität galt und was
als Katastrophe.
Zur Besichtigung der ehemaligen fürstlichen Kammer waren im Februar 2009
etwa 50 Exkursionsteilnehmer in das heutige Einrichtungshaus "Häring" an der
Josefstraße gekommen. Da Motto der Veranstaltung lautete: Fürstliche Bauaufgaben im 19. Jahrhundert
In einer beispielhaften Privatinitiative hat der Geschäftsmann Joachim Häring
aus Pfaffenweiler das ehemalige fürstliche Verwaltungsgebäude mit großer Sensibilität und Respekt vor der alten Bausubstanz in ein attraktives Geschäftshaus
umgewandelt und da bei weder Kosten noch Mühe gescheut. Heute zeigt sich das
Gebäude als Gesamtkunstwerk, in dem Alt und Neu eine reizvolle Verbindung eingehen.
ach dem Umzug der Vereinsbibliothek aus der Hofbibliothek an der Haldenstraße
in di e neuen Räume im städtischen Gebäude Schulstraße 6 wurde das Projekt, di e
Vereinsbibliothek durch Katalogisierung und Einstellung des Kataloges in den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund nutzbar zu machen, weiter verfolgt.
Zunächst konnte in den neuen Bibliotheksräumen erstmals eine - wenigsten
oberflächliche - Sichtung der Bestände vorgenommen werden. Schon di e ersten
Ergebnisse waren so überraschend und erfreulich , dass Dr. Ute Obhof, Direktorin
der Handschriftenabteilung der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Expertin
für die ehemalige Donaueschinger Laßberg-Bibliothek, informiert werden konnte:
Auch Exemplare aus dem Besitz des Freiherrn von Laßberg sind Bestandteil
unserer Vereinsbibliothek.
Warum hat ein so bedeutender Künstler wie Hans Thoma eine Postkarte für das hiesige Kindersolbad gezeichnet? Ganz einfach: Hans Thoma wohnte öfters in der Dürrheimer "Villa Luise', einem christlichen Erholungsheim an der Huberstraße.
Mit deren Besitzer, dem Ehepaar Hecht, hatte er sich bereits in seiner Karlsruher
Zeit angefreundet.
Hausherr Geheimrat Dr. Moriz Hecht, Präsident des Statistischen Landesamtes in der badischen Landeshauptstadt, erledigte da mal vieles für Hans Thoma und
wurde da für mit originalen Bildern und Grafiken regelrecht entlohnt: Ehefrau Claire
Hecht durfte mitunter sogar ein Bild ihrer Wahl im Atelier des Künstler aussuchen.
Burg und Herrschaft
(2010)
Die folgenden Ausführungen sind die durch Zwischentitel und Anmerkungen erweiterte Fassung eines Vortrages, den der Verfasser bei der Tagung des Alemannischen Instituts Freiburg zum Leitthema "Kulturelle Vielfalt zwischen Schwarzwald und Rhein. Eine interdisziplinäre Tagung zur Ortenau und zum Renchtal" am 23. Oktober 2009 in Oberkirch gehalten hat. Der Vortrag wurde durch eine Präsentation von Bildern und Karten ergänzt, auf die sich der Text regelmäßig bezieht, die mit ihm eine Einheit bildet, hier jedoch wegen des begrenzten Umfanges durch einige beigegebene Bilder ersetzt wird. Aufgabe und Ziel des Vortrages war es, einen themenbezogenen, knappen Einblick zu geben. Der Fülle sowie langen und wechselvollen Geschichte des Rechtales und seiner historischen Zeugnisse konnte der Vortrag nur unzureichend gerecht werden.
22 Jahre wirkte er in Offenburg und gestaltete in dieser langen Zeit mit Umsicht und Energie den entscheidenden Übergang
vom 1660 gegründeten franziskanischen Klostergymnasium zum 1823 begründeten badischen Großherzoglichen Gymnasium: Professor und Direktor Hofrat Josef Scharpf (1796-1866) aus Karlsruhe. Bereits 1818 als Professor an diese Offenburger Gelehrtenschule verpflichtet übernahm er hier 1832 bis 1840 auch die „wohllöbliche Gymnasiumsdirektion" und 1838 zusätzlich die Leitung der von ihm begründeten „Höheren Bürgerschule". Er sollte 1840 noch die höheren Weihen eines Direktors des Lyzeums von Rastatt übertragen bekommen, wohin ihm im selben Jahr auch seine hoch begabten Offenburger Schüler Franz Volk und Karl Heinrich Schaible, 1844 auch sein Offenburger Amtsnachfolger, Direktor Professor Franz Weißgerber, folgten. Direktor J. Scharpf, 1844 zum Hofrat ernannt, verlor nach zehn Jahren 1850 seine Stelle als Lyzeumsdirektor in Rastatt und war danach noch sieben Jahre als Klassenlehrer und Professor am Lyzeum von Mannheim beschäftigt, - ein trauriger Karriereknick, dessen Gründe abschließend beleuchtet werden sollen.
Seit den 1970er-Jahren sind in den Ortenau zahlreiche neue Fastnachtszünfte und Maskengruppen entstanden. Die neuen Gruppen suchten zu ihrer Legitimation gegenüber den schon bestehenden Zünften, die sich „historisch", bisweilen sogar „althistorisch" nennen, eigene Traditionen zu begründen. So wurden lokale Sagenfiguren, überlieferte historische Begebenheiten, Ortsneckereien und Originale genutzt, um eine eigentlich „neue Tradition" zu konstruieren. Die neuen Gruppen standen in Rivalität zu den älteren, etablierten Zünften, die sich schon 1926 in Villingen zur „Vereinigung badischer und württembergischer althistorischer Narrenzünfte" zusammengeschlossen hatten.
Die Hydronymie, die sich wissenschaftlich mit den Namen von Gewässern beschäftigt, gehört zu den Wissenschaften, welche die größten Schwierigkeiten haben, Beweise für ihre Thesen zu erbringen. Dieser Teilbereich der Linguistik (Sprachwissenschaft) versucht zu erforschen, wie Flüsse, Seen, Meere und Ähnliches zu ihren Namen kamen und wie diese sich im Laufe der Zeit wandelten. Anlass für diesen Artikel ist ein Beitrag in der Ortenau 2008, in dem der Name der Kinzig mit *kwentika >Weg< übersetzt wurde. Da die Kinzig das größte Talsystem des Schwarzwaldes bildet, ist sie es wert, dass auf die Herkunft ihres Namens einmal ausführlicher als mit einem Satz eingegangen wird. Neben allen bisherigen Theorien wird mittels neuer Erkenntnisse aus anderen Forschungsbereichen ein neuer und schlüssiger Lösungsansatz für den Begriff Kinzig gezeigt werden.
Die Tagebücher des Ettenheimer Bürgers und Chirurgus Joann Conrad Machleid sind die wertvollsten Quellen für die Geschichtsforschung der Stadt Ettenheim in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, einem Zeitraum, der für diese Stadt von großer Bedeutung war. Joann Conrad Machleid hat zwei großvolumige Tagebücher hinterlassen, Diarien, wie er sie nennt. Sie umfassen insgesamt 1144 Seiten, meistens eng beschrieben. Die beiden Bücher befinden sich noch heute im Familienbesitz. Der erste Band beginnt im Jahr 1755. Der zweite Band endet im Jahr 1794, kurz bevor Machleid starb. In diesen beiden Bänden berichtet Machleid über all die Geschehnisse, die er für so wichtig erachtete, dass er sie aufschrieb. Teilweise reichen seine Aufzeichnungen auch weit in die Vergangenheit zurück und beruhen dann auf mündlichen Überlieferungen. Dadurch blieb das Wissen über viele Ereignisse im Stadtgeschehen erhalten, was ohne seine Aufzeichnungen sicher verloren gegangen wäre.
Trotz der Zeit der starken Männer, die die Zeit des Nationalsozialismus zu sein schien, war dies auch die Zeit der Frauen, da die meisten Männer abwesend und dadurch handlungsunfähig waren. Und es war die Zeit der Verfolgung, die Zeit des Krieges, der Besatzung und des Wiederaufbaus und die Zeit danach. In dieser Epoche bewiesen meine Uroma und meine Oma Mut. Die eine, weil sie ihren Mann liebte, und die andere, weil sie ihren Vater liebte. Neben dem Leid meines Uropas sind es aber auch die Willenskraft und das Engagement einer Martha Schanzenbach wert, einen Aufsatz über diese Frauen zu schreiben. Ich habe mit meinem Vater oft über Geschichten dieser Art in der Geo-Bücher-Reihe gesprochen. Es waren Geschichten über den Blizzard von New York anfangs des 20. Jahrhunderts, oder die Geschichte aus einem Zeitungsbericht über die Schlacht bei Verdun im Ersten Weltkrieg, aber auch ein Bericht über den Feuersturm über Hamburg im Zweiten Weltkrieg. Diese Geschichten zeugen doch davon, wie schnell Geschichte in Vergessenheit geraten kann und wie wenig man dann über die Vergangenheit weiss. Mit diesem Aufsatz will ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass ein Teil der Geschichte, ein Teil der Geschichte meiner Familie, nicht vergessen wird.
Bad Rippoldsau hat eine sehr alte, reiche und wechselvolle Geschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen, ja ganze Bücher berichten über diesen geschichtsträchtigen und exklusiven Kurort. Im 19. Jahrhundert - die Sommerkur war inzwischen zum Statussymbol geworden - entwickelte sich Rippoldsau zum Treffpunkt sowohl von Repräsentanten der alten feudalen Gesellschaft als auch des neuen Geldadels aus allen Teilen der Welt. Diejenigen, die glaubten nach Geburt, Rang und auch Geld zur „Großen Welt" zu gehören, wollten sich amüsieren, Konversation treiben, sehen und gesehen werden. Schon 1808 gab es Hazardspiele in Rippoldsau, obwohl die offizielle Genehmigung dazu erst 1810 erteilt wurde. Alle repräsentativen Kurgebäude waren durch überdachte breite Gänge miteinander verbunden, sodass die Gäste auch bei unwirtlichem Wetter sämtliche Speise-, Gesellschafts-, Billardsäle usw. problemlos erreichen konnten. Nach Meinung kritischer Beobachter waren die Heilquellen zu dieser Zeit weniger Zufluchtsorte für Kranke als Belustigungsorte für vermögende Gesunde.
Am oberen Neckar erlangten die niederadligen Herren von Bern im 13. und 14. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung - zuerst als Besitzer einer Burg und später auch in der aufstrebenden Stadt Rottweil. Mit Wilhelm von Bern, der in Rottweil 1406 bei der Besieglung einer Urfehde erstmals fassbar wird, beginnen sie im 15. Jahrhundert, sich endgültig aus dem Rottweiler Raum zurückzuziehen, um bis zu ihrem Aussterben im mittleren und unteren Kinzigtal eine beachtliche Rolle zu spielen. Den Weg in diese Gegend wiesen wohl alte Verbindungen zu den Fürstenbergern und die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem „Rottweiler" Zweig und jenen Bernern, die bereits vor der Mitte des 14. Jahrhunderts in Haslach wichtige Stadtämter bekleidet hatten. Von Bedeutung mag ferner gewesen sein, dass mit Konrad von Blumberg zwischen 1398 und 1415 ein Verwandter von Wilhelm von Berns Gemahlin das politisch immer noch gewichtige Schwarzwaldkloster Gengenbach als Abt leitete. Wilhelm von Bern erscheint nämlich in der Ortenau erstmals im Jahre 1418 mit zwei Nennungen als Schultheiß von Zell am Harmersbach, den einzusetzen als Privileg den Gengenbacher Äbten zustand.
Noch heute ist es eine akademische Streitfrage, ob die Archäologie oder die Geschichtswissenschaft mehr zur Erkenntnis der Vergangenheit beiträgt. Der größte Geschichtsschreiber der Antike, Thukydides, hat in seinem „ Peloponnesischen Krieg" (431 v. Chr.) archäologische Funde in die historische Darstellung mit einbezogen, der „Offenburger Archäologische Stadtkataster" (2007) ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit beider Forschungsdisziplinen. Was ist also an materiellen Zeugnissen der archäologischen Bodenforschung und baugeschichtlichen Denkmalpflege außer den historischen Quellen für unsere Schulgeschichte noch greifbar und sichtbar und ergänzt somit unser Wissen? Neben den noch vorhandenen schulischen Architekturen sind es Einzelfunde ganz verschiedener Art der Erhaltung und Wiederverwendung, die stellvertretend für den Hintergrund ihrer Zeit und Lokalität stehen und die an dieser Stelle in ihrem jeweiligen Kontext präsentiert werden sollen.
Sie trägt viele Namen, u. a. Edelkastanie oder Edle oder Echte Kastanie oder Esskastanie, in lokaler Mundart einfach nur Keschde oder Keschebaum, botanisch Castanea sativa Miller 17 68. Sie zählt zu den wenigen fruchttragenden Waldbaumarten, deren Früchte unmittelbar vom Menschen als Nahrungsmittel verwendet werden können. Nicht verwechselt werden darf sie mit der Rosskastanie, Aesculus hippocastanum Linne 1753, mit der „am appetitlichst glänzenden aller ungenießbaren Früchte". Beiden ist nur gemeinsam, dass sie keine heimischen Baumarten sind. Ihre Blätter sind nur kurz gestielt, aber lang, lanzettlich und am Rande stachelig gezähnt. Die Früchte, Kastanien, auch Maronen oder im Badischen „d' Keschde" genannt, stecken
in einer stachelig bewehrten Cupula oder Fruchthülle. Ein Spaziergang durch blühende Edelkastanien-Wälder hat durchaus seinen optischen Reiz, kann je nach Sensibilität der Geruchsnerven durchaus belästigend wirken: Die männlichen Blüten locken mit dem Duftstoff Trimethylamin Insekten an.
Klosterdämmerung
(2010)
Das Kloster Schwarzach ist Vergangenheit, schon mehr als zwei Jahrhunderte. Die Geschichte der Abtei, die rund tausend Jahre lang von Benediktinermönchen bewohnt und belebt war - in unterschiedlicher Intensität - endete definitiv am 25. April 1803. Eigentlich war es mit ihrer eigenständigen Existenz schon ein halbes Jahr früher vorbei, am 29. November 1802, mit der endgültigen Inbesitznahme durch die Markgrafschaft Baden. Und noch einmal etwa einen Monat zuvor, am 25. September 1802, hatte der zuständige badische Beamte die Abtei provisorisch in Besitz genommen und somit ihr Ende faktisch besiegelt. Wenn wir heute auf die Geschichte dieses Gotteshauses zurückblicken, dann aus dem Wissen um dieses Ende heraus, und wir könnten in Versuchung kommen, die zu ihm führenden Entwicklungen als zielgerichtet zu interpretieren. Vieles fügt sich ganz gut ins Bild, wenn man die Ereignisse der letzten Jahrzehnte vor der Säkularisation aus der Rückschau betrachtet, und mit unseren historischen Kenntnissen könnten wir geneigt sein, das Ende des Klosters als unausweichliche Folge von Vorgängen und Entscheidungen anzusehen, die vom Konvent beeinflusst worden sind. Doch solch eine teleologische Herangehensweise ist - vorsichtig ausgedrückt - heikel und dürfte zudem kaum dem heutigen Verständnis von Geschichtswissenschaft entsprechen.
Totengedenken bei den Juden
(2010)
Der Mensch ist sterblich. Sobald alle Personen dahingegangen sind, die ihn einst gekannt haben, gerät er in Vergessenheit. War
er nicht prominent, so wäre es, wie wenn er nie gelebt hätte, würde seiner nicht auch nach seinem Ableben gedacht. Sein Andenken schmiedet bei seinen Nachkommen das Bewusstsein gemeinsamen Ursprungs, familiärer Verbundenheit und Verpflichtung gegenüber den Angehörigen.
Die Rench entspringt auf etwa 1000 m Höhe im Gebiet des Kniebis oberhalb von Bad Griesbach und mündet nach etwa 60 km Lauflänge bei Helmlingen in den Rhein. Die Rench hat ein im Grundgebirge (Granit/Gneis) sehr steiles Einzugsgebiet und
tritt im Raum Oberkirch in die Rheinebene ein. Unterhalb von Lautenbach ist die Rench im Doppeltrapezprofil mit Vorlandflächen und beidseitigen Hochwasserdeichen auf einen Hochwasserabfluss von ca. 250 m3/s ausgebaut. Bei Erlach fließen die Hochwasser seit Fertigstellung der Acher-Rench-Korrektion im Renchflutkanal direkt dem Rhein zu. Parallel hierzu verläuft die Alte Rench, die nur noch das Niedrig- und Mittelwasser der Rench abführt.
Da steht er nun, der Stier
(2010)
Da steht er nun, der Stier, vielmehr: er stürzt, fällt, bricht zusammen, so wie es die Legende erzählt. Denn in ihr heißt es, dass sich die fünf am Korker Wald beteiligten Dörfer einst nicht einigen konnten, weil sie nicht wussten, wo die Grenzen eben dieses Waldes lagen. „Also rufft jederman gott an, daz irgen ein from mensch erschine, daz anweisunge gebe, wie die Dinge zu vertragen werent. Also gab ein erbar person den rat, man sollt nehmen ein Wucherrint, das ein pfor [Farren, Stier] were, daz soll fünft jar alt sin und sol es instelen, daz es weder sonn noch monne in jar und tag nit sehe. Ist geschehen und uff dem Rindschedel [Gewann bei Zierolshofen] erzogen worden."
In der Ortenau 89 (2009) ist auf Seite 544 das Büchlein „Hansjakob, Aus den Ferien" vorgestellt worden. Zu dieser, mit zahlreichen Illustrationen von Curt Liebich, Wilhelm Hasemann, Hugo Engl und Heinrich Issel versehenen Publikation der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft e.V. Freiburg i. Br., wurde angemerkt, dass die beiden Porträts auf Seite 64 - Franz Xaver Kaltenbach, der „Wälder-Xaveri" und Luitgard Kaltenbach geb. Heim - eigentlich Carl Sandhaas, und nicht wie angegeben, Wilhelm Hasemann, zuzuschreiben sind. Die beiden erwähnten Zeichnungen sind jedoch tatsächlich von Wilhelm Hasemann erstellt worden, obwohl die Originale natürlich von Carl Sandhaas stammen. Sie tragen auch korrekterweise die Signatur „Hasemann nach Carl Sandhaas", wobei der recht klein gehaltene Text „Hasemann nach ... " auf die Wertschätzung Hasemanns gegenüber Carl Sandhaas schließen lässt.
Ende des 6. Jahrhunderts waren zwölf irische Mönche unter Führung Columbans auf den Kontinent gezogen, um dort das geschwächte Christentum durch die Gründung von Klöstern neu
zu beleben. Jahre später (612) trennte Gallus sich am Bodensee von seinem Meister Columban
und suchte mit Hilfe eines Landeskundigen einen Ort, an dem er als Einsiedler leben wollte.
Als er im Hochtal der Steinach zu Fall kam, sah er darin ein Zeichen, dass Gott ihm diesen Ort
bestimmt habe. Er steckte ein Kreuz aus Haselzweigen in den Boden, befestigte eine Kapsel
mit Reliquien daran und widmete sich an dem auf diese Weise geheiligten Ort dem Gebet und
Fasten. Bald sammelten sich Gleichgesinnte um ihn. So erzählt es Walahfrid, Mönch und Abt
im Kloster Reichenau (gestorben 849), gut zweihundert Jahre später. Auch in Schuttern, St. Trudpert
und andernorts liegen Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte zwischen ersten Hinweisen auf eine
Einsiedelei und schriftlichen Quellen, die eine Mönchsgemeinschaft bezeugen.
Im Jahr 719, drei Generationen nach dem Tod des Gallus (vor 650?), wurde der Alemanne
Otmar Abt in St. Gallen. Zu seiner Zeit entwickelte sich die ehemalige Einsiedelei zu einem
bedeutenden Kloster, einem in sich abgeschlossener Ort mit Kirche, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden. Der heilige Gallus - heute würde man sagen das Kloster St. Gallen - erhielt zahlreiche, schriftlich bestätigte Schenkungen, vor allem im seinerzeitigen Bistum Konstanz und
damit auch im Breisgau. Im Namen des Klosters und im Gebet der Mönche lebte der einsame
Gottsucher weiter.
Die Michaelskapelle steht oberhalb der Ortschaft Riegel auf dem Michaelsberg, der die Spitze
eines langgezogenen Ausläufers des Kaiserstuhls nach Nordosten bildet und als Landmarke
weithin sichtbar ist. Vom Michaelsberg aus lassen sich die Verkehrswege überblicken
und kontrollieren, die hier in der Oberrheinebene eine Engstelle zwischen Kaiserstuhl und Vorbergzone passieren. Heute zwängen sich Bundesstraße, Eisenbahn, Autobahn und Leopoldskanal durch diese Pforte. Außerdem mündet hier eine von den Rheinübergängen bei Jechtingen (ehemals) und Sasbach kommende und entlang dem Nordrand des Kaiserstuhls verlaufende Verbindung ein.
Es verwundert daher nicht, dass auf dem markanten Michaelsberg Spuren früherer menschlicher Ansiedlungen zu finden sind. Die ältesten nachweisbaren Reste sind einer späturnenfelder- oder hallstattzeitlichen Höhensiedlung (1.000-600 v. Chr.) zuzuweisen. Unter dem Ort erstrecken sich die Reste einer mittellatenezeitlichen Großsiedlung (2. Jahrhundert v. Chr.), und
die zahlreichen römischen Relikte sind allgemein bekannt. Neben den Belegen für Handwerk
und Wohnbebauung sind die Gräben zweier frührömischer Kastelle und das Mithrasheiligtum
zu nennen, und aufgrund der im Jahre 1997 hier festgestellten Basilika mit Forum ist damit zu
rechnen, dass Riegel im 2./3. Jahrhundert n. Chr. Verwaltungshauptort für einen Großteil des
Breisgaus war.[1]
Waren die Jahrhunderte des Mittelalters - wie der Aus-der-Feme-Blickende sagt - ,,finster"?
Es gab sicher zu allen Zeiten als „finster" zu bezeichnende Ereignisse. Strahlend sollte die Zeit
der Stadtgründungen genannt werden können: Freiheiten und Rechte u.a. waren die Errungenschaften der Stadtbürger. Sie besaßen, was der Landbevölkerung fehlte. Auf was die Städter
verzichten mussten, war Platz. Die Stadthäuser drängten sich auf engstem Raum. Möglichst
hoch gebaut und in die Straße hineinragend standen die Gebäude. Doch dieses Zusammenleben
in der engen Stadt barg auch Gefahren. Als die Pest um die Mitte des 14. Jahrhunderts aus dem
Orient das Abendland wie eine Welle überflutete und ein Drittel, teilweise sogar die Hälfte und
mehr Opfer forderte, war noch nicht bekannt, dass diese Seuche immer wiederkehren würde.
Sie blieb als andauernde Gefahr jahrhundertelang in der Stadt hängen. Wenn im Folgenden von
der Pest die Rede ist, dann sind damit grundsätzlich die großen Seuchen gemeint, die bis in das
19. Jahrhundert Europa heimsuchten und allgemein mit der Bezeichnung „Pest" belegt werden.
Ob es sich dabei um die von dem Bakterium „Yersinia pestis" verursachte Krankheit handelte,
muss aus heutiger Sicht in vielen Fällen angezweifelt werden. Sollte es sich dennoch um die
„richtige" Pest gehandelt haben, dann wurde diese durch Ratten, die auf den Handelsschiffen
in jeden beliebigen Hafen des Mittelmeeres gelangen konnten, mitgebracht. Im Rattenpelz aber
lebten Flöhe, die wiederum die Krankheitserreger der Pest trugen. Mit den Ratten und infizierten Kranken wanderte die Pest unerkannt von Ort zu Ort. Inmitten der eng zusammengebauten Häuser fühlte sich die Ratte und auch der Floh wohl. Dieser lebte vom Blut der Ratte
solange, bis das Pestbakterium in die Blutbahn der Ratte gelangte. Die Ratte starb und die
Flöhe suchten sich frisches Blut, am liebsten bei den menschlichen Hausbewohnern. So begann
die Menschenpest. Mit Fieber und schweren Kopfschmerzen brach sie aus. Nach und nach
erkrankten die Organe, an den Lymphknoten entwickelten sich die sogenannten „Pestbeulen"
und nach wenigen Tagen trat der Tod ein. Nach einiger Zeit verebbte die Pest, um dann wenige
Jahrzehnte später wiederzukehren. Verheerend war z.B. in Freiburg die Pest von 1564. Täglich
starben 20 bis 30 Personen. Vom Juli dieses Jahres bis Weihnachten starben ungefähr 2.000
Freiburger. Die Pestgeschichte Freiburgs soll nun mit der Geschichte der Umlandgemeinden
- jedoch ohne die Kaiserstuhlgemeinden - fortgesetzt werden.
Poetische Stadtgeschichten
(2010)
Die städtische Erinnerungskultur wird keineswegs nur von der professionellen und seriösen
Geschichtsschreibung gespeist. Neben den fachlich vermittelten Informationen prägen auch
Sagen und Legenden, Anekdoten und Histörchen das Bild von der Stadtgeschichte. Nicht zuletzt haften auch poetische Formen der historischen Überlieferung wie Lieder und Gedichte im
stadthistorischen Gedächtnis. In ihnen sind fiktive, aber doch als lebensnah empfundene Sachverhalte mit gesichertem Wissensgut vermischt. Ihr Informationsgehalt bleibt begrenzt, und
doch kann man bei behutsamer Betrachtung auch aus solchen Texten etwas über die Vergangenheit der Stadt erfahren. Vor allem aber geben sie Auskunft über das historische Interesse der
Menschen, die solche poetischen Stadtgeschichten verfasst, verbreitet und geschätzt haben.
Wie sehr sie die historischen Vorstellungen in der breiteren Bevölkerung geprägt haben oder
prägen, ist schwer einzuschätzen. Für belanglos sollte man sie indes nicht halten. Immerhin
gehören manche zu den besonders beliebten und aufgrund ihrer Sprachform leicht einprägsamen „Geschichten aus der Geschichte" der Stadt.
Die Erforschung der barockzeitlichen Schanzanlagen im
Schwarzwald: Denkmalpflegerische Aspekte
(2010)
Die am Rand des Schwarzwaldes errichteten Schanzanlagen gehören als lineare Strukturen im
Sinne einer Sachgesamtheit zu den flächenmäßig größten archäologischen Kulturdenkmalen in
Baden-Württemberg. Im Gegensatz zum damit vergleichbaren römischen Limes, der mittlerweile zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe gezählt werden darf, steht die systematische
Erforschung der barocken Defensivsysteme erst am Anfang. Den Ursprung haben diese Befestigungswerke in spätmittelalterlichen Verschanzungen wie dem Hotzenwälder Landhag. Ein
planmäßiger Ausbau zu einem überregionalen System erfolgte in mehreren Phasen seit dem
Dreißigjährigen Krieg bis um 1735. Die letzten Schwarzwaldlinien wurden in den Koalitionskriegen (1796-1815) angelegt.
Die ersten umfassenden Arbeiten zu den Schanzanlagen erfolgten meist unter militärstrategischen Gesichtspunkten.[1] Eine umfassende Zwischenbilanz mit einer Kartierung findet sich
im Historischen Atlas Baden-Württemberg.[2] Seither kam es vor allem zur Bearbeitung von einzelnen Anlagen[3] oder Linienabschnitten[4]. Während es lange Zeit ruhig um das Thema war, ist
es mittlerweile wieder in den Blickpunkt der Forschung gerückt. Die Betrachtungsweise hat
sich allerdings heute stark gewandelt. Im Vordergrund stehen mittlerweile die exakte Vermessung und Kartierung von Einzelelementen und Linienabschnitten sowie der Versuch einer chronologischen Trennung einzelner Phasen.[5]]
Die Ausbreitung der Industriellen Revolution von England über Frankreich in die deutschen Staaten stellte neue Herausforderungen an die Ausbildung der Arbeitskräfte. Im Jahr 1794 entstand in Frankreich das ''Mutterinstitut für alle
höheren technischen Schulen, die noch ganz im Militäringenieurswesen verhaftete ecole polytechnique'',
die überall in Europa nachgeahmt wurde. Im neu formierten Großherzogtum Baden wurde bereits im Edikt vom 13. Mai 1803 auf die Notwendigkeit eines öffentlichen Unterrichts für junge Handwerker hingewiesen. Dennoch kam es zunächst nur zur vereinzelten Gründung einiger Zeichnungsschulen.
Der Naturraum, von dem dieser Beitrag handelt, gliedert sich in drei unterschiedliche Bereiche. Im Westen liegt der Rhein mit
seiner breiten Auenzone, daran schließt sich ein schmaler, siedlungsgünstiger Bereich an. Der größte Teil der Ebene wird von
Rench und Acher sowie Durbach und Kammbach durchzogen, die zu Hochwassern neigen und bis zu den Gewässerkorrekturen im 19./20. Jahrhundert den größten Teil dieses Raumes in eine weitgehend siedlungsfeindliche Wasserlandschaft verwandelt haben. Nur im Osten zwischen dem Ostrand der hochwassergefährdeten Fläche und dem Gebirgsrand gibt es wieder einen schmalen, siedlungsgünstigen Raum. Ganz im Osten erhebt sich der Schwarzwald bis auf 1000 Höhenmeter.