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Geschichte erfahren
(2019)
Schon der Name des Geschichts- und Heimatvereins unterstreicht den Satz von Marcel Proust: Folgt man den Spuren fremder und vergangener Kulturen, lernt man die eigene Region besser zu erfassen und zu verstehen. Zumal in einer Stadt,
wo auf dem Magdalenenberg, dem größten hallstatt zeitlichen Grabhügel Mitteleuropas sich das Bild eines keltischen Fürstenhofes bietet. Wen reizt dies nicht zu „erfahren”, wo dieses Volk herkam und an welchen anderen Orten es seine Spuren hinterließ. Schließlich kommt das Wort „Erfahrung” von „fahren”, was zeigt, dass der Mensch seit je das Bedürfnis hatte, sich zu bewegen, um damit seinen Erfahrungsschatz zu vergrößern. Der Autor hatte das Glück und Privileg, Mitglieder des GHV Villingen seit nunmehr 10 Jahren auf den „Fährten” – kommt auch von „fahren” – fremder Völker und Zeiten begleiten zu dürfen. Auch wenn uns heute schnelle Jets und komfortable Reisebusse schnell ans Ziel unserer Wünsche bringen, so fühlt sich der geschichtsbewusste Reisende doch in der Tradition eines Phänomens, das wie kein anderes die Kultur der Menschheit weiter gebracht hat.
50 Jahre GHV
(2019)
Die Gründungsversammlung des Geschichts- und Heimatvereins Villingen fand am 10. Juni 1969 mit ca. 200 Personen statt. Dr. Nepomuk Hässler wurde zum 1. Ehrenmitglied ernannt und erhielt gleichzeitig das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Hans Brüstle wurde erster Vorsitzender und in einem ersten Schritt wurden 7 Arbeitsgemeinschaften gebildet. Bereits am 1. August nahm der Verein öffentlich Stellung gegen Pläne der Stadt wegen des Abrisses des historischen Baudenkmals „Mauer am Spitalgarten”. 1973 wurde die „Aktions- und Arbeitsgemeinschaft Stadtplanung- und sanierung Villingen” gegründet. Am 12. 11. 1976 trat Hans Brüstle als Vorsitzender zurück, Dr. Faas wurde erster Vorsitzender. Hans Brüstle wurde zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt, verstarb aber leider schon am 2. Dezember 1976. 1981 lud der Verein zum Festakt aus Anlass des 75. Geburtstags von Hans Hauser ein und ernannte ihn zum Ehrenmitglied. Von 1983 bis 1986 arbeitete der Arbeitskreis Innenstadt als „Initiative Münsterplatz” an Ideen und Planung für die Neugestaltung des
Münsterplatzes.
Mit den besten Wünschen an die sehr geehrten Mitglieder für das Jahr 1974 schloss Hans Brüstle im Dezember 1973 für die Vorstandschaft des noch jungen Geschichts- und Heimatverein die Rundschreiben-Kopie – gedruckt als ehemals übliche Blau-Matrize – und meldete zuvor auf grad mal sechs Zeilen: „Zum Jahresabschluss erhalten Sie als Vereinsgabe eine kleine Schrift, die in bunter Folge einige Beiträge aus dem Leben Villingens enthält. Das darin enthaltene Verzeichnis der Villinger Künstler und Kunsthandwerker kann Ihnen jederzeit als Nachschlagewerk dienen. Wir hoffen, Ihnen damit eine Freude zu bereiten. Mit
den besten Wünschen für 1974”
Am 10. Juni 1969 fand die Gründungsversammlung des heutigen Geschichts- und Heimatvereins Villingen e.V. statt. Der Verein feiert im Jahr 2019 seinen 50. Geburtstag. Es ist sicher verwunderlich, dass bei der jahrhundertelangen, sehr
umfangreichen und wertvollen Geschichte dieser Stadt erst vor 50 Jahren dieser Verein gegründet wurde. Andererseits können wir dankbar sein, dass es damals einigen geschichtsbewussten und -interessierten Persönlichkeiten wichtig war, diese für die Stadt und deren Geschichts- und Heimaterforschung wichtige Aufgabe einem ins Vereinsregister eingetragenen Verein zu übertragen. Dieser Bericht soll Einblick geben über die Geschichts- und Heimatforschung in Villingen vor der Entstehung des Vereins bis zur Gründung im Jahr 1969 und den Beginn der Arbeit im Verein.
Schreiner, Ordenspriester, Teilnehmer am Konzil: Heinrich Bliestle aus Vöhrenbach (1896 – 1987)
(2019)
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war es vor allem die katholische Kirche, die
in den unteren Schichten nach Begabungen suchte, sie förderte und dann in ihre
Dienste stellte. Sie bot so denen eine Chance, die sonst vielleicht keine gehabt hätten: Sie konnten Priester, auch Ordenspriester, Ordensbruder, Ordensschwester
werden. So kamen sie oft weit herum, oft hoch hinauf, und manche blieben
ihrer Herkunft stets verbunden. Heinrich Bliestle ist dafür ein Beispiel, an das zu
erinnern sich lohnt.
„Niemand saß ‚zu Recht‘ im KZ“, stellte der Beirat der „Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ am 12. Dezember 2016 in einer öffentlichen Erklärung fest, „auch Menschen mit dem schwarzen und dem grünen Winkel nicht.“ Der Beirat, in dem Verbände von NS-Verfolgten, historische Forschungseinrichtungen, Museen, Gedenkstätten und andere Initiativen zusammengeschlossen sind, plädierte für eine „längst überfällige Erinnerung an verdrängte Opfer des NS-Unrechts“. Aktuell fordert eine Petition an den Deutschen Bundestag, diese Opfer endlich anzuerkennen. Zu diesen „verdrängten Opfern“ zählt Kilian Götz, der einzige Löffinger, der in einem Konzentrationslager ermordet wurde. Er ist bis heute nicht als Opfer des NS-Regimes anerkannt und rehabilitiert.
Was Kunst überhaupt heißt und wie sie verstanden werden kann – darüber lässt sich trefflich streiten. Und besonders Gespräche über im Dritten Reich geschaffene Kunst laufen gelegentlich ab wie vor Gericht, wo sich Kläger und Verteidiger wegen „Raubkunst“ oder „entarteter“ Kunst, wegen „Auftragskunst“ oder „Tendenzkunst“ duellieren können. Zu letzteren mag einer die Mutter-Kind-Skulptur auf der Brunnenschale am Donaueschinger Karlsgarten an der Bahnhofstraße gegenüber dem Bahnhof rechnen.
Hatte doch die Stadt Donaueschingen – und nicht das Fürstenhaus, wie es in einem Aufsatz heißt – unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Eberhard Sedlmeyer den durch heroisch-realistische Arbeiten für Partei und Staat
hervorgetretenen Bildhauer Emil Sutor2 damit betraut, zu Ehren des Goldhochzeitjubiläums des Fürstenpaares Maximilian Egon II. und Irma (am 19. Juni 1939) die Bronze-Figur zu schaffen.
Neulich bin ich wieder einmal bedächtig um eines meiner Lieblingsgebäude meiner Heimatstadt Donaueschingen geschlichen. Mit ihm verbinden sich wunderbare und kuriose Erinnerungen an Erlebnisse meine Jugendzeit, die nur in
Donaueschingen so erlebt werden konnten, denn dieses komplexe Ensemble ist ein unverwechselbares Unikat in fast ganz Deutschland und sogar in Mitteleuropa. Ich bin um die umliegende Eiswiese, die Zulaufkanäle zu diesem Eisweiher
und zu den dazugehörigen Wehrbauwerken und Stellfallen gebummelt. In den Wintermonaten leiten diese offenen Kanäle Bregwasser vom Bregwehr bei Allmendshofen über einen seitlichen Abzweiggraben bei der Graselli-Tabakmühle
diesem Eisweiher zu. Ganz in Gedanken und Erinnerungen an Jugendzeiten versunken, aber auch an längst vergessene, sehr natürliche Energietechniken, wurde ich unerwartet aus meinem Sinnieren geweckt und sehr freundlich angesprochen. Von der Prinz-Fritzi-Allee her.
Die Zahl der Weißstörche (Ciconia ciconia) auf der Baar nimmt, wohl für jeden in den letzten Jahren sichtbar, kontinuierlich zu. So gab es Anfang der 1990er Jahre nur ein Brutpaar und bis 2007 in der Regel maximal vier oder fünf Paare. Seit dem ist die Population aber deutlich angewachsen. Im Jahr 2018 gab es mit 25 besetzten Horsten einen neuen Rekord. 2018 wurden neue Nester in Bad
Dürrheim, Hüfingen und Neudingen registriert. Daneben auch zwei weitere Nester auf Gittermasten entlang der Bundesstraßen 27 und 33.
Biotopverbund an der Stillen Musel durch Stillgewässerentwicklung und Beweidung mit Karpatenbüffeln
(2019)
Auf der Baar führt der Schwarzwald-Baar-Kreis ein Naturschutzgroßprojekt (chance.natur – Bundesförderung Naturschutz, siehe Beitrag von THOMAS KRING
in diesem Band) zur Stärkung des Biotopverbunds durch (KRING 2013). Eine der wichtigen Achsen des Biotopverbunds dort, die Feuchtgebietslebensräume entlang der „Stillen Musel“, wurde in der Planungsphase des Projekts aufgrund
heftiger Proteste des Bauernverbands aus der Förderkulisse gestrichen, da hier landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen vorherrschen. Um abseits von landwirtschaftlich strittigen Bereichen Maßnahmen für den Biotopverbund realisieren zu können, wurden bei der Stiftung Naturschutzfonds (SNF) Mittel für mehrere Projekte beantragt. Das hier vorgestellte Projekt wurde zunächst zur Entwicklung von Brutgewässern für die Krickente sowie zur Stärkung von Laichhabitaten von Amphibien begonnen. Später stellte sich heraus, dass durch eine Beweidung mit Karpatenbüffeln (Wasserbüffel) weitere positive Effekte erreicht werden können. Die Größe des Projektgebiets beträgt ca. 8 Hektar.
Das NGP Baar startete im Jahr 2013 mit dem Projekt I in die Planungsphase.
Seit dem 1. Mai 2018 befindet sich das Projekt II – die Umsetzungsphase
– in der Förderung. Der Schwarzwald-Baar-Kreis als Projektträger kann nun
zusammen mit den Flächeneigentümern und Bewirtschaftern die im PEPL vorgeschlagenen
Maßnahmen realisieren. Dazu stehen bis zum April 2028 rund
8,5 Mio. € zur Verfügung.
Im Jahre 1931 berichtete der „Donau-Bote“ über die Jahresversammlung der „Gemeinnützigen Bezirksbaugenossenschaft Donaueschingen e. GmbH“ (heute kurz BBG genannt), die Baugenossenschaft gehöre mit ihren seit ihrer Gründung 1919 im nordwestlichen Neubaugebiet der Stadt geschaffenen 37 Häusern mit insgesamt 142 Wohnungen zu den bedeutendsten Unternehmen der Stadt der vergangenen zwölf Jahre. Doch 1931 kam der Bauboom in Folge der Weltwirtschaftskrise von 1929 vollkommen zum Erliegen. Volkhard Huth hat in seiner Stadtchronik zwar die Bedeutung der Bezirksbaugenossenschaft für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte durchaus angerissen, eine ausführliche Würdigung ihres baulichen Wirkens fehlt jedoch bisher. Diese Lücke zu schließen, soll dieser Artikel helfen.
Aufbruch in eine neue Zeit
(2018)
2017 feierten die evangelischen Kirchen am 31. Oktober den Tag, an dem nach der Überlieferung vor 500 Jahren der Mönch und Doktor der Theologie Martin Luther an der Schlosskirche zu Wittenberg 95 Thesen angeschlagen hat, über das Thema
„Buße". Dieser Tag gilt als die Geburtsstunde der Kirchen der Reformation. Die 500ste Wiederkehr dieses Tages ist über den Raum der Kirche hinaus von so großer Bedeutung, dass er im Jubiläumsjahr ein staatlicher Feiertag war, und dass die Vorbereitungen für dieses Jubiläum schon vor einigen Jahren begonnen hatten.
Die hier referierenden Autoren beschäftigten sich schon seit über 10 Jahren mit der archivalischen Geschichte und den baulichen Überresten der Burg Steinsberg. Folgerichtig wurden sie ab dem Jahr 2014 vom Landesamt für Denkmalpflege beauftragt, die dort anstehenden Sanierungen zu dokumentieren - was seit 2017 dankenswerter Weise von der Stadtverwaltung Sinsheim als Eigentümer finanziell unterstützt wird.
Die Ergebnisse waren überraschend bis sensationell, die Auswertung ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Trotzdem soll hier auf Bitten des Kraichgau-Vereins (dessen Logo ja die Burg Steinsberg ist) eine allererste und vorläufige Übersicht der wichtigsten Befunde und neuen Erkenntnisse gegeben werden. Dank an die Schriftleitung, die dies kurz vor Druckbeginn des Jahrbuchs ermöglichte.
Martin Butzer/Bucer wurde als Sohn eines wenig begüterten Küfers am Martinstag des Jahres 1491, also am 11. November, in Schlettstadt geboren. Schlettstadt (frz. Selestat), zwischen Colmar und Straßburg gelegen, war damals eine Reichsstadt, die im ausgehenden 15. Jahrhundert etwa 4000 Einwohner zählte, die von Handwerk, Weinbau und Landwirtschaft lebten. Das Haus der Familie befindet sich am westlichen Rande der Stadt, ganz am Rand, da, wo einst die ärmeren Handwerker wohnten. Das Haus steht übrigens noch unverändert, ist aber recht baufällig und
steht leider nicht unter besonderem Schutz.
Burg Guttenberg und Burg Hornberg: zwei Nachbarburgen des Neckartals mit literarischer Bedeutung
(2018)
Eine Vielzahl an Burgen und Rittergestalten haben Kraichgau und Neckartal mehrfach zu Schauplätzen der deutschen Literatur werden lassen. Der vorliegende Beitrag behandelt zwei literarisch bedeutsame Nachbarorte: (1) Die Burg Hornberg als Alterssitz Götz von Berlichingens und (2) die Burg Guttenberg, auf der Wilhelm Hauffs Novelle „Das Bild des Kaisers" spielt.
Seit nahezu 40 Jahren ist Reiner Dick im behördlichen Umwelt- und Naturschutz tätig. Nach dem Abitur schlug er die Verwaltungslaufbahn im gehobenen Dienst bei der Bundeswehr in Bruchsal ein. Dort wirkte er mit bei der ökologischen Umgestaltung und Aufwertung des Standortübungsplatzes mit heute noch sichtbaren und wirkungsvollen Maßnahmen. Seit
über 25 Jahren arbeitet er als Umweltbeauftragter bei der großen Kreisstadt Stutensee.
Seit der Gründung des Arbeitskreises Genealogie im Heimatverein Kraichgau in Weingarten im Jahre 1991 hatte Emil Schumacher dessen Leitung inne, ehe er sie nach 22 Jahren gesundheitshalber im Jahr 2013 abgab. Für die vierteljährlich einmal in Rohrbach / Sinsheim stattfindende Arbeitssitzung legte er zusammen mit den Teilnehmern die Themen fest, besorgte die Referenten und leitete die Sitzungen. Wenn die Zahl der Teilnehmer über all diese Jahre hinweg sich in der Regel zwischen 20 und 25 bewegte, ist dies ein Zeichen dafür, dass er seine Arbeit zu ihrer großen Zufriedenheit erledigte.
Den Theologen, Schuldekan, Vorsitzenden des Heimatvereins Neckarbischofsheim, Denkmalpfleger, Historiker, Ehrenbürger,
Träger des Bundesverdienstkreuzes kann auch der Heimatverein Kraichgau seit unendlichen Jahren zu seinen Mitgliedern zählen. Zu den aktiven Mitgliedern. Denn seine Hingabe an den Beruf findet ein wunderbares Pendant in der Aufmerksamkeit für seine Umgebung. Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2014 hatte die Bürgermeisterin seine „nebenberuflichen Engagements" umrissen: 40 Jahre Vorsitzender des Heimatvereins, Einsatz für die Aufarbeitung der Totenkirche, der vielen Epitaphien, für das Alte Schloss, den Gedenkplatz für die Synagoge, als Autor, für die Pflege der Partnerschaften mit La Chapelle St. Luc und Pereslavl-Salesskij, die Sanierung der Helmstatt'schen Grabkapelle. Eigentlich ist Peter Beisel seit 1996 im Ruhestand. Doch immer noch steht er fast jeden Sonntag als vertrauter Vertreter auf den Kanzeln der Umgebung. Als Organistin hat ihn seine Frau viele Jahre begleitet. So hatten Vertretungsgottesdienste für die Besucher immer eine besondere Ausprägung. Eingängig die Beschreibung von Christiane Barth. ,,Mit 85 ist er die Ruhe, von der er predigt". So sind auch seine Führungen durch Neckarbischofsheim begehrt.
Am 25. August 1911 wurde in einem Ratsprotokoll zur Beschäftigungssituation in der Gemeinde Sulzfeld festgestellt, das die Steinindustrie darniederliegt. Zwei Betriebe, in denen ca. 100 Männer beschäftigt waren, mussten die Arbeit einstellen.
Seit dem Jahr 1912 bemühte sich deshalb Bürgermeister Heinle, Fabrikanten für eine Industrieansiedlung am Ort zu gewinnen, allerdings ohne den gewünschten Erfolg. So beschloss der Gemeinderat am 12. Mai 1913 mit Inseraten in der badischen
Presse für den Industriestandort Sulzfeld zu werbe.
Aufzeichnungen über die Bekanntmachung amtlicher Mitteilungen beginnen im Archiv der Gemeinde Sulzfeld im Jahr 1840. Am 5. Juni 1840 wurde in einem Ratsprotokoll festgestellt, dass bei der Größe der Gemeinde und den vielen Aufgaben des Gemeindedieners der Dienst durch eine einzige Person nicht mehr versehenwerden kann. Deshalb wurde beschlossen, statt bislang nur einen für die Zukunft zwei Bürger anzustellen, die den Rats- und Polizeidienst gemeinschaftlich ausüben sollten. Die Bewerber wurden nach einem Probejahr für einen längeren Zeitraum verpflichtet. Beide unterstanden den unmittelbaren Befehlen des Bürgermeisters und des Ratschreibers, bei dem sie sich täglich zu melden hatten und ihre Aufträge abholen mussten. Die ersten beiden Bürger, die für den Dienst verpflichtet wurden,
waren Wilhelm Dorsche und Karl Moser. Wegen Dienstnachlässigkeit kam es im Laufe der Zeit aber immer wieder zu einem vorzeitigen Ende der Anstellung. Gründe waren u. a. die Vernachlässigung der Amtspflicht, häufige Trunkenheit im
Dienst, Unterschlagung usw.
Im Jahr 2017 feierte die Evangelische Kirchengemeinde die 500. Wiederkehr des Jahres, in dem Martin Luther durch seinen Protest gegen Missstände in der Kirche den Lauf der Geschichte beeinflusste. Gedenkfeiern sind immer mit einem bestimmten Jahr, einem Namen und einem Ereignis verbunden. Das Jahr 1517 war die Initialzündung für einen Prozess, der bis in die heutige Zeit reicht. Von ebenso großer Bedeutung wie das Ereignis selbst, ist die Person, deren Name mit dem Ereignis verbunden ist. Um dieser Person zu gedenken, ist in der Regel das Geburtsjahr Anlass für eine Rückbesinnung. Auch künftige Ereignisse, die zwangsläufig auf das Jahr 1517 folgen mussten, können von so großer Bedeutung sein, dass sie es wert sind, ihrer zu gedenken.
In seiner „Cosmographia universalis" aus dem Jahr 1544 beschrieb Sebastian Münster den Kraichgau als ein fruchtbares Land, reich vor allem an Wein und Korn. Auch der Reformator David Chyträus aus Menzingen, der im Jahr 1550 als Professor an die Universität Rostock berufen wurde, zählte in seiner Antrittsrede über den Kraichgau die Vorzüge seiner Heimat auf. Von allen Früchten, die hier gedeihen, nannte er den Wein an erster Stelle. Und so verwundert es überhaupt nicht, dass man in fast jeder Kraichgaugemeinde ein Keltergebäude findet, im Nachbarort Kürnbach gar zwei: Die Badische Kelter, die um 1710 neu errichtet wurde als Nachfolgerin der 1486 in württembergischem Besitz befindlichen Kelter. Im Jahr 1810 ging sie an Baden über. Eine zweite Kelter, die Hessenkelter, wurde 1725 errichtet. Der Grund dafür ist in der Geschichte des Orts zu finden. Seit dem Jahr 1598 stand Kürnbach unter württembergisch-hessischem, ab 1810 unter badisch-hessischem Kondominat.
Es ist meistens Zufall, wenn sich Angaben darüber finden, wann in den einzelnen Orten die Reformation eingeführt wurde. Aber bereits 1522 und noch mehr 1523 beklagte sich das Domkapitel allenthalben über Zehntverweigerungen, die zwar mit der neuen Lehre nichts zu tun hatten, aber doch ein Zeichen dafür sind, wie viele Menschen sich bereits innerlich von der alten Kirche getrennt hatten. Wie die Verhältnisse in dieser Hinsicht in jenen Jahren in Wössingen waren, ist nicht bekannt. Wir wissen, dass die Wössinger sich am Bauernkrieg beteiligt hatten, denn der Markgraf hat 1527 von ihnen „der burischen aufrurhalben 200 fl begehrt." Das Domkapitel wollte dies verhindern und nahm die Wössinger wieder in Gnaden auf, hat ihnen also ihre Beteiligung am Bauernkrieg verziehen.
Mennoniten im Kraichgau
(2018)
Am 22. April 2017 fand auf Einladung des Mennonitischen Geschichtsvereins und des Heimatvereins Kraichgau die Tagung "Schweizer Brüder in fremder Heimat -Mennoniten im Kraichgau" im Sinsheimer Gemeindehaus statt. Die mit etwa einhundert Personen, die auch aus den USA angereist waren, gut besuchte Veranstaltung stand unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Astrid von Schlachta und Diether Götz Lichdi sowie der organisatorischen Leitung von Hartmut Glück. Die Tagung spannte den Bogen von der Lokalgeschichte zur allgemeinen Geschichte, von den Herkunftsgesellschaften in der Schweiz über die Einwanderung in den Kraichgau im 17. Jahrhundert und die Weiterwanderungen in Süddeutschland und den USA, bis zu den inneren Konflikten der Einwanderer und deren politischen
Anpassungsbemühungen im Dritten Reich.
Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus. So will Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) eigenem Bekunden zufolge am Abend des 20. September 1792 gegenüber preußischen Offizieren das als Kanonade von Valmy in die Geschichte eingegangene Artilleriegefecht kommentiert haben, das die entscheidende Wende im Verlauf des Ersten Koalitionskriegs mit sich brachte, die von Generalfeldmarschall Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel (1735-1806) geführte preußische Armee zum Rückzug zwang und zugleich den Vormarsch unter dem Kommando des Divisionsgenerals Adam Philippe de Custine (1740-1793) stehender französischer Revolutionstruppen bis an den Rhein ermöglichte. Ohne dabei auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, besetzten diese am 30. September Speyer, am 4. Oktober Worms, am 21. Oktober Mainz und am 23. Oktober schließlich Frankfurt am Main.
Wie alle großen Kraichgauer Adelsfamilien bildeten sich auch bei den Helmstatt Linien heraus: Haupt- und Seitenlinien, kurzlebige und mit männlichen Erbenreich gesegnete, in Helmstadt, in Neckarbischofsheim, in Grambach u.a. – und damit sind die Linien in Lothringen noch gar nicht genannt. Auch die alte Neckarbischofsheimer Linie wurde schließlich im 18. Jahrhundert von Verwandten aus Oberöwisheim beerbt. Trotzdem bildete das „Steinhaus" in Neckarbischofsheim mindestens seit dem 15. Jahrhundert den Bezugspunkt für alle Linien, denn hier schloss man für die Ganerbenburg die Burgfrieden und hier lag das gemeinsame Archiv. Die gemein brieff, die wichtigen Urkunden, sollten nach der Stammeseinung von 1458 hier im Gewölbe verwahrt werden. Spätestens seit 1752 gab es hier auch einen gemeinschaftlichen Archivar, der z.B. die Lothringer Linie des Hauses – die immer erbberechtigt blieb - bei Bedarf mit Urkundenabschriften versorgte. So brachte die Lothringer Familie auch ihr Archiv in den Kraichgau mit, als sie vor der Revolution in Frankreich floh. An dieser Stelle setzte nun eine Art Parallelgeschichte für das Helmstatt-Archiv ein, eine Kette des Missgeschicks, die eine doch an sich ruhige Archivgeschichte bis
ins 20. Jahrhundert begleiten sollte. Die Lothringer Familie verlor wohl auf der Flucht eine oder mehrere Kisten mit Schriftgut.
Dieser Beitrag bezieht seine Grundlagen aus unterschiedlichen Quellen. Die hier vorgestellte Zusammenfassung wurde im Jahr 2012 und später mit verschiedenen Schwerpunkten den Gaiberger Bürgern präsentiert. Sie war Grundlage eines neuen
Bandes zur Ortsgeschichte, eines großformatigen Kalenders, bis hin zu einem Theaterstück das mit fünf Zeitakten von mehr als 80 Darstellern im Ortszentrum aufgeführt wurde.
Am 14.12.2016 verstarb kurz vor seinem 90. Geburtstag der Wieslocher Altbürgermeister Helmut Mohr, dessen vielfältiges
Wirken weit über seine Heimatstadt Wiesloch hinausging. Als Volljurist arbeitete er ab Mitte der 50er Jahre in der Landesfinanzverwaltung und war zeitweise mit der Leitung des Finanzamts Bruchsal betraut. In den Jahren 1962 bis 1972 in Wiesloch Gemeinderat für die CDU; 1972 wurde er ebendort.
Beigeordneter (Bürgermeister), ein Amt, das er bis zu seiner Pensionierung 1988 mit viel Engagement ausfüllte.
Früh legte der Geologe den Schwerpunkt seiner Forschung auf den Silberbergbau in der Montanregion Wiesloch. Seine Heidelberger Dissertation behandelte „Die Schwermetallbelastungen durch den historischen Bergbau im Raum Wiesloch". Mit seinen Arbeiten, auch zu Geschichte und
Heimatpflege, fand er zum Heimatverein Kraichgau und in dessen Vorstand. Die Zahl seiner Veröffentlichungen in den Kraichgau- und mit eigenen Büchern ist ungewöhnlich umfangreich, seine
Führungen sind angesehen.
Für Populisten (und ihre Anhänger) ist die Europäische Union immer noch weitgehend ein von den Bürgern abgehobenes Bürokratie-Monster. Für Millionen Menschen aber, gerade in strukturell schwachen Regionen, leistet sie seit 1991 mit dem Programm LEADER (Liaison Entre Actions de Developpement de l'Economie Rurale = Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung des ländlichen Raums) eine bürgernahe Unterstützung, um die ländlichen Regionen sozial, kulturell und wirtschaftlich zu stärken, wobei Entwicklungsinitiative und Projekte von den Akteuren der Region selbst ausgehen sollen. LEADER wird in Baden-Württemberg in kleineren, abgegrenzten Gebieten des ländlichen Raums durchgeführt (LEADER-Aktionsgebiete), die unter geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten eine Einheit bilden und auch über Landkreisgrenzen hinaus angelegt sind. Das Aktionsgebiet Kraichgau wurde am 07. Januar 2015 erstmalig als Aktionsgebiet ausgewählt und umfasst in den drei Landkreisen Heilbronn, Karlsruhe und Rhein-Neckar-Kreis 17 Kommunen von Meckesheim bis Oberderdingen und von Kraichtal bis Gemmingen, mithin eine Fläche von rund 500 km. Es können nur Projekte gefördert werden, die innerhalb dieser 17 Städte und Gemeinden liegen.
Doppelt genäht hält besser
(2018)
Er hätte sicher ebenso fruchtbar für seine Geburtsregion Bauland wirken können oder wohin immer ihn sein Lebensweg geführt hätte, doch da seine Ehefrau aus Eppingen stammte und er dort eine Anstellung an der später nicht zuletzt auf seine Anregung hin Hartmanni-Gymnasium genannten "Vollanstalt" erhielt, profitierten eben Eppingen und der Kraichgau von Bernd Röckers Schaffensdrang.
Der in Mauer lebende Autor arbeitet seit einigen Jahren daran, die über seinen Wohnort vorhandenen Dokumente in lateinische Schrift zu übertragen, um sie den Mitbürgern und anderen Interessenten zugänglich zu machen. Eine große Quelle beherbergt das Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA KA). Für Mauer sind die verfilmten Dokumente in der Abteilung 22_9, Nummern 64414 bis 65534 wichtig. In den Dokumenten lässt sich im Hintergrund vieles über das Leben in Mauer in den vergangenen Jahrhunderten erfahren. In der hier beschriebenen Akte, die weit über 200 Seiten hat, geht es vordergründig um eine Geldstrafe gegen den von Zyllnhardtischen Verwalter. Eigentlich handelt es sich aber um eine Auseinandersetzung zwischen Ortsadel und dem Kurfürstlichen Unteramt Dilsberg über die Rechte in Zivilsachen.
Hans Appenzeller [Kreuz]
(2018)
Es gibt Orte im Kraichgau, bei deren Nennung dem Heimatforscher spontan ein (und nur ein!) Name einfällt. Für Sinsheim-Steinsfurt gilt dies für Hans Appenzeller, der am 5. November 2017 im Alter von 97 Jahren verstarb. Geboren wurde er am 20. Februar 1920 in Grombach (heute Stadtteil von Bad Rappenau). Hans Appenzeller erwarb sich im Lauf seines Lebens in den verschiedensten Bereichen Verdienste. In seiner Gemeinde und darüber hinaus übernahm er Verantwortung in kirchlichen und politischen Angelegenheiten.
Der Glaube an verborgene Kräfte und an das übersinnliche war in der Frühen Neuzeit ab 1500 in Mitteleuropa weit verbreitet und regte die Phantasie der gesamten Bevölkerung an. Einen Zauberer- und Hexenglauben gab es schon in der Antike und im Mittelalter, doch gegen Verdächtige kam es nur vereinzelt zu Prozessen oder gar zu Hinrichtungen. Erst als der Dominikaner und Inquisitor Heinrich Kramer sein Traktat ,Hexenhammer' 1486 veröffentlicht, ein Werk, das Hexenverfolgungen auf der Grundlage der Hexenbulle (1484) von Papst lnnozenz VIII. legitimiert, ist die Grundlage für eine systematische Hexenjagd bereitet.
Marliese Echner-Klingmann
(2018)
Das Licht dieser Welt erblickte sie im Januar 1937, ihr Vater fiel noch 1945, Eschelbronn - der Bauernhof ihrer Großeltern und das Heim ihrer eigenen Familie - war ihr Lebensraum. Erst vor wenigen Jahren zog sie sich in eine auswärtige Wohngemeinschaft zurück. Ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau ließ nicht vermuten, dass sie „solche" Spuren hinterlassen würde. Was zeichnete sie aus? Scharfe Beobachtung, Sensibilität, soziales Bewusstsein, Sarkasmus, Humor - und ein besonderes Gefühl für Sprache: Mundart wie Hochdeutsch gleichermaßen.
„Drei Töchter kann man verheiraten, die anderen sollen ins Kloster gehen", wird Otto I. von Mosbach (reg. 1410-1461) zitiert – konnte doch mehrfache Ausgabe standesgemäßer Mitgift die Stammfamilie gefährden. Die Aufnahme in ein Kloster war ehrenhaft für Person und Familie – Verhandlungssache – und ohnehin stand jede ledige Frau in der Munt des Familienpräses. Dass sich Frauen ins Kloster gesehnt hätten, weil sie dort, und nur dort, die Kulturtechniken lesen, schreiben, rechnen lernen konnten, ist ein Postulat, das für die Frauenklöster der Region jedenfalls nicht bezeugt ist.
Dr. Günther Wüst
(2018)
Alte Sprachen also. Der Schuldienst in Mannheim (1963-1979) schloß gelegentlich fachfremden Unterricht in Biologie,
Erdkunde, Geschichte, Religion, Musik und Sport bis zur Oberstufe nicht aus – ein breites Spektrum, das sich in späteren ehrenamtlichen Engagements des Geehrten wiederfindet. Die Bestallung (1979) zum Regierungsschuldirektor am Oberschulamt Karlsruhe als Referent für alte Sprachen endete 1984 mit der Berufung zum Direktor des neugegründeten Gymnasiums Neckargemünd und ergab 1992 die Initiative - ein markantes Stichwort in dieser vita – zur Gründung des Gymnasiums Bammental. Einbindung ins Gemeindeleben blieb nicht aus. Schon 1969, fast gleichzeitig
mit dem Dirigat des kath. Kirchenchors Wiesenbach übernahm Günther Wüst die Berichterstattung über Ereignisse in
Bammental für die Rhein-Neckar-Zeitung, 1969 den Vorsitz des kath. Kirchengemeinderates Wiesenbach. Der Aufbau der Heimatmuseen in Bammental und Wiesenbach 1983/86 forderte seine Mitarbeit. Aus dem engen Kontakt mit Kommunen und Vereinen entwickelte sich intensives
Interesse an der Orts- und Regionalgeschichte. Das Resultat: Eine große Zahl an Broschüren, Aufsätzen in Schriftenreihen und viele Bücher.
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
Es ist mir eine große Ehre, hier vor Ihnen an Ihrer Jubiläumsfeier sprechen zu dürfen. 1973 wurde ich mit meinem Mann von Freiburg nach Villingen-Schwenningen versetzt. Wahrgenommen haben wir zuerst einmal Villingen, und mein Mann wurde, wenn ich mich recht erinnere, bereits 1974 für den Geschichts- und Heimatverein geworben, dem ich seit damals
als Mitglied angehöre. Mitglied im Schwenninnger Heimatverein wurde ich erst sehr viel später. Wenn Besucher kamen, dann wurden die damals natürlich erst einmal nach Villingen geführt, weil das halt eine schöne alte Stadt ist, und etwas ganz
Besonderes war natürlich die historische Villiniger Fasnet, in die uns Kollegen meines Mannes vom Wirtschaftsgymnasium einführten.
Rede Festakt GHV
(2020)
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte“, dieses Zitat Kurt Tucholskys klingt fast so als hätten es vor 50 Jahren die Gründer des Geschichts- und Heimatvereins Villingen aufgegriffen, um daraus das Erfolgsprogramm zu machen, welches unseren Verein bis heute auszeichnet. Heute feiern wir Geburtstag und ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind, um mit uns zu feiern. Die illustre Zahl unserer Gäste zeigt mir, dass die immerhin rund 200 Gründungsmitglieder, welche den neuen Verein am 10. Juni 1969 aus der Taufe hoben, eine
wirklich tolle und sehr nachhaltige Entscheidung trafen.
Ich möchte Sie alle, verehrte Gäste des Geschichts- und Heimatverein herzlich grüßen. Ich grüße Sie als Mitglied dieses Vereins und als langjähriger Abgeordneter für den Schwarzwald-Baar-Kreis und auch ganz persönlich als guter Freund und Nachbar dieser Stadt, die ich seit meiner Kindheit kenne. Ich schätze das vielfältige bürgerliche Engagement und viele Menschen in dieser Stadt. Ich freue mich, heute bei Ihnen zu sein und mit Ihnen dieses Jubiläum feiern zu können.
Textilindustrie in Villingen
(2020)
Die wichtigsten Weichen für die prosperierende Industrie im deutschen Südwesten wurden Mitte des 19. Jahrhunderts gestellt. Im Vergleich zu Württemberg lag das Großherzogtum am Oberrhein beim Übergang von der Manufaktur zur Fabrik eine Nasenspitze vorn. Etwa bei der Textilindustrie: Die erste deutsche mechanische Baumwollspinnerei entstand 1809 in St. Blasien im Schwarzwald. Die entscheidenden Schritte im Prozess der industriellen Revolution gelangen durch den Import von Maschinen (Dampfkraft, mechanische Webstühle) aus England, dem „Mutterland der Industrialisierung", unter privatwirtschaftlichen kapitalistischen Bedingungen. Die Textilindustrie kam bald auch im Wiesental auf volle Touren. Das Schwarzwaldtal zwischen Lörrach und Todtnau war neben dem Ruhrgebiet eine der ersten großen Industrieregionen. 1850 liefen in Baden 110, in Württemberg 52 Textilfabriken. Die Nähe zur Schweiz war von Vorteil, viele Investoren Südbadens stammten aus der Eidgenossenschaft.
Das Handwerk im Jahre 2019 hat goldenen Boden. Ein Konjunkturhoch folgt dem nächsten, nahezu unabhängig vom Gewerk. Die größten Herausforderungen neben der Digitalisierung, die alle Bereiche des Lebens und massiv auch die Handwerksunternehmen der Region beeinflusst, sind heute die in vielen Branchen knapp werdenden Fachkräfte. Die Situation hat mittlerweile ein solches Ausmaß angenommen, dass einige Betriebe bereits Aufträge ablehnen, weil sie nicht über genügend Personal verfügen. Es fehlt an Auszubildenden, Gesellen und Meistern. Deutschlandweit meldet die Agentur für Arbeit rund 150.000 unbesetzte Stellen im Handwerk, die Dunkelziffer wird weit höher geschätzt.
Die Frage, wie man denn seine Mundart am besten – und „richtig" – schreibt, haben sich schon viele Autorinnen und Autoren gestellt und stellen sie sich immer wieder. Egal, ob man Gedichte, Geschichten oder andere Texte im Dialekt verfassen, mundartliche Beiträge für Ortschroniken erstellen oder den eigenen Dialekt auf andere Weise (z.B. in einem kleinen Wörterbuch o. ä.) schriftlich dokumentieren will, man hat die Schwierigkeit, dass Dialekte vorwiegend mündlich gebrauchte Sprachformen sind, für die es kein amtliches Regelwerk zur Rechtschreibung gibt. Entsprechend weichen oftmals selbst in derselben Dialektregion die in der Mundartliteratur oder auch in Wortsammlungen usw. verwendeten Schreibungen von Verfasser/in zu Verfasser/in voneinander ab, manchmal sogar deutlich.
Die evangelische Markgrafschaft Baden-Durlach umfasste 1770 rechtsrheinisch eine Fläche von ca. 30 badischen Quadratmeilen, was etwa 2.400 Quadratkilometern entsprach. Zur selben Zeit kam die katholische Markgrafschaft Baden-Baden rechtsrheinisch auf knapp 22 Quadratmeilen oder 1.700 Quadratkilometern. Der größte Landkreis
Baden-Württembergs umfasst über 1.800 Quadratkilometer und der Schwarzwald-Baar-Kreis mehr als 1.000 Quadratkilometer. Oder anders ausgedrückt: Die beiden badischen Markgrafschaften waren flächenmäßig mit heutigen Landkreisen vergleichbar.
Schon immer verließen Menschen wegen der Arbeit, dem Krieg oder der Unterdrückung ihre Heimat, dennoch waren es noch nie so viele wie heute. Die Zahl der illegalen Migranten, die in ein fremdes Land eingewandert und untergetaucht sind, ist noch nie so hoch wie in jüngster Zeit gewesen. Menschen entscheiden sich freiwillig zur Migration oder sie werden gezwungen, wegen den Lebensumständen zu fliehen. Neben der illegalen und legalen Migration über die Staatsgrenze hinaus, gibt es auch Binnenmigration, welche innerhalb eines Landes stattfindet.