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Vier neue Rubus-Arten der sectio Corylifolii Lindley aus
dem nördlichen Baden-Württemberg werden beschrieben: Rubus appropinquatus sp. nov. (series Suberectigeni), Rubus histrionicus sp. nov. (series Subthyrsoidei),
Rubus lictorum sp. nov. (series Subcanescentes), Rubus
remotifolius sp. nov (series Subcanescentes). Alle vier
Arten werden durch Fotos der Typus-Belege und durch
Fotos lebender Pfanzen illustriert. Zusätzlich werden
die Variabilität, wichtige diakritische Merkmale und –
falls notwendig – Unterscheidungsmerkmale ähnlicher
Arten kurz beschrieben. Außerdem werden die Verbreitung und die ökologischen Präferenzen dargestellt.
In früheren Zeiten konnten die Geistlichen nicht über ihre VerJassenschaft frei verfügen: Hab und Gut des Verstorbenen fielen üblicherweise an den Bischof. So kommt es, daß sich mehrere Bündel des ehemaligen Straßburger Bistumarchivs mit den Fragen der Hinterlassenschaften von Priestern befassen. Aus diesen Inventaren stellen wir vier Ortenauer Pfarrbibliotheken vor.
Der Heidelberger Gemeinderat fällte in den letzten Jahren zwei Beschlüsse zur Flüchtlingspolitik: 2017 erklärte er sich als einer der ersten in Baden-Württemberg bereit, 50 Flüchtlinge aus dem Relocationprogramm aufzunehmen, 2018 beschloss er, den Appell anderer deutscher Städte zu unterstützen, schnellstmöglich eine Lösung für Geflüchtete zu finden, die aus Seenot gerettet wurden, und bekräftigte die Bereitschaft der Stadt zur Aufnahme von Geretteten. Beide Beschlüsse gehen auf die Initiative des Asylarbeitskreises Heidelberg e.V. zurück. Er hoffte auf die positive Wirkung solcher Beschlüsse in der Öffentlichkeit und den Einfluss der Stadt auf die Bundesregierung, z.B. durch den Städtetag und das Land. Dass es zu diesen – fast einstimmig gefassten – Beschlüssen kam, spricht für die Offenheit des Gemeinderats und der Heidelberger Gesellschaft gegenüber der Unterstützung Geflüchteter. Dazu hat die lange Tradition der Asylarbeit in Heidelberg vermutlich wesentlich beigetragen. Die Asylarbeit findet an der Schnittstelle von lokaler und globaler Politik statt. In Heidelberg war der politische Aspekt der Asylarbeit immer ebenso stark ausgeprägt wie der karitative und humanitäre. Wie sie entstand und wie sie sich im Laufe von vierzig Jahren entwickelt hat, soll hier nachgezeichnet werden. Dabei stützt sich die Verfasserin auf Protokolle, Jahresberichte, Interviews mit Beteiligten und Zeitungsartikel sowie auf ihr eigenes gesammeltes Material und ihre Erinnerung als Mitarbeiterin und zeitweise als Vorstandsmitglied seit fast dreißig Jahren.
Villa Alwind
(2011)
Eine der schönsten und größten Villen am Lindauer Bodenseeufer ist Alwind. Fährt
man auf dem Schiff zwischen Lindau und Wasserburg dem baumreichen Uferendang,
so zieht überraschend eine barock anmutende Gartenanlage den Blick auf sich, deren
Terrassen zu einem hochgelegenen imposanten Gebäude aufsteigen. Es ist Schloss oder
Villa Alwind.
Die Villa verdient nicht nur als kunsthistorisch interessantes Objekt und Denkmal eine eingehende Betrachtung, sondern auch ihrer wechselvollen Geschichte und der
Besitzer wegen, die hier gelebt, gebaut und umgebaut haben. Je nach
Bedürfnissen und Interessen wurde
das Anwesen verschiedenartig genutzt und entsprechend verändert
und geprägt. Die vorliegende Betrachtung beginnt nicht beim heutigen Zustand, sondern führt zunächst zu den Anfängen zurück.
Die Gemarkung des
Dorfes Villingen liegt
wie seine Nachbarorte
Langd, Ruppertsburg
und Laubach naturräumlich auf der Grenze
zwischen dem vulkanisch entstandenen
Vogelsberg im Osten
mit seinen großen Wäldern und den agrarisch
ertragreicheren offenen
Tallandschaften von Horloff und Wetter im Westen. Beide Bäche, im Vogelsberg entsprungen,
fließen in die ebenfalls aus dem hohen Vogelsberg
stammende Nidda. Diese mündet bei Frankfurt-Höchst in den Main. Villingens Kirche als Dorfkern ist erbaut auf einer flachen Terrasse oberhalb
der Horloff, die am Dorfrand vorbeifließt. Dieser
liegt in Höhe von 149 m, Dorffläche steigt an bis
167 m. Höchste Erhebung in der Gemarkung
ist der bewaldete Dreiherrenstein, 289 m hoch.
Größe der Gemarkung 13,02 qkm = 1302 ha,
davon 603 ha Wald.
Dr. Wilhelm Binder würde staunen, wenn er
sehen könnte, welch herausragende Bedeutung das
von seinem Vater gegründete Unternehmen heute
weltweit hat, es hätte ihm gefallen, mit welcher
Innovationskraft Produkte entwickelt und am
Markt etabliert werden und mit wie viel Teamgeist
die Mitarbeiter weltweit dazu beitragen, die
Stellung des Konzerns zu festigen und weiter auszubauen.
2011 hat Kendrion Binder Magnete sein
glanzvolles 100-jähriges Jubiläum gefeiert und des
Firmengründers Wilhelm Binder und seines
Sohnes Dr. Wilhelm Binder gedacht, der durch seine
bahnbrechenden Erfindungen und Patente die
Basis für das stetige Wachstum gelegt hat. Die
Firma, eines der traditionsreichsten Unternehmen
in der Doppelstadt, hat den Sprung zum weltweit
agierenden Konzern geschafft, es hat viele Krisen
überstanden, zuletzt die große Finanzkrise 2009.
Villingen baut ein Gymnasium
(2009)
Höhere Schulen in Villingen sind keine Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Höhere Bildung gab es hier schon im späten Mittelalter. Im 18. Jahrhundert existierten in Villingen zwei Gymnasien. Eines wurde von den Franziskanern unterhalten, das andere von den Benediktinern – eines zu viel für die kleine Stadt Villingen. Die vorderösterreichische Regierung in Freiburg entschied 1774, nur die Benediktiner sollten weiterhin ein Gymnasium betreiben. Den Franziskanern wurde die Normalschule, damals meist ‚Hauptschule’ genannt, übertragen. Die Schülerzahl im Gymnasium schwankte zwischen 50 und 70 Schülern. Mit dem Ende der Zugehörigkeit Villingens
zu Österreich wurden die letzten Klöster – 1806 auch das Benediktinerkloster – aufgelöst. Nur das Ursulinenkloster überlebte, da es die Mädchenbildung in der Stadt übernommen hatte. Das Ende des Benediktinerklosters bedeutete auch das Ende des Gymnasiums in Villingen. Es folgte ein letztlich erfolgloses Bemühen des Rats der Stadt und des Bürgermeisters, das Gymnasium doch noch zu erhalten.
Wer heute durch die Niedere Straße läuft, wird
es kaum übersehen. Das Eckhaus mit der Nummer
86, in dem sich eines der ältesten Fotogeschäfte
Villingens befindet: das Geschäft Photo-Sauer.
Das Geschäft, das seit den 1930er Jahren zum
Villinger Stadtbild gehört, hat eine abwechslungsreiche
Geschichte, an die sich Adelheid Schweizer,
die Tochter des Fotografenmeisters Carl Sauer,
lebhaft zurückerinnern kann.
Denn ihre Eltern kamen ursprünglich nicht aus
Villingen und es war purer Zufall, dass Carl Sauer
ausgerechnet in der Stadt im Schwarzwald aus dem
Zug stieg, um sie sich anzusehen. „Er konnte es
selber nicht genau sagen warum, aber er stieg hier
einfach mal aus”, erzählt seine Tochter heute, wenn
sie gefragt wird, was ihre Eltern nach Villingen
verschlug.
Dieser Beitrag knüpft an den Aufsatz an, der unter dem Titel Nutznießer und Täter – Villingen in der Zeit des Nationalsozialismus in den Schriften der Baar
(Band 60, 2017) erschienen ist. In diesem Aufsatz wurden sowohl die Machtübernahme der Nationalsozialisten im Verlauf der ersten Monate des Jahres 1933 und die Durchsetzung
nationalsozialistischer Politik durch die Bürgermeister Hermann Schneider und Karl Berckmüller mit Hilfe ihrer in städtische Ämter gekommenen Parteigenossen als auch die im Laufe der Jahre sichtbar gewordenen innerparteilichen Machtkämpfe dargestellt. Er endet mit dem Einmarsch der französischen Truppen am 20. April 1945 in Villingen und der Übergabe der Stadt durch den Bürgermeister-Stellvertreter HERMANN RIEDEL, nachdem führende Parteigrößen der Kreis- und Gauleitung die Stadt fluchtartig verlassen hatten.
Mit dem Tod Herzog Bertholds V. (1186 – 1218) endeten über zweihundert Jahre Zähringerherrschaft über Villingen, eingeleitet mit der Villinger Markturkunde Kaiser Ottos III. (983 – 1002) vom 29. Mai 999, ausklingend mit der Entwicklung
Villingens zur hochmittelalterlichen Stadt unter ebendiesem Berthold als fundator ville Vilingen. Nicht jedoch die mit den Zähringern verwandten Herzöge von Teck oder die Grafen von Urach setzten sich in Villingen fest, sondern es waren die staufischen Könige und Kaiser, die Villingen – wohl für mehrere Jahrzehnte – zu einer „Königsstadt” machten, Ansprüche ihrer politischen Gegner auszugrenzen versuchten und damit das ehemalige Konkurrenzverhältnis zwischen Staufern und Zähringern im (oberen) Neckarraum zu ihren Gunsten entschieden. Jedenfalls sind staufische Aktivitäten in Villingen für die Zeit um 1220, um 1240 und für die 1240er Jahre bezeugt.
Zwischen der Verleihung Villingens als Reichslehen an die Grafen von Fürstenberg (1283) und dem Übergang der Stadt an die habsburgisch-österreichischen Herzöge (1326) liegt die fürstenbergische Zeit des Baarortes. Zwar hatten die Fürstenberger schon seit den 1250er-Jahren (bedeutenden)
Einfluss auf Villingen gehabt, doch erst 1283 war – zusammen mit der Übernahme der Baargrafschaft – ihre Herrschaft allgemein anerkannt. Das Nachfolgende will einführen in die Geschichte der
Fürstenberger Grafenfamilie und in die fürstenbergische Zeit Villingens.
Villingen und Munderkingen
(2010)
Es gibt sicher eine Vielzahl von historischen Verbindungen Villingens mit anderen Orten. Bernd Riedel berichtete über Villingen und Munderkingen, zwei Habsburger Städte, mit
ähnlicher wechselvoller Geschichte. Bis 1797 war Villingen habsburgisch, wurde 1805 für knapp ein Jahr Württemberg zugesprochen und wurde 1806 badisch. Munderkingen kam nach dem Pressburger Frieden 1805 von Habsburg zu Württemberg. Munderkingen liegt mit seinen ca. 6000 Einwohner in der Nähe von Ulm an der Donau. Es wurde schon 792 erwähnt und bekam 1230 das Stadtrecht von den Herren von Emerkingen. Noch vor 1297 wurde es an Österreich verkauft, um dann Ende des 14. Jahrhunderts von den Habsburgern an die Truchessen von Waldburg verpfändet zu werden. Munderkingen schloss sich mit den Städten Mengen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee, die ebenfalls alle gepfändet waren, zum „Bündnis der Donaustädte“ zusammen. 1680 konnten diese Städte die Pfandherrschaft abschütteln und wieder unter die Habsburger Herrschaft gelangen. Durch die Klöster Marchtal, Zwiefalten und das Franziskanerkloster St. Anna wurde eine bekannte Latein schule in Munderkingen aufgebaut.
Villingen – einst und heute
(2014)
Die Vöhrenbacher Straße
Die Vöhrenbacher Straße führt auf kürzestem
Weg vom Riettor durch den Neuhäuslewald nach
Vöhrenbach.
Baumumsäumt zeigt sie sich an der ehemaligen
Gaststätte „Engel” und auf der linken Straßenseite
ab der damaligen Fahrradhandlung „Villing”. Der
Gaststätte Engel, beliebt auch als Vereinslokal
mit großem Theatersaal (spätere Jahnturnhalle),
folgte die Maschinenfabrik „Hollerith” bis Ende
der 1920er Jahre. Hier in dieses Gebäude sollte
einst beim Bau der Schwarzwaldbahn der Villinger
Bahnhof einziehen, doch man legte den Schienenverlauf
links parallel der Brigach an. Geblieben ist im Volksmund aber die Gebietsbezeichnung „Am
Westbahnhof ”.
Die linke Häuserzeile wurde bis zum Holzbau
„Flöss” erneuert. Die ehemals dort befindlichen
Wohn- und Geschäftshäuser mussten zunächst
dem Neubau der Landeszentralbank-Filiale weichen.
Noch heute spricht man von einer großen An -
zahl von Bier- und Weinstuben in Villingen, darunter von solchen, die einst weithin einen renommierten Namen hatten. So war vor dem Riettor das
Gasthaus „Engel“, das schon vor dem 30jährigen
Krieg erstmals erwähnt wurde, aber auch in der
Zeit der großen Unruhen und Belagerungen. 1890
kaufte der kath. Gesellenverein dies Anwesen und
führte es bis 1917. Der „Engel“ war beliebt für
Vereinsveranstaltungen und Theateraufführungen
wegen seines Saalanbaues (spätere „Jahnturn halle“).
Nach dem 1. Weltkrieg zog dort das Maschinen -
unternehmen „Hollerith“ ein (heute Dresdner
Bank / Wohn- und Geschäftshaus).
Die Glocken des knapp vier
Jahrhunderte in der Zähringerstadt ansässigen Unternehmens
Grüninger befinden sich in aller
Herren Länder. Allerdings sind
kaum Exemplare in Villingen
erhalten geblieben: Sie wurden
ein- oder umgeschmolzen und
haben Kriege nicht überstanden.
Dennoch oder vielleicht gerade
deswegen besitzen für zahlreiche
Villinger Grüninger-Glocken
einen magischen Klang.
Das Jahrzehnt der großen, der unvergesslichen Ereignisse, aber auch das Jahrzehnt der Gegensätze ging zu Ende. Die Bundesrepublik war etabliert, die erste Wirtschaftskrise gemeistert und die Gastarbeiter hatten ihre Speisen und
Lebensgewohnheiten eingeführt, die auch die Gewohnheiten der Einheimischen umgestalteten und zur Wohlstandsgesellschaft beitrugen. Die ab 1950 zugewiesenen Flüchtlinge waren weitestgehend integriert. Die endgültige Teilung Deutschlands durch den Mauerbau und die Grenzsicherungsmaßnahmen waren von hier aus ein geschichtliches Ereignis, aber weit weg. Nah dagegen war das Wiedererstarken der Rechten Bewegung, die NPD, die in viele Kommunal- und Landesparlamente einzog. Zur Landtagswahl 1968 hatten 5 Parteien Kandidaten aufgestellt: CDU Karl Brachat; SPD Hans Frank; FDP/DVP Johannes Isslei; DL (Demokratische Liste) Walter Egle; NPD Horst Kuranski. Die NPD erreichte 9,8 Prozent und zog in den Landtag von Baden-Württemberg ein. Auf der anderen Seite protestierten die Studenten gegen die erstarrten Strukturen in Universitäten und Gesellschaft, die „braune” Vergangenheit und die Notstandsgesetze. Da die nächsten Universitäten Tübingen und Freiburg waren, spürte man in Villingen von diesen Unruhen weniger. Allerdings löste auch hier der Mord an Martin Luther King einen Schock aus, und man bejubelte den ersten Flug von Menschen zum Mond und den ersten Schritt Neil Armstrongs am 21. Juli 1969 auf dem Mond.
Es ist schon eine lange Tradition auf die man
zurückblicken kann, wenn am Montag nach dem
Dreifaltigkeitssonntag (erster Sonntag nach Pfingsten)
die Villinger ein Gelübde einhalten, das auf
das Jahr 1765 zurückgeht. Die Wallfahrt auf den
Dreifaltigkeitsberg oberhalb Spaichingens ist in all
diesen Jahren nie eingeschlafen. Im kommenden
Jahr kann das 250jährige Jubiläum gefeiert werden.
Es gab immer wieder Menschen, die sich auf
den Weg machten und nicht nur in den letzten
Jahren, als es „in” wurde zu pilgern, wie man es auf
dem Jakobusweg sehen kann.
Reisen bildet – dieser Spruch hatte zu allen Zeiten
seine Gültigkeit. Selbst der eilige Pauschaltourist
unserer Tage nimmt die eine oder andere bleibende Erinnerung von seinen Abstechern mit nach
Hause, als Souvenir oder im Dia. Viel gründlicher
reiste man in früheren Jahrhunderten. Nicht nur
an Fürstenhöfen war es üblich, die jungen Prinzen
auf Bildungsfahrt zu schicken, auch Künstler und
Wissenschaftler suchten in der Ferne nach unbekannten Anregungen für ihr Metier.
Die Ergebnisse dieser Reisen wurden publiziert,
sicherten dem Verfasser den Lebensunterhalt und
verbreiteten Erkenntnisse von unerhörten Begebenheiten, exotischen Ländern und Menschen.
Gleichzeitig erweiterten die Daheimgebliebenen
ihren Horizont.
Vineta am Oberrhein
(2017)
Für die größten Naturkatastrophen in der zwischen Schwarzwald und Vogesen liegenden Tiefebene war abgesehen von einzelnen starken Erdbeben stets der Rhein verantwortlich. Er war der prägende Gestalter dieser Landschaft, bevor Tulla ihn in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in ein festes Bett zwang. Wenn er auch meist friedlich dahin mäanderte, so konnte er sich bei Hochwasser mit brachialer Gewalt über die mehrere Kilometer breiten Flussauen hinaus ausdehnen und der Niederterrasse hie und da nicht nur fruchtbaren Ackerboden entreißen sondern auch auf dem Hochufer liegende Ortschaften oder Teile davon hinwegspülen. Und war das Hochwasser wieder zurückgegangen, blieb meist ein neues Labyrinth an Gießen und Inseln zurück, während der Hauptstrom mit seinem Talweg als tiefster Stelle in einem immer neuen Bett dahinfloss. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen, dass der Rhein Jahrhunderte lang auf der Ostseite des Breisacher Burgbergs geflossen ist. Der schon für die Römer bedeutsame Ort wird noch im zehnten Jahrhundert ein „oppidum Alsatiae“ genannt und befand sich auch lange Zeit in einer Insellage. Erst bei einem schweren Hochwasser im Jahre 1295 verlagerte sich der Rhein westwärts, sodass sich die Stadt seither vollständig an seinem rechten Flussufer befindet. Viel stärker noch als für Breisach bedeutete der Rhein für das weniger geschützt liegende Neuenburg Wohl, aber auch Wehe. Die vor allem durch den Rheinhandel aufgeblühte Zähringergründung Neuenburg wurde vom sogenannten Magdalenen-Hochwasser im Jahre 1480 zur Hälfte weggerissen.
Wie Menschen unterschiedlicher Herkunft unter denselben Wertvorstellungen und Zeitbedingungen sich in ihren Lebensläufen annähern können, soll in dieser Studie gezeigt werden. Beide Männer, der schwäbische Ritter Joseph von Laßberg (1770-1855) und der westfälische Freiherr Werner von Haxthausen (1780- 1842) haben in ihrer Zeit eine nicht unbedeutende Rolle gespielt, so daß die Nachwelt sich ihrer erinnern sollte, wenn es auch das menschliche Schicksal ist, daß alles nach und nach der Vergessenheit anheimfällt. In ihrem Wirken weisen beide eine Übereinstimmung auf, die nicht immer zufällig ist, sondern durch Aktivitäten, Bestrebungen aus gemeinsamer Wurzel, auch da, wo die beiden getrennt sind, zustande kommt. Daher der Plutarchische Titel. Wie der antike Geschichtsschreiber Plutarch jeweils einen Römer einem Griechen, also beispielsweise Caesar dem großen Alexander gegenüberstellt, so soll es hier mit dem Donaueschinger und dem westfälischen Freiherrn geschehen. Der Unterschied gegenüber Plutarch ist freilich der, daß sie sich gekannt haben.
Vocalis
(2011)
Heinrich Hansjakob gibt in den „Erinnerungen einer alten Schwarzwälderin" wieder, was er von Erzählungen im elterlichen Gasthaus, der „Stadtwirtschaft" in Haslach über seine Ahnen in Erfahrung bringen konnte. Er unterließ es aber, alle Angaben einer genauen Überprüfung in den Pfarrbüchern und Gemeindeakten zu unterziehen, und gab sie weiter, wie sie auf ihn gekommen waren: mehr dichterisch ausgestaltend und mit eigenen Kommentaren versehend als historisch-kritisch hinterfragend. Auf diese Weise mussten sich zwangsläufig Ungenauigkeiten, Lücken und Fehler einschleichen, die nur eine genaue Überprüfung der Akten (teilweise) korrigieren kann. So wusste er nicht (er übernimmt an dieser Stelle die Erzählung selbst), dass sein Vorfahr, der so plastisch beschriebene „Vogelhans" in Althornberg, Johann Faller, Vogt in Gremmelsbach war, während andererseits die Akten keine Angabe zu dessen Liebe zu den Vögeln und zum Handel mit Wild machen. Hansjakob wäre aber nicht Hansjakob gewesen, wenn er sich nicht gerühmt hätte, in seiner Ahnenreihe einen Vogt gehabt zu haben. Mit Sicherheit hätte er sich auch über seine Leistungen für seine Vogtei ausgesprochen.
Im Kraichgauort Knittlingen hütet das Faust-Museum sorgsam, was man für die Hinterlassenschaften des historischen Dr. Faustus hält: Einen Giftschrank und ein Pergament mit dem alchemistischen „SATOR-AREPO“-Zeichen. Neben einer Melanchthon-Äußerung und der notariell beglaubigten Abschrift eines Knittlinger Kaufbriefs von 1542 stützen Schrank und Pergament die Annahme, der historische Dr. Faustus stamme aus dem Kraichgauort. Diese lokal geschichtliche Verwurzelung ist es nicht zuletzt, die Goethe-Kenner und Touristen in das Knittlinger Faust-Museum zieht. Eine genaue wissenschaftliche Untersuchung des Alters von Giftschrank und Tinte auf dem „SATORAREPO“-Pergament lehnte der frühere Leiter des Faust-Museums, Günther Mahal, jedoch ab. Inzwischen erkennt man in Knittlingen an, dass der Giftschrank aus Expertensicht ungefähr aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt und nicht direkt auf den historischen Dr. Faustus zurückgeht. Soviel Wirklichkeitssinn ist anerkennenswert, besonders weil andere Ortschaften, darunter das im nördlichen Kraichgau gelegene Helmstadt-Bargen, aufgrund wider streitender Indizien auch schon einmal den Anspruch erhoben haben, Geburtsort des Fausts zu sein. Belegt ist seine Tätigkeit als wandernder Wunderheiler, Magier und Alchimist. Bei vielen Zeitgenossen hatte er einen schlechten Ruf, galt als Scharlatan, Herumtreiber und Betrüger. Mehrere Städte haben ihm die Einreise verwehrt oder ihn ausgewiesen. Nachdem er etwa 1540 im breisgauischen Staufen vermutlich bei einer Explosion ums Leben gekommen war, behaupteten manche, ihn habe der Teufel geholt.
In der Schwarzwaldlandschaft dominieren nicht Schlösser, Klosterpaläste, Dome und Burgen. Hier sind es Höfe mit ihren je typischen Ausformungen. Ihnen galt in den vergangenen Jahrzehnten das Interesse der Forscher, der Restauratoren und
der Denkmalschützer: Zu leisten bleibt der Forschung da und dort noch einiges für die Werke der Kleinkunst am Wegesrand
oder an den Häusern selbst. Konkretes, Gestalt gewordenes Volksleben sind sie, aufschlussreich in ihrer religiösen oder profanen Thematik, nicht in allen ihren täglichen Details, in wichtigen Aspekten aber doch.
Heidelbergs Zukunft liegt im Westen - so konnte man um die Mitte des 19. Jahrhunderts sagen. Aus der Enge der Altstadt entflohen Gewerbebetriebe, die im Bereich Bergheim/Weststadt Platz zur Entfaltung fanden. Im Heidelberger Westen wurde der Bahnhof gebaut, die Fuchs-Waggon-Fabrik und die Zementfabrik entstanden, Tabakfirmen errichteten große neue Produktionsstätten. Vor allem das Gebiet westlich der heutigen Römerstraße, das noch größtenteils aus Ackerland und Weingärten bestand, war für die Expansion geeignet. Allerdings war noch 1884 unklar, wie man das Areal eigentlich nennen sollte. Im Kaufvertrag der Heidelberger Aktienbrauerei war die Rede vom „neuen Bauviertel vor dem ehemaligen Mannheimer Thore“. Einige Bierbrauer, deren Betriebe den Konkurrenzkampf und Konzentrationsprozess des ausgehenden Jahrhunderts überlebt hatten, bauten hier neue Brauereien. Schroedlbräu, Zieglerbräu und das Goldene Fässchen zog es in den Westen. Doch die erste Brauerei, die den Schritt aus der Altstadt gewagt hatte, war die der Gebrüder Kleinlein, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts im „Güldenen Schaf“, heute Hauptstraße 115, existierte. Der Betrieb wurde seit 1863 von den Bierbrauern und Halbgeschwistern Friedrich Volkert und Karl Friedrich Kleinlein geführt, die als „Brauerei Gebrüder Kleinlein“ firmierten.
Glaube und Aberglaube sind dem Menschen wesenhaft und was den Aberglauben betrifft, eine verborgene Erscheinung die man nicht zu Markte trägt. Aufklärerische Vernunft und moderne elektronische Kommunikation wie Fernsehen und Internet vermochten wenig zu ändern. So ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage, dass eine Mehrheit von Frauen und Männern in Deutschland an übersinnliche Kräfte und Erscheinungen glaubt, zu denen auch Geisterkontakte gehören. Wir entfernen uns also nicht aus der Zeit, wenn wir die schicksalsträchtigen Legenden, Mythen und düstere Phantasien als realen Teil des Volksglaubens
zur Kenntnis nehmen. Auch heute noch gibt es Bevölkerungskreise die sich als Eingeweihte in vermeintliche Geheimlehren verstehen.
Vom Acker zum Fließband
(2007)
Mannheim, mit 325 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg kann 2007 gerade mal ihr Vierhundertjähriges Stadtjubiläum feiern. Sie ist damit eine recht junge Stadt in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die ehemalige Residenz- und Hauptstadt der Kurpfalz wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss nach Verordnung Napoleon I. dem neu geschaffenen Großherzogtum Baden zugesprochen. Markgraf Karl Friedrich von Baden hatte schon 1796 mit Frankreich einen Sonderfrieden geschlossen und die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Speyer militärisch besetzt. Mannheim zählte 1777 bereits 25 353 Einwohner, Stuttgart hatte 1788 zum Vergleich nur eine Bevölkerungszahl von 17 628 und Frankfurt/Main 45 000 Einwohner gezählt.