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Das Fürstlich Fürsten bergische Archiv in Donaueschingen ist eine bedeutende Quelle zur Geschichte des Kinzigtales, da
Teile dieser Landschaft einst zum Fürstenbergischen Hause gehört hatten. So finden sich in Donaueschingen viele amtliche Dokumente, Archivalien und Urkunden, die - vor allem, was die ältere Geschichte betrifft - sorgfältig ediert in Urkundenbüchern und Findbüchern erschlossen sind. Doch nicht alles ist publiziert und so kann man gelegentlich Zufallsfunde machen, wie die im Folgenden vorgestellte Korrespondenz des Fürsten Friedrich Rudolph von Fürstenberg mit seinem Amtmann in Haslach, Simon Fink. Das Besondere an diesen Schreiben: Sie sind partiell in Geheimschrift geschrieben, die der Empfänger Fink entschlüsseln musste. Das tat er, indem er den entsprechenden Buchstaben unter die Chiffre geschrieben hat, sodass man sich auch als heutiger Leser keine große Mühe mit dem Entziffern machen muss. Der derart entschlüsselte Satz lässt sich problemlos lesen, der Geheimcode des Fürsten ist geknackt.
Am 25. November 1898 wurde er in Offenburg geboren und als Kurt Dreifuß mit israelitischem Bekenntnis ins Standesregister
eingetragen. Seine Eltern Qosef und Rosa, geb. Halle) hatten hier in der Kornstraße 4 ein Einrichtungsgeschäft gegründet. Von Beruf war Josef Dreifuß Tapezier, und er betrieb, so die Meldekarte, eine Möbelhandlung. Am 8.5.1866 war er in Schmieheim zur Welt gekommen. Im Ersten Weltkrieg ist er am 17.7.1915 gefallen, im Alter von 49 Jahren. Rosa Dreifuß, geb. 6.2.1873, stammte aus Hockenheim. Sie starb ein Jahr nach ihrem Gatten, am 28.7.1916, war zu diesem Zeitpunkt also 43 Jahre alt. Da waren die Kinder noch klein: der älteste war Kurt, dann kamen Paul (2.8.1902), Ilse (31.1.1908), Egon (4.5.1910) und Friedrich (8.10.1912).
,,Granatkommotionsneurosen"
(2014)
Das Heulen der Sirenen, das Dröhnen der Motoren und Panzer, die Explosionen, der Gestank- im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart zeigte ab April 2014 eine Ausstellung, wie der Krieg sich anhörte und anfühlte: wie eine „Fastnacht
der Hölle". Insgesamt 613047 Soldaten mussten in deren Verlauf wegen „Nervenkrankheiten" behandelt werden. ,,Posttraumatische Belastungsstörung" nennt man dieses Krankheitsbild heute. Damals sagte man „Granatkommotionsneurosen" dazu, wenn der Überlebende einer in unmittelbarer Nähe explodierenden Granate aufgrund einer neurologisch-seelischen Folgeerkrankung behandelt werden musste.
„Die Ortenau" weist in den 83 Jahrgängen seit ihrer Gründung im Jahr 1910 weder zum Stichwort „Zigeuner" noch zum Namen Sinti einen Eintrag auf. Das ist schon bemerkenswert, wenn man an die mehrhundertjährige Anwesenheit dieses Volkes in Deutschland denkt. Sollten die „Zigeuner" durch die Jahrhunderte hinweg so ganz ohne Erwähnung in den Archiven der Ortenau geblieben sein? Natürlich nicht. In den Ratsprotokollen der mittelbadischen Städte, in fast jedem Kirchenbuch und jeder Adelsrechnung finden wir ihre Spuren. Allerdings, und das mag bereits einer von mehreren Gründen für die fehlende Kenntnisnahme durch die Historiker sein, sind sie dort mit unterschiedlichen Namen registriert. Oft heißen sie „Heiden", was ein alter, schon seit der Einwanderung in Deutschland im 15. Jahrhundert bekannter Name für sie ist. Manchmal werden sie auch die „Tatern" genannt, manchmal „die Leute aus dem Kleinen Ägypten" oder überhaupt „Ägypter", und alles das meint doch eigentlich „Zigeuner". Die Eigennamen Sinti oder Roma finden wir noch nicht in den Archiven. So wird sich dieser Beitrag zur Geschichte eines Volkes in Mittelbaden des archivisch am häufigsten belegten Namens „Zigeuner" bedienen, der Quellenlage
entsprechend immer ohne Gänsefüßchen.
,,Haman war ein böser Mann, hat verkackte Hosen an!" Eva Mendelsson, geb. Cohn, spricht 2013 diesen Vers aus einem Gedicht ihrer Mutter Sylvia mit Leidenschaft, aber auch voller Trauer. Der Spruch hat sie seit den Kindertagen in Offenburg (sie ist 1931 geboren) durchs Leben begleitet. Denn kurze Zeit nach ihrer Geburt war wieder ein Haman, war Adolf Hitler an die Macht gekommen, und auch er plante, die Juden auszulöschen. Sie konnten sich aber diesmal nicht, wie es in der Esthergeschichte des Alten Testaments geschildert wird, erfolgreich gegen ihn zur Wehr setzen. Sechs Millionen Juden hat Hitler, haben er und seine willigen Gefolgsleute auf dem Gewissen. Auch Evas Mutter Sylvia Cohn und ihre älteste Schwester Esther (geb. 1926, ermordet 1944 in Auschwitz) waren unter seinen Opfern.
Mord verjährt nicht. Deshalb ist die Justiz auch heute noch den letzten NS-Verbrechern auf der Spur. Der Ukrainer John
Demjanjuk wurde 89-jährig vor das Münchner Landgericht gestellt, das ihn 2011 zu fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilte.
„Der Angeklagte war Teil der Vernichtungsmaschinerie", heißt es im Urteil. Was in den Lagern geschah, das sei allen Helfern
zu jedem Zeitpunkt klar gewesen. Jeder, der an der planmäßigen Ermordung mitwirkte, habe sich schuldig gemacht - auch
wenn ihm, wie Demjanjuk, keine konkrete Tat nachgewiesen werden könne. Die Richter begnügten sich mit dem Wissen,
dass in Sobibor, einem reinen Vernichtungslager, jeder Aufseher am Morden beteiligt war. So wird der Prozess womöglich
doch nicht das „letzte große NS-Verfahren" bleiben, als das ihn Beobachter vorschnell tituliert hatten. Strafverfolger werden
sich wohl noch einmal verstärkt auf die Suche nach weiteren Tätern machen - nach ausländischen und nach deutschen. Ein
91-Jähriger wurde ebenfalls in München wegen Mordes verurteilt, in Aachen ein 89-Jähriger. Im Dezember 2011 durchsuchten Dortmunder Ermittler die Wohnungen von sechs ehemaligen Wehrmachtssoldaten im Alter von 85 und 86 Jahren, die sich an dem Massaker im französischen Oradour-sur-Glane bei Limoges beteiligt haben sollen. Dort hatten am 10. Juni 1944 etwa 200 Mitglieder einer SS-Division mindestens 642 Zivilisten grausam ermordet. Die SS-Männer pferchten die Männer des Dorfes in einer Scheune ein und erschossen sie mit Maschinengewehren. Frauen und Kinder wurden in der Dorfkirche eingesperrt, die dann angezündet wurde. Man ist den letzten Mördern immer noch auf der Spur.
Die Auslöschung der jüdischen Gemeinden in der Ortenau durch den Nationalsozialismus bedeutete auch das Ende eines lebendigen jüdischen Brauchtums. Die überwiegend religiösen, aber auch die weltlichen, alltäglichen Bräuche hatten den Juden geholfen, ihre kulturelle Identität in einer nichtjüdischen Umwelt zu bewahren. Oder, wie es Maria Schwab in ihren
Erinnerungen an das jüdische Leben in Altdorf in der Ortenau gesagt hat: „Vor Jahrtausenden nahmen die Juden ihre Feste und das Brauchtum, das sich um sie rankte, sogar ins Exil mit. Durch die Feier der jüdischen Feste in der Diaspora wurden die starken geistigen Bindungen geschaffen, die das jüdische Volk selbst in den schwierigsten Zeiten der Not an den Glauben und an das Land der Väter knüpften. Auch im Leben der Juden unserer Heimat spielten die alten Überlieferungen eine zentrale Rolle." Dabei war immer zu unterscheiden gewesen zwischen strenger Ausübung vorgeschriebener liturgischer Rituale und dem eher liberalen Umgang mit der Tradition. Alle denkbaren Varianten der Brauchtumspflege gab es in den Landgemeinden und in den Städten. In vielen Untersuchungen zur Geschichte der Ortenauer Juden werden stets, wenn auch in variierender Ausführlichkeit, solche lokalen Bräuche beschrieben. Überlebende Zeitzeugen oder die christlichen Nachbarn von einst erinnerten sich an das frühere Leben. Als Beispiel für eine solche Publikation steht die Arbeit
von Elfie Labsch-Benz über die jüdische Gemeinde Nonnenweier, die bereits im Untertitel ankündigte, ,,Leben und Brauchtum in einer badischen Landgemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts" zu dokumentieren. Alltag und Festtage sowie besondere Ereignisse im Lebenszyklus von der Geburt bis zum Tod sind in dieser Veröffentlichung im Blick auf das in Nonnenweier damit verbundene Brauchtum geschildert. Auch Rosalie Hauser hat in ihren Erinnerungen an das Alltagsleben des 19. Jahrhunderts in Rust viele Bräuche festgehalten.
,,Der Vorgang selbst wurde von der Bevölkerung kaum wahrgenommen", stand im Abschlußbericht an den Leiter des Sicherheitsdienstes, Heydrich. Die Deportation vom 22. Oktober 1940 hatte sämtliche noch in Baden und der Pfalz lebenden Juden betroffen, darunter auch die Juden der Ortenau. Sie wurden morgens abgeholt, zusammengetrieben in verschiedenen Lagern oder Hallen (in Offenburg war es die Turnhalle der Oberrealschule, heute Schillerschule), und danach mit Lastwagen zu den Bahnhöfen gebracht. Dort standen die Sonderzüge bereit, die sie in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportierten. Allerdings: ganz unbemerkt war dieses Verbrechen nicht geblieben. Und für die Ortenau konnten Gerhard Finkbeiner und Robert Krais inzwischen sogar Fotos ausfindig machen, die mit versteckter Kamera in Kippenheim aufgenommen wurden. Der Amateurphotograph Wilhelm Fischer aus Dörlinbach im Schuttertal war damals zufällig in Kippenheim unterwegs und wurde Zeuge der Zwangsdeportation. Heimlich fotografierte er den Abtransport. Erschütternde Dokumente der Heimatgeschichte.
Im Jahre 1839 veröffentlichte der Freiburger Professor für Nosologie und Therapie, gleichzeitig Leiter der Medizinischen Klinik, Karl Heinrich Baumgärtner (1798-1886), die erste Auflage seiner „Krankenphysiognomik", die bereits drei Jahre später in einer zweiten Auflage erschien. In der Einleitung definierte Baumgärtner, was er selbst unter dem Begriff Krankenphysiognomik verstand: ,,Der Gegenstand dieser Untersuchung ist die Kunst, aus der äusseren Körperbeschaffenheit, namentlich der des Antlitzes, die inneren krankhaften Zustände zu erkennen". Diese Arbeit stellt innerhalb des vielfältigen literarischen Schaffens Baumgärtners, das sich insgesamt über einen Zeitraum von mehr als fünfzig Jahren erstreckt, sein bei weitem aufwendigstes und bis heute meistbeachtetes Werk dar.
Im Stadtarchiv Offenburg befindet sich als Depositum das Familienarchiv der Adelsfamilie von Neveu. Darunter sind auch Dokumente, die den Forstmeister Freiherr Anton von Neveu (1781–1837) betreffen, der eine Zeitlang der Vorgesetzte von Drais gewesen war. Nur wenige Jahre älter als der Erfinder, hatte er die gleichen Ausbildungsorte in Forstwissenschaft wie
jener besucht. 1807 wurde ihm zunächst das Forstamt Waldkirch provisorisch übertragen und Jahr darauf das Forstamt
Gengenbach.