Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (31)
Gehört zur Bibliographie
- nein (31)
Schlagworte
- Straßburg (31) (entfernen)
Die theologischen Thesen, die Martin Luther 1518 in Heidelberg vortrug und mit Theologieprofessoren der Universität diskutierte, fanden seit 1520 durch den Druck weite Verbreitung im gesamten Reich und werden bis heute vielfältig als ein Schlüsseltext für seine frühe Theologie rezipiert. Auch der genaue Ablauf der Heidelberger Disputation ist ereignisgeschichtlich in der Forschung bereits mehrfach detailliert untersucht worden. Weniger im Blickpunkt stand dagegen bisher die persönliche Interaktion Luthers mit seinem Heidelberger Publikum und die Wirkung, die er, vermittelt durch diese Zuhörer, im südwestdeutschen Raum entfalten sollte. Luthers Charisma ist vielfältig belegt. Es ist daher anzunehmen, dass er im persönlichen Kontakt stärkere Überzeugungskraft entfalten konnte, als dies durch eine rein schriftliche Vermittlung seiner Theologie möglich gewesen wäre. Diese Möglichkeit zur persönlichen Überzeugung eines südwestdeutschen Publikums sollte sich – abgesehen von dem Verhör Luthers in Worms 1521, bei dem auch zahlreiche Adlige aus dem Südwesten anwesend waren, das aber eine vollkommen andersartige Ausrichtung hatte – später nicht noch einmal bieten: Das Wormser Edikt beschränkte ab 1521 Luthers persönlichen Wirkungskreis auf Kursachsen. Die Heidelberger Disputation war insofern eine einmalige Gelegenheit, um Personen, die später zu Schlüsselfiguren der südwestdeutschen Reformation avancierten, persönlich zu beeindrucken und für seine Ideen zu gewinnen. Neben der Disputation bot der Aufenthalt in Heidelberg zudem Gelegenheit, bei persönlichen Treffen und Abendessen Bekanntschaften zu schließen und Sympathien zu gewinnen: ein Netzwerk, das vermutlich dazu beitrug, Luther eine verlässliche Basis für künftige Kooperationen zu schaffen, die dann über schriftlichen Austausch und durch die Vermittlung Dritter fortgeführt werden konnten.
Ein zwischen 1383 und 1386 angelegtes Verzeichnis der von den Straßburger Juden alljährlich zu zahlenden Steuern enthält die Namen von 25 Familienoberhäuptern, von denen der an erster Stelle genannte Symunt alias Simon von Deneuvre mit 406
Gulden und der 1390 nach Mainz verzogene Mennelin von Ulm mit 270 Gulden mehr als ein Drittel (38 %) zum Steueraufkommen der jüdischen Gemeinde beitrugen. Wie aus diesem Gewerfrodel zu ersehen ist, gehörten Mathis von Breisach, der schon 1383 in Straßburg wohnte, und sein Bruder Salomon, der an Weihnachten 1387 für seinen Abzug 5 Gulden bezahlte, um 1385 zu jenen 10 Steuerpflichtigen, die weniger als 30 Gulden zum jährlichen Gewerf der jüdischen Gemeinde in Höhe von insgesamt 1779 Gulden beisteuerten. Vom weiteren Schicksal der beiden aus Breisach stammenden Brüder nach der im Herbst 1390 erfolgten Ausweisung der Juden aus Straßburg und ihrem späteren Aufenthaltsort haben wir keine Kenntnis.
Die Ratsprotokolle im Offenburger Stadtarchiv beginnen 1595, oder sollte man sagen, sie enden hier? Möchte man etwas über
die Ereignisse in der Stadt aus früherer Zeit erfahren, muss man auf verstreut vorhandene Quellen zurückgreifen. Die meisten
befinden sich im Generallandesarchiv in Karlsruhe und in den Archives de la ville et de l’Eurométropole de Strasbourg. Bis heute sind längst nicht alle Archivalien erschlossen. Ein in Straßburg vorliegender Schriftwechsel, der von Wissenschaftlern der Universität Toronto in den Jahren 2005 bis 2015 transkribiert, ins Englische übersetzt und veröffentlicht wurde, erlaubt uns einen Einblick in Ereignisse während der Zeit der Reformation, die auch Offenburg betreffen. Es geht um einen Kirchenraub, durchgeführt von Chorherren des Stifts St. Thomas in Straßburg.
Bilder im Hausrat
(2017)
Ein Bild, so lehrt es der Duden, ist ein mit künstlerischen Mitteln Dargestelltes, Wiedergegebenes, Gemälde, Zeichnung oder Ähnliches. Ein Bild ist also nicht immer nur ein Gemälde, es schließt auch Ähnliches ein, und in diesem Sinne wird hier das Bild verstanden. Allerdings muss gleich einschränkend hinzugefügt werden, dass nicht von dem künstlerischen Wert der Bilder die Rede sein wird, die ja fast ausnahmslos verloren bleiben und nur in wenigen beschreibenden
Worten existieren, sondern allein von ihrer Ikonographie und kulturhistorischen Bedeutung in einem zivilen Stadtbürgertum. Hält man sich allein an den allgemeinen Bestand erhaltener Kunstwerke, bewegen wir uns auf einer sehr schmalen Basis, nur ein Bruchteil des ursprünglich Vorhandenen ist noch erhalten. Und dieses Wenige befand sich in den meisten Fällen in Kirchenräumen oder in fürstlichen Sammlungen, die eine gewisse Gewähr zur Erhaltung boten. Für eine
Kenntnis der Kunstwerke in Bürgerhäusern sind wir indessen allein auf schriftliche Dokumente angewiesen, wobei das reale Objekt allerdings unanschaulich, ein Phantom bleibt.
Im Rahmen der Gedenkveranstaltungen zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zeigt die Bibliothèque Nationale et Universitaire de Strasbourg (National- und Universitätsbibliothek Straßburg) im Herbst 2014 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Bodleian Library in Oxford eine große Ausstellung mit dem Titel "1914, la mort des poètes" ("1914 – Der Tod der Dichter"). Sie ist drei renommierten europäischen Dichtern gewidmet, die an der Front gefallen sind: dem Franzosen Charles Péguy, dem Deutschen und gebürtigen Elsässer Ernst Stadler – der auch der erste Péguy-Übersetzer ins Deutsche war – und dem Engländer Wilfred Owen. Mit dieser Ausstellung, die in Frankreich von der Mission du Centenaire mit ihrem nationalen Label ausgezeichnet wurde, wird auch das historische Bibliotheksgebäude nach mehreren Jahren umfangreicher Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Sie ist auf das literarische Werk der drei Dichter ausgerichtet und weist mit erstrangigen Dokumenten (Manuskripten, Erstausgaben, Zeichnungen und Stichen) die Brüche und Verwerfungen hin, die die zunehmende Kriegsgefahr und dann der Krieg selbst in ihrem OEuvre hervorriefen. In einem Gespräch mit Claire Daudin, der Vorsitzenden des Freundeskreises Charles Péguy und Mitglied des wissenschaftlichen Ausstellungskomitees, erörtern die Kuratoren Julien Collonges und Jérôme Schweitzer einige Überlegungen, die ihrem Ausstellungskonzept zugrunde liegen. Dabei geht es in unterschiedlichem Grad immer um die Frage nach dem Bezug von uns Heutigen zu diesen fernen Werken, die bald vertraut, bald rätselhaft erscheinen, und zu diesem traumatischen – zum Teil immer noch unverständlichen – historischen Ereignis, das sie geprägt hat. Inwiefern verkörperten Charles Péguy und Ernst Stadler das Europa der Literatur und der Kultur, das in der Katastrophe unterging? Ist Péguy wirklich der kriegerische Nationalist, als den man ihn manchmal hinzustellen beliebt, und wie soll man erklären, dass sein Werk, das doch fremden Kulturen gegenüber so off en und dialogbereit ist, nach seinem Tod derart missdeutet werden konnte? Welche symbolischen Tode (Entstellung, Vereinnahmung, Nichtbeachtung) bedrohen diese der Nachwelt überlieferten Werke? Welches Verhältnis hatten diese Dichter zu einem Krieg, der heute einhellig verurteilt wird, und was können wir nach 100 Jahren überhaupt davon verstehen? Und wie soll man schließlich zwischen Glorifizierung und historischer Distanz ihre Werke so präsentieren, dass die Botschaft der Ausstellungsstücke, die von ihrem Einsatz und ihrer Arbeit Zeugnis geben, das heutige Publikum erreicht?
Thesaurus Librorum
(2013)
Die Begegnung mit der europäischen Buchkultur in repräsentativen Ausstellungen ist eine Möglichkeit, die eigenen Wurzeln in der Geschichte zu erkennen. Angehörige anderer Kulturkreise, die solche Angebote annehmen, sehen darin eine Möglichkeit, die Identität der Europäer zu verstehen, wie sie in Bild und Sprache gewachsen ist. Begegnungen dieser Art werden deshalb von nationalen und europäischen Einrichtungen angeregt, von öffentlichen und privaten Sponsoren gefördert und in einem respektablen Maß von interessierten Mitbürgern begeistert aufgenommen. Initiatoren, Ideengeber und Veranstalter machen ihre Erfolgsbilanz dabei nachhaltig öffentlich, wie das Beispiel der Dokumentation der Ausstellung „Pracht auf Pergament - Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180“ beweist. Ein sehr sorgfältig gestalteter, reich bebilderter Katalog sorgt für eine zusätzliche Breitenwirkung, nutzt Vorbilder und dient der Wissenschaft als Fundus, um weitere Projekte dieser Art in jeweils aktualisierter Präsentationsmethode (Audioguides, Digitalisate, 3D- Technik) voranzubringen. Fragestellungen zur Bildungsgeschichte aus Mittelalter und früher Neuzeit können an realen Objekten illuminierter Handschriften, aber auch unter dem Blickwinkel des frühen Buchdrucks neben dem wissenschaftlichen Nachwuchs auch eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Unabhängig von einer aktuellen Ausstellung bietet sich für Interessenten ein Besuch der zentral gelegenen Bibliothèque du Grand Séminaire de Strasbourg (Priesterseminar) als schönes Beispiel der Pflege hochwertigen und zeitlosen Kulturguts an.
- hopp la, guck mal da! Aus einem mit einem blauen Band zusammengeknoteten Stoß alter Briefe, verschlissener Inflationsgeldscheine mit Millionenbeträgen und seit Jahrzehnten beglichener Haushaltsrechnungen zückt Mutter ein Schulheft hervor. Die Farbe des Umschlags ist so verblichen, daß man kaum zwischen blau und violett unterscheiden kann. - ach ja, mein Schulheft! damals war ich erst. . . Moment mal, Januar 1918, na erst sieben! Tatsächlich verkündet ein mit verschnörkelten Arabesken verziertes Etikett: Elsaß-Lothringen Emma Rublé Straßburg - komisch doch, damals die Schreibart mit e! Vater bestand ausdrücklich auf dem é mit Akzent.
Während über die Fischerzünfte in Altenheim, Auenheim und Straßburg mehrfach publiziert worden ist, wissen wir über die frühere Fischerei im Kehler Gebiet bisher nur wenig. Dass aber auch in Kehl (sowie Sundheim und dem einstigen Iringheim/ Hundsfelden) Fischfang berufsmäßig betrieben worden ist, kann man sich unschwer vorstellen. Denn Fisch war in der
Vergangenheit überall am Rhein ein gleichermaßen wichtiges und unverzichtbares Nahrungsmittel. Eine Fischerzunft scheint im engeren Kehler Gebiet (Dorf und Stadt Kehl) zwar nie bestanden zu haben, doch müssen es schon eine größere Zahl von Fischern gewesen sein, dass die Straßburger Fischerzunft - sie hatte weit über 100 Zunftmitglieder - sich mit ihnen
wiederholt auseinandersetzte. Solche Auseinandersetzungen mit Straßburger Beteiligung über die gegenseitigen Fischereirechte, bei denen es auch zu handfestem Streit, Gefangennahmen bis hin zu vereinzelten Schießereien kam, dokumentieren die Fischereiakten rheinauf und rheinab.
Die Straßburger Fischerzunft
(2015)
Die Straßburger Fischerzunft – mit zeitweise bis über 200 Mitgliedern – war eine der mächtigsten Zünfte am Rhein, deren Einfluss im Süden bis Basel und im Norden bis in die Pfalz reichte. Ihre Entstehung geht vermutlich bis ins 12./13. Jahrhundert zurück, die erste erhaltene Zunftordnung, der vischer recht zu Straszburg, stammt aus dem 14. Jahrhundert. Dennoch gibt es bis heute keine zusammenfassende Darstellung dieser Berufsorganisation. Die Darstellung der badischen Fischerzünfte von Stromeyer (1910) für die rechte Rheinseite hat bisher kein Pendant im Elsass gefunden.
Das Jahr 1886 war für die Logenbrüder der deutschen Freimaurerlogen am Oberrhein ein ganz besonderes Jahr: Im Hause der
Loge „Zum treuen Herzen", welche gemeinsam mit der Loge „An Erwins Dom" Gastgeber der Feierlichkeiten war, erwartete
man am Sonntag, den 12. September 1886 niemand Geringeren als Seine Majestät, Kaiser Wilhelm I., und seine Kaiserliche Hoheit, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm, welcher im Jahr 1888 seinem Vater für neunundneunzig Tage auf dem Thron der
Hohenzollern und dem Deutschen Kaiserthron folgen sollte. Friedrich Wilhelm, Kronprinz des Deutschen Reiches und von Preußen, bestieg den Thron bekanntlich, gesundheitlich bereits schwer gezeichnet und dem Tode geweiht, unter dem
Namen Kaiser Friedrich.