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Die vor 150 Jahren entstandene große Ansicht der Stadt Freiburg von Osten, die nach ihrem Schöpfer Joseph Wilhelm Lerch als "Lerchplan" bezeichnet wird, steht in der Tradition der für Stadtdarstellungen seit der frühen Neuzeit beliebten Vogelschauansichten. Das 1,46 Meter hohe und 2,06 Meter breite Wasserfarbengemälde hing über lange Jahre im Lesesaal des Freiburger Stadtarchivs und befindet sich heute wieder im Depot des Augustinermuseums. Es war im Frühjahr 2002 Mittelpunkt der Ausstellung „Freiburg aus der Vogelschau", die vom Museum für Stadtgeschichte erarbeitet und im Augustinermuseum gezeigt wurde.
Die Universitätsbibliothek Tübingen besitzt seit langem eine eigentümliche handgefertigte Ansicht der Festung Hohenasperg aus dem Jahre 1763, die bis jetzt unbekannt
geblieben ist – jedenfalls findet sich in den einschlägigen Veröffentlichungen über
den Hohenasperg kein Hinweis darauf. Die Ansicht war zwar im Katalog der Universitätsbibliothek verzeichnet, bis vor kurzem jedoch noch ohne jeden Hinweis auf
ihren Urheber. Erst eine nähere Betrachtung anlässlich der Restaurierung dieses Werkes ergab, dass sich am Rand der Darstellung die Initialen F.C.F. finden, die es ermöglichen, sie dem gelehrten Pfarrer und Sprachwissenschaftler Friedrich Carl Fulda
(1724–1788) zuzuordnen, der von 1751 bis 1758 Garnisonspfarrer auf der Festung
war.
Fulda hat, abgesehen von einigen gedruckten und nahezu vergessenen Werken,
zahlreiche Manuskripte und Exzerpte vornehmlich aus der Sprach- und Geschichtswissenschaft hinterlassen, darunter die »Darstellung eines genealogischen Stammbaums der Geographie«, eine eindrucksvolle Tafel im Format von 73,5 x 50 cm. Die
Manuskripte gelangten im Sommer 1820 durch seinen Sohn, Professor Friedrich Karl
von Fulda (1774–1847), als Schenkung in den Besitz der Tübinger Universitätsbibliothek. Dieser lehrte an der Universität Tübingen von 1798 bis 1817 Kameralwissenschaft, von 1817 bis 1837 Theorie der Staatswirtschaft.
Der Reformator im Bild
(2015)
Vor dem Hintergrund des 500. Geburtstages Lucas Cranachs d. J. hat die EKD für das Jahr 2015 der Lutherdekade das Thema „Reformation – Bild und Bibel“ gewählt. Tatsächlich ist das Werk dieses Malers, anders als dasjenige seines Vaters Lucas Cranachs d. Ä., bisher noch nicht Gegenstand systematischer kunsthistorischer Forschungen gewesen. Aus Anlass des Jubiläums widmen sich Ausstellungen, begleitende Veröffentlichungen und Symposien dem Œuvre des Künstlers. Porträts bilden neben zahlreichen Epitaphgemälden den thematischen Schwerpunkt seines Schaffens. Er vervielfältigte weiterhin die sogenannten authentischen, weil nach unmittelbarer Anschauung angefertigten Tafelbildnisse Luthers, Melanchthons und anderer Wittenberger Reformatoren, die bereits zu Lebzeiten des Vaters in Serienproduktion gegangen waren, und entwickelte neue marktgängige Formate. Diese Bildnisse gaben der Reformation ein Gesicht. Im Rahmen des Ausstellungs-Projektes „Reformatoren im Bildnis“, das ab Februar 2014 mit einer Laufzeit von drei Jahren an der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten angesiedelt ist, werden von der Verfasserin Bildnisse von der Hand dieses und anderer Künstler auf visuelle Strategien hin untersucht, die sich in der bildlichen Inszenierung der Reformatoren entfalten. Denn diese werden stets – auch in den sogenannten authentischen Porträts, die dem heutigen Betrachter eine mimetische Abschilderung nahelegen – in einer bestimmten Absicht ins Bild gesetzt, die als Reformationspropaganda bezeichnen werden kann. An dieser Stelle kann nicht ausführlich auf die Theorie des Bildnisses im 16. Jahrhundert eingegangen werden, doch sei so viel erwähnt: Die Konterfeis der Protagonisten der Reformation sind ausgestattet mit bildrhetorischem Überzeugungspotential. Das Bild sucht den Betrachter mit bildeigenen Mitteln nicht nur von der lebendigen Präsenz der Dargestellten im Bild zu überzeugen, sondern zugleich auch von der Sache, die diese vertreten, und zwar mithilfe einer angewandten Rhetorik, die seit der Antike zu Findung von Argumenten für eine überzeugende Darstellung diente.
Seit Beginn ihrer Digitalisierung 2010 liegt ein Fokus der
Badischen Landesbibliothek auf regionalen Beständen aus und zu Baden. Unter
diesen finden sich auch Reisebeschreibungen und Bildbände aus dem 19. Jahrhundert
mit zahlreichen Ansichten von Städten, Landschaften, Kirchen, Burgen,
Plätzen und weiteren Baudenkmälern aus dem Oberrheingebiet sowie wissenschaftliche
Literatur zum Rhein. Die Abbildungen werden mit angereicherten
Normdaten verknüpft und mittels Zuweisung der entsprechenden Koordinaten
auf einer Landkarte verortet. Dadurch kann die Badische Landesbibliothek ihren
speziell an Bildzeugnissen interessierten Nutzerinnen und Nutzern verschiedene
Rechercheeinstiege anbieten: Zugriff auf die einzelnen Abbildungen bieten ein
alphabetisches Ortsnamenregister, ein Suchschlitz oder die Verortung auf einer
Landkarte.
1861 baute der Physiker Philipp Reis im hessischen Friedrichsdorf das erste Telefon. Graham Bell entwickelte diese Erfindung in den USA zu industrieller Reife. 1877 wurde im Deutschen Reich die erste Telefonleitung als Versuchsstrecke angelegt, und Siemens & Halske begann mit der Herstellung von 200 Apparaten pro Tag. 1885 kam auch Heidelberg ans Netz, zunächst mit zweistelligen Nummern. Das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war alles andere als eine gemächliche Zeit. Die industrielle Revolution ging einher mit technologischen Umwälzungen im
Verkehrs- und Nachrichtenbereich. Mithilfe des elektrischen Stroms entstanden völlig neue Wege der Kommunikation. Die Entwicklung vollzog sich in hohem Tempo: Zwischen der Erfindung und den ersten Telefonnetzen lag nicht einmal ein Vierteljahrhundert. Das moderne Internet war nicht ganz so schnell: 1969 erstmals installiert, stand der Begriff erst 1996 im Duden.
Das hier gezeigte Bild von Ettenheim wurde schon mehrfach in Büchern abgedruckt, ohne dass der Maler genannt wurde. Auch über die Datierung gibt es verschiedene Meinungen. Als ich ein altes Bild von unserem Nachbarort Schweighausen sah, fiel mir eine große Ähnlichkeit mit dem Ettenheimer Bild auf. Das in Temperafarben gemalte Bild von Schweighausen stammt nachweisbar vom Überlinger Maler Joseph von Haubert. Vom Ettenheimer Bild gibt es leider nur noch ein altes schwarz/weiß-Foto, das die verstorbene Frau Maria Harden-Rauch geb. Henninger besaß und schon früher zu Kopierzwecken zur Verfügung stellte. Sie konnte sich noch an das Originalbild, eine Gouache (Maltechnik mit Wasserfarben) erinnern, das sie bei Verwandten in Stuttgart-Bad Cannstatt gesehen hatte, bevor es dort im 2. Weltkrieg vernichtet wurde. Es sei überwiegend grau (dunkelgrün?) und braun koloriert gewesen (Größe ca. 30 x 40cm). Sie vermutete, dass es aus dem Besitz der mütterlichen Vorfahren Märcklin ihres Stuttgarter Onkels Eugen Henninger stammt. Ein heute noch bekannter Vorfahre dieses Onkels ist der frühere Apotheker und Gründer des hiesigen Gesangvereins MGV 1843, Eduard Märcklin (1813-1883) gewesen.
Wer unter den Jüngeren hat noch davon Kenntnis, dass in Bretten einst die führenden Hersteller von Küchenherden beheimatet waren, dass sich an Stelle des heutigen Rathauses ein Gefängnis befand, ein ortsansässiges Gaswerk den heute besonders nachgefragten Rohstoff lieferte und ein mittelalterliches Stadtviertel einem großen Parkplatz weichen musste?
Einer glücklichen Fügung ist zu danken, dass einige Hobbyfotografen im Jahre 1967 mehr als 1.000 Dias unserer Stadt fertigten. Initiator dieser aus heutiger Sicht zukunftsträchtigen Initiative war Otto Bickel. Er selbst, begeisterter Fotograf, hatte in den Herren von der Heydt, Plogstert und Zobel Mitstreiter gefunden und die Stadtverwaltung überredet, gleichsam eine Momentaufnahme von Bretten zu erstellen. Heute lagern diese wertvollen Zeitdokumente im Stadtarchiv. Davon fanden 450 Fotos in einem Buch, welches 50 Jahre später veröffentlicht wurde, das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Wehmut und auch Trauer beschleichen den Betrachter bei der Durchsicht dieses Buches. Und die Frage drängt sich auf, welche Beweggründe unsere Stadtoberen veranlasst haben, viele dieser abgebildeten, eigentlich erhaltenswerten Baudenkmäler abreißen zu lassen? Bretten feiert sich selbst mit dem Peter-und-Paul-Fest unter dem Motto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“. Für die Verantwortlichen manches Kahlschlages war dieses Motto wohl eine Worthülse. Der folgende Beitrag stellt Fotos der genannten Sammlung Aufnahmen des Jahres 2017 gegenüber und liefert dazu entsprechende Kommentare.