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„Ein Gnadenstuhl“? „Ist das ein Fahrzeug für Behinderte, der Beichtstuhl in der katholischen Kirche oder gar der elektrische
Stuhl in den USA zur Tötung von verurteilten Schwerverbrechern?“ Solche oder ähnliche Fragen stellen manche modernen Menschen, wenn ihnen der einst so geläufige Begriff „Gnadenstuhl“ einmal begegnet. Dabei umschreibt das vermutlich von
Luther geschaffene Wort (thronum gratiae Hebr. 4,16) einen der zentralsten Glaubensinhalte christlicher Religion und vermittelt seit dem frühen Mittelalter eine fassbare Vorstellung von der Trinität Gottes. Wenngleich auch die Bedeutung des Dreifaltigkeitsmysteriums den heutigen Christen kaum noch bewusst sein mag, so beginnen doch weiterhin bei der Ausübung des Glaubens alle liturgischen Handlungen mit der Anrufung „im Namen des Vaters und des Sohnes und des HI. Geistes“ und schließen ebenso. Seit dem 10. Jh. war der „Gnadenstuhl“ oder die „Dreifaltigkeitsssäule“ für den bildenden Künstler ein Versuch, die christliche Lehre von der Dreipersönlichkeit Gottes auf verständliche Weise anschaulich zu machen, für den Betrachter bot sie die Möglichkeit, über die Gnade der Erlösung vom irdischen Tod nachzudenken.
Die Damen Malterer
(2007)
In den Beständen de Freiburger Augustinermuseums befindet ich ein um da Jahr 1320 entstandener Bankbehang, der sogenannte Malterer-Teppich, aus dem Besitz des ehemaligen
Klosters St. Katharina in Adelhausen. Er wurde gestiftet von dem reichen Freiburger Geschäftsmann und Ratsherrn Johann Malterer und seiner Schwester Anna, die Nonne im Adelhauser Kloster war. Die Wappen der beiden rahmen einen Zyklus von elf Bildern ein, auf denen weibliche List thematisiert wird. Es werden verschiedene Episoden dargestellt, worin jeweils ein verdienter und großer Mann wegen seiner Liebe einer Frau verfällt und
sich dabei lächerlich macht. Da es im Folgenden um Schicksale und Handlungsspielräume der
Damen aus der Familie Malterer gehen soll, sei - nicht ohne ein gewisses Schmunzeln - die
Frage aufgeworfen, wie weit die realen Maltererdamen ihre Männer dominierten.
Bevölkerung, Landwirtschaft und Gewerbe am
südlichen Oberrhein zu Ausgang des 18. Jahrhunderts
(2008)
Vor etwas mehr als hundert Jahren veröffentlichte der Heidelberger Historiker Bernhard Erdmannsdörffer in den „Badischen Neujahrsblättern" den Bericht eines österreichischen Kameralisten über dessen Reise in das badische Oberland im Jahre 1785. Obwohl der Bericht in seiner Mischung aus Landesbeschreibung und Landesstatistik eine interessante Quelle über Land
und Leute, über den Zustand der Gesellschaft und den Entwicklungstand der vorindustriellen
Wirtschaft ist, hat er nach meinem Dafürhalten nicht die Beachtung gefunden, die ihm für die
Geschichte der südlichen Oberrheinlande am Ende de 18. Jahrhunderts gebührt. Und als
regionale Fallstudie sind die Beobachtungen Galler zudem ein Beitrag zum größeren Thema
einer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Deutschland am Ende de Ancien Regime.
Die folgenden Ausführungen möchten deshalb auf die Reiserelation des Grafen Niklas von
Galler aufmerksam machen und Hinweise, auch kritische, zu deren Verständnis geben.
Graf Niklas Franz Lambert von Galler wurde am 17. September 1761 geboren. Er stammte
au einer alten, in der Steiermark, Kärnten und Krain ansässigen Familie. Mit 15 Jahren, 1776,
ging der junge Niklas nach Innsbruck, wo er da Jesuitenkolleg besuchte. Drei Jahre später begann er ein Studium an der Universität Salzburg das er 1782 an der Universität Straßburg
fortsetzte. Anfang Juli 1784 begab er sich nach Karlsruhe, Residenz des markgräflich-badischen Hofes und Sitz der Landesverwaltung für die seit 1771 wieder vereinigte Markgrafschaft Baden.
Im Stadtarchiv Freiburg lagert unter der Signatur Cl Militaria 101 , fol. 39r-41v, ein Schriftstück
aus dem Deutschen Bauernkrieg von 1525. Es trägt die Überschrift "Handlung vnd feldartickel,
so furgenomen worden sind vjf montag nach der alten vaßnacht [ 6. März] von allen
hujfen vnd reten, so sich zusammen verpjlicht in dem namen der heilgen vnzerteilten dryvaltigkeit
anno etc xvc xxv [1525]" .
Unschwer erkennt man in der sorgfältig erstellten Handschrift ein zentrales Dokument aus
der Erhebung von 1525 wieder: die in der modernen Geschichtswissenschaft sogenannte
„Memminger Bundesordnung". Diese wurde von den Führern der drei oberschwäbischen
Bauernhaufen am 6. und 7. März in Memmingen als Verfassung der von ihnen gegründeten
„Christlichen Vereinigung" beraten und verabschiedet.' Wenig später wurde sie gedruckt; was
die Bedeutung erkennen lässt, die ihr damals beigemessen wurde. Denn nur zwei bäuerlichen
Programmschriften, den „Zwölf Artikeln" und der „Memminger Bundesordnung", widerfuhr
die Auszeichnung, im Druck bekannt gemacht zu werden. Bei genauerem Hinsehen wird aber
auch deutlich, dass die Freiburger Handschrift keine bloße Abschrift des gedruckten Textes war.
Durch Streichung, Abwandlung und Hinzufügung von Artikeln war sie vielmehr eine eigene,
für sich stehende Fassung der gedruckten „Memminger Bundesordnung" - eine nach ihrem archivalischen
Lagerort sogenannte „Freiburger Bundesordnung".
Die Antoniter im Breisgau
(2008)
Über die Freiburger Antoniterniederlassung und ihre Entwicklung ist kaum etwas bekannt.
Und Vieles, was bisher zu den Antonitern in Freiburg geschrieben wurde, entpuppt sich bei
einer gründlicheren Beschäftigung mit dem sehr verstreut liegenden Quellenmaterial als nicht
haltbar. Zumindest für zwei bedeutsame Relikte, die ich in unserer Region erhalten haben und
den Antonitern zugeschrieben werden soll im Folgenden der Versuch unternommen werden,
ihre wirkliche Herkunft zu klären: Für die Figurengruppe des Holzschnitzers Hans Wydyz in
der Pfarrkirche St. Josef in Obersimonswald und für die Nimburger Bergkirche.
„Am Anfang war Napoleon“, mit dieser apodiktischen Formulierung beginnt Thomas Nipperdey sein glänzendes Werk „Deutsche Geschichte 1800–1866. Bürgerwelt und moderner Staat“. Nicht zufällig erinnert dieser Satz an das 1. Buch Genesis, das ja ähnlich anhebt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Natürlich ist Nipperdey weit davon entfernt, die fundamentalen Unterschiede bei beiden Prozessen durch die Lust am Konstruieren von Analogien und die Verliebtheit in
treffende Formulierungen zu übersehen. Während nämlich Himmel und Erde aus dem Nichts geschaffen wurden, also ein
schöpferischer Akt sui generis vorlag, Gott und den Menschen ein Wohlgefallen, an dessen Ende zumindest für kurze Zeit paradiesische Zustände herrschten, erinnert der Prozess, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts die politische, soziale und geographische Landkarte Europas grundlegend veränderte, bei weitem nicht an eine Entwicklung, die unter paradiesischen
Umständen stattfand.
Das Jahr 2017 war dem Gedenken an den Anstoß zur Reformation vor 500 Jahren gewidmet. Es erinnerte an Luthers Veröffentlichung der Ablass-Thesen am Tag vor Allerheiligen Anno Domini 1517. Sie wurde zum Auftakt der reformatorischen Bewegung, die schließlich in die konfessionelle Spaltung der westlichen Christenheit führte. Im Blick auf die Region am Oberrhein ist die Entwicklung in vier Schritten zu betrachten: Zunächst ist zu klären, welche Ursachen und Bedingungen eine Reformation am Oberrhein begünstigt haben. Im zweiten Schritt sind der unmittelbare Anlass und die Ausbreitung der reformatorischen Bewegung in der Region darzustellen. Sodann geht es um den Prozess der konfessionellen Spaltung im deutschen Südwesten. Schließlich richtet sich der Blick auf die direkten und indirekten Wirkungen und Folgen der Reformation hierzulande. Unter diesen Aspekten wird versucht, die reformatorische Bewegung in der hiesigen Region am Oberrhein, speziell in der Stadt Freiburg und dem Breisgau, genauer wahrzunehmen und zu erkennen, welchen Anteil die Menschen hier an dem geschichtlichen Prozess der Reformation genommen und wie sie an diesem Prozess mitgewirkt haben, aber auch zu sehen, was die Reformation für sie bewirkt hat.
Betrachtet man die Geschichte des Breisgau-Geschichtsvereins „Schau-ins-Land" in der NS-Zeit, kommt man nicht umhin, auch die Geschichte der Gesellschaft für Beförderung der
Geschichtskunde - oder kurz Freiburger Geschichtsverein - zu behandeln. Denn traditionell wird
der heutige Verein als die Vereinigung des Breisgauvereins „Schau-ins-Land" mit der Gesellschaft
für Beförderung der Geschichtskunde gesehen. Die Umstände der Fusion lassen sich jedoch,
auch nach Durchsicht aller Unterlagen in den Vereinsnachlässen im Stadtarchiv Freiburg, nicht
vollständig klären. Es ist kein Dokument zu finden, welches den gewollten Zusammenschluss
beider Vereine belegt. So bleiben nur die Aussagen der Zeitzeugen Karl Siegfried Bader und
Berent Schwineköper, die von der Vereinigung berichten. Es steht anhand der Vereinsunterlagen
unzweifelhaft fest, dass sich 1947 zunächst nur der Breisgauverein „Schau-ins-Land" neu gründete. Die frühesten Schriftstücke mit dem heutigen Vereinsnamen Breisgau-Geschichtsverein
„Schau-ins-Land" datieren übrigens erst aus dem Jahr 1953. Unter den Mitgliedern 1947 waren
Namen vertreten, die auch in den Mitgliederlisten des Historischen Vereins zu finden sind, sodass
man von einer personellen Union sprechen kann.
Nach der vielversprechenden aber bis heute nicht gedruckten Untersuchung der
Schwarzwälder Glashütten von Hilde Thoma (Diss. phil. Heidelberg 1924) ist es
lange Zeit merkwürdig still geblieben um dieses für die Schwarzwälder Wirtschafts- und
Kulturgeschichte so bedeutsame Waldgewerbe der Glasmacherei.
Waren die Jahrhunderte des Mittelalters - wie der Aus-der-Feme-Blickende sagt - ,,finster"?
Es gab sicher zu allen Zeiten als „finster" zu bezeichnende Ereignisse. Strahlend sollte die Zeit
der Stadtgründungen genannt werden können: Freiheiten und Rechte u.a. waren die Errungenschaften der Stadtbürger. Sie besaßen, was der Landbevölkerung fehlte. Auf was die Städter
verzichten mussten, war Platz. Die Stadthäuser drängten sich auf engstem Raum. Möglichst
hoch gebaut und in die Straße hineinragend standen die Gebäude. Doch dieses Zusammenleben
in der engen Stadt barg auch Gefahren. Als die Pest um die Mitte des 14. Jahrhunderts aus dem
Orient das Abendland wie eine Welle überflutete und ein Drittel, teilweise sogar die Hälfte und
mehr Opfer forderte, war noch nicht bekannt, dass diese Seuche immer wiederkehren würde.
Sie blieb als andauernde Gefahr jahrhundertelang in der Stadt hängen. Wenn im Folgenden von
der Pest die Rede ist, dann sind damit grundsätzlich die großen Seuchen gemeint, die bis in das
19. Jahrhundert Europa heimsuchten und allgemein mit der Bezeichnung „Pest" belegt werden.
Ob es sich dabei um die von dem Bakterium „Yersinia pestis" verursachte Krankheit handelte,
muss aus heutiger Sicht in vielen Fällen angezweifelt werden. Sollte es sich dennoch um die
„richtige" Pest gehandelt haben, dann wurde diese durch Ratten, die auf den Handelsschiffen
in jeden beliebigen Hafen des Mittelmeeres gelangen konnten, mitgebracht. Im Rattenpelz aber
lebten Flöhe, die wiederum die Krankheitserreger der Pest trugen. Mit den Ratten und infizierten Kranken wanderte die Pest unerkannt von Ort zu Ort. Inmitten der eng zusammengebauten Häuser fühlte sich die Ratte und auch der Floh wohl. Dieser lebte vom Blut der Ratte
solange, bis das Pestbakterium in die Blutbahn der Ratte gelangte. Die Ratte starb und die
Flöhe suchten sich frisches Blut, am liebsten bei den menschlichen Hausbewohnern. So begann
die Menschenpest. Mit Fieber und schweren Kopfschmerzen brach sie aus. Nach und nach
erkrankten die Organe, an den Lymphknoten entwickelten sich die sogenannten „Pestbeulen"
und nach wenigen Tagen trat der Tod ein. Nach einiger Zeit verebbte die Pest, um dann wenige
Jahrzehnte später wiederzukehren. Verheerend war z.B. in Freiburg die Pest von 1564. Täglich
starben 20 bis 30 Personen. Vom Juli dieses Jahres bis Weihnachten starben ungefähr 2.000
Freiburger. Die Pestgeschichte Freiburgs soll nun mit der Geschichte der Umlandgemeinden
- jedoch ohne die Kaiserstuhlgemeinden - fortgesetzt werden.