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- Münster Freiburg 〈Freiburg im Breisgau〉 (21) (entfernen)
Die Literatur über das Freiburger Münster ist wahrscheinlich kaum zu überblicken. Ob aus der Kunst- oder Stadtgeschichte, der Frömmigkeitsgeschichte oder in einem anderen Zusammenhang, das Freiburger Münster bietet Beispiele für alle. Daher ist es nicht erstaunlich, dass auch aus der Apokalypse ein Motiv gewählt ist. Hier soll untersucht werden: Ist einer der apokalyptischen Reiter im Freiburger Münster der Pestbringer nach der Offenbarung des Johannes? So bekannt wie Dürers Reiter sind die Freiburger Reiter nicht, daher ist es nötig, alles, was über die Reiter gewusst wird, zur Beantwortung der gestellten Frage auszubreiten. Dazu gehört auch ein Blick auf den Künstler Peter Valentin Feuerstein, der die westliche Fensterrose gestaltete. Für die Orte, wo in den beiden baden-württembergischen Diözesen Beispiele für die apokalyptischen Reiter zu betrachten sind, wurde nachstehende Liste erstellt. Künstler und Werk sind in den entsprechenden Kapiteln zu finden, auch P. V. Feuerstein (1917–1999).
Am 9. Februar 1959 wurde der Justitiar und vormalige Präsident des Katholischen Oberstiftungsrates Dr. Wilhelm Ehret von Generalvikar Dr. Ernst Föhre beauftragt, „eine Darstellung auszuarbeiten über die Rechte und Pflichten an der Bischöflichen Kathedrale und die diesbezüglichen Zuständigkeiten des Herrn Erzbischofs, des Domkapitels, des Dompfarrers, der Domfabrik, des Stiftungsrates, der Fonde, der Stadt Freiburg, des Münsterbauvereins und möglicherweise noch andere“ — in der Tat ein weit gefaßter Auftrag, dessen Ergebnis dazu dienen sollte, „hier eine klare Regelung und Neuordnung herbeizuführen.“ Dr. Föhr wurde nach geraumer Zeit ungeduldig und erinnerte am 24. August 1959 an die Fertigung des Gutachtens. Ehret verwies auf die Schwierigkeit: es sei ein so vielfältiges Sachgebiet, „daß es erschöpfend nur von einem Universitätsprofessor, dem ein wissenschaftlicher Mitarbeiterstab (kanonistisches oder rechtshistorisches Seminar) zur Verfügung steht, ausgearbeitet werden könnte.“ Die Hohe Behörde mache sich offensichtlich keine zutreffende Vorstellung vom Umfang des erforderlichen Aktenstudiums für eine so allgemein gestellte Aufgabe. Es handele sich nicht um eine routinemäßige Arbeit. Außerdem müßten für die einzelnen Sachgebiete die Akten erst mühsam zusammengesucht werden.
Wichtige Materialien seien bislang nicht beigebracht worden. Vor allem fehlten ihm als Gutachter die Akten über die Verhandlungen zwischen der Stadt Freiburg und dem erzbischöflichen Ordinariat. Am 15. Oktober lieferte Dr. Ehret
das erbetene Gutachten über den Dienstweg innerhalb des Hauses ab — unter Rückgabe von 25 Aktenbänden. Anlaß und Hintergrund für dieses Gutachten, über die Rechtsverhältnisse am Münster als Kathedralkirche, waren die Auseinandersetzung und der schwelende Streit über die im Gang befindliche Beschaffung eines neuen Münstergeläutes. Wir verschränken in der Darstellung das unten publizierte Ehret'sche Gutachten mit dem Vorgang der Glockenbeschaffung.
Das Freiburger Hungertuch zur Fastenzeit wieder vor dem Hochaltar im Münster unserer Lb. Frau
(2003)
Nach 4 jähriger Restaurationszeit hing in diesem Jahr wieder ein Fastentuch vor dem Hochaltar im Freiburger Münster. Es dürfte eines der ältesten und sicher das größte in Europa sein. Trotz technischer Schwierigkeiten konnte es wie in den 390 Jahren seit seiner Entstehung jetzt wieder im Hochchor aufgehängt werden.
Bis Oktober 2014 empfing das Augustinermuseum Freiburg seine Besucher zur „Baustelle Gotik“. Die gelungene Sonderausstellung erfreute sich größter Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen und eindrücklichen Exponate. Gleich zu Beginn, am Eingang des großen Ausstellungsraumes, wurde der Besucher von der Replik eines – gerade im Mittelalter – sonst eher versteckten Schatzes des Münsters begrüßt: Dem Freiburger Schöpfungsportal. Dieses kleinere Portal auf der Nordseite des spätgotischen Chores steht natürlich im Schatten der monumentalen Portalvorhalle im Westen. Durch seine besondere ikonografische Gestaltung der Genesisgeschichte ist aber auch das kleinere Portal äußerst faszinierend, nicht nur aus ästhetischen Gründen. Seine Skulpturen geben auch einen Einblick in den Stand von Wissenschaft und Bildung in der Stadt Freiburg und deren Verbindungen zum Oberrheinraum im 14. Jahrhundert. Gerade deswegen ist es äußerst erfreulich, dass dieses Portal 2006 nicht nur umfassend restauriert wurde, sondern dass seit dieser Zeit von verschiedenen Seiten neue Thesen zu Funktion, Baugeschichte und ideengeschichtlichem Hintergrund des Portals vorgelegt wurden. Der folgende Beitrag möchte sich in Anlehnung an diese Forschung vor allem den kosmologischen Modellen der Archivoltenfiguren, insbesondere jenen des vierten Schöpfungstages, widmen. Zunächst soll die Außenansicht des Portals, dann der aktuelle Forschungsstand kurz vorgestellt werden. Darauf aufbauend möchte ich einige der jüngeren Thesen zum geistigen Hintergrund der Darstellungen kritisch würdigen und aus der Sicht der Wissenschaftsgeschichte ergänzen.
Unter der Betrachtung des Münsters in Freiburg werden Auge und
Gemüt durch das innigste Behagen erwärmt, das in der Anschauung
eines Domes je erfahren werden mochte. Die wohltätige Empfindung
teilt sich alsbald mit, leicht sogar schon in jener ersten Minute, über
deren grundlegende Bedeutung Herz und Verstand sich noch kaum
Rechenschaft geben, so entschieden sie von vornherein zu besonderem
Wohlsein gestimmt sind. Wenn aber beide, Herz und Kopf, gleichsam
im musikalischen Verhältnis der Quint auseinandergespannt und eins
dem anderen eben darin dennoch zugeordnet – wenn also beide
nachher angefangen haben, vor sich selbst und gegenseitig die Übereinstimmung
der Eindrücke zu verantworten, dann wird ihnen kaum
ein anderes erklärendes Bewußtsein zur Verfügung stehen als gerade
jenes, für welches der Name schon gefunden ist: das Bewußtsein
tiefsten Behagens. Von Mal zu Mal wird Geist wie Seele nachdrücklicher
inne, daß alles am Freiburger Münster auf diesem Nenner steht.
Das Tympanon am Hauptportal des Münsters Unserer Lieben Frau in Freiburg, geschützt durch die Vorhalle des Westturmes, zeichnet die Fülle seiner Szenen aus; zusammen mit Figuren der Archivolten und Gewände umspannen sie das Ganze der Heilsgeschichte seit Adam und Eva. Der Mittelpfosten des Portals setzt sich im Bogenfeld fort im Kreuze Christi, zu dessen Seiten sich die Teilung der Auferstandenen in Erlöste und Verdammte vollzieht. Das Thema des Jüngsten Gerichts beschließt die Heilstaten Gottes. Die Bilderzählung beginnt auf der linken Seite des unteren Streifens mit Judasszenen und Passion Christi. Dagegen nimmt seine rechte, die südliche Hälfte ein Weihnachtsbild ein. In dessen Mitte liegt Maria auf einem Bett — hinter ihr das Kind in der Krippe, aus der Ochs und Esel futtern. Josef sitzt rechts davon am Fußende, rechts außen schließt sich die Verkündigung der großen Freude an den Hirten mit seinen Tieren an; nach links — wo wir byzantinischer Tradition gemäß die Bildformel „Bad des Erlöserkindes“ erwarten dürfen — beschließt die Szene die hohe Gestalt einer einzeln stehenden gekrönten Leuchterfigur. Ihrer Deutung und Bedeutung gilt unsere Untersuchung.
Der wahre Weg
(2004)
Gingen im Mittelalter Gläubige zum Hauptportal hin, um in ihre Pfarrkirche zu gelangen, mussten sie durch einen engen Durchlass der Friedhofmauer hindurchgehen, vorbei an Gräbern ihrer Verstorbenen. Das Gedenken an sie lenkte die Gedanken: von den tagtäglichen Arbeiten und Sorgen hin zu tieferen, wenn auch unsichtbaren Wirklichkeiten des Glaubens. Still und offen geworden, konnten die zur Teilnahme am Gottesdienst Kommenden gleich unter dem hohen, himmelwärts weisenden Portalbogen die Gestalt eines Engels erblicken — jedem gegeben als Weggeleiter.
Seit über 800 Jahren existiert in Freiburg ein Steinmetzbetrieb, der zunächst für den Bau des Münsters verantwortlich war und der bis heute für dessen Instandhaltung zuständig ist: die Münsterbauhütte. Sie zählt zu den traditionsreichsten mittelalterlichen Bauhütten und blieb – im Gegensatz zu den anderen bekannten Hütten wie Köln, Ulm und Basel – ohne Unterbrechung durchgehend bestehen. Nach dem Bau des Freiburger Münsters von circa 1200 bis circa 1536 war es die Hauptaufgabe der Bauhütte, die steinerne Substanz und den filigranen Bauschmuck zu erhalten und zu ergänzen. Über die vielen Jahrhunderte hinweg änderte sich mehrfach die Trägerschaft der Münsterbauhütte. Zu Beginn wurde die Hütte von der Stadt Freiburg verwaltet bis schließlich 1890 der eigens dafür gegründete Freiburger Münsterbauverein deren Leitung übernahm.
Die lange Bereitung
(2005)
Drei-, viertausendmal mag jemand in seinem Leben durch die Hauptportalhalle ins Münster hineingegangen und durch die Hauptportalhalle wieder herausgekommen sein — an den Sonn- und Festtagen des Kirchenjahres —: immer noch gibt die Skulpturenfülle Neues, Tieferes zu entdecken. Diese offene Halle ist ja kein bloßer Durchgang, schnell und nichts sehend zu durchqueren. Sie birgt eine „Summa“ des Glaubens, die Geschichte Gottes mit den Menschen — in Gestalten dargestellt, von Adam-und-Eva an bis zuletzt. Beim Eintreten in die Portalhalle — unter dem überhohen, offenen Portalspitzbogen hindurch — erblickt der zum Gottesdienst Kommende staunend die Westwand des Münsters. Neben und über der verhältnismäßig niederen-engen Eingangstür in den großen Kirchenraum: zweihundertzehn „Freiburger“ Ellen lang, zwanzig Ellen breit, fünfzig Ellen hoch — und der Ausgangstür ragt der Portalinnenbogen weit hinauf. Wie der Portalaußenbogen, der vom Portalwimperg himmelwärts noch überhöht ist, wird auch der Bogen in der Portalhalle durch die symbolträchtige Acht gegliedert: die Zahl, die alle irdische Zeit geöffnet hat ins unendliche Leben — seit der Auferstehung des „Ersten der Entschlafenen“ (1 Kor 15,20) am „achten Tag ohne Abend“ (Augustinus).
Das Freiburger Münster bildete einen zentralen Pol in der öffentlich-städtischen Religiosität der
Stadt Freiburg. Religiöse Verbindungen formten vielgestaltige Beziehungsgeflechte in der städtischen
Kultur und umspannten die mittelalterliche Gesellschaft. Auch Universitäten wurden im
Mittelalter als geistliche Institutionen verstanden. Mit den zunehmend urbanen Strukturen profilierte
sich sowohl von städtischer als auch von kirchlicher Seite eine Vielzahl von Gruppierungen
mit eigenen Anspruchshaltungen. Im Brennpunkt des Freiburger Münsters trafen diese
aufeinander und kulminierten, wodurch ihm eine Schlüsselstellung in der kirchlichen Praxis
Freiburgs zukam.