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Johann Peter Hebel
(2013)
„Er ist so sehr als Verfasser der Alemannischen Gedichte und des Rheinländischen Hausfreundes, als Schulmann und Volksschriftsteller bekannt, dass man fast Mühe hat, sich zu erinnern, dass er auch Theologe, Geistlicher gewesen ist“, schreibt der schweizerische reformierte Theologe und Religionspädagoge Johann Müller, ein Schüler von Karl Rudolf Hagenbach in Basel. Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) sah sich selbst kaum oder nur gelegentlich als Schriftsteller, sondern in erster Linie als Mann der Kirche. „Das literarische Werk Hebels ist von seinem geistlichen Amt nicht ganz zu trennen. Die alemannischen
Gedichte kann man sich zwar auch ohne dieses vorstellen, schwerlich aber die Kalendergeschichten des Rheinländischen Hausfreundes. Nicht nur, dass die Redaktion des Kalenders auf einen kirchenamtlichen Auftrag zurückgeht, Hebel bekennt sich bei seinen Lesern auch offen dazu, dass er den „lutherischen Kalender“ schreibt“, konstatiert Georg Hirtsiefer.
Wo der Rheinländische Hausfreund ist, ist sein Gehilfe, der Adjunkt, nicht weit. Der Adjunkt ist bekanntlich Christoph
Friedrich Kölle (1781-1848), der 1809 Hebels Freund und Vertrauter wurde, ein etwa dreißigjähriger Diplomat. Er hatte,
als er 1809 Hebel begegnete, schon eine gewisse juristische und diplomatische Karriere hinter sich und war Legationssekretär der württembergischen Gesandtschaft am Hof in Karlsruhe und in gleicher Eigenschaft schon in Den Haag, an den Höfen in München und - vor allem - in Paris gewesen. In Pariser Bibliotheken hatte er Gelegenheit gehabt, mittelhochdeutsche und frühe französische Literatur kennenzulernen. Auch als Schriftsteller war er schon hervorgetreten, unter anderem durch Beiträge in Friedrich Cottas „Morgenblatt für gebildete Stände" und Gedichte in Taschenbüchern und Almanachen. Auch einen „Versuch im alemannischen Dialekt" hatte er schon unternommen. Doch blieben diese Dialektgedichte anonym (womöglich durch die „Alemannischen Gedichte" Hebels angeregt, die 1803 erschienen waren). Er war schon in briefliche Verbindung zu maßgeblichen Literaten gekommen, zu Ludwig Uhland vor allem und zu Berliner Romantikern. Als Literat mit ähnlichen Interessen musste er Hebel willkommen sein. Mindestens ebenso bestimmend war die Übereinstimmung in gesellschaftlichen Neigungen. Beide schätzten die muntere Atmosphäre in den Karlsruher Gasthöfen „Erbprinz" und „Bären" und im „Museum", dem Treffpunkt der etwas anspruchsvolleren Bürger, der Beamtenschaft und der Akademiker.
Johann Peter Hebel besuchte von April 1774 an das Gymnasium illustre in der Residenzstadt Karlsruhe und wohnte mietfrei im Hause seines Förderers August Gottlieb Preuschen, der Hofdiakon war. Da Hebels schulische Leistungen den Erwartungen in besonderem Maße entsprachen, verließ er die Institution nicht, wie sonst üblich, nach der sechsten Gymnasialklasse, sondern erhielt die Gelegenheit, im hierfür (seit 1767) vorgesehenen Triennium als sog. Exemter bzw. Studiosus am Gymnasium illustre neben der fortgesetzten Beschäftigung mit den alten Sprachen und artes-Fächern sein Theologiestudium, den Cursus theologicus, zu beginnen und sich auf dessen Weiterführung an einer Universität vorzubereiten. Dass Hebel als Exemter den Status eines Studenten
der Theologie hatte, zeigt unter anderem der Fragebogen, den er zwecks Meldung zum ersten Examen auszufüllen hatte. Zur Frage, welche Collegia er am Gymnasium illustre gehört habe, notierte Hebel: Alle, die nach dem Schematismus von einem Studioso Theologiä erfordert werden. Gründliche Kenntnisse in allen drei alten Sprachen (Latein, Griechisch, Hebräisch) hatte Hebel schon vor Beginn des Trienniums erworben.