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Wenn man von den Niederadligen in der frühen Neuzeit bis zum Ende des alten Reiches spricht, denken auch heute noch viele zunächst an ihre Herrschaft als Landes-, Grund-, Gerichts- und Leibherr über die Bauern einiger weniger ihnen gehöriger Orte, die sie von ihren Burgen oder Schlössern ausübten, vielleicht auch noch an ihre Dienste als Beamte, Offiziere oder Diplomaten bei benachbarten Fürsten. Dass die Angehörigen des Niederadels auch aktiv am kulturellen Leben teilnahmen, dass sie in ihren Burgen und Schlössern umfangreiche Bibliotheken besaßen, dass Adelssöhne ein Studium absolvierten, dass sie nach dem Abschluss ihres Studiums, häufig im Gefolge von Fürstensöhnen, ausgedehnte Bildungsreisen durch ganz Europa unternahmen und dass sie deswegen als Prinzenerzieher an den Fürstenhöfen gesucht waren, wird häufig vergessen. Schon vor einigen Jahrzehnten hat Otto Brunner die adlige Bildungswelt exemplarisch an dem niederösterreichischen Adligen Wolf Helmhard von Hohberg in seinem Buch „Adliges Landleben und europäischer Geist" aufgezeigt. Seine Beobachtungen lassen sich auch auf den Niederadel des Kraichgaus übertragen, wie Konrad Krimm eindrucksvoll beschrieben hat.
Nachruf auf Barbara Huxhold
(2002)
Tief betroffen hat uns – vor allem Vorstand und Beirat des Heimatvereins Kraichgau – der allzu frühe Tod unserer langjährigen Schriftführerin Barbara Huxhold wenige Wochen vor ihrem 62. Geburtstag. Wir wussten alle um die Schwere ihrer Krankheit, die sie mit vorbildlicher Tapferkeit trug. Die Nachricht hat uns dennoch überrascht, weil in ihrem letzten Brief, den sie um die Jahreswende schrieb, noch Hoffnung zu spüren war, dass eine neue Behandlung anschlagen werde. 21 Jahre übte sie als Vorstandsmitglied das Amt der Schriftführerin unter drei Vorsitzenden aus. Im April vergangenen Jahres gab sie das Amt krankheitshalber auf und wechselte in den Beirat.
Zum Tode von Michael Ertz
(2003)
Am 22. Oktober 2002 verstarb Dekan i. R. Michael Ertz nach längerer Krankheit. Mit ihm verlor der Heimatverein Kraichgau nicht nur ein Ehrenmitglied, sondern auch ein Gründungsmitglied. Als Stellvertretender Vorsitzender von 1972 bis 1982
und als Beiratsmitglied von 1982 bis 1997 hat er die Entwicklung des Vereins in den ersten 25 Jahren seines Bestehens maßgeblich mitgeprägt.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der
Fachwelt als auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der Fachwelt wie auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher. Erwin Huxhold wurde am 9. Dezember 1914 in der damals zu Preußen gehörenden schlesischen Metropole Breslau geboren. Der
mittelalterliche Stadtkern dieser Großstadt weckte schon sehr früh sein Interesse für die historischen Gebäude, insbesondere für den Fachwerkbau, aber auch für modernes Bauen. So war es fast selbstverständlich, dass er nach dem Abitur an der
Technischen Hochschule Architektur studierte. Wegen des Einzugs zum zweijährigen Wehrdienst im Jahre 1937 und der anschließenden Kriegsteilnahme von 1939 bis 1945 musste er das Studium unterbrechen.
Der Teppich von Michelfeld
(2007)
Die von C. A. Koch's Nachfolger gemeinsam mit der Deutschen Buchgemeinschaft
1968 herausgegebene Sammlung sämtlicher Holzschnitte Albrecht Dürers
enthält als Nr. 343 und 344 zwei Blätter mit dem Titel „Der Teppich von Michelfeld".
Aus dem dreieinhalb Zeilen umfassenden Text über dem ersten der beiden
Holzschnitte geht hervor, dass Dürer an „Mitfasten" (= 6. März) des Jahres 1524
das Schloss „Michelfeldt am Rheyn" besuchte und einen Teppich mit diesen „Figuren"
und „Reymen" ,,gefunden" und, weil er von ihm so beeindruckt gewesen sei,
,,abgemalet und abgemacht" habe.
Mit diesem „Michelfeldt am Rheyn" ist kein anderer Ort als das Michelfeld im
Kraichgau, heute Teilort von Angelbachtal, gemeint. Wie aber kommt der weit über
das damalige Deutsche Reich hinaus bekannte, in Nürnberg lebende Künstler Albrecht
Dürer in dieses kleine, der Reichsritterfamilie von Gemmingen gehörende
Dorf? Der badische Archivar Mone ist der Auffassung, dass Dürer „mehr als einmal
in Michelfeld, wo ein Bad- und Gesundbrunnen war, und im Kraichgau gewesen
ist". Dies würde der o. g. Text auf dem Holzschnitt beweisen, in dem nicht nur der
Ort „Michelfeld", sondern auch das genaue Datum des Besuchs, nämlich „zu mit/asten
Im Tausent Fünffhundert und Vierundzwaintzig ]ar" genannt werden.
Uriel von Gemmingen
(2007)
Die Freiherren von Gemmingen sind eine der wenigen Adelsfamilien im Kraichgau,
die sich seit dem hohen Mittelalter bis heute erhalten haben. Ihr Geschlecht
war zahlenmäßig von Anfang an eines der stärksten, hatte umfangreichen Grundbesitz
weit über den Kraichgau hinaus und hat sich daher auch früh in viele Seitenlinien
aufgespaltet. Dass eine so große Familie auch immer wieder bedeutende
Persönlichkeiten hervorbringt, ist nicht verwunderlich. Eine besonders große Zahl
gebildeter und einflussreicher Familienmitglieder hatten die Gemminger im 15.
und 16. Jahrhundert aufzuweisen. Unter ihnen ragen Hans der Reiche, der als
Doktor beider Rechte zeitweise Hofrichter am kurpfälzischen Hof in Heidelberg
und sogar Vizedom, d.h. Stellvertreter des Kurfürsten, war und dessen Enkel
Dietrich, Wolf und Philipp eine zentrale Rolle in der Reformation im Kraichgau
spielten}, und Hans der Kecke, der Begründer der Michelfelder Linie, hervor.
Gelegentlich wird dieser im Gegensatz zu Hans dem Reichen, dem Begründer der
Guttenberger Linie, auch Hans der Arme oder auch Keckhans genannt.
Am 10. Oktober 2006 erlag Franz Reichsgraf
von Degenfeld-Schonburg im Alter von
44 Jahren seinem schweren Leiden. Mit ihm
verlor der Heimatverein Kraichgau ein
langjähriges Beiratsmitglied.
Franz Reichsgraf von Degenfeld-Schonburg
übte nach seiner Rückkehr in den Kraichgau
über 10 Jahre lang das Amt eines Beirates aus
und war in dieser Funktion zuständig für die
Zusammenarbeit mit den Archiven unserer
Region sowie für die Verbindungen und
Kontaktpflege mit dem Adel im Kraichgau.
Er arbeitete mit im Arbeitskreis „Burgen
und Schlösser im Kraichgau". Unvergessen
ist seine Mitwirkung an der Konzeption und
dem Aufbau der Wanderausstellung „Auf
Berggipfeln und in den Ebenen - Burgen
und Schlösser im Kraichgau", an der Artikelserie
„Burgen und Schlösser im Kraichgau"
in der Eppinger Zeitung im Herbst
2000 und an dem Begleitheft zur Ausstellung,
dessen zwei Auflagen er betreute. In ebenso guter Erinnerung wird er uns
bleiben als kompetentes Mitglied des Arbeitskreises, der die gemeinsam vom Evangelischen
Dekanat Eppingen-Bad Rappenau und dem Heimatverein Kraichgau
durchgeführte Wanderausstellung „Reformation und Humanismus im Kraichgau"
zusammen mit einem Ausstellungsbegleitheft erarbeitete. Mehrere Aufsätze und
zahlreiche Rezensionen in den Kraichgau-Jahrbüchern entstammen seiner Feder.
Der Kraichgau zählt nicht zu den klassischen Kirchenburgen- und Wehrkirchenlandschaften.
Als Hauptverbreitungsgebiete gelten allgemein Siebenbürgen, Kärnten,
Oberösterreich, die Thierache (Nordfrankreich), die Pyrenäen, das Rhonetal
und in Deutschland das Rheintal oder Franken. Wer heute durch den Kraichgau
fährt, stellt schnell fest, dass die meisten Kirchen in den letzten drei Jahrhunderten
gebaut wurden oder durch Erweiterung und Umbau ihr ursprüngliches Aussehen
stark verändert haben. Im badischen Teil des Kraichgaus wurden im 19. Jahrhundert
viele evangelische Kirchen in historisierendem Stil von dem badischen Baumeister
Friedrich Weinbrenner und seinen Schülern errichtet. In den katholischen
Gemeinden finden wir vielfach barocke Kirchen des 18. Jahrhunderts oder ebenfalls
Kirchen im historisierenden Stil um 1900. Bei diesen Neubauten auf dem Platz
der Vorgängerkirche oder bei Umbauten und Erweiterungen der alten Kirchen in
den letzten Jahrhunderten ist fast alles, was den heutigen Betrachtern an die einstige
Wehrhaftigkeit erinnern könnte, mehr oder weniger beseitigt worden. Nur im
südwestlichen Kraichgau, im Enzkreis, hat sich eine größere Anzahl an Kirchenburgen
und Wehrkirchen erhalten. Die besterhaltenen und daher bekanntesten unter
ihnen sind die evangelischen Kirchen in Lienzingen und in Dürrn. Über sie gibt
es auch zahlreiche Veröffentlichungen.
Am 13. Dezember 2008 wurde Altlandrat Dr. Paul Herrmann 95 Jahre alt. Da unsere Schriftenreihe
„Kraichgau - Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung" in zweijährigem
Turnus erscheint, können wir ihm erst in dieser Ausgabe, der Folge 21/2009, offiziell unsere
Glückwünsche aussprechen.
Anlässlich seines 75. Geburtstages widmete der Heimatverein Kraichgau ihm zur Ehre den
Band 11/ 1989. Dekan i. R. Michael Ertz verfasste damals eine ausführliche Würdigung. Anlässlich
seines 85. Geburtstages versuchte ich in Kraichgau - Folge 16/1999 seine Verdienste
um den Heimatverein Kraichgau darzustellen. Zu seinem 95. Geburtstag verzichten wir auf
eine weitere Würdigung. Es wäre im Wesentlichen nur eine Wiederholung dessen, was 1989
und 1999 bereits geschrieben wurde. Wir widmen ihm stattdessen diesen Aufsatz über die
Geschichte des Heimatvereins Kraichgau, dessen Gründung auf seine Initiative zurückgeht,
damit er sehen kann, wie sich „das zarte Pflänzlein", das er 1972 als Landrat setzte, bis heute
entwickelt hat.