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Im Jahr 2015 beging die Stadt Karlsruhe ihren 300. Geburtstag. Die Stadt zelebrierte dies von Juni bis September als ein großes öffentliches Fest, das mit vielfältigen Veranstaltungen das urbane Leben prägte. Derartige Feste haben neben dem Amüsement, das sie bieten, kulturelle und wirtschaftliche Implikationen, aber auch eine politische Dimension. Denn sie können zur Förderung der Gemeinschaft
beitragen und daher auch system- bzw. gemeinschaftsstabilisierend
wirken. Sie können dies, indem sie gemeinsame Themen der Festteilnehmer aufgreifen, Bezugspunkte oder heroische Vorbilder in Erinnerung bringen. Im Rahmen des Stadtjubiläums von Karlsruhe war dies auch der Fall gewesen, z.B. als in der Eröffnungsveranstaltung des Festreigens am 20. Juni 2015 vor dem Schloss auf den Stadtgründer und andere für die Stadtgeschichte relevante Persönlichkeiten
und Ereignisse Bezug genommen wurde.
Der französische Kaiser Napoleon Bonaparte soll des öfteren von sich gesagt haben: Ich bin einer von jenen Leuten, die alles durch sich selbst, nichts durch ihre Ahnen sind. Nun hat der badische Staatspräsident Anton Geiß im Ganzen betrachtet wenig mit dem Kaiser der Franzosen gemein, doch ist er gewiss einer von jenen Leuten, die Napoleon hier anspricht, denn auch seine Karriere führte ihn aus einfachen Verhältnissen an die Spitze eines Staates: von einem Hirtenjungen, Schreinergesellen und Arbeiter stieg er Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zum Stadtrat von Mannheim auf, zum Landtagsabgeordneten, Vorsitzenden der SPD in Baden, zum langjährigen Vizepräsidenten der Zweiten Kammer der badischen Landstände, zum Ministerpräsidenten der provisorischen
badischen Regierung in der Revolution 1918/1919 und schließlich zum ersten badischen Staatspräsidenten.
In einem Rückblick auf seine Anfangszeit als Justizminister der provisorischen Regierung, die in Folge der Revolution 1918 in Baden in die politische Verantwortung gelangt war, schreibt der Karlsruher Rechtsanwalt Ludwig Marum: "Als ich Minister geworden war, hatte ich den Eindruck, daß meine Ministerherrlichkeit nicht länger als 24 Stunden dauere. Ich habe das Gefühl gehabt, daß wir auf außerordentlich schwankendem Boden uns bewegten." Diese Einschätzung der eigenen Situation nach dem Sturz der Monarchie im November 1918 im Deutschen Reich und in Baden war nicht unbegründet. Denn die am 10. November 1918 im Karlsruher Rathaus von einem sogenannten Wohlfahrtsausschuss und dem Karlsruher Soldatenrat zusammengestellte elfköpfige neue badische Regierung saß zunächst einmal zwischen allen Stühlen.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Adel und Monarchie des 19. Jahrhunderts hat im
letzten Jahrzehnt in der Forschung einen regelrechten Boom erlebt. Dabei wurden nun auch für
diese Epoche Themenbereiche erschlossen, die für die Zeit des Mittelalters und der Frühen
Neuzeit schon lange zum Repertoire der Wissenschaft gehören. Erinnert sei hier nur an die Fragen nach Mentalitäten und Verhaltensweisen dieser traditionellen Führungsschicht, an die Bedeutung der Residenzen oder der Höfe oder auch an die Frage nach den Ausprägungen monarchischer bzw. adliger Repräsentation. Zu diesem letztgenannten Aspekt sind die öffentlichen
monarchischen Feiern zu rechnen, die ein Spezifikum der monarchisch-adligen Geschichte des
langen 19. Jahrhunderts darstellen und die von mehreren Publikationen der vergangenen Jahre
ins Zentrum gestellt wurden. Verwiesen sei hier nur auf die sehr anregende Studie über Monarchiejubiläen im 19. Jahrhundert, die Simone Mergen 2005 vorgelegt hat, oder auf die zwei Jahre später publizierte Dissertation von Matthias Schwengelbeck über die Huldigungsfeiern deutscher Fürsten. Durch derartige Arbeiten wurde die Forschung zu politischen Festen, die sich
für das 19. Jahrhundert bislang meist auf bürgerlich-oppositionelle Feiern konzentriert hatte, auf
eine bedeutend breitere Grundlage gestellt.
Galopprennen? Vollblüter? Jockeys? Für die meisten Menschen in Baden klingen diese Begriffe exotisch. Es verbindet sich mit ihnen vielleicht die Vorstellung vom gesellschaftlichen Glanz der königlichen Rennbahn in Ascot, von Fracks, Zylinder und Bowler, von extravagant gekleideten Damen mit Champagnerglas und Hummercocktail. Viele dürften jedoch auch leicht skeptisch die Nase rümpfen, schließlich steht mit den Rennen überall auf der Welt das Wetten auf die schnellen Pferde in Verbindung. Und diesem Milieu der Wetter und Zocker haftet etwas Zwielichtiges an, verströmt es doch zu Recht oder zu Unrecht, dies sei einmal dahingestellt, den Geruch von Halbwelt. Dieses Spannungsfeld ist auch Teil der Geschichte der
wichtigsten deutschen Galopprennbahn in Iffezheim bei Baden-Baden. Ja, die Bereiche des Gesellschaftlichen wie des Glückspiels überlagern vielfach die sportliche Bedeutung, die diesen Rennveranstaltungen eben auch innewohnt. Aus diesem Grund soll der Aspekt des Sports bei den Galopprennen in Iffezheim in den folgenden Ausführungen einmal im Mittelpunkt der Betrachtung stehen. Andererseits wäre die Darstellung dieses sportlichen Bereichs allein nur unvollständig, wenn diese nicht in die Geschichte des Rennplatzes Iffezheim insgesamt eingebettet würde. Deshalb möchte ich vorab die Entwicklung, welche Rennbahn und Rennveranstaltungen bislang genommen haben, kurz skizzieren.