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Spektakuläres sucht wohl niemand in einer Kirchenrechnung und doch wirft solches Zahlenwerk eine Art Spotlight auf eine schillernde, längst vergangene Zeit. Neibsheim - zwischen Revolution und Säkularisation -. Umwälzungen erzeugen auch weitab vom politischen Zentrum des Geschehens Wirkung. Dem Opferstock der neuerbauten Kirche entnahm Kirchenpfleger Michael Göpferich 3 Gulden 28 Kreuzer insgesamt für das ganze Jahr 1794. Sein Nachfolger Josef Klotz konnte an Kleinmünzen 1796 sage und schreibe einen Gulden 11 Kreuzer entnehmen. 1798 klaubte Lorenz Frank aus dem Behältnis 10 Gulden 25 Kreuzer. So unergiebig war die Kirchenkollekte; und dies obwohl Neibsheim den Speyerer Bischof zum Landesherrn hatte. Für die Religiösität der Einwohner spricht, dass sie einen neuen Kirchenbau durchsetzten. Pfarrer Leopold Erasmus Ambros Mayer ließ an ausgesuchter Stelle von 1790 bis 1792 eine neue Kirche erbauen. „Die Herren Decimatores haben an dem Kirchengebäude dahier zu bauen und zu unterhalten das Langhaus, die Gemeinde den Turm, der Heilige das Chor und die Sakristei“ so steht es in jedem Jahrgang vorne auf dem Umschlag der Kirchenrechnungen.
Sickingen in Not
(2005)
Bretten liegt an einer Heerstraße. Auch Sickingen, Eppingen oder Flehingen und
Zaisenhausen. Die in der Leipziger Völkerschlacht geschlagenen Truppen Napoleons
zogen sich über den Rhein zurück. Baden war als Rheinbundstaat Napoleons
Verbündeter, wechselte aber am 20. November 1813 die Fahnen. Der Großherzog
schloss mit den Alliierten einen Vertrag, nach dem er nicht nur frische Truppen
aufzustellen, sondern auch den Durchmarsch der alliierten Hauptarmee durch das
Land zu unterstützen hatte. Noch nie hatte der Kraichgau eine solche Truppenmassierung
erlebt, die zu beherbergen, versorgen und durchzufüttern war. Eine
ungeheure Last, die - bei der schlechten Sanitätsorganisation und der überforderten
Verwaltung vor Ort - die Landbevölkerung an den Rand der Verzweiflung
trieb. Bruchsal war Garnisonstadt für ein badisches Dragonerregiment; Bretten bekam
ab Mitte November 1813 Militär, es lagen dort 69 Kranke und Verwundete in
Gebäuden zusammengedrängt, ,,bei längerem Aufenthalt sei ihre Verlegung nach
außerhalb der Stadt notwendig", monierte der Brettener Stadtrat. Auch müsse man
Decken und andere Bedarfsgüter anschaffen, ärztliche Hilfe sei zu organisieren,
schrieb das Bezirksamt an das Kreisdirektorium des Enz und Pfinzkreises nach
Durlach.