Filtern
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (3)
Gehört zur Bibliographie
- nein (3)
Schlagworte
- Duell (3) (entfernen)
Der Fall Brüsewitz
(2017)
Kurz nach Mitternacht vom 11. auf den 12. Oktober 1896 ereignete sich in Karlsruhe ein Verbrechen, das nicht nur die badische Hauptstadt wochenlang in Atem hielt, sondern in ganz Deutschland, ja selbst im benachbarten Ausland für Gesprächsstoff sorgte. Der Jahrzehnte später als „der rasende Reporter“ berühmt gewordene Journalist Alfred Kerr wähnte sich am 1. November 1896 in der Reichshauptstadt in einer Ära der Brüsewitze zu leben: Der Fall selbst wird hier noch immer so besprochen, als ob er mitten in Berlin und nicht in Süddeutschland
geschehen wäre. Zweimal debattierte der Deutsche Reichstag über den
Mord des Premierleutnants Henning von Brüsewitz an dem Mechaniker Theodor Siepmann und die dahinter stehenden Fragen, ob der Begriff der soldatischen Ehre über den Bestimmungen des Strafgesetzbuches anzusiedeln sei und inwieweit sich das Militär im Deutschen Kaiserreich als Staat im Staate gerierte. Dieser Grundsatzkonflikt, im Prinzip eine Kontroverse zwischen Moderne und Antimoderne, hätte sich leicht – wie das im Jahr 1913 bei der Zabernaffäre der Fall sein sollte – zu einer Verfassungskrise hochschaukeln können.
Am 26. April 1823 immatrikulierten sich zwei Schleswiger Studenten an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität. Die Brüder Ernst (1802–1826) und Bernhard Wieck (1803–1824) aus dem unter dänischer Krone stehenden Herzogtum Schleswig hatten zuvor bereits drei Semester an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel studiert. Sie waren Söhne des Schleswiger Großkaufmanns und Senators Bernhard Wieck (1772–1851) und seiner Ehefrau Elise Wieck geb. Westphal (1772–1840), die Familie wohnte im Stadtteil Friedrichsberg und hatte eine elfköpfige Kinderschar.
"verbotenes Recht"
(2014)
1828 publizierte der evangelische Theologe und Pädagoge Heinrich Stephani (1761–1850) in Leipzig eine Schrift über das Duellwesen seiner Zeit. Stephani war ein bekennender Duellgegner und angeblicher Urheber der in Jena 1791–1793 entstandenen „Chocoladisten“-Bewegung. In dieser Schrift mit dem Titel „Wie die Duelle, diese Schande unsers Zeitalters, auf unsern Universitäten so leicht wieder abgeschafft werden könnten“ deklariert Stephani das Duell als ein Unwesen, das auf dem „ersten Sitze der Wissenschaften und der Kantianischen Philosophie zu finden [sei], wo die jungen Leute, zu solcher philosophischen und moralischen Bildung gediehen, die Lächerlichkeit und Unsittlichkeit des Zweikampfes klar erkennen müssten“. Darin läge ein Widerspruch, oder, wie er selber schreibt, ein notwendiges Übel, das er nicht hinzunehmen gewillt war. Stephani entwarf Pläne zur Abschaffung von Duellen und unterstützte die Ehrengerichtsbewegung: Anstelle der Duelle sollte ein studentisches Ehrgericht über Beleidigung und Wiederherstellung der Ehre entscheiden.