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Das Mehrerauer Bodenseeufer
(2017)
Die »Bodenseelandschaft« der Tourismuswerbung suggeriert Vorstellungen von
einer Kulturlandschaft mit den Merkmalen eines arkadischen Harmonierens von Natur
und Kultur. Noch gibt es Restbestände solcher Uferbereiche mit nicht zu unterschätzenden Erinnerungen an eine lange zurückreichende naturnahe Kultivierung. In anderen
Ufergebieten könnte hingegen die überspitzte Feststellung des Soziologen und Landschaftsexperten Lucius Burckhardt zu denken geben: »Kulturlandschaft ist die Landschaft, in die man zu spät kommt, deren Reiz darin besteht, dass man gerade noch lesen
kann, wie es einmal war.« [1]
Wenn ein vorwiegend ästhetisch wahrgenommener Landschaftswandel thematisiert wird, dürfte eine überfachliche Sicht erwartet werden, für die im Bereich spezialisierter Wissenschaften jedoch niemand zuständig zu sein scheint. Was eine Landschaft
für das subjektive Erleben reizvoll und liebenswert macht, lässt sich nur unter Teilaspekten objektivieren. Heute sind Untersuchungen mit fachspezifisch herangezogenen Indikatoren des Umweltschutzes und der Freizeitbedürfnisse unverzichtbar, sie stoßen aber
bei Analysen der Landschaftswahrnehmung an Grenzen. Es zeigt sich, wie das subjektiv
Ansprechende durch die Verschiedenartigkeiten der individuellen Interessen und Betrachtungsweisen sehr abweichend erlebt werden kann.
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.