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Etwa alle 10 Tage besucht DR. GÜNTHER HENHAPPL aus Freiburg im Breisgau schon
seit 20 Jahren von Frühjahr bis Herbst den Standort der jetzigen Hundeschule von
Julia Birk an der Prinz-Fritzi-Allee im Fürstlich-Fürstenbergischen Park. Der
82-jährige Forstmann und Meteorologe interessiert sich allerdings nicht für Hunde, sondern für die dortige Vegetation und damit für die Pflanzenphänologie.
Er vermerkt nämlich bei den hier stehenden Baumarten den Beginn der Blattentfaltung, der Blüte, der Fruchtreife, der Laubverfärbung und den Blattfall. Folgende
Bäume werden dabei genau unter die Lupe genommen: Birke, Eberesche, Eiche,
Fichte, Kirschbaum, Lärche, Linde, Pappel, Robinie und Weide.
Die Pflanzenphänologie ist ein Teilgebiet der Agrarmeteorologie und beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Klima und Witterung auf die Pflanzenwelt. Sie
gibt zusätzliche Hinweise für den Eintritt bestimmter charakteristischer Phasen. Mit
Hilfe derer kann man die biologisch aktiven Zeiten für bestimmte Standorte festlegen. Vor allem stellt sie Unterlagen zur Verfügung, die abschätzen lassen, welche
Kulturen als wirtschaftlich sinnvoll für
bestimmte Gebiete zu empfehlen sind.
Durchwachsenblättriger und Später Bitterling (Blackstonia perfoliata et acuminata) am Oberrhein
(2003)
Im südlichen und mittleren Oberrheingebiet wurden 7 Vorkommen von Blackstonia perfoliata und 13 Vorkommen von B. acuminata untersucht und mit pflanzensoziologischen Aufnahmen dokumentiert. Zur Unterscheidung der Taxa erwiesen sich vor allem Merkmale im Blütenbereich als zuverlässig. Vorkommen von B. perfoliata fanden sich in wechseltrockenen bis -feuchten Kalkmagerrasen der Lahr-Emmendinger Vorbergzone, am Schönberg bei Freiburg und an mehreren Pfeifengrasstellen in Markgräfler Rheinebene und Hügelland. Bestände von B. acuminata wuchsen zwischen Rheinau und Hartheim auf abgeschobenen Kiesrohböden im Wechselwasserbereich sowie in Pfeifengrasstreuwiesen der Rheinauen. Es werden Beobachtungen zu Ausbreitungsbiologie und Phänologie mitgeteilt. Den oberrheinischen Vorkommen an Sekundärstandorten werden Primärvorkommen in der Wildflussaue der Durance (Südfrankreich) gegenübergestellt. Beide Arten sind durch fortschreitende Sukzession, B. acuminata zusätzlich durch den fortschreitenden Abbau ihrer im Zuge des Kiesabbaus entstandenen Sekundärstandorte gefährdet.
In dieser Arbeit wurde der Pollengehalt eines kleinen Fließgewässers (Steinlach) im Südwesten von Deutschland untersucht. Regelmäßig wurden ein Jahr lang (von März 2003 bis März 2004) Wasserproben aus der Steinlach entnommen, um saisonale Veränderungen der Pollenfracht darzustellen und zu überprüfen, ob ein Fließgewässer die Phänologie der Pflanzen abbildet – oder nicht. Die Auswertung zeigt, dass der Pollengehalt der Steinlach sehr stark von der Phänologie und der Umgebungsvegetation an der Entnahmestelle beeinflusst wird. Die Steinlach bildet die Blütezeiten der Pflanzen sehr gut ab, wobei im Pollenspektrum bevorzugt Pflanzen auftreten, die entweder in direkter Umgebung der Entnahmestelle oder in Ufernähe vorkommen. Somit sind fluviatil transportierte Pollen ein guter qualitativer Indikator für die umgebende Vegetation. Landwirtschaftlich genutzte Arten (z.B. Getreide) sind jedoch kaum repräsentiert. Auch kommen die Pollen vieler Arten noch lange nach Ende ihrer Blütezeit im Wasser der Steinlach vor.
Nelkeneulen der Gattung Hadena im Landkreis Heidenheim, Baden-Württemberg (Lepidoptera: Noctuidae)
(2008)
In vorliegender Arbeit wird eine Untersuchung über die Verbreitung und einige Aspekte der Larvalökologie von sechs Hadena-Arten (Hadena bicruris, H. perplexa, H. albimacula, H. filograna, H. confusa, H. compta) und Sideridis rivularis (Nelkeneulen, Noctuidae) im Landkreis Heidenheim auf der östlichen Schwäbischen Alb vorgestellt. Nelkeneulen zeichnen sich durch die Bindung an Vertreter der Nelkengewächse (Caryophyllaceae) aus, und zwar meist an Silene sp. oder seltener Dianthus sp. Die Eier werden je nach Art in oder an die Kelche abgelegt, und die Jungraupen leben zunächst innerhalb
der Blüten und/oder Fruchtkapseln. Die älteren Larven verbergen sich dann tagsüber am Boden. Die artenreichsten Biotope sind dabei felsige, besonnte Standorte des Nickenden Leimkrauts (Silene nutans), an der besonders die als stark gefährdet eingestuften Arten H. albimacula und H. filograna sowie auch H. confusa (nur wenige Nachweise) leben. Weitere Habitate sind Magerrasen und warme Säume mit Silene vulgaris (H. perplexa und S. rivularis) und Dianthus carthusianorum (H. compta), Feuchtwiesen mit Kuckuckslichtnelke (Lychnis flos-cuculi, S. rivularis) und Waldsäume, Grabenränder, Raine oder andere Stellen mit Roter Lichtnelke (Silene dioica = Melandrium rubrum) und seltener Weißer Lichtnelke (Silene alba) für
H. bicruris. Insbesondere die nur sehr zerstreuten größeren Vorkommen von Silene nutans und die an sie gebundenen Nelkeneulen werden durch verschiedene Faktoren gefährdet. So führt ungebremste Sukzession (Verbuschung, Überwaldung) zur Veränderung des Mikroklimas sowie zur Ausschattung der Nelken. Andererseits kann durch Schaf- oder Ziegenbeweidung zur falschen Zeit (in diesem Fall Anfang Mai bis Anfang Juli) eine Hadena-Zönose in kurzer Zeit vernichtet werden.
In dieser Arbeit werden die Konkurrenzvermeidungs- und Koexistenzstrategien von neun Rotwidderchenarten auf Halbtrockenrasen (Wacholderheiden) der Ostalb untersucht. Da viele dieser Arten zu hohen Populationsdichten tendieren und
ein ähnliches Verhalten aufweisen, müssen sie jahresphänologisch, nahrungsbiologisch und räumlich (Vegetationsausbildungen) eingenischt sein. Dies wird anhand der Analyse der Abundanz- und Dominanzverhältnisse der Widderchenarten
im Jahresverlauf sowie der regionalen Nahrungsbiologie der Larven und Imagines aufgezeigt. Wichtig sind dabei Korrelationen mit den biotischen (Vegetationsstruktur etc.) und abiotischen (Größe, Exposition, Relief, Bewirtschaftung) Faktoren
der unterschiedlichen Kalkmagerrasengebiete.
Das Laubmoos Ulota macrospora Baur & Warnst, wurde an 18 Fundstellen im nordwestlichen Teil des Nordschwarzwalds
(Baden-Württemberg, Südwestdeutschland) festgestellt. Die Art Ist weltweit nur von wenigen Fundstellen in Europa
bekannt und galt in Baden-Württemberg seit 1893 als verschollen. Das Moos wird abgebildet. U. macrospora wächst im
Gebiet vor allem auf Borke von Fagus sylvatica an luftfeuchten Standorten in Buchenwäldern. Die Vergesellschaftung der Art
wurde untersucht. Häufige Begleitmoose sind Ulota crispa, U. bruchii, Metzgeria temperata, Microlejeunea ulicina, Radula complanata, Orthotrichum affine, Frullania dilatata und Flypnum cupressiforme. Außerdem wurde die Phänologie der
Sporophyten von U. macrospora, U. bruchii und U. crispa in Mischbeständen untersucht, wobei sich deutliche Unterschiede ergaben. Dadurch wird die Auffassung gestützt, dass es sich bei U. macrospora um eine eigenständige Art handelt.
In dieser Arbeit wird die noch unsichere taxonomische Stellung der Aricia (Sonnenröschen-Bläuling)-Population der Ostalb (Baden-Württemberg) beleuchtet. Mittels Untersuchung der Phänologie, des photoperiodischen Einflusses auf die Generationenfolge unter Zuchtbedingungen und des Phänotyps der Raupen, Puppen und Falter in den Jahren 1998 und 1999 kann von einer Zugehörigkeit der Population um Heidenheim zu Aricia agestis ausgegangen werden. Nur die Raupenfärbung entspricht eher Aricia artaxerxes, wobei aber auch eine Anpassung an die Nahrungspflanze Helianthemum nummularium vorliegen kann.
Verbreitung, Habitatnutzung und Phänologie der Glasflügler im Raum Tübingen (Lepidoptera: Sesiidae)
(2021)
Von Mai bis August 2020 wurden die Glasflügler (Sesiidae) im Raum Tübingen mittels Pheromonfallen und erfolgsorientierter Suche der Larvalstadien im Gelände kartiert. Die Erfassungen an sieben Standorten am Spitzberg und Schönbuch-Südrand erbrachten Nachweise von sechzehn Arten. Mit den hier beschriebenen Neufunden von Paranthrene tabaniformis, Paranthrene insolita, Synanthedon formicaeformis, Synanthedon soffneri und Bembecia albanensis stieg die Zahl der im Untersuchungsgebiet insgesamt jemals nachgewiesenen Arten auf zwanzig. Für den Großteil der Glasflügler wurde eine weite Verbreitung über alle Standorte hinweg festgestellt, die sich je nach Biotopausstattung in unterschiedlichen Individuenzahlen äußerte. Die Flugzeiten, welche zwischen dem 6. Mai und 15. August 2020 in 78 Fangperioden erhoben wurden, zeigen deutliche Verschiebungen gegenüber den phänologischen Langzeitdaten der Landesdatenbank Schmetterlinge Baden-Württembergs.
Die als selten geltende Furchenbiene Lasioglossum pallens wurde durch gezielte Suche in drei weit auseinander liegenden Naturräumen an zahlreichen Stellen und dort mehrfach in hohen Abundanzen gefunden. Es ist nicht auszuschließen, dass die Art auch in anderen Regionen weit verbreitet und häufig vorkommt. Historische Nachweise für Thüringen und Sachsen konnten durch aktuelle Wiederfunde bestätigt werden. L. pallens kommt vorzugsweise in extensiv genutztem Grünland mit Gehölzbestand in warmen Lagen vor. Die Männchen umschwärmen bereits ab Mitte März Laubgehölze und Koniferen in einer Höhe von 1,5 bis 15 m. Die Weibchen erscheinen etwas später und werden meist an oder in unmittelbarer Nähe von Gehölzen gefunden. L. pallens wird nur ausnahmsweise beim Blütenbesuch an krautigen Pflanzen beobachtet. Die mikroskopische Analyse von 28 Pollenladungen ergab, dass die untersuchten Weibchen ihren Pollen überwiegend an windblütigen Bäumen, vor allem an Eichen (Quercus), gesammelt hatten. Wiederholt wurden Weibchen beobachtet, die Blattläuse in frischen Blattachseln des Weißdorns (Crataegus) aufsuchten, um Honigtau aufzunehmen. Ein Nistplatz von L. pallens wird beschrieben. In drei näher beobachteten Nestern benutzten mindestens drei, fünf bzw. sechs Weibchen das gleiche Nest. Die Nesteingänge wurden jeweils durch eine Wächterin bewacht. Entgegen der Literatur lebt L. pallens demzufolge nicht solitär, sondern besitzt wahrscheinlich eine soziale Lebensweise. Aufgrund ihres jahreszeitlich sehr frühen Auftretens, ihrer kurzen Flugzeit und der Bevorzugung höherer Gehölze als Pollenquelle wird L. pallens wahrscheinlich oft übersehen. Von der seltenen Blutbiene Sphecodes majalis, dem artspezifischen Brutparasit von L. pallens, wird ein Phänogramm, eine Nachweiskarte für Deutschland sowie neue Fundorte gegeben. Die Art wird erstmals für Sachsen-Anhalt gemeldet. Die Männchen von S. majalis wurden mehrfach zusammen mit den Männchen ihrer Wirte beim Schwärmen an Gebüschen beobachtet.