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Als am 24. Juli 1353 Graf Hug von Fürstenberg von seiner Burg Zindelstein im Bregtal kundtat, dass er und alle seine Erben Vogt und Herr über Haus, Hofstatt und Grundbesitz seien, wo „die bruoder des ordens sant Paulus“ sitzen, und als in derselben Urkunde der Provinzial Ulrich und Johannes, Prior des Ordens, ergänzend bestätigten, dass „der edel herr gravf Hugo von Fúrstenberg“ wie seine Erben als Vogt und Herr den Schirm „vber vnser hus“ und seinen Besitz ausüben, trat die erste Niederlassung des im 13. Jahrhundert in Ungarn gegründeten Paulinerordens im deutschen Südwesten ins Licht der Geschichte. Dieser Raum war für den Orden mit 18 Gründungen in der Diözese Konstanz ein Schwerpunkt seiner Aktivitäten in Deutschland.
Am 4. Oktober 2014 verstarb in Freiburg im
Alter von 74 Jahren Prof. Dr. Dieter Mertens,
seit 1991 Ordinarius für mittelalterliche Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg. Zuvor hatte er von 1984 bis 1991
den Lehrstuhl für mittlere und neuere Geschichte mit Schwerpunkt Landesgeschichte
und Historische Hilfswissenschaften an der
Universität Tübingen inne, verbunden mit der
Leitung des Instituts für geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften. In dieser seiner Tübinger Zeit übernahm
Mertens 1989 die Leitung der Außenstelle
Tübingen des Alemannischen Instituts, dem
er seit 1979 als Mitglied und seit 1987 als
Mitglied des Beirats angehörte, und wurde
zugleich stellvertretender Vorsitzender des
Instituts, eine Funktion, die er nach seinem
Wechsel an die Universität Freiburg bis 1995
beibehielt.
Eine Folge von Papstflucht und Herzogsächtung: Freiburg wird 1415 für zwölf Jahre Reichsstadt
(2017)
Am 1. September 1413 bestätigte der in Chur weilende König Sigismund der Stadt Freiburg im
Breisgau auf deren Bitten alle ihre Freiheiten, Rechte, guten Gewohnheiten, Briefe und Privilegien, die sie von römischen Kaisern und Königen empfangen hatte. Am selben Tag tat er dies auch
für die seit 1330 an Habsburg verpfändeten Reichsstädte Breisach, Neuenburg, Schaffhausen und
Rheinfelden. Die Annäherung zwischen König Sigismund und der habsburgischen Territorialstadt Freiburg erfolgte rund anderthalb Jahre vor der spektakulären Flucht Papst Johannesʼ XXIII.
und Herzog Friedrichs IV. von Österreich aus Konstanz im März 1415, mit deren Auswirkungen
auf den Oberrhein sich das im Juni 2015 vom Alemannischen Institut veranstaltete Kolloquium
beschäftigte. Der angesprochene Kontakt verdient Beachtung im Vorfeld von Freiburgs zwölfjähriger Zeit als Reichsstadt infolge der Ächtung des Habsburgers: Wenn Sigismund damals
Freiburg und den an Habsburg verpfändeten Reichsstädten seine Gunst erwies, motiviert durch
die territorialpolitisch und familiär bedingten heftigen Spannungen zwischen ihm und dem mächtigen Landesfürsten Herzog Friedrich IV. im Süden des Reiches, so baute er damit symbolisches
Kapital auf, das ihm wenig später Nutzen brachte.
Seit dem frühen Mittelalter wurde an Klosterschulen und an städtischen Kathedral- und Stiftsschulen jungen Knaben, die für die geistliche Laufbahn vorgesehen waren, Elementarunterricht aus dem Bereich der sieben Artes liberales, des Trivium (Grammatik, Rhetorik, Dialektik) und des Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) erteilt. Vom 13. Jahrhundert an sind auch an städtischen Pfarrkirchen Latein- oder Partikularschulen belegt. Im Mittelpunkt des Unterrichts, den der Schulmeister (scholasticus, rector puerorum) erteilte, stand die Grammatik als Pflege des Lateinischen zum Verständnis der Heiligen Schrift und liturgischer Texte. Denn die Schüler hatten Aufgaben im Gottesdienst und bei anderen kirchlichen Feierlichkeiten (Jahrtagsmessen, Prozessionen, Begräbnisse) wahrzunehmen und hießen deshalb auch Chorschüler (pueri chorales). Die Kenntnisse der lateinischen Sprache wurden dabei zur besseren Memorierung vielfach in Versform vermittelt; so hat Konrad von Mure, der Leiter der Stiftsschule am Zürcher Großmünster (1244-1271), eine lateinische Grarnmatik in 10650 Versen geschrieben. Neben dem Sprachunterricht spielte an den Lateinschulen die Einübung des Chorgesangs (cantus ecclesiasticus) eine große Rolle; für die musikalische Seite war das Amt des Kantors zuständig, bisweilen vom Schulmeister wahrgenommen, zumeist eigens besetzt.
Helmut Maurer
(2019)
Am 29. Dezember 2018 ist der Konstanzer Mittelalterhistoriker und langjährige Leiter des dortigen Stadtarchivs Helmut Maurer im Alter von 82 Jahren gestorben. Mit ihm verliert die südwestdeutsche Landesgeschichte einen ihrer prominentesten Vertreter. Die im Jahr 2017 zu seinem 80. Geburtstag erschienene Festschrift „Konstanz und der Südwesten des Reiches im hohen und späten Mittelalter“ enthält ein Schriftenverzeichnis mit 14 Monographien und über 200 Aufsätzen. Der Titel der Festschrift umschreibt zugleich den räumlichen und zeitlichen Haupthorizont von Maurers Forschungstätigkeit.
900 Jahre Ebnet
(2013)
Die Ersterwähnung von Ebnet im Rotulus Sanpetrinus zu ca. 1113 gibt Gelegenheit, Einblick in die Herrschaftsgeschichte des Raumes in der frühen Zähringerzeit zu gewinnen. Der Ort kann indes auf eine weitaus ältere Vergangenheit zurückblicken, die sich in dem Patrozinium der Ebneter Kirche St. Hilarius und St. Remigius spiegelt, spielten diese beiden Heiligen doch im Fränkischen Reich der Merowingerzeit (6./7. Jh.) eine Rolle. Ebnet war damals wie auch später verkehrsgeographisch wichtig durch seine Lage am Übergang von der Rheinebene zum Schwarzwald. Nach der Ortsherrschaft der Herzöge von Zähringen und der Grafen von Freiburg hatten hier im späteren Mittelalter die Snewlin von Landeck das Sagen und verfügten offenbar über ein festes Haus, das 1493 einem Anhänger des elsässischen Bundschuh zeitweise Asyl gewährte.