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Unter der Inventar-Nummer 78/ 167 verfügen die Stadtgeschichtlichen Sammlungen Baden-Baden über einen „Schatz“, der manches Licht in das Alltagsgeschehen der mittelbadischen Region im letzten Jahrhundert bringen kann. Es handelt sich um die Tagebücher bzw. die Aufzeichnungen des Bankiers „Franz Meyer, einziger Sohn des Joseph Meyer + Margaretha, geb. Kapferer aus Freiburg“. Franz Meyer - er benutzt nur selten seinen Namen „Simon“ - hatte Bankniederlassungen in Rastatt, Baden(-Baden) und Karlsruhe. Außerdem besaß er über seinen Vetter, Heinrich Kapferer aus Freiburg, Verbindungen beim internationalen Finanzverkehr nach dem elsässischen Saint Blaise, Paris und London. Franz Meyer selbst bezeichnet seine später als „Tagebuchaufzeichnungen“ titulierten Notizen als „Tag und Familien Buch“. Nach dem Tod des Vaters Joseph am 23. Mai 1871 hatte Herrmann Franz Alois Meyer die beiden Bände geerbt. 1897 gingen diese an die Meyer-Tochter Fanny Goebel von Hassart. Als diese dann am 2. August 1903 starb, wurden die Aufzeichnungen als letztem der lebenden Kinder Franz Meyers, Clementine Freifrau von Villiez übergeben. Der Baron von Villiez, letzter Enkel des Verfassers, kam schließlich 1916 in den Besitz des „Tag- und Familienbuches“. Über weitere Stationen folgte 1975 schließlich die vorläufige Endstation für Meyers Aufzeichnungen, als die Stadt Baden-Baden diese erwerben konnte.
„Man bekommt gute Wetten nur, wenn der Buchmacher weniger Ahnung hat als man selbst. In der Regel haben sie aber keine Ahnung. Die deutschen Buchmacher sind im Gegensatz zu ihren englischen Kollegen ein trauriger Haufen. Die sitzen in ihren Läden und warten darauf, daß irgendein Halbidiot reinkommt und ihnen das Geld vor die Füße wirft", so abwertend äußerte sich Thomas Voburka, einer der wenigen professionellen Spieler auf deutschen Galopprennbahnen, im Jahr 1996 über das Buchmachergewerbe in Deutschland. Es sei hier dahingestellt, ob dieses Urteil über deutsche Buchmacher wirklich zutrifft. Buchmacher sind jedenfalls private Unternehmer, die für öffentlich veranstaltete Pferderennen (Galopp- und Trabrennen) im In- und Ausland Wetten anbieten. Im Gegensatz zur von den veranstaltenden Rennvereinen angebotenen Totalisatorwette, bei der die Wetter gegeneinander spielen und nach Abzug von Rennwettsteuer (16,6%) und Veranstaltungsgebühren (8,4%) wieder 75% des Einsatzes an die Gewinner ausbezahlt wird, trägt der Buchmacher das finanzielle Risiko seiner Wettgeschäfte selbst. Um in Deutschland private Pferdewetten annehmen zu können, benötigt man eine staatliche Konzession.
Die bleibende Spur
(2002)
Reinhold Schneider zählt zu den großen Literaten des 20. Jahrhunderts. Sein schier unübersehbares Werk ist gefügt aus Novellen, Essays, historiographischen Betrachtungen, Geschichtsdeutungen, Erzählungen, Dramen, einem Roman, religionsphilosophischen Schriften, hagiographischen Lebensbildern, Interpretationen von Dichtungen der Weltliteratur, in
die sich eigene Poesie, zumeist in Form meisterhafter Sonette, einreiht. Bei all dem verschanzte sich Schneider keineswegs in seiner Dichterstube, sondern er erhob seine Stimme im politischen Raum. Während der braunen Diktatur veröffentlichte er das Buch über Las Casas, das von den grausamen Übergriffen der spanischen Eroberer gegen die südamerikanischen Indios berichtet. Viele erkannten da ein verborgenes Gleichnis, das die menschenverachtende Nazidiktatur anprangern wollte. Sein fortgesetzter mutiger Widerstand hat dem Schriftsteller schon bald Verfolgung durch die Gestapo eingetragen. Nach dem Kriege erhob Reinhold Schneider aus christlicher Gewissensnot neuerlichen Protest. Er wandte sich gegen
eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Ein geteiltes Volk, das in der Gefahr des Bruderkrieges stehe, dürfe nimmermehr an Kampf denken. Diesmal sah sich der unbequeme Friedensmahner gar von nahestehenden Menschen
ausgegrenzt, so dass er in wirtschaftliche Bedrängnis geriet. Und in seinem letzten Werk, während eines Aufenthalts in der traditionsreichen Hauptstadt Wien niedergeschrieben, tritt Schneider als denkgewaltiger Gottsucher vor uns.
Auch im digitalen Zeitalter liegen sie in Buchhandlungen aus: Werbekataloge, die das Lesepublikum über Neuerscheinungen und das lieferbare Programm eines Verlags informieren. Das Angebot allein sagt bereits viel über das werbende Unternehmen aus, Käuferansprache und Gestaltgebung ergänzen gezielt die Außenwirkung. Der vorliegende Beitrag stellt den ehemaligen Baden-Badener Herbert Stuffer Verlag anhand seines Prospektarchivs vor und zeigt, dass Verlagskataloge mehr als nur eine Produktpalette abbilden.
Seit ihrer Erfindung im Jahr 1870 haben Sammelbilder über ein Jahrhundert hinweg eine nicht zu überschätzende Bedeutung als Medium der Werbung gehabt. Bildinhalte, Herstellungstechniken und Vertriebswege haben sich gewandelt. Immer gleich blieb das Erfolgskonzept, die Zielgruppe durch Sammeln, Tauschen, Ordnen, Kleben an eine Marke zu binden. Auch regionale Firmen in Baden haben sich diese Marketingstrategie zu Eigen gemacht. August Batschari Cigaretten in Baden-Baden stieg 1930 ins Zigarettenbildergeschäft ein. Die Badische Landesbibliothek stellt auch solche Massenmedien als Quellen bereit und bittet um Mithilfe beim Ausbau ihrer Sammlung.
Am Florentinerberg in Baden-Baden wurden bemerkenswerte Adventivpflanzen neu nachgewiesen: Pteris multifida (Feinsägiger Saumfarn), Polycarpon tetraphyllum (Nagelkraut), Parietaria judaica (Ausgebreitetes Glaskraut), Sedum dasyphyllum (Dickblättrige Fetthenne) und Deutzia scabra (Deutzie). Naturschutzaspekte für die Wuchsorte dieser Arten an Mauern werden
diskutiert.
Am 24. Juni 1832 wurde in der Spitalkirche in der Stadt Baden der erste Gottesdienst der neugegründeten evangelischen Kirchengemeinde mit ihrem ersten Pfarrer Christoph Schmezer gefeiert. Im Folgenden soll jedoch die Vorgeschichte der evangelischen Kirchengemeinde in den Blick kommen. Ich beginne darum gut 300 Jahre vor der Gemeindegründung, im 16. Jahrhundert, weil ich den oft zu hörenden Satz: „Vor dem 19. Jahrhundert war Baden rein katholisch“ so nicht stehen lassen möchte. Wer sich mit der Vorgeschichte der evangelischen Gemeinde in Baden differenzierter beschäftigt, erfährt nämlich, dass es acht Mal einen Konfessionswechel in der Stadt gegeben hat.
Baden-Baden
(2011)
„Omnia ad maiorem Dei Gloriam“ (Alles zur größeren Ehre
Gottes), so lautet der Leitspruch der Jesuiten, die bis zur Aufhebung ihres Ordens (1773) in der Markgrafschaft Baden wirkten.
Ihre Missionstätigkeit in der Niederlassung Ottersweier, von wo
aus sie auch die umliegenden Orte und darunter auch Bühl
betreuten, ist nun in dem zweibändigen von der Stadt Rastatt
in Auftrag gegebenen und von Hans Heid herausgegebenen
Werk „Die Jesuiten in der Markgrafschaft Baden (1570–1773)
Heidelberg 2015“ ausführlich dargestellt.
Vor vierhundert Jahren, genau am 7. März 1601, kam Johann Michael Moscherosch in Willstätt zur Welt. Er sollte zu einem der bekanntesten Autoren seiner Zeit werden. Und das nicht allein durch seine Satiren, die ,Gesichte Philanders von Sittewalt', die sofort illegal in Raubdrucken nachgedruckt wurden, auch viele rechtmäßige Auflagen erfuhren und in der königlichen Bibliothek im Louvre ebenso standen wie in den fürstlichen Bibliotheken Deutschlands. Auch sein Hausvaterbuch mit dem lateinischen Titel ,Insomnis Cura Parentum', doch in deutscher Sprache geschrieben, wurde mehrfach aufgelegt, ins Dänische übersetzt und oft nachgeahmt.
Baden in Baden-Baden
(2001)
,,Alle Warmwasserquellen sind aber deswegen heilkräftig, weil ihr Wasser, in zersetzenden Stoffen durch und durch erhitzt, eine andere Eigenschaft für die Verwendung annimmt." Der römische Architekt und Architekturtheoretiker Vitruv, der im ersten vorchristlichen Jahrhundert in Diensten Caesars und Augustus' stand und sich in seinen „Zehn Büchern über Architektur" auch mit dem Bau von Bädern beschäftigt, kannte die Bedeutung des Thermalwassers für die Gesundheit. Daß seine Landsleute um 75 n. Chr. im Bereich des heutigen Markt- und Römerplatzes in Baden-Baden in unmittelbarer Nachbarschaft der heißen Quellen, die hier aus der Erde treten, eine Siedlung gründeten, ist eine Konsequenz dieses in der antiken Welt allgemein verbreiteten Wissens. Die Heilquellen waren nicht nur Anlaß für die Gründung der Stadt, sondern sind bis heute ihre Wirtschaftsbasis und ihr Hauptkapital.
Der Hugo-Häring-Preis, der seit 1969 vom Landesverband Baden-Württemberg des Bundes Deutscher Architekten (BDA) an
Architekten und Bauherren gleichermaßen verliehen wird, ist der wichtigste Architekturpreis in diesem Bundesland. Seinen
Namen verdankt er dem schwäbischen Architekten und Architekturtheoretiker Hugo Häring (1882-1958), dem bedeutendsten Vertreter des Neuen Bauens, der im heutigen Baden-Württemberg geboren wurde. In gewisser Weise ist der 1959 von der
Stadt Stuttgart ausschließlich für das Stadtgebiet ausgelobte Paul-Bonatz-Preis ein Vorläufer. Er wurde 1974 letztmalig ausgelobt. Nachdem Versuche, einen Staatspreis für Architektur in Baden-Württemberg zu etablieren, gescheitert waren, übernahm der BDA die Initiative.
„Nun sind wir hier angelangt. Baden ist ein
wahres Paradies der Schönheit. Die gestrige
Eisenbahnfahrt war allerdings furchtbar; die
Hitze war schon des Morgens, als wir abfuhren,
sehr groß, steigerte sich aber noch …. In
Karlsruhe wurde für eine Stunde Aufenthalt
gemacht, und die Königin besuchte die Großherzogin
Mutter. Das Schloss, in dem sie
wohnt, ist sehr schön und wundervoll eingerichtet
… Um 8 Uhr ging es weiter nach
Baden, wo wir nach 9 Uhr anlangten und wo
auf dem Bahnhof großer Empfang war. Dann
fuhren wir nach dem Haus Messmer, in dem
die Königin immer wohnt. Dicht vor demselben
liegt das Konversationshaus und die
Promenade; der Blick aus den Fenstern auf die
Berge ist bezaubernd.“ Das schrieb 1862 Adele
Gräfin zu Dohna[1] in Briefen an ihre Mutter,
gesammelt in einem umfänglichen Band, den
das Generallandesarchiv Karlsruhe 1995 mit
anderen Akten, den sogenannten Augusta-
Koffern, aus markgräflichem Besitz erworben
hat.[2]
Schüsse auf den König
(2005)
Capitale d’été – Sommerhauptstadt Europas,
so nannte man im 19. Jahrhundert den
Badeort an der Oos. Gekrönte Häupter hatten
damals Baden-Baden zu ihrem Feriendomizil
auserkoren. Da wurden Teile des Gefolges und
des Hofes mitgeführt, Stäbe eingerichtet,
unaufschiebbare Regierungsgeschäfte über
Kuriere und schon bald per Telefon oder
Telegramm vom Urlaubsort aus erledigt.
„Die Geschichte von High-Tech in Kurorten
muss noch geschrieben werden“ stellte
1997 Hans-Erhard Lessing in einem Aufsatz
über Karl Drais fest.1 In der Tat fällt es bis
heute schwer, das „mondäne“ Baden-Baden mit
dem „Zeitalter der Revolutionen“ (Leopold von
Ranke) in Verbindung zu bringen. Das gilt
sowohl für die herausragende Rolle Baden-
Badens in der Revolution 1848/49 als auch auf
technischem Gebiet.
Im Lebenslauf des Schriftstellers Wilhelm Hausenstein (1882–1957) ergaben sich immer wieder Berührungspunkte zur Stadt Baden-Baden. Die ersten Besuche des jungen Schülers galten dem todkranken Vater, der in der Kurstadt vergebens Heilung erwartete. Nach dem Tode des Vaters nahm die Mutter in Karlsruhe Wohnung, von nun an fuhr sie mit ihrem Buben an vielen
Wochenenden nach Baden-Baden, um die dort lebenden Tanten Flora und Anna zu besuchen.
Baden-Baden
(2010)
Die Anfänge Baden-Badens liegen wie üblich im Dunkel der Geschichte. Vor- und frühgeschichtliche Funde fehlen, und dass der Ringwall auf der Hochfläche des Battert tatsächlich, wie vergleichbare Anlagen am Oberrhein, auf keltische Ursprünge zurückgeht, liegt zwar nahe, muss aber erst noch nachgewiesen werden. Auch eine noch frühere Zeitstellung erscheint
hier nicht ausgeschlossen. So datiert der erste Fund, der Auskunft über eine Besiedlung des Ortes gibt, auf die erste Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrhunderts und steht vermutlich mit den suebischen Gruppen in Verbindung, die als Bundesgenossen der Römer im rechtsrheinischen Gebiet Sicherungsaufgaben erledigten und die vom Unteren Neckar bis ins Vorfeld Straßburgs nachgewiesen sind.
Zu den bedeutenden Veranstaltungen des von Robert Batschari begründeten Baden-Badener Automobilturniers, zählt neben der rasanten Flachprüfung, der Tourenfahrt, der Bergprüfung auf verschiedenen Strecken, dem Geschicklichkeitsturnier vor dem Kurhaus naturgemäß die einzigartige mondäne Schönheitskonkurrenz in Baden-Baden. Diese Präsentation der schönsten deutschen Fahrzeuge hatte sich bereits in der ersten Hälfte der 1920er Jahre zu einer prestigeträchtigen Konkurrenz entwickelt.
Badevergnügen für jedermann
(2010)
Ein Schwimmbadbesuch dient heute dem Vergnügen oder der sportlichen Betätigung, weniger der Körperhygiene. Vor 150 Jahren war dies noch anders, denn Badezimmer waren in gewöhnlichen Haushalten nicht vorhanden. Eine Maßnahme, die zahlreiche Städte um die Mitte des 19. Jahrhunderts ergriffen, um die Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung zu verbessern, war der Bau öffentlicher Schwimmbäder.
Seit etwa 1810 zählte die Stadt zu den großen Bädern Europas, schon in den 1820er Jahren galt es als Luxusbad, nicht zuletzt wegen der hocharistokratischen Klientel. Franzosen, Engländer und Russen machten es zum internationalen Treffpunkt.
Doch verfügte sie noch nicht über die großen »Karawansereien«, wie Wilhelm von Chezy 1831 notierte; das Städtchen erschien ihm wie »die verzauberte Prinzessin im Dorngehege«. Das sollte sich sehr bald ändern. Die Stadt passte sich im Äußeren an die veränderten Bedürfnisse an. Neue öffentliche und private Bauten entstanden.
In der Verbindung aus Kunst und Technik liegt ein Spannungsfeld, auf welchem im 19. Jahrhundert Ideen entsprangen, die bis heute unser Bild der Moderne und nicht zuletzt auch unseren Alltag prägen. Kunst wird im Allgemeinen als schöngeistig und schmückend betrachtet. Sie soll den Betrachter in eine andere Form von Wahrnehmung hinüber führen, ablenken oder Ungewolltes und Störendes kaschieren. Meist wird dabei außer Acht gelassen, dass Künstler neben der kritischen Reflexion ihrer Gegenwart auch Utopien entwickeln, die über den Kunstbetrachterkreis hinaus wirken. Technik hingegen wird als zielorientiert bezeichnet. Es gilt, bestehende Probleme anzugehen und zu einer praktikablen Lösung zu kommen.
AQUAE
(2010)
Rund um die Thermalquellen des Oostals war in der Mitte des ersten Jahrhunderts die Stadt Baden-Baden von römischen Legionären gegründet worden. Um das Jahr 1000 erbauten die Zähringer droben am Battert ihre Burg Hohenbaden, fortan herrschten sie für Jahrhunderte über Stadt und Land Baden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann in Baden-Baden die schwungvolle Entwicklung vom einfachen Badeort zum mondänen Kurort, der bald als Sommerhauptstadt Europas gerühmt
wurde.
Bereits 1804 hatte der damalige Kurfürst Karl Friedrich am Florentinerberg in unmittelbarer Nähe der Stiftskirche eine Antiquitätenhalle, das Museum Paleotechnicum, erbauen lassen, in der die bis dahin bekannten römischen Altertümer
ausgestellt waren. 1846 musste das Gebäude jedoch einem neuen Dampfbad weichen. Sämtliche Ausstellungsstücke wurden
in die Großherzogliche Altertümersammlung (heute Badisches Landesmuseum) nach Karlsruhe verbracht.
Otto Flake in Baden-Baden
(2010)
Am 15. Juni 1928 war Otto Flake in Baden-Baden eingetroffen. Er hatte das kleine Wohnhaus in der Bismarckstraße 7 erworben. Begleitet wurde er von seiner geschiedenen dritten Ehefrau Erna Bruhn, die er wenige Monate später neuerlich, und nun in vierter Ehe, heiraten sollte. Bei ihnen befand sich ihre gemeinsame Tochter Eva Maria. Ein unruhiges Wanderleben lag hinter dem weitbekannten Schriftsteller. Otto Flake war als Sohn deutscher Eltern, die nach Elsass-Lothringen gezogen waren, in Metz am 29. Oktober 1880 geboren worden.
»Warum in aller Welt war und ist Baden-Baden in Russland so beliebt?« Das Interesse an der russischen Vergangenheit und der russischen Gegenwart der Stadt wächst von Tag zu Tag. Bereits im Jahr 1867 schrieb die junge Frau Dostoevskaja in ihr Tagebuch: »Wie es scheint, haben alle reichen Russen ein Haus in Baden-Baden«. Damals, vor mehr als 140 Jahren bezog sie sich wahrscheinlich auf die Häuser der Fürsten Gagarin und Menschikov, vielleicht aber auch auf das Haus von Ivan S.
Turgenev. Damals, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, zählte man hier bereits 5000 russische Gäste. Und heute? Im Jahr 2009 wurden knapp 50 000 russische Touristen gezählt. Man trifft »die Russen« wirklich überall, und Russisch scheint zur ersten Fremdsprache unserer Stadt geworden zu sein.
Zwischen Oos und Paradies
(2010)
Mit der »Gönner-Anlage« und der »Wasserkunst Paradies« besitzt Baden-Baden gleich zwei Gartendenkmale von Weltrang, wie sich in größeren Städten nicht leicht ein einziges finden ließe. Doch damit beginnen erst die wirklichen Auffälligkeiten: Beide sind nicht allein Marksteine in einer historischen Entwicklung, sondern auch selbstverständliche und sogar außerordentlich populäre Bestandteile des städtischen Lebens. Sie entstammen unterschiedlichen Jahrzehnten, aber derselben Hand.
Der kulturgeschichtliche Wert der europäischen Kurstädte wird sowohl durch ihren beachtlichen Denkmalbestand als auch durch ihre lange und bis heute lebendige Tradition bestimmt. Ein wesentlicher Aspekt ist ihre in Archivalien, Gemälden, Grafiken, Fotografien und zeitgenössischen Publikationen hervorragend dokumentierte Geschichte. Das immaterielle Erbe, also die kulturelle und geistige Bedeutung eines Kurortes, darf aber nur im Zusammenhang mit dem materiellen, also den baukünstlerischen Leistungen, gesehen werden. Das gesellschaftliche Leben in den Kurstädten des 19. Jahrhunderts manifestierte sich in der Architektur, die sowohl im Hinblick auf einzelne Gebäudetypen als auch auf städtebauliche Lösungen bemerkenswert ist.
Das Bild der deutschen Kurstadt des 19. Jahrhunderts ist in Baden-Baden am vollkommensten erhalten. Im Gegensatz zu Wiesbaden, der zweiten großen deutschen Kurstadt, blieb Baden-Baden von den Zerstörungen des 2. Weltkriegs verschont. Friedrich Weinbrenners Kurhaus ist nach dem Abriss des Wiesbadener Kurhauses 1904 das älteste erhaltene Bauwerk dieser Gattung, das Friedrichsbad von Karl Dernfeld wurde zum Vorbild für zahlreiche andere Thermalbäder. Weinbrenners Badischer Hof ist das erste Luxushotel in Deutschland. Die große Zahl der übrigen Bauwerke des Klassizismus und Historismus
vervollständigt das in Deutschland einmalige Bild.
Das Eindringen in die Vergangenheit erscheint vielen mühsam, gerade die Jüngeren schieben so etwas beiseite. Doch wir müssen unser historisches Erbe entdecken, annehmen und weitergeben. Wer nicht weiß, woher er kommt, weiß nicht, wohin er geht. Geeigneten Einstieg bietet die örtliche Historie, anknüpfend an Gestalten und Gegenstände des nahen Umfelds. So beginnend, gelangt man von den Erkenntnissen zur engeren Heimat hin zu den Geschehnissen in der größeren Landschaft , von da zu den Abläufen in den umgebenden Regionen, darauf aufbauend zur Geschichte von Land und Staat. Einer solchen Geschichtspflege hat sich die Baden-Badener stadtgeschichtliche Zeitschrift AQUAE seit über einem Vierteljahrhundert verschrieben. Herausgeber der Hefte ist der lokale Arbeitskreis
für Stadtgeschichte.
Erstmals zog im Jahre 1825 in Nordengland eine dampfgetriebene Lokomotive angehängte Wagen über einen Schienenweg von Stadt zu Stadt. Rasch erkannte man im badischen Großherzogtum, wie umwälzend dieses neue Verkehrsmittel in das künftige Zusammenleben eingreifen werde. Auf Landesebene kam der erste Anstoß von dem Mannheimer Kaufmann Ludwig Newhouse, der den Bau einer Eisenbahn durch das Rheintal vorschlug. Sie könne nicht nur Handel und Gewerbe, sondern auch den Fremdenverkehr fördern mit Herstellung einer Eisenbahn als des schnellsten und wohlfeilsten Verkehrsmittels. Zu den Geschäft s- und Vergnügungsreisen träten die Fahrten Gesundheitshalber von den vielen Tausenden Badegästen
nach Baden und den anderen Badeorten.
Im Juli 1892 wurden auf Initiative des Stadtrates und Kunstdruckereibesitzers Stanislaus Kah die "Städtischen historischen Sammlungen", begründet. In 125 Jahren ist eine veritable Sammlung entstanden, von der ein Großteil im Verborgenen ruht. Zum Jubiläum wird ausgepackt, was sonst mit der Verschlossenheit des Depots vorliebnehmen muss. Gezeigt wird das Objekt mit der Inventarnummer 1, die älteste Urkunde von 1467, römische Fundstücke oder ein Schatz seltener Goldmünzen aus der Oos.
Nach dem Kriege war die Bäderstadt Baden-Baden zum Verwaltungssitz für die französischen Besatzungstruppen erhoben worden. Von nun an lebten unzählige Franzosen und Deutsche auf recht engem Raum nebeneinander, so dass sich mannigfache persönliche Kontakte anbahnten. Dies führte dazu, dass im Frühjahr 1956 die Deutsch-Französische Gesellschaft gegründet wurde. Sie bietet bis heute eine Plattform für zahllose freundschaftliche Begegnungen. Und jetzt konnte der Verein sein 60-jähriges Bestehen feiern. Da der Verfasser, damals junger Gerichtsreferendar, die Anfänge miterlebt und mitgestaltet hatte, wurde er vom Vorstand gebeten, Rückschau zu halten. Hier der Wortlaut seines Vortrages.
Karlsruhe und Baden-Baden
(2015)
Karlsruhe ist mit seinen 300 Jahren Stadtgeschichte eine junge Stadt. Als solche fühlt sie sich auch, leichtfüßig, mit tiefer badischer Bindung, aber eben ohne tradierte, historische Verwurzelung. Diese »Leichtigkeit« der Jugend ist es aber gerade, die den deutlich älteren Teilen der Stadt zuweilen missfällt. So fühlen sich Grötzingen mit den amtlichen Wurzeln seit 935 n. Chr. und vor allem die alte Residenz Durlach nicht nur als Vorfahren, sondern quasi als Mütter von Karlsruhe. Auch wundert sich so manche historisch reich entfaltete Stadt der Region über diese »jugendliche Unbeschwertheit« Karlsruhes, wie zum Beispiel
Bretten mit seinem berühmtesten Sohn Philipp Melanchthon (1497–1560), Bruchsal, seit dem ausgehenden Mittelalter Sommerresidenz der Speyrer Bischöfe, Ettlingen mit seiner reichen römischen Vergangenheit oder Rastatt und Bühl, die beide auf eine annähernd 1000-jährige Geschichte zurückblicken können.
In diesem Jahr feiert das Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Schon bald nach der ersten Ausfahrt in Mannheim begab sich Karl von Drais in den Schwarzwald, wo er die Bergtauglichkeit seiner neuen Laufmaschine vorführen wollte. Der Beitrag rekonstruiert die von Drais gewählte Route von Gernsbach nach Baden-Baden. Der aufstrebende Badeort schien dem Freiherrn besonders geeignet, um vor internationalem Publikum für seine Erfindung zu werben.
Im Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation geht die Baden-Badener Ausstellung eigene Wege. Während sonst das Geschehen des 16. Jahrhunderts, beginnend mit Luthers Thesenanschlag 1517, der Bedeutung der Reformation in unserer Zeit gegenüber gestellt wird, werden hier die 500 Jahre in einer einzelnen Stadt insgesamt in den Blick genommen. Es war eine »Reformation mit Hindernissen«, weil auf die reformatorische Bewegung eine Rekatholisierung folgte, die Markgrafschaft Baden-Baden lange rein katholisch geprägt war und erst seit 1832 eine evangelische Gemeinde in der Kurstadt existiert, die bis heute als Minderheit besteht.
Ein gut 40 km langes Teilstück der Autobahn A 5 zwischen Baden-Baden und Offenburg wird von einem Konzessionär privat finanziert auf sechs Spuren ausgebaut und 30 Jahre lang betrieben. Die Kosten belaufen sich auf rund 850 Mio. Euro – es ist damit eines der größten jemals realisierten Straßenprojekte in Baden. In dem Beitrag werden sowohl die Vorbereitung,
Planung und der Bauvollzug dieser einmaligen Maßnahme im badischen Rheintal beschrieben als auch einige Hintergründe solcher privat finanzierten Straßenbauprojekte beleuchtet und aufgezeigt, wie komplex und auch umstritten all diese Modelle sind.
In diesem Beitrag soll der Blick auf eine entscheidende Phase der enger werdenden, von zunehmendem persönlichen Vertrauen zwischen den Beteiligten getragenen politischen Zusammenarbeit zwischen Charles de Gaulle und Konrad Adenauer gelenkt werden. Sie hatte ihren entscheidenden Durchbruch Anfang 1962 in einer Stadt des deutschen Südwestens, in Baden-Baden, erlebt. Die enge und für die weitere Entwicklung der politischen Integration entscheidende Kooperation, die zunächst vor allem von Charles de Gaulle als eine „Union“ beider Staaten angedacht worden war, konnte sich innerhalb weniger Monate auf der Grundlage sehr vertrauensvoller und offener persönlicher Beziehungen zwischen de Gaulle und Adenauer entwickeln. Sie wurde von beiden als Ausdruck ihrer Freundschaft empfunden.