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Die Entstehung fast aller spätgotischen Predigtkanzeln fällt im deutschen Sprachgebiet in die Zeit
zwischen ca. 1460 und 1520. Dies trifft auch für
die Villinger Münsterkanzel zu, die im Hinblick
auf die Tätigkeit ihres Meisters im nahen
Mönchweiler ab 1511 [1] höchstwahrscheinlich kurz
vor 1510 errichtet wurde.
Während fast alle spätgotischen Kanzeln hinsichtlich ihrer Bauweise - dreiteiliger Aufbau des Bauwerks aus Stützzone, Kanzelkorb (auch Kanzelkorpus genannt) und Kanzeltreppe - grundlegende
Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es bei ihrer
skulpturalen Ausschmückung, welche die Kanzel in
aller Regel erst zu einem Kunstwerk erhebt, reichste Vielfalt.
Das Laubmoos Ulota macrospora Baur & Warnst, wurde an 18 Fundstellen im nordwestlichen Teil des Nordschwarzwalds
(Baden-Württemberg, Südwestdeutschland) festgestellt. Die Art Ist weltweit nur von wenigen Fundstellen in Europa
bekannt und galt in Baden-Württemberg seit 1893 als verschollen. Das Moos wird abgebildet. U. macrospora wächst im
Gebiet vor allem auf Borke von Fagus sylvatica an luftfeuchten Standorten in Buchenwäldern. Die Vergesellschaftung der Art
wurde untersucht. Häufige Begleitmoose sind Ulota crispa, U. bruchii, Metzgeria temperata, Microlejeunea ulicina, Radula complanata, Orthotrichum affine, Frullania dilatata und Flypnum cupressiforme. Außerdem wurde die Phänologie der
Sporophyten von U. macrospora, U. bruchii und U. crispa in Mischbeständen untersucht, wobei sich deutliche Unterschiede ergaben. Dadurch wird die Auffassung gestützt, dass es sich bei U. macrospora um eine eigenständige Art handelt.
Die Laubmoose Orthotrichum acuminatum H. Philib. und O. consimile Mitt. wurden zum ersten Mal in Baden-Württemberg (Deutschland) nachgewiesen. O. acuminatum war bisher aus Deutschland nicht bekannt. Die Fundstellen liegen im
nordwestlichen und nördlichen Randgebiet des Nordschwarzwalds. O. acuminatum besiedelt Borke am Stamm von Castanea sativa am Rand eines Gehölzes im Bereich von Wiesen in einem tief eingeschnittenen Bachtal und ist mit Ulota crispa,
U. bruchii, Orthotrichum lyellii, O. affine, Radula complanata und Frullania dilatata vergesellschaftet. O. consimile wächst
zusammen mit O. pulchellum, O. obtusifolium und O. affine auf Borke an dünnen Ästen von Sambucus nigra in einer feuchten
Wiese in einem Bachtal.
Die Bismarcks in Baden
(2004)
Beim Gang über den Friedhof der alten
spätgotischen Vitus-Kapelle in Wasenweiler
nahe beim „Lilienhof im Kaiserstuhl" stutzt
man vor einem an exponierter Stelle aufgerichteten Hochkreuz ohne Korpus und liest
unter dem Wappen mit 3 Eichenblättern: Graf
August von Bismarck *5.4.1849 zu Konstanz
[gestorben] 14.3.1920 zu Stegen und darunter: Clara
Gräfin von Bismarck geb. Achenbach *1851
[gestorben] 31.3.1890. Zwei schlichte Steinplatten am
Boden rechts und links vom Kreuz tragen die
Namen Achenbach und v. Redlich. Ein Graf Bismarck in Wasenweiler am
Kaiserstuhl? Möglicherweise Verwandtschaft
zum ehemaligen deutschen Reichskanzler
Fürst Otto v. Bismarck? Wie kommt der auf
diesen Dorf-Friedhof bei Wasenweiler? In Konstanz geboren und im kleinen Schloß Weiler
der Grafen von Kageneck in Stegen bei
Freiburg gestorben?
Zugegeben: Der Name „von Bismarck" ist in
Baden nicht besonders beliebt, und eine
Erinnerung an „die Preußen" und den „Kartätschenprinz" weckt zunächst ungute Gefühle.
Freiburger und Touristen drängeln sich auf
der Plattform des Schaugerüstes in der Vorhalle des Freiburger Münsters, das anlä[ss]lich
der Beendigung der Restaurierungsarbeiten
für 6 Wochen den Interessierten gestattet, eine
der schönsten gotischen Vorhallen Deutschlands in ihrem bunten Figurenschmuck aus
der Nähe zu bestaunen, mit Engeln, Heiligen
und dem „betenden" Teufel auf gleicher Höhe
zu stehen. Die 5 Jahre dauernden, vom Erzbischöflichen Bauamt und dem Landesdenkmalamt finanzierten Arbeiten der Konservatoren, lassen den alten Glanz der zwischen
1270 bis 1290 geschaffenen Figuren aus dem
Heilsgeschehen neu erstehen. Die unglaublich
schöne Farbenpracht der 37 Großskulpturen,
die 64 Heiligen in den Portalbögen und die
zahllosen Kleinplastiken in den Nischen und
Giebeln zeugen von reicher Bildhauerkunst
und vermitteln gleichzeitig ein Bild mittelalterlicher Glaubensauffassung, wie man es
ähnlich in Paris oder Straßburg zu finden vermag. Hier ist die „biblia pauperum" - das Buch
des Alten und Neuen Testaments für den
leseunkundigen Menschen des Mittelalters - in
Stein geschrieben, in dieser Vorhalle wird die
Heilslehre zum Eintritt in König Salomons
Tempel oder das himmlische Jerusalem
lebendig.
Historische Parkanlagen und Gärten sind Ausdruck der Gartenkunst ihrer Zeit. Die Natur liefert nur die Zutaten aus denen ein Park oder ein Garten gestaltet werden: Die Pflanzen, die Landschaft, die Bodenmodulation, das Wasser, das Substrat, die Felsen, das Licht, die Farben, den Naturstein usw. Um das Kunstwerk Garten langfristig zu erhalten, bedarf es der Pflege des Menschen und der Gunst der Natur. Ungepflegte Natur ist Wildnis. Die Gartenkunst hat wie keine andere Kunstgattung Zeitströmungen, politische Veränderungen und Entwicklungen ausgedrückt und dokumentiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben die Aufklärung, die Hinwendung zum Leben auf dem Lande, der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit bis hin zur Französischen Revolution, auch eine Revolution in der Gartengestaltung bewirkt. Es gibt kaum einen größeren Gegensatz als den zwischen einem formalen französischen Garten oder Barockgarten und einem englischen Landschaftspark.
Der Salmen in Offenburg
(2004)
„Wir leben in einer Zeit, in der nicht nur die jungen Menschen, sondern auch wir Älteren diese Demokratie hinnehmen, als sei sie eine Selbstverständlichkeit. Erst wenn wir uns vergewissern, dass Menschen dafür ihr Leben gegeben haben, erst dann wird uns deutlich, was auf dem Spiel steht, wenn die Demokratie gefährdet ist, und darum meine ich, ein solcher Ort wie der Salmen kann uns das deutlich machen." Diese Sätze entstammen dem Grußwort, das Bundespräsident Johannes Rau am 20. September 2002 anlässlich der Eröffnung des „Salmen" als Kultur- und Veranstaltungszentrum in Offenburg sprach. Schon im Januar 2002 hatte der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien den Salmen zum ,,Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung" erklärt. Das sind Denkmäler, die „Zeugnis ablegen über kulturelle, politische, geschichtliche, architektonische, städtebauliche oder wissenschaftliche Leistungen, die zur Entwicklung oder Darstellung des Gesamtstaates als Kulturnation maßgeblich beigetragen haben oder die für die kulturelle oder historische Entwicklung einer Kulturlandschaft von herausragender Bedeutung sind."
Schwarzwälder Geigen sind bei weitem nicht so
berühmt wie Schwarzwälder Uhren, Schinken oder
Kirschtorte. Dass der Schwarzwald einst auch ein
Zentrum des Geigenbaus war, ist nur den wenigsten bekannt. Umso interessanter sind die
Zeugnisse, die diesen Handwerkszweig belegen
oder illustrieren helfen.
Das Schild einer Musikuhr aus der Sammlung des
Franziskanermuseums bietet einen ungewöhnlichen Einstieg in das Thema. Das Schild ist mit
44 x 64 cm sehr groß, was sich aus der Größe des
Uhr- und Musikwerks ergibt, dem es vorgesetzt ist.
Denn der Sinn des Uhrschildes bestand - neben
dem Hauptzweck, Träger des Zifferblattes zu sein -
darin, Werk und Glocke zu verbergen. Dem quadratischen Schild wurde daher ein Halbkreis aufgesetzt, der im Durchmesser etwas kleiner war und
die Glocke verdeckte. Während die Zwickel, welche das Zifferblatt freilässt, häufig mit ornamentalen Blumen (,,Apfelrosen") verziert sind, bietet dieser Halbkreis Raum für figürliche Darstellungen.
Im vorliegenden Fall ist hier eine Genreszene, eine
typische Situation aus dem Alltag der damaligen
Zeit, dargestellt.
Vor 100 Jahren wurde der Jesuit und Theologe Karl Rahner in Freiburg i. Br. geboren. Seiner Geburtsstadt blieb Rahner, der häufig als der bedeutendste katholische Theologe des 20. Jahrhunderts bezeichnet wird und dessen umfangreiches und weitgespanntes Werk bis heute die Gestalt der katholischen Theologie prägt, zeitlebens verbunden. Noch kurz vor seinem Tod am 30. März 1984 in Innsbruck erreichte ihn die Nachricht, die Stadt Freiburg habe beschlossen, ihn zum Ehrenbürger zu ernennen. Ein nach ihm benannter Platz im Freiburger Universitätszentrum erinnert heute an diesen großen Sohn der Stadt an der Dreisam. Dennoch lässt sich die Frage, ob Rahner ein „Freiburger Theologe" genannt werden könne, nicht einfach beantworten. Denn Rahners Lebens- und Arbeitsschwerpunkte lagen nicht in Freiburg, sondern in Innsbruck, Wien, Rom, München und Münster. Als der Abiturient im Jahr 1922 seine Heimatstadt verließ, um in Feldkirch in Vorarlberg in das
Noviziat des Jesuitenordens einzutreten, sollte dies ein Abschied für lange Zeit bedeuten. Und abgesehen von seiner Promotionszeit ist Rahner auch nie mehr für längere Zeit nach Freiburg zurückgekehrt. Dennoch haben Freiburg und die Erlebnisse und Erfahrungen seiner Freiburger Zeit Rahners Denken und Wirken zeitlebens begleitet und auch geprägt. Dies lässt sich nicht nur an den Stationen seines Lebenslaufs aufzeigen, sondern auch aus einzelnen Äußerungen des Theologen
entnehmen.
Ludwigsburg, eine barocke Stadt, mit Stadtmauer und Toren bewehrt? Eine für uns
heute ungewöhnliche, jedoch für den Stadtgründer Herzog Eberhard Ludwig und
seinen übernächsten Nachfolger, Herzog Carl Eugen, eine gar nicht so abwegig erscheinende Vorstellung.
Bereits 1726 entwarf der junge Architekturstudent Johann Christoph David Leger,
wohl nach Anregung durch den Stadt- und Schlossbaumeister Donato Giuseppe Frisoni, den Plan einer sternförmigen Befestigungsanlage rund um Ludwigsburg im Stil
des bekannten französischen Festungsbaumeisters Sebastien Vauban. Der aufwendige Plan wurde nicht realisiert, doch verordneten 1730/31 zwei herzogliche Resolutionen, dass die Stadt nebst dem dazugehörenden Bezirk »zur Abhaltung des widerlichen Vagantengesindels mit einem Graben-Rampart und Palisaden umschlossen
werde«. 1732 begann man mit den Bauarbeiten im Süden der Stadt nach einem Plan
des Baumeisters Leopoldo Retti. Vollendet wurde das Befestigungswerk allerdings
nie; nach dem Tod von Herzog Eberhard Ludwig Ende Oktober 1733 kamen die
Arbeiten schnell zum Erliegen.
25 Jahre später griff Herzog Carl Eugen, mehr der Not als dem eigenen Wunsch
gehorchend, den Gedanken einer Stadtbefestigung wieder auf und ließ die Stadt mit
einer Mauer umgeben und mit Toren verschließen. Die Gründe für diesen Entschluss
werden am besten vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Siebenjährigen Krieges verständlich.
Als Ende August 1797 Johann Wolfgang von Goethe auf seiner Reise in die Schweiz
durch Ludwigsburg kam, notierte er über das Schloss: »Das bekannte geräumige
Schloss [ist] sehr wohnbar, aber sowohl das alte als das neue in verhältnismäßig
bösem Geschmack ausgeziert und möbliert.« Dieses für Schloss Ludwigsburg wenig
schmeichelhafte Urteil ist aus einer Zeit heraus zu verstehen, die ihr Ideal im Klassizismus sah. Die Kunst des Barock war damals unmodern geworden und die Menschen wussten mit der bewegten Schmuckfülle an Stuckaturen und Deckenfresken
nur noch wenig anzufangen. Dies belegt auch die wenig später unter König Friedrich
erfolgte durchgreifende Umgestaltung eines Großteils der Innenräume des Schlosses, die sich heute zu einem großen Teil in klassizistischem Gewand präsentieren.
Gleichwohl ist Schloss Ludwigsburg unzweifelhaft das bedeutendste Bauwerk des
Barock im württembergischen Kernland. Und dies bezieht sich keineswegs nur auf
die Größe der Anlage. Es wurde zu seiner Zeit als Fremdkörper im Herzogtum Württemberg errichtet, denn es war im Stil ein ganz neues, in keiner Weise den hiesigen
Traditionen entsprechendes Gebäude, das jedoch eine starke Ausstrahlung auf die
weitere Kunstentwicklung des Landes besaß. Das Ludwigsburger Schloss vereinigt
in seinen Baukörpern, Fassaden und Innendekorationen böhmisch-österreichische,
italienische und französische, jedoch so gut wie keine württembergischen Einflüsse.
So überrascht es nicht, dass die Architekten, die Künstler und Kunsthandwerker aus
Böhmen und vor allem aus Oberitalien nach Württemberg kamen, um hier in den
ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts diese prachtvolle Anlage für Herzog Eberhard Ludwig zu errichten. Im Land selbst gab es keine hierfür geeigneten Architekten, Stuckatoren oder Maler, da Württemberg damals künstlerisch rückständig war
und in die Baukunst noch kaum barocke Formen Eingang gefunden hatten.
Boll bey Ufhausen
(2004)
Seit einigen Jahren versieht die Stadt Freiburg ihre historischen Gebäude mit kleinen grauen Tafeln, auf denen das Gebäude und seine Geschichte kurz vorgestellt werden. Einheimischen und Touristen werden so die Sehenswürdigkeiten nahe gebracht. Der Anlass, der frühen Geschichte des Freiburger Stadtteils St. Georgen nachzugehen, war eine dieser grauen Tafeln. Sie ist am so genannten Bollhof, einem Staffelgiebelbau aus dem 16. Jahrhundert angebracht (Abbildung 1). Der Hof, so ist darauf zu lesen, sei erstmals zum Jahr 873 als Lehnshof des Klosters St. Gallen belegt. Da eine Überprüfung dieses Sachverhalts anhand der St. Galler Urkunden ohne Ergebnis blieb, waren weitere Nachforschungen zur frühen Geschichte St. Georgens angeraten. Hierzu soll auf die einzelnen Ortsteile und deren Geschichte im Mittelalter eingegangen werden. Dies wird zur Frage führen, ab wann Boll und der dortige Hof historisch greifbar sind und in welchem Verhältnis beide zu den weiteren St. Georgener Teilorten standen.
Die Vettersammlung war einst eine vermögende Gemeinschaft, die durch die Gunst vieler Wohltäter einen bedeutenden Platz unter den Frauengemeinschaften einnahm. Sie stand jahrhundertelang unter der Augustinus-Regel, war bis 1730 der 3. dominikanischen Regel unterstellt und gehörte zu den Bußschwestern des hl. Dominicus. Durch kluge Verwaltung hatten sie Ländereien und Einnahmen durch Handarbeiten. Das eigentliche Postulat der Sammlung und später des Ordens war das tägliche Gebet für alle Menschen, was auch als Zeichen der Nächstenliebe gewertet werden muss. Von dem einstmals sicher reichen Material an Urkunden, Chroniken und sonstigen Aufzeichnungen existieren außer den Urkunden nur noch wenige Zeugnisse. Ihre eigentliche Aufgabe war für die Menschen zu beten, wie es sehr deutlich aus den Aufzeichnungen des Jahrzeitenbuches hervorgeht.
Die meisten Breisacher Juden wohnten am Ende des 19. Jahrhunderts noch immer in dem am Nordfuß des Breisacher Berges gelegenen Teil der Unterstadt, in dem ihre Vorfahren im 18. Jahrhundert fast alle zwischen den Judenhäusern gelegenen Christenwohnungen käuflich an sich gebracht hatten. Von den 113 Wohnhäusern dieses Stadtteils, der zwischen der Fischerhalde und dem Kupfertor liegt , gehörten um 1898 beinahe drei Viertel jüdischen Eigentümem. Der Anteil ihrer Häuser an der Gesamtzahl der Wohnhäuser ging von 77 % im Jahr 1900 auf 54 % im Jahr 1933 und auf 31 % im Jahr 1941 zurück.
Der industrielle Aufschwung des 19. und 20. Jahrhunderts hatte großen Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Städte. In dieser Zeit hatten die Bahnen im Deutschen Reich eine Streckenlänge von etwa 50 000 km erreicht. Der Ausbau der Hauptstrecken war damit weitgehend abgeschlossen. Die Bahnen wurden damals noch von den Ländern als Staatsbahnen und von Privatgesellschaften geplant, gebaut und betrieben. Im Großherzogtum Baden waren 720 Dampflokomotiven, 1745 Personen-, 251 Gepäck- und 12 682 Güterwagen im Bestand. Die für die Fahrzeuge im nordbadischen Raum vorhandenen Reparatur-Werkstätten waren den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Für umfangreiche Schäden und planmäßig, vom Gesetzgeber vorgeschriebene Untersuchungen mussten größere Werkstätteninspektionen, später Ausbesserungswerke genannt, gebaut werden.
Der lange Weg zur Moderne
(2004)
Die Erinnerung des Malers Andre Ficus hält im späten Rückblick eine Erfahrung fest,
wie sie in jener Zeit viele gemacht haben. Kultur, eben noch Instrument ideologischer Bevormundung und Einübung in fehlgeleiteten Patriotismus, wurde im Kontext der Nachkriegszeit zum integralen Moment des Neuanfangs und Ausdruck der Umkehr zu einer zivilen und
gesitteten Existenz, ja eine Art Nenner, auf den sich die menschlichen Hoffnungen bringen
ließen. Wenn die unmittelbaren Nachkriegsjahre nicht nur Jahre der Not und Entbehrung,
sondern auch eines neuen Optimismus und der Euphorie waren, so dank eines ungeahnten
kulturellen Aufbruchs. Man war noch einmal davongekommen, und Kultur wurde für viele
zum Träger eines neuen Lebensgefühls. Nicht zuletzt mit Bezug auf sie wurde rückblickend
von einer Zeit der schönen Not gesprochen, und wenn für das Jahr 1945 der Ausspruch »So viel Anfang war nie« bemüht wird, dann meint er vor allem das Erlebnis einer neugeschenkten geistigen Freiheit.
Der in den 1920er Jahren wiedererstarkende Realismus in der Bildenden Kunst entwickelte im deutschen Südwesten, und hier vor allem an der Karlsruher Akademie ein Zentrum mit großer Ausstrahlung. Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Georg Scholz hießen die dominierenden Künstler. Ihr Einfluß, aber auch andernorts herrührende Tendenzen des künstlerischen Realismus spiegeln sich in den Werken von vier Offenburger Malern und Graphikern: Tell Geck, Grete! Haas-Gerber, Albert Henselmann und Hermann Sprauer. Sie alle gehörten zu einer Generation, deren Leben durch zwei Weltkriege und vor allem durch den Nationalsozialismus tief geprägt und gravierend verändert wurde. Wenn man die Biographien vergleicht, gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch bedeutende Unterschiede. Geboren sind alle in Offenburg im Zeitraum von 1890 bis 1905, Studienorte waren Karlsruhe und München sowie Stuttgart und Düsseldorf. Hermann Sprauer kehrte nach dem Studium nach Offenburg zurück, wo er, nur unterbrochen durch den Kriegsdienst, bis ans Ende seines langen Lebens wirkte. Gretel Haas-Gerber lebte ebenfalls bis zu ihrem Tod in ihrer Heimatstadt, hatte allerdings neben der
ersten Studienzeit eine fast zwei Jahrzehnte währende Zeit in Düsseldorf. Tell Geck war bereits vor dem Krieg nach Stuttgart übergesiedelt, wo er bis an sein Lebensende tätig war. Albert Henselmann blieb Offenburg von allen am wenigsten verbunden, lebte nach der Studienzeit lange in Mannheim, bevor er in die Schweiz und später in die USA auswanderte.
Wer die äusseren Zeremonien nicht auf das Sorgfältigste verrichtet, und zwar „mit seel und leyb..., der kan oder wil nit, Gott seinem Herrn, wie er schuldig, recht Christlich im gaistlichen Stand, der zuer vollkommenhait geordnet ist, dienen“. Die Befolgung des Kirchenjahres in Liturgie, frommem Brauchtum und entsprechenden asketischen Übungen gilt nicht nur dem allgemeinen Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi, sondern mehr noch der indi- viduellen Sicherung der Gottesbeziehung. Mit diesen persönlichen Gedanken leitet der Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius seine deutsche Übersetzung „Ordnung Täglicher Caeremonien und gebräuchen Cistertzer Ordens“ ein, die er den Zisterzienserinnen in „Güntersthal bey Freiburg“ widmet. Deren einzige Handschrift mit über 320 Quartblättern (1582/83) befindet sich in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen.
Der Moment zu gehen
(2004)
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs waren die alten Landkarten ungültig geworden. Und manche Begriffe erhielten eine neue, vorher allerhöchstens momentan angedachte oder, wer weiß, erträumte Dimension. Am 20. Januar 1991 beschlossen Bundesregierung und Ministerpräsidenten der Länder zusammen mit dem Zentralrat der Juden in Deutschland, jüdischen Flüchtlingen aus der GUS und den Baltischen Staaten den Status von Kontingentflüchtlingen zu gewähren, wie er 1973 zuerst den chilenischen Flüchtlingen zugute gekommen war. Dieser Status meint: unbegrenztes Aufenthaltsrecht mit Arbeitserlaubnis ohne Asylverfahren. Im Hintergrund dieser Maßnahme stand zweifellos das Schulternwollen einer gewaltigen Verantwortung: dieses Deutschland dürfe jüdischen Flüchtlingen niemals mehr die Tür vor der Nase zuschlagen. In den kleinen, überalterten jüdischen Gemeinden in diesem Land indes, die mitunter nur mit Mühe einen Minjan für ihre Schabbatgottesdienste aufbrachten, glomm noch ein anderer Hoffnungsfunke auf: dass sie nämlich durch diese jüdischen Emigranten - gewissermaßen als Vitaminstoß in durchaus heroischer Dosis - wieder zu Kräften kommen könnten.
Im 18. und 19. Jahrhundert waren Ehrentänze bei Hochzeiten nicht wegzudenken. Diese Tänze waren immer mit der Zahl 3 verbunden. Ein Ehrentanz war entweder ein Tanz, der 3 Touren hatte oder er bestand aus 3 unterschiedlichen Tänzen. Zu Beginn einer Hochzeit standen die Ehrentänze zuerst dem Brautpaar und anschließend der näheren Verwandtschaft zu. Interessanterweise wurde zuerst mit den beiden Brautführern, der Ehrenjungfrau und der Gelbfrau, die Patin der Braut, getanzt. Darauf folgten die Ehrentänze der „Hochzeitsgesellen" und der Brautjungfern. Ehrentänze für Paare aus der Hochzeitsgesellschaft wurden meist von den Musikern ausgerufen, z. B. „Ehrentanz für Herrn XYZ". Diese durften nicht abgelehnt werden. Weitere Ehrentänze waren auch solche, die Tänzer besonders für sich und ihre Tänzerinnen gegen Bezahlung ausrufen ließen. Im Erfassungsbogen zur badischen Volkskunde von 1894/95 aus Rickenbach wird noch ermerkt, daß vor dem zweitletzten Tanz der Braut der Kranz vom Kopfe gelöst wurde, was für gewöhnlich eine Rührszene veranlaßte. Doch bald spielte die Musik einen Tanz und die Umstehenden sangen: „s' Kränzle ab, s' Hübele (Haube) uf, jetzt sind die
schönen Tage us! "
Die Vita eines Staatsdieners des 19. Jahrhunderts beansprucht besonders dann gesteigertes Interesse, wenn Kohärenz und Kontinuität der Aktenlage und zugleich autografische Belege den Nachvollzug attraktiv machen. Entsprechend vorliegender persönlicher Erkenntnisse finden Persönlichkeiten der Geschichte des Forstgewerbes zumeist nur marginales Interesse und die Biografien schwimmen unter Daten, Zahlen, Anmerkungen und Statistiken versteckt im ,,Meer der Geschichte". Typisch fanden so die Stationen des Lebens des am 13. 7. 1813 in Wertheim geborenen Georg Christof - ein Sohn des Johann Christof Bach, Handelsmann und Bürger von Wertheim und der Katharina Apollonia Platz - bisher weder in Triberg noch in Wolfach, Ettlingen, Kandern, Gerlachsheim, Langensteinbach, Pforzheim irgendwelche Aufmerksamkeit.
Vom 9. Februar bis zum 10. März 1963 war der Bodensee zur Gänze zugefroren. Solche
Überfrierungen des Sees, wofür Mundart und Umgangssprache den Ausdruck »Seegfrörne«
bewahrt hat, traten immer wieder auf, wenn große Kälte lange anhielt; im 20. Jahrhundert
war dies nur einmal der Fall, im 19. Jahrhundert mit 1830 und 1880 zweimal. Der Überlieferung nach und auch in Chroniken festgehalten gab es am Bodensee seit dem Jahre 875 mehr
als dreißig Seegfrörnen. Der Untersee allein war naturgemäß wesentlich öfter zugefroren; im
20. Jahrhundert fast zwanzig mal. Freilich sind diese Naturereignisse in den ersten Jahrhunderten nicht belegt, wie gerade jüngst wieder festgestellt wurde. Erst im 15. Jahrhundert ist
für den Winter 1435 eine Seegfrörne einigermaßen sicher durch Berichte in Chroniken nachgewiesen. Ab 1695 sind die Seegfrörnen des Bodensees zusätzlich durch Bilddarstellungen
dokumentiert.
Im Folgenden sollen die Seegfrörnen des Bodensees und zum Teil auch jene des Zürichsees im Kontext der Klimageschichte betrachtet werden. Weiterhin werden Bilddarstellungen von Bodenseegfrörnen, die es seit 1695 gibt, in Abbildungen gezeigt bzw. wird auf sie
verwiesen.
Der Schwetzinger Schlossgarten versinnbildlicht wie kaum eine andere Gartenanlage des 18. Jahrhunderts die Vielgesichtigkeit und Vielschichtigkeit dieser Zeit der Wandlungen und Umbrüche, Traditionen und Fortschritte. Das Ensemble bietet sich nach seiner Restaurierung, die sich im Wesentlichen in den Jahren 1975-1991 vollzogen hatte, als aussagekräftiges Zeugnis einer Korrespondenz zwischen Gesellschaftstheorie und Gartentheorie dar und ist so ein ideales Spiegelbild für die weltanschaulichen Veränderungen innerhalb einer spannenden Epoche. Wie ein offenes Buch präsentiert sich im
gartenkünstlerischen Widerschein der schleichende Wandel von Absolutismus zur Aufklärung, von Unterdrückung zur Freiheit, von Geometrie zum Naturalismus. Die ideengeschichtlichen Modelle der Despotie und Utopie haben sich im 17. bzw. 18. Jahrhundert in dezidierten Beziehungen zur Natur manifestiert, was sich jeweils in einer unterschiedlichen Gewichtung im Zusammenspiel von Mensch, Architektur und Natur niedergeschlagen hat.
„Lebendige Brücke zwischen gestern und heute. Ehemaliges Ständehausgelände soll keinesfalls ein ,totes Museum' werden" lautete die Schlagzeile eines Artikels der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 20. Februar 1988. Berichtet wurde über eine Veranstaltung des Vereins „Badische Heimat" und eben der Badischen Neusten Nachrichten. Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion über die Nutzung des noch verbliebenen Restgrundstücks des Badischen Ständehauses im vollen Gange. Ehe auf diese öffentlich in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, über Zeitungsberichte und Leserbriefe sowie im Karlsruher Gemeinderat geführte Debatte eingegangen wird, soll in einem ersten Schritt noch einmal die historische Bedeutung des Ständehauses umrissen werden. Den Abschluss bildet eine Bilanz von 10 Jahren Erinnerungsstätte Ständehaus und ein kurzer Ausblick zur möglichen weiteren Entwicklung der Erinnerungsstätte Ständehaus.
Die Darstellung der Herrschaft Schramberg auf der Pürschgerichtskarte des David Rötlin von 1564
(2004)
Die Herrschaft Schramberg, um die Zeit der Herstellung der Pürschgerichtskarte im Besitz des Rochus Merz von Staffelfelden und - nach dessen Tod - seiner Frau Anne Mertzin, bestand aus den Ämtern Schramberg mit Sulgen, Aichhalden, Mariazell, Tennenbronn und Lauterbach. Tennenbronn gehörte allerdings nur teilweise zu Schramberg, teils zu Württemberg, das sich auch das Patronatsrecht über die Kirche in Tennenbronn sichern konnte.
Although known and housed in German institutions since at least the 19th century, until now marine reptiles from the
Braunjura ß have never been described in detail. The strata have yielded plesiosaur, thalattosuchian and rare ichthyosaur
remains, all fragmentary, most likely due to their deposition in a shallow marine, high energy palaeoenvironment. Cervical
vertebrae, which are housed in the Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe (State Museum of Natural History in
Karlsruhe), are described here and reveal the first elasmosaurid plesiosaurs reported to date from the German Dogger.
August Bartholdi
(2004)
Wer kennt nicht die Freiheitsstatue an der Hafeneinfahrt von New York? Jenes 46 Meter hohe Standbild, einer antiken Göttin gleichend, mit der Fackel in der hoch aufgereckten rechten Hand versinnbildlicht nach der Idee seines Schöpfers das Licht der Freiheit, welches die Welt erleuchtet (La Liberte eclairant le monde). Wer war jener August Bartholdi, der dieses
Monument geschaffen hat? Wie kam er zu seinem Kunstwerk und warum feiert die Stadt Colmar im Elsaß im Jahre 2004 sein Andenken?
"Licht für Schwetzingen"
(2004)
Im Jahr 1998 konnte die Stadt Schwetzingen auf 125 Jahre Gasversorgung zurückblicken. Ein Jahr nach Unterzeichnung des Vertrages mit dem Privatunternehmer Riedel aus Heidelberg zur Errichtung einer Gasfabrik beleuchteten Ende 1873 die ersten Gasflammen die Straßen von Schwetzingen. Im Jahr 1898 übernahm die Stadt das Gaswerk in Eigenregie, aus dem die heutigen Stadtwerke hervorgegangen und an dessen Stelle sie heute noch zu finden sind. Die Geschichte des Gases, der
ersten Gasfabriken in Deutschland, ist auch in Schwetzingen die Geschichte der Beleuchtung von Straßen und öffentlichen Plätzen.
In Sachen Benedikt Gillmann
(2004)
Im 122. Jahresheft der Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins »Schau-ins-Land«
erschien kürzlich ein Aufsatz, in dessen Mittelpunkt Benedikt Gillmann (1823-1897), ein in
den Jahren 1871 bis 1874 als Verwalter (>Verweser<) der Schwarzwaldpfarrei Wittichen (nordöstlich von Haslach i.K.) nachweisbarer Priesterkollege des Kinzigtäler Volksschriftstellers
Heinrich Hansjakob (1837-1916), stand. Die im Rahmen dieses Beitrags referierten Forschungsergebnisse konfrontierten uns unter anderem mit dem Problem, ob ein Hinweis dieses über Jahre hinweg auch am Bodensee tätigen Heimatdichters, der sich in seiner im Todesjahr Gillmanns veröffentlichten Erzählung >Der Fürst vom Teufelstein< findet, unabhängig
von der schon seit geraumer Zeit kontrovers diskutierten Frage nach den illegitimen Nachkommen des Autors zu interpretieren ist oder aber Bezüge erahnen läßt, die, recht besehen,
neue Aspekte dieser berühmt-berüchtigten »wunden Stelle« im Leben Heinrich Hansjakobs
zu Tage fordern könnten. Vor allem die im Erzbischöflichen Archiv Freiburg lagernde Personalakte Benedikt Gillmanns erwies sich nun bei der fortgesetzten Spurensuche als außergewöhnlich ergiebig, so daß ich mich im Anschluß an die weitere Durchsicht dieses in jeder
Hinsicht als gewichtig zu bezeichnenden Konvoluts nun in die glückliche Lage versetzt sehe,
das bewegte - um nicht zu sagen: spektakuläre - >Vorleben< des Witticher Pfarrverwalters, den
Hansjakob in seiner Erzählung >Der Vogtsbur< an markanter Stelle in Erscheinung treten läßt,
eingehender würdigen zu können, als dies auf der Basis der bislang bekannt gewordenen
Quellenzeugnisse möglich war.
Schon die Badischen Markgrafen und späteren Großherzöge hatten über die Jahrhunderte hinweg eine große Vorliebe für
Gärten und Pflanzen. Vom Markgrafen Ernst wird z. B. berichtet, dass er in Sulzburg, einer kleinen Stadt im Markgräflerland, an dem von ihm erbauten Schloss um 1530 einen Ziergarten anlegen ließ. Auch sein Nachfolger, der die Residenz nach Durlach verlegte und dort die Karlsburg erbauen ließ, gliederte an diese 1565 einen Lust- und Botanischen Garten an.
Markgraf Friedrich Magnus (1703-1732), Vater des Karlsruher Stadtgründers Carl Wilhelm, erneuerte trotz der Wirren des Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieges die Durlacher Gärten. Dieser „hochfürstliche" Schlossgarten wurde samt Gewächshäusern und Orangerie bis 1809 unterhalten und ist als Park an der Karlsburg bis heute erhalten. Markgraf Carl Wilhelm (1679-1738) legte 1715 mit der Stadtgründung von Karlsruhe auch den Grundstein zu einem Lust- und Jagdgarten im heutigen Schlossbezirk. Als großer Blumenliebhaber ließ er in Durlach den Botanischen Garten und die Orangerie weiter
pflegen, nachdem 1722 die Gärten endgültig nach Karlsruhe verlegt worden waren.
An der Stelle des heutigen Gebäudes des Acher- und Bühler Boten in der Hauptstraße 55 in Bühl stand ursprünglich das renommierte Gasthaus „Zum Hirschen". Die Schildgerechtigkeit wurde diesem Wirtshaus vermutlich bereits in der Zeit vor dem 30-jährigen Krieg verliehen. 1626 wird Georg Klaiber als Wirt des „Hirschen" urkundlich erwähnt. Damals hielt das Landkapitel Ottersweier in diesem Gasthaus regelmäßig seine Konferenzen ab. Als Besitzer des „Hirschen" werden Johannes Lichtenauer (1650), Hans Adam Klaiber (1684), Christoph Klaiber (1727) und Leopold Edelmann (1804) genannt. Sebastian Reinfried war von 1807 bis 1848 Eigentümer des „Hirschen". Ihm folgten die Familien Moscherosch und Martini (1862 bis 1897). 1897 ging das Gasthaus durch Kauf in den Besitz der Gesellschaft Unitas über. Diese entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer katholischer Vereine. Sie wollten sich durch den Kauf des „Hirschen" einen Rahmen für ihre Veranstaltungen geben. Die Gesellschaft beschloss, auf dem großen Grundstück hinter der Gaststätte, das bis zur heutigen Friedrichstraße reichte, ein geräumiges Vereinshaus zu bauen. 1898 wurde dieser Neubau nach Plänen des Architekten Johannes Schroth vom Erzbischöflichen Bauamt Karlsruhe errichtet. Er erhielt zu Ehren Großherzog Friedrichs von Baden den Namen Friedrichsbau.
Am 1. Juni 2003 setzte er zuversichtlich den Schritt
ins 93. Lebensjahr: Rudolf Heck, unser langjähriges Vereinsmitglied. Er ist vielleicht nicht mehr
ganz so vital wie in den Jahren, als der passionierte
Bergsteiger, Mitglied des Alpenvereins, noch im
Hochgebirge unterwegs war und von weit oben auf
zerklüftete Berglandschaften oder in idyllische
Täler blickte. Aber ein Stubenhocker ist Rudolf
Heck nie geworden. Das hat er bei Exkursionen
und Besichtigungen des Geschichts- und Heimatvereins immer wieder unter Beweis gestellt. Und
wenn's nicht gar so anstrengend ist, dann ist er auch
noch dabei wenn es darum geht, Neues kennen zu
lernen oder etwas Vertrautes wieder zu besuchen.
Von seinen zahlreichen Touren hat er viele wertvolle Erinnerungen mitgebracht. Eindrücke, die ihn
angesprochen und sich ihm besonders eingeprägt
haben, wurden auf Papier oder Malkarton „konserviert". Wer Rudolf Heck einmal zu Hause besucht,
glaubt, in eine Gemäldegalerie zu kommen.
Im Pfarrhaus von Büßlingen steht eine mächtige gotische Truhe, die in den Jahren
2002 und 2003 im Auftrag von Pfarrer Fritz Ott durch Angelika Greis in Konstanz umfassend
restauriert wurde; dabei fanden sich in den Spannungsrissen des Holzes dreißig Münzen. Bei
der Truhe handelt es sich um eine Stollentruhe aus Nussbaumholz; sie ist dicht mit Eisenbändern beschlagen, welche in lilienförmige Enden auslaufen. Im ursprünglichen Zustand war
die Truhe nicht mit Farbe gefasst; später erhielten die Eisenbänder einen roten und das Holz
einen grünlichen Anstrich. Zwei (von ursprünglich drei) Überfallen sowie ein nachträglich
eingebautes eisernes Schloss schließen die Truhe.
Es ist wohl unmöglich, sich heute auszumalen, wie fremdartig Afrika für einen Dorfbewohner vom Kaiserstuhl im 19. Jahrhundert gewesen sein muss. Man hatte nur unklare Bilder im Kopf von den „Arabinern", die dort lebten, der unglaublichen Hitze, die alles verbrannte, oder aber von einem Schlaraffenland, in dem man mehrmals im Jahr ernten konnte. Dorthin auswandern? Ein Abenteuer ohne Netz und doppelten Boden, in der Regel ohne die Absicherung durch schon ausgewanderte Verwandte oder Nachbarn, wie sie vielen Nordamerika-Auswanderern den Start erleichterte. Auch wenn die Auswanderer in ihrer Heimat keine Perspektive mehr hatten und ihnen nichts anderes mehr übrig blieb, als das eigene Dorf zu verlassen, kann
man ihren Mut und ihre Risikobereitschaft nicht hoch genug einschätzen.
Über den Aufbau einer Lepidopteren-Hauptsammlung im Ressort Macrolepidoptera des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe wurde bereits zweimal in dieser Zeitschrift berichtet (Ebert 1964 und 1977). In diese Hauptsammlung soll im Laufe der Zeit das gesamte wissenschaftlich konservierte Belegmaterial Eingang finden und durch eine sowohl systematisch als auch geografisch übersichtliche Anordnung schnell verfügbar sein. In den Jahren 1963 bis 2003 konnte dieses Material durch Ankauf oder Schenkung von Sammlungen wie auch durch den Zugang von Sammelausbeuten ständig erweitert werden. Im Kapitel „Gesamtübersicht“ wird eine zahlenmässige Bilanz vorgelegt. Ferner wird auf die Entwicklung geografischer Schwerpunkte hingewiesen, die in erster Linie auf unsere eigenen Forschungsarbeiten und die dabei durchgeführten Aufsammlungen in Ländern wie Iran und Afghanistan oder in Indonesien zurückzuführen sind. Unter fortlaufenden Inventarnummern (63-202) werden die einzelnen Akquisitionen nach Herkunft, Stückzahl und Sammler kurz beschrieben. Biografische Angaben und Hinweise auf entsprechende Publikationen werden berücksichtigt.
Erinnerungen an Clas Naumann
(2004)
Am 15. Februar 2004 starb im Alter von 64 Jahren Clas Michael Naumann zu Königsbrück, Professor für Zoologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und Direktor des Forschungsinstituts und Museums Alexander Koenig in Bonn. Mit ihm haben wir einen der bedeutendsten Entomologen des 20. Jahrhunderts verloren. Im deutschsprachigen Raum war er der führende Vertreter der Lepidopterologie, der wie kein anderer viele der auf diesem Wissenschaftssektor erarbeiteten Ergebnisse initiiert, kommentiert, oft auch koordiniert und auf internationaler Ebene vorgetragen und bekannt gemacht hat. Inzwischen sind bereits mehrere Nachrufe erschienen, die das Leben und den beruflichen Werdegang des allzu früh Verstorbenen gewürdigt haben.
Tiengen feiert jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli sein großes Heimatfest, den „Schwyzertag", und erinnert sich dabei an die Rettung der Stadt aus großer Not im Jahre 1415. Im Festgottesdienstes des diesjährigen Schwyzertages, am 7. Juli 2002, wurde durch den Erzbischöflichen Oberrechtsdirektor Dr. Bernd Mathias Kremer die silberne Herzkapsel des letzten
Landgrafen von Sulz feierlich der Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt übergeben. Zuvor befand sich die Kapsel in der Sammlung des Erzbischöflichen Archivs in Freiburg. Die Übergabe erfolgte an dem Ort, an dem der Leichnam des Grafen einst beigesetzt worden war. Die nun folgende Darstellung gibt einen Einblick in das Leben des letzten Sulzer Landgrafen und besonders in die Geschichte der Herzkapsel.
Die in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich 1567, erbaute Friedhofskapelle in Tiengen birgt heute noch zehn Grabplatten. An den Außenwänden der Kapelle befinden sich acht Grabplatten, jeweils vier an der Eingangsseite im Westen und vier an der Südseite. Die in Sandstein gehauenen Platten haben in den letzten Jahren stark gelitten. Witterungs- und Umwelteinflüsse tragen zu dem sich beschleunigenden Zerfall bei. Nur bei wenigen Epitaphien ist die Inschrift noch gut zu lesen, bei dreien ist nur noch der obere Teil mit den Wappen vorhanden. Aufzeichnungen des Tiengener Stadtpfarrers Andreas Schill vor 100 Jahren sowie frühere Veröffentlichungen von Walter Weißenberger, Hans Matt-Willmatt und Heinz
Voellner helfen mit, Wissenswertes über diese Denkmäler festzuhalten.
Seegefilde
(2004)
Wie einem Fremden den Bodensee erklären, seine Vielgestalt überschaubar, seine Besonderheit merkbar machen? Also dass
einer, wo immer er stehen mag, einen ersten Überblick über seine Komposition hat, um sich desto eindringlicher vom Reichtum seiner Melodien verzaubern zu lassen. Der Bodensee ist ein wundersamer Dreiklang, eine Einheit von drei Seen, jeder von besonderer Art: der Obersee, der Überlinger See und der Untersee.
Mit seinem nun in zwei Bänden vorliegenden Werk über die um 1800 getroffenen Maßnahmen zur Stadterweiterung von Karlsruhe hat Gottfried Leiber einen wichtigen Beitrag zur Weinbrennerforschung geliefert. Allen, die sich so gewissenhaft wie er mit dem Werk des klassizistischen Architekten beschäftigen, will sagen, es aus den Quellen aufzuarbeiten suchen, gebührt Respekt; denn sich auf Weinbrenner einzulassen, erfordert Mut und Ausdauer. Zu verwoben sind die werkimmanenten Zusammenhänge, als daß sie auf Anhieb ein sicheres Urteil erlauben.
Auswanderung aus Großweier
(2004)
Die Auswanderung aus Großweier beginnt etwa um 1780, als die ersten Personen nach Ungarn ziehen. Leider gibt es nicht sehr viele schriftliche Dokumente und nur selten findet man in den Kirchenbüchern einen Hinweis wie bei Friedrich Hauns: ,,tota farnilia in Hungaria est". Unter Verwendung der Angaben in dem Buch von Werner Hacker „Auswanderung aus Baden und dem Breisgau" in Verbindung mit den Kirchenbüchern habe ich festgestellt, dass etwa 40 Personen zwischen 1780 und 1800 Großweier in Richtung Osten verlassen haben. Es müssen aber auch welche nach Algerien ausgewandert sein, denn in einer Randnotiz im Kirchenbuch findet sich der Eintrag, dass der 1821 geborene Franz Bauer in Blidah (Algerien) verstorben sei. Der Hauptstrom der Auswanderer geht aber Richtung Westen, nach Amerika. Zwischen 1830 und 1890 verlassen etwa 350 Personen ihr Heimatdorf, um in Amerika ein neues Leben aufzubauen. Dass das nicht immer leicht war, zeigt ein Brief, den Anselm Pfeiffer an Mathias Pfeiffer, meinen Ur-Großvater, geschrieben hat.
Ich begrüße Sie herzlich zum Symposium „Erinnerungskultur und Erinnerungsorte im deutschen Südwesten" im Neuen Ständehaus der Stadt Karlsruhe, in einem der herausragenden Erinnerungsorte an die demokratischen Traditionen unseres Landes. Das Badische Ständehaus, das hier an dieser Stelle gebaut wurde und in dem der badische Landtag erstmals am 4. November 1822, also vor fast genau 181 Jahren, tagte, dieses Ständehaus gilt zu Recht als ein Wegbereiter der Demokratie in Deutschland. Daran erinnert seit 1993 die „Erinnerungsstätte Ständehaus". Diese präsentiert die facettenreiche badische Landtagsgeschichte in einer Dauerausstellung und einem multimedialen Informationssystem. Die Stadt Karlsruhe hat hier mit Unterstützung des Landes Baden-Württemberg einen lebendigen Ort der Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte und mit der des Landes Baden geschaffen. Aus Anlass der Eröffnung der Erinnerungsstätte Ständehaus vor zehn Jahren haben wir Sie heute zu diesem Symposium eingeladen, und ich freue mich, dass Sie dieser Einladung gefolgt sind.
In Fachkreisen war man bisher der Meinung, dass Funde aus der Jungsteinzeit, der ersten Ansiedlungen der Acker bauenden
Bandkeramiker, nur nördlich des Neckars, im so genannten „Rotliegenden", zu Tage kamen. Umso mehr verbreitete sich wie ein Lauffeuer die Kunde vom Vorkommen von entsprechenden Funden in Schwetzingen. Wegen der guten Erhaltung der Skelette und der reichlichen Beigaben gerieten selbst erfahrene Wissenschaftler ins Schwärmen.
Der Sieg des kaiserlichen Heeres über die Türken vor Wien (1683) markiert den Anfang der Rückeroberung Ungarns. Da das Land durch die von 1529 bis 1687 andauernde osmanische Besetzung weitgehend entvölkert war, beschloss die habsburgische Verwaltung eine rasche Neubesiedlung der zurückgewonnenen Donautiefebene. Für das menschenleere, brachliegende Land sollten tüchtige Handwerker und Bauern aus dem Deutschen Reich angeworben werden, so die Vorstellung der Wiener Hofkammer und die der geistlichen und weltlichen Großgrundbesitzer. Die Kolonisten sollten aber nicht nur die Grenze gegen die Türken militärisch sichern helfen, sondern auch die landwirtschaftlichen Fortschritte des europäischen Westens nach Südosteuropa bringen. Erste umfassende Maßnahme einer planmäßigen Ansiedlungspolitik
war das „Impopulationspatent" des Kaisers Leopold I. von 1698. Als Konsequenz dieses siedlungspolitischen Vorhabens entstanden in den folgenden Jahrzehnten mehrere deutsche Siedlungsgebiete.
Ende Mai 1935 lag an den Zeitungsständen außerhalb Deutschlands wieder die wöchentliche Illustrierte für Arbeiter, seit 1925 unter dem Namen AIZ bekannt, die seit 1933 nicht mehr in Deutschland erscheinen durfte - wie so viele Zeitungen und Zeitschriften. Nun erschien sie in Prag, mittlerweile im 14. Jahrgang. Die Nummer 21 vom 23. Mai 1935 hatte für ein kommunistisches Blatt ein ungewöhnliches Titelbild: Das ganze Blatt füllte ein SS-Mann in voller Montur, daneben waren zwei seiner Ausweise abgebildet. Daraus war zu erkennen, dass er aus Offenburg stammte und ein zwar sehr junger, doch schon „alter Kämpfer" war: „Der SS-Sturmbann II/86 bescheinigt hiermit dem SS-Mann Hans Bächle, daß er während der Kampfzeit 1931/32 als Angehöriger der H.J. während seiner Freizeit als Gehilfe auf der Geschäftsstelle der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP (Völkische Buchhandlung) dem damaligen Geschäftsführer Otto Sorge wertvolle Dienste durch sein
stets hilfsbereites Einspringen bei dringenden Arbeiten geleistet hat. Bächle konnte trotz seiner Jugend zu wichtigen Arbeiten für die Bewegung herangezogen werden und hat sich stets als durchaus zuverlässig bewiesen. (. .. ) 8.9.34 Sorge, SS-Truppführer im Stabe II/86, s.Zt. Geschäftsführer der Ortsgruppe Offenburg der NSDAP. Der Führer des Sturmbanns II/80, m.d.F b. Göring, SS-Sturmführer." Die Schlagzeilen darunter - Das Geständnis eines SS-Mannes - ,,Ich war Wächter im Gestapo-Gefängnis Columbiahaus!" - Grosser Bildbericht im Innern dieses Blattes. - verwiesen auf den längeren Beitrag im Heft. Auch er war mit Fotos anschaulich gestaltet. Die Originale dieser Fotos sind jetzt, 2004, wieder aufgetaucht - im Nachlass jenes schwarz uniformierten einstigen Jünglings. Sie lagen jahrzehntelang in einer Nähmaschine am Rande Offenburgs, in einer Blechdose.
Noch heute kann man wohl kaum das weitläufige Barockschloss Ludwigsburg und
seinen Park besuchen, ohne sich vorzustellen, wie es wohl ausgesehen haben mag,
als hier noch der württembergische Landesherr seine Residenz unterhielt. Überblickt
man die gesamte Geschichte des Schlosses bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918,
so geht man allgemein von drei wichtigen Phasen seiner Residenzfunktion aus. Gleich
nach der Erbauung des Schlosses unterhielt Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg einen glänzenden Hof, der wesentlich durch seine Mätresse Christiane Wilhelmine von Grävenitz mit geprägt wurde. Bislang ist über das Hofleben während
der Regierungszeit des Schlossgründers wenig bekannt. Falls es einschlägige Q!uellen
gibt, sind diese noch nicht ausgewertet worden.
Fast noch prachtvoller ging es zu, als der junge Herzog Carl Eugen nach 1744 einen
der glänzendsten Höfe in Europa unterhielt, was ihm zeitweise unter Einsatz großer
finanzieller Mittel gelang. Dazu gibt es eindrückliche Beschreibungen, beispielsweise die panegyrischen Berichte des Hofdichters Joseph Uriot. Die im Archiv des Hauses Württemberg erhaltenen Hofdiarien setzen in der Zeit nach 1750 ein, bleiben
aber freilich für das 18. Jahrhundert lückenhaft. Trotzdem könnte man bei Hinzuziehung aller Quellen wahrscheinlich ein relativ dichtes Bild des Hoflebens gewinnen.
Aus dem zweifachen Anlaß eines Schuljubiläums (Goldenes Abitur 1954/2004) und seines 100. Geburtstags wurde in einer Feierstunde am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe an K. J. Fluck erinnert. Er war die längste Zeit seines Lebens Lehrer an dieser Schule, und zwar einer, der die Schule für ihre Schüler unvergeßlich machte wie kaum ein anderer. In seinen letzten neun Jahren (vom 13. Dezember 1959 bis zu seinem Tod am 2. Januar 1969) war er Prälat und Stadtdekan auf St. Stephan.
Die Abtei Schuttern
(2004)
Im Jahr 1972 kam in der ehemaligen Benediktinerabteikirche Schuttem, im Zuge von archäologischen Sondagen, einer der aufsehenerregendsten Befunde in der Ortenau zu Tage. Es handelte sich um die Bruchstücke eines Mosaikmedaillons, das deutlich auf karolingisch-ottonische Vorbilder zurückgriff. Den damaligen wissenschaftlichen Betreuern der archäologischen Untersuchung, dem Oberkonservator Herrn Dr. Peter Schmidt-Thome und dem vor Ort tätigen Wissenschaftler, dem Architekten Herrn Karl List, wurde sehr bald klar, dass die bis dahin als Legende geltende frühchristliche Gründung der Abteikirche einen Kern an Wahrheit enthielt. Folgerichtig entschied man sich für die Ausdehnung der archäologischen
Untersuchung auf den gesamten Kirchenraum und auf einige Bereiche außerhalb. Mehrere Grabungskampagnen wurden durchgeführt und 1975 abgeschlossen. Die Autorin beschäftigt sich im Rahmen einer Dissertation mit der Auswertung der Grabungsbefunde. Der vorläufige Stand der Arbeit wird im folgenden Text vorgestellt.
Ein Stadtrundgang durch die historische Innenstadt Offenburgs führt unweigerlich zu dem Gebäudekomplex des ehemaligen St. Andreas-Hospitalfonds unweit des Rathauses zwischen Spital-, Steinstraße und Fischmarkt. Hier befand sich das Zentrum der im Spätmittelalter errichteten Offenburger Sozialeinrichtung. Das Herzstück bildete das 1701 erbaute ehemalige Spital- und Pfründnergebäude. Es wird seit 1959 von der städtischen Verwaltung genutzt. In zwei Bauabschnitten führte man
grundlegende Renovierungen durch. Nach dem Umbau des Erdgeschosses Ende der Neunziger Jahre folgte 2003 die Renovierung des ersten und zweiten Obergeschosses. Dabei wurden umfangreiche bauhistorische Untersuchungen unternommen. Sie brachten interessante Details zur früheren Nutzung des Spitalgebäudes als Pfründnerhaus ans Tageslicht.
Das Projekt „Der Traum von der Freiheit" - Dokumentation Offenburger Auswanderer des Historischen Vereins Offenburg e. V. startete im März 2002 mit einem Aufruf im Offenburger Tageblatt. Darin wurden interessierte Bürgerinnen und Bürger gesucht, die sich ehrenamtlich an einem Geschichtsprojekt beteiligen wollten. Das Interesse war groß. 20 Personen erschienen zu einem ersten Informationsabend. Bis auf vier beteiligten sich schließlich alle daran. Später kamen weitere historisch Interessierte hinzu. Ziel des Projekts war es, neue Formen des bürgerschaftlichen Engagements in der Kultur zu entwickeln und in der Praxis zu überprüfen, inwieweit Geschichtsarbeit mit Ehrenamtlichen professionalisiert werden kann.
Erste Bedingung war die Schaffung einer finanziellen Basis. Dies ermöglichte die Offenburger Bürgerstiftung St. Andreas mit einer Fördersumme von 8.000 . Weitere Sponsoren waren das Elektrizitätswerk Mittelbaden, die Volksbank Offenburg und das Stadtarchiv Offenburg. Zweite Bedingung war die Einbindung in das landesweite Projekt ,,Wanderungsbewegungen im deutschen Südwesten im Umfeld der Revolution von 1848/49", an dem u. a. die Staatsarchive Freiburg und Karlsruhe, die Universität Karlsruhe und die AG Archive im Städtetag Baden-Württemberg beteiligt sind und das Projekt ebenfalls finanziell fördert.