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Der Willstätter Wald
(2007)
Im 14. Jahrhundert erschien in einem Erbverzeichnis der Herren von Lichtenberg ein Vermerk „bey wylstett ist ein eichen waldt gehört unsern Herren." Verhandlungen über den Waidgang und die damit verbundene Rechte für die Willstätter und die angrenzenden Gemeinden gaben Aufschluss über den Namen und die Lage des „Willstätter Waldes". Der Willstätter Wald war der größte unter den angrenzenden Wäldern und hatte den besten Boden für den Baumwuchs. Der Wald reichte bis wenige hundert Meter an den Flecken Willstätt heran. Dieser Wald, der heute der Domäne gehört, hat eine besondere Geschichte. Im Willstätter Saalbuch von 1482, in dem die Wälder und die darin bestehenden Gerechtigkeiten (Genehmigungen) beschrieben werden, wurde festgelegt, wie viele Schweine von hiesigen Bürgern zur Eichelmast in den Wald getrieben werden durften. Dieses Waidrecht kann nur ein bedingtes Recht gewesen sein. Aus einem Verhör wegen Waidgangsstreitigkeiten zwischen Willstätt und Eckartsweier im Jahre 1512 geht hervor, dass Willstätt das sogenannte Eckerrecht jährlich kaufen musste. Das Eckerrecht und der Kaufpreis wurden mit Eckartsweier geteilt. Im Protokoll dieses Verhörs wurde mehrfach der Willstätter Wald erwähnt.
Weit über 700 Seiten der bisher erschienenen Bände der „Ortenau" sind dem Thema Wald gewidmet. Ausgangspunkt eines Beitrags ist häufig die Geschichte eines Waldes, die sich widerspiegelt in dem Umgang mit seiner Nutzung, dann mit den aufkommenden holzgewerblichen Tätigkeiten unterschiedlicher Art. Sichtbar werden auch sozialgeschichtliche Entwicklungen, häufig erkennbar an den Beziehungen der Herrschenden gegenüber ihren Untertanen. Ein großer Teil der Beiträge nimmt die Darstellung der ehemaligen Genossenschaftswälder ein. Die gesamte Ortenau wird als das Gebiet mit der größten Verbreitung dieser speziellen Eigentumsform angesehen. Die Entstehung des jeweiligen frühen Eigentums an einer Waldung kann nicht generell geklärt werden. Die Vielfalt hoheitlicher Rechte im Mittelalter führte zu Jahrzehnte andauernden Zwistigkeiten - ,,Spänne und Irrungen" -, die in Fehden auf lokaler Ebene oder in Prozessen bis vor höchsten Gerichten ausgetragen wurden. Leidtragende der Streitigkeiten waren letztlich die Untertanen, etwa die Waldbauern, wenn ihnen zustehende Rechte oder gar Lebensnotwendiges verwehrt wurden. Für Waldgenossenschaft wird auch synonym der Begriff Markgenossenschaft verwendet, was in der Regel einem Kirchspiel entspricht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Markgenossen gaben schließlich Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zur Aufteilung der meisten Genossenschaftswälder und Neufestlegung des Eigentums am Wald. Bis dahin war die Nutzung des Waldes, also vorwiegend für das Gewinnen von Bau- und Brennholz und als Viehweide, in Waldordnungen, auch Waldbriefen, festgelegt.
Sie mussten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder „erneuert" werden.
Menschen veränderten die Landschaft der Baar und des Schwarzwaldes Jahrtausende früher als bisher angenommen wurde. Früh und nachhaltig gestalteten
sie die Natur um: Auf der Baar seit 5000 Jahren, im Schwarzwald seit 3000 Jahren. Seither wurden die Urwälder mit natürlichen Waldgesellschaften verlassen,
und die Menschen bauten die Kulturlandschaft mit Kulturwäldern auf. Schon in
der Keltenzeit (600–50 v. Chr.) war die Baar ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. In den Wäldern dominierte die Landwirtschaft mit Viehherden. Die Bevölkerungsdichte muss deutlich höher gewesen sein, als bisher angenommen wurde.
Als die Römer kamen, waren bereits großflächige Strukturen der Kulturlandschaft geschaffen. In der Römerzeit wurden intensive Formen der Landwirtschaft
mit starken Waldverlusten verbreitet. Darauf baute das Mittelalter auf und verringerte und veränderte die Kulturwälder wiederum nachhaltig. Die Neuzeit ab
1500 bis 1800 ist eine Periode der Entwaldung und der Landschaftsgestaltung
für die Landwirtschaft. Um 1800 sind nur minimale Waldanteile in der Landschaft vorhanden. Nach 1770 werden Wälder großflächig als Kulturwälder in
großer Vielfalt neu aufgebaut. Die heutige hohe Biodiversität der Wälder entsteht
durch Waldgestaltung. Am Aufbau des Wald-Naturschutzerbes der Baar und des
Wutachgebietes war die ganze Bevölkerung beteiligt.
Im Verlauf der nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung kommt es nach anfänglicher Übereinstimmung der regionalen Waldgesellschaften in der Baarhochmulde, dem Baarschwarzwald und dem Hohen Schwarzwald zu einer zunehmenden
Differenzierung. Diese ist nicht entscheidend von klimatischen und nur sekundär von standörtlichen Faktoren abhängig. Bereits seit dem Neolithikum sind anthropogene Veränderungen der Vegetation in der Baarhochmulde nachweisbar, seit der Bronzezeit auch im Baarschwarzwald. Dieser ist seitdem durch Waldweide und wiederholte Brandrodungen nachhaltig in seiner Artenzusammensetzung beeinflusst worden. Erste vorläufige Beziehungen zu archäologischen Befunden zeichnen sich ab. Die gängige Auffassung, die Wälder hätten sich bis einschließlich der Buchenzeit (ca. 1500 fahre vor heute) noch weitgehend ungestört entwickeln können, ist zu revidieren.
In Donaueschingen von der Größe des Waldes zu sprechen, könnte eine pikante Note haben. (Josef Nikolaus Köstler: Von der Größe des Waldes. Essay. Heft XXIVI/1956 der Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar).
Mit diesem Einleitungssatz beginnt, im Konjunktiv und unter der Überschrift "Von der Größe des Waldes", ein Essay des Münchner Waldbauprofessors, abgedruckt im Jahrgang 1956 der Schriften der Baar. Die enge Verflechtung von
Fürstenhaus und Verein hatte die Redaktion dazu bewogen, die Jahrespublikation diesmal als "Festschrift zum 60. Geburtstag Seiner Durchlaucht des Prinzen Max Egon zu Fürstenberg" herauszubringen. Wirklich Pikantes hat uns KÖSTLER darin
begreiflicherweise nicht mitgeteilt. Mit seinem Beitrag wollte er Seiner Durchlaucht auch Dank abstatten für die Einladung einer Studentenexkursion in d e Fürstenberger Wälder und in die Donaueschinger Sammlungen.
Der Wald im Klimawandel
(2007)
Der Weinheimer Exotenwald
(2005)
Verläßt der Besucher die Weinheimer Altstadt,
geht er durch das Schloß und den
unteren Schloßpark nach Osten, so stößt er
hinter dem Tor des Parks unmittelbar auf den
„Exotenwald“. Wie ein Keil schiebt sich dieses
Waldgebiet zwischen den Baugebieten des
Müllheimer Tales und des Prankel mitten in
die Stadt.
Die Baar ist Altsiedelland, der Name, als „Bertoldisbara“ 760 n. Chr. erstmals schriftlich erwähnt, geht auf keltische Wurzeln zurück, wobei „bara“ als „Sumpf- und Quellenland“ gedeutet wird. Eben aus dieser Region sollen die Kelten ja auch
herstammen, wenn man dem Geschichtsschreiber Herodot (500 v. Chr.) glauben darf. Die Quellen, nicht nur die von Neckar und Donau, sind längst gefasst, die Sümpfe graue Vergangenheit, da zuallermeist trockengelegt. Wie sonst hätte die Baar je zur „Kornkammer Badens“, neuerdings zur „Maiskammer“ werden sollen? Wo bleibt da überhaupt noch Platz für Wald und Waldwirtschaft, mag man sich vielleicht fragen, welchen Stellenwert hat der Wald da überhaupt noch?
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit
badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier
in DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift. Es sind dies Abschriften aus Akten des Karlsruher
Generallandesarchivs (GLA). Seine ausdauernden Besuche dort hatten einem
forstpolitisch heiklen Fall gegolten: dem jahrzehntelangen Streit zwischen der
Gemeinde St. Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Der Röhlinwald, um dessen Nutzung so erbittert gerungen wurde, heute
Staatswalddistrikt XIV, gehörte bis 1998 zum Staatlichen Forstamt Villingen-Schwenningen, das der Verfasser ein Vierteljahrhundert lang bis zu seiner Pensionierung und bis zur Auflösung des Amtes im Zuge der „Teufel’schen Reform“
im Jahr 2005 leitete. Das Ergebnis seiner Recherchen hat HASEL als Kleine Beiträge zur Forstgeschichte in der Schriftenreihe der baden-württembergischen Landesforstverwaltung veröffentlicht.
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier in
DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift, Abschriften aus Akten des Karlsruher Generallandesarchivs (GLA). Seine Besuche dort hatten einem forstpolitisch heiklen Fall
gegolten: Sie dienten dem jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Sankt
Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Es ging um den Röhlinwald bei Sankt Georgen im Schwarzwald. Um dessen Nutzung wurde erbittert gerungen.
[Röhlinwald:] vom Zankapfel zum Vorzeigeobjekt – eine forstgeschichtliche Fährtenlese (Teil 3)
(2018)
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit
badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier
in DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift, Abschriften aus Akten des Karlsruher Generallandesarchivs (GLA). Seine Besuche dort hatten einem forstpolitisch heiklen Fall
gegolten: Sie dienten dem jahrzehntelangen Streit zwischen der Gemeinde Sankt
Georgen im Schwarzwald und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Es ging um den Röhlinwald, um dessen Nutzung so erbittert gerungen
wurde. In Teil 1 des Beitrags (Schriften der Baar, Band 59) wurde die kirchenrätliche Obhut unter württembergischer Herrschaft seit dem 16. Jahrhundert
beleuchtet, aber auch die Holznot besonders im 18. Jahrhundert sowie Sturm- und Borkenkäferschäden.
Im Teil 2 (Schriften der Baar, Band 60) stand der zähe Rechtsstreit um die
Nutzungsrechte im Mittelpunkt, der erst beigelegt werden konnte, nachdem
die Forstseite den gesteigerten Brennholzbedarf der Sankt Georgener Bürger
akzeptiert hatte und es zu einer Aufteilung des Staatswaldes gekommen war.
Im vorliegenden Schlussteil wird ein Happy End beschrieben: wie aus dem
heruntergewirtschafteten ehemaligen Klosterwald trotz vielerlei Wendungen im
nun praktizierten Waldbau schließlich ein Vorzeigeobjekt wurde.
Die Geschichte der Schapbacher Heimhofsiedlungen reicht weit zurück, wahrscheinlich bis ins 12. Jahrhundert. Im Jahre 1562 vergab das Haus Fürstenberg mit dem sogenannten Wildschapbachbrief 23 Maierhöfen 1200 ha Wald "zu ewigen Zeiten zu Erb und Eigen." 1565 trat noch die sogenannte Hirschbachurkunde hinzu, nach der von den 23 Maierhöfen sieben Hofbauern zusätzlich den Hirschbachwald verliehen bekamen. Insgesamt verfügten diese Maierhöfe nun über etwa 200 mehr oder weniger große Waldparzellen. Da in Schapbach von jeher die Rechtsform der geschlossenen Hofgüter (Unteilbarkeit) galt, blieb diese Parzellierung in ihren Grundzügen bis heute erhalten. Aus diesen Besitzverhältnissen resultierte eine großangelegte Waldwirtschaft – rund 80% der Gemarkung Schapbach besteht aus Wald4, – und daraus wiederum entwickelten sich die runenähnlichen Hofzeichen (Abb. 1).
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.
Karlsruhe und seine Wälder
(2016)
Karlsruhe wurde vor 300 Jahren nicht im dichten Wald gegründet. Äcker, Felder, und baumarme Weideflächen waren in der Rheinaue und im Rheintal dort landschaftsbestimmend, wo heute hoch aufragende Wälder stehen. Die Umformung der »Urwälder« zu Feld-Wald-Landschaften liegt Jahrtausende zurück. Die Baumart Kiefer war bereits in den »Urwäldern« vertreten. Seit dem Mittelalter ist die Gestaltung der Feld-Wald-Landschaft mit künstlichem Anbau von Eiche, Kiefer, Buche dokumentierbar. Auch in der Rheinaue und der Pfinz Niederung wurden seit über 1000 Jahren Kulturwälder geschaffen. Das Naturerbe Kulturwald soll auch in Zukunft nachhaltig genutzt und geschützt werden.