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Vom 20. Juni bis zum 19. Juli 2013 zeigte die Sparkasse Kraichgau in ihren Brettener
Kundenräumen die Ausstellung ,,' ... war gar kunstlich gemachet', Spuren der
Kunst um 1500". Bemerkenswert aus der Sicht der Heimatforschung im Kraichgau
war die Tatsache, dass die kunsthistorischen Aussagen dieser Schau sich fast durchgängig
auf konkrete Beispiele aus der Region bezogen und damit in gelungener
Weise eine Brücke zwischen Kunst- und Regionalgeschichte schlugen. So gingen
einzelne Aufsätze des umfangreichen und vielfach bebilderten Ausstellungskatalogs
unter anderem auf kunst- und baugeschichtliche Aspekte des Heidelberger
Schlosses, des Firstständerhauses in Zeutern, des Brettener Simmelturms sowie verschiedener
Kraichgauer Klöster und Pfarrkirchen ein.
Wilhelm Bauer
(2013)
Wilhelm Bauer kam am 17. November 1924 um 11 Uhr als sechstes Kind von Georg Karl Bauer und dessen zweiter Frau Anna, geb. Schäfer, in Sinsheim am Kirchplatz 8 - dem ehemaligen katholischen Pfarrhaus - auf die Welt. Sein Vater starb überraschend, als Wilhelm drei Jahre alt war. Sein Tod bedeutete auch das Ende der Familie. Wilhelm kam in eine Pflegefamilie und wuchs in sehr einfachen und ärmlichen Verhältnissen auf. Erst später zog er mit seiner Mutter in die Ziegelgasse, wo er mit Unterbrechungen bis zu seiner Hochzeit lebte. Nach Beendigung der Volksschule 1938 begann er eine Lehre als Buchbinder, die er auch abschloss.
Am 16. April 1880 stieg am Bahnhof in Gutach ein junger Mann aus dem Zug, ein Kunstmaler, wie sich herausstellen sollte. Schon die Fahrt auf der 1873 zwischen Hausach und St. Georgen eröffneten Schwarzwaldbahn begeisterte ihn. In Gutach fand er bei Löwenwirt Aberle freundliche Aufnahme und gastliche Unterkunft .
Das Grundstück Bergheimer Straße 107, auf dem das in den 30er Jahren errichtete Wohnhaus der GGH (Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz) steht, hat eine Vorgeschichte, die eng mit der industriellen Entwicklung Bergheims verbunden ist. Es soll demnächst abgerissen werden und einem neuen, repräsentativen Bau für die Geschäftsstelle der GGH Platz machen.
Martin Waldseemüller bezeichnete sich zeitlebens, zuletzt noch in seiner „Carta ltineraria"
von 1520, als Friburgense (Freiburger), also nach der Stadt, wo er seine Jugend verbracht und
sein Studium absolviert hatte. Geboren wurde er aber wahrscheinlich in Wolfenweiler, 10 km
südlich der Breisgaumetropole, wo sein Vater Konrad Waltze(n)müller mehrere Liegenschaften, u.a. fünf Fischweiher, besaß. Radolfzell am Bodensee, das von Peter P. Albert als Geburtsort Waldseemüllers genannt und noch in mehreren Enzyklopädien auf geführt wurde,
kommt nach den Untersuchungen von Franz Götz als Geburtsort nicht infrage. Konrad Waltzemüller hatte dort lediglich im Auftrag seiner Frau Margarethe deren Erbschaft aus dem
Nachlass des Radolfzeller Kirchherrn Jörg Stock eingezogen. Konrad Waltzemüller betrieb in
Freiburg im Haus „zum Hechtkopf" in der Löwengasse eine Metzgerei mit Viehhandel und war zum Spitalpfleger am Heiliggeistspital bestellt. Konrad Waltzemüller erwarb erst
1490 das volle Bürgerrecht der Stadt Freiburg, das an eine zehnjährige Ortsansässigkeit gebunden war. Er galt, wohl durch seinen freundschaftlichen Umgang mit den jüdischen Viehhändlern, als Judenküng und kam als Führer einer Opposition aus den Reihen der Zünfte gegen die etablierte Oligarchie des Freiburger Rats aus Adel und reichen Kaufleuten vor dem 3.
Juli 1492 unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Die Anfänge der alten Pfarrkirche St. Johann in Neckarbischofsheim, die im
Volksmund „Totenkirche" genannt wird, gehen in die Zeit der Wende vom 10.
zum 11. Jahrhundert zurück. Das verraten die beiden Rundbogenfenster im Chor
der Kirche, die zwar schon im 14. Jahrhundert zugemauert wurden, aber von
außen noch gut sichtbar sind. Die kleine frühromanische Kirche im Dorf Biscovesheim,
die Johannes dem Täufer geweiht war, war der Mittelpunkt eines kleinen
kirchlichen Zentrums, das von einem Presbyter geleitet wurde. Da die damaligen
Presbyter weitgehend bischöfliche Funktionen ausübten, wurden sie im Volksmund
„Bischöfe" genannt. Diesem Umstand verdankt (Neckar)Bischofsheim
seinen Namen.
1923: im Ruhrgebiet herrscht Elend. Der Bischof von Münster, Johannes Poggenburg, schreibt im kirchlichen Amtsblatt von Münster vom 21. 2. 1923: „Die Not im besetzten Gebiete erheischt von neuem und besonders dringlich die Unterbringung unterernährter Kinder in ländlichen Familien. Die übermäßige Steigerung der Lebensmittelpreise, die wachsenden Schwierigkeiten der Zufuhr, vor allem der große Mangel an Milch gefährden Gesundheit und Leben vieler Kinder. Die Unterernährung nimmt in erschreckendem Masse zu. In einer Stadt des neu besetzten Gebietes ist ermittelt worden, dass 35% der Schulkinder unterernährt sind ( ... ) [Daher] richte ich an die ländliche Gemeinden die dringende väterliche Mahnung und Bitte, mit erneuter Bereitwilligkeit unterernährte Kinder bei sich aufzunehmen.“ In der gleichen Ausgabe wird gemeldet: „Im Jahre 1922 [sind] einige tausend Kinder aus Stadt und Industrie in den ländlichen Gemeinden des Bistums untergebracht worden.“ Gleichartige Berichte und bischöfliche Aufrufe findet man in diesen Jahren in den Amtsblättern der Bistümer Paderborn und Köln. In 1922 hört Kaplan Josef Merk - ein junger, lungenkranker Priester, der als Hausgeistlicher im Krankenhaus zu St. Blasien arbeitet - zum ersten Mal durch seine Kontakte mit den Kranken von Rhein und Ruhr von dem großen Elend und der Kindernot im Ruhrgebiet und wird nach Horst-Emscher (bei Gelsenkirchen) eingeladen.
Am Brunnen vor dem Tore
(2013)
Als Franz Schubert das Lied vom Lindenbaum am Brunnen vor dem Tore Anfang
des 19. Jahrhunderts durch seine Vertonung in den Rang eines deutschen Volksliedes
erhob, waren Brunnen aus dem dörflichen und städtischen Alltagsleben noch lange
nicht wegzudenken: der einfache Dorfbrunnen, aus dessen Rohr das Wasser in einen
einfachen Steintrog floss, daneben die Viehtränke oder der repräsentative städtische
Marktbrunnen, als Demonstration herrschaftlicher Macht, mit dem Landesherrn in
seiner Mitte, mal gewappnet auf einer Säule, wie in Bietigheim zu Renaissance-Zeiten,
oder elegant auf einem Postament, wie in Ludwigsburg zu Zeiten des Barock.
Aber gleichgültig wie der Brunnen aussah, er versorgte Menschen und Tiere nicht
nur mit dem zum Leben notwendigen Wasser, sondern auch mit Arbeit. Der Beruf
eines herrschaftlichen oder städtischen Brunnenmachers war angesehen und verantwortungsvoll. Ihm zur Seite stand der Brunnenknecht, der für den Betrieb und die
Reinigung der Brunnen zuständig war. Die Reparatur- und Wartungsarbeiten schließlich beschäftigten Handwerker fast aller Zünfte.
Der am 30. August 1838 in Böblingen geborene Schreiner Karl Friedrich Bock gründete im Jahr 1863 in Steinheim an der Murr eine Schreinerei in Verbindung mit einer
Holzdreherei. Zunächst wurde nur in kleinem lokalem Ausmaß produziert, was sich
mit dem Firmenbeitritt seines Sohnes Friedrich Bock, der am 23. Mai 1863 in Steinheim an der Murr geboren wurde, im Jahr 1884 grundlegend ändern sollte. Von da
an trug das Geschäft den Namen »Karl Bock & Sohn, Sesselfabrik«. Ab diesem Zeitpunkt nahm durch den fachtüchtigen Schreiner Friedrich Bock der Arbeitsumfang
besonders in der Schreinerei erheblich zu. Die Holzdreherei trat dabei in den Hintergrund. Schon zu damaliger Zeit sollen nur handwerklich einwandfreie Modelle
produziert worden sein, welche einen guten Ruf genossen haben.
Um sich gegen die große Konkurrenz in dieser Branche im Raum Steinheim-Marbach behaupten zu können, kam am 1. Januar 1891 für ein Jahr der Fabrikant
Schachenmeyer hinzu; das Unternehmen firmierte nun als »Bock & Schachenmeyer,
Sesselfabrik«. Kurz nach dem Austritt des Anteilseigners Schachenmeyer trat an dessen
Stelle der Gerber Friedrich Fischer in die Firma ein, so dass ab 1. Februar 1892 der
neue Firmenname »Bock & Fischer, Sesselfabrik« lautete. Die weitere günstige Geschäftsentwicklung trug dazu bei, dass die in Steinheim zur Verfügung stehenden
Räumlichkeiten nicht mehr ausreichten.
Die ungarländische Peregrinationsforschung hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen, weil sie einen wichtigen Ermöglichungsgrund des
Wissenstransfers im Ungarn der Frühen Neuzeit darstellt. [1] Besonders wertvoll ist die
von László Szögi seit 1994 herausgegebene, in Budapest erscheinende Reihe Magyarországi diákok egyetemjárasa az újkorban, die sich zum Ziel gesetzt hat, die ungarländische
Studentenperegrination in die verschiedenen Länder Europas auf der Grundlage der
Schul- und Universitätsmatrikeln sowie anderer einschlägiger Dokumente herauszugeben. Wie die Peregrinationsforschung aber auch feststellen konnte, genügen die Matrikeln allein nicht, um festzustellen, wer wo studiert hat, denn oft wurde – aus verschiedenen Gründen – eine Immatrikulation unterlassen. So durften sich beispielsweise an
der Hohen Schule in Bern nur Bürger von Bern immatrikulieren, obwohl auch Nicht-Bürger studieren konnten. [2]
Man ist also auf weitere externe Quellen angewiesen, die
Informationen über Studienaufenthalte geben: Disputationen, Dissertationen, Briefe,
Vorlesungsnotizen, Tagebücher, Stammbücher u.s.w.
Im Großherzogtum Baden wurde im 19. Jh. in der im mittleren Schwarzwald gelegenen Stadt Oppenau (Abb. 1) eine Krugfabrik zur Herstellung von Geschirrkeramik, Mineralwasserflaschen sowie technischer Keramik aus Steinzeug gegründet. Die Existenz dieser Krugfabrik im Zeitraum zwischen 1824 und 1878/80, und ihre Geschichte sind mittlerweile weitestgehend in Vergessenheit geraten. Erst durch die Einsichtnahme in Akten in den Archiven Freiburg, Oppenau und Karlsruhe sowie die Auswertung von Beschreibungen der Krugfabrik in zeitgenössischen schriftlichen Quellen konnten punktuell Einblicke in die Historie dieses Unternehmens gewonnen werden. Seinerzeit war dieses Unternehmen das einzige seiner Art im Großherzogtum Baden. Auch die Produktpalette der Krugfabrik ist weitestgehend nicht mehr bekannt. Einstmals vorhandene Warenverzeichnisse mit Darstellungen von keramischen Produkten haben sich nicht überliefert. Daher geben die Werkstattabfälle der Fabrik und die mit einer Oppenauer Marke versehenen Gefäße erste gesicherte Hinweise auf das in Oppenau hergestellte keramische Sortiment. Der künftigen Forschung wird es vorbehalten sein,
durch weitere Fakten die Geschichte der Oppenauer Steinkrugfabrik zu ergänzen und weitere Erzeugnisse der Fabrik ausfindig zu machen.
Bauen, gebaut, abgerissen
(2013)
In den Jahren 2014 bis 2018 gedenkt Konstanz in großem Rahmen des Konstanzer Konzils von 1414–1418 – zahlreiche Ausstellungen und Aktivitäten stehen bevor. So wurde denn auch im Jahr 2009 mit der Sanierung und dem Umbau des Konstanzer Kaufhauses begonnen, in dem jene entscheidende Papstwahl stattfand, und das auch zur 600-Jahr Feier Ausstellungen und Veranstaltungen beherbergen soll. Zu diesen Maßnahmen gehörte der Bau eines nördlich an das Kaufhaus anschließenden Kellers, in dem neue sanitäre Anlagen, Lager- und Technikräume untergebracht werden. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Platzanlage blieb dabei erhalten, so dass sich oberirdisch für den Betrachter nichts geändert hat.
Johann Remler, der in der neuesten Literatur auch fälschlich als Remmler geschrieben wird, war ein Heidelberger Architekt und Bauunternehmer, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stadtbild bis in unsere Tage prägend gestaltet hat. In Heidelberg am 1. August 1847 geboren und ebenda am 3. November 1907 verstorben, war er der Sohn des Gerbermeisters Franz Remler und seiner Ehefrau Elisabeth, geborene Klar. Er besuchte die Gewerbeschule in der Kettengasse 16 in Heidelberg und war anschließend in einer großen Ludwigshafener Firma tätig, bis er 1872 sein
eigenes Baugeschäft, die Firma Heusch in der Hauptstraße 86 (heute Hauptstraße 88) erwarb. Remler war bestrebt, zweckmäßige Gestaltung, solide Ausführung und architektonische Schönheit zu vereinigen. Sein Charakter wird mit Geschäftstüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit umschrieben , das zu einem „Vertrauen und Ansehen in weiten Kreisen“ führte und Staatsaufträge und Aufträge von privater Hand zur Folge hatte. Das Reichspostamt (Sofienstraße, 1884), das Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (Neckarstaden, 1894), das Haus der Burschenschaft Frankonia (Neue Schlossstraße, 1892/93) errichtete er, und ebenso wirkte er am Heidelberger Rathaus und einer Kaserne mit. In Neuenheim legte er die Moltkestraße
an und errichtete Villen in der Weber- und der Werderstraße, sowie am Schloss Wolfsbrunnenweg. Private Bürgerhäuser wurden in der Altstadt realisiert. Die Stadt ehrt ihren Bürger seit 1929 mit der Remlerstraße im Stadtteil Neuenheim.
Die Getreidespeicherkapazitäten der bereits in tiberischer Zeit gegründeten, im fruchtbaren
Lössgebiet des Markgräfler Hügellands gelegenen Axialhofvilla Heitersheim erfuhren mit dem
Ausbau zur vierten Bauperiode eine enorme Erweiterung (Abb. 1): Das spätestens in der um
100 n. Chr. datierten, dritten Bauperiode errichtete Speichergebäude C, das eine Grundfläche
von ca. 18 x 10 m besaß, wurde durch den Speicher C 2 ersetzt, der mit seinen Ausmaßen von
24 x 15 m die doppelte Grundfläche des älteren Speichers einnahm (Abb. 2, Nr. 1). In der pars
rustica wurde anstelle des Wohngebäudes F das Gebäude F 2 erbaut, das aus einem 24 x 15 m
großen, massiv fundamentierten Kernbau bestand, dessen westlicher Schmalseite eine ca. 5,5 m
breite ungegliederte Raumzeile vorgelagert war (Abb. 2, Nr. 2). Zwar ist die Funktion von Gebäude F 2 bislang noch nicht abschließend zu beurteilen, doch sprechen Indizien dafür, dass der
Bau als Speicher genutzt wurde: So fällt auf, dass der Kernbau von Gebäude F 2 nicht nur eine
massive Fundamentierung, sondern auch identische Ausmaße wie der periodengleich errichtete
Speicher C 2 aufwies.
In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die
aus der Aufklärung stammenden Ideen von der
absoluten Souveränität des Staates rigoros verschärft.
Aus dieser Staatsform entwickelte sich der
Josephinismus, dessen Hauptvertreter Joseph II.
(1741–1790) war (Abb. 1).
Das von den Habsburgern praktizierte sogenannte
Staatskirchentum griff in die Unabhängigkeit der Kirche ein. In dieser aus dem
Absolutismus stammenden Regierungsform übte
der Monarch die Staatsgewalt allein aus. Den
Untertanen war jede Art politischer Aktivität verboten.
Die Vorstellung von der absoluten
Souveränität des Staates wurde schon unter Maria
Theresia verschärft, und danach unter ihrem
Sohn Joseph II. zur vollen Geltung gebracht.
Auf dem "Alten Friedhof" in Ludwigsburg befindet sich ein auffälliges Grabmal. Ein
2,4 Meter hoher Granitblock trägt das Bronzerelief eines gut aussehenden bärtigen
Mannes. Darunter steht, kaum mehr zu lesen: »Anton Schott. 25. Juni 1846 – 13. Januar 1913. Dem Meister des Gesanges, dem edlen Menschen errichtet von dankbaren
Freunden.« Wer war dieser Anton Schott?
Anton Albert Schott – königlich württembergischer Artilleriehauptmann und
Heldentenor – ist am 24. oder 25. Juni 1846 auf der Domäne Staufeneck bei Salach
im damaligen Oberamt Göppingen geboren. Er starb am 6. Januar 1913 in Stuttgart
und wurde dort eingeäschert. Bei der Trauerfeier spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 den Walchschen Trauermarsch und die Kapelle des Feldartillerieregiments Nr. 29 den Schottschen Bardenchor »Stumm schläft der Sänger«. Die Trauerrede hielt Georg Feldweg, damals evangelischer Pfarrer in Jesingen, später in
Großbottwar. Seine Majestät der König hat den Hinterbliebenen des verstorbenen
Kammersängers und Hauptmanns der Landwehr a. D. Anton Schott »Allerhöchst
seine Teilnahme« aussprechen lassen.
Anton Schotts Ehefrau Laura geb. von Schroeder starb zwei Tage nach ihm, am
8. Januar 1913, auf Schloss Abenberg südlich Nürnberg. Ihr Leichnam wurde nach
Ludwigsburg übergeführt und zusammen mit der Asche ihres Gatten am 13. Januar 1913
auf dem »Alten Friedhof« beigesetzt. Wieder spielte die Kapelle des Infanterieregiments 121 und wieder hielt die Trauerrede Pfarrer Feldweg. Er war mit der Schwester
von Antons Frau verheiratet, mit Ida geb. von Schroeder. Ihre Aufzeichnungen sind
eine wichtige Quelle für das Leben des Artillerieoffiziers und Heldentenors.
Das Haus, das Ruhe ist
(2013)
Im Verlauf der Jahrhunderte wurde im Kloster St. Blasien, fern der Aktualität, die gefälschte „Gründungsurkunde“ (Nr.*6), in St. Blasien selbst „Stift(s)- oder Stiftung(s)brief“ genannt, als ehrwürdigstes Zeugnis der eigenen Vergangenheit wertgehalten, immer wieder in Kopialbücher abgeschrieben, gelegentlich in Rechtsfragen und natürlich in der klösterlichen Geschichtsschreibung herangezogen, übrigens oft auch zusammen mit der ebenfalls gefälschten Baseler Konradsurkunde (Nr. *9), zu der man keinen Gegensatz sah, weil man die Verlautbarungen des Reichhofsgerichts - im Gegensatz zur Urkundenkritik neuerer Zeit - nicht dahingehend verstand, dass es sie zur Fälschung erklärt habe. Nachdem der Prozess des Klosters St. Blasien gegen das Bistum Basel 1141 seinen Abschluss gefunden hatte (Nr. 179), wurde die „Gründungsurkunde“ schon zwei Jahre später im letzten Eintrag der Annalen von St. Blasien von 1143 zu ihrem „180 jährigen Jubiläum“, also zum Ausstellungsjahr 963, zitiert. Auch im so genannten „Liber constructionis“, der wichtigsten - wenn auch nur in einer Redaktion nach Mitte des 15. Jahrhunderts erhaltenen - Quelle für die Frühzeit des Klosters und insbesondere seinen legendären Gründer Reginbert, ist die Urkunde indirekt genannt und dies an einer Stelle, auf die eine sehr auffällige, bisher nicht lesbar zu machende Tilgung mehrerer Zeilen folgt. Vielleicht hatte sie, wie Marquard Herrgott vermutete, ihren Grund darin, die Umdatierung von 983 auf 963, also von Kaiser Otto II. auf Otto I. zu verdecken. Ob die „Gründungsurkunde“ im „Rotulus Sanblasianus“ des 14./15. Jahrhunderts ebenfalls erwähnt war und zu welchem Jahr, ist bislang nicht feststellbar, da diese Pergamentrolle gerade am Anfang abgeschabt und kaum lesbar ist - ob man sie mit modernen Methoden lesbar machen könnte, wäre die Frage - jedenfalls sind die bisherigen Editionen unzulänglich. Die Verfälschung von 983 auf 963 war sehr früh erfolgt, bereits im Verlauf des Prozesses mit Basel, denn sie findet sich in St. Blasiens „Handakten“ dazu. Es ist sogar wahrscheinlich, dass die Urkunde in dieser Form schon dem Hofgericht vorgelegt wurde. Unbestritten galt der „Stiftsbrief“ das ganze Mittelalter hindurch bis in die Neuzeit hinein als Urkunde Kaiser Ottos I.
Am Anfang stand die „Kohlenkatastrophe“. Unter dieser Überschrift meldete die Heidelberger „Volkszeitung“ im Oktober 1919: „Die Beleuchtung der Schaufenster muß unterbleiben. Hotels und Gastwirtschaften dürfen morgens vor Tag nicht öffnen, abends muß eine frühere Feierabendstunde festgesetzt werden. Auch die Läden dürfen erst bei Tag geöffnet werden. Schulen und Universität erhalten kein Licht. Der Unterricht muß in die Zeit von 8 bis 1 oder 2 Uhr gelegt werden. Die Krankenanstalten müssen selbstverständlich Licht haben .... Die Industrie muß die Arbeitszeit so legen, daß man bereits ohne Licht auskommt. Wir treten in den Winter ohne jeglichen Bestand an Kohlen. Die Katastrophe steht bevor.“ Die wenigsten der mit diesen Schreckensmeldungen konfrontierten Heidelberger Zeitungsleser dürften hierüber wirklich überrascht gewesen sein. Nicht nur der kriegsbedingte Arbeitskräftemangel hatte die deutsche Kohlenförderung verringert. Auch die Tatsache, dass deutsches Militär Kohlengruben in Nordfrankreich und Belgien bei seinem Rückzug im Jahr 1918 geflutet und damit unbrauchbar gemacht hatte, trug zur Kohlenkatastrophe bei. Die Stadtverwaltung setzte ihre Hoffnung auf eine kommunale Verteilerstelle, die „Ortskohlenstelle“, geleitet von dem als tatkräftig bekannten Emil Maier (1876-1932). Durch den Direkteinkauf beim Produzenten sollte der Zwischenhandel ausgeschaltet und so der Bedarf der Verwaltung und bedürftiger Heidelberger an Kohlen und Brennholz zu günstigeren Preisen gedeckt werden.