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Ende 2015 konnte die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe
auf fünf Jahre Kulturgutdigitalisierung zurückblicken. Mit einem Scanner
und einem Buchtisch sowie dem Digitalisierungssystem Visual Library gestartet,
konnte die hauseigene Werkstatt in der Folgezeit ihre Erstausstattung um weitere
Scantechnik und zusätzliche Softwaremodule aufrüsten. Mit Hilfe von Drittmittel-
finanzierten Projekten gelang es, die Digitalisierungsstrategie des Hauses, die
auf mittelalterliche Handschriften, Musikalien und regionales Schrifttum gerichtet
ist, erfolgreich umzusetzen. Der Aufsatz benennt die Inhalte der wichtigsten
Digitalisierungsprojekte, die zwischen 2011 und 2015 durchgeführt wurden.
"Natus"
(2016)
Ferdinand Rieser wurde als Sohn des Religionslehrers Salomon Rieser und dessen Frau
Johanna geb. Scheuer am 17. Dezember 1874 in Konstanz geboren. Schon bald nach
seinem vierten Geburtstag verlor er den Vater durch den Tod. Die Mutter schickte ihn zur
Volksschule nach Heidelsheim, von der er nach drei Jahren zum Gymnasium in Bruchsal
überwechselte. Dort wurde er am 20. Juli 1893 mit dem Zeugnis der Reife entlassen.
Danach begann er ein Studium zunächst der Jurisprudenz, dann der neueren Philologie vom
Wintersemester 1893/94 bis zum Sommersemester 1897. Je zwei Semester verbrachte er in
Freiburg im Breisgau und in Heidelberg, je eines in Berlin, in Straßburg und wieder in
Heidelberg. Vom 5. - 10. März 1898 unterzog er sich der Prüfung für das „höhere Lehramt
an Mittelschulen“ und bestand sein Staatsexamen für Neuphilologen. Ab 30. April volontierte
er als „Lehramtspraktikant im Probejahr“ am Heidelberger Gymnasium mit den Fächern
Deutsch und Geographie. Für den Lehrerberuf schien er jedoch weder die Eignung noch die
Neigung mitzubringen.
[Bischesser Leut]
(2017)
Beiträge zur Heimatgeschichte:
Das historische Rathaus von 1420
Der Kirchen-Lui "Ich und der Herr Pfarrer..."
Der Fotograf Rudolf Flohr
Wie die Schmitthenners nach Neckarbischofsheim kamen
Unwetterbericht von Heinrich Schmitthenner 1862
Der Kriegerverein Neckarbischofsheim und der beiden Ortsteile Helmhof und Untergimpern
Die Geschichte der Germania auf dem Marktplatz
Kornblumentag in Neckarbischofheim
Das Neckarbischofsheimer Aktienbad
Gasthäuser in Neckarbischofsheim, Helmhof und Untergimpern
Die Eiskeller in Neckarbischofsheim
Der june Emil braucht Geld, und zwar dringend...
Flusspferde am Oberrhein
(2018)
Ernst-Lothar von Knorr (1896–1973) war ein hervorragender Geigenspieler und Komponist. Er wirkte darüber hinaus als Musikpädagoge und Direktor an der Jugend- und Volkshochschule in Berlin sowie an Musikhochschulen deutschlandweit. Seinen Berufs-weg als Hochschullehrer begann er nach seinem Kriegsdienst 1919 an der Heidelberger Musikakademie und beendete ihn 1969 ebendort als Leiter der Hochschule für Musik und Theater. Zudem war er Mitglied und Berater zahlreicher Musikverbände wie dem Berufsverband Deutscher Komponisten (BDK), dem Deutschen Komponistenverband (DKV) oder dem Verband Deutscher Musikerzieher und konzertierender Künstler (VDMK).
Am Abend des 22. Mai 1922 wurde Sina Aronsfrau, ein Mannheimer Kaufmann mit ostjüdischen Wurzel, ermordet. Schon bald kam der Verdacht auf, der Mord mitten in den Quadraten sei von einer radikalen antisemitisch-völkischen Organisation verübt worden.
Ausgehend von dieser Tat untersucht die Studie die frühe völkische Bewegung in Mannheim. Ihr erster Fokus liegt auf den 1890-er Jahren, als in Mannheim die Redaktion einer antisemitischen Zeitung ihren Sitz nahm und erstmals zu einem öffentlichen Boykottaufruf gegenüber jüdisch geführten Geschäften aufrief.
Die weitere Entwicklung bis in die frühen Jahre der Weimarer Republik sind durch eine Reihe von antisemitischen Ereignissen und immer dichteren Strukturen innerhalb der völkischen Bewegung gekennzeichnet. Die Autorinnen, Karen Strobel und Brigitte Zwerger, benennen in ihrer Studie Beteiligte und Vereinigungen, die in Mannheim in jenen Jahren aktiv waren, bevor der NS-Staat heraufzog.
Dabei zeigt sich, dass viele der radikalisierten Aktivisten dem gehobenen Bürgertum entstammten und darunter nicht wenige Jugendliche und junge Erwachsene zu finden sind, die nach 1933 Karriere machten. Einen vorläufigen Höhepunkt ihrer Aktivitäten bildete das Jahr 1922. Eine Reihe von antisemitischen Vorfällen und Sprengstoffanschlägen erschütterte die Stadt.
Mit ihrer Studie möchten die Autorinnen nicht nur an den Mord an Sina Aronsfrau erinnern, sondern völkische Strukturen und den breiten Antisemitismus aufzeigen, der bereits vor 1933 in weiten Teilen der Mannheimer Bevölkerung, wenn auch verdeckt, verankert war und auf dem das NS-Regime aufbauen konnte.
Am 2. März 2007 wurde das baden-württembergische Pflichtexemplargesetz novelliert und die rechtliche Möglichkeit geschaffen, elektronische Pflichtexemplare zu sammeln. Damit war Baden-Württemberg Vorreiter in Deutschland. Die Anwendung beschränkte sich aber zunächst auf die BOA-Plattform (baden-württembergisches Online-Archiv), auf der von den Landesbibliotheken frei zugängliche elektronische Dokumente und Webseiten abgelegt wurden. Die Sammlung verlegerischer Netzpublikationen sollte nun in einer eigenen Umgebung realisiert werden: im Mai 2018 startete das Projekt E-Pflicht Baden-Württemberg mit finanzieller Unterstützung durch das Ministerium für Wissenschaft und Kunst. Es ist in der zweijährigen Projektlaufzeit gelungen, ein System zur Ablieferung von E-Books, zu deren automatischem Ingest, zur Verbindung mit den zugehörigen Metadaten in der Verbunddatenbank des K10plus, zur Langzeitarchivierung und zur Nutzung und Präsentation inhouse zu entwickeln und auch in Produktion zu setzen. Über dieses System konnten bereits mehr als 60.000 E-Books in den Formaten PDF und EPUB angenommen und erfolgreich verarbeitet werden, darunter die Titel der meisten größeren Verlage des Bundeslandes.
Wenn ein kultivierter Mensch des 9. Jh. den Blick zurück auf seine Bildungslaufbahn
warf, wird er sich kaum einer Zeit erinnert haben können, in der ihn
nicht Dichtung in irgendeiner Form beschäftigte. Die Dichtung des Alten Testaments,
die Psalmen, waren die ersten lateinischen Texte, mit denen die Schüler
die gelehrte Sprache lesen und schreiben lernten. Fabelschreiber wie Avian und
Moralschriftsteller wie Ps.-Cato waren die ersten Begleiter der Schüler in die Welt
des klassischen Lateins. Die großen christlichen Dichter der Spätantike, die
biblische Themen in klassische Formen gebracht hatten, waren unverzichtbare
Studienbücher der lernenden Jugend.
Schon früh wurde darauf Wert gelegt, dass die Schüler das Latein nicht nur
lesen, sondern schreiben und sprechen konnten. Ekkehard IV. hat uns in seiner
Fortsetzung der Casus St. Galli eine Anekdote aufbewahrt, mit der er aus einer
hundertjährigen Distanz die »gute alte Zeit« in der St. Galler Klosterschule zurückruft:
Salomo III., Bischof von Konstanz und Abt von St. Gallen und selbst
einst dort Schüler unter Notker Balbulus, ist zu Beginn des 10. Jh. zu Besuch im
Kloster und visitiert die Schule. Die Schüler setzen ihn aus Spaß als ihren Lehrer
ein, woraufhin er sie mit einer scherzhaften Strafe belegt, aus der sie sich befreien
müssen: »[Und als er dagegen fragte]: ›Wie das?‹, redeten ihn die ganz Kleinen nach ihrem
Wissen lateinisch an, die Mittleren rhythmisch, die übrigen aber metrisch, ja gar rhetorisch
wie für die Rednerbühne.«
Daraufhin freut Salomo sich, dass die Studien immer noch so gedeihen, wie sie es
in seiner Jugend getan haben; er fühlt sich offenbar an die eigene Schulzeit
erinnert. Die erzählende Quelle stimmt mit den Befunden der Handschriften
überein, wie im Kapitel zu St. Gallen gezeigt werden wird: Nach dem Elementarunterricht
lernten die Schüler zuerst rhythmische, dann klassisch-quantitative
Dichtung und zwar bis zur aktiven Kompetenz in beiden Formen. Nicht nur
Dichtung, sondern das Dichten selbst wurde gelehrt, wie man an den extemporierten
Versen der Schüler sieht. Auch von solchen Schülergedichten sind eine
Handvoll erhalten geblieben. Die Verwendung von Rhythmik und Metrik in der
Schule ist kein Phänomen vom Ende des Jahrhunderts, die Kontinuität des
Curriculums reicht viel weiter zurück: Schon in einer schulnahen Handschrift
vomBeginn des 9. Jh. findet sich diese charakteristische Kombination. Salomos
Schulerfahrung und die der chüler zu Beginn des 10. Jh. ist also Teil einer alten
St. Galler Tradition.