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Es war ein weiter Weg zwischen dem Wiederaufbau der Forstverwaltung als Sonderbehörde nach dem Krieg in den alten, bewährten Strukturen und ihrer Zerschlagung und Eingliederung in die Landratsämter als kleiner Teil einer allumfassenden Kreisverwaltung im Jahr 2005. Der entscheidende Hintergrund für diese Entwicklung war wohl die seit Jahrzehnten sich immer mehr verschärfende finanzielle Lage der Forstbetriebe, deren jährliche Defizite letztendlich von einer explodierenden
Staatsverschuldung nicht mehr getragen wurden. Grund für die schlechten Betriebsergebnisse der Forstbetriebe waren gefallene Holzpreise, gestiegene Betriebskosten und überdimensionierte Verwaltungskosten. Daneben existiert eine personell, im Vergleich zu Verwaltung und Betrieb, außergewöhnlich große und damit teuere Forschungseinrichtung, die FVA, die weder für die Verwaltung, noch für den Betrieb entscheidende Anstöße vermitteln konnte, um die finanzielle Lage zu verbessern.
Der Schwarzwald ist als Foret Noire bei unseren Nachbarn oder Black Forrest im englischsprachigen Ausland weltweit bekannt und hieß schon bei den Römern Silva nigra, ein kaum durchdringlicher Urwald, aber auch Marciana Silva (= Grenzwald). Er wird in einer St. Galler Urkunde erstmals 868 als „Saltus Swarzvald" erwähnt. Der fremde Wanderer oder Tourist schätzt seine dunklen „Tannenwälder", oft ohne zu wissen, dass das, was er unterschiedslos als Nadelbaum oder „Tanne" anspricht, zwei ökologisch und botanisch sehr unterschiedliche Arten der Föhrengewächse sind: die Fichte oder Rottanne (Picea abies (L.) Karst) und die Weißtanne (Abies alba Miller), ein auch Tanne oder Edeltanne genannter Baumriese, um dessen Beschreibung es hier geht. Beide Arten werden oft verwechselt - wozu beiträgt, dass die Fichte synonym auch Rottanne heißt, aber botanisch eben keine Tanne ist. Beide Arten wachsen direkt neben einander am selben Standort, vegetationskundlich „Tannen-Buchen-Wald" genannt, im wintermilden Schwarzwald bei Niederschlägen von 1000-1600 mm. Das ist zu sehen, wenn man beispielsweise die asphaltierte breite Fahrstraße zum Brandenkopf (934 m) hinauf fährt, oder rund um die Burgruine Geroldseck, wenn man hinunter ins Tal blickt. Der Stamm der Fichte ist rötlichbraun, der der Weißtanne silbrig-weiß. Daher bekam die Weißtanne ihren Wissenschaftsnamen Abies alba (denn lat. ,,Alba" bedeutet weiß) samt dem deutschen Trivialnamen Weißtanne. Und die Fichte heißt etwas verwirrend Picea abies. Die Weißtanne kommt in der Bundesrepublik heute hauptsächlich nur noch im gebirgigeren Mittleren Schwarzwald vor, gelegentlich in geringen Mengen auch in Mittelgebirgen, im westlichen Thüringen, im Harz, in Sachsen, in Österreich und der Schweiz.
Europäische Flussauen gelten in der Fachliteratur noch als Naturlandschaften, die sich vom Menschen unbeeinflusst bis zum Beginn der Flusskorrektionen erhalten konnten (Aldinger et al. 1998; Dister 1980, 1991; Ellenberg 1996; Gerken 1988; LfU 1997; Oberdorfer 1992). Durch Forschungen der Abt. Landespflege der Forstlichen Versuchsanstalt wurden stichhaltige Argumente dafür erbracht, dass große Flussauen und deren Auewälder früh die Eigenschaften von Naturlandschaften verloren haben. Sie unterlagen dem allgemeinen frühen Veränderungsprozess unserer Kulturlandschaft in Mittel-, West-, Süd- und Osteuropa. Man kann begründet annehmen, dass auch die großen mitteleuropäischen Flussauen bereits 3000-2000 v. Chr. den Wandel der Auewälder von den Naturwäldern zu menschlich beeinflussten Wäldern erlebt haben (Volk 2002, 2003a). Im Naturschutzbereich am deutsch-französischen Oberrhein ist die Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft und der kurzen Zeit der Kulturlandschaft noch weit verbreitet. Vorstellungen der Naturlandschaftsforschung in Richtung langer Dauer der Naturlandschaft gibt es auch außerhalb des Oberrheins für die Weseraue. Ein Forschungsprojekt in der Weseraue hat die Landschaftszustände vor 3000 Jahren rekonstruiert (Gerken
u. Dörfer 2002). Diese Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft spielt in der Leitbilddiskussion für Aue-Naturschutzziele in Deutschland und Frankreich eine Rolle. Inzwischen gibt es besser gesicherte Rekonstruktionen der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung größerer Flussauen. Ein Beispiel ist die Rekonstruktion der Flusslandschaften am
Niederrhein für die Jungsteinzeit (ca. 4000 Jahre vor heute). Sie hält frühe Eingriffe der Menschen in die Auewälder für sicher. Zur Römerzeit wird eine Flusslandschaft rekonstruiert, die als relativ waldarme, hoch entwickelte Kulturlandschaft gelten kann (Knörzer et al. 1999).
Insbesondere das auf einer mehr als 100 Jahre alten Postkarte dominierende, sehr aufwendig gestaltete malerische Kreuz mit dem historischen Bauernhaus und der Kapelle im Hintergrund (Bild 1) machte den Verfasser dieses Beitrags neugierig. Wo war dieses Hofensemble zu finden? Wie alt mochten Haus, Kapelle und Kreuz sein? Gab es einen besonderen Anlass für das Errichten des Kreuzes, z.B. Krankheit in der Bauernfamilie, eine Seuche beim Vieh oder ein Gelöbnis? Wer gestaltete das Kreuz mit den vielen symbolischen Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi? Diese und viele weitere Fragen stellten sich. Um etwas Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen, musste das Hofgut aber erst einmal gefunden werden. Da die Ansichtskarte weder den Hofnamen noch etwas über die geografische Lage des Hofs verrät, standen die Chancen, das Hofensemble jemals zu finden, von vornherein schlecht. Und so blieben auch alle Suchaktionen im gesamten mittleren Schwarzwald zunächst ohne Erfolg. Einen winzigen Lichtblick bot die Einprägung auf der Kartenrückseite: ,,J. G. Fleig, Photogr. Verl. Hornberg. No. 15". Aber auch der half zunächst nicht weiter. Die Hoffnung, das Hofgut jemals zu finden, sank gegen Null. Gab es diesen Hof überhaupt noch? War er zwischenzeitlich vielleicht schon bis zur Unkenntlichkeit modernisiert, zweckentfremdet genutzt, das Kreuz verwittert, verfault und deshalb abgebrochen?
Schaut heute ein/e Autofahrer/in von der Autobahn aus in Richtung Schwarzwald, so fällt ihm/ihr die Hornisgrinde als höchste und imposante Erhebung des Nordschwarzwaldes sofort ins Auge. Dass sich dieser Berg noch vor etwa 30 Jahren ganz anders präsentierte, fällt den meisten Betrachtern heute nicht mehr auf. Damals konnte man den Hornisgrindeturm noch nicht entdecken; vom „Fernsehturm" ragten nur die obersten Stockwerke aus dem Nadeldach und die Windräder existierten noch gar nicht. Die Hornisgrinde war damals nämlich noch von einem dichten Nadelwald bedeckt. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre begann sich jedoch die Waldsituation zu verändern. Entwicklungen, die man schon in anderen europäischen Waldregionen beobachten konnten, nahmen nun auch im Schwarzwald - insbesondere im Nordschwarzwald - ihren Anfang. Nadelbäume verloren zusehends ihr Nadelkleid - viele starben innerhalb kürzester Zeit ab. Schadinsekte, die vorher noch keine so entscheidende Rolle im Wald gespielt hatten, trieben immer heftiger ihr Unwesen. Vor allem am Katzenkopf konnte das rasant um sich greifende Sterben der Bäume beobachtet werden. Kurz darauf war auch schon ein Begriff für dieses Geschehen in aller Munde. Der Begriff ,,Das Waldsterben" war geboren und fand nicht nur Eingang in die deutsche Sprache.
28. Januar 2007: Auf dem jüdischen Friedhof Diersburg und vor dem Rathaus der Gemeinde werden zwei Gedenktafeln enthüllt, die an die lange Anwesenheit der Juden in Diersburg erinnern. Arnold Lederer, mit über 90 Jahren einer der beiden letzten noch lebenden Juden aus der Gemeinde, ist eigens zu dieser Veranstaltung, für deren Zustandekommen er sich seit Jahren engagiert hatte, von Paris angereist. In einer von vielen Gästen besuchten Feierstunde würdigen Redner aus Politik, Gemeinde, Kirchen und Vereinen die Steinsetzung als Zeichen der Erinnerung, als Aufforderung und als Hoffnungssignal. Arnold Lederer, seine Gattin und die ebenfalls angereiste Eva Mendelsson, geb. Cohn, deren Familie großmütterlicherseits mit Diersburg verbunden ist, danken allen Anwesenden in bewegenden Worten für diese Stunde. An erster Stelle nennen sie dabei Frau Gisela Stoffel, die langjährige Leiterin der Mitgliedergruppe Hohberg des Historischen Vereins für Mittelbaden.
Schon seit Jahren besucht Arnold Lederer regelmäßig in den Ferien zusammen mit seiner Frau sein Diersburg: Hier wurde er 1913 geboren! Hier hatte die Familie Lederer seit Generationen gelebt und gearbeitet, hier ging Arnold zur Volksschule, hier hatte sein Vater Moritz ein Stoffgeschäft, hier, auf dem jüdischen Friedhof unten am Dorfbach, liegen seine Vorfahren: Die Lederers gehören seit Jahrhunderten zur jüdischen Landgemeinde Diersburg.
Der Jahrhundertorkan von 1999, der von den Meteorologen den Namen ,,Lothar" erhalten hatte, hat in Baden-Württemberg seine stärkste verwüstende Wirkung in der Ortenau hinterlassen. Am 26.12.1999 wurden in Baden-Württemberg in etwa drei Stunden 30 Millionen Festmeter (Kubikmeter) Holz geworfen. Noch größer war die Sturmholzmenge an diesem Tag im Osten von Frankreich mit fast 60 Millionen Festmetern. Die Schweiz mit fast 13 Millionen und Bayern mit 4,3 Millionen kamen glimpflicher davon. Im Jahr 1990 waren dazu im Vergleich in Baden-Württemberg 15 Millionen Festmeter Holz durch zwei Orkanereignisse angefallen. Das Orkantief vom Dezember 1999 entstand an der Grenze zwischen kalter und warmer Luft. Die Temperaturunterschiede der Luftmassen erzeugten durch Druckausgleich hohe Windgeschwindigkeiten. Ein stark fallender Luftdruck im Zentrum des Tiefs entwickelte einen Orkanwirbel, der in unseren Breiten seit Jahrzehnten nicht zu beobachten war. Spitzenböen wurden bis über 200 km/h gemessen. Das entspricht einer Windstärke von 17 nach Beaufort (über 500 Meter/10 Sek.).
Ludwigia x kentiana E. J. CLEMENT, eine erst kürzlich beschriebene Hybride zwischen L. natans und L. palustris, besitzt seit über 20 Jahren ein beständiges Vorkommen in Südwestdeutschland. Die ursprüngliche Bestimmung erfolgte als Ludwigia palustris L. Die Bestimmungsmerkmale der drei Ludwigia-Sippe werden genannt und illustriert.
Im Vergleich zu Fundorten wie zum Beispiel Neuendorf an der March (ZAPFE 1989) sind Nachweise von Chalicotherium im Höwenegg sehr selten. Auch im Verhältnis zu den Fundmengen anderer großer Wirbeltiere wie Hippotherium, Miotragocerus und Aceratherium ist es nur wenig belegt. Die bisher geborgenen Exemplare sind als Chalicotherium goldfussi KAUP (ZAPFE
1989) bestimmt worden. Das hier beschriebene Fragment ist der erste Nachweis für ein juveniles Exemplar. Es kann allerdings nicht mit voller Sicherheit dieser Art zugeordnet werden. Der Fund stammt aus dem Solifluktionshorizont. Diese im Quartär entstandenen Bodenbildungen in den Höwenegg-Schichten lassen keine exakte Einordnung in das Standardprofil Höw03/I (HEIZMANN et al., 2003) zu.
Aus der Unterfamilie der Cryptinae werden 275 Arten aus Baden nachgewiesen. Das entspricht etwa 42,5 % des deutschen Faunenbestandes. Sechs Arten sind für Deutschland neu: drei Arten der Cryptini: Aritranis explorator (TSCHEK, 1871), Hoplocryptus besseianus (SEYRIG, 1926), H. centricolor (AUBERT, 1964) und drei Arten der Gelini: Charitopes leucobasis TOWNES, 1983, Medophron recurvus (THOMSON, 1884), Phygadeuon exannulatus STROBL, 1904. Neun Arten fehlen im Verzeichnis der Ichneumoniden Deutschlands (HORSTMANN 2001a). Dies betrifft drei Arten der Cryptini: Aritranis
occisor (GRAVENHORST, 1829), Gambrus ornatus (GRAVENHORST, 1829), Mesostenus sp. (= notatus auct. nec
GRAVENHORST, 1829), eine Art der Hemigasterini: Schenkia exigua (HABERMEHL, 1909) und fünf Arten der Gelini: Eudelus scabriculus (THOMSON, 1884), Phygadeuon fraternae HORSTMANN, 2001, P. laevipleuris HORSTMANN, 2001, P. unidentatus HORSTMANN, 2001, Thaumatogelis innoxius SCHWARZ, 2001. Von 30 Arten der Cryptinae konnten durch Zucht Wirte festgestellt oder bestätigt werden.
Melanchthonstadt Bretten
(2007)
Fluchtpunkt Jerusalem
(2007)
Die Forschung zur Kirchlichen Zeitgeschichte Badens hat in den letzten drei Jahrzehnten eine bemerkenswerte Blüte erlebt. Die besonderen Entwicklungen in Baden mit einerseits seiner liberalen politischen Tradition, die sich auch auf innerkirchliche
Demokratisierungs- bzw. Partizipationsprozesse auswirkte, und andererseits seiner religionspolitisch-theologischen Gemengelage nach der Verbindung aus fortschrittlichen, konservativ-positiven, pietistisch-erwecklichen, religiös-sozialistischen und auch deutsch-christlichen Kräften, die je eigene und doch auch gemeinsame Mentalitäten herausbildeten, sind für Historiker ein reizvolles Forschungsfeld. Neben diversen Einzelstudien zum 19. und 20. Jahrhundert stellt ohne Zweifel die sechsbändige Quellensammlung zur badischen Landeskirche im Dritten Reich einen editorischen Meilenstein der badischen Kirchengeschichte dar.
Die Verwendung von Begriffen wie „Erinnerungskultur“ oder auch „kulturelles Gedächtnis“ mag heute schon einen gewissen Sättigungsgrad erreicht haben. Nichtsdestotrotz ist mit ihnen im Christentum ein Phänomen angesprochen, das weit älter ist
als die es kennzeichnenden Begriffe, angefangen bei der Märtyrerverehrung an den Gräbern Roms über die Anrufung Heiliger angesichts ihrer Bilder in den Traditionen der katholischen und orthodoxen Kirche bis hin zu den Patrozinien als Gründungsfesten einer Gemeinde bzw. Stiftungsfest einer Kirche.
Der Augsburger Religionsfrieden fiel sowohl in der Kurpfalz als auch in Baden in eine konfessionelle Übergangssituation: Beide Territorien durchliefen seit Jahrzehnten eine Phase der Vorreformation mit spontaner Konfessionsveränderung auf der Gemeindeebene. In der Kurpfalz wie in Baden-Pforzheim ging die Entwicklung 1556, das heißt in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Religionsfrieden, in eine offene, obrigkeitlich gelenkte Reformation über. Von daher drängt sich ein Vergleich auf, und die Frage liegt nahe, ob die Reformationen in den beiden Nachbarterritorien nur in einem chronologischen oder auch in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Religionsfrieden standen.
Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland wird gegenwärtig von demokratischen Parteien gestellt, die sich als christlich oder sozial oder als beides bezeichnen. Die christlichen Parteien vertreten programmatisch ein christliches Menschenbild, das
sie den anderen absprechen, aber dennoch von ihnen einfordern, sogar von Nichtchristen, die Bürger der BRD sein oder werden wollen. Was diese programmatische Forderung inhaltlich bedeutet, wird zumeist nicht erläutert, sondern als bekannt vorausgesetzt.
Laut einer Umfrage des Magazins Chrismon im Frühjahr 2003 waren unter den Top-Ten-Kirchenliedern drei von Paul Gerhardt, nämlich Du meine Seele, singe sowie Befiehl du deine Wege und Ich singe dir mit Herz und Mund.
Mit 289 Strophen ist Paul Gerhardt im Evangelischen Gesangbuch [XXII] vertreten und ist damit „Spitzenreiter“. 26 Lieder (ca. 5%) sind im Stammteil zu finden, vier zusätzlich in den Regionalteilen. Von diesen sind im Regionalteil für Baden, Elsass und Lothringen (und ebenso für die Pfalz) zwei und eine Vertonung des Ich singe dir mit Herz und Mund als Kanon enthalten. Am Oberrhein haben wir von allen Ausgaben den höchsten Anteil an Gerhardt-Liedern (insgesamt ca. 4%). Somit wird heute in Deutschland und weiteren deutschsprachigen Gebieten ca. ein Viertel des gerhardtschen Liedwerkes rezipiert.
Eine Stadt auf dem Berge
(2007)
Die Brüdergemeine Königsfeld, das war von Anfang an sowohl ein Unikum als auch ein Anachronismus. Ein Unikum, weil es das nirgendwo sonst in Deutschland im 19. Jahrhundert gab: eine aus religiösen Motiven gegründete Ansiedlung! Der christliche Charakter Königsfelds lässt sich schon an seinem Grundriss ablesen: Nicht ein Schloss bildet den Fluchtpunkt des Ortes, auf den die Straßen zulaufen, wie z.B. in Karlsruhe oder Mannheim, sondern ein unbebauter Platz liegt im Zentrum, der heutige Zinzendorfplatz. Damit wollten die Väter und Mütter Königsfelds zum Ausdruck bringen, dass eine unsichtbare Mitte ihr Leben prägte, nämlich der auferstandene Jesus Christus. Ihm hatten sich die Gründer Königsfelds im Leben und Sterben als
Herrn und Bruder anvertraut. Untereinander verstanden sie sich als Geschwister. Noch sinnenfälliger kam der Bezug des alltäglichen Lebens auf Jesus Christus zum Ausdruck, solange im Zentrum des Platzes der Ortsbrunnen stand, aus dessen Röhren frisches Schwarzwaldwasser floss. Alle Wirkungen Königsfelds nach außen sollten ihren Ursprung in den Lebenskräften haben, die seinen Bewohnern von ihrem auferstandenen Herrn zuflossen.
Im Oktober 1807 wurde in Karlsruhe der Evangelische Oberkirchenrat als neue Behörde installiert. In ihr wurden die bisher bestehenden Kollegien des evangelisch-lutherischen Kirchenrats in Karlsruhe und des reformierten Kirchenrats-Kollegiums in Heidelberg, die damit beide aufgelöst wurden, in einer einheitlichen Verwaltung zusammengefasst. Wir haben es hier mit einem ersten Schritt zu einer „Union“ der beiden Konfessionen zu tun, wenn sie auch verordnet und zunächst nur auf die Verwaltung bezogen war. Die Vorgeschichte dieser „Verwaltungs-Union“ reicht knapp fünf Jahre zurück. Im Vorgriff auf den Reichsdeputationshauptschluss hatte die Markgrafschaft Baden im November 1802 unter anderem von Teilen des rechtsrheinischen Gebiets der Kurpfalz Besitz ergriffen. Damit hatte sie – nach dem Anfall der katholischen Markgrafschaft Baden-Baden 1771 – ein zusätzliches konfessionspolitisches Problem „geerbt“, denn die Kurpfalz war stark reformiert geprägt, während die alte Markgrafschaft Baden-Durlach ein lutherisches Territorium (mit einigen wenigen Waldensergemeinden) gewesen war. Diese Situation verschärfte sich 1806 mit dem Anfall weiterer Gebiete, darunter Teile des Herzogtums Leiningen, in dem es ebenfalls einen starken reformierten (ehemals kurpfälzischen) Bevölkerungsanteil gab.
Wer Literatur sucht über die Geschichte der Reformation im deutschen Südwesten, die evangelischen Kirche in Baden, die Kirchenunion in Baden, die Kirchengemeinde von Brühl oder über das politische Engagement von Geistlichen, die Pfarrer von
Hauingen, die Biographie des Pfarrers Karl Kittel und wer sich dabei nicht von Zufällen leiten lassen will, sondern systematisch vorgehen möchte, der kommt um die Nutzung der Landesbibliographie von Baden-Württemberg nicht herum. Dieses teils
in gedruckter Form, teils als Online-Datenbank vorliegende Hilfsmittel landeskundlicher Forschung bietet annährend 220.000 Literaturnachweise über Baden-Württemberg, seine einzelnen Landesteile und Orte und über die mit dem Lande verbundenen Persönlichkeiten und umfasst alle Fachgebiete und Lebensbereiche. Bevor die Suchmöglichkeiten in der Datenbank erläutert werden, soll ein Blick auf Geschichte, Konzeption, Aufbau und Herstellung unserer baden-württembergischen Landesbibliographie geworfen werden.
Am 24. Juni 1832 wurde in der Spitalkirche in der Stadt Baden der erste Gottesdienst der neugegründeten evangelischen Kirchengemeinde mit ihrem ersten Pfarrer Christoph Schmezer gefeiert. Im Folgenden soll jedoch die Vorgeschichte der evangelischen Kirchengemeinde in den Blick kommen. Ich beginne darum gut 300 Jahre vor der Gemeindegründung, im 16. Jahrhundert, weil ich den oft zu hörenden Satz: „Vor dem 19. Jahrhundert war Baden rein katholisch“ so nicht stehen lassen möchte. Wer sich mit der Vorgeschichte der evangelischen Gemeinde in Baden differenzierter beschäftigt, erfährt nämlich, dass es acht Mal einen Konfessionswechel in der Stadt gegeben hat.
Luthers neue Lehre stellte die Voraussetzung für das Aufkommen von evangelischen Kirchenordnungen dar. Das neue Lehrverständnis der Protestanten blieb nicht auf den persönlichen Glauben oder das kirchliche Leben beschränkt, sondern brachte zahlreiche Veränderungen der Rechtsverhältnisse in Kirche und Gesellschaft mit sich. Die Territorien und Städte, die die Reformation einführten, erkannten das seit Jahrhunderten geltende römische Kirchenrecht nicht mehr an. Dieses regelte nicht nur das kirchliche Leben im engeren Sinne, sondern auch weite Teile des gesellschaftlichen Lebens (Ehe, Schule). Hinzu kam, dass die Reformation eine Eigendynamik entfaltete, die nicht nur die bestehende kirchliche, sondern auch die staatliche Ordnung gefährdete, wie es etwa im Bauernkrieg deutlich wurde. Den in vielen Bereichen entstandenen Rechtsunsicherheiten begegneten die evangelischen Obrigkeiten mit Neuregelungen, die unter dem Begriff „Kirchenordnung“ zusammengefasst wurden.
Als „Zeitzeuge“ soll ich erzählen, wie ich die Kriegs- und Nachkriegszeit und die Kirche in dieser Zeit erlebt habe. Ich will es versuchen. Es ist allerdings für mich gewöhnungsbedürftig, Zeitzeuge für Nachgeborene zu sein. Es ist ein deutliches
Zeichen des Alters! Allzu viel darf man von mir nicht erwarten, wenn es um die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit geht. Ich bin 1934 in Freiburg geboren und in Lahr in einem kleinbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Am Kriegsende war ich 11 Jahre, gehöre also zu der bevorzugten Generation, die am Kriegsgeschehen nicht mehr aktiv beteiligt war. Es sind darum nur Kindheitserinnerungen, die ich aus der Kriegszeit weitergeben kann. Auch in den ersten Jahren der Nachkriegszeit war ich noch ein Junge, dann Heranwachsender, der allerdings in der kirchlichen Jugendarbeit, vor allem durch die Schülerarbeit, als Jugendleiter und als Helfer im Kindergottesdienst entscheidend geprägt worden ist und intensive Erfahrungen mit Kirche gemacht hat. Als ich 1953 mit dem Theologiestudium begonnen habe, waren immer noch Nachwirkungen des Krieges zu spüren. Man freute sich, wenn man am Studienort ein nahrhaftes Paket von zu Hause bekommen hat. Man begegnete noch Kommilitonen, die spät aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren oder als Flakhelfer die letzte Kriegszeit erlebt und in dieser Zeit sich dann für den Beruf des Pfarrers entschieden hatten. In die Studienzeit fallen auch die ersten Begegnungen mit der Landeskirche – durch den damaligen Ausbildungsreferenten Heidland, später mit Oberkirchenrat Hof.
2007 feiern die Freiburger Protestanten den 200. Gründungstag der ersten evangelischen Gemeinde in der traditionell katholisch geprägten Universitätsstadt. Am 26. Juli des Jahres 1807 hielt Gustav Friedrich Wucherer, der erste evangelische Pfarrer Freiburgs, den Eröffnungsgottesdienst der neugegründeten Gemeinde. Erste protestantische Spuren lassen sich in Freiburg bereits seit der Reformationszeit nachweisen. 1522 baten Freiburger Bürger den damals für sie zuständigen Bischof von Konstanz, das Abendmahl in beiderlei Gestalt zuzulassen, was dieser in einem geharnischten Brief ablehnte. Etwa zur gleichen Zeit fand man bei einer Hausdurchsuchung über 2000 „ketzerische“ Bücher, die auf dem Münsterplatz verbrannt wurden. Prominente Anhänger Luthers wie der spätere Straßburger Reformator Wolfgang Capito oder der Universitäts-Rektor Matthäus Zell mussten wegen ihrer Sympathien für die neue Glaubensrichtung Freiburg verlassen.
Etwas Romantik klingt im Titel an, aber es geht hier nicht darum die Vergangenheit zu verklären sondern wir versuchen ein Licht zu werfen auf die tief greifende Veränderung und Verwandlung der religiösen Landschaft in Deutschland, die man Reformation nennt und deren Nachwirkung und Folge es ist, dass es hier im Kraichgau evangelische Gemeinden bis heute gibt.
Wer sich diesem Thema widmet, muss bei David Chyträus – eigentlich David Kochhaf – beginnen, einem Pfarrersohn aus Menzingen. Chyträus besuchte die Lateinschule in Gemmingen, studierte Theologie in Wittenberg, wurde dort von Melanchthon gefördert und schließlich zum Professor in Rostock berufen. In seiner berühmten Rede de Craichgoia von 1558 hat er ein Loblied auf den Kraichgau gesungen, zu einer Zeit, in der noch alles in Blüte stand und jene furchtbaren Kriege und
Verwüstungen noch fern waren.
Peter Faessler (1946-2006)
(2007)
Peter Faessler, der sich vornehm mit
ae anstatt wie die meisten Appenzeller
mit ä schrieb, wurde am 27. Mai 1942
in Appenzell geboren. Dort besuchte
er die Schulen und studierte dann in
Tübingen, München und Basel Germanistik,
Geschichte und Kunstgeschichte.
Mit der Dissertation »Studien zur
>Sprachlehre< von Karl Kraus« (1972)
schloss er sein Studium ab. Von 1971
bis 1997 war Peter Faessler an der
Kantonsschule Trogen als Lehrer für
Deutsch und Geschichte tätig. In seiner
Forschungsarbeit beschäftigte er sich intensiv mit dem Bodenseeraum und entdeckte
dabei manche Kostbarkeit, die er in einen spannenden, engagierten und aktuellen Literaturunterricht
einfliessen Hess. Die Aufgabe, seine Schülerinnen und Schüler zu bilden und zu
prüfen, hat er mit grossem Engagement, Wissen, einem ihm eigenen Humor und grösser
Redlichkeit wahrgenommen und so vielen den Sprung ins Studium und die Arbeitswelt erleichtert.
Peter Faessler fühlte sich mit der Schule stets sehr verbunden und unterhielt zu
den Schülern einen ausgezeichneten Draht. Daneben war er Dozent an der Pädagogischen
Hochschule und an der Universität St. Gallen.
Eine 27-jährige Frau wurde im Sommer 2005 in ihrer Wohnung in Lauffen am Neckar (Lkr. Heilbronn, MTB 6920) von einer Spinne in den nackten Fuß am Grundgelenk der Großzehe gebissen. Der Hinterleib der Spinne war grüngelblich, das Kopfbruststück rötlich-gelb gefärbt. Der Bissschmerz wurde vom Opfer als einem Bienenstich ähnlich beschrieben. Die Spinne verblieb mindestens 15 Sekunden in den Fuß verbissen. Eine Verwechslung mit einem anderen Arthropoden oder einem
Stich durch einen Gegenstand ist ausgeschlossen. Die Spinne war nach dem Vorfall verletzt, aber noch lebend gefangen und betrachtet worden, starb und wurde verworfen.
In einer langfristigen Dauerflächenuntersuchung wurde die Populationsdynamik des endemischen Bodensee-Vergissmeinnichts (Myosotis rehsteineri WARTM.) untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, (1) wie die Individuendichte von Jahr zu Jahr variiert und (2) ob ein Zusammenhang zwischen Populationsdynamik und Wasserstandsschwankungen besteht. Am Bodensee-Untersee wurde eine 4 m2 große Dauerfläche eingerichtet, die über 12 Jahre fast alljährlich kontrolliert wurde. Von 1989 bis 2000 wurde die Zahl der Pflanzen jeweils vor und nach der Überschwemmung im Sommer erfasst und die Wachstumsrate während des Sommers berechnet. Die Pflanzendichte variierte beträchtlich zwischen 1 und 371 Individuen pro m2; ein
klarer Trend wurde langfristig jedoch nicht beobachtet. Die Wachstumsrate ging mit der Überschwemmungsdauer (Anzahl Tage) signifikant zurück. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Populationsdynamik von Myosotis rehsteineri durch die Wasserstandsdynamik des Bodensees bestimmt wird. Die daraus resultierenden Folgen für Monitoring und Gefährdung werden diskutiert.
Das Fichtelgebirge war im 19. Jahrhundert durch seinen Reichtum an seltenen Moosen und Flechten bekannt. Während für die Moose seit kurzem ein aktuelles Verzeichnis vorliegt (HERTEL & WURZEL 2006), fehlt eine vergleichbare Arbeit zu Flechten. In dieser Studie werden nun erstmals alle historischen und aktuellen Funde zusammengefasst und soweit wie möglich auch belegt. Unter den über 350 aktuellen Arten sind viele neu für das Gebiet und einige davon ausgesprochene Raritäten. Auf der anderen Seite konnten viele der früher genannten Arten nicht mehr nachgewiesen werden und sind für das Fichtelgebirge als verschollen anzusehen.
In einem Gebiet in der nördlichen Oberrheinebene südlich Karlsruhe (Südwestdeutschland) wurden die epiphytischen Vorkommen des diözischen Laubmooses Leucodon sciuroides (HEDW.) SCHWÄGR. (Leucodontaceae) untersucht. Zusätzlich wurden Herbarproben von L. sciuroides bearbeitet, die während des 19. Jahrhunderts im Untersuchungsgebiet an epiphytischen Standorten gesammelt wurden. In 32 aktuellen Beständen und 9 Herbarproben wurde die Länge der Sekundärsprosse und die Frequenz der Sprosse mit asexuellen Diasporen (Bruchästen), Antheridien, Archegonien und Sporophyten bestimmt, wobei 6733 Sprosse untersucht wurden (davon 6055 in den aktuellen Beständen). Das Moos wurde im Gebiet an 108 Bäumen beobachtet, wobei der Verbreitungsschwerpunkt in der Rheinniederung liegt. Im Gegensatz zu anderen Regionen Südwestdeutschlands wächst die Art vor allem im Bereich von Wäldern und nur vereinzelt an
freistehenden Bäumen. Bruchäste wurden in etwa 80 % der bearbeiteten aktuellen Bestände nachgewiesen und kamen dabei an 14,5 % aller untersuchten Sprosse vor. Dagegen wurden nur in 46,9 % der heutigen Bestände und an 7,2 % der Sprosse Gametangien beobachtet, wobei Sprosse mit Archegonien deutlich häufiger (n = 267; 4,4 %) als Sprosse mit Antheridien vorkamen (n = 170; 2,8 %). Im Untersuchungsgebiet wurden nur in einem Bestand (an einem Baum) Sporenkapseln festgestellt, wobei es sich gleichzeitig um die einzige nachgewiesene gemischtgeschlechtige Population handelt. Leucodon-Sprosse mit weiblichen Gametangienständen sind größer als Sprosse mit männlichen Gametangienständen und bilden häufiger Bruchäste, sie haben daher Konkurrenzvorteile und bessere Ausbreitungsmöglichkeiten. In den untersuchten Beständen wurde eine positive Korrelation zwischen dem Vorkommen
von Bruchästen und Gametangien festgestellt. Die Bruchäste können sich aber an kleineren Sprossen bilden. Eine Auswertung der alten Herbarproben und Literaturquellen ergab, dass die Art im Gebiet seit dem 19. Jahrhundert zurückgegangen ist und dass die Häufigkeit der Sporophyten und gemischtgeschlechtigen Bestände deutlich abgenommen hat. In den heutigen Populationen ist die Länge der Sekundärsprosse und die Frequenz der Gametangienstände wesentlich geringer als in den Herbarproben aus dem 19. Jahrhundert. Als Ursache für diese Veränderungen kommt vor allem
eine hohe Belastung mit Luftschadstoffen in Frage. Die Verbreitung von L. sciuroides im Gebiet zeigt, dass die heutige Seltenheit der Art stärker von den begrenzten Ausbreitungsmöglichkeiten der Diasporen bestimmt wird als von der Anzahl der geeigneten Habitate.
Moosflora und Moosvegetation von drei Bannwäldern (Naturwaldreservaten, Totalreservaten) im Kraichgau und Stromberg (Südwestdeutschland, zwischen Karlsruhe und Heilbronn gelegen) werden dargestellt. Die Untersuchungsgebiete umfassen Flächen von jeweils ca. 11-13 ha, gelegen in einer Höhe von 210 bis 395 m. Die Zahl der in den einzelnen Gebieten beobachteten Moosarten liegt jeweils bei ca. 12 Lebermoosen und ca. 60 Laubmoosen. Epiphytische Arten spielen eine
wichtige Rolle; Felsen, Blöcke und Wegstellen fehlen weitgehend. Die Frequenz epiphytischer Moose auf Fagus sylvatica, Carpinus betulus und Quercus spec. (besonders Q. petraea) als den wichtigen Holzarten wurde bestimmt. Die Artenzahlen auf Quercus spec. liegen deutlich höher als bei den anderen beiden Holzarten. Besonderheit auf Fagus sylvatica und auf Carpinus betulus sind die regelmäßigen Vorkommen von Dicranum viride (oft jedoch nur in geringer Menge). Im Schutzgebiet „Zaberhalde“ wurde diese Art nicht beobachtet; die Gründe für das offensichtliche Fehlen werden diskutiert. Der Anteil neutro- und basiphytischer Moose ist in den drei Schutzgebieten recht gering. – Als weitere Holzarten wurden wenige Stämme von Fraxinus excelsior, Sorbus torminalis und Acer campestre untersucht. Von diesen Arten weist Acer campestre eine reiche Epiphytenflora auf, die zahlreiche basi- und neutrophytische Arten enthält. Die Epiphytenflora auf Sorbus torminalis ist dagegen extrem artenarm; anspruchsvolle Epiphyten fehlen. – Die Vergesellschaftung der Moose
wird nach der Methode von BRAUN-BLANQUET dargestellt. Die wichtigsten Moosgesellschaften sind die von Hypnum cupressiforme dominierten Gesellschaften, so das Dicrano-Hypnetum und das Dicranetum viridis. Das Isothecietum myuri wurde v.a. auf Quercus spec. beobachtet. Neutro- und basiphile Moosgesellschaften sind im Gebiet v.a. auf Fraxinus excelsior und Acer campestre zu finden.
Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe betreibt nicht nur eines der ältesten und größten naturkundlichen Schaumuseen in Deutschland, sondern ist auch ein veritables bio- und geowissenschaftliches Forschungsinstitut. Forschungsleistungen werden im forschungspolitischen Raum unter anderem zunehmend an der Höhe eingeworbener Drittmittel gemessen. Drittmittel sind Haushaltsmittel, die das Institut oder Museumsmitarbeiter direkt als zusätzliche
Einnahmen von öffentlichen und privaten Stellen (von „Dritten“) zur Förderung der Forschung und des wissenschaftlichen Nachwuchses, der Sammlungs- oder Öffentlichkeitsarbeit erhalten. Sie ergänzen damit die Gelder, die der Träger jährlich für die Institution bereitstellt (laufender Grundetat), sowie die selber erwirtschafteten Mittel (so genannte Verwaltungseinnahmen wie Eintrittsgelder, Mieten, Gebühren, Einnahmen aus Verkäufen etc.) (siehe auch DFG 2006 für die Definition im Hochschulbereich).
Die nachfolgende Untersuchung beschäftigt sich mit dem Vorkommen und der Vergesellschaftung des Gletscher-Hahnenfußes Ranunculus glacialis L. in Bayern bzw. Deutschland. Neben einer einleitenden Gesamtschau zur Verbreitung und den Anpassungsstrategien der Art an extremste Standortbedingungen werden historische und aktuelle Vegetationsaufnahmen besprochen und die pflanzensoziologische Anbindung diskutiert. Dabei wird eine bisher nicht bekannte Vergesellschaftung des Gletscher-Hahnenfußes in einer Minuartia rupestris-Trisetum distichophyllum-Gesellschaft mit Aufnahmematerial belegt. Die bayerischen Vorkommen werden mit eigenen Vegetationsaufnahmen aus verschiedenen Gebieten der Ostalpen und Material anderer Autoren verglichen und diskutiert. Abschließend werden die seit 2005 durchgeführten Maßnahmen zum Erhalt der einzigen und bedrohten Vorkommen des Gletscher-Hahnenfußes in Deutschland vorgestellt.
Für Orobanche hederae DUBY gibt DEMUTH in SEBALD et al. (1996) für Baden-Württemberg 18 Fundorte in elf Quadranten an. Davon liegen 15 der Fundorte im Oberrheingebiet, zwei in Heidelberg (TK 6518/3, Bergstraße: Heidelberger Schloss: 1992; Neckar-Rheinebene: Klinikum an der Bergheimer Straße: 1993). Eine aktualisierte Zusammenstellung der Heidelberger Vorkommen findet sich bei JUNGHANS (2001). Darin wird ein Neufund an der B 37 mit ca. 300 Pflanzen beschrieben, ein Vorkommen, das damals „aktuell nicht bestätigt werden konnte“ (S. 129) vor dem Botanischen Institut gemeldet sowie die zwei bereits bekannten Vorkommen erwähnt. Die bisher letzte Zusammenstellung der Heidelberger Vorkommen wurde von WINTERHOFF & HAAR (2003) veröffentlicht. Darin werden neue Vorkommen auf dem Friedhof Handschuhsheim (zwei Pflanzen), im Neuenheimer Feld (Tertiärgarten, zwei Pflanzen), auf dem Bergfriedhof (elf Pflanzen) sowie am Alten Klinikum Bergheimer Straße (elf Vorkommen mit ca. 700 Pflanzen) aufgezählt.
An Allerheiligen (1. November) 1007, vor genau 1000 Jahren, wird in einer zu Frankfurt am Main ausgestellten Urkunde König Heinrichs II. (reg. 1002-1024) mit dem darin erwähnten Sülchgaugrafen »Hessinus« der erste Angehörige der in Südwestdeutschland weit verbreiteten, wohlhabenden und einflussreichen, von der Mittelalterforschung nach ihrem Leitnamen bezeichneten Hochadelssippe der »Hessonen« fassbar. Als in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts die Zeit der Einnamigkeit zu Ende ging und beim Adel die Zubenennung nach den damals aufkommenden Burgsitzen in Mode kam, begannen diese Hessonen sich nach und nach u. a. von Rimsingen, von Blansingen, von Eichstetten, von Üsenberg, von Nimburg, von First, von Sülchen, von Backnang, von Wolfsölden, von Winnenden, von Beilstein und von Schauenburg zu nennen. Wohl im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts fiel der für die Hessonen des mittleren Neckarraumes zunächst namengebende Burgberg von Backnang durch die Verheiratung einer Hessonentochter namens Judith an die (Veroneser) Markgrafen von Lintburg (= Limburg bei Weilheim/Teck), die nachmaligen Markgrafen von Baden, denen die Backnanger Stiftskirche St. Pankratius bis weit ins 13. Jahrhundert hinein als Grablege diente.
Das Oberamt Ludwigsburg hatte im Jahre 1919 etwas über 71 000 Einwohner und war damit, gemessen an der Einwohnerzahl, das nach den Oberämtern Ulm und Heilbronn drittgrößte Oberamt in Württemberg. Auffallend ist, dass das nur 171 Quadratkilometer große Oberamtsgebiet mit 416 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt war. Zum Vergleich: Die benachbarten Oberämter Besigheim, Leonberg, Marbach, Vaihingen und Waiblingen hatten zwischen 113 (Vaihingen) und 221 (Waiblingen) Einwohner pro Quadratkilometer. Fast ein Drittel der Einwohner des zwanzig Städte und Gemeinden umfassenden Oberamtsbezirks wohnten in Ludwigsburg, das damals 23 300 Einwohner zählte und die nach Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Esslingen und Reutlingen sechstgrößte Stadt des Landes war. Zu den 52 württembergischen Städten und Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern gehörten von den Ludwigsburger Bezirksorten außerdem noch
Zuffenhausen (14 500 Einwohner) und Kornwestheim (5650 Einwohner). In Ludwigsburg, Zuffenhausen und Kornwestheim lebten insgesamt 43 450 Menschen oder 61 Prozent der Gesamtbevölkerung des Oberamtsgebiets.
»Über ein Theater schweigen ist noch gefährlicher, als zu viel schreiben. Das Letztere kommt in Wahrheit nicht vor, und das Erstere wollen wir verhüten, indem wir ohne Lobhudelei doch dem wahren Verdienste unsere Anerkennung und Ermunterung
aussprechen.« Ein nicht näher bekannter Redakteur des Ludwigsburger Tagblatts schrieb diese Sätze am 10. Juni 1870 als Einleitung zu einem Artikel über einige aktuelle Aufführungen des Ludwigsburger Sommertheaters. Sie können auch heute noch als Motto für den Versuch verstanden werden, etwas über das wechselvolle Theaterleben Ludwigsburgs zu Papier zu bringen.
»Bei Königs unterm Fußboden«
(2007)
In alten Gemäuern werden im Dachstuhl oder unter den Fußböden immer wieder kuriose Fundobjekte oder ganze Fundkomplexe entdeckt. Anlässlich des Bamberger Kongresses »Depotfunde« im Jahr 2005 beschäftigten sich Archäologen und Historiker erstmals umfassend mit dieser Quellengattung. Der Inhalt eines Hortes oder Depots besteht aus Gegenständen, die durch eine positive Auslese aus unbekannten Gründen verborgen wurden. In diesem Sinn können als Depotfunde alle Gegenstände bezeichnet werden, »die absichtlich in einen Gebäudehohlraum eingebracht und dort eingeschlossen wurden – und sei es als Akt der Abfallentsorgung, bei dem es sich ja keineswegs um einen zufälligen oder versehentlichen Prozess handelt«. Derartige Vorgänge können auch in mehren Phasen abgelaufen sein. Depotfunde können noch weiter systematisch unterteilt werden: Zunächst gibt es die »Verlustobjekte«, die als »Zufallsfunde« durch die Dielenritzen gerutscht sind, etwa Münzen, Nadeln oder Spielkarten. Echte »Fehlbodenfunde« lagern in Hohlräumen zwischen den Deckenbalken und Bodenbrettern oder in Gewölbezwickeln. Dort sorgt das Material für Schalldämmung und Wärmeisolierung. Selten sind diese Füllungen einheitlich, zumal sie meist durch Zufallsfunde und bei späteren Reparaturen nachträglich eingebrachtes Material ergänzt wurden.
Diese Studie bildet in gewisser Weise eine Ergänzung zu einem Aufsatz, der 2004 in den »Ludwigsburger Geschichtsblättern« erschienen ist. Ging es damals um die höfische Repräsentation in der Sommerresidenz des Königs Friedrich von Württemberg in Ludwigsburg, so soll nun die Kehrseite dieser schönen Medaille beleuchtet werden, nämlich die Organisation des Hofes in Stuttgart und Ludwigsburg im frühen 19. Jahrhundert. Im Archiv des Hauses Württemberg gibt es sehr viele Personalakten von Beamten und Angestellten am württembergischen Hof aus der Zeit des Königreichs. Diese Akten wurden anders geführt als heute, nämlich nicht für einzelne Personen, sondern nach den verschiedenen Berufsgruppen. Wenn also ein junger Mann als Hofknecht anfing und bis zum Kammerdiener aufstieg, wurde für ihn in jeder Rangstufe eine neue Personalakte angelegt. Dadurch sind die Informationen zu einer einzelnen Person sehr zerstreut in den Akten zu finden. In den letzten Jahren wurden die Personalakten vollständig aufgearbeitet und Informationen zu über 3000 Personen, die am württembergischen Hof während der Zeit des Königreichs beschäftigt waren, erhoben. Aus dieser Datenfülle lässt sich die Lebenswelt der Hofangestellten zum Teil rekonstruieren. Ein vollständiges Bild kann man aber daraus nicht gewinnen, weil gerade über die Alltagsverhältnisse keine schriftlichen Zeugnisse vorhanden sind. So gibt es keine Tagebücher, in denen ein Beamter oder Angestellter das Leben bei Hof oder seine Tätigkeit detailliert beschrieben hätte. Mit diesem Problem sieht man sich jedoch als Historiker häufig konfrontiert.
Mit dem Tod des Herzogs Friedrich Eugen am 22. Dezember 1797 endete die Zeit der katholischen Herzöge in Württemberg. Diesem war es 1753 gelungen, in das königlich-preußische Haus einzuheiraten. Der Preis zu solch vornehmer Verbindung war allerdings die Zusage, die Kinder evangelisch erziehen zu lassen. Als Herzog Friedrich, ältester Sohn von Friedrich Eugen und Friederike Sophie Dorothea geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, Ende 1797 die Herrschaft in Württemberg übernahm, musste daher auch die Frage der Ausübung des katholischen Glaubens an den Hofgemeinden zu Stuttgart und Ludwigsburg neu geordnet werden.
In den Jahren 2001 bis 2004 sind im Landkreis Ludwigsburg von rund hundert ehrenamtlichen Personen nach vorgegebenem Erhebungsbogen Kleindenkmale dokumentiert worden. Von »Anbindring« bis »Zyklopenmauerwerk« reicht die breite Palette der Objekte. Manche, wie die steinernen Ruhebänke, die steinernen Bogenbrücken oder die wenigen Steinkreuze, aber auch Einzelobjekte wie das »Kibannele« im Stromberg oder das »Erligheimer Radkreuz«, sind weithin bekannt. Andere, etwa Prellsteine, Brunnenstuben, Truppenteiltafeln, Stunden- oder Radschuhsteine, finden weit weniger Beachtung und verschwinden bei Bauarbeiten nur zu oft, ohne dass jemand davon Notiz nimmt. Viele Kleindenkmale stehen innerorts oder aber draußen in der Feldflur, manchmal auch im Wald, auffällig am Straßenrand, andere aber – und denen galt es in erster Linie nachzuspüren – stehen abseits, sind in Hecken verborgen oder befinden sich in einem so schlechten Zustand, dass man sie gar nicht mehr als Denkmale ansprechen will.
»Eine Stadt mitten im Grünen inmitten eines herrlichen, weiten Naturparks mit reiner, himmlisch duftender Luft. Ideal für alle, die der Großstadt mit ihrer verpesteten Luft und ihrem hektischen Getriebe entfliehen wollen.« Dieses Zitat beschreibt recht gut die Wohnverhältnisse im Marbacher Stadtteil Hörnle, stammt aber aus dem Asterix-Comic-Heft »Die Trabantenstadt«. Und tatsächlich bezeichnete die Marbacher Zeitung vom 15. April 1967 das Hörnle als »Die Trabantenstadt von Marbach«. Das Gelände, auf dem der Stadtteil Hörnle entstand, gehörte zum Makenhof, dessen Gebäude heute noch erhalten sind. Der anfänglich rund 40 ha große Bauernhof wurde 1880 durch den Marbacher Bürger Johann Gottlieb Mak (auch Mack geschrieben) und seine Ehefrau Friederike erbaut. Die Güter lagen jedoch nur zu einem kleineren Teil auf Marbacher Markung, der Großteil mitsamt den Gebäuden gehörte zu der damals noch selbständigen Gemeinde Neckarweihingen. Der Hof konnte übrigens nur durch einen eigens dafür angelegten Weg vom Neckartal aus erreicht werden. Marbach hatte damals rund 2300 Einwohner. Allein das Hörnle sollte 80 Jahre später über 2000 Menschen beherbergen.
»Abgekupfert«
(2007)
Während die Große Kunst eine Vorlage als ein »Kunstwerk ... zur übenden Nachbildung« verwendete, wurde sie im Kunsthandwerk pragmatischer eingesetzt: Man benutzte sie zur Gestaltung und Herstellung von fertigen und damit endgültigen Produkten. Die hohe Ethik der Großen Kunst ging dem damaligen Handwerk ab, was bei der großen Zahl der jeweiligen persönlichen Arbeiten eines Mitarbeiters (»Serienfertigung«) im Vergleich zur Großen Kunst (Einzel-, oft Auftrags-Fertigung) verständlich wird. Nur wenige Porzellankünstler, seien es Modelleure oder insbesondere Maler, konnten sich durch herausragende Leistungen in ihrem Beruf so freischaffen, dass sie eigene Ideen erarbeiten und danach auch am Arbeitsplatz verwirklichen durften. Das sind überwiegend diejenigen, von denen heute Arbeiten bekannt sind. Die
allermeisten aber kopierten ihnen vorgelegte Gemälde, Zeichnungen oder – in der Regel – die damals preiswerten Kupferstiche mehr oder weniger gut auf Porzellan. Wohl alle von ihnen sind in Ludwigsburg durch Archivfunde dem Namen nach bekannt. Ihre Arbeiten aber kann man in weit überwiegender Zahl bis heute bestimmten Porzellanen nicht zuordnen. Solche oder ähnliche Aussagen treffen für praktisch alle Porzellan-Manufakturen der Frühzeit des europäischen Porzellans zu; gerade in Meißen ist diese Unkenntnis wegen der Vielzahl der Maler mit am größten, obwohl sich dort ausführliche Fabrikakten erhalten haben.
Der Steppenkiebitz ist eine extrem seltene Watvogelart, die 2003 von der Gesellschaft „BirdLife International" in der Roten Liste der weltweit gefährdeten Vogelarten als „akut gefährdet" eingestuft wurde. Dies entspricht dem höchsten Gefährdungs-Status einer vom Aussterben bedrohten Art. Der Weltbestand wird derzeit auf 200 bis 600 Brutpaare geschätzt (SCHIELZETH 2005).
Seine Brutheimat sind die Steppengebiete Eurasiens vom nördlichen Kaspischen Meer bis zum Altai-Gebirge. Er besiedelt dort offenes Grasland mit eingestreuten Flachwasserbereichen. Der Verbreitungsschwerpunkt befindet sich nach dem heutigen Kenntnisstand in Kasachstan. Die traditionellen Überwinterungsgebiete liegen in Pakistan, auf der arabischen Halbinsel und im nördlichen Ostafrika (COLSTON/ BURTON 1989). In Mitteleuropa tritt der Steppenkiebitz zwar mir einer gewissen Regelmäßigkeit aber dennoch äußerst selten während der Zeiten des Vogelzuges im Frühjahr und Herbst auf.
Migration ist kein auf die Moderne beschränktes
Phänomen. Gerade die spätmittelalterliche Gesellschaft war – gemessen an ihrer Verkehrs- und
Transportinfrastruktur – außerordentlich mobil.
Und heutigen Verhältnissen ganz ähnlich folgten
die Wanderungsbewegungen primär wirtschaftlichen Überlegungen. Namentlich Handwerker
und Gesellen waren in großer Zahl zwischen den
Städten des Reichs unterwegs und dank ihrem
Spezialwissen begehrte Fachkräfte und gleichzeitig
aus demographischen sowie militärischen und fiskalischen Gründen willkommen. Während große
Reichsstädte entsprechend ihren weit gespannten
Beziehungen über ein ausgedehntes Einzugsgebiet
von Zuwanderern verfügten, beschränkte sich dieses
im Fall einer vorderösterreichischen Landstadt wie
Villingen auf einen Umkreis von 30 bis 40 Kilometer. Konkret zogen also Leute beispielsweise von
Schwenningen, Kirnach oder Hüfingen nach Villingen,1 während Leute von Villingen beispielsweise
nach Straßburg, Basel oder Zürich auswanderten.
In den Rheinischen Beiträgen zur Gelehrsamkeit, einer in Mannheim verlegten wissenschaftlichen Zeitschrift, erschienen 1781 unter der Überschrift „Briefwechsel eines pfälzischen Blinden“ in mehreren Folgen Schreiben eines blinden Mannheimers. Von diesen Briefen wurde versichert, sie seien eigenhändig niedergeschrieben und nicht etwa diktiert worden, was mehr als vier Jahrzehnte vor Entwicklung der Braille-Blindenschrift verständlicherweise für Aufsehen und Bewunderung sorgte: „Wie!
ein Brief … von Ihrer eigenen Hand? noch dazu … mit aller orthographischen Genauigkeit? Wer sollte das von einem Blinden
glauben?“
Konjunkturschub, Kreativität, Wachstumsmodelle, Karrierechancen, etc., etc., alles Schlagworte, mit denen die Wende herbei
geredet werden soll. Bis jetzt noch ein Wunschdenken, das auf Umsetzung wartet. Dies alles vollzog sich in Mannheim, als
1720 – durch den Umzug des Kurfürsten Carl Philipp von Heidelberg nach Mannheim – die Stadt Residenz wurde. Die Bewohner erlebten einen ungeheueren Aufschwung. Das Land mag unter den finanziellen Lasten, die zu Gunsten des Schlossbaus und der Hofhaltung erhoben wurden, gestöhnt haben, aber die Stadt hat davon profitiert.
Der Mannheimer Luisenpark
(2007)
„Wenn ein Mannheimer auf einer einsamen Insel ausgesetzt würde und drei Wünsche offen hätte, etwas aus seiner Heimatstadt mitzunehmen, dann wären das wohl der Wasserturm, das Nationaltheater und der Luisenpark. Während aber Wasserturm und Nationaltheater schon seit Generationen ihren festen Platz im Bewusstsein der Mannheimer haben, hat der
Luisenpark erst Mitte der siebziger Jahre den Durchbruch in die Spitzengruppe geschafft. Seit er 1975 Schauplatz der Bundesgartenschau war, ist der Park ein Stück Mannheim, das die Bürger in ihr Herz geschlossen haben.“
Von Vielen vermisst
(2007)
„Der Punkt, von dem aus der Beschauer den Schloßbau betrachten soll, ist mathematisch genau, fast nach Berninischem
Rezept fixiert. Es ist der Schnittpunkt der Achse der Breiten Straße mit den Baufluchten an der Platzerweiterung von A 1 und L 1, heute allerdings wenig zu ungestörtem ästhetischem Genuß geeignet“, bemerkte Regierungsbaumeister Otto Eberbach (1876–1935) 1906 in seinem Beitrag über die Mannheimer Baukunst innerhalb des Standardwerks „Mannheim und seine Bauten“.
Maria Rigel
(2007)
Maria Rigel wurde 11. 9. 1869 in Adelsheim geboren, wo ihr Vater als Notar tätig war. Sie besuchte von 1876–1883 die Volksschule zu Adelsheim, ab 1883–1884 die Höhere Mädchenschule in Mannheim und von 1884–1887 das Klosterinstitut in Offenburg. Der Besuch der höheren Schule gab ihr die Möglichkeit, das Lehrerinnenseminar in Karlsruhe zu besuchen. Hier legte Maria Rigel 1889 die 1. Lehrerinnenprüfung ab und wurde am 5. 8.1889 als Volkschulkandidatin in den badischen
Schuldienst aufgenommen. 1890 bestand sie die 2. (höhere) Lehrerinnenprüfung. Die erste planmäßige Anstellung als Hauptlehrerin erfolgte 1902 in Mannheim, 1924 wurde sie hier als Oberlehrerin und am 1. 10.1927 als Rektorin in der K-5 Schule ernannt.
In den meisten Schlössern sind Möbelstücke zu finden, die ursprünglich oder zwischenzeitlich an einem anderen Ort gestanden haben. Nicht immer ist dies ein Resultat von Verkäufen und Umräumaktionen der jüngsten Zeit. Mobiliar ist, wie der Name besagt, beweglich und ist zu allen Zeiten und aus den verschiedensten Gründen von Ort zu Ort transportiert worden.
Mannheimer Ansichten
(2007)
Am 11. März 2002 übergab Werner Albrecht aus Wallstadt seine in drei Jahrzehnten aufgebaute Ansichtskartensammlung
an das Stadtarchiv Mannheim. Mit Unterstützung der GBG-Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH gelang es somit dem Institut unter der Leitung von Dr. Ulrich Nieß, einen wahren Schatz zu heben. Die ältesten Exemplare gehen auf die 1890er Jahre zurück, mit ihren ca. 18 000 Ansichtskarten und zahlreichen sonstigen Mannheimer Belegen zählt die Sammlung zu den größten ihrer Art in ganz Deutschland.
Das politische Wirken von Friedrich Daniel Bassermann, einem der führenden liberalen Politiker im Vormärz und während der Revolution 1848/49, Abgeordneten der Zweiten Badischen Kammer, Mitglied des Vorparlaments und der Paulskirche und schließlich Reichsminister, ist in der biographischen Literatur ausführlich gewürdigt worden. Aus der darin weniger dokumentierten frühen Lebensphase haben sich in Privatbesitz einige Schriftstücke erhalten, die die Abgeltung der
Militärpflicht des 21jährigen Friedrich Daniel Bassermann betreffen und die jüngst dem Mannheimer Altertumsverein für seine archivalischen Sammlungen überlassen wurden. Die vier Dokumente aus dem Jahr 1832 sind geeignet, seine Biographie um einen bisher nicht bekannten Aspekt zu ergänzen.
Portal der Kinderklinik
(2007)
Am 31. März 1919 wurde vom Bürgerausschuss die Erbauung eines Säuglingskrankenhauses beschlossen. Der Entschluss ein besonderes Krankenhaus für Säuglinge zu bauen war eine Folge des Krieges und der dadurch hervorgerufenen schlechten Ernährung der Säuglinge und Mütter. Das Gebäude fügte sich in den Plan der Gesamtanlage zwanglos ein, denn es war in diesem Plan eine Bebauung des gesamten Parkrandes vorgesehen, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Von diesem Bereich der noch zur Verfügung stehenden Bauplätze wurde am Nord-West-Rand des Parks der dem Haut- und Geschlechtsbau am nahesten liegende Platz gewählt und es verblieben nun noch Bauplätze für 2 bis 3 Gebäude am westlichen Parkrand.
Nachdem wir das Palais Lanz aus kunstgeschichtlichem Blickwinkel betrachtet haben, soll der Bau nun mit der Geschichte gefüllt werden, die ihm als Wohnhaus gerade den besonderen Reiz verleiht. Denn für seine Bewohner war es „unser neues Haus“ und nicht allein ein Statussymbol, das nach außen wirken sollte. Der Bauherr wollte sich in seinen ersten eigenen vier Wänden wohlfühlen, und anscheinend erfüllte sich dieser Wunsch für die gesamte Familie: Das Palais, dessen Größe auf den ersten Blick so erschlagend wirkt, war ein lebendiges Heim, das neben Karl und Gisella Lanz und ihren fünf Kinder von unzähligen Dienstboten bewohnt wurde.
Vom Acker zum Fließband
(2007)
Mannheim, mit 325 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg kann 2007 gerade mal ihr Vierhundertjähriges Stadtjubiläum feiern. Sie ist damit eine recht junge Stadt in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die ehemalige Residenz- und Hauptstadt der Kurpfalz wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss nach Verordnung Napoleon I. dem neu geschaffenen Großherzogtum Baden zugesprochen. Markgraf Karl Friedrich von Baden hatte schon 1796 mit Frankreich einen Sonderfrieden geschlossen und die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Speyer militärisch besetzt. Mannheim zählte 1777 bereits 25 353 Einwohner, Stuttgart hatte 1788 zum Vergleich nur eine Bevölkerungszahl von 17 628 und Frankfurt/Main 45 000 Einwohner gezählt.
Inmitten der Mannheimer Oststadt erhebt sich ein Bauwerk, das mit gutem Recht einen ganz besonderen Platz in der deutschen Architekturgeschichte beanspruchen darf: Es handelt sich um das wahrscheinlich einzige erhaltene Stadtpalais nach Pariser Art, das im zweiten deutschen Kaiserreich zwischen 1871 und 1914 erbaut worden ist. Die Rede ist vom Palais Lanz, das meist als Villa bezeichnet wird, wobei sich dieser Begriff nicht nur aufgrund der Dimensionen, sondern der Gesamtanlage
und des Baustils eigentlich verbietet. Hier wurde zwischen 1907 und 1913 kein stattliches Wohnhaus, sondern ein riesiger französischer Palast mit einer prachtvollen Werksteinfassade inmitten eines geometrisch angelegten Gartens errichtet und durch unerhört aufwändig gestaltete Stallgebäude komplettiert.
2007 kann die Kunsthalle Mannheim ihr 100jähriges Bestehen feiern. Die Einweihung des Hauses, in dessen Chronik sich das kulturelle Selbstverständnis der Mannheimer Bürger auf so hervorragende Weise spiegelt, war ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag der Stadtgründung. Aus diesem Anlass fand eine Internationale Kunstausstellung statt, die herausragende Werke von Künstlern zeigte, welche heute ihren Platz in der Kunstgeschichte unangefochten innehaben, damals aber längst nicht als durchgesetzt gelten konnten. So konnte sich Mannheim rühmen, 1907, als erste Stadt in Deutschland, in einem größeren Zusammenhang Werke von Paul Gauguin und Vincent van Gogh zu zeigen, Maler, die im wilhelminischen Reich noch weitgehend unbekannt oder verketzert waren.
Der 1. Juli 2005 markiert einen wichtigen Meilenstein in der Restaurierung des Stengelhofes. 5 Bewohner der Lebenshilfe Mannheim bezogen ein neues Zuhause in barocker Umgebung. Damit konnte ein weiterer Teil des ehemaligen Mustergutes gerettet werden, dessen Anfänge in das Jahr 1772 zurückreichen; somit das älteste Kulturdenkmal im Mannheimer Stadtteil Rheinau. Seinen kulturhistorischen Wert besitzt dieses Denkmal in der Tatsache, dass es sich um vermutlich das letzte bauliche
Zeugnis der westeuropäischen Landwirtschaftsreform handelt, die ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts auch in der Kurpfalz Fuß gefasst hatte.
Das Mannheimer Herschelbad
(2007)
Bernhard Herschel hatte der Stadt Mannheim 500 000 Goldmark für den Bau einer „Zentral- Bade- und Schwimmanstalt“ hinterlassen. Er starb im Jahr 1905. Otto Beck, damaliger Oberbürgermeister und Freund des Großkaufmanns, hatte den großzügigen Stifter dazu angeregt. Der Wunsch nach einer solchen Badeanstalt fiel in die Zeit einer wahren Bevölkerungsexplosion. Im Jahr 1895 zählte die Stadt Mannheim noch 91 000 Bürger und bereits im Jahr 1910 über 200 000
Einwohner. Mit der Friesenheimer Insel 1895 sowie Käfertal und Waldhof im Jahr 1897 hatte eine Welle der Eingemeindungen begonnen.
Der Junge mit der Ballonmütze deutet auf eine Stelle im Buch. Das kleinere Mädchen hält es aufgeschlagen vor sich. Er scheint ihr etwas zu zeigen oder vorzulesen. Aufmerksam und ernst betrachten sie ein Bild oder einen Text. Die Figuren lehnen an einer von Efeu umrankten Mauer. Eine Katze schaut neugierig nach hinten in den Schulhof. Das Kleid des Mädchens, die Kniebundhosen und der Lederranzen des Jungen verweisen auf eine vergangene Zeit, ebenso die Jahreszahl 1917.
Wer aufmerksam durch die Mannheimer Innenstadt geht, stößt seit Anfang 2006 immer wieder auf Glastafeln an Häusern oder eigens dafür aufgestellten Sandsteinstelen, die in Wort und Bild interessante Aspekte der Mannheimer Geschichte darstellen. STADTPUNKTE heißt das von Kulturbürgermeister Dr. Peter Kurz initiierte und vom Stadtarchiv Mannheim
– Institut für Stadtgeschichte realisierte Projekt, das der Mannheimer Innenstadt ihre historische Dimension zurückgibt.
Im Stadtarchiv Altötting tauchte im Juni 2005 ein Foto auf, das eine Gruppenaufnahme aus dem Jahr 1840 zeigt. Es handelte sich um die spätere Ablichtung eines Familienbildes, das ursprünglich im Daguerreotypie-Verfahren entstanden war. Dieses Verfahren ermöglichte ab 1839 die ersten fotografischen Aufnahmen. Das nebenstehende Bild entstand anlässlich des 70. Geburtstags des Altöttinger Komponisten Max Keller im Oktober 1840 und zeigt sieben Personen. Ganz links ist Constanze Mozart im Alter von 78 Jahren zu sehen. Dieser sensationelle Fund fand weltweite Beachtung.
Es war der Widerspruch gegen den prachtliebenden Geist der Cluniazenser, der 1098 den burgundischen Edlen Robert von Molesme dazu trieb, auf dem Weg der Suche nach Gott das Kloster Citeaux in abgelegener Gegend zu gründen, um fern vom Getriebe und den Gefährdungen der Welt die Ordensregel des Heiligen Benedikt wieder ganz und gar ernst zu nehmen.
Nicht Gold und Silber, nicht kostbarer Prunk sollten Zeugnis ablegen von Gott, sondern Armut, Demut, Gehorsam und innere Einkehr.
Tatort Bösfeld
(2007)
Der Bau der SAP-Arena führte zur Wiederentdeckung eines der größten Friedhöfe aus frühmittelalterlicher Zeit des 6.–8. Jahrhunderts. Die Größe des Friedhofs und die qualitätvolle Ausstattung sind im Rhein-Neckar-Raum, der Pfalz und Südhessen einzigartig, nur wenige alamannische Friedhöfe in Südwestdeutschland sind mit diesem Gräberfeld vergleichbar (Abb. 1). Bereits im Winter 1906/07 entdeckten Mitglieder des Mannheimer Altertumsvereins von 1859 bei Grabungen an der ehemaligen Gemarkungsgrenze von Feudenheim, Seckenheim und Neckarau im Bereich der heutigen Xaver-Fuhr-Straße sechs in zwei Reihen angeordnete Gräber aus dem 7. Jahrhundert, zwei Jahre später kam dort ein weiteres Grab zutage.
1707 jährte sich zum hundertsten Mal ein Datum, das die Mannheimer Bürgerschaft als grundlegend für ihre Stadtgeschichte begriff. Das vormalige Dorf, nunmehriger Standort einer kurpfälzischen Festung und Objekt ehrgeiziger Residenzpläne des Landesherren, hatte am 24. Januar 1607 die Stadtprivilegien verliehen bekommen. Schon die hundertjährige Wiederkehr des Ereignisses feierten die Mannheimer mit gnädiger Erlaubnis der kurpfälzischen Regierung in aufwändigem Stil.
Unter der Betrachtung des Münsters in Freiburg werden Auge und
Gemüt durch das innigste Behagen erwärmt, das in der Anschauung
eines Domes je erfahren werden mochte. Die wohltätige Empfindung
teilt sich alsbald mit, leicht sogar schon in jener ersten Minute, über
deren grundlegende Bedeutung Herz und Verstand sich noch kaum
Rechenschaft geben, so entschieden sie von vornherein zu besonderem
Wohlsein gestimmt sind. Wenn aber beide, Herz und Kopf, gleichsam
im musikalischen Verhältnis der Quint auseinandergespannt und eins
dem anderen eben darin dennoch zugeordnet – wenn also beide
nachher angefangen haben, vor sich selbst und gegenseitig die Übereinstimmung
der Eindrücke zu verantworten, dann wird ihnen kaum
ein anderes erklärendes Bewußtsein zur Verfügung stehen als gerade
jenes, für welches der Name schon gefunden ist: das Bewußtsein
tiefsten Behagens. Von Mal zu Mal wird Geist wie Seele nachdrücklicher
inne, daß alles am Freiburger Münster auf diesem Nenner steht.
Die Rückkehr des Thrones
(2007)
Als im Jahr 1802 die Kurpfalz an Baden überging, brach für Schloss Mannheim eine neue Epoche der herrschaftlichen Repräsentation an. Residierten einst die wittelsbachschen Kurfürsten von altem Stamm in der zu den größten Schlössern in Deutschland zählenden Anlage, zog in das bedeutende Bauwerk nun der badische Markgraf im Stand eines neuen Kurfürsten ein. Schmerzlich mag der Wechsel empfunden worden sein, doch längst hatte man in Mannheim die alte Herrschaft
entbehren müssen, war sie ja vor 25 Jahren nach München übergesiedelt. An eine Rückkehr des Kurfürsten schienen die
Menschen nicht mehr zu glauben und nur in Erinnerungen trauerte man vielleicht der guten alten Zeit nach.
Straßennamen erzählen Geschichte. Diese an sich banale Feststellung erscheint bei näherem Hinsehen komplizierter als auf den ersten Blick. Denn die herkömmliche Unterteilung von Geschichtsquellen in „Überreste“ und „Traditionen“ erlaubt hier keine eindeutige Zuordnung. Straßennamen erscheinen zum einen als Relikte, als Überbleibsel der Zeit, in der dem Weg oder der Straße ein Name gegeben wurde („Überrest“). Zum anderen jedoch spiegelt sich in diesem Namen häufig auch die „Tradition“ wieder, d. h. ein Bild der Geschichte, das zum Zeitpunkt der Namensgebung als Identifikationsmerkmal einer Straße
dienen konnte und bis heute akzeptiert ist.
Das Badische
(2007)
Ich sehe es nicht aus der Nähe, nicht unmittelbar, sondern aus einem ziemlich großen räumlichen, auch zeitlichen Abstand. Dreißig Jahre lang bin ich nun von zu Hause fort, und von der bayrischen Hochebene am Fuß der Alpen ist es bis ins Badische mehr als eine halbe Tagereise. Ich sehe das Badische in einer Ferne, die zugleich mit der süßen Schwermut und der umflorten Heiterkeit des Gewesenen, für mich Gewesenen bildhaft dasteht. Es ist mir ein wenig wund zu Mute; – aber in der Empfindung ist auch die Sicherheit: dies habe ich besessen – dies hat in mich hinein gewirkt bis auf den heutigen Tag –, dies Badische ist der ganz gewisse Stoff, aus dem mir Leib und Seele, Herz und Nerven gemacht sind ….
Die „Mineralquelle Kappel" ist ein frei auslaufender, artesisch gespannter Grundwasseraustritt aus einer 58 m tiefen Bohrung, die im Jahr 1970 zur Erschließung von Grundwasser im Buntsandstein abgeteuft wurde. Das Grundwasser ist relativ hoch mineralisiert. Die Summe der gelösten Feststoffe beträgt knapp über 1000 mg/l. Hauptinhaltsstoffe sind Calcium, Magnesium, Sulfat und Hydrogenkarbonat. Mineralstoffreiche Grundwässer im Buntsandstein treten auf der Ostabdachung des Schwarzwaldes vor allem dort auf, wo eine Überdeckung mit Muschelkalk besteht. Das Sulfat im Wasser der „Mineralquelle Kappel" entstammt vermutlich dem auf der gegenüberliegenden Talseite ausstreichenden Mittleren Muschelkalk, der Gips und Anhydrit führt. Isotopenhydrologischen und spurengasspezifischen Untersuchungen zu folge zeichnet sich das artesisch auslaufende Grundwasser durch hohe Grundwasserverweilzeiten mit zwei Komponenten aus. Die jüngere Komponente weist eine mittlere Verweilzeit von etwa 20-30 Jahren auf, die ältere besteht aus einer mehr als 50 Jahre alten Komponente. Lange Grundwasseraufenthaltszeiten sowie eine gute Vermischung im Untergrund konnten durch regelmäßige Überwachungen der elektrischen Leitfähigkeit, Temperatur und der Sauerstoff-18-Gehalte am Grundwasser der „Mineralquelle Kappel" bestätigt werden. Sie weisen auf ein praktisch stagnierendes Grundwassersystem hin, das durch die Bohrung einen künstlichen Auslass erhalten hat und dadurch zu einem Fließsystem wurde.
In einem abgelegenen, von verwildertem Unterwuchs, dichtem Laub- und Nadelholz besiedelten Wäldchen auf dem Schützenberg in Donaueschingen trat vor einigen Jahren ein schon seit Jahrzehnten verlassenes Gebäude in mittlerweile beklagenswertem Zustand ans Licht der Donaueschinger Öffentlichkeit. Das abgelegene Wäldchen war Bestandteil der für die „Bebauung Bühlstraße" erworbenen Gesamtfläche, die zur Disposition stand, nachdem der dort benachbarte, am Ostabhang des Schützenberges zur Friedrich-Ebert-Straße gelegene landwirtschaftliche Betrieb im Hintergrund der markanten Gründerzeitvillen von seinem Besitzer aufgegeben worden war. Beispielhaft hatte die Stadtverwaltung einen Architektenwettbewerb für die Bebauung des gesamten Areals ausgeschrieben. Aus dem Wettbewerb war ein Konzept als 1. Preis hervorgegangen, das in dem sanft nach Osten abfallenden Hanggelände eine sogenannte „Quartiersbebauung" vorgeschlagen hatte, ein allmählich wieder ins Bewusstsein der Fachleute eingedrungenes traditionelles städtebauliches
Prinzip aus der Vergangenheit.
Ist es Zufall, dass fast zeitgleich mit der Herstellung einer Faksimile-Ausgabe des Lorscher Kodex, dem so genannten Codex Laureshamensis des einstigen fränkischen Reichsklosters, auch eine Neubeschäftigung mir den dort eingetragenen
Urkunden und den darin enthaltenen Namen und Ortsnamen festzustellen ist? Die leichtere Zugänglichkeit dieses bedeutenden Werkes abendländischer Kultur jedenfalls birgt auch für zwei Gemeinden des Landkreises Überraschungen: für
Mundelfingen und Unterkirnach.
Erstaunliche Vierzehnmal besucht der deutsche Kaiser Wilhelm II. Donaueschingen. Erstmals am 26. April 1900. Zeugnisse und Denkmäler seiner Visiten sind noch heute zu sehen: etwa der Brunnen mit der Jagdgöttin Diana (Mai 1904), das Donauquell-Tempelchen an der Brigach und - in den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen - zahlreiche Trophäen. Sogar in der ehemaligen „Königlich-Bayerischen Hofgewehrfabrik" in München hängt ein kapitales Rothirsch-Geweih, ein 17-Ender oder ungerader Achtzehner, versehen mit dem Hinweis: ,,Erlegt von Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 ".
Im Almanach 2004 hatte JOACIHIM STURM für den Schwarzwald-Baar-Kreis noch unentdeckte „germanische Höhenburgen" des 4. und 5. Jahrhundert vermutet. Er verwies auf völkerwanderungszeitliche Befestigungen am Westrand des Schwarzwaldes wie etwa den Herrenberg am Rheinknie, den Zähringer Burgberg im Breisgau und die Stationen über dem Austritt des Kinzigtales in die Oberrheinebene in der Ortenau. Diese germanischen Höhensiedlungen mit Bezug auf gegenüberliegende spätrömische Kastelle am Rhe in wurden von HEIKO STEUER und MICHAEL HOEPER mit entsprechenden Plätzen wie dem Glauberg in der Wetterau, dem Reißberg in der Oberpfalz, der Gelben Bürg in der Fränkischen und dem Runden Berg in der Schwäbischen Alb kartiert. Auf diese Kartierung mit Leerstelle zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb hatte STURM sich berufen; bei den darauf aus Einzelfunden auf der Westalb und an der oberen Donau vermuteten früh-alamannischen Höhensiedlungen ist jedoch Vorsicht angezeigt.
Am 19. März 2006 veranstalteten das Stadtarchiv Villingen-Schwenningen und der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar im Kulturzentrum Franziskaner in Villingen-Schwenningen einen Aktionstag Geschichte in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ziel der öffentlichen Veranstaltung war es, das vorhandene Defizit in der Kommunikation unter den Geschichtsvereinen und Geschichtsinitiativen der Region aufzuheben sowie dem zunehmenden Verlust an kultureller Identität, der in den letzten Jahren durch den Verkauf von wertvollem Bibliotheks-, Archiv- und Museumsgut entstanden ist, zu begegnen. Ganz wichtig war das persönliche Kennenlernen der Aktiven in den Geschichtsvereinen und Archiven.
Und das ewige Licht ...
(2007)
Der Vater von Wilhelm Hausenstein stirbt früh; der Trauergottesdienst findet in Karlsruhe, in St. Stephan, statt. Auf den Sohn, der im evangelischen Glauben der Mutter aufgewachsen ist, macht dieser Raum und macht die ganze heilige Handlung einen tiefen Eindruck. „Am meisten aber berührt ihn das rubinrot glühende Licht der Ampel in der Kirche.“
Jubiläum und Abschied standen für das Staatliche Forstamt in Gengenbach zum Jahresende 2004 an. Die Staatliche Forstverwaltung in Gengenbach wurde 1804 durch Großherzog Karl Friedrich von Baden (1738-1811) gegründet und wurde 200 Jahre später zum Ende des Jahres 2004 aufgrund der Verwaltungsreform in das Landratsamt Ortenaukreis eingegliedert.
Ein sensationeller Fund
(2007)
Von 1490-94 begab sich Dürer auf Wanderschaft. Angeregt durch seinen einflussreichen Paten, den Nürnberger Buchdrucker und Verleger Anton Koberger, wanderte er in den deutschen Südwesten, um in Colmar den damals schon berühmten Martin Schongauer aufzusuchen. Kurz vor seinem Eintreffen war Schongauer jedoch gestorben. Daraufhin wandte er sich nach Basel, einem führenden Zentrum der Buchproduktion und -illustration. Dort wohnte er bei Georg Schongauer, einem weiteren Patensohn von Anton Koberger, dem Bruder des berühmten Martin Schongauer. Dieser nahm ihn freundlich auf und zeigte ihm Zeichnungen des Meisters. Von Basel aus, wo Dürer als Illustrator für Nikolaus Kessler arbeitete, führte ihn seine Wanderschaft weiter nach Straßburg, dem zweiten Zentrum des Buchdrucks am Oberrhein. Der Holzschnitt Gerson als Pilger,
den er für den Drucker Johannes Grüninger schuf, bezeugt diese Station. Hier lernte er mit Sebastian Brant, dessen Narrenschiff er illustrierte, einen der führenden Köpfe seiner Zeit kennen.
Am 1. November 1007 vollzog Heinrich II. auf der Frankfurter Synode die Gründung des Bistums Bamberg. Fast der gesamte Reichsepiskopat, acht Erzbischöfe und 27 Bischöfe, war anwesend. Der Bischof Heinrich von Würzburg war jedoch nicht erschienen und hatte als seinen Vertreter den Kaplan Berengar entsandt. Im Namen seines Herrn erhob dieser Einwände gegen die dem Bistum Würzburg zugemutete Amputation zugunsten des neuen Bistums. Zwar hatte der Herrscher sich am 25. Mai mit dem Würzburger Bischof abgesprochen. Dieser hatte seine Zustimmung signalisiert, auf den Radenzgau und einen Teil des Volkfeldes zugunsten des neuen Bistums zu verzichten, hatte aber dafür neben materiellen Kompensationen das Versprechen des Königs erhalten, Würzburg zum Erzbistum zu erhöhen. Damit wären aber die Rechte des Mainzer Metropoliten Willigis geschmälert worden, mit dessen Unterstützung sich Heinrich im Thronstreit gegen seinen Widersacher Herzog Hermann II. von Schwaben durchgesetzt hatte. Schon aus diesem Grund hatte Heinrich nicht ernsthaft daran gedacht, den Würzburger Wunsch zu erfüllen.
An anderer Stelle dieses Jahrbuches war bereits von den Waldgenossenschaften die Rede. Der Wald war seit dem Mittelalter ein wichtiger Bestandteil der Allmende und stand den Bewohnern der umliegenden Dörfer zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Gleichwohl konnte aber niemand im Allmendwald beliebig schalten und walten. Denn eine unbeschränkte Rodung, Bejagung oder Beweidung der Waldflächen konnte dem Forst schweren Schaden zufügen, der letztlich alle Waldgenossen treffen würde. Deshalb hatte man schon früh in den entsprechenden Forstordnungen und Waldbriefen die Rechte und Pflichten der Waldgenossen festgelegt. Dabei benötigte man aber auch Personen, die über die Einhaltung der
Waldgesetze wachten und Verstöße vor das Waldgericht brachten. Oberste Exekutivorgane des Waldgerichts waren die sogenannten ,,Waldvögte" (auch „Schultheißen" oder „Waldmeister" bezeichnet). Diesen standen einer oder mehrere Unterbeamte zur Seite, welche die eigentliche Waldaufsicht besorgten und Waldfrevlern das Handwerk legten. Diese
Waldaufseher wurden in den ältesten historischen Quellen unter anderem als „Forstknechte", ,,Weidgesellen", ,,Waldmeier", ,,Bannwarte" oder ,,Waldschützen" bezeichnet. Später nannte man sie einheitlich „Gemeindewaldhüter". Ihnen soll dieser Aufsatz gewidmet sein.
Wir gedenken der Gründung des staatlichen Forstamts Ottenhöfen, das 1843 als Großherzogliche Bezirksforstei in Offenhöfen eingerichtet wurde. Es war eine von rund 90 Bezirksforsteien, den späteren Forstämtern. Sie hießen so, weil sie für den Bereich eines großherzoglichen badischen Amtsbezirks geschaffen wurden, also hier für den Bereich des damaligen
Amtsbezirks Achern, der bis 1935 bestand und dann im Amtsbezirk Bühl aufging. Heute gibt es keine Bezirksforstbehörden mehr, das Forstamt Ottenhöfen ist eines von mehreren Forstämtern im Ortenaukreis und untersteht der Forstdirektion Freiburg. Wie kam es, dass eine Bezirksforstei, die in der Regel am Sitz eines badischen Bezirksamtes saß, ausgerechnet in der kleinen Gemeinde Ottenhöfen gegründet wurde, in der damals Armut und zeitweise Hungersnot herrschten, in einer Gemeinde, bestehend aus Bauernhöfen und einem winzigen Ortszentrum, erst vor wenigen Jahren gegründet, ohne gemeindliche Tradition, in einem für damalige Verhältnisse abgelegenen Schwarzwaldtal? Die Geschichte des Forstamtes, eine für Nichtforstleute etwas trockene Materie, beginnt natürlich früher als 1843, sie nimmt ihren Anfang eigentlich mit der Geschichte des Waldes, der schon vorher da war, eigentlich mit der bekannten Erzählung vom Esel, dem Eselsbrunnen und der Stiftung des Klosters Allerheiligen. Dieses hatte den Allerheiligenwald von der Herzogin Uta von Schauenburg geschenkt bekommen, der im 19. Jahrhundert den Grundstock des heutigen Staatswaldes bildete, der im Übrigen heute gar nicht mehr zum Forstamt Ottenhöfen gehört.
,,Der Wolfersbach ist eine dem Gotteshaus Ettenheimmünster eigentümliche Waldung, eine Stund lang und bei einer halben Stund breit, und liegt einerseits an der Schuttertäler Allmend, oben herum an dem herrschaftlichen geroldseckischem Wald, unterhalb aber stoßt er an den Wittelbacher Bann und den Schmetterhof, so teils Güter in dem Wittelbacher, teils Schuttertäler Bann hat. Wegen diesem Wald sind schon bei 300 Jahre sehr viele Spänn und Streitigkeiten vorgefallen, die noch nicht beendigt sind." Mit dieser Lagebeschreibung beginnt der Chronist des Klosters Ettenheimmünster, Gervasius Bulffer, seine gründliche Untersuchung über den Ursprung der Besitzungen und die Rechte des Klosters im Wolfersbach. Die schon seit Jahrhunderten andauernden Spänn und Streitigkeiten mit den Herren von Geroldseck und ihren Rechtsnachfolgern sollten einmal endgültig geklärt werden.
Die folgende Geschichte spielte sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Raum Freistett ab. Es ging dabei um Holz, Geld und Recht und liefert den Stoff zu einem spannenden Historiendrama. Im Mittelpunkt steht der neureiche, skrupellose, aber geniale Kaufmann Georg Daniel Kückh mit seiner wohlhabenden Gattin Anna Barbara, geb. Saltzmann. Ausgestattet mit der satten Mitgift Anna Barbaras kauft der reiche Kückh um 1730 halb Freistett auf. Das genügt ihm nicht. Er kauft einem Baron einen Wald ab und lockt drei adelige Herren mit einem tollkühnen Plan. Er will aus Holz bares Geld zu machen, die Wälder der Region abholzen und das Holz über einen Kanal in die von ihm neu gegründete Stadt Neufreistett schaffen. Die drei adeligen Landesherrn sind der französische Bischof Kardinal von Rohan, der badische Markgraf Ludwig Georg von Baden und der Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt. Ungefragte Opfer sind die Dorfbewohner der Umgebung. Die einfachen Bauern, Handwerker und Tagelöhner reagieren auf die Pläne verständlicherweise erbost, werden grob und greifen zur Gewalt. Schließlich springt die gütige Kaiserin Maria Theresia dem getäuschten Volke bei und lässt den Kanal wieder zuschütten. Die Geschichte endet mit einem unerwarteten Happy End. Nicht genug! Der verhasste Bösewicht Kückh springt verzweifelt in die Fluten des Rhein. Welch ein tragikomisches Ende! Und ein dichtender Freistetter hält das Ganze für die nachfolgenden Generationen lyrisch fest. Was lernen wir daraus? Es gibt sie also doch, die Gerechtigkeit, die das gute Volk vor bösen Schurken in Schutz nimmt. Soweit im Zeitraffer die Überlieferung der Vorgänge um den Kaufmann Kückh und seinen Kanal.
Stupanus war ein Bergwerker aus Basel, gebürtig in Kollnau, und Eigentümer des österreichischen Eisenbergwerks zu Kollnau bei Waldkirch. Insbesondere im Hohengeroldseckischen war in dieser Zeit noch einiges Eisen vorhanden, das Stupanus angeboten wurde. Er beabsichtigte aber auch selbst, im Tal nach Eisenerz zu suchen. Die folgenden Ausführungen sind dem u. a. Fascikel aus dem Leyenschen Archiv entnommen. Am 24. Januar 1740 wendet sich der hohengeroldseckische Rat Schmelzer an seine Grafschaft. Dabei wird zunächst darauf hingewiesen, dass einige Untertanen wie Schmiede und Nagler zur Vornahme ihres Handwerks an der Schutter und an anderen Bächen Hammerschmieden an ihre Häuser oder Höfe gebaut haben. Für die Nutzung des Wassers waren diese Handwerker bereit, eine Vereinbarung mit der Herrschaft einzugehen. Nunmehr habe der Eigentümer des 6 Stunden entfernten Eisenbergwerks zu Kollnau, Herr Stupanus um Erlaubnis gebeten, Eisen in der Herrschaft auf Pacht niederzulegen.
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
Der Weißtannenturm in Kehl
(2007)
Die Idee zum Bau eines Weißtannenturmes kam von Landrat Brodbeck und wurde von Gleichgesinnten begeistert aufgenommen. Der Weißtannenturm sollte über den Rhein hinweg und darüber hinaus ein Symbol der Völkerverständigung werden und die Landesgartenschau 2004 in Kehl bereichern. Bald wurde ein Weißtannen-Förderverein ins Leben gerufen, der sich für die Umsetzung stark machte. An der Spitze Frau Wohlbold-Melet und Karl-Heinz Axt. Das Projekt wurde maßgeblich von Bürgermeister Armbruster und Architekt Carl Langenbach begleitet. Flankiert von Forstdirektor Elsäßer suchte ein Team besonders schöngewachsene Weißtannen im Staatswald Gengenbach aus. Die Tannen wurden vom Amt für Waldwirtschaft in Offenburg gestiftet.
Viele tausend Jahre lang genossen Bäume eine besondere Verehrung und kommen deshalb in fast allen Religionen ebenso wie in Märchen, Sagen und Legenden vor. Ihre Schönheit hat Dichter und Maler inspiriert. Aufgrund ihres Alters und ihrer Größe bewunderungswürdig ist auch Sägers „Große Buch" in Schuttertal. Diese Rotbuche (Fagus sylvatica) genießt zwar im Schuttertal keine religiöse Verehrung, der gewaltige Laubbaum wird jedoch von Groß und Klein bewundert. Den Ortskundigen ist die Schuttertäler Baumsehenswürdigkeit oberhalb des alten Sägerhofs vertraut, und sie wird von Generation zu Generation
immer wieder bestaunt. Kein Vater aus Schuttertal versäumt es, seinen Kindern irgendwann einmal diesen Baumriesen zu zeigen.
Am Rande der Offenburger Altstadt hat sich ein erstaunliches Zeugnis der mittelalterlichen Stadtgeschichte erhalten, das aus der Ferne der Jahrhunderte unmittelbar zu uns spricht. Gut geschützt im westlichen Kreuzgang des alten Franziskanerklosters Unserer Lieben Frau erzählt uns eine schlichte Holztür mit einer barocklateinischen Inschrift stolz von ihrem Überleben ,,im zerstörenden Feuer des Krieges in den Trümmern des eingeäscherten Klosters". Dass diese „tapfere Tür" die Katastrophe der Totalzerstörung Offenburgs im 17. Jahrhundert bis heute überlebt hat, ist schon ein historisches Phänomen an sich. Was sie aber so besonders wertvoll macht, ist nicht ihr Alter und ihr Material. Von größter Bedeutung und in dieser Form wohl einzigartig ist die lateinische Barockinschrift im oberen Teil der Tür. Sie gibt bis heute einige Rätsel auf, die selbst unter der Lupe wissenschaftlicher Durchleuchtung zum Teil bestehen bleiben werden.
Vom Ende der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert bis zum Jahre 1386 standen die späteren Windecksehen Waldungen im Eigentum der Markgenossenschaften. Sie entstanden zum erstgenannten Zeitpunkt und bildeten einen Zusammenschluss von Dörfern. Sie benutzten das bislang herrenlose Wald- und Weideland. Ab der Christianisierung entstanden an den Hauptorten der Markgenossenschaften die Missionsstationen. Im Falle des Landkapitels von Ottersweier war das die Mutterkirche von Sasbach. Sie war auch der Hauptsitz des Kirchspiels. Zum Kirchspiel Sasbach gehörten neben Sasbach Sasbachried, Obersasbachtal, Sasbachwalden und Lauf. Eine Besonderheit tellten die Kirchspiele Ottersweier und Kappelwindeck dar. Sie waren sowohl am Waldhägenich als auch am Windecker Genossenschaftswald beteiligt. Der Grund lag darin, dass allein die doppelte Beteiligung ihren Holzbedarf deckte. Ab dem 12. Jahrhundert gab es bei der Neugründung von Pfarreien keine Markteilung mehr. Folglich blieben die Kirchspielleute der neuen Pfarrei auch Angehörige der alten Mark
Die Edelkastanie oder Esskastanie (Castanea sativa P. Mill.) ist seit der Römerzeit ein willkommener Gast in den Weinbaugebieten des Rhein- und Moseltales, wo sich ihre Wertschätzung vor allem auf die Witterungsbeständigkeit der daraus gewonnenen Rebpfähle stützte. Außerdem lieferte sie Gerbstoffe und Brennholz und war im Stockausschlagbetrieb leicht zu bewirtschaften; alljährlich war auch der Fruchtertrag eine beliebte Nahrungsquelle der Bevölkerung. Oft bildete ein Niederwaldgürtel oberhalb der Rebhänge den Übergang zum Hochwald und sorgte durch seine geringe Höhe, die sich durch die Nutzung in kurzen Umtriebszeiten von 15 bis 20 Jahren ergab, dafür, dass die Reben nicht zu stark beschattet wurden,
dagegen aber einen wirksamen Schutz gegen kalte und austrocknende Winde erhielten. So prägte die Edelkastanie das Landschaftsbild im Elsass, in Baden, in der Pfalz, in Rheinhessen, am Taunusrand, am Mittelrhein und im ganzen Moseltal bis hinein nach Luxemburg. Auch im Nachbarland Frankreich war diese Baumart weit verbreitet und als Nutzholzlieferant sehr geschätzt; Südfrankeich gehörte ohnehin zusammen mit allen anderen Ländern des Mittelmeerraumes zur Heimatregion der Edelkastanie, die dort die Klimaschwankungen der Eiszeit mühelos überdauern konnte. Von Italien her hat sich die Baumart auf natürliche Weise auch in den Alpenraum und bis nach Ungarn vorgeschoben, wo sie in einigen Regionen gerade wegen ihres Fruchtertages (,,Maronen") bis heute intensiv kultiviert wird. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit bildete sie in den Alpentälern in Höhenlagen bis 1100 Meter eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung; schon 1615 schrieb Delachamps in seiner „Histoire generale des plantes": ,,Die Kastanie ist das Dessert für die Tafel der Reichen sowie das ,Fleisch' für die Armen" (aus Insam 1994). Im 20. Jahrhundert kam es allerdings zu einer massiven Bedrohung der Kastanienbestände im südlichen Alpenraum durch das Vordringen des aus Amerika eingeschleppten
Kastanien-Rindenkrebses (Cryphonectria parasitica), der langsam auch in andere europäische Länder einwanderte; man versucht inzwischen, seine Aggressivität durch biologische Methoden herabzusetzen.
Wald im Wandel
(2007)
Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden die Wälder des Vorderen Renchtales von der Großherzoglich Badischen Bezirksforstei Renchen betreut, die nach der Aufhebung der Monarchie die Bezeichnung „Badisches Forstamt Renchen" führte. Der Zuständigkeitsbereich umfasste alle Gemeinden, die heute zu den kommunalen Einheiten Oberkirch, Renchen und Lautenbach gehören, sowie einige Gemeinden der heutigen Stadt Achern wie Wagshurst, Gamshurst, Önsbach und Mösbach. Dies blieb so bis zum 1. Juli 1937, als der Dienstsitz von Renchen nach Oberkirch verlegt wurde. Damals kam es zur Aufhebung des „Badischen Bezirksamtes Oberkirch", einer funktional einem heutigen Landratsamt entsprechenden Behörde, und einer Vereinigung mit dem damaligen Bezirksamt Offenburg. Somit suchte man eine neue Verwendung für das freiwerdende stattliche Gebäude in der Oberkircher Hauptstraße, das erst in den 1920er-Jahren unter dem bekannten Regierungsbaumeister Vögele für die Dienststellen des Bezirksamts und die Dienstwohnung des Bezirksamtmanns Gädecke errichtet worden war. In Anbetracht der geografischen Verteilung der Waldflächen und der bisherigen exzentrischen Lage des Dienstsitzes Renchen lag es nahe, diese Chance zu nutzen und das Forstamt nach Oberkirch zu verlegen. Zum genannten Zeitpunkt zog daraufhin Forstmeister Fritsch mit seinem Stab hierher um und bezog auch die freigewordene Dienstwohnung.
Seit einigen Jahren ist das Projekt der landesweiten systematischen Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg angelaufen. Von drei großen Vereinen (Schwarzwaldverein, Schwäbischer Albverein, Schwäbischer Heimatbund) mit Unterstützung der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg (GEEK) wurde das Vorhaben zusammen mit dem Landesdenkmalamt ins Leben gerufen. Die Kulturwissenschaftlerin Martina Blaschka betreut seither als Landeskoordinatorin das Projekt, über das sie in der „Denkmalpflege in Baden-Württemberg" ausführlich berichtet hat. Im Ortenaukreis hat die Erfassung bemerkenswerte Ergebnisse erbracht. Etwa 180 Personen haben tatkräftig dazu beigetragen, dass flächendeckend weit über 5600 Kleindenkmale in Wort und Bild dokumentiert werden konnten. Mitglieder von Vereinen, z. B. vom Historischen Verein für Mittelbaden oder vom Schwarzwaldverein, wie auch Personen, die außerhalb von Vereinen gewonnen werden konnten, haben sich ehrenamtlich eingebracht. Die Schirmherrschaft hat der
Landrat übernommen. Hervorzuheben ist die Unterstützung, die von behördlicher Seite aus erfolgte - wie etwa von den Verwaltungsspitzen (Bürgermeister, Ortsvorsteher), vom Forst oder der Vermessung. Letztlich war es die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, seine eigene Zeit - umgerechnet in Stunden, Tage und Wochen - für das Projekt einzusetzen.
Weit über 700 Seiten der bisher erschienenen Bände der „Ortenau" sind dem Thema Wald gewidmet. Ausgangspunkt eines Beitrags ist häufig die Geschichte eines Waldes, die sich widerspiegelt in dem Umgang mit seiner Nutzung, dann mit den aufkommenden holzgewerblichen Tätigkeiten unterschiedlicher Art. Sichtbar werden auch sozialgeschichtliche Entwicklungen, häufig erkennbar an den Beziehungen der Herrschenden gegenüber ihren Untertanen. Ein großer Teil der Beiträge nimmt die Darstellung der ehemaligen Genossenschaftswälder ein. Die gesamte Ortenau wird als das Gebiet mit der größten Verbreitung dieser speziellen Eigentumsform angesehen. Die Entstehung des jeweiligen frühen Eigentums an einer Waldung kann nicht generell geklärt werden. Die Vielfalt hoheitlicher Rechte im Mittelalter führte zu Jahrzehnte andauernden Zwistigkeiten - ,,Spänne und Irrungen" -, die in Fehden auf lokaler Ebene oder in Prozessen bis vor höchsten Gerichten ausgetragen wurden. Leidtragende der Streitigkeiten waren letztlich die Untertanen, etwa die Waldbauern, wenn ihnen zustehende Rechte oder gar Lebensnotwendiges verwehrt wurden. Für Waldgenossenschaft wird auch synonym der Begriff Markgenossenschaft verwendet, was in der Regel einem Kirchspiel entspricht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Markgenossen gaben schließlich Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zur Aufteilung der meisten Genossenschaftswälder und Neufestlegung des Eigentums am Wald. Bis dahin war die Nutzung des Waldes, also vorwiegend für das Gewinnen von Bau- und Brennholz und als Viehweide, in Waldordnungen, auch Waldbriefen, festgelegt.
Sie mussten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder „erneuert" werden.
Ich kam zu diesem Thema, weil ich von einem Bauernhof komme und uns das Aufarbeiten von Sturmflächen monatelang beschäftigt hat. Außerdem habe ich so viel an diesem Tag erlebt, als der Sturm Lothar über ganz Baden-Württemberg gefegt ist, dass ich es wohl nie mehr vergessen werde. Ich finde es sehr interessant, wie so ein Sturm entsteht. Und die großen
Forstgeräte, die aus Schweden, Belgien und Österreich ankamen, um die Sturmflächen aufzuarbeiten, faszinierten mich.
Für die Bauern, deren Wald zerstört wurde, war das natürlich nicht so erfreulich. Sie haben zum Teil ihre „Sparkasse", die sie jahrzehntelang gehegt und gepflegt hatten, auf einmal verloren. Der Preis des Holzes ist rapide gefallen und es war plötzlich nichts oder nur noch die Hälfte wert. Meine Familie und ich halfen bei meinem Onkel Hubert in Nordrach, die Sturmflächen aufzuarbeiten. Mir hat das Arbeiten im Wald viel Spaß gemacht. Wir haben auch oft Wanderungen und Fahrradtouren zu anderen Sturmflächen unternommen. Dabei sahen wir viele interessante Forstgeräte, wie z. B. Vollernter, Rückezug, Seilkran und Bagger. Da der Fotoapparat unser ständiger Begleiter war und in der Badischen Bauernzeitung immer wieder Artikel zum Thema zu lesen waren, hatte ich bald genug Material zusammen, um diesen Bildsteinaufsatz schreiben zu können.
Überlieferungsgeschichtliche und inhaltliche Bemerkungen zum Ulmer Waldbrief von 1410 (Ulmhardt)
(2007)
Bei der Durchsicht von Forst- und Waldakten im Stadtarchiv Renchen stieß Hans Wolfram Hedemann auf eine Abschrift des sogenannten Ulmer Waldbriefs von 1410, der damals die Kirchspiele (Pfarreien) Ulm, Renchen und Waldulm betraf. Neugierig geworden, machte ich mich auf die Suche und die Spur des genannten Waldbriefs von 1410, der dem Alter nach mit zu den ältesten im Gebiet der Ortenau gehört, der Erwähnung und der Bedeutung nach aber kaum in der ortsgeschichtlichen Literatur sichtbar wird.