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"Unter duftenden Gärten"
(2020)
Die dem Andenken des Dichters Friedrich Hölderlin (1770–1843) gewidmete Anlage am östlichen Philosophenweg erhielt ihr heutiges Aussehen durch eine Um- und Neugestaltung im Jahr 1986. Ein direkter Zusammenhang dieser Maßnahme mit dem Jubiläumsjahr der Ruprecht-Karls-Universität ist nicht überliefert.
Nach 1945 wollten manche Institutionen, Firmen und Privatpersonen die jüngste Geschichte ihres Betriebs, Geschäfts oder ihrer Immobilie lieber nicht thematisieren. Die „Arisierung“ in der NS-Zeit war tabu. Auf eine Definitions-Diskussion des Begriffs „Arisierung“, der in jüngster Zeit eine, durchaus begründbare, Erweiterung in den Kultur- und Kunstbereich erfahren hat, soll hier verzichtet werden. Für die vorliegende Untersuchung ist der mit offenem oder subtilem Druck erzwungene Übergang von Eigentum jüdischer Einwohner in nichtjüdische Hand gemeint. Hierzu zählt auch manch „freiwilliger“ Verkauf in der NS-Zeit, der bei genauerem Hinsehen so freiwillig nicht war. Es handelte sich um Notverkäufe, die der Finanzierung der lebensrettenden Flucht ins Exil dienen sollten. Die Verkaufsverhandlungen verliefen unter unfairen Bedingungen, der Preis wurde weit unter den Marktwert gedrückt. Im Grunde sind diese Vorgänge besonders infame Formen von Enteignung. Während Nutznießer und Profiteure der „Entjudungen“ rasch Gras über die Vorgänge wachsen lassen wollten, mussten die Opfer in den Nachkriegsjahren meist einen zähen und langen Kampf um ihre Ansprüche auf Entschädigung und „Wiedergutmachung“ führen. Die Öffentlichkeit schien lange am Thema „Arisierung“ wenig interessiert. Firmengeschichten wiesen für die Jahre 1933–1945 bemerkenswerte Lücken auf oder griffen zu euphemistischen Formulierungen und nebulösen Darstellungen, die nichts erklärten. Langsam erst kam die Aufarbeitung der wahren Hintergründe in Gang, und ungeschönte Chroniken einzelner Firmen und Ortschaften entstanden. Doch es bleibt noch viel zu recherchieren, auch für Heidelberg steht eine detaillierte und umfassende Darstellung der „Arisierungen“ noch aus. Ein ungewöhnlicher und interessanter Fall ist die „Arisierung“ der damals in Heidelberg ansässigen Handelsfirma mit dem offiziellen Namen „Hopfenhandlung Leon Weil – Mitinhaber Max Eisemann“. Die Quellenlage zu diesen Vorgängen ist sehr gut. Dokumente aus dem Archiv der Firma Hildegard Eisemann KG, dem Stadtarchiv Heidelberg und dem Generallandesarchiv Karlsruhe ergänzen sich und lassen in
der Zusammenschau ein detailliertes und nahezu lückenloses Bild dieser besonderen „Entjudung“ entstehen.
Maikäfer flieg …
(2020)
Das Leben eines Menschen nachzuzeichnen, braucht es etwas mehr als einer Blechdose mit ein paar persönlichen Schriftstücken, einer vom Todesschuss perforierten Kalenderseite, einer Gasmaskenbrille und eines halben Bleistifts. Auch das Grab auf einem Soldatenfriedhof in Ungarn und die Erinnerungen der Familie reichen für ein vollständiges Porträt nicht aus. Es sind einzig die 31 Briefe, die der Kaufmann Heinrich Heindel zwischen April und Dezember 1944 an seine Frau Susanna in Heidelberg richtete. Es handelt sich teils um längere, teils um kurze, oft in Eile verfasste Mitteilungen.
Der Name der Lauerstraße
(2020)
Die Lauerstraße in der Heidelberger Altstadt verläuft parallel zum Neckar. Sie beginnt an der Heuscheuer und endet kurz vor der Alten Brücke. Das Wort, von dem sie ihren Namen hat, ist vieldeutig; „Lauer“ kann vor allem Hinterhalt, aber auch minderwertigen Wein bedeuten. Diese Varianten kommen in topografischen Zusammenhängen nicht in Betracht. Die Heidelberger Lauerstraße hat ohne Zweifel Ihren Namen von dem Uferstreifen, auf dem Güter gelagert wurden und an dem Schiffe anlegen konnten und können. Das bestätigt auch ein Blick in das Badische Wörterbuch: Die Ortsbezeichnung „Lauer“ wird dort definiert als erstens „Schiffsanlegestelle, Kaimauer als Schiffslände“ und zweitens als „gepflasterter Platz im Neckarvorland“.
1861 baute der Physiker Philipp Reis im hessischen Friedrichsdorf das erste Telefon. Graham Bell entwickelte diese Erfindung in den USA zu industrieller Reife. 1877 wurde im Deutschen Reich die erste Telefonleitung als Versuchsstrecke angelegt, und Siemens & Halske begann mit der Herstellung von 200 Apparaten pro Tag. 1885 kam auch Heidelberg ans Netz, zunächst mit zweistelligen Nummern. Das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war alles andere als eine gemächliche Zeit. Die industrielle Revolution ging einher mit technologischen Umwälzungen im
Verkehrs- und Nachrichtenbereich. Mithilfe des elektrischen Stroms entstanden völlig neue Wege der Kommunikation. Die Entwicklung vollzog sich in hohem Tempo: Zwischen der Erfindung und den ersten Telefonnetzen lag nicht einmal ein Vierteljahrhundert. Das moderne Internet war nicht ganz so schnell: 1969 erstmals installiert, stand der Begriff erst 1996 im Duden.
Wir schreiben das Jahr 1973, als sich in einem Strafprozess im Heidelberger Amtsgericht zwei Parteien gegenüber stehen – allesamt Angehörige der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (PH): der ASTA-Vorsitzende Wilhelm Pauli auf studentischer Seite sowie die Professoren Karl Kollnig und Wilhelm Schwab als Vertreter des Lehrkörpers. Gegenstand des Strafprozesses ist eine Anklage gegen den Studenten wegen beleidigender Äußerungen in einem Artikel der Hochschulzeitung „Asta-Info“ vom 30. April.
Der Verein Heidelberger Lupe e.V. wandte sich im September 2019 mit einer Bewerbung für Dr. Norbert Giovannini für den German Jewish History Award an die amerikanische Obermayer Stiftung, da der Verein überzeugt war, dass er aufgrund seines außerordentlichen Engagements für die deutsch-jüdische Geschichte Heidelbergs mit diesem Award ausgezeichnet werden solle. Seine intensive Arbeit an diesem Thema folge keinen zweckbestimmten Interessen, sondern sei zu einem Lebenswerk geworden.
Johann Friedrich Heinrich Schlosser (1781–1851) und seine Frau Sophia (Sophie) Johanna, geborene Du Fay (1786–1865), sammelten zu Beginn des 19. Jahrhunderts Zeichnungen, Aquarelle und Gemälde zeitgenössischer deutscher Künstler in Rom, der sogenannten Nazarener. Ihre Sammlung befand sich bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein auf Stift Neuburg. Die Sammlung Schlosser besaß ein überregionales Ansehen. Der Münchner Kunstsammler Graf Adolf Friedrich von Schack (1814–1894), dem wir eine Beschreibung der Innenräume von Stift Neuburg verdanken, sah dort „vortreffliche Gemälde und eine interessante Sammlung von Handzeichnungen“. Der Berliner Kunsthistoriker Gustav Friedrich Waagen (1794–1868) erwähnt sie in der Beschreibung seiner ausgedehnten Kunstreisen durch Deutschland: „Leider gestattete es mir die Zeit nicht, den ganz in der Nähe von Heidelberg lebenden Herrn Christian Schlosser zu besuchen, der eine Reihe werthvoller Gemälde lebender Künstler, wie namentlich von Overbeck, besitzen soll.“ Waagen kannte die Sammlung offenbar nur vom Hörensagen, denn er verwechselt Friedrich Schlosser mit seinem jüngeren Bruder Christian in Frankfurt, der ebenfalls Kunst der Nazarener besessen, möglicherweise auch gesammelt hat (ich komme auf ihn zurück).
Das Sozialistische Patientenkollektiv war eine Organisation, die Anfang der 1970er- Jahre aus der Kritik an der herrschenden Psychiatrie entstand und einen Umbruch in der Behandlung psychischkranker Patienten bewirken wollte. Die immer radikaler werdende Bewegung um den Arzt Dr. Wolfgang Huber und die möglichen Folgen dieser Radikalisierung warfen für uns viele Fragen auf. So haben wir im Rahmen des Geschichtswettbewerbs der Körber-Stiftung vom September 2018 bis Februar 2019 über das Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) in Heidelberg geforscht. Unsere Arbeit reichten wir im Februar 2019 bei der Körber-Stiftung ein. Sie wurde zunächst auf Landesebene prämiert. Dieser Preis wurde im Neuen Schloss in Stuttgart verliehen. Später wurde unsere Arbeit noch mit einem dritten Preis auf Bundesebene ausgezeichnet.
Eigentlich erinnert sich kaum mehr jemand an den Maler Gustav Wolf (1887–1947). Eine Ausnahme ist Barbara Gilsdorf, Kunsthistorikerin und aktuell Kulturreferentin der Stadt Schwetzingen. Sie hat rund 6000 (!) Bilder aus dem Nachlass des Künstlers gesichtet und katalogisiert. In der Rückbesinnung auf die 1920er Jahre gewinnt das Werk von Gustav Wolf an Bedeutung. In Heidelberg gehörte er mit dem Lyriker Alfred Mombert (1872–1942) zu den Mitbegründern der „Gemeinschaft der Pforte“ und bis 1925 zu ihren künstlerischen Hauptexponenten. Sein Werdegang soll hier kurz skizziert werden.
Er war beleidigt. „Normalerweise“, hielt er mir entgegen, „schreiben die Linken ihre Zulassungsarbeiten bei mir.“ Ich erinnere mich noch, dass er sich eher geringschätzig über den mit Ernst Bloch aus der DDR geflohenen Dozenten G. äußerte, bei dem ich meine Abschlussarbeit angemeldet hatte. „Schreiben Sie doch über Lenin, das interessiert mich“, empfahl er mir zum Abschied. Ich war 1970 nach Heidelberg gekommen, um das Lehrerstudium an der Pädagogischen Hochschule zu beenden. Natürlich nicht nur deswegen. Heidelberg sei ja eine „Zitadelle des Aufstands“ gewesen, poetisierte die FAZ. An der Hochschule in Neuenheim schloss ich mich der linken Basisgruppe an. Die Genossen legten mir nahe, zu Löffler zu gehen. Tatsächlich waren die meisten der Genossen eifrige Besucher in Löfflers Vorlesungen und schrieben bei ihm die sogenannte Zulassungsarbeit. Er ist unangenehm, aber wahrscheinlich ein Linker, so versuchten sie mich einzustimmen. Ein Dozent, der mit ihnen, und wenn ich gewollt hätte, auch mit mir auf politisch gleichrangiger Ebene kommunizierte. Schon reizvoll!
Weit weniger stark im kollektiven Gedächtnis verankert als der gescheiterte Hitler-Ludendorff-Putsch in München vom 9. und 10. November 1923 sind die kommunistischen Umsturzversuche vom Oktober desselben Jahres, obwohl beide Aktionen eng miteinander verknüpft waren: Während der Antibolschewismus eine der stärksten Antriebskräfte der nationalsozialistischen Staatsstreichpläne war, setzten die Kommunisten im Herbst 1923 darauf, die Niederschlagung eines rechtsradikalen Putsches, den man als unmittelbar bevorstehend erwartete, zu einem revolutionären Umsturz auszunutzen. Anders als der nationalsozialistische Putsch, der auf Bayern begrenzt war, handelte es sich bei den Plänen für den „Deutschen Oktober“, die vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale in Moskau ausgingen, um ein regional breit angelegtes Unternehmen, das zwar auf die kommunistischen Hochburgen Sachsen, Thüringen und Hamburg fokussierte, aber ein reichsweites Netz von „Proletarischen Hundertschaften“ als Fußtruppen der Revolution zu knüpfen versuchte.
Der Heidelberger Gemeinderat fällte in den letzten Jahren zwei Beschlüsse zur Flüchtlingspolitik: 2017 erklärte er sich als einer der ersten in Baden-Württemberg bereit, 50 Flüchtlinge aus dem Relocationprogramm aufzunehmen, 2018 beschloss er, den Appell anderer deutscher Städte zu unterstützen, schnellstmöglich eine Lösung für Geflüchtete zu finden, die aus Seenot gerettet wurden, und bekräftigte die Bereitschaft der Stadt zur Aufnahme von Geretteten. Beide Beschlüsse gehen auf die Initiative des Asylarbeitskreises Heidelberg e.V. zurück. Er hoffte auf die positive Wirkung solcher Beschlüsse in der Öffentlichkeit und den Einfluss der Stadt auf die Bundesregierung, z.B. durch den Städtetag und das Land. Dass es zu diesen – fast einstimmig gefassten – Beschlüssen kam, spricht für die Offenheit des Gemeinderats und der Heidelberger Gesellschaft gegenüber der Unterstützung Geflüchteter. Dazu hat die lange Tradition der Asylarbeit in Heidelberg vermutlich wesentlich beigetragen. Die Asylarbeit findet an der Schnittstelle von lokaler und globaler Politik statt. In Heidelberg war der politische Aspekt der Asylarbeit immer ebenso stark ausgeprägt wie der karitative und humanitäre. Wie sie entstand und wie sie sich im Laufe von vierzig Jahren entwickelt hat, soll hier nachgezeichnet werden. Dabei stützt sich die Verfasserin auf Protokolle, Jahresberichte, Interviews mit Beteiligten und Zeitungsartikel sowie auf ihr eigenes gesammeltes Material und ihre Erinnerung als Mitarbeiterin und zeitweise als Vorstandsmitglied seit fast dreißig Jahren.
Kirchheim, 1. April 1920
(2020)
Am 1. April 2020 jährte sich die Eingemeindung Kirchheims nach Heidelberg zum einhundertsten Mal. Diese wurde also in der politisch unruhigen Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg vollzogen. Entscheidende Weichenstellungen waren teilweise schon während des Krieges erfolgt. Dass in dieser Zeit ein solcher Schritt gewagt wurde, mag überraschen. Die Annahme scheint plausibel, die Gemeinden hätten damals andere Sorgen gehabt. Im Folgenden soll daher neben dem Ablauf des Eingemeindungsprozesses auch der Zusammenhang mit den Zeitverhältnissen untersucht werden: Inwieweit haben Krieg und Nachkriegszeit Verlauf und Zeitpunkt der Eingemeindung beeinflusst? Darüber hinaus soll untersucht werden, wie die Eingemeindung Kirchheims zu allgemeinen Linien der Stadtpolitik und Stadtentwicklung Heidelbergs in Beziehung stand. Weiterhin soll nach Haltungen und Einstellungen gefragt werden, die zur Eingemeindung auf lokaler Ebene bestanden. Kirchheim befand sich damals strukturell auf dem Weg von einem landwirtschaftlich geprägten Dorf zum Arbeiterwohnort. Daraus ergibt sich die Frage, ob in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche Meinungen bestanden.
Wenn man vom Wirken der Zähringer im Gebiet der heutigen Schweiz
spricht, so denkt man in erster Linie an die beiden Gründungsstädte
Freiburg und Bern, die später zu politischer Bedeutung heranwuchsen und Mittelpunkte
von Territorialstaaten geworden sind. Dabei übersieht man leicht die
Rolle, welche die Zähringer in der östlichen Schweiz im voralpinen Raum gespielt
haben. Man beachtete sie deshalb zu wenig, weil sie nicht in Stadtgründungen
ohne weiteres in die Augen springt; sie ist unauffälliger und muß
weitgehend erst indirekt erschlossen werden. Es ist indes von größter Bedeutung,
daß wir im westlichen, burgundischen Raum festere Anhaltspunkte besitzen
und vor allem auch, wie in Freiburg im Breisgau, die städtegründerische
Tätigkeit deutlicher fassen können. Gerade von hier aus fällt Licht auf ihre
Wirksamkeit in Zürich, die man bis in neueste Zeit sehr stark unterschätzt
hat, weil man glaubte, die Zähringer hätten neben den Grafen von Lenzburg
keine eigentlichen Reichsvogtrechte ausüben können.
Wenn wir anhand der Ortsnamen und ihrer Gegenüberstellung mit anderen
Geschichtsquellen ein Bild von der fränkischen Herrschaft in der alemannischen
Nordostschweiz zu gewinnen suchen, so mag sich ein kurzer Blick auf die
fränkische Reichsgeschichte rechtfertigen, weil sie uns den unentbehrlichen
Rahmen für das engere, regionalgeschichtliche Forschungsfeld liefert.
Urach und das Ermstal
(1979)
Die alte Residenz- und Oberamtsstadt Urach liegt im oberen Abschnitt des
Ermstales, einer Landschaft, die teil hat an zwei völlig verschiedenartig geprägten
Räumen: der Mittleren Schwäbischen Alb, einer industrie- und städtearmen Zone,
auf der einen Seite und zum anderen an den Ballungszentren des Vorlandes. Diese
Grenzlage hat Urach mit zahlreichen anderen Städten des Landes gemein, wobei
allerdings im einzelnen die Entwicklung recht unterschiedlich verlaufen ist. So wird
etwa Urach von den meisten Pfortenstädten, wie diese Städte auch wegen ihrer
Lagebeziehung bezeichnet werden, nicht nur hinsichtlich der Bevölkerungszahl,
sondern auch der wirtschaftlichen Leistungskraft nach übertroffen. Gemessen an
ihrer Größe besitzt die Stadt allerdings eine erstaunlich hohe zentralörtliche Bedeutung.
Bevor wir der Frage nach den Ursachen dafür nachgehen, sollen zunächst die
naturräumlichen Bedingungen ins Auge gefaßt werden, unter denen sich die Entwicklung
Urachs und seines Umlandes vollzogen hat.
Wer ein Volk, seine Seele, sein Leben und Werken, seine Geschichte und Kultur ergründen will, der muß seine natürliche Umgebung, die Landschaft,
in die es gestellt wurde, erforschen.
Vielleicht kennen Sie das Wallis, den Südbalkon des Schweizerhauses, als einzigartiges
Ferien- und Sonnenland, das Land der Gegensätze und Superlative,
das Land der langen Täler und hohen Gipfel, der großen Gletscher und der
kinderreichen Stuben ...
Vielleicht kennen Sie das Land von einer andern Seite: als die unruhigste Ecke
des Schweizerlandes, als den Landstrich mit den hitzigsten Gemütern, den revoltierenden
Bauern, in dem nicht nur Tomaten und Aprikosen blühen und
reifen, sondern auch Früchtekrawalle und Rebkriege stattfinden.
Sollten Sie aber auf Ihren Ferienfahrten und in längern Aufenthalten nicht
bloß das Oberflächliche geschaut und das Äußerliche bestaunt haben, so haben
Sie festgestellt, daß es auch in sprachlicher und kultureller Hinsicht ein gegensätzliches,
ein zweigeteiltes Wallis gibt, ein unteres, das romanische, und ein
oberes, das alemannische.
Lassen Sie uns in diesen dem alten Lande Wallis geweihten Zeilen einen Blick
werfen in die Walliser-Landschaft, in die Walliser-Seele und vor allem in die
Walliser-Geschichte.