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»Händel in Karlsruhe«
(2015)
Der Barockkomponist Georg Friedrich Händel (1685–1759) war nicht nur – wie Gert Jonke schreibt – »vielleicht der erste Musiker, der sich bitten und nicht befehlen zu lassen verstanden hatte«, sondern auch ein Europäer, der in seiner Musiksprache jenseits musikalischer Nationalgrenzen italienische, englische, französische und deutsche Elemente vereint und Kompositionen
für vier Konfessionen schuf. Insofern ist die Musik eines Freigeistes im badischen Sinne in Karlsruhe sehr gut aufgehoben.
Doch wie kam die Händelsche Musik nach Karlsruhe? Karlsruhe ist nicht Geburtsort des Meisters – Karlsruhe war damals noch nicht einmal gegründet. Bekanntlich war Händel auch nie in der Barockstadt zu Gast.
Wirtschaft in Karlsruhe
(2015)
Das Wirtschaftsleben ist ein fester Bestandteil der badischen Kultur. In der heutigen TechnologieRegion Karlsruhe hat es in 300 Jahren das Lebensgefühl mit geprägt und zeigt sich dabei vor allem modern und selbstbewusst. In Zeiten eines tiefgreifenden Wandels durch Internationalisierung und die Digitalisierung der Wirtschaft ist Karlsruhe Motor für innovative technologische Entwicklungen, für Online-Handel und für Industrie 4.0, die sogenannte »Vierte Industrielle Revolution«. Die Region von Waghäusel bis Bühl – unter dem Namen TechnologieRegion Karlsruhe als Marke bekannt – zählt zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands und Europas. Mit im Durchschnitt 95–98 Prozent Beschäftigungsquote herrscht hier de facto Vollbeschäftigung. Ein entscheidender Faktor dafür ist die Branche der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) mit über 4100 Unternehmen und rund 30 000 Beschäftigten.
Frühsommer 1945: Deutschland lag in Trümmern. Das "Dritte Reich", das für sich beansprucht hatte, für alle Zeiten die Geschicke Deutschlands und der "ganzen Welt" zu bestimmen, war in einem Inferno von Tod und Unrecht in sich zusammengebrochen. Nun stand als zentrale Frage im Raum: Wie konnte nach diesem Krieg, den man in Deutschland als "totalen" Krieg bezeichnet hatte, ein Frieden aussehen? War dieses Deutsche Reich, war dieses deutsche Volk überhaupt friedensfähig, hatte es nach Auschwitz noch das Recht, einen Platz in der Gemeinschaft der zivilisierten Nationen einzunehmen? Gleich nach Kriegsende begannen die Alliierten mit dem Wiederaufbau Deutschlands, der mit der Entfernung von Nazi-Strukturen einherging.
Seit fast 25 Jahren leitet Prof. Dr. Siegfried Rietschel als Direktor das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe. Als er 1978 an die damaligen Landessammlungen für Naturkunde berufen wurde, lag die Vollendung des Wiederaufbaus des Museumsgebäudes nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erst wenige Jahre zurück. Die Ausstellungen stellten sozusagen die „Erstausstattung” dar, auch im Erscheinungsbild ein „Wieder”-Aufbau, der nur wenig Raum und Mittel für einen großzügigen Stilwechsel ließ. Aber die Ausstellungen, die aus dem Nichts heraus geschaffen wurden, bargen unter der kargen Schale eine Menge von Kostbarkeiten, die nur ins rechte Licht gerückt werden mussten, etwa die zahlreichen „Kleinlebensgruppen” einheimischer Vögel und Säugetiere, die Präparator Kurt Silber in Vitrinen von 1-2 m2 Grundfläche geschaffen hatte, oder das Hipparion und weitere Fundstücke der erfolgreichen Nachkriegsgrabungen unter Dr. Erwin Jörg, dem Vorgänger im Amt des Direktors. Einem Museologen wie Rietschel, der bei einem der großen naturkundlichen Ausstellungsgestalter der Nachkriegszeit, Prof. Dr. Wilhelm Schäfer am Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main in die Lehre gegangen war, blieben diese Schätze nicht verborgen, und die Um- und Neugestaltung des Schaumuseums nahm er nicht nur als erste große Herausforderung an seiner neuen Wirkungsstätte an, sie blieb auch bis heute eine sich immer wieder neu stellende Aufgabe.
Die Handschrift L 89 mit dem „both der göttlichen myltigkeit“ befindet sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Äbtissin Barbara Veus, die das Kloster Lichtenthal in der schwierigen Zeit von 1551 bis 1597 regierte, widmet in einer Schlußschrift dieses Buch dem Konvent mit dem Hinweis, sie habe es für ihn zusammen mit einer Mitschwester geschrieben. Leider fügt sie nicht hinzu, ob sie es unmittelbar aus dem Lateinischen ins Alemannische übertragen oder aus einer bereits vorhandenen Übertragung übernommen hat. Ihre Ausbildung als Tochter des Badischen Kanzlers Hieronymus Veus und die gelegentlich originelle Wortwahl lassen jedoch vermuten, daß sie die Übersetzerin war. Als Vorlage diente wahrscheinlich die Edition des Kölner Kartäusers Johannes Landsperg von 1536. Dies ergibt sich durch einen Vergleich mit der deutschen
Übertragung von Michael Sintzel.
Im Karlsruher Stadtgebiet wurden zwischen November 2005 und Juli 2007 Kronenäste von Eichen eingetragen, welche bei Baumsicherungsmaßnahmen anfielen. Die sich darin entwickelnden xylobionten Käfer wurden herausgezüchtet. Es konnten 52 Käferarten aus 24 verschiedenen Familien nachgewiesen werden. Dreizehn dieser Arten sind laut Roter Liste in Baden-Württemberg gefährdet oder stark gefährdet, drei Arten gelten als Urwaldrelikte. Besonders erwähnenswert sind fünf
Exemplare von Pseudosphegesthes cinereus LAPORTE & GORY, 1825. Diese Bockkäferart war seit Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa verschollen und ist erst 1994 wieder für den Hardtwald bei Karlsruhe nachgewiesen worden.
Die Käfer-Fauna einer hohlen Buche im Karlsruher Nymphengarten konnte untersucht werden, nachdem der Stammbereich in etwa 4 m Höhe spontan abgebrochen war und dadurch der Hohlraum zugänglich wurde. Es konnten 30 Käferarten aus 14 verschiedenen Familien nachgewiesen werden. Der Baum war von der Ameisenart Lasius brunneus besiedelt, welche das
Vorkommen zahlreicher myrmecophiler Käfer ermöglichte. Andere der nachgewiesenen Käferarten sind auf Baumhöhlen oder Totholz spezialisiert. Elf der 30 Arten sind laut Roter Liste gefährdet oder stark gefährdet. Fünf Arten gelten als Urwaldrelikte. Die Umstände illustrieren die Gratwanderung zwischen notwendigen Sicherheitsmaßnahmen und der Bedeutung von Altbaumbeständen in Parkanlagen für den Naturschutz.
Abschiedsrede
(2001)
Soll ich es kurz machen, indem ich einfach „Danke“ sage? - Ich würde es mir und Ihnen leicht machen, aber es bliebe dann offen, wem dieses „Danke“ gilt und für was es ausgesprochen ist. Nach 41 Jahren Berufstätigkeit in und für Museen fragt
man sich schon, was dieses Berufsleben lebenswert gemacht hat. Am Anfang stand die starke Prägung durch das
Elternhaus, die Familie, die auch meine beiden Brüder, die unter Ihnen sind, intensiv erlebt haben. Sie hat erste, entscheidende Weichen gestellt und ihr gilt mein tiefster Dank. Dass ich im Senckenbergischen Bürgerhospital zu Frankfurt am Main geboren wurde, war sicher kein Omen. Aber vor 46 Jahren begann ich, mir mein Studium der Geo- und Biowissenschaften durch Führungen, Pforten- und Aufsichtsdienst im Senckenbergmuseum mitzufinanzieren. Den studentischen Schwur, nie in einem Museum (und erst recht nicht im Senckenberg) zu arbeiten, habe ich allerdings bereits 1960 gebrochen. Die 18 Jahre von 1960 bis 1978 unter dem herausragenden Museumsdirektor Wilhelm Schäfer waren Lehrjahre, für die ich noch heute dankbar bin - Lehrjahre in jeder Hinsicht. Sie haben mir vielfach gezeigt, dass ein Museum mehr sein kann, mehr sein muss als ein Ausstellungsgebäude, mehr sein muss als ein - wie es damals hieß - „Tempel der Wissenschaft“, mehr sein muss als eine Schatzkammer kultureller Güter, wobei ich selbstverständlich die zu erforschenden und erforschten Schätze der Natur als Kulturgüter ansehe. Waren sie doch das Erste, was unsere frühen Vorfahren sammelten und befragten! Museum als Bildungseinrichtung, Museum als Forschungsinstitut, Museum als materialbezogenes
Dokumentationszentrum von Vergänglichem und Vergangenem aus dem wir für die Zukunft zu lernen haben. Museum dann aber auch als Gemeinschaft von Aufsehern, Handwerkern, Präparatoren, Reinemachefrauen, Technikern, Verwaltungsleuten, Volontären, Wissenschaftlern etc. - finanziert von der Gesellschaft mit der Pflicht, ihre Kulturgüter zu bewahren, zu erforschen und zu pflegen und dieser Gesellschaft möglichst viele Kenntnisse und Erkenntnisse in anschaulicher Weise zurück zu geben. Im Senckenbergmuseum waren diese Ziele getragen von Bürgersinn und Mäzenatentum - nicht von Sponsoren.
Es wird über drei für Baden-Württemberg neu aufgefundene Wanzen-Arten berichtet: die Pentatomide
Dyroderes umbraculatus (Fabricius, 1775), die Lygaeide Oxycarenus (Euoxycarenus) pallens (Herrich-Schaeffer, 1850) und die Miride Trigonotylus pulchellus (Hahn, 1834). Die beiden erstgenannten Arten sind
neu für Deutschland. Alle Funde stammen aus dem
Oberrheingebiet (Raum Karlsruhe-Mannheim). Die
Verbreitungsgebiete der drei Arten haben ihre Zentren
im Mittelmeergebiet bzw. der pannonischen Region.