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Der Junge mit der Ballonmütze deutet auf eine Stelle im Buch. Das kleinere Mädchen hält es aufgeschlagen vor sich. Er scheint ihr etwas zu zeigen oder vorzulesen. Aufmerksam und ernst betrachten sie ein Bild oder einen Text. Die Figuren lehnen an einer von Efeu umrankten Mauer. Eine Katze schaut neugierig nach hinten in den Schulhof. Das Kleid des Mädchens, die Kniebundhosen und der Lederranzen des Jungen verweisen auf eine vergangene Zeit, ebenso die Jahreszahl 1917.
Im Stadtarchiv Altötting tauchte im Juni 2005 ein Foto auf, das eine Gruppenaufnahme aus dem Jahr 1840 zeigt. Es handelte sich um die spätere Ablichtung eines Familienbildes, das ursprünglich im Daguerreotypie-Verfahren entstanden war. Dieses Verfahren ermöglichte ab 1839 die ersten fotografischen Aufnahmen. Das nebenstehende Bild entstand anlässlich des 70. Geburtstags des Altöttinger Komponisten Max Keller im Oktober 1840 und zeigt sieben Personen. Ganz links ist Constanze Mozart im Alter von 78 Jahren zu sehen. Dieser sensationelle Fund fand weltweite Beachtung.
Wir kennen es alle: Irgendwann erscheint eine Familie in den Kirchenbüchern
und ihre Herkunft wird nicht angegeben. Manchmal liegt es auch an der
Schwierigkeit der Handschrift eines Kirchenbuchführers; mitunter verliest
man sich und sucht an falschen Orten – kurz, es lässt sich nicht erschließen,
woher die Familie kam. Für solche plötzlich erscheinenden Familien in den
Dekanaten Besigheim und Brackenheim fanden sich folgende Hinweise auf
die Herkunft.
Im 1961 erschienenen Heimatbüchlein »800 Jahre Spielberg« findet sich als
Einleitungskapitel der Aufsatz »Spielberg und seine Bewohner«, in welchem
Franz Schofer mit großem Fleiß zusammengetragene Darstellungen verschiedener Spielberger Familien, darunter seiner eigenen namengebenden,
darbietet. Leider werden Quellen, wie oft, aber ärgerlicherweise üblich, nicht
genannt oder höchstens angedeutet.
Altnuifra, das vor der 1721 erfolgten Gründung von Neunuifra (heute Ortsteil
von Pfalzgrafenweiler) einfach Nuifra hieß, ist eine alte Siedlung. Der Ortsname, der in alten Schriften als Nieverun, Niuferon o. ä. erscheint, wird aus
dem Althochdeutschen niwi-farun = Neu-Fahrer, Neusiedler, abgeleitet. [1]
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte Ende des 11. Jh., als kurz nacheinander Teile von Altnuifra von den Grafen Alwig und Hermann von Sulz
und den Brüdern Burkhard und Berthold von Staufenberg dem Kloster
Hirsau geschenkt wurden. Das Kloster Hirsau trat diesen Besitz an sein in
den 1080er-Jahren neu gegründetes Tochterkloster Reichenbach ab, das noch
weiteren Nuifraer Besitz von Egilolf und Rapoto von Breitenau erhielt. [2] Aus
diesen vielfältigen Schenkungen kann geschlossen werden, dass Altnuifra
ursprünglich wesentlich größer war als zu Beginn der Neuzeit, als nur noch
zwei Höfe vorhanden waren. [3]
Vom Ende der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert bis zum Jahre 1386 standen die späteren Windecksehen Waldungen im Eigentum der Markgenossenschaften. Sie entstanden zum erstgenannten Zeitpunkt und bildeten einen Zusammenschluss von Dörfern. Sie benutzten das bislang herrenlose Wald- und Weideland. Ab der Christianisierung entstanden an den Hauptorten der Markgenossenschaften die Missionsstationen. Im Falle des Landkapitels von Ottersweier war das die Mutterkirche von Sasbach. Sie war auch der Hauptsitz des Kirchspiels. Zum Kirchspiel Sasbach gehörten neben Sasbach Sasbachried, Obersasbachtal, Sasbachwalden und Lauf. Eine Besonderheit tellten die Kirchspiele Ottersweier und Kappelwindeck dar. Sie waren sowohl am Waldhägenich als auch am Windecker Genossenschaftswald beteiligt. Der Grund lag darin, dass allein die doppelte Beteiligung ihren Holzbedarf deckte. Ab dem 12. Jahrhundert gab es bei der Neugründung von Pfarreien keine Markteilung mehr. Folglich blieben die Kirchspielleute der neuen Pfarrei auch Angehörige der alten Mark
Im 20. Jahrhundert ist die Bühlerhöhe Ort der Erholung und Genesung für einige Politiker. Dies belegen die Besuche von Gustav Stresemann, Hermann Müller und Konrad Adenauer. Auf sie wird im vorliegenden Beitrag eingegangen. Dabei wird berücksichtigt , wie die genannten Parlamentarier in menschlicher Hinsicht gewirkt haben. Auch wird darauf eingegangen, wie von der Bühlerhöhe aus Einfluß auf die Politik genommen worden ist. Der „Schuß von Bühlerhöhe“ und die Sitzung
des Kabinetts Adenauer II vom 1. September 1954 sowie die Unterredung des deutschen Bundeskanzlers mit dem amerikanischen Senator McWilsey sind dafür zwei Beispiele. Nicht verschwiegen werden soll, dass auch Adolf Hitler Gast auf der Bühlerhöhe war, da sich bei dieser Gelegenheit eine namentlich nicht bekannte Frau sich durch ein sehr mutiges Verhalten ausgezeichnet hatte.
Der Augsburger Religionsfrieden fiel sowohl in der Kurpfalz als auch in Baden in eine konfessionelle Übergangssituation: Beide Territorien durchliefen seit Jahrzehnten eine Phase der Vorreformation mit spontaner Konfessionsveränderung auf der Gemeindeebene. In der Kurpfalz wie in Baden-Pforzheim ging die Entwicklung 1556, das heißt in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Religionsfrieden, in eine offene, obrigkeitlich gelenkte Reformation über. Von daher drängt sich ein Vergleich auf, und die Frage liegt nahe, ob die Reformationen in den beiden Nachbarterritorien nur in einem chronologischen oder auch in einem sachlichen Zusammenhang mit dem Religionsfrieden standen.
Mit dem Tod des Herzogs Friedrich Eugen am 22. Dezember 1797 endete die Zeit der katholischen Herzöge in Württemberg. Diesem war es 1753 gelungen, in das königlich-preußische Haus einzuheiraten. Der Preis zu solch vornehmer Verbindung war allerdings die Zusage, die Kinder evangelisch erziehen zu lassen. Als Herzog Friedrich, ältester Sohn von Friedrich Eugen und Friederike Sophie Dorothea geb. Prinzessin von Brandenburg-Schwedt, Ende 1797 die Herrschaft in Württemberg übernahm, musste daher auch die Frage der Ausübung des katholischen Glaubens an den Hofgemeinden zu Stuttgart und Ludwigsburg neu geordnet werden.
Carl Theodors Kinder
(2007)
In der Kapelle von Schloss Zwingenberg am Neckar befindet sich ein Epitaph mit lateinischer Inschrift, deren Übersetzung lautet: „Hier ruht die vortreffliche Mutter der Grafen von Heydeck, Josepha, die im dreiundzwanzigsten Lebensjahr, nachdem sie dem Erdkreis einen Grafen und drei Gräfinnen geboren hatte, am 27. Dezember 1771 zu den himmlischen Wonnen einging“. Bei der Verstorbenen handelt es sich um Josepha Seiffert, die als 16-jährige Schauspielerin und Ballett-Komparsin die Mätresse des 38-jährigen Kurfürsten von der Pfalz Carl Theodor wird. Wenige Jahre später stirbt die junge Frau, nachdem sie dem Fürsten zwischen Januar 1768 und Dezember 1771 drei Töchter und einen Sohn geboren hat. Schon
eh das erste Kind zur Welt kommt, erhebt Carl Theodor die aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammende Josepha
in den Adelsstand, 1769 macht er sie zur Gräfin von Heydeck.
Der Jahrhundertorkan von 1999, der von den Meteorologen den Namen ,,Lothar" erhalten hatte, hat in Baden-Württemberg seine stärkste verwüstende Wirkung in der Ortenau hinterlassen. Am 26.12.1999 wurden in Baden-Württemberg in etwa drei Stunden 30 Millionen Festmeter (Kubikmeter) Holz geworfen. Noch größer war die Sturmholzmenge an diesem Tag im Osten von Frankreich mit fast 60 Millionen Festmetern. Die Schweiz mit fast 13 Millionen und Bayern mit 4,3 Millionen kamen glimpflicher davon. Im Jahr 1990 waren dazu im Vergleich in Baden-Württemberg 15 Millionen Festmeter Holz durch zwei Orkanereignisse angefallen. Das Orkantief vom Dezember 1999 entstand an der Grenze zwischen kalter und warmer Luft. Die Temperaturunterschiede der Luftmassen erzeugten durch Druckausgleich hohe Windgeschwindigkeiten. Ein stark fallender Luftdruck im Zentrum des Tiefs entwickelte einen Orkanwirbel, der in unseren Breiten seit Jahrzehnten nicht zu beobachten war. Spitzenböen wurden bis über 200 km/h gemessen. Das entspricht einer Windstärke von 17 nach Beaufort (über 500 Meter/10 Sek.).
Seit einigen Jahren ist das Projekt der landesweiten systematischen Erfassung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg angelaufen. Von drei großen Vereinen (Schwarzwaldverein, Schwäbischer Albverein, Schwäbischer Heimatbund) mit Unterstützung der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg (GEEK) wurde das Vorhaben zusammen mit dem Landesdenkmalamt ins Leben gerufen. Die Kulturwissenschaftlerin Martina Blaschka betreut seither als Landeskoordinatorin das Projekt, über das sie in der „Denkmalpflege in Baden-Württemberg" ausführlich berichtet hat. Im Ortenaukreis hat die Erfassung bemerkenswerte Ergebnisse erbracht. Etwa 180 Personen haben tatkräftig dazu beigetragen, dass flächendeckend weit über 5600 Kleindenkmale in Wort und Bild dokumentiert werden konnten. Mitglieder von Vereinen, z. B. vom Historischen Verein für Mittelbaden oder vom Schwarzwaldverein, wie auch Personen, die außerhalb von Vereinen gewonnen werden konnten, haben sich ehrenamtlich eingebracht. Die Schirmherrschaft hat der
Landrat übernommen. Hervorzuheben ist die Unterstützung, die von behördlicher Seite aus erfolgte - wie etwa von den Verwaltungsspitzen (Bürgermeister, Ortsvorsteher), vom Forst oder der Vermessung. Letztlich war es die Bereitschaft eines jeden Einzelnen, seine eigene Zeit - umgerechnet in Stunden, Tage und Wochen - für das Projekt einzusetzen.
Weit über 700 Seiten der bisher erschienenen Bände der „Ortenau" sind dem Thema Wald gewidmet. Ausgangspunkt eines Beitrags ist häufig die Geschichte eines Waldes, die sich widerspiegelt in dem Umgang mit seiner Nutzung, dann mit den aufkommenden holzgewerblichen Tätigkeiten unterschiedlicher Art. Sichtbar werden auch sozialgeschichtliche Entwicklungen, häufig erkennbar an den Beziehungen der Herrschenden gegenüber ihren Untertanen. Ein großer Teil der Beiträge nimmt die Darstellung der ehemaligen Genossenschaftswälder ein. Die gesamte Ortenau wird als das Gebiet mit der größten Verbreitung dieser speziellen Eigentumsform angesehen. Die Entstehung des jeweiligen frühen Eigentums an einer Waldung kann nicht generell geklärt werden. Die Vielfalt hoheitlicher Rechte im Mittelalter führte zu Jahrzehnte andauernden Zwistigkeiten - ,,Spänne und Irrungen" -, die in Fehden auf lokaler Ebene oder in Prozessen bis vor höchsten Gerichten ausgetragen wurden. Leidtragende der Streitigkeiten waren letztlich die Untertanen, etwa die Waldbauern, wenn ihnen zustehende Rechte oder gar Lebensnotwendiges verwehrt wurden. Für Waldgenossenschaft wird auch synonym der Begriff Markgenossenschaft verwendet, was in der Regel einem Kirchspiel entspricht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Markgenossen gaben schließlich Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zur Aufteilung der meisten Genossenschaftswälder und Neufestlegung des Eigentums am Wald. Bis dahin war die Nutzung des Waldes, also vorwiegend für das Gewinnen von Bau- und Brennholz und als Viehweide, in Waldordnungen, auch Waldbriefen, festgelegt.
Sie mussten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder „erneuert" werden.
Rettungshafen Ostschweiz
(2007)
In St. Margrethen, dem Dorf in der nordöstlichen Ecke der Schweiz, stand einst
eine Brücke. Sie führte über den Alten Rhein und verband die Schweiz mit Österreich,
war Nadelöhr wie Eingangspforte. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs rettete die alte Brücke, die längst durch eine modernere ersetzt ist, Zehntausenden Menschen
das Leben, auf ihr spielten sich Vorgänge von weltpolitischer Bedeutung ab. Im Rahmen
der 2005 erschienenen Studie »Flüchtiges Glück« über die Flüchtlinge im Grenzkanton
St. Gallen zur Zeit des Nationalsozialismus konnten die außergewöhnlichen Vorgänge
zusammengefügt und in Beziehung gesetzt werden. Im Folgenden werden einzelne Aspekte in vertiefter Form behandelt. Im Gegensatz zu den Geschehnissen vor Ausbruch
des Zweiten Weltkriegs, als der St. Galler Polizeihauptmann Paul Grüninger, der Bregenzer Vizekonsul Ernest Prodolliet, die orthodoxe St. Galler Jüdin Recha Sternbuch und
unzählige weitere Helfer Tausenden von jüdischen Flüchtlingen das Leben retteten, sind
die Vorgänge der letzten Kriegsmonate an den Landesgrenzen um den Bodensee erst
in Teilen bekannt. Im Wesentlichen handelt es sich um mehrere KZ-Transporte, die ihr
Ende im Kanton St. Gallen hatten, um den Verhandlungspoker, der zur Rettung jüdischer KZ-Häftlinge führte, sowie um den Flüchtlingsstrom aus dem versinkenden Dritten Reich in den letzten 20 Kriegstagen.
In diesem Jahr hätte Oskar Wickert seinen hundertsten Geburtstag feiern können. 1906 in
Forchheim geboren, verbrachte er seine Kindheit
und Schulzeit in Karlsruhe. Am dortigen Goethegymnasium machte er das Abitur und studierte
anschließend an der Badischen Landeskunstschule,
der heutigen Kunstakademie.
Im Jahr 1929 legte er die Staatsprüfung für das
künstlerische Lehramt an höheren Lehranstalten
ab. Zwei Jahre später folgte das Assessorexamen.
Eine besondere musikalische Begabung befähigte
ihn als junger Lehrer in Baden-Baden an der
Richard-Wagner-Schule vorwiegend Musikunterricht zu erteilen und in Karlsruhe ein renommiertes Doppelquartett zu leiten. Sein Instrument war
das Klavier.
„,Das feige Verhalten der Bevölkerung nimmt in der letzten Zeit überhand, so dass mit den schärfsten Mitteln eingegriffen werden muss. Ich befehle, ab sofort in den Häusern, an denen weisse Tücher oder Fahnen geflaggt werden, die männliche Bevölkerung über 14 Jahre an Ort und Stelle zu erschiessen. Wer diesen Befehl nicht ausführt, wird erschossen.‘“
Wir schreiben den 28. März 1945, die amerikanischen Truppen nähern sich Mannheim, und es ist nur noch eine Frage von wenigen Stunden, bis sie die Stadt – einnehmen, besetzen, befreien? Von Befreiung mag man kaum reden in Bezug auf die Person, um die es im Folgenden vor allem geht. Wie immer: In dieser Situation ergeht der eben zitierte Befehl
des Generalmajors Pettersdorf, kommandierender Wehrmachtgeneral dieses Abschnitts.
Bei Renovierungsarbeiten in der Rosenfelder Kirche wurde im Jahr 1993 in
einer wieder frei gelegten Wandnische eine alte Bemalung entdeckt. Wie sich
zeigte, war es ein Wandbild, das die Wandlung des Saulus zum Paulus illustriert. Das damalige Landesdenkmalamt datierte das Jahr der Anbringung dieser Malerei auf etwa 1645.
Leider war die Inschrift unter dem Bild sehr beschädigt. Es ließen sich vom
Stifter nur noch der Vorname »Jerg« und seine Funktion als Bürgermeister
und Heiligenpfleger ablesen, eine Jahreszahl »164 …« und es fand sich eine Art
Wappen dabei.
Am 10. 5. und am 1. 6.1557 vernahm der Böblinger Amtsschreiber Hans Rössle
in Gerlingen 22 Zeugen1
. Es ging dabei um den Heuzehnten, welcher sowohl
dem Spital Stuttgart, dem Herzog und auch dem Hof Mauer auf Markung
Münchingen zu unterschiedlichen Teilen zustand. Die Vernehmung fand im
Gasthaus des Gerlinger Wirts Jerg Schuldt statt. Neben den als Zeugen auftretenden Gerlingern kommen auch folgende Personen vor: ...
In Band 21 Heft 11 der Südwestdeutschen Blätter für Familien- und Wappenkunde (März 1997) bezweifelt auf Seite 514 Werner Schmidt mit Recht die
zweite Ehe des Jacob Schopf 62 Jahre nach der Geburt der Tochter Apollonia.
Er verbessert das errechnete Geburtsjahr 1536 auf 1550 und nimmt für die
Geburt des Vaters Jacob Schopf die Zeit um 1525 an.
Zum Vorkommen von Symphytum tuberosum ssp. angustifolium und Symphytum bulbosum in Baden-Württemberg
(2007)
Symphytum tuberosum kommt von der Ukraine bis Bayern, bis in das Weichsel-, Oder- und Elbegebiet ausstrahlend, sowie vom Balkan über die Ost- und Südalpen bis Mittelitalien, Sizilien, Südfrankreich, Korsika und Spanien vor. Die Art ist
in England, Schottland und Nordamerika (Connecticut) eingebürgert. Auch die Vorkommen in Brandenburg bei Lenzen, im Botanischen Garten Berlin, in Thüringen (Belvedere), in Schwerin, bei Hamburg (Mühlenberg) und bei Frankfurt a. M. gelten als adventiv (HEGI 1927). Im Elsaß wurde die Pflanze durch NICLÈS bei Benfeld gefunden (DÖLL 1843). Ein Vorkommen westlich Darmstadt wird bei SENGHAS & SEYBOLD (2000) erwähnt. S. tuberosum wächst in feuchten Frisch-, Fett- und Hochstaudenwiesen, im Unterwuchs von Auengehölzen, in Erlen- und Haselgebüschen, in Kastanienhainen und auf Schlagflächen (HEGI 1927).
Für Orobanche hederae DUBY gibt DEMUTH in SEBALD et al. (1996) für Baden-Württemberg 18 Fundorte in elf Quadranten an. Davon liegen 15 der Fundorte im Oberrheingebiet, zwei in Heidelberg (TK 6518/3, Bergstraße: Heidelberger Schloss: 1992; Neckar-Rheinebene: Klinikum an der Bergheimer Straße: 1993). Eine aktualisierte Zusammenstellung der Heidelberger Vorkommen findet sich bei JUNGHANS (2001). Darin wird ein Neufund an der B 37 mit ca. 300 Pflanzen beschrieben, ein Vorkommen, das damals „aktuell nicht bestätigt werden konnte“ (S. 129) vor dem Botanischen Institut gemeldet sowie die zwei bereits bekannten Vorkommen erwähnt. Die bisher letzte Zusammenstellung der Heidelberger Vorkommen wurde von WINTERHOFF & HAAR (2003) veröffentlicht. Darin werden neue Vorkommen auf dem Friedhof Handschuhsheim (zwei Pflanzen), im Neuenheimer Feld (Tertiärgarten, zwei Pflanzen), auf dem Bergfriedhof (elf Pflanzen) sowie am Alten Klinikum Bergheimer Straße (elf Vorkommen mit ca. 700 Pflanzen) aufgezählt.
Wald im Wandel
(2007)
Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden die Wälder des Vorderen Renchtales von der Großherzoglich Badischen Bezirksforstei Renchen betreut, die nach der Aufhebung der Monarchie die Bezeichnung „Badisches Forstamt Renchen" führte. Der Zuständigkeitsbereich umfasste alle Gemeinden, die heute zu den kommunalen Einheiten Oberkirch, Renchen und Lautenbach gehören, sowie einige Gemeinden der heutigen Stadt Achern wie Wagshurst, Gamshurst, Önsbach und Mösbach. Dies blieb so bis zum 1. Juli 1937, als der Dienstsitz von Renchen nach Oberkirch verlegt wurde. Damals kam es zur Aufhebung des „Badischen Bezirksamtes Oberkirch", einer funktional einem heutigen Landratsamt entsprechenden Behörde, und einer Vereinigung mit dem damaligen Bezirksamt Offenburg. Somit suchte man eine neue Verwendung für das freiwerdende stattliche Gebäude in der Oberkircher Hauptstraße, das erst in den 1920er-Jahren unter dem bekannten Regierungsbaumeister Vögele für die Dienststellen des Bezirksamts und die Dienstwohnung des Bezirksamtmanns Gädecke errichtet worden war. In Anbetracht der geografischen Verteilung der Waldflächen und der bisherigen exzentrischen Lage des Dienstsitzes Renchen lag es nahe, diese Chance zu nutzen und das Forstamt nach Oberkirch zu verlegen. Zum genannten Zeitpunkt zog daraufhin Forstmeister Fritsch mit seinem Stab hierher um und bezog auch die freigewordene Dienstwohnung.
Die Edelkastanie oder Esskastanie (Castanea sativa P. Mill.) ist seit der Römerzeit ein willkommener Gast in den Weinbaugebieten des Rhein- und Moseltales, wo sich ihre Wertschätzung vor allem auf die Witterungsbeständigkeit der daraus gewonnenen Rebpfähle stützte. Außerdem lieferte sie Gerbstoffe und Brennholz und war im Stockausschlagbetrieb leicht zu bewirtschaften; alljährlich war auch der Fruchtertrag eine beliebte Nahrungsquelle der Bevölkerung. Oft bildete ein Niederwaldgürtel oberhalb der Rebhänge den Übergang zum Hochwald und sorgte durch seine geringe Höhe, die sich durch die Nutzung in kurzen Umtriebszeiten von 15 bis 20 Jahren ergab, dafür, dass die Reben nicht zu stark beschattet wurden,
dagegen aber einen wirksamen Schutz gegen kalte und austrocknende Winde erhielten. So prägte die Edelkastanie das Landschaftsbild im Elsass, in Baden, in der Pfalz, in Rheinhessen, am Taunusrand, am Mittelrhein und im ganzen Moseltal bis hinein nach Luxemburg. Auch im Nachbarland Frankreich war diese Baumart weit verbreitet und als Nutzholzlieferant sehr geschätzt; Südfrankeich gehörte ohnehin zusammen mit allen anderen Ländern des Mittelmeerraumes zur Heimatregion der Edelkastanie, die dort die Klimaschwankungen der Eiszeit mühelos überdauern konnte. Von Italien her hat sich die Baumart auf natürliche Weise auch in den Alpenraum und bis nach Ungarn vorgeschoben, wo sie in einigen Regionen gerade wegen ihres Fruchtertages (,,Maronen") bis heute intensiv kultiviert wird. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit bildete sie in den Alpentälern in Höhenlagen bis 1100 Meter eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung; schon 1615 schrieb Delachamps in seiner „Histoire generale des plantes": ,,Die Kastanie ist das Dessert für die Tafel der Reichen sowie das ,Fleisch' für die Armen" (aus Insam 1994). Im 20. Jahrhundert kam es allerdings zu einer massiven Bedrohung der Kastanienbestände im südlichen Alpenraum durch das Vordringen des aus Amerika eingeschleppten
Kastanien-Rindenkrebses (Cryphonectria parasitica), der langsam auch in andere europäische Länder einwanderte; man versucht inzwischen, seine Aggressivität durch biologische Methoden herabzusetzen.
Geringer noch als an den ottonischen und romanischen Ostteilen und am Langhaus des Konstanzer Münsters war das wissenschaftliche Interesse an der Turmanlage im Westen. Josef Hechts hatte 1928 mit dem Blick auf die großen romanischen Dome einen Rekonstruktionsvorschlag abgebildet, der ein westliches Turmpaar und eine Vorhalle einschloss, ohne dass er dies im Text näher begründete. Seit Erscheinen von Heribert Reiners' Inventarband 19552 galt die Baugeschichte der Konstanzer Westturmanlage dann offenbar als geklärt; wenigstens sind seine knappen Thesen bisher unwidersprochen geblieben.
Im Almanach 2004 hatte JOACIHIM STURM für den Schwarzwald-Baar-Kreis noch unentdeckte „germanische Höhenburgen" des 4. und 5. Jahrhundert vermutet. Er verwies auf völkerwanderungszeitliche Befestigungen am Westrand des Schwarzwaldes wie etwa den Herrenberg am Rheinknie, den Zähringer Burgberg im Breisgau und die Stationen über dem Austritt des Kinzigtales in die Oberrheinebene in der Ortenau. Diese germanischen Höhensiedlungen mit Bezug auf gegenüberliegende spätrömische Kastelle am Rhe in wurden von HEIKO STEUER und MICHAEL HOEPER mit entsprechenden Plätzen wie dem Glauberg in der Wetterau, dem Reißberg in der Oberpfalz, der Gelben Bürg in der Fränkischen und dem Runden Berg in der Schwäbischen Alb kartiert. Auf diese Kartierung mit Leerstelle zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb hatte STURM sich berufen; bei den darauf aus Einzelfunden auf der Westalb und an der oberen Donau vermuteten früh-alamannischen Höhensiedlungen ist jedoch Vorsicht angezeigt.
In der Forschung sind die Ursprünge der Zenten und ihre originären Funktionen
bis heute umstritten. Ihre verfassungsrechtliche Ableitung von Gauen, Hundertschaften
oder Grafschaften ist nicht sicher belegbar und wird daher heute verworfen.
Die ursprünglichen Funktionen der Zenten und ihre Entstehung sind wegen
der dürftigen Quellenlage nur schemenhaft zu erkennen. Es ist das bleibende Verdienst
von Meinrad Schaab, der - ohne sich auf die älteren Forschungsrichtungen
zu stützen - die Rechtsinstitution „Zent" als alte, vorterritoriale Größe neu definiert
und auf ihre Veränderungen im Prozeß der Territorialisierung verwiesen hat1•
Seine Analyse ist schon deswegen gerechtfertigt, da die Zenten die Grundlage eines
militärischen Aufgebots bildeten. Kaiser Heinrich IV. zog die Zenten aus verschiedenen
Landschaften, darunter vom unteren Neckar, bereits im Jahr 1078 gegen
seine Gegner heran2. An hoheitlichen Gerichtsbefugnissen besaßen die Zenten
anscheinend zunächst nur die niedere Gerichtsbarkeit, erst vom 13. Jahrhundert an
wuchs ihnen vermutlich auch die Hochgerichtsbarkeit zu3.
Der fromme Dulder
(2007)
Die Wandmalereien der Klosterkirche Lobenfeld sind jüngst durch die Publikation
von Gabriela NUTZ neu erschlossen und durch Abbildungen vorbildlich dokumentiert
worden.1 Wie mühsam die Identifikation der manchmal verblaßten oder beschädigten
Bildszenen und Beschriftungen ist, belegen die im Buch ausgewerteten,
älteren Zwischenstände und Vorarbeiten. Wenn hier von einer neuen Identifikation
berichtet werden soll, ist dies gewiß eine Korrektur einer einzelnen Einschätzung
der Autorin, mindert aber nicht die Leistung.
Unter den romanischen Wandmalereien auf der Südwand des Chores findet sich im
Bildfeld S-6 (unten, zweites von links) eine Darstellung dreier Personen, die unter
Vorbehalt als „Lehrszene (?)" identifiziert und interpretiert worden ist.2 Mehr als
anderswo haben sich auf den Spruchbändern Buchstabenreste erhalten; das lange
Spruchband der mittleren Figur ist im unteren Teil so gut mit Buchstaben gefüllt,
daß eine etwas dichtere Lesung möglich ist.
Seit Friedrich Walters Aufsatz „Karl Maria von Weber in Mannheim und Heidelberg 1810 und sein Freundeskreis“ von 1924 sind mehr als 80 Jahre vergangen. Walters Verdienste um eine gründliche, an den Quellen orientierte Darstellung bleiben unbestritten. Er machte die Bedeutung von Webers Aufenthalt vor dem Hintergrund der Mannheimer Musikszene um 1800 verständlich und bettete ihn durch eine Fülle lokalhistorischer Details in sie ein. Manche späteren Fehldeutungen lassen sich
im Rückgriff auf Walter ausräumen.
Seit der an der Antike geschulten Renaissance sind wir gewohnt, bei der Neuanlage von Städten und Stadtteilen planmäßig vorzugehen, so dass regelmäßige Stadtstrukturen entstehen.
Auch viele Stadtgründungen de Mittelalters zeigen regelmäßige Grundrisse. Aber sind diese
Strukturen, wie wir sie heute vorfinden, tatsächlich Beweis für mittelalterliche Stadtplanung?
Dieser Frage möchte ich am Beispiel Freiburg nachgehen. Die Besiedlung begann in Freiburg um 1100. Zwei Jahrzehnte später erhielt die schnell wachsende Kommune da Marktrecht
durch die Herzöge von Zähringen. Anschließend wurde mit dem Bau der Marktstraße, der
Pfarrkirche und der Stadtmauer begonnen.
'Singule autem aree in longitudine centum, in latitudine quinquaginta pedes habebunt; et de
qualibet area .xii den.[ arii]publice monete annuatimin festo beati Martini iure censuali damono sunt perolvendi' heißt es in der 1218 verfassten Bestätigung de Freiburger Stadtrechts.
Es ist die erste urkundlich überlieferte Nennung der Hofstättengröße von 50 x 100 Fuß und der "Herrschaftsrecht" genannten Grund teuer von 12 Pfennig. Dieser Passus dürfte bereits in der
Bestätigung de Stadtrechts um 1152/53 gestanden haben. Möglicherweise galt sie auch schon
für den Siedlung beginn um 1100.
Fluchtpunkt Jerusalem
(2007)
Die Forschung zur Kirchlichen Zeitgeschichte Badens hat in den letzten drei Jahrzehnten eine bemerkenswerte Blüte erlebt. Die besonderen Entwicklungen in Baden mit einerseits seiner liberalen politischen Tradition, die sich auch auf innerkirchliche
Demokratisierungs- bzw. Partizipationsprozesse auswirkte, und andererseits seiner religionspolitisch-theologischen Gemengelage nach der Verbindung aus fortschrittlichen, konservativ-positiven, pietistisch-erwecklichen, religiös-sozialistischen und auch deutsch-christlichen Kräften, die je eigene und doch auch gemeinsame Mentalitäten herausbildeten, sind für Historiker ein reizvolles Forschungsfeld. Neben diversen Einzelstudien zum 19. und 20. Jahrhundert stellt ohne Zweifel die sechsbändige Quellensammlung zur badischen Landeskirche im Dritten Reich einen editorischen Meilenstein der badischen Kirchengeschichte dar.
Die Ehrenmitglieder Theo Zieger und Karl Werle des Heimatvereins von Oberhausen-
Rheinhausen wurden anlässlich der Adventsfeier im Saal des historischen
Gasthauses „Alte Post" in Rheinhausen durch Bürgermeister Martin Büchner mit
der Ehrenmedaille der Gemeinde und der entsprechenden Urkunde ausgezeichnet.
Theo Zieger hat sich nicht nur durch seine Aktivitäten im Heimatverein, sondern
auch durch sein Engagement in weiteren Vereinen um die Gemeinde verdient
gemacht. Seine Fotos, die Ausgestaltung von Bildbänden und seine vielseitigen
Dia-Vorträge sind weithin bekannt. Karl Wehrle hat fast sein ganzes Leben der
Frühgeschichte, vielen Ausgrabungen und der Bestimmung von archäologischen
Funden auf der Gemarkung der Gemeinde gewidmet, Ergebnisse seiner Arbeit
sind im Rathaus ausgestellt und außerdem in einem Bildband beschrieben.
Mit vielen Bildern ausgestattet ist der Bildband „Oberhausen-Rheinhausen" mit
dem Untertitel „Die 50er und 60er Jahre" und „Deutschland im Aufbruch"
(Geiger-Verlag, Horb), der von den beiden Bilderlieferanten und Autoren Heinz
Kraus und Theo Zieger 2006 präsentiert wurde. Das Werk hat einen allgemeinen
Teil, der die Epoche nach dem zweiten Weltkrieg mit Texten und in Bildern
darstellt. In einem ortspezifischen zweiten Teil wird das Oberhausener und Rheinhausener
Gemeindegeschehen in den 50er und 60er Jahren anhand von alten Fotos
illustriert.
In der Nacht vom 2. auf den 3. September 2004 verbrannten in der Weimarer Herzogin Anna
Amalia Bibliothek mehr als 50.000 Bücher - überwiegend historische Drucke, aber auch über
2.000 Handschriften. 62.000 Bände wurden durch Feuer, Hitze, Löschwasser und -schaum unterschiedlich stark geschädigt. Inzwischen haben Restauratoren, Buchbinder und Bibliothekare beim Wiederaufbau der Buchbestände erste Fortschritte erzielen können: Schon wenige
Tage nach dem Brand wurde eine frei zugängliche Verlust- und Schadensdokumentation im Internet eingestellt, die seither laufend aktualisiert wird.
Die leichteren Fälle von Wasserschäden sind nach der Gefriertrocknung wieder im Magazin aufgestellt und stehen der Benutzung
zur Verfügung. Für die verschiedenen Fälle der schwereren Schäden liegt ein differenzierte
Restaurierungskonzept vor sogar die stark brandgeschädigten Bücher können, zumindest zum
Teil, gerettet werden. Wo eine solche Rettung nicht möglich oder unverhältnismäßig aufwendig wäre, tritt das Projekt der Ersatzbeschaffung für Totalverluste auf den Plan. Dabei werden
Geschenkangebote sowie Antiquariat - und Auktionskataloge auf Bücher durchgesehen, die
verbrannte Exemplare - soweit das überhaupt möglich ist - ersetzen sollen. Mehrere Tausend
verbrannte Werke konnten so durch bibliographisch identische Exemplare oder vergleichbare
Au gaben ersetzt werden. Sowohl für die Restaurierung als auch für die Ersatzbeschaffung
kann auf finanzielle Unterstützung der Unterhalt träger (Bund, Land Thüringen, Stadt Weimar)
sowie Spenden von Dritten zurückgegriffen werden.
Das Mannheimer Herschelbad
(2007)
Bernhard Herschel hatte der Stadt Mannheim 500 000 Goldmark für den Bau einer „Zentral- Bade- und Schwimmanstalt“ hinterlassen. Er starb im Jahr 1905. Otto Beck, damaliger Oberbürgermeister und Freund des Großkaufmanns, hatte den großzügigen Stifter dazu angeregt. Der Wunsch nach einer solchen Badeanstalt fiel in die Zeit einer wahren Bevölkerungsexplosion. Im Jahr 1895 zählte die Stadt Mannheim noch 91 000 Bürger und bereits im Jahr 1910 über 200 000
Einwohner. Mit der Friesenheimer Insel 1895 sowie Käfertal und Waldhof im Jahr 1897 hatte eine Welle der Eingemeindungen begonnen.
Der 200. Geburtstag des Vereins für Geschichte
und Naturgeschichte der Baar im Jahre 20051 gibt
den Anlass, die Rolle von Villinger Forschern und
Mitgliedern des Vereins einmal näher zu untersuchen. Welchen Stellenwert hatten die Vereinsmitglieder aus Villingen im Baarverein in den vergangenen zwei Jahrhunderten? War der Baarverein
ein allein auf Donaueschingen bezogener Verein?
Seit wann gab es in Villingen Geschichtsvereine
und welche Stellung nahmen diese gegenüber dem
Baarverein ein. Diese Fragestellungen sollen bei der
Untersuchung des Themas behilflich sein. Auch
soll auf die Forscherpersönlichkeiten selbst, ihre
Herkunft und ihre Arbeitsgebiete, eingegangen
werden. Die Untersuchung erstreckt sich bis zum
Ende der 1980er Jahre.
Am 19. März 2006 veranstalteten das Stadtarchiv Villingen-Schwenningen und der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar im Kulturzentrum Franziskaner in Villingen-Schwenningen einen Aktionstag Geschichte in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ziel der öffentlichen Veranstaltung war es, das vorhandene Defizit in der Kommunikation unter den Geschichtsvereinen und Geschichtsinitiativen der Region aufzuheben sowie dem zunehmenden Verlust an kultureller Identität, der in den letzten Jahren durch den Verkauf von wertvollem Bibliotheks-, Archiv- und Museumsgut entstanden ist, zu begegnen. Ganz wichtig war das persönliche Kennenlernen der Aktiven in den Geschichtsvereinen und Archiven.
Am Rande der Offenburger Altstadt hat sich ein erstaunliches Zeugnis der mittelalterlichen Stadtgeschichte erhalten, das aus der Ferne der Jahrhunderte unmittelbar zu uns spricht. Gut geschützt im westlichen Kreuzgang des alten Franziskanerklosters Unserer Lieben Frau erzählt uns eine schlichte Holztür mit einer barocklateinischen Inschrift stolz von ihrem Überleben ,,im zerstörenden Feuer des Krieges in den Trümmern des eingeäscherten Klosters". Dass diese „tapfere Tür" die Katastrophe der Totalzerstörung Offenburgs im 17. Jahrhundert bis heute überlebt hat, ist schon ein historisches Phänomen an sich. Was sie aber so besonders wertvoll macht, ist nicht ihr Alter und ihr Material. Von größter Bedeutung und in dieser Form wohl einzigartig ist die lateinische Barockinschrift im oberen Teil der Tür. Sie gibt bis heute einige Rätsel auf, die selbst unter der Lupe wissenschaftlicher Durchleuchtung zum Teil bestehen bleiben werden.
Da bin ich zu Hause
(2007)
Eine Wohnung ist nicht nur ein Dach über dem
Kopf. Die eigenen vier Wände bedeuten Geborgenheit, Wärme und Schutz, die wiederum das
sichere Gefühl vermitteln, zu Hause und ganz privat zu sein. „Hier bin ich Mensch – hier darf ich
sein“. Daheim zu sein, ein Heim zu besitzen und
sich heimelig fühlen, dafür steht die Wohnungsbaugenossenschaft „Familienheim“ seit 57 Jahren.
Ab 1940 entwickelte sich die leergeräumte Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern zu einem Zentrum nationalsozialistischer Schulpolitik. Zuerst wurde eine Reichsschule für Volksdeutsche eingerichtet. Gemeint sind Südtiroler Mädchen, deren Eltern für die Auswanderung nach Deutschland optiert hatten, nachdem Hitler Mussolini Südtirol überlassen hatte. Diese Mädchen sollten in der Illenau auf das Leben in Deutschland und das deutsche Schulwesen vorbereitet werden. Hinzu kam 1941 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) für Mädchen, eine Eliteschule, die aber bereits 1943 in die Schule des Klosters Hegne am Bodensee umzog, wo sie unter dem Namen Deutsche Heimschule als Versuchsschule weitermachte. Dafür wurde in der Illenau im September 1943 auch noch eine Napola für Jungen gegründet.
Das Leben des Schauspielers Willy Schürmann-Horster (1900-1943) ist bis auf die
12 Monate seines Aufenthalts in Konstanz eigentlich ganz gut bekannt. Nach Schulzeit
und Besuch der Schauspielschule von Luise Dumont in Düsseldorf, an der auch Gustav
Gründgens Schüler war, spielte und inszenierte er ab 1920 im Rheinland politisch-revolutionäres Theater mit zeitgenössischen Autoren wie Maxim Gorki, Ernst Toller, Georg
Kaiser, Erich Mühsam, Bert Brecht und Friedrich Wolf, aber auch Georg Büchner. Daneben befasste er sich stets mit den Klassikern. Vorübergehend war er 1923 sogar Mitglied
der KPD, wurde aber nach seinen Aussagen im Prozess von 1943 wegen politischen Differenzen ausgeschlossen. Seine Theatergruppen trugen Namen wie »Jungaktivistenbund«
(1920), »Junge Aktion«, »Freie Volksbühne«, »Notgemeinschaft Düsseldorfer Schauspieler« und besonders erfolgreich die »Truppe im Westen«, ein 1930 entstandenes Schauspielerkollektiv. Die Witwe erinnerte sich später an ihn: Deutlich sehe ich Willy Schürmann
noch vor mir, den mitreißenden Regisseur bei der Gestaltung eines Aktschlusses: Die revolutionären Arbeitersehen dem Tode entgegen, schließen sich eng zusammen und singen: "Brüder in eins nun..."
Überreste von Carnivoren finden sich in fossilen Säugetierfaunen meist selten. Dies liegt an der relativen Häufigkeit von Beutegreifern und Beute wie wir sie heute kennen. Das bisher bekannte Wirbeltierinventar der Fossilienlagerstätte Höwenegg steht beispielhaft für diese Aussage. Während die Ungulaten häufig, oft mit kompletten Skeletten gefunden werden, liegen die Carnivoren ausschließlich als isolierte Skelettelemente oder Bezahnungsreste vor, wobei einige Formen nur durch einzelne Belege nachgewiesen sind.
Nachdem wir das Palais Lanz aus kunstgeschichtlichem Blickwinkel betrachtet haben, soll der Bau nun mit der Geschichte gefüllt werden, die ihm als Wohnhaus gerade den besonderen Reiz verleiht. Denn für seine Bewohner war es „unser neues Haus“ und nicht allein ein Statussymbol, das nach außen wirken sollte. Der Bauherr wollte sich in seinen ersten eigenen vier Wänden wohlfühlen, und anscheinend erfüllte sich dieser Wunsch für die gesamte Familie: Das Palais, dessen Größe auf den ersten Blick so erschlagend wirkt, war ein lebendiges Heim, das neben Karl und Gisella Lanz und ihren fünf Kinder von unzähligen Dienstboten bewohnt wurde.
Inmitten der Mannheimer Oststadt erhebt sich ein Bauwerk, das mit gutem Recht einen ganz besonderen Platz in der deutschen Architekturgeschichte beanspruchen darf: Es handelt sich um das wahrscheinlich einzige erhaltene Stadtpalais nach Pariser Art, das im zweiten deutschen Kaiserreich zwischen 1871 und 1914 erbaut worden ist. Die Rede ist vom Palais Lanz, das meist als Villa bezeichnet wird, wobei sich dieser Begriff nicht nur aufgrund der Dimensionen, sondern der Gesamtanlage
und des Baustils eigentlich verbietet. Hier wurde zwischen 1907 und 1913 kein stattliches Wohnhaus, sondern ein riesiger französischer Palast mit einer prachtvollen Werksteinfassade inmitten eines geometrisch angelegten Gartens errichtet und durch unerhört aufwändig gestaltete Stallgebäude komplettiert.
Der letzte Palatin
(2007)
Die heute Hundertjährigen – und das sind nicht wenige – könnten sich daran erinnern, dass für sie als Elfjährige die Monarchie ihrer Kinderzeit plötzlich verschwunden war und sie als Republikaner in einer grauen Nachkriegszeit aufwuchsen. In ihrem Geburtsjahr 1907 feierte man aber noch, oder wieder einmal die wilhelminische Monarchie in ihrer ganzen
Prachtentfaltung, und die Beerdigung des letzten Palatins diente für ein grandioses pompes funèbres. Als Palatin, als Quasipfalzgraf, so hatte man Moltke (1891 †) und Bismarck (1898 †) als die Getreuen das alten Kaisers empfunden, und nun war auch der letzte „Führer des heroischen Zeitalters“ dahingegangen, so tönte es in den Zeitungen, jener Proklamationsszene im Versailler Schloss Januar 1871, deren Bild in jedem Schulbuch an die Gründung des Deutschen Reiches erinnerte.
„Straßentumult in Karlsruhe“
(2007)
Liberales Baden? Da blickt man in erster Linie auf die Zeit Großherzog Friedrichs I. (1852–1907) zurück, als der Liberalismus
regierende Partei wurde. Historikern schien freilich schon die Zeit vor der Revolution 1848, der Vormärz in Baden anders akzentuiert zu sein als anderswo, durch bekannte Professoren und Journalisten, durch Abgeordnete der II. Kammer, durch eine qualifizierte Beamtenschaft, den sogenannten „Geheimratsliberalismus“ geprägt, ein „Testfeld für Fortschrittlichkeit“ trotz des bundesdeutschen Metternich-Systems, eine „Schule des vormärzlichen Liberalismus“ trotz Obrigkeitsstaat, so Franz Schnabel.
Wilhelm Hausenstein
(2007)
„Baden – das ist nicht ein Staat. Baden – das ist eine zähe, vertrauliche und etwas verzwickte Familie.“ Und dieser Familie blieb er immer verbunden, auch in seiner zweiten Heimat München, auch als Diplomat in Paris. Der Schwarzwälder war ein Repräsentant deutscher Kultur, wie man ihn nach dem nicht nur staatlichen, sondern auch geistigen Zusammenbruch einer nationalistischen Diktatur Ende des II. Weltkriegs suchte. Seinen Lebensweg fünfzig Jahre nach seinem Tod zu verfolgen
heißt, sich der Markierungen zu erinnern, die er setzen konnte.
Die Haltung des Freiburger Pastoraltheologen Linus Bopp (1887-1971) zum und im Nationalsozialismus
(2007)
Die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, zu deren historischen Kernfächern die (Katholische) Theologie gehört, kann 2007 auf ihr 550-jähriges Bestehen zurückblicken. Ein Jubiläum dieser Art ist immer auch ein Anlass zum historischen Rückblick. Dabei hängt die Qualität eines solchen Rückblicks wesentlich von der Bereitschaft ab, sich auch kritischen Phasen und Ereignissen zu stellen, zu denen zweifelsohne die Zeit des Nationalsozialismus gehört. Dieser Aufsatz richtet den Blick auf Linus Bopp, der in diesen Jahren Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg war. Zunächst soll ein kurzer Überblick über seine Person und sein Werk gegeben werden (1). Danach wird Bopps Haltung zum Nationalsozialismus im Kontext der gegenwärtigen kirchengeschichtlichen Forschung thesenartig umschrieben (2). In einem dritten Schritt ist darauf zu schauen, in welche Richtung die Weichen in Bopps pastoraltheologischem Denken vor 1933 gestellt waren (3). Anschließend wird geschildert, wie der Freiburger Pastoraltheologe im „Dritten Reich“ zu einem „Brückenbauer“ wurde, aber auch, wie er zum nationalsozialistischen Regime zunehmend auf Distanz gegangen ist (4). Überlegungen, wie sich der Freiburger Theologieprofessor Bopp nach Ende des Zweiten Weltkriegs über den Nationalsozialismus geäußert hat und wie diese Erfahrungen sein (pastoraltheologisches) Denken beeinflusst und verändert haben, schließen diesen Beitrag ab (5).
Schaut heute ein/e Autofahrer/in von der Autobahn aus in Richtung Schwarzwald, so fällt ihm/ihr die Hornisgrinde als höchste und imposante Erhebung des Nordschwarzwaldes sofort ins Auge. Dass sich dieser Berg noch vor etwa 30 Jahren ganz anders präsentierte, fällt den meisten Betrachtern heute nicht mehr auf. Damals konnte man den Hornisgrindeturm noch nicht entdecken; vom „Fernsehturm" ragten nur die obersten Stockwerke aus dem Nadeldach und die Windräder existierten noch gar nicht. Die Hornisgrinde war damals nämlich noch von einem dichten Nadelwald bedeckt. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre begann sich jedoch die Waldsituation zu verändern. Entwicklungen, die man schon in anderen europäischen Waldregionen beobachten konnten, nahmen nun auch im Schwarzwald - insbesondere im Nordschwarzwald - ihren Anfang. Nadelbäume verloren zusehends ihr Nadelkleid - viele starben innerhalb kürzester Zeit ab. Schadinsekte, die vorher noch keine so entscheidende Rolle im Wald gespielt hatten, trieben immer heftiger ihr Unwesen. Vor allem am Katzenkopf konnte das rasant um sich greifende Sterben der Bäume beobachtet werden. Kurz darauf war auch schon ein Begriff für dieses Geschehen in aller Munde. Der Begriff ,,Das Waldsterben" war geboren und fand nicht nur Eingang in die deutsche Sprache.
Am 2. Februar 2007 berichtete die Stuttgarter Zeitung, dass im vergangenen Jahr fast 145 000 Menschen aus der Bundesrepublik ausgewandert sind, das ist seit 1954 ein neuer Höchststand. Die Zahl ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, auch in Baden-Württemberg: Dort haben im Jahr 2005 rund 22 000 deutsche Staatsbürger den Südwesten verlassen. Die meisten Ausreisenden erhofften sich in den bevorzugten Zielländern, darunter die Schweiz und die USA, bessere Arbeitsbedingungen. Meist handelt es sich um gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte, weswegen dieses
Phänomen neudeutsch gerne als „brain drain“ bezeichnet wird, also das Trockenlegen von Sachverstand – eine Tendenz, die Sorgen bereitet.
Insbesondere das auf einer mehr als 100 Jahre alten Postkarte dominierende, sehr aufwendig gestaltete malerische Kreuz mit dem historischen Bauernhaus und der Kapelle im Hintergrund (Bild 1) machte den Verfasser dieses Beitrags neugierig. Wo war dieses Hofensemble zu finden? Wie alt mochten Haus, Kapelle und Kreuz sein? Gab es einen besonderen Anlass für das Errichten des Kreuzes, z.B. Krankheit in der Bauernfamilie, eine Seuche beim Vieh oder ein Gelöbnis? Wer gestaltete das Kreuz mit den vielen symbolischen Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi? Diese und viele weitere Fragen stellten sich. Um etwas Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen, musste das Hofgut aber erst einmal gefunden werden. Da die Ansichtskarte weder den Hofnamen noch etwas über die geografische Lage des Hofs verrät, standen die Chancen, das Hofensemble jemals zu finden, von vornherein schlecht. Und so blieben auch alle Suchaktionen im gesamten mittleren Schwarzwald zunächst ohne Erfolg. Einen winzigen Lichtblick bot die Einprägung auf der Kartenrückseite: ,,J. G. Fleig, Photogr. Verl. Hornberg. No. 15". Aber auch der half zunächst nicht weiter. Die Hoffnung, das Hofgut jemals zu finden, sank gegen Null. Gab es diesen Hof überhaupt noch? War er zwischenzeitlich vielleicht schon bis zur Unkenntlichkeit modernisiert, zweckentfremdet genutzt, das Kreuz verwittert, verfault und deshalb abgebrochen?
Die „Zuflucht“ – auf dem Roßbühl dem nördlichsten Punkt des Kniebismassivs gelegen – entwickelte sich in rund 170 Jahren aus kleinsten Anfängen zu einem renommierten Höhenhotel von internationalem Rang (Bild 1). Um sein Hotel den wachsenden Komfortansprüchen der Gäste anzupassen, plante der Hotelier, das Haus Anfang der 1970er Jahre wesentlich zu vergrößern und zu modernisieren. Da die Aufsichtbehörden diesen umfassenden Erweiterungsplänen jedoch nicht zustimmten, wurde das Hotel nach jahrelangen Verhandlungen letztendlich 1980 an das Deutsche Jugendherbergswerk verkauft.
Schönwald – ein Hochtal, rund 1000 m über dem Meer, zwischen Triberg und Furtwangen gelegen – bestand ursprünglich aus mehr oder weniger weit voneinander entfernten, überwiegend recht stattlichen Hofgütern. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts, wahrscheinlich sogar schon früher, hatte sich hier eine Streusiedlung gebildet. Später formierte sich zunächst auf dem Pfarrwidum (geweihtes oder gewidmetes Land) in Nähe der katholischen Kirche nach und nach ein innerer Dorfkern.
Das Dorf Schollach - seit 1975 Ortsteil der nördlich von Neustadt gelegenen Gemeinde Eisenbach - befindet sich in einem nach Osten gerichteten Hochtal des Hochschwarzwaldes auf
800 bis 1130 m Höhe. Erstmalig erwähnt ist der Ortsname in einer Urkunde vom 3. Juli 1280.
Die Siedlungsweise (Streusiedlung) resultiert au den örtlichen Naturgegebenheiten: Vorherrschend ist der nahezu autonome Einzelhof, der im Ursprung dem Bautyp des sogenannten Heiden- oder Höhenhauses entspricht. Relativ oft gesellen oder gesellten ich zum eigentlichen
Hofgebäude mit Wohnung und Stall unter einem Dach noch eine Hofkapelle, ein Leibgedinghau (Alterssitz) sowie eine Getreide- und/oder Sägemühle (Klopfsäge).
Nach der Schollacher Höfe- und Familienchronik gibt es den Schneckenhof spätestens seit
1529. Erster Inhaber war der Bauer Han Tritschler, von dem Blesi Meyer 1536 da landwirtschaftliche Anwesen übernahm. Ihm folgten bis 1650 drei weitere Generationen der Familie Meyer.
Bevor Matthäus (Thebus) Willmann um 1690 auf die Hofstätte kam, bewirtschaftete Johann Fehrenbach den Hof vermutlich zwischen 1650 und 1690. Im Fahlbuch des Klosters Friedenweiler von 1761 wird der Schneckenhof als der fünfte Hof im oberen Schollach
beschrieben und mit de Willmanns bezeichnet. Diese Angabe geht offenbar auf den Familiennamen Willmann zurück; immerhin sechs Generationen dieser Familie bewirtschafteten den
Hof bis 1820.
Köpfe und Knöpfe
(2007)
Am 12. Mai 2007 feiert das Mannheimer Stadtarchiv – Institut für Stadtgeschichte mit einem großen Fest unter dem Motto „Köpfe und Knöpfe“ seinen 100. Geburtstag. Mit den Köpfen sind sowohl die Protagonisten der Stadtgeschichte als auch die Menschen im Archiv selbst gemeint – mit den Knöpfen jene uns heute immer selbstverständlichere Tastatur des Computers, mit denen wir die digital vorliegenden Informationen des Archivs abrufen können. Einige Wegmarken dieser Entwicklung einer städtischen Einrichtung, die heute als Kultur- und Verwaltungsinstitution mit einem reichhaltigen Informationsangebot
aufwarten kann, seien nachfolgend kurz beschrieben und ein Ausblick in die nahe Zukunft gewagt.
Johann Caspar Malsch
(2007)
Johann Caspar Malsch (1673–1742) hat als jugendlicher Schüler den Stadtbrand von Durlach 1689 miterlebt. Später war er Professor am Gymnasium und Zeitzeuge der Entstehung von Karlsruhe. Im Jahre 1728 hat er die erste Geschichte
dieser Stadt in lateinischer Sprache auf eigene Kosten drucken lassen. Dieses Dokument mit seinen zahlreich eingestreuten Gedichten wurde 2003 erstmals ins Deutsche übersetzt und in der Zeitschrift „Badische Heimat“, 83. Jahrgang, S. 128 bis 152 veröffentlicht. Dort finden sich auch Informationen über Leben und Werk des Verfassers.
2007 kann die Kunsthalle Mannheim ihr 100jähriges Bestehen feiern. Die Einweihung des Hauses, in dessen Chronik sich das kulturelle Selbstverständnis der Mannheimer Bürger auf so hervorragende Weise spiegelt, war ein Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag der Stadtgründung. Aus diesem Anlass fand eine Internationale Kunstausstellung statt, die herausragende Werke von Künstlern zeigte, welche heute ihren Platz in der Kunstgeschichte unangefochten innehaben, damals aber längst nicht als durchgesetzt gelten konnten. So konnte sich Mannheim rühmen, 1907, als erste Stadt in Deutschland, in einem größeren Zusammenhang Werke von Paul Gauguin und Vincent van Gogh zu zeigen, Maler, die im wilhelminischen Reich noch weitgehend unbekannt oder verketzert waren.
Das Weltklima unterliegt zeitgenössisch einem durchgreifenden Wandel, wie er
in dieser Geschwindigkeit und in diesem Ausmaß seit mindestens tausend Jahren nicht
festgestellt werden konnte. Im vergangenen Jahrhundert stieg die mittlere Temperatur der Erde um etwa 0,7 °C an und sie dürfte
in den nächsten Jahrzehnten mit einer Rate von o,2°C/10 Jahre weiter steigen. Eine wesentliche Ursache wird in der globalen Zunahme von Treibhausgasen, vornehmlich des Kohlendioxids (C0 2) gesehen, dessen Konzentrationen von rd. 280
ppm (vorindustrieller Referenzwert um 1750) auf nunmehr 380 ppm gestiegen ist. Verantwortlich hierfür sind vor allem menschliche Aktivitäten, z. B. die Verbrennung fossiler
Energieträger, die Abholzung der Wälder und der Landnutzungswandel (IPCC 2001).
Hermann Eris Busse
(2007)
Am 15. August 1947 starb Hermann Eris Busse, der langjährige Geschäftsführer und Schriftleiter der Badischen Heimat. Seiner
Bedeutung für die Geschichte des Landesvereins und seiner Persönlichkeit sind sich in Baden nur noch wenige bewusst. Sein 60. Todesjahr soll daher Anlass sein, an das Leben und Werk Hermann Eris Busses zu erinnern und es kritisch zu beleuchten.
Der Sommer 1947 versank in einer großen Dürre. Ein erheblicher Teil der ersehnten Ernte ging verloren. Nach dem schrecklichen Hungerwinter 1946 auf 1947 trieb die Ernährungslage einer weiteren Katastrophe entgegen. Als Erzbischof Gröber am 1. April 1947 sein 75. Lebensjahr vollendete — keine Jubelfeier, sondern nur in kleinen Kreis—, war er von der Zuspitzung der allgemeinen Notlage sehr bedrückt, von den Folgen des verlorenen Krieges, vom Auseinanderreißen seiner Diözese in zwei Besatzungszonen, die eine hinreichende Kommunikation erheblich erschwerte. Freiburg, die Bischofsstadt, blieb gezeichnet vom furchtbaren Bombenangriff des 27. November 1944, der Wiederaufbau konnte nur ganz zaghaft beginnen. Das erzbischöfliche Palais am Münsterplatz, Gröbers Wohnsitz, war zunächst verschont geblieben, stand freilich inmitten brennender Häuser. Dem Funkenflug und den aus dem Brandschutt züngelnden Flammen suchte Dr. Bernhard Welte, Gröbers Sekretär und Hausgenosse seit 1934, noch bis in die Nacht zum 29. November mit einigen beherzten Buben zu wehren, in Eimern Wasser heran schleppend, hilflos und bald erschöpft, frierend in der aufziehenden Kälte, unzureichend gekleidet und mit schlechtem Schuhwerk, das unter den Brandbedingungen litt. Es war alles vergeblich, spätestens, als die Wasserzufuhr versagte. Da war nichts mehr zu retten. Das Palais geriet, ausgehend von den Nebengebäuden in der Schusterstraße, voll in Brand. Dr. Welte und die hilfsbereiten Buben mußten sich in Sicherheit bringen.
Vom Acker zum Fließband
(2007)
Mannheim, mit 325 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Baden-Württemberg kann 2007 gerade mal ihr Vierhundertjähriges Stadtjubiläum feiern. Sie ist damit eine recht junge Stadt in der Metropolregion Rhein-Neckar. Die ehemalige Residenz- und Hauptstadt der Kurpfalz wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss nach Verordnung Napoleon I. dem neu geschaffenen Großherzogtum Baden zugesprochen. Markgraf Karl Friedrich von Baden hatte schon 1796 mit Frankreich einen Sonderfrieden geschlossen und die rechtsrheinischen Gebiete des Bistums Speyer militärisch besetzt. Mannheim zählte 1777 bereits 25 353 Einwohner, Stuttgart hatte 1788 zum Vergleich nur eine Bevölkerungszahl von 17 628 und Frankfurt/Main 45 000 Einwohner gezählt.
Das Naturschutzgebiet „Taubergießen" erstreckt sich auf einer Länge von zwölf Kilometern entlang des Rheines auf deutschem und französischem Grundeigentum. Es besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Landschaftstypen: Westlich des Tulla'schen Hochwasserdammes befinden sich die Überflutungsbereiche des Rheins mit zum Teil urwaldähnlichen Auenwäldern aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Schwarzpappeln. Östlich des Hochwasserdammes, in der sogenannten Altaue, treffen wir eine liebliche Landschaft mit Wiesen, Hecken, kleineren Wäldern und Gewässern an, deren Flussläufe jedoch keine Verbindung mehr zum Rhein haben.
In einer langfristigen Dauerflächenuntersuchung wurde die Populationsdynamik des endemischen Bodensee-Vergissmeinnichts (Myosotis rehsteineri WARTM.) untersucht. Es wird der Frage nachgegangen, (1) wie die Individuendichte von Jahr zu Jahr variiert und (2) ob ein Zusammenhang zwischen Populationsdynamik und Wasserstandsschwankungen besteht. Am Bodensee-Untersee wurde eine 4 m2 große Dauerfläche eingerichtet, die über 12 Jahre fast alljährlich kontrolliert wurde. Von 1989 bis 2000 wurde die Zahl der Pflanzen jeweils vor und nach der Überschwemmung im Sommer erfasst und die Wachstumsrate während des Sommers berechnet. Die Pflanzendichte variierte beträchtlich zwischen 1 und 371 Individuen pro m2; ein
klarer Trend wurde langfristig jedoch nicht beobachtet. Die Wachstumsrate ging mit der Überschwemmungsdauer (Anzahl Tage) signifikant zurück. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Populationsdynamik von Myosotis rehsteineri durch die Wasserstandsdynamik des Bodensees bestimmt wird. Die daraus resultierenden Folgen für Monitoring und Gefährdung werden diskutiert.
Moosflora und Moosvegetation von drei Bannwäldern (Naturwaldreservaten, Totalreservaten) im Kraichgau und Stromberg (Südwestdeutschland, zwischen Karlsruhe und Heilbronn gelegen) werden dargestellt. Die Untersuchungsgebiete umfassen Flächen von jeweils ca. 11-13 ha, gelegen in einer Höhe von 210 bis 395 m. Die Zahl der in den einzelnen Gebieten beobachteten Moosarten liegt jeweils bei ca. 12 Lebermoosen und ca. 60 Laubmoosen. Epiphytische Arten spielen eine
wichtige Rolle; Felsen, Blöcke und Wegstellen fehlen weitgehend. Die Frequenz epiphytischer Moose auf Fagus sylvatica, Carpinus betulus und Quercus spec. (besonders Q. petraea) als den wichtigen Holzarten wurde bestimmt. Die Artenzahlen auf Quercus spec. liegen deutlich höher als bei den anderen beiden Holzarten. Besonderheit auf Fagus sylvatica und auf Carpinus betulus sind die regelmäßigen Vorkommen von Dicranum viride (oft jedoch nur in geringer Menge). Im Schutzgebiet „Zaberhalde“ wurde diese Art nicht beobachtet; die Gründe für das offensichtliche Fehlen werden diskutiert. Der Anteil neutro- und basiphytischer Moose ist in den drei Schutzgebieten recht gering. – Als weitere Holzarten wurden wenige Stämme von Fraxinus excelsior, Sorbus torminalis und Acer campestre untersucht. Von diesen Arten weist Acer campestre eine reiche Epiphytenflora auf, die zahlreiche basi- und neutrophytische Arten enthält. Die Epiphytenflora auf Sorbus torminalis ist dagegen extrem artenarm; anspruchsvolle Epiphyten fehlen. – Die Vergesellschaftung der Moose
wird nach der Methode von BRAUN-BLANQUET dargestellt. Die wichtigsten Moosgesellschaften sind die von Hypnum cupressiforme dominierten Gesellschaften, so das Dicrano-Hypnetum und das Dicranetum viridis. Das Isothecietum myuri wurde v.a. auf Quercus spec. beobachtet. Neutro- und basiphile Moosgesellschaften sind im Gebiet v.a. auf Fraxinus excelsior und Acer campestre zu finden.
Nach der Einweihung der Festhalle "Rosengarten" stand der angrenzende "Friedrichsplatz" den Einwohnern der Stadt Mannheim offen. Allerdings sorgten Schutzleute dafür, dass nach Einbruch der Dunkelheit auf dem neuen Schmuckplatz kein Schaberack getrieben wurde. Dies wurde durch Ketten signalisiert, die quer über die Zugangswege gespannt wurden.
Für diesen neuen Schmuckplatz hatten die technischen Ämter anlässlich der Einweihung des 1889 fertig gestellten Wasserturms einen Plan ausgearbeitet, von dem allerdings nur der Grundriss und die wenigen Bäume in der Nähe
des Wasserturms heute noch zu sehen sind.
Im 19. Jahrhundert verfassten zahlreiche Pfarrer Autobiographien sowohl für den engeren Familienkreis als auch für eine mögliche Publikation. Diese Memoiren bieten oft schillernde Einblicke in das Leben einer Pfarrfamilie, lassen aber nicht
selten einen Blick über die Mauern des Pfarrgartens vermissen. Bei solchen Pfarrern indes, die durch sittlich-moralische oder politische Gründe in Konflikte mit der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit kamen, war dies gelegentlich anders und politische
sowie soziale Verhältnisse traten durchaus in den Blick. Das ist beispielsweise bei solchen Pfarrern der Fall, die in den Jahren 1848/49 politisch durch freisinnige Gedanken auffielen und deshalb Konsequenzen, wie etwa Strafversetzungen, zu erleiden
hatten. Bei allen Selbstzeugnissen ist freilich der subjektive Blickwinkel zu berücksichtigen und zu fragen: Welche Erinnerungen erscheinen dem Verfasser berichtenswert und wie hat er sein Leben beschrieben? Folgt er religiös-literarischen Schablonen, wie sie etwa die pietistische Autobiographie prägen, oder zeichnen sich seine Aufzeichnungen durch Originalität aus?
Der Vortrag wurde gehalten am 6. Mai 2007, am Hebelabend der Trachtengruppe Weil am Rhein e. V. und des Kulturamts der Stadt Weil am Rhein. Sehr geehrte, liebe Gäste, wenn ich heute Abend über Hebels naturwissenschaftliche Beobachtungen spreche, will ich keine großen Theorien entwickeln. Mir ist daran gelegen, nahe an Hebels Werk heranzugehen und im Bekannten Unerwartetes zu entdecken.
Im Karlsruher Stadtgebiet wurden zwischen November 2005 und Juli 2007 Kronenäste von Eichen eingetragen, welche bei Baumsicherungsmaßnahmen anfielen. Die sich darin entwickelnden xylobionten Käfer wurden herausgezüchtet. Es konnten 52 Käferarten aus 24 verschiedenen Familien nachgewiesen werden. Dreizehn dieser Arten sind laut Roter Liste in Baden-Württemberg gefährdet oder stark gefährdet, drei Arten gelten als Urwaldrelikte. Besonders erwähnenswert sind fünf
Exemplare von Pseudosphegesthes cinereus LAPORTE & GORY, 1825. Diese Bockkäferart war seit Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa verschollen und ist erst 1994 wieder für den Hardtwald bei Karlsruhe nachgewiesen worden.
Dem folgenden Beitrag gingen Recherchen zur Ermittlung der historischen Bauherrendaten voraus, die ich zu Beginn diesen Jahres im Auftrag der Denkmalschutzbehörde in Mannheim durchgeführt habe und mit denen die Liste der Baudenkmale insbesondere im Stadtteil Oststadt ergänzt wurde. Ergebnis der Nachforschungen war eine umfangreiche Sammlung mit bereits in der Öffentlichkeit bekannten und bisher weniger bekannten Namen von Persönlichkeiten, deren Leben und
Wirken mit der Stadt Mannheim verbunden ist. Dies brachte mich auf die Idee, die Geschichte einer Persönlichkeit mit der
Geschichte des Hauses, in dem sie wohnte und lebte, zu verbinden – sei diese Persönlichkeit der Bauherr bzw. die Bauherrin, der Eigentümer bzw. die Eigentümerin oder schlicht und einfach ein Bewohner bzw. eine Bewohnerin des Hauses gewesen.
Keines der einschlägigen Denkmalinventare, weder Adolf von Oechelhäusers
Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden1, noch die beiden Dehio-
Handbücher Baden-Württemberg2 erwähnen das bedeutende klassizistische
Erinnerungsdenkmal des Eberhard von Gemmingen, noch das ( erst 2002 wieder
entdeckte) Epitaph des Ottheinrich (1.) von Gemmingen in der ev. Pfarrkirche
Hoffenheim.
Bei Oechclhäuser mag das daran liegen, dass der lnventarisator bei seiner sonstigen
Akribie die damals (1909) relativ neue (1841 vollendete) neugotische Kirche nicht
der Begehung wert erachtete; er erwähnte lediglich kurz die Vorgängerbauten, aber
weder die bedeutende Walcker-Orgel noch das Gemmingen-Denkmal.
Wohl in der Nachfolge von Oechelhäuser erwähnte Georg Dehio im Handbuch
der Deutschen Kunstdenkmäler Baden-Württemberg I (1964) Hoffenheim nicht.
Erst in der Neuauflage von 1993 findet die Kirche als früher Bau der Hübsch-
Schule Beachtung- das Gemmingen-Denkmal nicht.
Schon seit längerem hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, einmal unter historischen Gesichtspunkten durch die Mannheimer Hafenanlagen zu führen. Schließlich ist der hiesige Binnenhafen einer der bedeutendsten Europas und mit seinen rund elf Quadratkilometern Fläche inklusive Wasserspiegel der größte Deutschlands. Rund acht Millionen Tonnen werden hier Jahr für Jahr Schiff-Land bzw. Land-Schiff umgeschlagen. Indes sind die Hafenanlagen nicht nur ein wichtiger Teil der
städtischen Infrastruktur, sondern zugleich wesentliches Element der 400-jährigen Mannheimer Stadtgeschichte. Schon zu Zeiten der Festungs- und Stadtgründung 1606/07 legten hier die Holzschiffe und -nachen an, lange bevor im Jahr 1840 das erste Mannheimer Hafenbecken eingeweiht wurde.
28. Januar 2007: Auf dem jüdischen Friedhof Diersburg und vor dem Rathaus der Gemeinde werden zwei Gedenktafeln enthüllt, die an die lange Anwesenheit der Juden in Diersburg erinnern. Arnold Lederer, mit über 90 Jahren einer der beiden letzten noch lebenden Juden aus der Gemeinde, ist eigens zu dieser Veranstaltung, für deren Zustandekommen er sich seit Jahren engagiert hatte, von Paris angereist. In einer von vielen Gästen besuchten Feierstunde würdigen Redner aus Politik, Gemeinde, Kirchen und Vereinen die Steinsetzung als Zeichen der Erinnerung, als Aufforderung und als Hoffnungssignal. Arnold Lederer, seine Gattin und die ebenfalls angereiste Eva Mendelsson, geb. Cohn, deren Familie großmütterlicherseits mit Diersburg verbunden ist, danken allen Anwesenden in bewegenden Worten für diese Stunde. An erster Stelle nennen sie dabei Frau Gisela Stoffel, die langjährige Leiterin der Mitgliedergruppe Hohberg des Historischen Vereins für Mittelbaden.
Schon seit Jahren besucht Arnold Lederer regelmäßig in den Ferien zusammen mit seiner Frau sein Diersburg: Hier wurde er 1913 geboren! Hier hatte die Familie Lederer seit Generationen gelebt und gearbeitet, hier ging Arnold zur Volksschule, hier hatte sein Vater Moritz ein Stoffgeschäft, hier, auf dem jüdischen Friedhof unten am Dorfbach, liegen seine Vorfahren: Die Lederers gehören seit Jahrhunderten zur jüdischen Landgemeinde Diersburg.
Der Teppich von Michelfeld
(2007)
Die von C. A. Koch's Nachfolger gemeinsam mit der Deutschen Buchgemeinschaft
1968 herausgegebene Sammlung sämtlicher Holzschnitte Albrecht Dürers
enthält als Nr. 343 und 344 zwei Blätter mit dem Titel „Der Teppich von Michelfeld".
Aus dem dreieinhalb Zeilen umfassenden Text über dem ersten der beiden
Holzschnitte geht hervor, dass Dürer an „Mitfasten" (= 6. März) des Jahres 1524
das Schloss „Michelfeldt am Rheyn" besuchte und einen Teppich mit diesen „Figuren"
und „Reymen" ,,gefunden" und, weil er von ihm so beeindruckt gewesen sei,
,,abgemalet und abgemacht" habe.
Mit diesem „Michelfeldt am Rheyn" ist kein anderer Ort als das Michelfeld im
Kraichgau, heute Teilort von Angelbachtal, gemeint. Wie aber kommt der weit über
das damalige Deutsche Reich hinaus bekannte, in Nürnberg lebende Künstler Albrecht
Dürer in dieses kleine, der Reichsritterfamilie von Gemmingen gehörende
Dorf? Der badische Archivar Mone ist der Auffassung, dass Dürer „mehr als einmal
in Michelfeld, wo ein Bad- und Gesundbrunnen war, und im Kraichgau gewesen
ist". Dies würde der o. g. Text auf dem Holzschnitt beweisen, in dem nicht nur der
Ort „Michelfeld", sondern auch das genaue Datum des Besuchs, nämlich „zu mit/asten
Im Tausent Fünffhundert und Vierundzwaintzig ]ar" genannt werden.
Uriel von Gemmingen
(2007)
Die Freiherren von Gemmingen sind eine der wenigen Adelsfamilien im Kraichgau,
die sich seit dem hohen Mittelalter bis heute erhalten haben. Ihr Geschlecht
war zahlenmäßig von Anfang an eines der stärksten, hatte umfangreichen Grundbesitz
weit über den Kraichgau hinaus und hat sich daher auch früh in viele Seitenlinien
aufgespaltet. Dass eine so große Familie auch immer wieder bedeutende
Persönlichkeiten hervorbringt, ist nicht verwunderlich. Eine besonders große Zahl
gebildeter und einflussreicher Familienmitglieder hatten die Gemminger im 15.
und 16. Jahrhundert aufzuweisen. Unter ihnen ragen Hans der Reiche, der als
Doktor beider Rechte zeitweise Hofrichter am kurpfälzischen Hof in Heidelberg
und sogar Vizedom, d.h. Stellvertreter des Kurfürsten, war und dessen Enkel
Dietrich, Wolf und Philipp eine zentrale Rolle in der Reformation im Kraichgau
spielten}, und Hans der Kecke, der Begründer der Michelfelder Linie, hervor.
Gelegentlich wird dieser im Gegensatz zu Hans dem Reichen, dem Begründer der
Guttenberger Linie, auch Hans der Arme oder auch Keckhans genannt.
Am 10. Oktober 2006 erlag Franz Reichsgraf
von Degenfeld-Schonburg im Alter von
44 Jahren seinem schweren Leiden. Mit ihm
verlor der Heimatverein Kraichgau ein
langjähriges Beiratsmitglied.
Franz Reichsgraf von Degenfeld-Schonburg
übte nach seiner Rückkehr in den Kraichgau
über 10 Jahre lang das Amt eines Beirates aus
und war in dieser Funktion zuständig für die
Zusammenarbeit mit den Archiven unserer
Region sowie für die Verbindungen und
Kontaktpflege mit dem Adel im Kraichgau.
Er arbeitete mit im Arbeitskreis „Burgen
und Schlösser im Kraichgau". Unvergessen
ist seine Mitwirkung an der Konzeption und
dem Aufbau der Wanderausstellung „Auf
Berggipfeln und in den Ebenen - Burgen
und Schlösser im Kraichgau", an der Artikelserie
„Burgen und Schlösser im Kraichgau"
in der Eppinger Zeitung im Herbst
2000 und an dem Begleitheft zur Ausstellung,
dessen zwei Auflagen er betreute. In ebenso guter Erinnerung wird er uns
bleiben als kompetentes Mitglied des Arbeitskreises, der die gemeinsam vom Evangelischen
Dekanat Eppingen-Bad Rappenau und dem Heimatverein Kraichgau
durchgeführte Wanderausstellung „Reformation und Humanismus im Kraichgau"
zusammen mit einem Ausstellungsbegleitheft erarbeitete. Mehrere Aufsätze und
zahlreiche Rezensionen in den Kraichgau-Jahrbüchern entstammen seiner Feder.
Stillgewässer haben häufig eine große Bedeutung für den Naturschutz. Der Unterhölzer Weiher ist seit 1939, vor allem aufgrund seiner Bedeutung als Rast-, Brut- und Mauserplatz für Wasservögel, Teil des Naturschutzgebiets „Unterhölzer Wald". Im Norden grenzt er zudem an die Feuchtwiesenkomplexe und Moorflächen des 1997 ausgewiesenen Naturschutzgebiets „Birken-Mittelmeß" an. Auch wenn der Teich im Schutzzweck des Verordnungstextes zum Unterhölzer Wald nicht direkt aufgeführt wird, ist es doch Aufgabe des Naturschutzes, diesen Lebensraum in seiner Bedeutung für die Gewässerflora und -fauna sowie für die Vogelwelt langfristig zu erhalten. Im Zusammenhang mit naturschutzfachlichen Diskussionen über die Gefährdung der Teichbodenvegetation wurde im Jahr 2001 seitens der Naturschutzverwaltung erstmals über mögliche Maßnahmen am Unterhölzer Weiher nachgedacht. Daraus resultierte ein Auftrag zur Ermittlung des Diasporenpotentials im Teichboden (RADDATZ & SCHUTTE 2002). Die Ergebnisse zeigten, dass aus naturschutzfachlicher Sicht Maßnahmen zur Freilegung der Teichbodenvegetation durchaus erfolgversprechend sein könnten.
Eine wiederum fällige und notwendige Ergänzung und Korrektur zum
Ahnenbuch Wolffhardt von Dr. Friedrich Rusam ergab sich im Zuge der Bearbeitung des Ortsfamilienbuches Sulzfeld (Kreis Karlsruhe), erschienen im
Jahre 2003. Die Anregung dazu erhielt ich auf Grund eines in den Südwestdeutschen Blättern für Familien- und Wappenkunde (SWDB) Band 21 Heft 8,
Seite(n) 377– 384 erschienenen Aufsatzes von Otto Wolfhard »Eine notwendige Korrektur zum Ahnenbuch Wolffhardt«. Das Ahnenbuch Wolffhardt
selbst lag mir nicht vor, um entsprechende Vergleiche vorzunehmen. Über die
Entwicklung der Familie Wolffhardt (Ahnen des Dichters Friedrich Hölderlin) aus Waiblingen verweise ich auf die veröffentlichten Aufsätze in den
SWDB. Auf Georg Johann Wolffharts eigenhändige Lebensbeschreibung im
Dührener »Liber animarum« im ersten Kirchenbuch von Dühren geht stellenweise im oben aufgeführten Aufsatz auch Otto Wolfhard ein. Betrachtet man
den Lebenslauf von Georg Johann Wolffhart, so berichtet er unter anderem
von seinen Taufpaten (Ursula Herzogin v. Württemberg, Elisabeth v. Karpff,
Balthasar Müttschelin, Vogt zu Nürtingen (1601) sowie als Vornamensgeber
»Georg Hans Pfalzgraf bey Rhein und Velden(t)z-Lau(t)terecken seelig«). Die
von ihm eingeführten Pfarrer nach seinem Abschied (»zu Michelfeld habe ich
mein Valet genommen 1654 den 15. Sept.«) sind ebenfalls namentlich aufgeführt. Primär waren für mich Namen und Daten aus den Kirchenbüchern von
Dühren und a. a. Orten. Diese meines Erachtens nach wichtigen Ergänzungen
und Korrekturen zum Ahnenbuch Wolffhardt, sollen im Folgenden – als
Nachkommenliste bis 1822 – hier aufgeführt werden. [1]
… solche Wertungen erhielten die Rotarier beim
Bau des Spielplatzes auf dem Hubenloch öfter.
Unter den Kindern ringsum hatte sich das Projekt
schnell herumgesprochen und natürlich waren sie
von Anfang an mit dabei: wollten wissen, was hier
oder da entsteht, wer das macht und für wen und
wie und warum und wann es fertig sein würde. Ihre
Kommentare und ihre Begeisterung waren wichtige Beiträge, durchzuhalten, den auftretenden
Widrigkeiten zu trotzen, weiter zu machen.
Germans to Franklin County
(2007)
Franklin County, an der Grenze zu den U.S.-Staaten Vermont und New
Hampshire gelegen, ist der nördlichste Teil des Staates Massachusetts und grenzt
im Westen an den Staat New York. Massachusetts, einer der Neuengland-Staaten an der amerikanischen Ostküste, zählte seit den Tagen der Pilgrim Fathers
zu den klassischen Einwanderungsgebieten in der neuen Welt. Der nachstehende Artikel schlägt einen historischen wie menschlich-familiären Bogen von
einem kleinen Gebiet in Württemberg zu einem kleinen Gebiet im U.S.-Staat
Massachusetts nach Franklin County. Und obwohl diese Arbeit in erster Linie
für amerikanische Leser gedacht war, findet sie doch gewiss auch unser Interesse
auf dieser Seite der gedachten Brücke über den Atlantik.
Der Freiburger Erzbischof Dr. Hermann Schäufele ( 1906-1977) und sein Geburtsort Gemmingen-Stebbach
(2007)
Am 14. Mai 1958 wurde Dr. Hermann
Schäufele von Papst Pius XII. zum Erzbischof
von Freiburg und Metropoliten der
Oberrheinischen Kirchenprovinz ernannt,
am 16. September in sein Amt eingeführt
und am 23. Dezember in Rom von Papst
Johannes XXIII. mit dem Pallium bekleidet.
Er leitete die Erzdiözese über 19 Jahre
lang und verstarb, völlig unerwartet, im
Jubiläumsjahr 1977, in dem die Erzdiözese
den 150. Jahrtag ihrer Errichtung feierte2 .
Erzbischof Schäufele war Konzilsvater
beim Zweiten Vatikanischen Konzil,
Protektor des Deutschen Caritasverbandes,
Mitglied der römischen Kongregation für
die Bischöfe, Mitglied der Kommission der
Deutschen Bischofskonferenz für gesellschaftliche
und sozial-caritative Fragen.
Fast in jedem Ort gibt es Häuser, die im Sprachgebrauch der Ortsansässigen
einen Familiennamen tragen. Auf welcher Grundlage die Namensgebung
erfolgte und wie lange der Name bereits tradiert wird, ist ganz unterschiedlich. Antworten darauf sollen ansatzweise am Beispiel einiger Markgröninger
Kulturdenkmale gegeben werden. Die Schäferlaufstadt, am Rande des langen
Feldes und auf einem Hochflächensporn zwischen Glems und Leudelsbach
gelegen, konnte sich ihr mittelalterliches Stadtbild in vielen Bereichen bewahren. Aufgrund ihrer bemerkenswerten historischen Fachwerksubstanz ist sie
Mitglied der Deutschen Fachwerkstraße und bietet beste Voraussetzungen für
interdisziplinäre Forschungen, die die historischen Hilfswissenschaften Genealogie und Heraldik mit der Geschichtswissenschaft, Architekturgeschichte und der modernen Untersuchungsmethode Dendrochronologie verbinden.
Am Abend des 29. Dezember 1936 notierte Marie Luise Kaschnitz, die das Jahresende auf dem
elterlichen Schloss in Bollschweil verbrachte, in ihr Tagebuch: 'Gespräch über das Kinderheim.
Mama bedauert, dass es nicht möglich ist, die Kinder vor dem Ablauf des Mietkontraktes zu
vertreiben. Es sei eine Schande für eine Gemeinde. Diese Äußerung erschütterte mich sehr. Vor
2 Jahren noch hätte sie den Fall, einer natürlichen Gutmütigkeit folgend, ganz anders beurteilt.'
Die Erinnerung an das hier angesprochene Kinderheim, da jüdische Kinderheim „Sonnenhalde", ist heute fast ganz untergegangen - nur wenige der älteren Bollschweiler wissen noch
davon-, und auch die Herausgeber der Kaschnitz-Tagebücher konnten es nicht verifizieren, im
Anmerkungsapparat fehlt, obwohl die Textstelle au ich heraus nicht recht verständlich wird,
jeder erläuternde Hinweis. Erst spät, und für manche Fragen zu spät, ist auch der Verfasser
durch eine Anfrage au Jerusalem auf da Kinderheim aufmerksam geworden, dessen kurze
Geschichte durchaus allgemeine Interesse beanspruchen kann, allein schon weil es eines jener zahlreichen lokalen Beispiele dafür ist wie ich jüdische Bürgerinnen und Bürger in der
NS-Zeit trotz aller Repressalien neue Lebens- und Berufschancen zu schaffen suchten.
Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland wird gegenwärtig von demokratischen Parteien gestellt, die sich als christlich oder sozial oder als beides bezeichnen. Die christlichen Parteien vertreten programmatisch ein christliches Menschenbild, das
sie den anderen absprechen, aber dennoch von ihnen einfordern, sogar von Nichtchristen, die Bürger der BRD sein oder werden wollen. Was diese programmatische Forderung inhaltlich bedeutet, wird zumeist nicht erläutert, sondern als bekannt vorausgesetzt.
Der Kippenheimer Höfer-Fund
(2007)
Mit der offiziellen Übergabe von mehreren hundert professionell restaurierten und archlvisch erschlossenen Originalunterlagen als Depositum an das Kreisarchiv des Ortenaukreises am 24. September 2004 fand ein Projekt des Fördervereins Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. seinen erfolgreichen Abschluss, das in Zusammenarbeit mit dem Hauptstaatsarchlv Stuttgart und durch die großzügige Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg einen in Form und Umfang einzigartigen Bestand zur Geschichte des Ortenauer Landjudentums der Forschung zugänglich macht. Mitte der 1990er-Jahre hatte der Kippenheimer Metzgermeister Hans Höfer während Renovierungsarbeiten auf dem Dachboden seines Hauses, verborgen unter alten Schindeln und teilweise eingewickelt in Einschlagpapiere, zahlreiche Dokumente und Schriftstücke gefunden, die sich der Familiengeschichte der im 19. Jahrhundert in diesem Haus lebenden jüdischen Familie Weil/Weill zuordnen ließen. Hans Höfer wandte sich mit seinem überraschenden Fund an den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. Nach einer längeren Vorlaufphase, in der das Material erstmals gesichtet wurde und vor allem Fragen zu den Besitzverhältnissen und der endgültigen Aufbewahrung geklärt werden mussten, konnte der Bestand zwischen 2003 und 2005 archivisch aufgearbeitet werden.
Vier Generationen lang stellte ausschließlich die Familie Müller die Lehrer in
Truchtelfingen. Vor dieser Zeit liegt das örtliche Schulwesen völlig im Dunkeln. Selbst die weit zurückreichenden Kirchenbücher helfen nicht weiter.
Mitte des 16. Jahrhunderts ist der früheste planmäßige Unterrichtsbetrieb im
Orte anzunehmen analog der allgemeinen Schulentwicklung im Lande. Durch
den nachmaligen Dekan in Herrenberg wissen wir, dass eine Schule in Truchtelfingen jedenfalls im Jahr 1653 bereits bestanden hatte [1]
. Weitere Aufhellung
bringt ein Brief aus dem Jahre 1718. Der damalige Schreiber, M. Julius Nördlinger, Pfarrer in Tailfingen, berichtet über äußerst ungute Truchtelfinger
Schulverhältnisse. Die Kinder seien durch die beiden Lehrer äußerst unbefriedigend unterrichtet worden [2].
Reinhold Schneider nannte Lichtenthal sein „Heimatkloster“ in einem Sinn, der weit über die Gemeinschaft der Schwestern hinaus in der Geschichte der zu badischen Markgrafen berufenen Zähringer gründet. Unsere Abtei ist deren „Hauskloster“ im Osten der Stadt Baden-Baden. „Maison Messmer“, Reinhold Schneiders Elternhaus, war noch in seiner Jugend das Quartier und der Verhandlungsort europäischer Fürsten und Staatsmänner. Er erlebte die Beziehung von Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria zur Fürstenkapelle des Klosters. Als religiöse „Heimat“ empfand er Lichtenthal unbewusst in der Jugend durch seine Mutter. Sie war Erbin des katholischen Hauses Messmer. Ihrem Ehevertrag gemäß wurden er und sein Bruder katholisch getauft und lernten so auch das Kloster kennen. Nach dem Verlassen des Elternhauses in jungen Jahren wurde der Glaube in Reinhold Schneider „verschüttet“ und brach erst zwanzig Jahre später in Erkenntnis der nationalsozialistischen Verführung wieder in ihm auf. Er erkannte im gekreuzigten und verherrlichten Jesus Christus den Herrn der Geschichte. Dies zog ihn wieder nach Lichtenthal, das sich ihm nun für sein im Glauben gefundenes neues Leben als geistige „Heimat“ erwies. Zum 50. Todestag des Dichters, am 6. April 2008, der bei seinem jähen Heimgang 1958 der Ostersonntag war, soll seine Beziehung zu unserem Kloster Lichtenthal der Öffentlichkeit erschlossen werden. Er schrieb seit 1944 Briefe an uns Zisterzienserinnen und kam zu Besuchen und Arbeitsaufenthalten.
Wer aufmerksam durch die Mannheimer Innenstadt geht, stößt seit Anfang 2006 immer wieder auf Glastafeln an Häusern oder eigens dafür aufgestellten Sandsteinstelen, die in Wort und Bild interessante Aspekte der Mannheimer Geschichte darstellen. STADTPUNKTE heißt das von Kulturbürgermeister Dr. Peter Kurz initiierte und vom Stadtarchiv Mannheim
– Institut für Stadtgeschichte realisierte Projekt, das der Mannheimer Innenstadt ihre historische Dimension zurückgibt.
Melanchthonstadt Bretten
(2007)
Der Elsässer André Weckmann
(2007)
Beginnen wir diesen Text mit einem offenen Bekenntnis von André Weckmann: „Wir wollen endlich das sein, frei und ganz
das sein, wovon wir schon so lange träumen: mündige, alemannische Franzosen, mündige französische Alemannen.
Diese Hauptbedingung zur Verwirklichung dieses Wunschtraums ist, so paradoxal das für ein- oder hochsprachige Beobachter klingen mag, dass der Dialekt das Fundament unserer kulturellen Existenz bleibt. Denn ohne ihn, der die wichtigste und originellste Ausdrucksform unserer Persönlichkeit ist, ginge unsere Eigenart verloren. Und ohne ihn wäre keine echte französisch-deutsche Zweisprachigkeit möglich. Er steht vor den beiden Hochsprachen nicht als Feind, sondern als Partner. Ein
Partner, der sich im französischen Sprachraum bewegt als Regionalsprache und der zudem die Tür öffnet zur deutschen Standardsprache, also zur gesamtdeutschen Kulturwelt.
Lassen Sie mich an den Anfang meines Referats eine Begründung dafür stellen, warum ich ausgerechnet dieses Thema gewählt habe. Nun, dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Ich musste, als ich mich vor mehreren Monaten festgelegt habe, eine Fragestellung finden, die einerseits mit dem Generalthema des Archivtags harmonierte, anderseits zum Thema meines Kollegen von der Evangelischen Landeskirche in Baden passte und schließlich allgemein genug war, mir eine hinreichende Flexibilität und Gestaltungsfreiheit zu erhalten. Keiner Begründung bedarf es wohl, dass ich die Ausländerseelsorge — wir könnten auch, etwas fürnehmer, Migrantenpastoral dazu sagen — überhaupt zum Thema meines Vortrags mache. Immerhin gehört die Sorge für die Fremden — und somit auch deren Seelsorge — zu den zentralen Aufgaben, die uns als Christen gestellt sind: Ich verweise auf das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 25, Vers 35. Und wenn wir Archivare uns mit dem Problem der „Überlieferungsbildung und -sicherung für Migranten“ befassen, dann tun wir damit zunächst einmal nicht mehr, als eine unserer zahlreichen Pflichten zu erfüllen.
Am 18. November 2007, abends gegen 22 Uhr, verstarb in Freiburg nach längerer Krankheit Franz Hundsnurscher, rund drei Wochen nach seinem 74. Geburtstag. Einunddreißigeinhalb Jahre hatte er das Erzbischöfliche Archiv Freiburg geleitet, es aus in jeder Hinsicht bescheidenen Anfängen zu einem modernen, in der Fachwelt anerkannten Archiv aufgebaut und die hier verwahrten Quellen zur Bistumsgeschichte der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die neun Jahre seines Ruhestandes waren überwiegend geprägt von zunehmenden, teils schwerwiegenden Beeinträchtigungen seiner Gesundheit — von den großen wissenschaftlichen Plänen, die er für die Zeit nach dem Ende seiner aktiven Dienstzeit gehegt hatte, konnte er nichts mehr verwirklichen. Gleichwohl wird sein Name und sein Schaffen für immer mit der Geschichte des Erzbischöflichen Archivs, aber auch mit der Geschichte der Kirche im Erzbistum Freiburg verbunden bleiben. Franz Hundsnurscher hat ein bewegtes und nicht immer einfaches Leben hinter sich. Geboren wurde er am 26. Oktober 1933 in Planskus im heutigen Tschechien als einer von vier Söhnen einer durch und durch katholischen Familie — der Vater diente lange Jahre als Mesner. Seine böhmische Heimat verlor er durch die Vertreibung im Oktober 1946.
Aus der Unterfamilie der Cryptinae werden 275 Arten aus Baden nachgewiesen. Das entspricht etwa 42,5 % des deutschen Faunenbestandes. Sechs Arten sind für Deutschland neu: drei Arten der Cryptini: Aritranis explorator (TSCHEK, 1871), Hoplocryptus besseianus (SEYRIG, 1926), H. centricolor (AUBERT, 1964) und drei Arten der Gelini: Charitopes leucobasis TOWNES, 1983, Medophron recurvus (THOMSON, 1884), Phygadeuon exannulatus STROBL, 1904. Neun Arten fehlen im Verzeichnis der Ichneumoniden Deutschlands (HORSTMANN 2001a). Dies betrifft drei Arten der Cryptini: Aritranis
occisor (GRAVENHORST, 1829), Gambrus ornatus (GRAVENHORST, 1829), Mesostenus sp. (= notatus auct. nec
GRAVENHORST, 1829), eine Art der Hemigasterini: Schenkia exigua (HABERMEHL, 1909) und fünf Arten der Gelini: Eudelus scabriculus (THOMSON, 1884), Phygadeuon fraternae HORSTMANN, 2001, P. laevipleuris HORSTMANN, 2001, P. unidentatus HORSTMANN, 2001, Thaumatogelis innoxius SCHWARZ, 2001. Von 30 Arten der Cryptinae konnten durch Zucht Wirte festgestellt oder bestätigt werden.
Eine 27-jährige Frau wurde im Sommer 2005 in ihrer Wohnung in Lauffen am Neckar (Lkr. Heilbronn, MTB 6920) von einer Spinne in den nackten Fuß am Grundgelenk der Großzehe gebissen. Der Hinterleib der Spinne war grüngelblich, das Kopfbruststück rötlich-gelb gefärbt. Der Bissschmerz wurde vom Opfer als einem Bienenstich ähnlich beschrieben. Die Spinne verblieb mindestens 15 Sekunden in den Fuß verbissen. Eine Verwechslung mit einem anderen Arthropoden oder einem
Stich durch einen Gegenstand ist ausgeschlossen. Die Spinne war nach dem Vorfall verletzt, aber noch lebend gefangen und betrachtet worden, starb und wurde verworfen.
Als „Zeitzeuge“ soll ich erzählen, wie ich die Kriegs- und Nachkriegszeit und die Kirche in dieser Zeit erlebt habe. Ich will es versuchen. Es ist allerdings für mich gewöhnungsbedürftig, Zeitzeuge für Nachgeborene zu sein. Es ist ein deutliches
Zeichen des Alters! Allzu viel darf man von mir nicht erwarten, wenn es um die Kriegs- und unmittelbare Nachkriegszeit geht. Ich bin 1934 in Freiburg geboren und in Lahr in einem kleinbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen. Am Kriegsende war ich 11 Jahre, gehöre also zu der bevorzugten Generation, die am Kriegsgeschehen nicht mehr aktiv beteiligt war. Es sind darum nur Kindheitserinnerungen, die ich aus der Kriegszeit weitergeben kann. Auch in den ersten Jahren der Nachkriegszeit war ich noch ein Junge, dann Heranwachsender, der allerdings in der kirchlichen Jugendarbeit, vor allem durch die Schülerarbeit, als Jugendleiter und als Helfer im Kindergottesdienst entscheidend geprägt worden ist und intensive Erfahrungen mit Kirche gemacht hat. Als ich 1953 mit dem Theologiestudium begonnen habe, waren immer noch Nachwirkungen des Krieges zu spüren. Man freute sich, wenn man am Studienort ein nahrhaftes Paket von zu Hause bekommen hat. Man begegnete noch Kommilitonen, die spät aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden waren oder als Flakhelfer die letzte Kriegszeit erlebt und in dieser Zeit sich dann für den Beruf des Pfarrers entschieden hatten. In die Studienzeit fallen auch die ersten Begegnungen mit der Landeskirche – durch den damaligen Ausbildungsreferenten Heidland, später mit Oberkirchenrat Hof.
Etwas Romantik klingt im Titel an, aber es geht hier nicht darum die Vergangenheit zu verklären sondern wir versuchen ein Licht zu werfen auf die tief greifende Veränderung und Verwandlung der religiösen Landschaft in Deutschland, die man Reformation nennt und deren Nachwirkung und Folge es ist, dass es hier im Kraichgau evangelische Gemeinden bis heute gibt.
Wer sich diesem Thema widmet, muss bei David Chyträus – eigentlich David Kochhaf – beginnen, einem Pfarrersohn aus Menzingen. Chyträus besuchte die Lateinschule in Gemmingen, studierte Theologie in Wittenberg, wurde dort von Melanchthon gefördert und schließlich zum Professor in Rostock berufen. In seiner berühmten Rede de Craichgoia von 1558 hat er ein Loblied auf den Kraichgau gesungen, zu einer Zeit, in der noch alles in Blüte stand und jene furchtbaren Kriege und
Verwüstungen noch fern waren.
Der Erlenhof
(2007)
Anfang des Jahres 1926 hatten die Stadtväter Mannheims ihrer neu gegründeten Wohnungsbaugesellschaft den Auftrag erteilt, möglichst schnell den akuten Mangel an kostengünstigen Wohnungen zu beseitigen. Am 17. März 1926 tagte der Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Baugesellschaft Mannheim das erste Mal. Kurz darauf, am 10. Mai 1926, wurde auf
dem am nördlichen Rand der Neckarstadt gelegenen 25 386 m2 großen Areal mit dem Bau der Wohnanlage Erlenhof begonnen.
1707 jährte sich zum hundertsten Mal ein Datum, das die Mannheimer Bürgerschaft als grundlegend für ihre Stadtgeschichte begriff. Das vormalige Dorf, nunmehriger Standort einer kurpfälzischen Festung und Objekt ehrgeiziger Residenzpläne des Landesherren, hatte am 24. Januar 1607 die Stadtprivilegien verliehen bekommen. Schon die hundertjährige Wiederkehr des Ereignisses feierten die Mannheimer mit gnädiger Erlaubnis der kurpfälzischen Regierung in aufwändigem Stil.
Das Flurbereinigungsverfahren Ohlsbach Südwest wurde 1998 angeordnet, seine Durchführung durch verschiedene Umstände (Verwaltungsreform) immer wieder hinausgeschoben. Dies ließ Zeit, möglicherweise noch vorhandenen historischen Spuren im Gelände nachzugehen. 2007 sollen nun die Maßnahmen umgesetzt werden, was einen - so ist zu hoffen - der Erhaltung und Aufwertung förderlichen Eingriff in das Landschaftsbild bedeuten wird. Die von der Neuordnung betroffene Fläche umfasst das frühere Allmendfeld zwischen Kinzig und Bahnlinie und dessen ursprüngliches Bewässerungssystem. Während an anderen Orten kinzigaufwärts, z. B. in Biberach und Steinach, die alte Kinzigauen-Bewässerung aus ökologischen Gründen intakt ist, sind in Ohlsbach nur noch nutzungshistorische Relikte vorhanden, die man erkunden und zu einem System zusammenpuzzeln muss, bevor die Planierraupen die letzten Spuren verwischen werden.
»Bei Königs unterm Fußboden«
(2007)
In alten Gemäuern werden im Dachstuhl oder unter den Fußböden immer wieder kuriose Fundobjekte oder ganze Fundkomplexe entdeckt. Anlässlich des Bamberger Kongresses »Depotfunde« im Jahr 2005 beschäftigten sich Archäologen und Historiker erstmals umfassend mit dieser Quellengattung. Der Inhalt eines Hortes oder Depots besteht aus Gegenständen, die durch eine positive Auslese aus unbekannten Gründen verborgen wurden. In diesem Sinn können als Depotfunde alle Gegenstände bezeichnet werden, »die absichtlich in einen Gebäudehohlraum eingebracht und dort eingeschlossen wurden – und sei es als Akt der Abfallentsorgung, bei dem es sich ja keineswegs um einen zufälligen oder versehentlichen Prozess handelt«. Derartige Vorgänge können auch in mehren Phasen abgelaufen sein. Depotfunde können noch weiter systematisch unterteilt werden: Zunächst gibt es die »Verlustobjekte«, die als »Zufallsfunde« durch die Dielenritzen gerutscht sind, etwa Münzen, Nadeln oder Spielkarten. Echte »Fehlbodenfunde« lagern in Hohlräumen zwischen den Deckenbalken und Bodenbrettern oder in Gewölbezwickeln. Dort sorgt das Material für Schalldämmung und Wärmeisolierung. Selten sind diese Füllungen einheitlich, zumal sie meist durch Zufallsfunde und bei späteren Reparaturen nachträglich eingebrachtes Material ergänzt wurden.
Das Oberamt Ludwigsburg hatte im Jahre 1919 etwas über 71 000 Einwohner und war damit, gemessen an der Einwohnerzahl, das nach den Oberämtern Ulm und Heilbronn drittgrößte Oberamt in Württemberg. Auffallend ist, dass das nur 171 Quadratkilometer große Oberamtsgebiet mit 416 Einwohnern pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt war. Zum Vergleich: Die benachbarten Oberämter Besigheim, Leonberg, Marbach, Vaihingen und Waiblingen hatten zwischen 113 (Vaihingen) und 221 (Waiblingen) Einwohner pro Quadratkilometer. Fast ein Drittel der Einwohner des zwanzig Städte und Gemeinden umfassenden Oberamtsbezirks wohnten in Ludwigsburg, das damals 23 300 Einwohner zählte und die nach Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Esslingen und Reutlingen sechstgrößte Stadt des Landes war. Zu den 52 württembergischen Städten und Gemeinden mit mehr als 5000 Einwohnern gehörten von den Ludwigsburger Bezirksorten außerdem noch
Zuffenhausen (14 500 Einwohner) und Kornwestheim (5650 Einwohner). In Ludwigsburg, Zuffenhausen und Kornwestheim lebten insgesamt 43 450 Menschen oder 61 Prozent der Gesamtbevölkerung des Oberamtsgebiets.
RHEIN NECKAR ZEITUNG vom 29. Mai 1947 (von F. S.)
„Die 100. Kartenperiode
Am letzten Friedenstag 1939 erschienen wie ein Blitz aus heiterem Himmel Plakatanschläge
mit der Bekanntgabe der Beschlagnahme aller Lebensmittel und der Ausgabe
von Versorgungskarten. Damit begann die erste Kartenperiode. Es gab noch
gute und reichliche Sachen. Die Kalorien waren noch unbekannt und wurden
1.urch Brot, Butter, Fett, Fleisch und Wurst reichlich aufgewogen. Die
Ubergewichtler waren zwar auf etwas bescheidenere Kost gesetzt, aber der Durchschnittsmensch
brauchte sich keine Kandare anzulegen. Noch waren alle Tabakläden
indianische Raucherparadiese, in denen die braunen Sumatra und schlanken
Virginia, die Eckstein 5 und Haus Neuerburg die Besucher anlächelten. Auf dem
Marktplatz saßen noch die Gemüsefrauen mit vollen Körben und riefen:
,,Kaafe Se Äpfel".