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- Villingen im Schwarzwald (197) (entfernen)
Steinbeis – Das ist ein Name, der im Gedächtnis bleibt. Aber wer verbirgt sich hinter der Person, in der die Begriffe „Stein“ und „beißen“ scheinbar aufeinanderprallen? Hinter dem Namensgeber für den weltweiten Steinbeis-Verbund für Wissens- und Technologietransfer und dessen Niederlassung in Villingen? Ferdinand von Steinbeis ließ sich von Widerständen nicht beirren, eckte an, revolutionierte mit seinen Ideen. Er gilt als „Wegbereiter der Wirtschaft“ in Württemberg. Dabei hätte er eigentlich Pfarrer werden sollen.
Als zu Beginn 2015 das Bürgerforum „Leben und Wohnen in der Villinger Innenstadt” den Vize-Chef des Stadtbauamtes, Erich Hargina, zu Gast hatte, durften die Gäste davon ausgehen, dass auch das Thema „Ring- und Grünanlagen” in Villingen schon längst auch eine Historie hat. Es sind zwar nur die wahrlich warmen Monate Mai bis Oktober, während denen der Radler großer Schwung zwischen Riettor und Romäus-Gymnasium unterwegs ist. Doch spätestens dann geht auch dem Passanten meist der Blick auf, dass die Grünflächen um die Villinger Stadtmauer von Frühjahr bis in den Herbst was Besonderes sind und nicht nur, weil hier auf historischem Boden ‚gewandelt‘ wird.
In historischen Zeiten, als Villingen noch eine „feste Stadt” war, lief hier der Wasser gefüllte Wehrgraben rings um die Altstadt. Der entnommene Aushub bildete einen breiten Wall, die sogenannte Fülle. Entlang dieser Fülle verlief eine feste zweite Mauer und ein weiterer Wassergraben mit 15 Metern Breite.
Einem Thema, das in den letzten Jahren heiß
diskutiert wurde und immer noch wird, stellt
sich auch der Geschichts- und Heimatverein.
Bei einem Vortragsabend im Refektorium des
Franziskaner, der in Zusammenarbeit mit dem
Stadtarchiv durchgeführt wurde, beleuchtete
der Kulturwissenschaftler und Historiker Stefan
Alexander Aßfalg dieses heikle Thema. Er hat
darüber seine Diplomarbeit geschrieben und
einen umfassenden Beitrag in dem Buch „Villingen-Schwenningen – Geschichte und Kultur“
veröffentlicht. Das Buch wurde 1999 von der
Stadt Villingen-Schwenningen aus Anlass des Jubiläumsjahres herausgegeben. Die Diplomarbeit
ist im Stadtarchiv einzusehen.
Wo ab 1927 mit Schuhen gehandelt wurde, nämlich beim 'Salamander' oder genauer beim Schuhhaus Häsler, war zuvor das „Café Central”. Ein ehemals 'pompöses' Café mit Konditorei, das
zunächst einem Markus Späth gehörte, der in späteren Jahren von 1927 bis 1942 auch Wirt der „Blume-Post” war. Die Attraktion für die Villinger Bevölkerung war damals neben der Confiserie auch das für Villingen erste Speise-Eis, womit sich das „Central" damals auch als erstes EisCafé am Platz angepriesen hatte. Als das Gebäude im Jahre 1912 einem Brand zum Opfer fiel, schuf die Baufirma Kistenfeger die Fassade im Jugendstil.
Im Protokoll des Schwenninger Kirchenkonvents
findet sich unter dem Datum des 6. Januar 1670
die folgende Eintragung:
Klag.
Verena Jerg Müllers fraw solle ihr kindt
nach Villingen zue den nonnen getragen haben
weilen es ein Je(r)ma[lichs] kindtlin seie.
Verantwortung
Gestehts, allein Viel weiber habens ihr gerathen,
Undt habe sie sich ihres kindts erbarmet; Sie wolle
es nimmer thun, Sie habe nit gewust, daß es so Viel
auff sich habe.
Ein Pfennig nur?
(2007)
„... tun Wir allen Menschen dieser Welt und auch
den künftigen Generationen kund und zu wissen,
dass Wir auf Ersuchen des erlauchten Herzogs
Hermann Unserem Grafen Berthold das Recht, die
allerhöchste Erlaubnis und die Gewalt gegeben,
verliehen und bewilligt haben, an einem bestimmten Ort, seinem Flecken Villingen nämlich, einen
öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der
gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten
und auf Dauer einzurichten. ...“
Ein völlig unbekanntes Kapitel der Villinger Kulturgeschichte ist der Verlag deutscher Klassiker des eigenwilligen Professors
Josef Josua Eiselein (1781 – 1856). Dieser war ab 1818 Lehrer und Präfekt am Gymnasium in Donaueschingen, wurde im
selben Jahr zum Priester geweiht und war ab 1820 Hofkaplan in Donaueschingen und Bibliothekar der Fürstenbergischen
Hofbibliothek. 1823 trat er überraschend zum evangelischen Glauben über und verließ Donaueschingen. Ab 1822 veranlasste
er die Herausgabe der Werke Lessings und gab von 1825 bis 1829 in eigener Verantwortung die Werke von Johann J.
Winckelmann (1717 – 1768) in einer zwölfbändigen Ausgabe heraus, die z.T. bis heute Gültigkeit besitzt.
Die Zähringer und Villingen
(2011)
Am Wochenende vom 25. bis 27. Juni 2010
feierte man in Villingen ein großes Stadtfest, das
u.a. als Zähringerfest die Repräsentanten von zwölf
sog. Zähringerstädten versammelte und in der symbolischen Übergabe des Wappens mit dem Zäh -
ringer adler einen seiner zahlreichen Höhepunkte
hatte. Villingen war vom 10. Jahrhundert an mit
den Zähringern verbunden, seine Stadtwerdung
war um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert
abgeschlossen, so dass dem Ort zu Recht das (wie
auch immer zu interpretierende) Attribut einer
„Zähringerstadt“ zuerkannt werden kann.
Die Welt im Kabinettschrank
(2015)
„Wenn je eine religiöse Korporation der Menschheit
wohltätig war, so gehört in deren erste Reihe
das Benediktinerstift zu Villingen”, urteilten
die Gründer der Städtischen Altertümersammlung
Jahrzehnte nach Aufhebung des ehemaligen
Klosters St. Georgen. Dort seien „ohne Interesse,
ohne Lohn, nur zum Wohle der Jugend Schätze
der Wissenschaft” gesammelt worden. Getreu
der Losung Initium sapientiae timor domini sei
bei aller Wissenschaftlichkeit jedoch Religiosität
„das Grundprinzip” geblieben, „darauf das ganze
Lehrsystem der Georgier gebaut war”. Schätze der
Wissenschaft gab es bei den Benediktinern nicht
nur im übertragenen, geistigen Sinn. Seit dem
18. Jahrhundert bestand im Kloster eine
wissenschaftliche Schausammlung mit zahlreichen
Exponaten, die vom zweihändigen Schwert bis zur
physikalischen Apparatur reichten. Die Einrichtung
eines Museums im geistlichen Umfeld eines
Klosters mag zunächst überraschen, doch reihen
sich die Villinger Benediktiner mit ihrer Sammelleidenschaft
in eine lange und ganz Europa umfassende
Entwicklung.
Nach den beiden Belagerungen Villingens im Jahre 1633 war es für die Bevölkerung wie auch für die Besatzung Villingens ein dringender Bedarf, Lebensmittel für Mensch und Futter für Tier zu bekommen. So wurden benachbarte Ortschaften überfallen und beraubt, erpresst, ja sogar gebrandschatzt. Die Beutezüge gingen in die Schwarzwaldtäler, bis in die Nähe von Horb und Hechingen, selbst größere Orte wie Bräunlingen, Donaueschingen, Hüfingen und Vöhrenbach waren davon betroffen. Wie groß die Verwilderung der Menschen damals in ihrem ständigen Kriegsleben geworden war, zeigt die Tatsache, dass bei einem solchen Beutezug nach Tuningen sogar Frauen und Kinder beteiligt waren, so groß war die Not.
Die Warenburg bei Villingen
(2003)
Bisher galt die Warenburg bei Villingen als Gründung der frühen Zähringer. Unbeachtet blieb, dass der Name auf einen Personennamen zurückgehen muss und die Gründung unabhängig von ihrer späteren Funktion bereits früher erfolgt sein könnte. Tatsächlich hatte in fränkischer Zeit ein Warin in Nordstetten Besitz.
Die Villinger Stadtmauer
(2013)
Die Reste der Befestigungsanlage Villingens stellen
noch heute das beeindruckendste profane
Bauwerk des Mittelalters in der Stadt dar. Neben
dem Schutz, den sie den Bewohnern Villingens
gewährte, hatte sie im Mittelalter vor allem eine
rechtliche Bedeutung. Die Stadtmauer ist für
Historiker eines der eindeutigen Kriterien der
Stadt, die sie von einer ländlichen Siedlung unterscheidet. Sie schied den bevorrechteten Siedlungsraum und Marktort im Brigachbogen vom
Umland ab.
Die Vettersammlung war einst eine vermögende Gemeinschaft, die durch die Gunst vieler Wohltäter einen bedeutenden Platz unter den Frauengemeinschaften einnahm. Sie stand jahrhundertelang unter der Augustinus-Regel, war bis 1730 der 3. dominikanischen Regel unterstellt und gehörte zu den Bußschwestern des hl. Dominicus. Durch kluge Verwaltung hatten sie Ländereien und Einnahmen durch Handarbeiten. Das eigentliche Postulat der Sammlung und später des Ordens war das tägliche Gebet für alle Menschen, was auch als Zeichen der Nächstenliebe gewertet werden muss. Von dem einstmals sicher reichen Material an Urkunden, Chroniken und sonstigen Aufzeichnungen existieren außer den Urkunden nur noch wenige Zeugnisse. Ihre eigentliche Aufgabe war für die Menschen zu beten, wie es sehr deutlich aus den Aufzeichnungen des Jahrzeitenbuches hervorgeht.
Im 12. und 13. Jahrhundert wollten viele Frauen
ihrem Glauben besonderen Ausdruck geben, und
versuchten in religiösen Gemeinschaften ihrem
Ideal Gott und dem Nächsten zu dienen, näher zu
kommen. Es handelte sich um laikale Gemeinschaften, die von sich aus als eine religiöse
Bewegung ohne feste Regeln entstanden. Durch
Initiative Jacob von Vitrys, Augustinerchorherr
und später Bischof von Akkon, wurde von Papst
Honorius III. im Jahr 1216 die mündliche Anerkennung dieser neuen Gemeinschaften erwirkt.
Die frühesten Beginensammlungen entstanden in
Flandern-Brabant und verbreiteten sich in Frank -
reich, Deutschland, besonders am Niederrhein und
in Bayern, und fast in ganz Europa. Die neuen
Gemeinschaften hatten vielfach ein Spital oder
Leprosorium in Obhut. Sonst lebten sie teils vom
Bettel, teils von Handarbeiten, aber auch im Lauf
der Zeit vom Ertrag ihres sich vergrößernden
Besitzes.
Das Aufkommen der verschiedenen Trachten gehe in der Regel auf das Ende des 18. Jahrhunderts zurück. Hauptsächlich wurde die Tracht in ländlichen Gegenden getragen. Sie unterscheidet sich nach Landschaften, Konfessionen und dem Familienstand
der Trägerin sowie auch in Werktags- und Sonntagstracht. Ebenfalls spiegele sich die Zugehörigkeit zur jeweiligen Herrschaft im Aussehen der Tracht wider. Die Tracht wird als Traditionsgut angesehen. Die Tracht der Altvillingerin stammt aus der Zeit, als Villingen dem Hause Habsburg unterstand und über Jahrhunderte zu den vorderösterreichischen Landen gehörte (1326-1803). Dies ist im Besonderen an den Radhauben zu erkennen, die ebenfalls in den Städten Radolfzell, Überlingen,
Markdorf, Meersburg, Bad Buchau, Konstanz, Saulgau und andere mehr, heute noch getragen werden. In früheren Zeiten war das Tragen der Tracht an Sonn- und Feiertagen, Festtagen und
bei besonderen Anlässen und Empfängen von Persönlichkeiten üblich.
Auf der Bühne ist es noch ruhig, aber um die
Kulissen herum geht es bereits hoch her. Denn
diese Fragmente einer Bühnengestaltung sind ein
ganz besonderer Fund aus der Zeit des klösterlichen
Schultheaters in Villingen. Bereits vor der
Jahr tausendwende wurden die in 167 Einzelbretter
zersägten, beidseitig bemalten Bretter einer Bühnendekoration im Zuge von Umbaumaßnahmen
im Dachgeschoss des Hauses Kanzleigasse 3 in der
Villinger Altstadt entdeckt. Die Eigentümer er -
kannten die Besonderheit der Bretter mit Bemalung und übergaben die Sammlung 2004 den städtischen
Museen Villingen-Schwenningen. Diese
übernahmen dafür die Aufgabe, sich um den Erhalt
der Malerei zu kümmern, die sich in einem dramatisch
schlechten Zustand befand, da sie fast sämtlich
von den Holzbrettern abzufallen drohte.
Mal ehrlich, kennen Sie die Farben der Stadt Villingen? „Blau – weiß” oder „weiß – blau”?
So kleinlich und zweitrangig die Frage für den geschichtlich Desinteressierten sein mag, was gerade
während der Tausendjahrfeierlichkeiten bei einigen „Offiziellen” der Stadt festzustellen war, um so mehr
dürfte sie für den von Interesse sein, der Geschichte ernst nimmt und die Symbole achtet. Vorab: Vom
Prinzip her ist „blau – weiß” ebenso richtig wie „weiß – blau”.
Spricht man aber von den heutigen Stadtfarben Villingens, so ist „weiß – blau” richtig. Folgende Ausführungen sollen diesen Umstand näher erläutern, da er in der bisherigen Geschichtsschreibung weder
eine besondere Erwähnung, noch eine Erklärung erfährt.
Im Jahr 1847 wurde das Niedere Tor abgebrochen und das „Bezirksstrafgericht” mit angeschlossenem Gefängnis als das erste größere Bauvorhaben, seit die Stadt 1806 an Baden gefallen war, begonnen. Am 15. Dezember 1846 wurde ein Vertrag zwischen dem badischen Justizministerium und der Stadt Villingen über die Bauplatzabtretung nach Abriss des Niederen Tores geschlossen. Am 25. Juli 1847 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Arbeiten gerieten dann ins Stocken. Erst 1857 wurde das neue Gebäude vom Amtsgericht bezogen, nachdem der große Saal zwischenzeitlich von der evangelischen Kirchengemeinde alle 14 Tage zu Gottesdienstzwecken genutzt worden war. Am 1. Oktober wurde wiederum mit einer großen Feier der Einzug des Kreisgerichts begrüßt. Was jedoch fehlte war die Uhr des ehemaligen Torturmes, die für die Bewohner der Gegend die Zeit anzeigte.
Im Jahr 1851 wurde dieses romantische Bild
gemalt. Wer durch das Bickentor auf dem Weg
zum Friedhof die Stadt verlassen hat, traf nach
dem Gang über die Bickenbrücke auf die Bickenkapelle.
Dieses vertraute Bild fand 1945 sein Ende.
An der Stelle der Bickenkapelle steht seit 1976
ein großes von Leonhard Eder aus Rheinfelden
geschaffenes Steinkreuz. Der Gedenkstein davor
trägt die Inschrift:
„Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle,
Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört wurde sie
zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die
Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche.
Das Nägelinkreuz – in der Kapelle hoch verehrt – ist
im Münster geborgen. Gekreuzigter Herr Jesus Christus
beschütze deine Stadt.”
Wir wollen im Folgenden die frühe schriftliche
Überlieferung zum Ort Villingen vorstellen und so
diese dem vornehmlich aus der Archäologie gewonnenen Bild des früh- und hochmittelalterlichen
Ortes zur Seite stellen. Über vierhundert Jahre verstreut ist das zugegebenermaßen lückenhafte Quellen material, das die frühesten schriftlichen Hin -
weise zur Existenz des Ortes Villingen liefert. Die
erstmalige Nennung des Ortsnamens „Villingen“
geschieht in der Urkunde Kaiser Ludwigs des
Frommen (814–840) vom 4. Juni 817. Es folgt
über 180 Jahre später das berühmte Diplom Kaiser
Ottos III. (984–1002) vom 29. März 999, in der
der Herrscher dem Grafen Berthold (991/96–
1024) das Markt-, Münz- und Zollrecht in
Villingen verlieh. Ins 11. und 12. Jahrhundert zu
datierende Belege zu Villingen hängen mit den
Überlieferungen der Klöster St. Georgen und
St. Peter im Schwarzwald zusammen.
Anfang der 30er Jahre hatte die noch recht junge evangelische Gemeinde in Villingen gut 3.000 Gemeindemitglieder. Pfarrer war seit vielen Jahren Adolf Barner. Seit 1896 war er in der vier Jahre zuvor gegründeten Kirchengemeinde Villingen. Im Jahre 1902 wurde die Pfarrstelle errichtet und somit unabhängig von der Kirchengemeinde Mönchweiler. Er begleitete die Gemeinde durch ruhige Zeiten des Wachstums, sowie durch die Umbrüche zu Zeiten des Weltkrieges und der
anschließenden Neuorganisation in der Weimarer Republik. Adolf Barner war zeitweise auch (Hornberger) Dekan, Landessynodaler und Kirchenrat. 1926 war es von Villingen aus zur Bildung einer ersten Diasporagemeinde gekommen: Bad
Dürrheim mit umliegenden Dörfern im Brigachtal wurde abgetrennt und bekam einen eigenen Pfarrer.
Vor fast genau 16 Jahren, im März 1999, fand
an derselben Stelle im Theater am Ring eine
Tagung statt, die neben dem Stadtarchiv Villingen-
Schwenningen dieselben Mitveranstalter
hatte: die Abteilung Landesgeschichte des Historischen
Seminars der Universität Freiburg sowie das
Alemannische Institut Freiburg. Mein Beitrag zu
dieser Tagung galt damals der Wirkungsgeschichte
einer anderen Urkunde, der Villinger Marktrechtsurkunde
aus dem Jahre 999, die damals nach
1899 zum zweiten Mal im Verlauf der Villinger
Geschichte den historischen Anlass für ein Jahrhundertjubiläum
bot. Das Referat endete mit dem
Ausblick, dass die beiden großen Stadtbezirke,
Villingen und Schwenningen, im Jahr 817 zum
ersten Mal schriftlich belegt sind: „Die nächste
Jahrhundertfeier wird es 2017 geben, oder vielleicht
ist dann das Interesse an Jahrhundertfeiern
gänzlich verschwunden."
Am 10. Juni 1969 fand die Gründungsversammlung des heutigen Geschichts- und Heimatvereins Villingen e.V. statt. Der Verein feiert im Jahr 2019 seinen 50. Geburtstag. Es ist sicher verwunderlich, dass bei der jahrhundertelangen, sehr
umfangreichen und wertvollen Geschichte dieser Stadt erst vor 50 Jahren dieser Verein gegründet wurde. Andererseits können wir dankbar sein, dass es damals einigen geschichtsbewussten und -interessierten Persönlichkeiten wichtig war, diese für die Stadt und deren Geschichts- und Heimaterforschung wichtige Aufgabe einem ins Vereinsregister eingetragenen Verein zu übertragen. Dieser Bericht soll Einblick geben über die Geschichts- und Heimatforschung in Villingen vor der Entstehung des Vereins bis zur Gründung im Jahr 1969 und den Beginn der Arbeit im Verein.
Auch heute noch können Interessierte einen Großteil der damaligen Verteidigungsanlagen in Augenschein nehmen: „Südwestdeutschlands besterhaltene mittelalterliche Stadtmauer” besitzt im 21. Jahrhundert noch drei von ehemals vier Stadttoren sowie 61% des ursprünglichen Mauerrings und schließt damit den mittelalterlichen Stadtkern beinahe völlig ein.
Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel anderer, ehemals befestigter Städte in ganz Deutschland.
Diese wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts häufig entfestigt, die Verteidigungsanlagen geschleift, das Gelände verkauft. Folgt man der Einschätzung vieler Historiker, sprachen damals gute Gründe für diesen Schritt. So waren beispielsweise die mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Befestigungsanlagen militärisch wertlos geworden, die Stadt benötigte zunehmend Siedlungsfläche oder Bürger plädierten für den Abriss aufgrund eines zeitgenössischen, ästhetischen Wandels. Angesichts dieser Argumente drängt sich geradezu die Frage auf, warum in Villingen anders verfahren wurde.
Im Jahr 2004 sind 300 Jahre vergangen nach der
Tallard'schen Belagerung, die vom 16. bis 22. Juli
1704 die Stadt Villingen in höchste Gefahr brachte, aus der sich die Villinger gerettet sahen, durch
die Fürbitten der Gottesmutter Maria und durch
den Schutz des Nägelinkreuzes. Beim diesjährigen
Bittamt vor der Lorettokapelle, zu dem sich zahlreiche Gläubige aus allen Pfarrgemeinden versammelt hatten, hielt Dekan Müller eine Predigt, in
der er auf das kommende Jubiläum und auf die
historische Bedeutung der Kapelle einging. Er
nannte es einen klugen und weitsichtigen Gedanken, dass die Stadtväter bei der Festlegung des
Bebauungsplanes für die Hammerhalde, der nun
die einst einsam gelegene Kapelle ganz in die
Wohnbebauung einschließt, mit der Benennung
der Straßen die Kapelle gleichsam mit einer
Ehrenwache umgeben hätten. Wegen des nahen
Waldes hätte man Tannenstrasse wählen können,
Steinpilzallee oder Heidelbeerweg. Es kam anders
und besser. Er führte aus: Die Waffen ruhen, der
Spanische Erbfolgekrieg ist längst vorbei aber der
einstigen Kombattanten begegnen uns auf den
Straßenschildern und in der Postanschrift unserer
Zeitgenossen:
Im 18. Jahrhundert ergaben sich durch die staats-kirchenpolitischen Entscheidungen der Habsburger Monarchie weitreichende Änderungen für alle Ordensgemeinschaften. Besonders Joseph II. griff stark in die geistlichen Belange ein. Er regierte ganz im Sinne der Aufklärung und war strikt gegen eine Einmischung seitens der römischen Kurie ausgerichtet. In der Rückschau erscheine seine Politik teilweise als Vorwegnahme der Säkularisation und diente dieser teilweise zur Legitimation. Viele Klöster wurden aufgehoben. Dieser Prozess begann schon unter Maria Theresia mit der Auflösung des Jesuitenordens und erfasste dann unter ihrem Sohn Joseph II. alle kontemplativen Gemeinschaften. Es blieben nur diejenigen übrig, di e dem Gemeinwohl di enten z. B. durch Krankenpflege, Unterricht etc.
Der staatliche Eingriff erstreckte sich auf weite Teile des klösterlichen Lebens.
Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des
Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Durch diesen
Krieg kamen 17 Millionen Menschen ums Leben
und er führte zu einem unfassbaren Ausmaß an
Elend und Verwüstung in weiten Teilen Europas.
Obwohl Villingen von den direkten Kriegsereignissen des Ersten Weltkrieges weitgehend
verschont blieb, hatte dieser dennoch Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in
der Stadt. So kam es schon 1915 zu Versorgungsengpässen und die ersten Rohstoffsammlungen
wurden durchgeführt. Die Brotkarte wurde eingeführt, Öl, Fett, Zucker, Eier, Heiz- und Brennstoffe wurden knapp und mussten rationiert, gestreckt
oder ersetzt werden.
Schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden in Villingen französische und russische Kriegsgefangene interniert, später kamen
dann auch britische und amerikanische Inhaftierte
dazu. Das Kriegsgefangenenlager befand sich auf
dem Gebiet des heutigen Welvert. Den Gefangenen
ging es, was die Versorgung mit Lebensmitteln
anging, wesentlich besser als der Villinger Bevölkerung. Auch durften gefangene Offiziere zusammen
mit dem Wachpersonal Ausflüge in der Umgebung
des Lagers machen und obwohl die Kontaktaufnahme zur Villinger Bevölkerung strengstens
untersagt war, suchten die Offiziere das Gespräch
mit Schülern.
Wenn die Villinger im 18. Jahrhundert auf ihren Friedhof gingen, wurden sie auf vielfache Weise daran erinnert, dass sie zur "alten Stadt", also zum ehemaligen Dorf Villingen unterwegs waren. Vom Bickentor aus, an der Bickenkapelle vorbei nahmen sie den "Alttadtweg", erreichten dann über das Gewann "Bei der Altstadt'" den Friedhof. Nach Osten schloss sich das Gewann "Altstadtsteig" und "Auf der Altstadt" an. Um die Kirche herum - wir finden sie im Friedhof eingezeichnet (Abb. 1) - haben wir uns das alte Dorf Villingen vorzustellen. Neben der Kirche ist noch ein kleines Gebäude eingezeichnet, das heute nicht mehr besteht. Es ist das Beinhaus. Dort wurden die Gebeine, die beim Wiederbelegen der Gräber noch gefunden wurden, aufbewahrt. Das Beinhaus wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet und im 19. Jahrhundert abgerissen.
Vom Münsterplarz in Villingen führt beim Alten Rathaus eine vielbegangene Passage in die Rietstraße. In dem alten Mauerstein über deren Eingang steht eine Hausnummer, die gar nicht in
unser heutiges Nummernsystem passt. Diese alten Hausnummern wurden im Juli 1786 eingeführt. 593 Gebäude wurden damals in der Innenstadt gezählt. Bis 1904 erhöhte sich die Zahl auf 599.
Der Erste Weltkrieg bereitete dem frühen Schwarzwaldtourismus
des adeligen und großbürgerlichen
Reisepublikums ins Kirnachtal ein jähes Ende. Mit
dem Konzept, Villingen als Kneippkurort auszubauen,
versuchte der wenige Monate nach der Machtergreifung
am 14.07.1933 von den Nationalsozialisten
installierte Bürgermeister Hermann Schneider dem
Schwarzwaldtourismus wieder neues Leben einzuhauchen.
In rascher Folge wurden 1934 / 35 ein
Naturschwimmbad zwischen Brigach und Mühlenkanal,
ein Kneipphaus in der Adolf -Hitler-Straße
(heute Waldstraße) und ein Sanatorium an der Oberen
Waldstraße geschaffen. Abschließend wurde der
Kurpark östlich des Schwimmbads auf dem Gelände
der ehemaligen Hammermühle als repräsentatives
I-Tüpfelchen angelegt.
Das Stadtarchiv bewahrt neben der amtlichen Überlieferung auch die Vermächtnisse von Privatpersonen, Firmen, Vereinen u.a. Insitutitionen für die Nachwelt. Daher ist es natürlich ein besonderer „Schatz“ Schriften des ältesten Villinger Vereins zu
haben. Im Folgenden sollen nun die Kegelbahn-Gesellschaft und der ihr zugehörende Bestand im Stadtarchiv (Best. 4.14) vorgestellt werden.
Der wilde Mann von Villingen
(2023)
Der wilde Mann von Villingen hat Anlass gegeben zur Einordnung von Sebastian Münster (*1488 – † 1552) und dessen Cosmographia (1544) in die europäische Umbruchszeit des 15. und 16. Jahrhunderts. Die „Weltbeschreibung“ Münsters lebte auch davon, dass sie Fremdes und „wunderbarliche Dinge“ darstellte. Einhegnung und Einordnung durch wissenschaftliche Systematisierung erlebten die menschlichen Wunderrassen in Mittelalter und beginnender früher Neuzeit. Das galt gerade auch für die Wildmenschen, wilde Männer und Frauen, die – immerhin unmittelbar der christlichen Zivilisation benachbart – doch nur Wesen am Rand der Gesellschaft waren, von deren Existenz im Grunde nur das Bücherwissen Auskunft gab. Die wilden Menschen gehörten zu den in Münsters Cosmographia ausgiebig betrachteten Monstern und Fabelwesen. Sie gehörten auch zu Gottes Schöpfungsplan im christlichen Kosmos des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Aus Münsters Darstellung des wilden Manns von Villingen gehen die Eigenschaften der Wild- oder Waldmenschen hervor: Ursprünglichkeit, Kraft, Robustheit, Wildheit, Sexualität, kurz gesagt: Fremdheit. Ob es den wilden Mann wirklich gegeben hat, diesen Außenseiter der Gesellschaft, der lieber allein abseits von den Menschen im Wald lebte, oder ob er eine Sage und Legende war, die die Villinger Bürger sich erzählten, muss dahingestellt bleiben. Für Münster war der Abschnitt über Villingen in seiner Cosmographia insofern bedeutsam, dass er damit den Gegensatz zwischen Natur und Kultur, Wald und wilder Mann auf der einen, Stadt und bürgerliche Zivilisation auf der anderen Seite beschrieb und hervorhob.
In Villingens Wäldern hauste einst ein merkwürdiges Geschöpf: ein wilder Mann, der mit den Tieren lebte und vor den Menschen floh. So jedenfalls berichtet es der Basler Humanist Sebastian Münster in seiner Weltbeschreibung „Cosmographia”, die seit der zweiten Ausgabe von 1545 einen Abschnitt zu Villingen enthielt. Der wilde Mann vom Germanswald ist heute relativ unbekannt und hat es in kein modernes Sagenbuch geschafft, doch für Münster war er erzählenswert genug, um
einen Gutteil der knappen Ortsbeschreibung einzunehmen. Was hat es mit diesem Wesen auf sich?
Die Anfänge der Uhrenfabrik Werner gehen auf das Jahr 1826 zurück. Nach einem Brand übersiedelte der Handelsmann Johann Nepomuk Nock mit seinem Sohn Heinrich Nock von Triberg nach Villingen und ließ sich in dem Haus am Marktplatz, Ecke Riet- und Obere Straße, nieder. Beide betrieben darin eine Eisen- und Colonialwarenhandlung und gründeten nebenbei ein Uhrenversandgeschäft. Sohn Heinrich Nock war die Seele des angegliederten Uhrenbetriebes. Er selbst zog noch als Uhrenträger mit der Krätze hinaus, um Absatzmärkte für die von den Uhrmachern gefertigten und aufgekauften Erzeugnisse zu finden. Im Volksmund nannte man diese Tätigkeit auch „backe”, weil wohl das Verpacken der Uhren nach außen hin als
besonderes Merkmal dieser Tätigkeit galt.
In dem Privileg Kaiser Ottos III. vom 29. März 999erhielt Graf Berthold das Recht, die aller höchste Erlaubnis und die Gewalt für seinen Ort Villingen einen öffentlichen Markt mit Münze, Zoll und der gesamten öffentlichen Gerichtsbarkeit abzuhalten und auf Dauer einzurichten. Die Entwicklung Villingens zur Stadt war ohne das vorstehende Marktprivileg undenkbar, denn dieses ermöglichte den Einwohnern die materiellen Voraussetzungen für eine städtische Entwicklung zu schaffen. Der Markt war eine Bedingung für das Entstehen und die Entwicklung des städtischen Handwerkerstandes, des Zunftbürgertums und des
Warenaustausches von Stadt und Land.
Der Johanniter- oder Malteserorden führt seinen
Ursprung auf das gegen Ende des 6. Jahrhunderts
gegründete Pilgerspital und Hospiz in
Jerusalem zurück. Die Sarazenen zerstörten das
Hospiz mehrmals. Karl der Große stellte diese
wohltätige Einrichtung wieder her. Im Jahre 1048
gelang es italienischen Kaufleuten in der Nähe der
Kirche des Heiligen Grabes Grund und Boden
als Eigentum zu erwerben. Hier bauten sie vorerst
zwei Kapellen und zwei Hospitäler und weihten sie
dem hl. Johannes. In diesen Herbergen erhielten
die Pilger Ruhe, Pflege, ärztlichen Beistand und
Ausrüstung für die Heimkehr ins Vaterland. Viele
fromme Christen zogen es indessen vor, ihr Leben
fortan der Krankenpflege zu weihen und an dem
Orte zu sterben, wo auch Gott gestorben war.
Die Originalzeichnung (in Schwarz-Weiß) fertigte
Jakob Kallenberg, gesicherte Tätigkeit in Bern
von 1535 bis 1565. Kallenberg war ein Holzschnittmeister, Maler und Illustrator aus Bern.
Seine Initialen (IK) vermerkte er in den Darstellungen meist auf einem Stein (siehe Villinger
Fahnenträger hinter dem rechten Fuß).
Den Vordergrund des jahrhundertealten Holzschnitts dominiert in stehender Haltung eine martialische
Gestalt. Mit der Hand ihres nach oben
gereckten rechten Armes hält sie den Schaft einer
Fahnenstange. Hinter ihrem Rücken entfaltet sich,
von der Stange wegführend, ausschnitthaft über die
ganze Bildbreite, das geblähte Tuch eines Symbols:
eine Fahne.
Deren Sinngehalt wird aus heraldischer Sicht im
Folgenden nachzugehen sein.
Der Vertrag zwischen Fürstenberg und Villingen von 1501/1516 - eingebunden in Pergamentfragmente
(2008)
Zwischen den Pergamentfragmenten des Stadtarchivs Villingen-Schwenningen, die Edith Boewe-Koob beschreibt, befinden sich Abschriften eines Vertrages, den das Haus Fürstenberg und die Stadt Villingen im Jahre 1501 geschlossen haben. Der
Vertrag wurde über einen längeren Zeitabschnitt zwischen den beiden Parteien ausgehandelt und wohl erstmals im Jahre 1501 als Konzept niedergeschrieben. Der endgültige Vollzug durch Besiegelung fand jedoch erst im Jahre 1516 durch Friedrich Graf zu Fürstenberg statt. Hintergrund des Vertrags waren jahrzehntelange Auseinandersetzungen zwischen dem Hause Fürstenberg, das bis zum Jahre 1326 der Stadtherr von Villingen war und der Stadt Villingen über Macht und Einfluss in und um Villingen. Die aufstrebende Stadt versuchte ihren Einflussbereich auszudehnen und denjenigen ihres ehemaligen Stadtherrn zurückzudrängen. Dies gelang ihr offensichtlich auch. Im Einzelnen ging es um die Ausdehnung des Hoheitsbereichs der Stadt, um Geleit- und Zollrechte, die Verfolgung flüchtiger Eigenleute, die Zuständigkeit von Gerichten, um die gegenseitige Anerkennung von Münzen und von Gerichtsurteilen. Jagdgerechtigkeiten, Zugang zu den Märkten, Ausleihe von Henkern und die zukünftige Schlichtung von Streitigkeiten waren weitere Vertragspunkte .
Der Schwedendamm
(2020)
Die Verteidigungsanlagen der vorderösterreichischen Stadt Villingen waren beim Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges veraltet. Der doppelte Mauerbering konnte einem Angreifer, der mit Artillerie ausgestattet war, nicht effektiv standhalten. Dies zeigte sich auf dramatische Weise 1633 bei der Beschießung durch württembergische Truppen vom Hubenloch her. Binnen kurzer Zeit war die Ringmauer südlich des Riettors auf einer Länge von 100 m zerstört worden. Es war mehr als eine glückliche Fügung, dass die Stadt gleich zwei Belagerungen durch württembergische Truppen im Jahr 1633 überstanden hat. Nachdem die so genannte Winterbelagerung im Januar 1633 gescheitert war, kam es im August/September desselben Jahres zu einer erneuten Belagerung durch württembergische Truppen. Diese konnte durch einen Ausfall der Verteidiger abgewendet werden. Herzog Eberhard von Württemberg unternahm 1634 noch einen dritten Versuch, sich der Stadt im Brigachbogen zu bemächtigen. Die Umstände der so genannten Wasserbelagerung sind historisch gut aufgearbeitet.
Der Komet von 1538
(2015)
versammelten sich die Menschen, aus den Türmen
und Toren richteten sich neugierige Blicke gen
Himmel: ein seltenes Naturschauspiel faszinierte
und verängstigte die Villinger Bevölkerung.
Der Zunftmeister Valentin Ringlin war Zeuge
des Ereignisses und dokumentierte die Sichtung
später in seiner Chronik. Eine von ihm angefertigte
Zeichnung hielt den Anblick eines Kometen
fest, dessen Erscheinung - über 150 Jahre vor der
wissenschaftlichen Entzauberung der Himmelskörper
- wie ein Menetekel den nächtlichen Himmel
durchzog. Es war nicht das einzige Mal, dass
ein astronomisches oder meteorologisches Phänomen
Eingang in Ringlins Chronik fand, und
so stellt sie nicht nur ein wichtiges Dokument
für die Stadtgeschichte dar, sondern erlaubt auch
Einblicke in die Gedankenwelt der Renaissance
vor Genese der modernen Naturwissenschaft.
Wenn wir von Baden und Württemberg sprechen,
so haben wir meist die beiden Länder vor Augen,
wie sie sich im 19. und 20. Jahrhundert darstellten:
Das schlanke Baden, das sich den Rhein entlang
vom Bodensee bis an den Main erstreckte und
das etwas massigere Württemberg, das von Oberschwaben bis zum Taubergrund reichte. Diese beiden Länder haben denselben Vater: Napoleon.
Nach seinen Siegen über das habsburgisch geführte
Deutsche Reich ging er daran, Deutschland nach
seinen Bedürfnissen umzugestalten. Die Beseitigung des territorialen Flickenteppichs im deutschen Südwesten erwies sich als sehr dauerhaft. Die
Markgrafschaft Baden vervierfachte ihr Territorium und wurde zum Großherzogtum Baden. Das
Herzogtum Württemberg verdoppelte seine Fläche
und wurde zum Königreich. Die von den beiden Fürstenhäusern neu dazu erworbenen Gebiete
waren oft keineswegs glücklich über ihre neue
Zugehörigkeit.
Der Johanniterorden
(2007)
Gründung und Anfänge
Vergleichsweise dicht ist die Überlieferung zur
Gründung des Johanniterhauses Villingen. Es lässt
sich glaubhaft belegen, dass Graf Heinrich I. von
Fürstenberg am 2. September 1253 „das ritterliche
Haus zu Villingen“ stiftete. Sicher gingen dem
Vorbereitungen voran, die sich über ein gutes
Jahrzehnt erstreckt haben können. 1257 befreite
die Villinger Bürgerschaft dann im Einverständnis
mit Graf Heinrich von Fürstenberg als Stadtherrn
das Johanniterhaus von allen Lasten und Dienstbarkeiten sowie von jeglicher Wehr- und Schutzpflicht. Außerdem wollten die Villinger Rechtssachen der Kommende vor ihrem Stadtgericht
immer bevorzugt behandeln. Noch im gleichen
Jahr gab Graf Heinrich seine Zustimmung, dass
jedermann bei den Villinger Johannitern eintreten
und ihnen seinen Besitz übereignen könne.
Dietrich Rollmann von Dattenberg war von
1624 bis 1632 Johanniterkomtur zu Villingen,
Trier und Niederwesel. Er war einer der bedeutendsten
Komturen in Villingen.
Mitten im 30jährigen Krieg gab er für die Erhaltung und Ausstattung der Kirche 30.000 Gulden.
Der Betrag reichte nicht nur für die Kirche und
deren Ausstattung, sondern erhöhte sich durch
Zinsen bis 1805 auf 35.000 Gulden. Auch war er
ein vortrefflicher Verwalter seiner großen Einkünfte, die sowohl aus seinem Familienbesitz als
auch aus dem Orden stammten. So hat er die Kirche
der Kommende renoviert, sie mit Bildern,
Paramenten und einer Orgel neu ausgestattet.
Der 200. Geburtstag des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar gibt den Anlass, die Rolle von Villinger und Schwenninger Forschern und Mitgliedern des Vereins einmal näher zu untersuchen. Welchen Stellenwert hatten die Vereinsmitglieder aus Villingen und Schwenningen im Baarverein in den vergangenen zwei Jahrhunderten? War der Baarverein ein allein auf Donaueschingen bezogener Verein? Seit wann gab es in Villingen und Schwenningen Geschichtsvereine und welche Stellung nahmen diese gegenüber dem Baarverein ein. Diese Fragen sollen bei der Untersuchung des Themas behilflich sein. Auch soll auf die Forscherpersönlichkeiten selbst, ihre Herkunft und ihre Arbeitsgebiete, eingegangen werden. Die
Untersuchung erstreckt sich bis zum Ende der 1980er Jahre.
Der eher harmlose Begriff „Sterben“ hatte zusammen mit dem „groß“ in früheren Zeiten eine andere Bedeutung. Gemeint war die Pest, in vielen Berichten von Chronisten taucht dieser Krankheitsname erst gar nicht auf, sondern es wird vom Sterben eine mehr oder weniger ausführliche Notiz gemacht. Dies führte allerdings auch dazu, alleEpidemien, die seit dem Mittelalter bekannt sind, als Pestepidemien zu deuten. Mehrere Medizinhistoriker halten eine neue Untersuchung über tatsächliche oder angebliche Pestfälle für nötig. In diesem Beitrag soll auf diesen Streit der Historiker nicht eingegangen werden, sondern weiterhin soll alles unter dem Begriff Pest in Erinnerung bleiben. In diesem Zusammenhang ist auch verständlich, dass kein Heilmittel gegen die Pest bekannt war. Die vielen Heilkräuter konnten gegen den Pestbazillus nichts bewirken. So blieb nur die Hinwendung an die Heiligen als Helfer gegen die Pest.
Das bundesweite Motto des am 10. September 2017 stattgefundenen „Tag des offenen Denkmals" lautete "Macht und Pracht". Es wurden Denkmäler und Gebäude gesucht, in denen Personen oder Interessengruppen Einfluss auf das Verhalten und Denken großer Teile der Stadtbevölkerung ausgeübt haben und ausüben. Das zweifellos mächtigste Bauwerk Villingens ist seine Stadtbefestigung. Sie wurde ab 1200 errichtet und hatte eine Länge von 1.899 m, von denen noch 1.370 m vorhanden sind. Ihre Höhe beträgt 10 m und sie ist 1,7 m mächtig. Mit dieser Mauer beabsichtigte die Stadt ihre Feinde fernzuhalten. Meine Wahl fiel unter den mit Machtansprüchen ausgestatteten Bauwerken Villingens 2017 trotzdem nicht auf die Stadtmauer.
Das verflixte Jahr 1806
(2023)
Gilt das Jahr 1806 insgesamt in der deutschen Geschichte als ein „Epochenjahr“, das den Übergang vom feudalen ins bürgerliche Zeitalter kennzeichnet, so war es dies für die Geschichte der Stadt Villingen in erhöhtem Maße, denn die Bürger der ehrwürdigen Stadt an der Brigach erlebten in diesem verflixten Jahr mehrere existenzielle Herrschaftswechsel und mehr als eine Schrecksekunde.
Der mittelalterliche Baubestand Villingens ist seit mehr als drei Jahrzehnten Gegenstand baugeschichtlicher Untersuchungen und durch den Verfasser in verschiedenen Beiträgen thematisiert worden. Im Vordergrund standen dabei Analysen zu Bau- und Nutzungsstrukturen der ältesten Bürgerhäuser und deren bauliche Einbindung in das städtische Siedlungsgefüge. Dabei war es von Anfang an das Bestreben, die erzielten Ergebnisse durch dendrochronologische Untersuchungen zeitlich zu schichten, um über das so gewonnene Datierungsraster von absolut datierten Bauphasen vergleichbare, aber nicht datierte Befunde bzw. Bauzustände relativ sicher einordnen zu können.
Mit „Der Krieg erreicht Villingen“ endet die Reihe mit Tagebuchauszügen. Während der dritte Teil unter anderem die Berichte von der Front zum Inhalt hatte, geht es in diesem Aufsatz um die Auswirkungen des Krieges auf Villingen und Umgebung. Den Schwerpunkt bilden die Anmerkungen zu den Tagen ab dem 12. April 1945. Mit ihnen haben wir einen Zeitzeugenbericht über die Ereignisse zum unmittelbaren Kriegsende in Villingen. Mit der Abfahrt aus Villingen und der Fahrt über Frankreich nach Amsterdam, die Thijs Jonker mit vielen Fotos dokumentiert, klingt die Artikelserie aus.