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Als am 20. September 2002 Bundespräsident Johannes Rau den Offenburger „Salmen" in seiner doppelten Funktion als
bedeutenden Erinnerungsort demokratischer Traditionen in Deutschland und als Erinnerungsort an die Vernichtung der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger während der NS-Herrschaft eröffnete, lag das „Offenburger Freiheitsfest" bereits fünf Jahre zurück. Doch ist ohne dieses Fest, das damals in Baden-Württemberg den Auftakt zu zahlreichen Feierlichkeiten, Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen im Rahmen „150 Jahre Demokratiebewegung und Revolution 1847-1849"
bildete, weder die Renovierung des „Salmen"-Gebäudes noch der Versuch zu verstehen, seit September 2003 einen „Offenburger Freiheitstag" zu etablieren. Ein Blick zurück auf die Vorbereitung und Durchführung des „Offenburger Freiheitsfests" sowie auf die Reaktion insbesondere überregionaler Medien soll die Bedeutung dieser Veranstaltung und ihre
öffentliche Wahrnehmung in Erinnerung rufen. Es soll gezeigt werden, dass in Offenburg die Vergangenheit nicht nur als Last empfunden wird, sondern dass hier der Versuch unternommen wurde, auf Vergangenes aktiv und durchaus mit spielerischem und freudigem Engagement zurückzugreifen. Dies hat sehr viel mit der Frage nach der Identität der Deutschen gerade nach dem Umbruch von 1989 und der vollzogenen deutsch-deutschen Einigung angesichts eines dynamischen
europäischen Einigungsprozesses zu tun.
Der folgende Beitrag beruht auf den Ergebnissen einer Studie, die eine Forschergruppe der „Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus im deutschen Südwesten" des Instituts für Geschichte an der Universität Karlsruhe unter dem Titel „Offenburg 1919-1949. Zwischen Demokratie und Diktatur" erstellt hat und die im Frühjahr 2004 im
Universitätsverlag Konstanz veröffentlicht worden ist.
Stadt - Archiv - Geschichte
(2004)
Die Geschichte eines Stadtarchivs ist in der Regel eng mit der Geschichte derjenigen Kommune verbunden, deren Archivgut es verwaltet. Mag die Beschäftigung mit Archivgeschichte auf den ersten Blick lediglich als eine etwas abseitige Vorliebe historisch interessierter Archivare erscheinen, so ergibt sich doch bei genauerer Betrachtung, daß Stadt- und Archivgeschichte nicht zu trennen sind. Darauf will die gewiß zunächst befremdliche. Hauptüberschrift hinweisen. Dieser enge Zusammenhang von Stadt und Archiv wurde beispielsweise immer dann besonders offenbar, wenn Kriegsereignisse
nicht allein zu Zerstörungen im Stadtbild, sondern auch zu Archivalienverlusten führten. Deshalb ist jeder, der sich vornimmt, zu kommunalgeschichtlichen Fragestellungen zu forschen, gut beraten, sich vor dem Beginn seiner Recherchen mit dem Schicksal des jeweiligen Archivs zu beschäftigen. Der folgende chronologisch angelegte Überblick über die Entwicklung des Pforzheimer Archivs im Kontext der allgemeinen Stadtgeschichte soll das verdeutlichen.
Am Stephanstag 2004 kann die Katholische Kirchengemeinde St. Stephan, Karlsruhe, auf den 190. Kirchweihtag zurückblicken. Damals, am 26. Dezember 1814, war es ein großer Freudentag für die noch kleine katholische Gemeinde in der Residenzstadt, in ihre nun vollendete Hauptkirche einzuziehen. Am Namenstag der Großherzogin Stephanie konnte im Auftrag des Mainzer Erzbischofs dessen Weihbischof, Herr von Kobern, die neue Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus einweihen. Eingezogen ist die Gemeinde in einen großartigen Kirchenbau von Friedrich Weinbrenner. Als Zentralraum mit seiner über 30 Meter freigespannten Kuppel und vier Kreuzarmen hat er sich bis heute als wahrer Glücksfall vor allem für die Feier auch festlicher Gottesdienste bestätigt. Mit seiner imposanten Monumentalität, vom Stadtbild nicht mehr
wegzudenken, hat sich der Gesamtbau und vor allem der Innenraum als anpassungsfähig auch an das heutige Liturgieverständnis der Gemeinde erwiesen.
Aus dem zweifachen Anlaß eines Schuljubiläums (Goldenes Abitur 1954/2004) und seines 100. Geburtstags wurde in einer Feierstunde am Bismarck-Gymnasium Karlsruhe an K. J. Fluck erinnert. Er war die längste Zeit seines Lebens Lehrer an dieser Schule, und zwar einer, der die Schule für ihre Schüler unvergeßlich machte wie kaum ein anderer. In seinen letzten neun Jahren (vom 13. Dezember 1959 bis zu seinem Tod am 2. Januar 1969) war er Prälat und Stadtdekan auf St. Stephan.
Kommunen sind Orte der Daseinsfürsorge. Sie gewährleisten, dass ihre Bürger und Bürgerinnen Kindergärten, Schulen, gute
Straßen, Grünanlagen, Wasser und Strom erhalten. Darüber hinaus - und das ist das Besondere in Deutschland - tragen die Städte eine große Verantwortung für das kulturelle Angebot. Anders als in anderen Staaten gibt es bei uns ein dezentrales Angebot an Bibliotheken, Museen, kulturellen Veranstaltungsorten, Theatern, Musik- und Kunstschulen und Volkshochschulen. Das kulturelle Leben einer Stadt und damit die kulturellen Angebote für die Bürgerschaft werden als ein sogenannter weicher Standortfaktor gesehen. Die Kultur einer Stadt bestimmt Image und Anziehungskraft einer Kommune. Wo es ein reiches kulturelles Leben gibt, wohnen die Menschen gerne. Daher können Firmen sich dort niederlassen, weil es leichter möglich ist, gute Fachleute zu finden.
Das Badische Landesmuseum eröffnete am 6. Dezember 2003 im Bruchsaler Schloss das „Deutsche Musikautomaten-Museum". Die Vielzahl der Objekte und die- Dokumentationsbreite der Sammlung unterschiedlichster mechanischer Musikinstrumente ist weltweit unübertroffen. Deshalb wird das bisherige „Museum Mechanischer Musikinstrumente" ab
Dezember 2003 in das „Deutsche Musikautomaten-Museum" umbenannt; es bleibt Außenstelle des Badischen Landesmuseums Karlsruhe.
Dass Schwetzingen heute eine gute Adresse für Jung und Alt ist, für viele sogar „Kult", ich denke da an den Schlossplatz als Treffpunkt der Jugend auch aus gehobenen Kreisen, dass Schwetzingen auch eine gute Wohnadresse darstellt, eine Stadt mit hohem Kultur- und Freizeitwert, ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer intensiven und kontinuierlichen Auseinandersetzung mit einer aktiven und gestaltenden Stadtentwicklung und Stadtplanung. Natürlich haben wir das besondere Glück, ein schönes Schloss und einen noch schöneren Schlossgarten zu besitzen, was nicht nur im Ländle, sondern auch in der ganzen Republik Aufmerksamkeit genießt und jährlich rd. 500 000 Besucher in die Stadt bringt. Dieses geschenkte, historische Erbe - auf das wir stolz sind - gilt es nachhaltig zu bewahren. Doch keinesfalls dürfen romantische Verklärung und Nostalgie den Blick auf die heutigen und künftigen Anforderungen und die wesentlichen Bedürfnisse der Bürgerschaft versperren. Wir dürfen also nicht im Status quo verharren und ausruhen, sondern müssen unsere Stärken weiter ausbauen.
Die erheblichen Veränderungen im Mitarbeiterkreis hielten an. Im Januar 2003 kam mit Herrn Dr. Markus Scholler erstmals ein Mykologe an ein baden-württembergisches Museum (Abt. Botanik, Nachfolger von Prof. Philippi). Damit wird auch der notwendigen Profilschärfung gegenüber dem Stuttgarter Naturkundemuseum Rechnung getragen und einer grundlegenden Forderung im Zusammenhang mit der Diskussion über die Eigenständigkeit der beiden Naturkundemuseen des Landes entsprochen. Schwerpunkt seiner Forschungstätigkeit sind parasitische Kleinpilze, insbesondere Rost- und Brandpilze. Zu seinen Aufgaben gehört der Aufbau einer repräsentativen Pilzsammlung. In der Entomologie wurde die vakante
Konservatoren-Stelle (Dr. Brechtel) mit Dr. Alexander Riedel besetzt. Mit ihm verfügt das Museum über einen Coleopterologen (Käferkundler). Damit ist die artenreichste Insektengruppe, die der Käfer, im Haus mit einem anerkannten Spezialisten vertreten. Sein Schwerpunkt ist die bedeutende Gruppe der Rüsselkäfer. Nach 24-jähriger Zugehörigkeit zum Naturkundemuseum trat zum 31. August der Mineraloge Dr. Istvan Baranyi in den Ruhestand. Dies bedeutet eine
beklagenswerte Zäsur: Das Fach Mineralogie und Gesteinskunde ist von nun an verwaist. Im Rahmen der Sparmaßnahmen infolge der schlechten Wirtschaftslage muss die Stelle eingespart werden. Frau Dr. Barbara den Brok, Wissenschaftlerin in der Abteilung Geowissenschaften, hat nach einjähriger Tätigkeit das Haus wieder verlassen, um die Leitung des Museums des Kantons Baselland in Liestal zu übernehmen. Im September erhielten wir die bestürzende Nachricht vom Tod unseres Mitarbeiters Dr. Werner Hanagarth , der beim Aufstieg zu den Untersuchungsflächen eines Forschungsprojektes der Abteilung Zoologie in den Allgäuer Alpen einem Herzinfarkt erlag.
Manchmal gibt es auf komplizierte Fragen Antworten, die so einfach sind, daß man sich nur wundern kann, warum man nicht selbst darauf gekommen ist. Es gibt aber auch Fragen, die scheinen so banal, daß niemand auf die Idee kommt, sie zu stellen. Für die Frage nach „Zwangsarbeitern in kirchlichen Einrichtungen“ gilt beides: Gestellt hatte sie fast ein halbes Jahrhundert lang niemand, sondern sie wurde erst im Sommer des Jahres 2000 aktuell — dann aber sogleich mit großer öffentlicher Resonanz, verbunden mit weitreichenden Vorwürfen — und die Antwort darauf war so einfach wie naheliegend. Ausgelöst hatte die Debatte eine Sendung des Fernseh-Magazins „Monitor“, in der an einigen Fallbeispielen aufgezeigt wurde, daß auch in kirchlichen Einrichtungen — so etwa im Kloster Ettal — Zwangsarbeiter eingesetzt worden sind. Die folgenden Wochen waren erfüllt von hektischer Betriebsamkeit in der Deutschen Bischofskonferenz, in Diözesan- und Ordensleitungen, in kirchlichen Archiven aller Art, aber auch in den Redaktionsstuben von Massenmedien, die, teils aus echtem Aufklärungsinteresse, teils aus purer Sensationslust, hier ein lohneswertes Betätigungsfeld für Recherche und Berichterstattung sahen. Bis heute vermag niemand so recht zu erklären, warum die ganzen Jahre zuvor keiner wissen wollte, ob es auch in kirchlichen Einrichtungen Zwangsarbeiter gegeben habe, obwohl doch das Thema „Zwangsarbeit“ schon längst Gegenstand der historischen Forschung geworden war.
Der wahre Weg
(2004)
Gingen im Mittelalter Gläubige zum Hauptportal hin, um in ihre Pfarrkirche zu gelangen, mussten sie durch einen engen Durchlass der Friedhofmauer hindurchgehen, vorbei an Gräbern ihrer Verstorbenen. Das Gedenken an sie lenkte die Gedanken: von den tagtäglichen Arbeiten und Sorgen hin zu tieferen, wenn auch unsichtbaren Wirklichkeiten des Glaubens. Still und offen geworden, konnten die zur Teilnahme am Gottesdienst Kommenden gleich unter dem hohen, himmelwärts weisenden Portalbogen die Gestalt eines Engels erblicken — jedem gegeben als Weggeleiter.
Heroische Ethik
(2004)
Die Bischöfe von Freiburg, Strasbourg und Basel besprechen regelmäßig Herausforderungen der Gegenwart am Oberrhein. In dieser Verantwortung haben die Bischöfe im Jahr 1982 zum Verhalten der Christen im Konflikt um die Atomenergie Stellung bezogen. Im Jahr 2002 widmeten sich die Bischöfe Saier, Dore, Koch unter dem Gesichtspunkt „Leben am Oberrhein“ Fragen des menschlichen Lebens, das in vielfältiger Weise bedroht ist. (LaO, S. 3) Sie verweisen im Zusammenhang damit auf Einrichtungen, die in dieser zentralen Region Europas angesiedelt sind. Hier befindet sich der Europarat in Strasbourg, das Europäische Parlament und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte. Karlsruhe ist Sitz der beiden höchsten deutschen Gerichte. In der Region sind auch wichtige chemische, biologische und medizinische Forschungsinstitute und Universitätskliniken mit grundlegenden bioethischen Fragen konfrontiert. Es kommen die großen Pharmaunternehmen vor allem in Basel hinzu, die mit der Gentechnologie neue Produkte und Medikamente entwickeln und sich davon wirtschaftlichen Gewinn erhoffen. In dem besonderen Wort 2002, das die Bischöfe in die Region am Oberrhein
hinein sprechen, verweisen sie „dankbar auf die große humanistische Tradition dieser Region, die sich in Gestalten wie Erasmus von Rotterdam und Albert Schweitzer verkörpert hat, und auf ihre Prägung durch das Christentum über
Jahrhunderte hinweg". (LaO, S. 4) Die Verfasserin ist seit einiger Zeit dabei, dem berühmten protestantischen elsässischen Ethiker Albert Schweitzer den katholischen badischen Ethiker Reinhold Schneider zur Seite zu stellen. Beide zusammen vermögen das Leben am Oberrhein aus neuerem ethischen Denken vertieft zu beleuchten. Sie sind auf verschiedenen Wegen — doch gab es auch einige persönliche Begegnungen — zu einer „heroischen Ethik“ gelangt, wie in der folgenden Abhandlung dargelegt wird.
Kurt Georg Kiesinger - Kindheit und Jugend im gemischtkonfessionellen und gemischtdiözesanen Umfeld
(2004)
Der Kaufmann Christian Kiesinger, geboren am 11. September 1876 in Michelfeld, Gemeinde Oberdigisheim lernte Dominika Grimm, geboren am 16. Juli 1878 in Bubsheim in Ebingen kennen, wohin seine Eltern arbeitsbedingt gezogen waren. Dort arbeitete Dominika im Hause seines Arbeitgebers, um den städtischen Haushalt kennenzulernen. Michelfeld und die umliegenden Gemeinden waren seit Jahrhunderten württembergisch und damit evangelisch geprägt, Bubsheim ebensolange vorderösterreichisch und somit katholisch. Christian Kiesinger und Dominika Grimm waren beide von ihrem Glauben zutiefst geprägt und standen vor einer schmerzhaften Entscheidung sich für die Trauung und Erziehung der Kinder in einer Konfession entscheiden zu müssen. Dominika war klar, eine nichtkatholislche Trauung bedeutet den Verlust von Heimat und Familie, so gut wie den Ausschluß aus der Gemeinschaft der Kirche, in deren Geflecht Familie und Verwandtschaft lebte.
"Ein badischer Aloisius"
(2004)
Im Jahr 1950 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Leuchtende Schar. Ein kleines Heiligenbrevier für junge Menschen“ von Albert Krautheimer und Karl Becker. Unter dem 21. Juni findet sich ein Brief an den heiligen Aloysius von Gonzaga. Darin klagt der Verfasser dem Heiligen sein Leid: Er sei durch seine Erzieher frühzeitig auf ihn aufmerksam gemacht worden, habe an den Aloysianischen Sonntagen teilgenommen und ihn so kennen, aber nicht lieben gelernt. Sechsmal habe er angefangen, die Lebensbeschreibung zu lesen, sei aber nie über das erste Fünftel hinausgekommen, denn: „Wenn man sich gerade einmal
freuen wollte, dass du auch ein ‚Mensch aus Erde' warst, dann wurde diese Tatsache vom Verfasser umgehend bedauert. Deine harmlosesten Bubenstreiche wurden als beweinenswerte Sünden hingestellt. Hätten wir dem Autor geglaubt, dann wären wir Buben insgesamt schon damals Schwerverbrecher gewesen. [...] Hätte man uns die Freude über dein echt jungenhaftes Verhalten im Feldlager gelassen, wir wären bestimmt deine besten Kameraden geworden. [...] Aber man ließ uns nicht Kameraden werden [...] man paukte uns ,die Moral von der Geschicht' ein, bis wir nicht mehr wussten, ob du oder wir oder unsere Erzieher einen Knacks hätten. Kurzum: man trieb einen Keil zwischen uns, anstatt uns zusammenzuführen.‘“ Und später heißt es in dem fiktiven Brief: „Überhaupt, man wollte aus dir einen Schmachtlappen machen, einen Trottel,
der weltflüchtig wurde, weil er mit der Welt nicht fertig wurde.“ Der Verfasser des Briefs solidarisiert sich also mit Aloysius.
Das gotische Kreuz aus dem Benediktinerkloster St. Trudpert und das Benediktinerkloster Mariastein
(2004)
Vom 18. Oktober bis 9. November 2003 wurden im Augustiner-Museum zu Freiburg im Breisgau die zwei mittelalterlichen Kreuze, beides hochwertige Goldschmiedearbeiten, die einst der breisgauischen Benediktinerabtei St. Trudpert in Münstertal Schwarzwald gehört hatten, ausgestellt. Das ältere, das so genannte Niello-Kreuz aus dem 12. Jahrhundert, befindet sich noch heute am ursprünglichen Ort als Eigentum der Pfarrgemeinde von St. Trudpert in Münstertal. Das andere, — es stammt aus dem 13. Jahrhundert, — kam über Umwege in die staatliche Ermitage St. Petersburg. Von diesem Kreuz ist aber auch bekannt, dass es eine Zeitlang im Besitze des Benediktinerklosters Mariastein war. Allerdings sind die Umstände des Erwerbs unklar. Über den Verkauf dieses gotischen Kreuzes blieb jedoch im Kloster Mariastein die Überlieferung erhalten, dass es in der Zeit des Aufenthaltes der aus Mariastein vertriebenen Mönche in Delle (1875-1901) verkauft wurde. Im Folgenden soll diesen verwickelten Spuren etwas nachgegangen werden, um etwas Klarheit zu schaffen, auch wenn einige Fragen offen bleiben müssen.
Die Erzabtei St. Martin in Beuron zog mit ihrer Liturgie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unzählige Menschen in ihren religiösen Bann, darunter Schriftsteller und Philosophen wie Romana Guardini, Max Scheler, Martin Heidegger und Edith Stein. Selbst Edmund Husserl, der Begründer der Phänomenologie, äußerte 1934 einmal den Wunsch, nach Beuron zu fahren. Bei den Mönchen trafen sie auf aufgeschlossene Gesprächspartner. Erwähnt seien nur die Mitbrüder, die sich durch eine besondere philosophische Begabung auszeichneten: P. Placidus Pflumm, P. Anselm Manser, P. Alois Mager und P. Daniel Feuling. Pater Daniel lebte für die Philosophie, aus der wiederum seine Liebe zur Theologie und sein Eifer für die Seelsorge erwuchsen. Wer war Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB?
„Freiburg hat, was alle suchen“. Mit diesem nicht gerade zurückhaltenden Slogan machte die Stadt Freiburg vor einigen Jahren Tourismuswerbung. Ich weiß nicht, ob der Spruch noch offiziell in Gebrauch ist, aber mit seiner Anwendung auf die Freiburger Musikgeschichte gäbe es ohnehin gewisse Schwierigkeiten. Was Freiburg nämlich, anders als von dieser Werbung verheißen, nicht zu bieten hat, sind die ganz bedeutenden Ereignisse oder die ganz großen Namen in seiner Musikgeschichte. Allerdings dürften hiernach wohl auch kaum alle suchen, sondern höchstens ein paar Spezialisten — was die Glaubwürdigkeit des zitierten Werbespruchs zusätzlich in Frage stellt. Daß es in dieser ansonsten in vielerlei Hinsicht sehr begünstigten Stadt an großen Musikerpersönlichkeiten und bedeutenden Ereignissen mangelt, hat die örtliche Geschichtsschreibung schon längst dazu veranlaßt, ihr Augenmerk auf die „sekundären Bedeutsamkeitsmerkmale“ zu richten. Und hier gibt es denn doch manches Interessante zu erzählen. Zum Beispiel, daß Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1837 auf seiner Hochzeitsreise ein paar Tage in Freiburg logierte — in einem Hotel am Münsterplatz, nur ein paar Schritte von hier — und sogar ein bißchen komponiert hat.
Wer die äusseren Zeremonien nicht auf das Sorgfältigste verrichtet, und zwar „mit seel und leyb..., der kan oder wil nit, Gott seinem Herrn, wie er schuldig, recht Christlich im gaistlichen Stand, der zuer vollkommenhait geordnet ist, dienen“. Die Befolgung des Kirchenjahres in Liturgie, frommem Brauchtum und entsprechenden asketischen Übungen gilt nicht nur dem allgemeinen Gedächtnis der Heilstaten Jesu Christi, sondern mehr noch der indi- viduellen Sicherung der Gottesbeziehung. Mit diesen persönlichen Gedanken leitet der Freiburger Theologieprofessor Jodocus Lorichius seine deutsche Übersetzung „Ordnung Täglicher Caeremonien und gebräuchen Cistertzer Ordens“ ein, die er den Zisterzienserinnen in „Güntersthal bey Freiburg“ widmet. Deren einzige Handschrift mit über 320 Quartblättern (1582/83) befindet sich in der Stiftsbibliothek zu St. Gallen.
Die Handschrift L 89 mit dem „both der göttlichen myltigkeit“ befindet sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Äbtissin Barbara Veus, die das Kloster Lichtenthal in der schwierigen Zeit von 1551 bis 1597 regierte, widmet in einer Schlußschrift dieses Buch dem Konvent mit dem Hinweis, sie habe es für ihn zusammen mit einer Mitschwester geschrieben. Leider fügt sie nicht hinzu, ob sie es unmittelbar aus dem Lateinischen ins Alemannische übertragen oder aus einer bereits vorhandenen Übertragung übernommen hat. Ihre Ausbildung als Tochter des Badischen Kanzlers Hieronymus Veus und die gelegentlich originelle Wortwahl lassen jedoch vermuten, daß sie die Übersetzerin war. Als Vorlage diente wahrscheinlich die Edition des Kölner Kartäusers Johannes Landsperg von 1536. Dies ergibt sich durch einen Vergleich mit der deutschen
Übertragung von Michael Sintzel.
Der Kraichgau gilt seit jeher als die Region des ritterschaftlichen Adels in Süddeutschland. Schon Reinhard v. Gemmingen zählte im Jahre 1631 für den Raum 81 verschiedene Geschlechter auf (Mone 1857:391f.). Ministerialische Dienste für die
nahe gelegenen Mächtigen (Kurpfalz, Baden, Württemberg und die Hochstifte Speyer, Worms, Mainz und Würzburg) brachten diversen Familien Lehen, Vermögen und Ansehen, jedoch auch Abhängigkeit. Die geografische Lage zwischen den Mächten verhalf aber auch zu einer gewissen Freiheit, die je nach Epoche, familiärer bzw. finanzieller Möglichkeit und Risikobereitschaft ganz unterschiedlich genutzt wurde.
Im Vergleich mit dem Bild des Universums, das uns die moderne Wissenschaft vermittelt, war die Vorstellung vom Kosmos zu der Zeit als das Münster gebaut wurde, noch recht anschaulich und übersichtlich. Diese Vorstellung vom Weltengebäude wurde um 1360 am nördlichen Chorportal des Freiburger Münsters in ein außergewöhnliches Bild gefaßt, in dem sich die aus dem Glauben geschöpfte Weltsicht mit naturphilosophischer Erkenntnis verbindet. Es ist Teil einer Szenenfolge, die dem Gläubigen die Erschaffung der Welt nach dem Buch Genesis der Bibel bildhaft vor Augen führt (Abb. 1). Auf ganz eigenem Wege löste der Bildhauer dabei das Problem, für die Darstellung der Erschaffung von Sonne, Mond und Sternen ein anschauliches Bild zu finden. Er bemühte dabei weder die Allegorie — die Sonne als antiker Sonnengott Sol mit Fackel und Strahlenkranz, bzw. den Mond als Luna mit einer Sichel im Haar — wie Beispiele aus der zeitgenössischen Buchmalerei zeigen, noch finden wir die davon abgewandelte stilisierte Sonnenscheibe bzw. Mondsichel mit menschlichem Antlitz, wie wir sie beispielsweise vom Straßburger Münster kennen.
Seit einigen hundert Jahren steht im Süden der Gemarkung des Dorfes Stebbach
nahe der ehemaligen Grenze zu Württemberg in der Eselshohl, einem rund 200 m
langen Abschnitt des Niederhöf er Weges, ein schmuckloses, grob aus Sandstein
gehauenes Steinkreuz. Zwischenzeitlich schien es verschwunden zu sein, denn
Jahrzehnte lang war es nicht mehr zu sehen. Irgendwann - vermutlich in den 60er
Jahren des vergangenen Jahrhunderts - war das Steinkreuz aufgrund äußerer Einwirkungen
oder mangelnder Standfestigkeit umgefallen, ohne dass jemand davon
Notiz genommen hätte, und rutschte die Böschung des Hohlwegs, sich tiefer in die
Erde eingrabend, bis zur Sohle hin ab. Jeglichen Einflüssen, selbst modernsten
landwirtschaftlichen Maschinen, ja sogar dem den Sandstein angreifenden und so
zerstörend wirkenden sauren Regen trotzend, überstand es unbeachtet und überwuchert
von üppigem Pflanzenwuchs im Kraichgauer Lös. Erst im Februar 1998
wurde es von Wolfgang Rein, einem Stebbacher Landwirt, der den genauen Standort
des Steinkreuzes kannte, auf Bitten von Günter Walter aus Stetten ausgegraben
und damit wieder zugänglich gemacht.
Ausgiebig wird 2005 des 200. Todestages Friedrich Schillers gedacht. Auch Marbach
begeht das Gedenkjahr mit Veranstaltungen, blickt allerdings schon auf das Jahr 2009,
den 250. Geburtstag Schillers, der für die Geburtsstadt des Dichters sicher das wichtigere Datum ist.
Manche missgönnen Marbach den Ruhm der Geburtsstadt, oft mit dem Argument, Schiller habe nur vier Jahre seines Lebens in Marbach verbracht und sei daher
kein Marbacher. Dem muss ein Familienforscher natürlich energisch widersprechen,
denn Schillers Mutter Elisabetha Dorothea Kodweiß war eine Marbacher Bürgerstochter aus einer seit Jahrhunderten in der Stadt ansässigen Familie. So lassen sich,
auch über mütterliche Linien und einschließlich der Eltern Schillers, mindestens
14 direkte Marbacher Vorfahren nachweisen.
Zur Schillergenealogie gibt es seit über 100 Jahren eine Fülle von Literatur, wovon
der größte Teil im Umfeld der Feier des 100. Todestages im Jahr 1905 entstanden ist.
Zum Teil handelt es sich um seriöse Forschungen, zum Teil werden aber auch gedruckte Forschungsfehler immer wieder abgeschrieben. Hauptsächlich konzentrierte
sich die Forschung auf die Stammlinie Schiller, allenfalls war noch die Familie Kodweiß interessant. Viele Vorfahren aus mütterlichen Linien sind so bis heute nur fragmentarisch erforscht. Eine erste größere Ahnenliste lieferte 1928 Band 55 des Deutschen Geschlechterbuchs.
Nachdem die Markgrafschaft Baden nach dem 30-jährigen Krieg im Jahre 1648 Grenzland zu Frankreich geworden war, begann für die rechtsrheinische Bevölkerung eine Jahrzehnte dauernde schwere Leidenszeit. Die Expansionspolitik Ludwig XIV. von Frankreich löste eine Folge von zerstörerischen Kriegszügen aus. Nach dem Eroberungskrieg gegen Holland von 1672 bis 1679 und dem Bau der großen Festung Fort Louis gegenüber von Stollhofen ab 1687 wurde unser Gebiet jahrzehntelang mit Versorgungsforderungen und brutalen Plünderungen ausgehungert. Unsere Vorfahren waren in diesen Notzeiten hilflos und ohnmächtig. In solchen Tagen und Stunden, in denen der Mensch eines Trostes und des Glaubens an eine bessere Welt, an das Jenseits und an eine ausgleichende Gerechtigkeit bedarf, hält ihn allein die Hoffnung und der religiöse Glaube aufrecht. Es verwundert daher nicht, dass die damalige Kapelle in der Ortsmitte von Neuweier, gestiftet im Jahr 1329, ein vielbesuchter und trostspendender Ort geworden war.
1938: die Neumühler Frauen
(2005)
Widerstand gegen das Regime der Nationalsozialisten im Hanauerland? Diese Bewertung geht Zeitzeugen zu weit. Aber Auflehnung gegen das so genannte Dritte Reich hat es gegeben. Neumühl, 1938: Die Kinderschwester Gertrud Hammann wird mitten aus dem Spiel mit den Kindergartenkindern gerissen. Auf Geheiß des Bezirksamtes muss der Bürgermeister der damals 28-Jährigen vor den Kindern eröffnen, dass er sie wegen ihrer jüdischen Abstammung sofort entlassen müsse und der Kindergarten zu schließen sei. Fünf Jahre hatte sie davor zur Zufriedenheit der Neumühler Frauen, insbesondere des Evangelischen Frauenvereins, und in guter und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem damaligen Bürgermeister in
dieser Einrichtung gearbeitet. Die Diakonisse und ihr Mutterhaus in Mannheim hatten Stillschweigen bewahrt über den Vater Gertrud Hammanns, ein Jude, der zum evangelischen Glauben übergetreten war. ,,Irgendein Menschenkind vom Ort hat meine halb(!)-jüdische Abstammung entdeckt und an entsprechender Stelle bekannt gegeben", schrieb Hammann in ihren Erinnerungen. Und sie berichtete weiter: ,,So wie damals, als ich in den Ort kam, von den Frauen im geschmückten Landauer abgeholt, so begleiteten sie mich jetzt an die Bahn, wo ich zurück in mein Mutterhaus fuhr."
Der 2. Weltkrieg war mit dem Waffenstillstand vom 8. Mai 1945 offiziell zuende gegangen. Die Alliierten hielten das frühere "Großdeutsche Reich" besetzt. Die Regierungsgewalt übernahmen deren Oberbefehlshaber in den Besatzungszonen; in der französischen Zone des alten Landes Baden und im späteren Land Württemberg-Hohenzollern war das der französische General Koenig. Der Berliner "Vier Mächte-Erklärung" folgend, wurden im Juni 1945 der alliierte Kontrollrat gebildet und deutsche Verwaltungsbehörden eingesetzt. Bis September 1945 wurde für Baden bestimmt, dass die Besatzungsgrenzen auch Verwaltungsgrenzen sind; damit sah sich das Land in zwei Teile zerschnitten. Die französische Militärregierung nahm ihren Sitz in Freiburg, und dort entstand auch die (süd)badische zivile Landesverwaltung mit Ministerien nach französischem Muster. Leo Wohleb, ehemals Lehrer am Donaueschinger Gymnasium und Bruder des uns bereits bekannten J .L. Wohleb. wurde im Dezember 1946 von den Franzosen als Staatspräsident eingesetzt und 1947 parlamentarisch bestätigt. Schon im März 1946 war ein Obergericht gebildet und Karl Siegfried Bader, inzwischen Universitätsprofessor, zum Generalstaatsanwalt berufen worden (WEINACHT & SAUER 1979: 207 ff).
Die Dörfer im Ried nehmen innerhalb der zersplitterten reichsritterschaftlichen Gebiete am Oberrhein eine Sonderstellung ein. Sie waren über zweihundert Jahre lang, vom späten Mittelalter bis nach dem Dreißigjährigen Krieg, unter der Herrschaft der Freien Reichsstadt Straßburg, gehörten zum Straßburger Landgebiet als „überrheinische Dörfer" wie die Amtsbezeichnung lautete. Doch die Beziehungen zu Straßburg, diesfalls zum Bistum Straßburg, sind weit älter. Um 1300 war Nonnenweier ein Kondominat, an dem das Bistum einen Anteil hatte, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation einen anderen. Bei allem Wechsel der Besitzverhältnisse und Anrechte - die Herren von Windeck und die von Geroldseck erwarben Rechte - setzten doch die Bischöfe von Straßburg ihre Ansprüche durch, bis 1401 das Bistum seinen Anteil an Nonnenweier an die mächtiger gewordene Freie Reichsstadt Straßburg verpfändete. Von da an waren die Dörfer Teil der „Landpflegerei" unter der Herrschaft des Magistrats Straßburgs. Erst 1663 sah sich der Magistrat, durch die Verschuldung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg, genötigt, die Dörfer rechts des Rheins zu verkaufen. Einer der militärischen Führer der protestantischen Partei im Dreißigjährigen Krieg, Johann Christoph von der Grün, Oberst und früher Adjudant Bernhards von Weimar, kaufte alle Rechte an Nomnenweier, Niederhausen, Allmannsweier und Wittenweier für 24.000 Reichsgulden.
Herzog Eticho (Atticus, Attich, Adalrich u.a.) ist einer der wenigen namentlich bekannten Herren im Elsaß in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, ein bedeutender Alemannenfürst vertreten in den Stammtafeln vieler später berühmter Herrschergeschlechter, belehnt vom Merovinger König mit weiten elsässischen Regionen, mit seiner Residenz in Oberehnheim. Er war verwandt mit dem Bischof Leodegar von Autun — also auch er einer der Christen als Konsequenz aus der Konversion des Frankenkönigs Chlodwig, der in der Schlacht gegen die Alemannen 496/97 seine Bekehrung zum christlichen Glauben gelobt hatte, falls der „stärkere Gott“ ihm zum Sieg verhelfe. Dies war inzwischen 1 1/2 Jahrhunderte her; es ist kaum zu vermuten, daß in dieser Zeit der Samen des Evangeliums in religiösem Lebensstil und in Humanität überall schon zur Blüte und Frucht herangereift sein konnte. Immerhin, Eticho heiratete die Nichte des oben genannten Bischofs Leodegar (der 685 als Märtyrer starb): Bethsvinda oder Berswinda (vgl. Thomas Zotz über die Etichonen im Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, Sp. 57). Eticho und Bethsvinda bekamen Kinder, 657 (oder 661 ?) ein kleines Mädchen. Aber es wurde blind geboren. Eine Strafe des Himmels? Der Herzog ließ durch Herolde kundtun, seine Frau habe ein totes Kind zur Welt gebracht; er hatte jedenfalls einen kräftigen, schönen Jungen erwartet. Und nun ein blindes Mädchen, ein Schandfleck der Familie, kein passender Nachwuchs für den „Schwertadel“. Es ist freilich doch kaum zu glauben, der enttäuschte Vater habe tatsächlich befohlen, das Mädchen zu töten. Immerhin konnte die Mutter ihre Tochter in Sicherheit bringen, erst in Scherwiler bei Schlettstadt, dann im Kloster von Baúme-les-Dames in der Franche Comté (im Doubs-Tal), wo das Mädchen gute Pflege und eine besondere schulische Bildung erfuhr.
Die Mühlen in Willstätt
(2005)
Die Entwicklungsgeschichte der Mühlen begann mit dem Anbau von Getreide durch sesshaft gewordene Nomaden. Die Zerkleinerung des Getreides geschah mit Hilfe von Reibsteinen. In der nächsten Entwicklungsstufe wurden der Dreh- und Läuferstein mit einer Deichsel ausgerüstet und in immerwährendem Kreislauf durch Tierkraft angetrieben. Das Getreide wurde zwischen den Steinen zermahlen. Auch Menschen wurden für diese Arbeit eingesetzt. Die Erfindung des Wasserrades bedeutete in der Mühlentechnik einen weiteren Fortschritt. Die erste Wassermühle in Deutschland soll an der Mosel gelegen haben. Durch die günstige Lage der Kinzig konnte die Wasserkraft in Willstätt sehr früh ausgenutzt werden. Durch die geographisch-zentrale Lage gewann Willstätt als Marktflecken früh an Bedeutung. Die umliegenden Dörfer waren von Landwirtschaft geprägt, während Willstätt ein Handwerkerdorf war und seit dem frühen 17. Jahrhundert das Marktrecht besaß.
Im Oktober 2002 wäre Schwaigern fast
in „de-Ponte-Stadt" umbenannt worden.
In der Stadtkirche, im Rathaus, in
der Martinskirche waren Dutzende von
Werken des Künstlers Josef de Ponte
ausgestellt gewesen. Hunderte von Gästen
aus nah und fern waren gekommen,
Honoratioren aus Politik, Wirtschaft
und Kirche waren neben vielen
Freunden und Bekannten de Pontes erschienen.
Wie kam es dazu?
Der Schweizer Hof
(2005)
Als Oberbürgermeister Paul Metzger am 21. Juni 2002 in Anwesenheit zahlreicher
Ehrengäste und unter reger Beteiligung der Bürgerschaft das neue stadt- und regionalgeschichtliche
Museum der Stadt Bretten im Schweizer Hof eröffnete, lag hinter
allen Beteiligten eine mehrjährige arbeitsintensive Vorbereitungszeit. Gut fünf Jahre
vorher, im Frühjahr 1997, hatte der Schweizer Hof noch eher einer Ruine, als einem
in irgendeiner Weise nutzbaren Gebäude geglichen. Enorm waren die Sanierungsanstrengungen,
die in der Zeit seither zu erbringen waren.
Im Alter von 90 Jahren verstarb am 25. Juni 2005 in Bretten Prof. Dr.-Ing. Erwin Huxhold. Mit ihm verlor nicht nur der Heimatverein Kraichgau ein verdienstvolles Ehren- und Beiratsmitglied, sondern der Kraichgau insgesamt einen sowohl in der
Fachwelt als auch bei den interessierten Laien gleichermaßen anerkannten und geschätzten Hausforscher.
Nicht nur die markante Form mit dem achteckigen Fachwerk-Turmaufsatz und
dem doppelten Zwiebeldach ist es, was die Gochsheimer St. Martinskirche so einzigartig
erscheinen lässt. Es ist vor allem auch die dominierende städtebauliche Situation:
egal von welcher Seite aus man sich Gochsheim nähert, die alles überragende
Kirche ist der Mittelpunkt, ist der Höhepunkt. Mir ist kein vergleichbar
prägnantes städtebauliches Ensemble bekannt.
In einem "kurzen Rückblick auf den Weg des Vereins"" konnte der Verfasser nur über "spärlich fließende Quellen" während des Dritten Reiches berichten (Reichelt 1970: 14 f). Seit Beginn der systematischen Durchsicht und vorläufigen Inventarisierung des Vereinsarchivs (2000-2003) und seiner Überführung in die Geschäftsstelle des Vereins wurden aber aufschlussreiche Akten der Jahre 1932-1945 gesichtet. so dasss nun erstmals ein genaueres Bild dieser Zeit rekonstruiert werden kann.
Sickingen in Not
(2005)
Bretten liegt an einer Heerstraße. Auch Sickingen, Eppingen oder Flehingen und
Zaisenhausen. Die in der Leipziger Völkerschlacht geschlagenen Truppen Napoleons
zogen sich über den Rhein zurück. Baden war als Rheinbundstaat Napoleons
Verbündeter, wechselte aber am 20. November 1813 die Fahnen. Der Großherzog
schloss mit den Alliierten einen Vertrag, nach dem er nicht nur frische Truppen
aufzustellen, sondern auch den Durchmarsch der alliierten Hauptarmee durch das
Land zu unterstützen hatte. Noch nie hatte der Kraichgau eine solche Truppenmassierung
erlebt, die zu beherbergen, versorgen und durchzufüttern war. Eine
ungeheure Last, die - bei der schlechten Sanitätsorganisation und der überforderten
Verwaltung vor Ort - die Landbevölkerung an den Rand der Verzweiflung
trieb. Bruchsal war Garnisonstadt für ein badisches Dragonerregiment; Bretten bekam
ab Mitte November 1813 Militär, es lagen dort 69 Kranke und Verwundete in
Gebäuden zusammengedrängt, ,,bei längerem Aufenthalt sei ihre Verlegung nach
außerhalb der Stadt notwendig", monierte der Brettener Stadtrat. Auch müsse man
Decken und andere Bedarfsgüter anschaffen, ärztliche Hilfe sei zu organisieren,
schrieb das Bezirksamt an das Kreisdirektorium des Enz und Pfinzkreises nach
Durlach.
Der moderne Verein
(2005)
Die unter Fürst Karl Egon III. (seit 1854) eingeleitete und von seinem Domänendirektor Prestinari konsequent durchgesetzte Restrukturierung und Modernisierung der Standesherrschaft Fürstenberg umfasste nicht nur die wirtschaftliche Konsolidierung und eine verbesserte Verwaltungsstruktur. Auch der kulturelle Schwerpunkt, der bei Karl Egon II. noch bei Theater, Oper und Musik gelegen hatte, erfuhr einen grundlegenden Akzentwechsel. Aus dem 'Musenhof' wurde durch den Ausbau und die Aufwertung von Archiv, Bibliothek und Sammlungen ein hochgeschätztes Zentrum wissenschaftlicher Forschung. Zugleich wurden die lnstitute für Kunst und Wissenschaft für die Benutzung durch die Öffentlichkeit freigegeben und förmlich zur „öffentlichen Bildungsanstalt" erklärt.
Das Kreuz ist das „Siegeszeichen des heilbringenden Leides“. In ihm ist das Heilswerk Christi zusammengefasst. Es ist ein Zeichen der Heilsgegenwart. An einem Haus angebracht wird es für dieses zu einem Weihezeichen, d. h. einem Zeichen des
Segens. Deshalb verbindet sich mit ihm unter anderem auch der Glaube an seine schützende Kraft und als ein Zeichen der Entsühnung (= Befreiung von Sünde und Schuld.) Es wird zu den Leidenswerkzeugen gerechnet.
Das Tympanon am Hauptportal des Münsters Unserer Lieben Frau in Freiburg, geschützt durch die Vorhalle des Westturmes, zeichnet die Fülle seiner Szenen aus; zusammen mit Figuren der Archivolten und Gewände umspannen sie das Ganze der Heilsgeschichte seit Adam und Eva. Der Mittelpfosten des Portals setzt sich im Bogenfeld fort im Kreuze Christi, zu dessen Seiten sich die Teilung der Auferstandenen in Erlöste und Verdammte vollzieht. Das Thema des Jüngsten Gerichts beschließt die Heilstaten Gottes. Die Bilderzählung beginnt auf der linken Seite des unteren Streifens mit Judasszenen und Passion Christi. Dagegen nimmt seine rechte, die südliche Hälfte ein Weihnachtsbild ein. In dessen Mitte liegt Maria auf einem Bett — hinter ihr das Kind in der Krippe, aus der Ochs und Esel futtern. Josef sitzt rechts davon am Fußende, rechts außen schließt sich die Verkündigung der großen Freude an den Hirten mit seinen Tieren an; nach links — wo wir byzantinischer Tradition gemäß die Bildformel „Bad des Erlöserkindes“ erwarten dürfen — beschließt die Szene die hohe Gestalt einer einzeln stehenden gekrönten Leuchterfigur. Ihrer Deutung und Bedeutung gilt unsere Untersuchung.
Vor 300 Jahren haben die Villinger Bürger mit dem Bau der Lorettokapelle an der Hammerhalde begonnen. Damit dankten sie Gott für die glücklich überstandene sechstägige Belagerung der Stadt durch die Truppen des Französischen Marschalls Graf Camille de Tallard während des spanischen Erbfolgekrieges. Im Jahre 1705 war die Kapelle fertiggestellt. 299 Jahre nach der Belagerung machte sich in Villingen Dietmar Kempf ans Werk. Im Sommer 2003 begann er mit dem Bau eines detailgenauen Modells der Lorettokapelle im Maßstab 1:25.
Das Forschungsprojekt „Das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts" bietet eine bequeme Bestandsaufnahme zur Barockliteratur in zahlreichen einschlägigen Bibliotheken. Bei diesem Projekt wurden schon viele Druckwerke erfasst, die bisher unbekannt geblieben und allenfalls über eine langwierige Suche in wenig erschlossenen Bibliotheken zu finden waren. Auf diesem Wege ließen sich jetzt auch einige neue Arbeiten von Quirin Moscherosch zu Tage fördern. Sie bestätigen in vielen Punkten das Gesamtbild des Autors, so wie es zuletzt W.E. Schäfer gezeichnet hat, teilweise korrigieren und ergänzen sie dieses Bild. Zudem liefern diese Funde weitere Bausteine für eine bisher noch ausstehende umfassende Bibliographie des Autors, der als jüngerer Bruder des Satirikers Johann Michael Moscherosch in dessen Werken -
unter dem Pseudonym Reiner von Sittewald - mit seinen ersten Gelegenheitsgedichten bekannt wurde.
Im Jahre 1795 sollte der französische Gesandte in Hamburg, der aus Schorndorf stammende Karl Friedrich Reinhard, für ein vom Konvent beschlossenes Nationalinstitut der Künste und Wissenschaften ausländische korrespondierende Mitglieder aus
Deutschland vorschlagen. Auf der Liste, die Reinhard daraufhin nach Paris sandte,
stand an erster Stelle der berühmteste Gelehrte der Zeit, der Königsberger Philosoph
Immanuel Kant. Darauf folgten Professoren aus Göttingen und sonstige norddeutsche Persönlichkeiten, aber auch noch Namen aus seinem heimatlichen Württemberg, darunter Friedrich Ferdinand Drück, der in Stuttgart Geschichte und Geographie lehrte. Durch den Platz auf der Liste ließ Reinhard zwar den Rangunterschied
deutlich werden, aber allein die Nennung der Schwaben war als Auszeichnung zu
werten.
Dieser Friedrich Ferdinand Drück wird in der Oberamtsbeschreibung von 1866
unter die ausgezeichneten Männer gezählt, deren Wiege in Marbach stand. Und er
gehört wie Friedrich Schiller, Tobias Mayer und Karl Georg von Wächter zu jenen,
die ihren Geburtsort schon in früher Jugend verlassen haben. Dass Drück von allen
am wenigsten im Gedächtnis geblieben ist, hängt damit zusammen, dass die Erinnerung an das unmittelbare Wirken eines Lehrers spätestens mit seinen Schülern erlischt.
Eine Sammlung der Briefe dieses Marbachers an verschiedene Empfänger konnte
vor einiger Zeit vom Stadtarchiv Marbach erworben werden. Dadurch wurde es möglich, einiges über diesen Mann zu erfahren, der zu seinen Lebzeiten zu den herausragenden Gelehrten in Deutschland gezählt wurde und den noch 1904 ein Landeskundler den »gediegensten Humanisten, den Württemberg seit den Tagen der
Renaissance hervorgebracht hat« genannt hat.
Ein Wetterläuten in Wiesloch
(2005)
Unwetter jeder Art stellten für die Menschen in früherer Zeit eine extreme existenzielle
Bedrohung dar. Hagelschauer konnten eine ganze Ernte vernichten und damit
den Menschen ihre Lebensgrundlage rauben. Durch Blitzschläge verursachte
Brände äscherten oft ganze Siedlungen ein. Kein Wunder also, dass die Menschen
nach Maßnahmen suchten, die sie vor den Folgen von Unwettern schützen sollten.
Diese Bräuche unterschieden sich oft je nach Region. Die am weitesten verbreitete
Schutzmaßnahme war das Wetterläuten. Nach altem Aberglauben waren Unwetter
Hexen- oder Teufelswerk. Dem wollte man die Macht geweihter Glocken entgegen
setzen. In schriftlichen Überlieferungen lässt sich das Wetterläuten etwa seit dem
14. und 15. Jahrhundert nachweisen. Auch für den Kraichgau gibt es ein interessantes
Dokument zu diesem Thema.
Durch die Heidelberger Dissertation von Ralf Fetzer „Untertanenkonflikte im Ritterstift
Odenheim", 2001 (S.67) hat sich die Meinung verbreitet, in Eichelberg sei
der Weinbau schon 1002 nachweisbar. Fetzer verweist auf Karl Müller „Geschichte
des badischen Weinbaus", 21943 (S.163 f.). Aber Müller hat eine Urkunde des Jahrs
1102 aus Remling „Zur Geschichte der Bischöfe von Speyer" falsch verwertet. Im
Jahre 1002 hat der Kaiser seinen Hof Rothenfels dem Bischof von Speyer geschenkt,
jedoch nahm den der Graf im Uffgau. 1102 ist der Hof wieder im Besitz
des Kaisers, er hat sogar noch dazu gekauft. Wieder schenkt er Rothenfels - mit
Zubehör in elf genannten Orten. Darunter ist ein Eichelbach, nicht Eichelberg! Eichelbach
konnte nur, wie die anderen Orte, im Uffgau liegen. Es ist ein ausgegangenes
Dorf.
Das Freiburger Studienseminar und die Gymnasiallehrerausbildung in Baden-Württemberg (Teil 2)
(2005)
Nach dem militärischen Zusammenbruch Deutschlands übernahm die französische Armee die Staatsgewalt im Südwesten des untergegangenen Reiches. In Freiburg, nunmehr Hauptstadt des Lande Baden (Pays de Bade), das zusammen mit Südwürttemberg-Hohenzollern und Rheinland-Pfalz die französische Besatzungszone bildete, residierte die Délégation Supérieure pour le Gouvernement Militaire de Bade. Sie unterstand wiederum dem Gouvernement Militaire de la Zone Francaise d'Occupation in Baden-Baden mit General Koenig als Oberbefehlshaber.
Als eine Oase der Ruhe neben der quirligen
Rietstraße zeigt sich das Franziskaner-Kultur -
zentrum mit seinem Museum. Doch der äußere
Anschein trügt: Museen, und Villingen macht hier
keine Ausnahme, waren in den vergangenen Jahren
von umgreifenden internen Umwälzungen betroffen, ein Prozess, der immer noch anhält.
Es waren hochgestimmte Zeiten, als der Bau -
komplex – zum wiederholten Male seit seiner
Auflösung als Kloster vor rund 200 Jahren – einer
neuen Nutzung zugeführt wurde, die mit der Er -
öffnung der Fastnachtsabteilung 2000 ihren Ab -
schluss fand. Die stadtgeschichtlichen Abteilungen
waren neugestaltet, die frühgeschichtliche und
volkskundliche Sammlung im Osianderhaus überarbeitet worden.
Fort mit der 5. Kolonne! Raus mit den deutschen Nazis! hieß es Anfang Juni 1945 auf
öffentlichen Kundgebungen der Schweizer Sozialdemokraten und Kommunisten (PdA)
in Arbon, Kreuzlingen und Winterthur. In Schaffhausen kam es zu einem Schaufenstersturm gegen Schweizer Frontisten und deutsche Nationalsozialisten. Demonstriert
wurde auch in Zürich, Davos und im Tessin. Massiv wurden die Thurgauer Behörden
wegen ihrer Langsamkeit bei der Ausweisung deutscher Nationalsozialisten kritisiert,
der Kreuzlinger Bezirksstatthalter Otto Raggenbass musste sich öffentlich rechtfertigen.
Das Thurgauer Kantonsparlament forderte die Kantonsregierung auf, streng durchzugreifen. Es befasste sich zudem mit der Forderung, wie man deutsche Wehrmachtssoldaten, die ihren Wohnsitz in der Schweiz hatten, an der Rückkehr in die Schweiz hindern könnte. In den Ausweisungen sah m an hier wie auch in der übrigen Schweiz die
Chance, das heikle Thema »Nationalsozialismus und Schweiz« rasch zu bewältigen und
abzuschließen. Bestraft wurden auch aktive Schweizer Nationalsozialisten, die sich für
den Anschluss der Schweiz an Deutschland ausgesprochen hatten. Wenn sie sich nach
Deutschland abgesetzt hatten, wurden sie ausgebürgert.
Es wird über drei für Baden-Württemberg neu aufgefundene Wanzen-Arten berichtet: die Pentatomide
Dyroderes umbraculatus (Fabricius, 1775), die Lygaeide Oxycarenus (Euoxycarenus) pallens (Herrich-Schaeffer, 1850) und die Miride Trigonotylus pulchellus (Hahn, 1834). Die beiden erstgenannten Arten sind
neu für Deutschland. Alle Funde stammen aus dem
Oberrheingebiet (Raum Karlsruhe-Mannheim). Die
Verbreitungsgebiete der drei Arten haben ihre Zentren
im Mittelmeergebiet bzw. der pannonischen Region.
Das Großherzoglich-badische provisorische Regierungs-und Kammerprotokoll vom 6. Juni 1807 hielt folgenden Sachverhalt fest: ,, ... dass nach der Verordnung des höchstseligen Kaisers Joseph alle überflüssigen Kapellen in Breisgau und Ortenau aufgehoben und ihr Vermögen zum Religionsfond gezogen werden, daher die Zahl, Besonderheit und Vermögensstand aller
überflüssigen Kapellen zu erheben und bei jeder die Bemerkung beizufügen sei, zu was für einen Gebrauch die Gebäude derselben bestimmt werden könnten."
Martin Heidegger (1889-1976) studierte in Freiburg im Breisgau als Alumne des erzbischöflichen ,Collegium Borromaeum‘ ab dem Wintersemester 1909/1910 vier Semester katholische Theologie, verließ dann aber das Collegium und wechselte im WS 1911/12 zum Studium der Mathematik, Geschichte und Philosophie. Fünfzig Jahre später ruft der sonst nur spärlich aus seiner Biographie erzählende Philosoph gleich zweimal seinen Dogmatikprofessor Carl Braig (1853-1923) in Erinnerung. Dem Theologen Eugen Biser empfiehlt er etwa zur selben Zeit: „Lesen Sie Braig!“ Im letzten Jahr seiner Freiburger Gymnasialzeit stieß Heidegger auf Braigs Lehrbuch „ Vom Sein. Abriß der Ontologie“ (Freiburg 1896), im Wintersemester 1910/1911 hörte er erstmals eine dogmatische Vorlesung bei Braig. Von ihm ging, sagt der alte Heidegger, „die entscheidende und darum in Worten nicht faßbare Bestimmung für die spätere eigene akademische Lehrtätigkeit“ aus. Jede Vorlesungsstunde Braigs wirkte die langen Semesterferien hindurch auf Heidegger, die er „stets und ununterbrochen bei der Arbeit im Elternhaus (s)einer Heimatstadt Meßkirch verbrachte.“